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Freitag, 2. August 1935

Rhabarber, Rhabarber! Herr Gesemann und die Achtung vor dem Staatsoberhaupt

Die Fränkische Tageszeitung" hat fürz­lich vor der Zitrone, dem ,, geilen Geschöpf", der ,, artwidrigen Liebschaft" und ,, undankbaren Südländerin" gewarnt und an ihrer Stelle den ,, deutschen Rhabarber" ange­

priesen.

Leb wohl, Zitrone, wir brauchen dich nicht, unser deutscher Rhabarber wird dich ersehen, und der Kohl, den unsere Minister schwäßen, ist sauer genug für das Eintopfgericht.

Wir wollen euch geile Geschöpfe nicht mehr, ihr Trauben, Orangen, Feigen, Melonen. Für mulmige Mussolini - Zitronen, da geben wir nicht einen Heller her. Wir brauchen unsere guten Millionen für unsere Führer und unser Heer, für Thyssen, Schacht und schimmernde Wehr, für Flugzeuge, Giftgase, Tanks und Kanonen. Wir zahlen feinerlei Schulden mehr? Aus unseren Pfunden, Franken und Kronen, da machen wir blubo- blaue Bohnen, die zahlen wir pünktlich und mit Gewehr! Ihr Völker der Erde, gebt Rohstoffen her! Wir werden euch, wie ihr's verdient, belohnen, ausquetschen werden wir euch wie Zitronen,

wenn wir herrschen am Schwarzen und Weißen Meer

.

Ihr Juden-, Franzosen- und Neger- Nationen, es siegt unser braunes Rhabarber- Heer, und dann gibt's bestimmt feine Striege mehr, weil sich unsre Kriege dann gar nicht mehr lohnen.

Anders Bech grimm.

Die geile Zitrone und der keusche Rhabarber. Im Dritten Reich verstand man von seher, aus der Not eine Tugend zu machen. Aus Devisengründen ist die Zitrone in Deutschland zu einem raren Artikel geworden. Das veranlaßt die Fränkische Tageszeitung zu einem Erguß, den wir doch teil­weise unseren Lesern nicht vorenthalten wollen. Es heißt dort u. a.:,,Wir Deutsche haben die Bedeu­tung von Blut und Boden erkannt und wissen, daß unser Volf nur bestehen kann, wenn es sein Ver­mögen nicht mit ausländischen Gelieb ten(!) durchbringt( dies schmückende Beiwort gilt der Zitrone!). Nur die Erzeugnisse deutscher Erbscholle schaffen deutsches Blut. Nur durch sie werden jene feinsten Schwingungen auf das Blut und damit auf Störper und Seele übertragen, die bestimmend für unsere auf der ganzen Welt einzigartige( 1) deutsche Art sind. Leb wohl, Bitrone, wir brauchen dich nicht! Unser deutscher Rhabarber wird dich voll und ganz erseßen( 1?). Er ist so unscheinbar, daß wir ihn bor lauter Fremdheitsdusel übersehen haben. Darum heraus mit dir, undankbare Süd­länderin( 1), aus unseren deutschen Häusern! Wir wollen dich geiles Geschöpf(!) nicht mehr sehen. Wir schaffen für artwidrige Liebschaf­ten nicht mehr Millionen ins Ausland. Nach den Leiden, in die uns unsere Spielereien mit dem Fremdgeist( 1) hineingeritten haben, wollen wir neue deutsche Menschen schaffen aus den Erzeug­nissen unserer deutschen Mutter Erde !"

Die

Wer will eine Eisenbahnbrücke kaufen? Staatsbahndirektion in Königgräs verkauft die eiserne Konstruktion einer Fachwerkbrüde, franko Waggon und Station Hostinné . Angebote bis zum 20. August, 16 Uhr, im Einreichungsprotokoll der Staatsbahndirektion in Königgräb.

Moral in der Kunst

Von Will Schaber

Ein für den Prorektor und Henleinkandidaten Gesemann vernichtendes Urteil des Prager Obergerichtes

Am Mittwoch fand vor dem Obergericht in Prag eine intereffante Berufungsverhandlung statt. Diese Verhandlung richtete sich formell gegen den verant­wirtlichen Redakteur des Gablonzer Lokalblattes, ,, Gablonzer Tagblatt",( einen gewissen Dr. Hermann Scholze. Es saß jedoch nicht nur der Redakteur des Gablonzer Blattes auf der Anklagebant, sondern der vorjährige Rektor der Deutschen Univer­sität und nachmalige Parlamentskandidat des Herrn Henlein, Dr. Gesemann.

Die Verhandlung hat folgende Vorgeschichte: Aus Anlaß der Wiederwahl des Präsiden ten Masaryk im Mai 1934 wurde ein Sul­digungszug der studentischen Jugend veranstaltet. Die Leitung der Freien Vereinigung sozia listischer Akademiker forderte ihre Mit­glieder auf, sich geschlossen an der Huldigung für T. G. Masaryk zu beteiligen. Die Freie Vereinigung sozialistischer Akademiker suchte beim Rektorat der Deutschen Universität darum an, diese Aufforderung ar die Studentenschaft in ihren Aushängekästen in den Universitätsgebäuden anschlagen zu dürfen. Hierauf

geschah das Unglaubliche:

Die akademischen Behörden, die ohne weiteres Anschläge zur Beteiligung an einer Agitationsver­sammlung des Herrn Goebbels in Prag vidiert haben,

die akademischen Behörden, die einige Tage vorher den Anschlag einer anderen Veranstaltung selbst der Freien Vereinigung sozialistischer Akademiker mit der Genehmigungsklausel versehen haben, lehnten die Vidierung der Aufforderung, an einer Kundgebung für Masaryk teilzunehmen, ab.

Die demokratische Oeffentlichkeit beider Natio­nen war nicht einen Augenblick darüber im 8weifel, daß es sich hier um einen geradezu unglaublichen Affront des Rektorates der Deutschen Universität gegen den Präsidenten der demokratischen Republik gehandelt hat. Das Rektorat sah an dem Ent­rüstungssturm der demokratischen Blätter, daß es sich doch etwas zu weit vorgevagt hatte, selbst ettvas wei­ter, als sich für einen nachmaligen Spizenkandidaten der Sudetendeutschen Heimatfront geziemt, und trat den Rückzug an.

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Ceite 5

schuldbarem Irrtum war. Herr Gesemann eilte

ihm

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- jedoch vergeblich als Zeuge zu Hilfe...

Das Reichenberger Kreisgericht hat im April 1985 dahin entschieden, daß dem Angeklagten Dr. Scholze der Wahrheitsbeweis nicht gelun= gen ist, daß aber trotzdem eine Bestrafung nicht aus­gesprochen wird, da er im guten Glauben und im entschuldbaren Irrtum gehandelt habe.

Die Kosten des Verfahrens wurden gegenseitig aufgehoben.

Der Rektor schrieb an die Kanzlei des Präsiden­ten der Republit einen Entschuldigungsbrief, in wel chem sich das Rektorat geradezu herbeiließ zu erklä ren, daß der Herr Präsident von ihm hoch verehrt werde. Zu seiner Exfulpation führte das Rektorat Die Freie Vereinigung sozialistischer Akademiker aber in seiner bedrängten Lage noch an, daß die überreichte gegen dieses ihr nur teilweise rechtgebende Freie Vereinigung sozialistischer Akademiker den Urteil die Berujung an das Obergericht in Prag . Namen des Präsidenten der Republik dazu miß­Dieses hat nun bei der am Mittwoch abgehal­brauche, um die Universität ins Unrecht zu setzen. tenen Berufungsverhandlung der Berufung Damit ließ es aber das Rektorat nicht genug sein, bollinhaltlich stattgegeben, den sondern versandte an die Preffe der Henleinpartei, Redakteur Dr. Scholze zu 500 Geldstrafe, im selbstverständlich einschließlich der Bohemia", eine Nichteinbringungsfalle zu fünf Tagen Arrest, zum Information, in welcher gleichfalls versucht wurde, Abdruck der Entscheidung im ,, Gablonzer Tagblatt" von der unzulässigen Demonstration des Rektorats und im Reichenberger Tagesboten" und zum Ersatz gegen den Präsidenten der Republik dadurch abzulen- der Kosten der ersten und zweiten Instanz verurteilt. fen, daß man die Behauptung von dem Mißbrauch des Ferner hat das Obergericht ausgesprochen, daß die Namens des Präsidenten der Republik durch die Freie Wahrheit der vom Angeklagten gegen die Freie Ver­Vereinigung sozialistischer Akademiker wiederholte. einigung sozialistischer Akademiker erhobenen Beschul­digung nicht erwiesen worden ist und daß für die Geldstrafe und für die Kosten des Strafverfahrens Herausgeber und Eigentümer der von ihm verant­wortlich geleiteten Zeitungen solidarisch haften.

Die Bohemia" und die übrigen Henleinblätter haben die Mitteilung des Rektorates ohne Quellen angabe auch tatsächlich veröffentlicht. Die Freie Ver­einigung sozialistischer Akademiker ließ durch Dr. Schwelb gegen sämtliche Blätter, welche die Infor­mation des Rektorats weiter verbreitet haben, die der Tapferkeit besseren Teil, klappte schon vor der Presseflage überreichen. Die Bohemia" wählte Hauptverhandlung zusammen, gab der Freien Ver­einigung eine umfassende Ehrenerklärung ab, in wel­cher das Rektorat desavouiert worden ist und bezahlte die Prozeßkosten.

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In den mündlich bekanntgegebenen Urteilsgrün­den hat der Vorsitzende des Berufungsienates aus­und der Beweis des entschuldbaren Irrtums nicht geführt, daß dem Angeklagten der Wahrheitsbeweis gelungen ist. Es ist nicht wahr, heißt es in dem Ur­teil, daß der Angeklagte bei Veröffentlichung des Artikels im öffentlichen Interesse gehandelt hat. Im Gegenteil, er hat aus parteipolitischer Gehässigkeit Der Herr Scholze aus Gablonz fühlte sich jedoch die Freie Vereinigung sozialistischer Akademiker des­berufen, für die Ehre der Universität weiter zu fech- megen angegriffen, weil diese in loyaler Weise die ten, lehnte die Leistung einer Genugtuung an die deutsche Studentenschaft aufgefordert hatte, an der Freie Vereinigung sozialistischer Akademiker ab und Huldigung für den Präsidenten der Republik teilzu­ließ sich in den Prozeß ein. Allerdings bewegte sich seine Verteidigung hauptsächlich in der Richtung, daß sich die beleidigende Aeußerung über den Mißbrauch des Namens des Präsidenten der Republit nicht auf die Freie Vereinigung sozialistischer Akademiker be­ziehe, sondern auf die tschechische und deutsche demo­fratische Presse. Es berief sich darauf, daß er in öffentlichem Interesse gehandelt habe und in ent­

Der Komintern tagt

in Moskau versammelten Räteschriftstellern zuge­rufen hatte, diese mögen nur die Arbeiter abfonter­

ABEL

nehmen.

Aus diesem Urteil der obersten Instanz ergibt sich also folgendes, für Herrn Gesemann niederschmet­terndes Ergebnis:

1. Die Mitteilung, welche das Rektorat ber Kanzlei des Präsidenten der Republik gemacht hat und in welcher die Freie Vereinigung sozialistischer Ata­demiker des Mißbrauchs des Namens bes Präsiden­ten beschuldigt worden war, war nicht nur unwahr, sondern stellt den Tatbestand einer strafbaren Hand lung, nämlich einer üblen Nachrede dar.

2. Die vom Rektorat der Deutschen Universität stammenden, in der Henleinpresse und in der ,, Bo­hemia" veröffentlichten Notizen über den Zwischen fall waren nicht im öffentlichen Interesse geschrieben, sondern entstammen parteipolitischer

Gehässigkeit.

3. Das Rektorat der Deutschen Universität hat die Kanzlei des Präsidenten und die Oeffentlichkeit durch ihre Enunziationen. irregeführt und eine Stu dentenvereinigung grundlos dadurch geschmäht, weil diese zur Huldigung für das Staatsoberhaupt aufge­fordert hat.

All dies geht aus dem rechtskräftigen Urteil des Obergerichtes in Prag vom 31. Juli 1. J. hervor.

Volkswirtschaft und Sozialpolitik

Guter Anmeldungseinlauf bei der Prager Messe. Nach einer Meldung der Prager Messe nahm auch im Juli der Einlauf von Anmeldungen zur Beteiligung an der kommenden Herbstmesse einen günstigen Ver­Tauf. Den stärksten Buzug berzeichnen die Exportbran­chen des Messepalastes, wobei bon besonderem Inter esse ist, daß sich die Firmen kontraktlich auf mehrere Messen im voraus verpflichten.

Eben so sicher ist es, daß die Moral der Kunst

Moor, Wurm, Geßler entbehren der lebendigen Fülle sind, unendlich stärker wirken als( beispielsweise); und inneren Wahrheit; es sind Schemen, Gespen- eine dirette, aber dünne Rhetorik. Wieviel spre

Der Vorstand des Weltkongresses während der Tagung mit Stalin an der Spize. statisch, Kunst aber dynamisch; die Reportage zeich-| fungsformen des Moralischen in der Kunst? Es geschränkt und liebevoll dem Leben dienen und dieses net eine Gegenwart, echte Kunst aber will die Zu war eine schwerwiegende Täuschung, der Schiller wider all seine Feinde und Zerstörer zu verteidigen funft, will alles Sein aus der Beharrung lösen und unterlag, als er in seiner Abhandlung über die wissen. Unmoralisch" ist also nicht der wackere alte Schaubühne als moralische Anstalt" das Wesen der Aristophanes, der in seiner Lysistrata" erotischa Wenn einmal die, Geschichtsschreibung späterer zu neuen, größeren und reineren Formen führen. Tage das Wesen dieser unserer Zeit zu bestimmen Reportage ist passiv, Kunſt aber im höchsten Sinne Kunst in einer Art ethischer Kinderfibel finden zu Dinge herzhaft beim Namen nennt, es sind im unternehmen wird, so dürfte als eines der charat- aktiv und aktivierend( erst recht da, wo sie sich küh- können glaubte, und die Fehlkonstruktionen schon in Gegenteil jene, die das Geschlechtliche mit muckeri­teristischten Phänomene auf dem Gebiete des nen Träumen verschrieben hat: denn der Traum ist seinen Räubern" sind ein deutliches Beugnis für scher Heuchelei behandeln. Schriftiums die Reportage" zu vermerken sein: die eines der stärksten Kraftreservoire des wachen Wil - dieses Mißverständnis. Der primitive Schwarz­Stategorie des Berichtes, des Stenogramms der Tat- lens). Wie unheilvoll die Verwechslung und Ver- weiß- Dualismus der Figuren, der Wille, unter allen in der Bejahung des Lebens und in seiner Ermuna ſachen, das im attuellen wie im historischen Ge- mischung der beiden Sphären iſt, darauf hat fürz- Umständen lehrhaft zu wirken, das Gute" auf den terung zu feineren, edleren und bewußteren Organi wande die Lesermillionen gegen die Mitte des 20. lich der französische Dichter André Gide auf dem Schild zu erheben und das Böse" zu berdammen, sationsformen liegen muß, ebenso gewiß darf diese Jahrhunderts fasziniert. Nahezu die gesamten lite- Internationalen Schriftstellerkongreß zur Vertei- der Wille im eingeschränkten bürgerlichen Sinne Lehre nicht lehrhaft" vorgetragen werden. Gie rarischen Interessen unserer Mittelt werden durch digung der Kultur" hingewiesen. Er erwähnte den moralisch" zu sein, führt zwangsläufig zur Un muß durch die indirekteren Mittel der Kunst ausge diese Abbreviaturen heutiger oder vergangener Wirt- Ausspruch eines räterussischen Arbeiters, der den moral des Künstlerischen: Gestalten wie Franz drückt werden, Mittel, die eben, weil sie indirekt lichkeit in Anspruch genommen. Es sei uns ferne, etwa die Leistung jenes rasenden Reporters" schmälern zu wollen, dessen Verdienste man un- feien, dann werde ohne weiteres eine neue Form der ster, papierne Bösetvichte, aber keine Menschen aus chende Grazie fann von einer schön geformten Plastik längst wieder aus besonderem Anlaß gerühmt und Dichtung entstehen. Dazu bemerkte Gide , es könne Fleisch und Blut. Wieviel anders wirken die gros ausgehen, wieviel Leben kann sie berbreiten gefeiert hat; wie denn überhaupt der gesamten Gat- feinesfalls die Aufgabe des Dichters sein, sich mit Ben Unmoralischen Shakespeares, von Macbeth bis tennt man nicht die Ueberlieferung, daß die alten tung hoch anzurechnen ist, daß sie uns die Bekannt, der Darstellung des Bestehenden zu begnügen; im- zu Richard III. - ihnen allen widerfährt die minus Griechen Werke der bildenden Kunst in ihren Schlafa schaft mit fernen Welten vermittelt, den Sinn für mer müsse vielmehr der Realität vorauseilen, er tiöseste fünstlerische Gerechtigkeit, Bug um Bug ihres zimmern aufhängten, da sie glaubten, diese Schöna soziale Zusammenhänge schärft, die fiebrig- wechsel- müsse die Realität von morgen, den Menschen kom Charakters ist grandios menschlich gesehen, und ohne heit werde sich auf ihre Kinder übertragen? Wiea mender Epochen mitbestimmen und mitformen daß ihr Handeln gebilligt würde, wird es doch er­hellt, verständlich gemacht, in seiner dialektischen Not- und Unsagbarstes wird hier gesagt. Aber auch die ziert und damit auf die notwendige Weltsolidarität hinlenkt. Aber die Gefahren dieser konjunkturgefeg-| In diesen Worten ist das Sehertum der Dich wendigkeit aufgezeigt. Ecce homo! Die Szene ist Dichtung erzielt ihre umfassendsten Wirkungen tung, ihre produktive, unmittelbare lebensspendende ein Tribunal, die Kunst hat freizusprechen, wo das weniger durch das direkt Ausgesprochene als burch man an ihnen vorübersehen dürfte. Sit nicht die Funktion umschrieben; es kommt darin zum Aus- bürgerliche Gericht zu verurteilen hätte. Ihre die geheimen Beiflänge und Mitklänge. Höhere Reportage in Begriffe, die Stelle der Dichtung zu druck, was wir als die Forderung nach der Moral Moral muß sich auf indirekte Wirkungen beschrän- Marimen" hat Goethe einmal gesagt, möge man erſeben, ia sich für die Dichtung schlechthin auszu- der Kunst bezeichnen möchten. Der Terminus ſtrichung des handelnden Menschen, lenkt sie unsern dere follen wir bei uns behalten, aber sie mögen ten. Beigt sie uns al fresco die schuldhafte Ver- nur in bestimmten Fällen direkt aussprechen;., an­Qur allau leicht fallen große Teile des Moral" ſteht hier freilich in einem ganz anderen Blick auf die Ursachen der Katastrophe, so läutert und werden auf das, was wir tun, wie der milde Publikums dieser Ursurpation anheim und nehmen Sinn als dem der bürgerlichen Moral. Kunst ist für Produktion, was doch in Wirklichkeit nur Repro- fein Surrogat für paftorale Trattate, sie ist kein sie damit unseren Sinn, dem die objektiven und sub- Schein einer verborgenen Sonne ihren Glanz breis duktion( wenngleich oft überaus edle Reproduktion) Kanzel -, fein Hochschul-, fein Versammlungs­ist; sie nehmen das Abbild für die Urschöpfung, die tribünen- Ersak, sie ist, furs gesagt, keine didaktische Gerechtigkeit gegenüber dem Leben zu üben Fläche für das Relief. Doch kann auf die Dauer Kategorie. Und doch ist sie berufen, den Menschen und zwar gegenüber dem Leben in seiner ganzen dieser Irrtum nicht verborgen bleiben, denn das zu erfassen, zu bilden, aufs tiefste zu wandeln und Breite und Tiefe ist die oberste Verpflichtung Deskriptive der Reportage fann den Hunger nach der umzuschmelzen in den gewaltigen Tiegeln ihrer fünstlerischer Moral. Man wird mithin alle Kunst­lünstlerischen Vision nicht stillen. Die Reportage ist Glut... Welches aber sind die spezifischen Wir- werte als moralisch" bezeichnen dürfen, die unein­

geben?

helfen.

jektiven Ursachen bewußt werden.

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ten". Und diese ,, verborgene Sonne" hat nicht nur Iphigenie und viele andere Geschöpfe Goethes wundersam erleuchtet; sie ist gleichsam das zentrale Gestirn aller großen Kunst, der Ursprung der künsta lerischen Moral, die die Moral vervielfachten und wie in einem Brennpunkt gesammelten Lebens ist.