Rr. 186Sonntag, 4. August 1938Sekte 3tfudetendeutscfieT Zeitspie&etStaatlicher Buchwart-Lehrsansin Teplitz-SchönauDer vom 8. bis 27. Juli in den Räumen derStadtbücherei abgehaltene dreiwöchige staatlicheBuchwartelehrgang, der gleich seinen Vorgängern,die Aufgabe verfolgte, den Teilnehmern einerseitseine gediegene theoretische Unterweisung zu gebenund sie andererseits vraktisch in denjenigen Arbeiten auszubilden, die in den öffentlichen Gemeindebüchereien der Orte mit weniger als 10.000 Einwohnern au leiten sind, war von 50 Hörern(36Männern und 12 grauen) besucht. Die starte Beteiligung ist sicherlich nicht zuletzt auf die herrschende allgemeine Beschäftigungslosigkeit zurück-zuführen. Der Berufsstellung nach waren unterden Hörern 13 Arbeiter, 16 Angestellte, 13 Lehrerund Professoren, 7 Studierende und ein Kaufmann. Fast die Hälfte(22) gehörte der Altersstufe zwischen 20 und 30, 13 der zwischen 30 und40, 7 der jstvischen 40 und 60 Jahren an, zweiTeilnehmer zählten weniger als 20, sechs mehr als60 Jahre... Zwei kamen aus Mähren-Schlesien, die übrigen aus verschiedenen Gebieten Böhmens; besonders Westböhmen war start vertreten. Vortragende waren Archivrat Dr. M o u ch a,Direktor der Bücherei der technischen Hochschulen in Prag, Dr. Elisabeth Schenk,Leiterin der deutschen Zentralwanderbücherei,Prof. Oskar Dreyhausen, staatlicher Bücherei-Instruktor, Buchwartin Berta Hein undFachlehrer H e r g e t, staatlicher Bildungsreferent.Der Hauptteil der 100 Unterrichtsstunden war derEinführung in die Büchereiverwaltung, der Kata-logisationslehre und der Unterweisung in den fürunsere Gemeindebüchereien besonders in Betrachtkommenden Erscheinungen des deutschen und ausländischen Schrifttums gewidmet. Daneben wurdendie Hörer mit der gesetzlichen Regelung des öffentlichen Büchereiwesens in unserem Staate, mit derbesonderen Bedeutung der Stellung des Buchwar-tes, mit den gesetzlichen Vorschriften über die Ge-Meinde-Gedenkbücher, die Ortsbildungskommissionen und die Bezirksbildungsausschüffe usw. be-lannt gemacht. Der aus einer schriftlichen Arbeitund einem mündlichen Examen bestehenden Prüfung unterzogen sich 46 Teilnehmer; das Ergebnis war in 19 Fällen ein sehr gutes, in 23 eingutes, in 4 Fällen ein genügendes. Als Vorsitzender der Prüfungskommission und Vertreter desMinisteriums für Schulwesen und Volkskulturfungierte Sektionsrat Dr. F. Kovar. Gelegentlichder Verteilung der Zeugnisse am Nachmittag des27. Juli hielt der Geschäftsleiter des Kurses, Fachlehrer Herge t, eine Ansprache, in der er die Bedeutung hervorhob, die unseren Gemeindebüchereien und ihren Buchwarten bei der Erziehung desVolkes zur Demokratie zukommt.Es wird immer gemütlicher bei«ns. Die„R a n n i n o v i n berichten, dass anläßlich desHenleinfesteS in N e s ch w i tz a. E.— einer altenNazihochburg— der Ort mit Fahnen und Girlanden festlich geschmückt war, daß aber neben dendeutschnationalen Fahnen nur wenige Staatsfah nen zu sehen waren. Als besonders bezeichnendführt das Blatt an, daß die Gebäude der P o st,der Gendarmerie und desBahn-hofsvorstandes zwar keineStaatsflaggen, Wohl aber schwarz-rot-goldene aufwiesen unddaß bei der Gendarmeriestation das Wappenschild mit dem Löwen einen Kranz vonEichenlaub trug. Da sage noch jemand, daßdie Nazi nicht loyale demokratische Staatsbürgersind! Und von den berufenen Hütern der Staatsautorität wundere sich niemand, wenn man sie inden nazistischen Kreisen so ernst nimmt wie Hitleretwa den Völkerbund!Krach In der VolksgemeinschaftTroppauer Parteiversammlung der SdP aufgeflogen IIn der Partei der„Volksgemeinschaft" gibtes, wie wir schon wiederholt berichteten, mächtigenStunk. Besonders in Schlesien und Nordmährenhat die Krise der Henleinbewegung großen Umfangangenommen. In der schlesischen Metropole, in derdie Henleinbewegung bei den Wahlen einen gewaltigen Erfolg errungen hat, so daß die Henleinleuteglaubten, die Stadt sei schon restlos in ihrem Besitz, ist die Partei der„Volksgemeinschaft" in voller Auflösung begriffen.In einer Versammlung in Troppau hat einTeil der Rivalitäten, die zwischen den führendenTroppauer Henleinleuten herrschen, eine Rolle gespielt, nämlich der Gegensatz zwischen dem Oberteilherrichter Stecker, der jetzt die Ortsgruppeleitet, und dem Mitgründer der Troppauer Hen-leinpartei, Dr. Hampl-Zattig, auf den diejungen Leute schwören. Dr. Hampl-Zattig, denman des Verrates an der Partei verdächtigt hat,war schon vor der Versammlung aus der Parteiausgeschlossen worden, und zwar im Kurzverfahren eines jener Schiedsgerichte, durch die die Kommandanten der Henleinfront alle Mißliebigenrasch entfernen. Man hört, daß die Anschuldigungen gegen Dr. Hampl-Zattig durch nichts bewiesenwurden und daß bei dem ganzen Kampf viel persönliche Ränkesucht im Spiele ist.— Ein großerTeil der früheren Nationalsozialisten ist auf derSeite Dr. Hampls.Die Troppauer Mitgliedschaft hotte erwartet,daß in der Monatsversammlun», an der der Gauleiter B a r w i g, also ein„hervorragender"Führer, teilnahm, die Machenschaften zur Sprachegebracht würden, die neben dem Streit Dr,Hampl-Stecker die Gemüter der Troppauer Hen-leinanhänger erregt hatten; es handelt sich da vorallem um das Verschwinden von Einnahmegeldern,die für die Unterstützuno der Arbeitslosen bestimmt gewesen sind. Aber Herr Barwig, der schonmanches gewöhnt sein mag, hat darüber geschwiegen und seine Troppauer Kumpane auch.Offenbar um von den Troppauer Dingen abzulenken und das Reinlichkeitsbestreben der Henlein-Partei darzutun, wurde einiges über die Unterschlagungen B i l l(Neu-Titschein) und D o l e-Z a l gesprochen.In der Aussprache wurde das Thema Dr.H a m p l zur Sprache gebracht, und zwar warendie lautesten Rufer im Streit die— Ordner,die zum größten Teil junge Leute aus dem Turnverband und aus der früheren nationalsozialistischen Partei sind.Es ist recht schade, daß die Versammlung,gerade als die Auseinandersetzung interessant zuwerden versprach, vom Regierungsvertreter aufgelöst wurde, der— offenbar mit Recht— befürchtet haben dürfte, es werde angesichts derschönen Einigkeitsstimmung der Bolksgemeinschaft-ler zu einer regelrechten Schlacht kommen.SS Gemsen vor den Bremer„Richtern“Massenprozesse sesen Sozialdemokraten auch In Lelpzlsund HamburgDie Wiener Schulschandeist wieder daVolks- und Bürgerschulen werdenanfgelassenWien. Die Stadt Wien hat mit Wirkung vomnächsten Schuljahr an die Schließung vonNeun Volks- und Bürgerschulenangeordnet. Eine dieser Schulen in der Leöpold-Ernst-Gaffe im 18. Bezirk wird in eine Zins-k a s e r n e umgewandelt werden. Mit dem Umbau wurde bereits begonnen.Statt Schulen— KasernenWien. In der P o l i z e i! a s e r n e in derRarokkanergaffe wird eine Polizeioffiziersakademie errichtet. Das Institut wird im Herbsteröffnet werden.Bor dem Strafsenat des Oberlandesgerichtes in Bremen hat— wie die„Pr. Pr." meldet— ein Monsterprozeß gegen insgesamt 88frühere Angehörige der SPD. und des Reichsbanners begonnen. Gegenstand des Prozessesbilden die Versuche, das illegaleReichS-banner an der Unterweser und in Rord-hannovcr wieder zu organisieren. Weiterwerden sich sechs frühere Sozialdemokraten vordem Reichsgericht in Leipzig zu verantwortenhaben, fünf weitere Angeklagte haben bereitsin Hamburg vor Gericht gestanden, so daß etwagegen 100 Personen in diesen Prozeß verwickeltsind. Auch im Auslände hergestrlltes illegalesPropagandamaterial sollen die Angeklagten ver teilt Haven. Ihre Bücher und Schriften warenmit wissenschaftlichen Titeln wie„Aristoteles",„Wissen der Dichtkunst",„Schopenhauer über dieReligion" usw. getan».Der traurige Fall TorgierDer frühere kommunistische Reichstagsabgeordnete T o r g l e r, der vor einiger Zeitaus dem Gefängnis Plötzensee entlassen wurde,befindet sich jetzt angeblich in der Reichsführerschule der NSDAP, zu Bernau. Er arbeitet dortan einem Buch, welches seine politische Wandlungvom Kommunisten zum Nazi und Anhänger desDritten Reiches darstelle.Der Haß tobt sich ausWien. Der Bürgermeister von Wien hat dieUmbenennung der bekannten Wiener Gemeindebauten»Karl- Marx-Hof" und.Friedrich-Austerlitz-Hof" in»Heiligenstädter Hof" und„Raben-Hof" angeordnet.Schuschnigg eröffnetMussolinis AufmarschstraßeWien. Samstag vovmitag wurde die neuerbaute, größte und höchstgelegene österreichischeAlpenstraße auf den Großglockner feierlicheröffnet. Diese Straße ist 46 Kilometerlang und verbindet Salzburg und Kärnten aufder Linie Bruck—Funsfern leiten—Heiligenblut.Der Bau der Straße dauerte 8 Jahre und kostete26 Millionen Schilling. Beim Bau sind 18 Arbeiter ums Leben gekommen.Der wahre Grund der eiligen Fertigstellungder Glocknerstaße liegt natürlich nicht in ihrerBedeutung für den Fremdenverkehr, sondern inihrer außerordentlichen militärischen Bedeutung für Herrn Mussolini. Es ist auchrin offenes Geheimnis, daß in der BauleitungMitglieder des italienischen General-ß a b e s beschäftigt waren und daß während derletzten Jahre der allergrößte Teil des Geldes fürdie Erpreßarbeit an der Fertigstellung der Straß«aus italienischen Quellen stammte. Die Glockner-Itraße bildet für Mussolini gegebenenfalls einiheales Aufmarschgebiet in Oesterreich, sie verkürzt u. a. den Weg von Venedignach Salzburg um 160 Kilometer. Und da Mussolini ja Oesterreich nicht zum Vergnügen zu seinem Kolonialland gemacht hat, ist die Eile derFertigstellung und die freudige Feierstimmungseiner Statthalter sehr begreiflich.Kleine WochenschauHoffentlich erholt sldi der FührerHenlein In England gutSchlechte Verständigung zwischenLaval und Mussolini2^—i/vt.Ff'*IT—•\ 1 1izWir brauchen die Heimwehr, sie ist soeine gute Kulisse für die NazisDanzig— Danzig denk an diedeutsch-polnische FreundschaftHelmuth von GerlachgestorbenAus Paris kommt die Kunde, daß Helmuthvon Gerlach, fast ein Siebzigjähriger, an einemHerzschlag gestorben ist. Sein Leben war Fehde.Fehde gegen den Ungeist und gegen das Unrechteines altpreußischen Herrentums, das er kannte,weil er selbst aus seinen Reihen kam.„Alles verstehen, heißt alles verzeihen"— aber viel wissenheißt auch viel hassen IDie Familie Gerlach hatte dem alten Preußen Minister, Generale und Staatsmänner gegeben. Mit Helmuth von Gerlach gab sie ihm einenunermüdlichen Widersacher. Aus der traditionellenBeamtenlaufbahn schied er frühzeitig aus. In seien Erinnerungen hat er über das Milieu derJugendjahre aufschlußreichen Bericht gegeben.Gerlachs starkes soziales Wollen führte ihn zuerstauf einen Irrweg. Im„Verein deutscher Studenten" folgte er noch dem sozial maskierten Anti-semifismus der Aera Stöcker. Dann schloß ersich denNationalsozialisten um Friedrich Neumannan. Sie vertrat er auch von 1903 bis 1906 imReichstag. Wer ein Denken von ehrlicher Unerbittlichkeit fiihrte ihn weiter. Helmuth von Gerlach wurde Demokrat und Pazifist. Beides nüchtern, real und deshalb dem wilhelminischen Kaisertum dotwelt verhaßt.Die Revolution legte in seine Hände dieVerhandlungen mit Polen. Er hat sie als preußischer Staatssekretär vorsichtig und versöhnlich geführt. Die nationalistische Meute heulte Verrat.Sie glaubte zum Verhandeln gehöre eine geballteFaust auf den Tisch.Helmuth von Gerlach führte in seiner„W elt am Montag" einen scharfen Kämpf.Wer was seine Gegner als Demagogie schalten,war nichts als das schonungslose Aufdecken derkompromißlosen Wahrheit, ihres Hintergrundesund ihrer Konsequenzen.Gerlach nahm nicht nur zu den großen Fragen der Innen- und Außenpolitik Stellung. Ucber-all wo er Fallen der Bürokratie und Justiz witterte, suchte er das Geflecht mit der Waffe seinergutgeschmiedeten Sätze schonungslos zu zerreißen.Die„Deutsche Liga für Menschenrechte" hatte inihm nicht nur einen rührigen Vorsitzenden, sondern einen mutigen Wegbereiter. Im Präsidiumder„Deutschen Liga für den Völkerbund" suchteer dem Verständigungsgedanken zu dienen. NachStresemanns Tod war dort für ihn kein rechterPlatz mehr.Je weiter die deutsche Reaktion fortschritt, umsn lebhafter wurden seine Mahnungen. Aber dieFront des Widerstandes, die er forderte, kam nichtzustande. Er selbst, ohne Mitglied einer Partei zusein, hat einmal sein Verhältnis Zum Sozialismus schlicht festgelegt:„Aber meine Herren, derSozialismus.ist doch heute die,. Gesinnung jedesanständigen Menschen."Im Dritten Reich war für diesen Mann keinRaum. Nur mit Mühe konnte man ihn bewegen,Deutschland zu verlassen. In Paris wirkte er hingebungsvoll für die Opfer des Hitlertums undjede Zeile, die er schrieb, war ein ungebrochenerProtestwille gegen das Deutschland von heute.Sein Leben war Fehde, denn er hatte Glauben.Seine Waffe war Spott, denn er kannte dieW elt l O. F.Vom RundfunkEmpfehlenswertes aus den ProgrammeniMontag:Prag, Sender L.: 6.00 bis 7.30: Gymnastik,Musik. 10.06: Deutsche Presse, Wetter. 11.00:Schallplatten. 12.10: Mittagskonzert. 13.15: Schallplatten, 14.00: Deutsche Nachrichten. 15.00 Konzert.17.50: Schallplatten. 18.05: Schallplatten. 19.00:Deutsche Presse. Wetter. 21.00: Konzert.— Sender S.: 7.30: Konzert. 8.00 bis 8.15: Frauenghm-nastik. 14.00: Lieder. 14.20: Deutsche Sendung.—Brünn: 6.00 bis 7.30: Frühienduna. 11.00: Schallplatten. 13.25: Sozialissformationen. 15.00 bis16.30: Konzert. 17.40 bis 18.29: Deutsche Sendung. 19.00: Deutsche Presse, Wetter. 20.35: Programm aus Prag.— Müh risch-Ostrau: 6.00 bis7.30: Frühsendung. 7.80: Schallplatten. 11.00:Schallplatten. 15.00: Konzert. 17.55: Ortsnachrichten. 18.20: Deutsche Sendung, deutsche Presse. Wetter. 22.30: Lieder.— Pretziurg: 6.00 bis 7.30:Frühsendung. 13.35: Deutsche und magyarische Nachrichten. 15.00: Konzert. 19.00: Deutsche Presse.—Kascha»: 6.00 bis 7.30: Frühsendung. 9.30 Schallplatten. 11.00: Schallplatten. 15.00: Konzert.Dienstag:Prag, Sender L.: 6.00 bis 7.30: Frühsen-dung. 10.05: Deutsche Bresse. Wetter. 15.00: Konzert. 16.30: Uebertragung aus dem Baumaarten,Promenadenkonzert. 18.00: Schallplatten. 19.00:Zeit, deutsche Presse. Wetter. 19.10: Schallplatten.'19.25: Flötenkonzert. 20.30: Vollslieder. 21.00:Konzert. 21.50: Konzert. 22.30: Tanzmusik.—Sender S.: 7.30: Leichte Musik. 8.00: Frauengymnastik. 14.15: Deutsche Sendung.— Brünn:6.00 bis 7.30: Frühsendung. 10.15: Deutsche Presse,Wetter. 11.00: Konzert. 15.00 Konzert. 17.40:Deutsche Sendung, Arbeitersendung, Sozialinformationen. 18.20: Tanzmusik. 19.00: DeutschePresse, Wetter.— MSHrisch-Ostran: 8.00 bis 7.30:Frühsendung, Schallplatten. 11.00: Konzert. 12.30:Orchesterkonzert. 15.00: Konzert. 18.20: DeutscheSendung. 21.05: Konzert aus Prag.— Preßharz:6.00 bis 7.30: Frühscndung. 12.15: Mittagskonzert.15.00: Konzert. 17.40: Schallplatten. 19.00:Deutsche Presse. Wetter. 21.05: Konzert aus Prag.'— Kaschari6.00 bis 7.30: Frühsendung. 9.30:Schallplatten. 11.00: Konzert. 14.00 Schallplatten.15.00 Konzert, 20.30: Klavierkonzert. 21.05: lieber»tragung aus Prag.