Grit« L,

Dienstag, 30. Juli 183r.

9h. 175

Englands Marine-Bauprogramm

London . Der diplomatische Korrespondent des »Daily Herald" behauptet in der Lage zu sein, den Bauplan der britischen Admiralität für die nächsten sieben Jahre mitteilen zu können. Das Programm, das natürlich elastisch und vorläufiger Art sei, lautet: 1.836: kein Großkampfschiff, drei Kreuzer, neun Flotillenführer und Zerstörer, drei U-Boote, kein Flugzeugmutterschiff: 1937: fünf Großkampfschiffe, fünf Kreuzer, neun Flotillenführer und Zerstörer, drei U-Boote, ein Flugzeugmutterschiff; 1938: drei Groß­kampfschiffe, fünf Kreuzer, neun Flotillen­führer und Zerstörer, drei U-Boote, kein Flug­zeugmutterschiff; 1939: ein Großkampf­schiff, fünf Kreuzer, neun FlotiUenführer und Zerstörer, drei U-Boote, ein Flugzeugmutter­schiff; 1940: e i n G r o ß k a m p f s ch i f f, fünf Kreuzer, neun Flotillenführer und Zerstörer, drei U-Boote, kein Flugzeugmutterschiff; 1941: ein

Großkampfs chiff, fünf Kreuzer, neun Flotillenführer und Zerstörer, drei U-Boote und ein Flugzeugmutterschiff; 1942: einGroß- kampfschiff, fünf Kreuzer, neun Flotillen­führer und Zerstörer, drei U-Boote, kein Flug­zeugmutterschiff, zusammen zwölf Groß- kampfschifse, 33 Kreuzer» 6 3 Flo- tillenführer und Zerstörer, 21 U-Boote und drei Flugzeugmut­terschiffe. Unter Berücksichtigung der Kriegsschiffe, die nach den Bestimmungen der Washingtoner und Londoner Flottenverträge während dieser sieben Jahre die Altersgrenze überschreiten, werde die britische Flotte im Jahre 1942 folgende Stärke haben: 14 Großkampfschiffe(1935 15), 72 Kreu­zer(50), 142 Zerstörer(84), 57 U-Boote(39) und 10 Flugzeugmutterschiffe(8).

Japanischer Protest an Rußland Charbin. Der japanische Konsul in Char­ din , Sato, hat.dem sowjetrufsischen Konsul Sla- wuzki eine Protestnote gegen die Beschießung eines japanischen Motorbootes auf dem Amur durch sowjetrusstsches Militär überreicht. Dir Note verlangt in energischem Tone von der Sow­jetregierung Entschädigung und Garantien gegen eine Wiederholung derartiger Angriffe.

Fernbleiben von allen gemeinsamen Beratungen der englischen Dominions hat er heute doch schon mit einer sehr starken Opposition imDail" zu kämpfen, und ein großer Teil seiner ehemaligen Mitstreiter ist bereits wieder zum illegalen Kampfe zurückgekehrt. Es sind die»Blauhemden" des Generals O'Duffy, die dem fascistischen Borbild der Schwarz, und Braunhemden nach­eifern und mit terroristischen Mitteln gegen die englische und die irische Regierung gleichzeitig kämpfen. Was die irische Geschichte so tragisch gemacht hat, war seit jeher der innere Kampf in Irland , der mit derselben Leidenschaft wie der Kampf gegen England geführt wurde. Wann im­mer eir» politische Bewegung in Irland ein- geständnis von den Engländern erreichte, wurde sie von einer neuentstandenen Bewegung der Halb­heit und des Verrats beschuldigt. Und seit jeher herrscht ein erbitterter Kampf zwischen den Ka­tholiken und Protestanten in Irland , der gerade jetzt wieder so blutige Formen angenommen hat. Während England unter der Regierung der Köni­gin Elisabeth bereits protestantisch war, find die Iren der katholischen Kirche treu geblieben, mit Ausnahme Nordirlands , der sogenannten»UI- st e r"-Provinz, deren Bevölkerung zum großen Teil den protestantischen Glauben annahm. Als Folge dieser religiösen Spaltung entwickelte sich ein immer heftigerer Gegensatz zwischen Ulster und Irland , der dazu geführt hat, daß Nordirland nicht dem irischen Freistaat angehört, sondern eine eigene Regierung hat, deren Ministerpräsident Craigavon öfter in London als in Belfast ist, und die treu zu England hält, weil nur die eng­lische Macht Ulster vor dem Haß der Freistaat- Jrcn schützen kann. Wer in Ulster Katholik ist, gilt der dortigen protestantischen Mehrheit als Verbün­deter des irischen Freistaates und ist vor Verfol­gungen Nicht sicher, was dazu geführt hat, daß in Belfast , der nordirischen Hauptstadt, die Katholi­ken in besonderen Straßenvierteln wohnen, weil sie in derZerstreuung" nicht zu leben wagen. Und umgekehrt sind die Protestanten im irischen Frei­staat verdächtig, mit denVerrätern" von Ulster , den englandfreundlichenOrange-Leuten", zu sympathisieren. Und wenn in Belfast Katholiken erschosien werden, dann wendet man, wie es jetzt geschieht, in Dublin , Cörk und Limerick Vergel­tungsmaßnahmen gegen die Protestanten an. Die Neigung der Iren zum romantischen Na­tionalismus hat ein Eindringen sozialistischer Ideen in Irland bisher kaum zugelaffen. Nur in Rordirland hat die Labour-Party in den letzten Jahren einige Fortschritte gemacht, aber ihre Ver­suche, dem mörderischen Kampf der Nationen und Konfessionen Einhalt zu tun, haben bisher wenig Erfolg gehabt. Die Iren haben noch nicht erkannt, daß die Nutznießer dieses Kampfes die englischen Konservativen sind, die Irland umso sicherer beherrschen, je mehr ek sich selbst zerfleischt und die nur auf die Gele­genheit warten, zur Wiederherstellung der Ruhe Truppen in das unruhige Land zu senden.

Ahm Aurednltek

Jawohl, Fräulein Sophie. Ich wollte den Kerl verprügeln, dachte mir dann aber, es sei besser, wenn ich ihn hineinlege. Ich entriß ihn den Händen der Weiber, die ihn gelyncht hätten, und sagte ihm, er könne keine bessere Frau finden als Magdalena." .Herr Beinsteller", sagte Sophie,mir liegt nichts an den Leuten; Sie mußten mich nicht rächen. Die ganze Sache war ein großes Miß­verständnis für uns beide. Gott sei Dank, daß es aufgeklärt wurde, bevor es zu spät war. Er liebte mich nicht, und ich erkannte, daß ich ihn auch nicht liebte'" Aber dann...", plapperte Beinsteller, der das Gefühl hatte, auf der Schwelle des Himmels zu stehen. Sie wollten fragen, warum ich weggegan­gen bin? Lieber Herr Beinsteller, ich war außer mir, daß die eigene Mutter... Daß mich Herr Foltr betrogen hat, kann ich ihm nicht Übelneh­men. Und Magdalena? Vielleicht hat sie es nur aus Wut getan. Aber die Mutter! Hätte sie den beiden wenigstens gesagt:Na, ich kann's ja nicht hindern, aber schön ist es von euch nicht." Aber sie sagte nichts Derartiges und da habe ich ge­sehen, daß sie ihr ganzes Leben Magdalena lieber, hatte als mich. Deshalb mußte ich gehen Und werde nie wieder nach Hause zurückkehren." Das find Sachen, das sind Sachen", sagte Beinsteller mitleidsvoll,so ein braves Fräulein muß eS treffen. Und ich werde den Foltr doch verbleuen bis die beiden verheiratet sind."

Der mißdeuteteTee-Erlaß" Das Ministerium für öffentliches Gesund­heitswesen und körperliche Erziehung gibt bekannt: Das Ministerium für öffentliches Gesund­heitswesen und körperliche Erziehung hat mit einem Erlaß vom 22. Mai 1935 eine grundsätz. liche Entscheidung über den Verkauf von sogenann­ten diätetischen Teesorten getroffen. Mit Rücksicht auf die unrichtige Auslegung dieses Erlasses in einem Organ der Tagespreffe macht das Ministe­rium für öffentliches Gesundheitswesen und kör­perliche Erziehung aufmerksam, daß der Erlaß sich überhaupt nicht gegen den freihändi­gen Verkauf von Teesortenund Drogen richtet, welche auch außerhalb der Apotheken in Geschäften, welche eine Konzes­sion für den Handel mit Heilmitteln oder eine be­sondere Bewilligung haben verkauft werden dürfen. Ebensowenig richtet sich der Erlaß gegen den freihändigen Verkauf von Teemischungen, welche unter der Bezeichnungdiätetischer Tee" in den Handel gebracht werden, soferne diese Tee­mischungen keine Ordinationen oder Aufzählungen von Krankheiten enthalten, die durch die betref­fende Teemischung geheilt werden sollen. Der Erlaß richtet sich mithin lediglich gegen Personen, welche wertlose, übertrieben teuere Teemischungen oder solche Teemischungen auf den Markt bringen, zu deren Verkauf sie nicht berechtigt sind.

Die tschechischen Nationalsozialisten Ober die Bedingungen der Einheitsfront Das Präsidium der tschechischen National­sozialisten hat sich Montag u. a. mit der Frage des Zujammengehens mit den Kommunisten be­faßt, die in letzter Zeit wiederholt zu Einheits- aktionen aufgefordert haben. Die tschechische na­tionalsozialistische Partei ist zu diesem Vorgehen bereit, wenn die Kommunisten die Demotra- tiebedingungSlos anerkennen, chenso die Unverletzlichkeit der Tschechoslowakischen Republik, und wenn sie ferner für das Budget stimmen und in dieRegierung ein­treten. Erfüllen die Kommunisten diese Be­dingungen, so werde man weiter mit ihnen reden.

Erst jetzt schien Sophie seine Absichten zu verstehen. Sie wollten mich rächen! Aber warum? Sie sind mir nachgegangen? Warum sind Sie mir nachgegangen, Herr Beinsteller?" Sie wurde feuerrot und Beinstellec mit ihr. Dann blickten sie einander einen Augenblick in die Augen und verstanden einander. Aber äußerlich war ihnen nichts anzumerken. Sie schwiegen nur einige Minuten, und als Beinsteller endlich das Wort ergriff, klantz seine Stimme schon ganz anders:Na, jetzt ist's erledigt, Fräulein Sophie- chen, nicht wahr?" Ja. Ich bin froh, daß es so ausgefallen ist." Sie hätten ja gar nicht zueinander gepaßt; der wäre kein Mann für Sie, Fräulein Sophie- chen. Sie verdienen einen Helden!" Aber Herr Beinsteller", meinte Sophie, wie käme ich zu einem Helden?" Merkwürdiger­weise hatte'sie vor ihm nicht die Scheu, wie vor anderen Männern. Sie? Wenn keine andere es verdient Sie bestimmt. Sie sind das beste Frauenzimmer, und ich werde bis zu meinem Tode nicht vergessen, wie Sie mich bedauerten. Es hat mich damals so ergriffen, daß ich seither ein anderer Mensch ge­worden bin." Ich weiß, Herr Beinsteller, Sie suchen eine Greißlerei." Greißlerei?" brummte Beinsteller unange­nehm berührt.Ich hwbe etwas ganz andres ge­sucht davon werden Sie noch hören." Das freut mich, Herr Beinsteller, freut mich von Herzen. Bleiben Sie nur dabei, Sie werden schon sehen, wie die Menschen Sie dann schätzen werden."Sie auch?" Ich schätze Sie schon jetzt, Herr Beinsteller, schätze Sie, seitdem ich Sie kennengelernt habe, weil Sie eigentlich ein guter Mensch sind." Und ich hatte Angst, daß Sie wegen der tollen Loisis böse auf mich sind", stotterte Bein­steller.

Höchstpreise für Mehl. Der Prager Ma­gistrat hat Montag Höchstpreise für Weizenmehl herausgegeben, deren Ueberschreitung im Groß- und Kleinhandel strengstens bestraft werden soll. Im Kleinhandel hier ist auch die Umsatzsteuer eingerechnet werden demnach in Prag kosten: das Kilo Weizengrieß 3.20 KL, Weizen-Doppel« nuller-Mehl 2.90, Nullermehl 2.80, Weizenmehl erster Sorte 2.65, und Weizenmehl Nr. 2 bis 4, KL 2.10. Eine neue Spionage-Affäre. In Leopoldov in der Slowakei wurde dieser Tage, wieA-Zet" berichtet, der ungarische Magyar A r p ä d Kunos verhaftet, der dort seinen Urlaub bei seiner Mutter verbrachte. Er soll spioniert haben und mit verdächtigen Personen in Verbindung gewesen sein. Kunos befindet sich in Polizeihast. Obwohl er noch nicht verhört wurde, hat der Akt schon 160 Seiten. Es scheint sich also um eine große Affäre zu handeln. Symbolische Steinwürfe Teschrn.(Tsch. P.-B.) Trotz des Verbots der polnischen Regierung, in Polnisch-Teschen an­läßlich des 15. Jahrestages der Teilung Teschens antitschechische Kundgebungen zu veranstalten, fand Sonntag vormittags auf dem Hauptplatz in Polnisch-Teschen unter Beteiligung von etwa 3500 Personen, darunter auch Teilnehmern in Uniformen, z. V. Legionären, Feuerwehren, So» koln, Skauts etc., eine öffentliche Versammlung statt, in der der Organisator der Versammlung Major j. R. P l o n k a sprach. Nach der Ver­sammlung begab sich ein Zug zum Denkmal der gefallenen"Legionäre; das in der Nähe-der Staatsgrenze steht/ wo der Beamte der schlesischen Wojwodschaft Kattowitz R z y m a n eine Rede hielt. Ein Teil der Teilnehmer demonstrierte so­dann bei der nach Tschechisch-Teschen führenden Brücke. Einige Demonstranten warfen Steine in der Richtung der tschechoflowakischen Zollgebäu­des.;' Kriegsgericht In Barcelona Barcelona . Das Kriegsgericht, das dieser Tage seit Proklamierung des Belagerungszustan­des zum ersten Male hier zusammengetreten ist, hat heute zwei Personen, die während der Unru­hen in Barcelona einigeUeberfälle" mit der Waffe in der Hand unternommen hatten, zu acht JahrenKerker verurteilt.

Dafür konnten Sie doch nichts, Herr Bein­steller, was die alles versucht hat es ist wirklich zum Lachen. Sie bildete sich ein, daß wir beide uns lieb haben..." Das war wirklich ein furchtbar blöder Ein­fall, nicht wahr, Fräulein Sophiechen", lispelte Beinsteller. Sie lächelte, wich aber mit der Antwort aus. Er glaubte, daß sie ihm nicht antwortete, um ihn nicht zu beleidigen. Mit übermenschlicher Anstren­gung begann er ein anderes Gespräch.Wir plau­dern hier von so lächerlichen Sachen, inzwischen geht die Sonne unter und Sie haben heute kein Dach über dem Kopfe. Wissen Sie, wo Sie heute übernachten werden? Wohin wollten Sie gehen?" Zum Wasser, Herr Beinsteller", sagte So­phie ruhig.Aber was ist Ihnen?" Zum Wasser?" Na ja ich wollte mit dem Dampfer nach Branik zur Tante fahren." Ach so", sagte Beinsteller und verspürte dabei eine unbegreifliche Enttäuschung.Aber weshalb wollen Sie nach Branik, von dort haben Sje einen sehr weiten Weg in die Arbeit. Ich hab' eine Idee, Fräulein Sophiechen. Ich habe einen Bekannten, einen sehr braven Kerl; bei dem könn­ten Sie bleiben, bevor Sie etwas Passendes fin- ben."Ich danke schön, Herr Beinsteller; es ist wirklich sehr lieb von Ihnen,' daß Sie sich so um mich sorgen. Aber ich kann es nicht annehmen." Aha, ich weiß schon, was Sie denken", sagte Beinsteller voller Bedauern.Sie glauben: dieser Beinsteller kann doch nur Diebe als Bekannte ha­ben, zu denen werde ich nicht gehen. Der alte Pe« tricek ist nämlich wirklich ein Dieb, und wir sind alte Kameraden; sonst ist er aber ein braver Mensch und ein Kavalier. Und sie, die Petricek, erst recht. Er hat eine Frau, mit der er schon acht­zehn Jahre oder noch länger lebt. Es gibt keine Frau mit besserem Herzen als seine Fanni." So war's nicht gemeint, Herr Beinsteller", sagte Sophie und umfing ihn mit einem so strah­

Die sogenannte Gewerbesperre Yon Dr. Egon Sdiwelb Am 26. Juli ist in der Gesetzessammlung die auf Grund des Ermächtigungsgesetzes erlassene Regierungsverordnung vom 16. Juli 1935, Slg. Nr. 162überzeitweiligeBeschrän- kungen in einigen Unterneh­mungszweigen" erschienen. Diese Verord­nung ist das vorläufige Ergebnis der seit Monaten und Jahren andauernden Bestrebungen nach Ver­kündung einer Gewerbesperre zum Schutze der In­haber der bestehenden gewerblichen Unternehmun­gen. Diese Bestrebungen, die in allen von der Krise heimgesuchten Ländern vorhanden sind, haben bei uns durch den Wahlsieg der tschechischen Gewerbe­partei, deren Eintritt in die Regierungsmehrheit und den Einzug eines gewerbeparteilichen Abge­ordneten in das Handelsministerium, naturgemäß eine Verstärkung erfahren. Die ersten Entwürfe, die bekanntgeworden sind, haben mit Recht in den Kreisen der Gewerk­schaften Widerstand hervorgerufen, da die von ge- werbcparteilicher Seite geplante absolute Gewer­besperre keineswegs die beabsichtigte Wirkung einer Förderung des kleinen Mittelstandes hätte haben können, sondern nur zu einer weiteren Verschlech­terung der Wirtschaftslage und der Lage auf dem Arbeitsmarkte geführt hätte. In einer Zeit, in der Zehntausende und Hunderttausende von Angestell­ten und Arbeitern arbeitslos sind, ist es nicht an­gängig, den von diesem Unglück Betroffenen den Versuch, durch Gründung einer kleinen selbstän­digen Existenz den notdürftigen Unterhalt zu ver­dienen, abzuschneiden. Eine absolute Gewerbe­sperre muß aber auch eine Besserung auf dem Ar­beitsmarkt durch Gründung neuer Unternehmun­gen verhindern. Den Bedenken, die gegen die ursprünglichen Entwürfe laut getvorde» sind, ist durch die nun­mehr vorliegende Regierungsverordnung in erheb­lichem Maße Rechnung getragen, insbesondere durch die Ausnehmung des fabrikmäßigen Betrie­bes. Trotzdem bleibt aber die Regierungsverord­nung ein wichtiger Markstein in unserer wirt­schaftspolitischen Gesetzgebung, weil sich in ihr in allgemeiner Weise die grundsätzliche Abkehr von der WirtschaftS- und Gewerbepolitik des Libera­lismus dokumentiert. Die Gesetzgebung der letzten Jahre hat schon auf einigen Gebieten der gewerblichen Produktion eine Art Gewerbesperre durch Bewilli- gungszwang eingeführt. Um nur die wichtigsten Zweige zu nennen, verweisen wir auf die Gesetz­gebung über die Z.u.ckerrübenerzeu« g u n g, auf die Maßnahmen über die. Erzeugung von Kunstfett und auf die Maßnahmen auf dem Gebiete der Glasindustrie. Gleichzeitig mit der von uns besprochenen Verordnung ist auch eine besondere Verordnung über die Erzeugung und den Handel mit Brimsenkäse(160/35) erschienen und in Kraft getreten. Auf dem Gebiete der landwirtschaftlichen Produktion sind die reglementierenden Eingriffe der Staatsgewalt noch wesentlich intensiver gewe­sen.(Getreidemonopol.) Unsere Verordnung Nr. 162/35 beschränkt sich nun nicht mehr auf einen einzelnen Gewerbezweig, sondern erfaßt die Erzeugung und den Handel mit Zuckerwaren, Galanteriewaren, Kolonialwaren, Schuhwaren, die Bekleidungsbranche, die Lebensmittelbranche und Textilbranche. Die Beschränkungen, die die Bel ­

lenden Blick, als wollte sie alles abbitten und be­lohnen.Ich wollte die Herrschaften nur nicht überflüssigerweise belästigen, da ich bei der Tante gern gesehen werde. Aber um Ihnen zu bewei­sen..." Sie wollen hingehen?" rief Beinstellcr mit solcher Begeisterung, daß sich die Vorüber­gehenden nach ihnen umschauten.Ja." Fräulein Sophie, ich wäre jetzt imstande, für Sie sogar einen Menschen zu ermorden", be­teuerte Veinsteller,wenn Sie mir jedoch noch das Händchen reichen wollten..." Sophie er­füllte lächelnd seine Bitte und überließ ihm ihre Hand sogar etwas länger als gewöhnlich. Beinsteller war außer sich vor Freude. Tie Well drehte sich um ihn. Diese vielen Ereignisicl Die unverhoffte Lösung von Sophies Verlobung, ihre Erklärung, daß sie Herrn Follr nie geliebt hab«, ihr nettes Benehmen ihm gegenüber... Er begleitete Sophie in die Fischgaffe in der Altstadt, wo er vor einem kleinen alten Häuschen stehen blieb. Hier sind wir", sagte er.Die Baracke ist zwar alt, aber sie werden gut darin wohnen. Wanzen gibt es keine. Bleiben Sie jetzt hier im Gang stehen, ich will nachsehen, ob die Petricek nicht zufällig im Kino ist oder ob der Petricek nicht gerade sitzt. Bin gleich wieder da!" Bevor Sophie ein wenig ihre Gedanken ordnen konnte, stand Beinsteller wieder neben ihr. Alles ist berett", berichtete er.Die Fanni hatte die Augen voller Tränen. Sie ist ganz ge­rührt, weil ich ihr erzählte, was Ihnen das Ge­sindel angetan hat." Herr Beinsteller", sagte Sophie,warum tun Sie das alles? Wie soll ich es Ihnen ver­gelten? Ich bin von der eigenen Familie ver­raten, von einem mir nahestehenden Menschen gedemütigt, wie ein lässiger Hund aus dem Hause gejagt; und Sie haben sich meiner angenommen. Wie ein Kavalier! Ich fühle mich bei Ihnen so geborgen."(Fortsetzung folgt.)