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Sonntag, 4. August 1935
Nr. 180
Ruffischer Nordpolflug mißglückt
Moskau  . Der sowjetrussische Flieger L e- wanewski startete gestern um 4 Uhr früh zum Fluge nach San Francisco   über den Nordpol  . Das ganz« Land verfolgt mit Spannung den Flug des sowjetrussischen Fliegers Lewa­newski und seiner Begleiter. Die heutigen Blät­ter sind vcillauf dem Fluge gewidmet und brin­gen zahlreiche Photographien, Karten und Arti­kel Lewanewskis, Baidukows und Lewtschenkos, der Erbauer des Flugzeuges, sowie bekannter Journalisten, Professoren und Polarflieger. Alle heben die außerordentliche Schwie-
Oesterreichischer Nazi Spion in der Tschechoslowakei  Koöiee. In Kosice   wurde der österreichische Staatsangehörige Anton Gruber verhaftet und in die Hast der Staatsanwaltschaft einge­liefert. Gruber desertierte im Jahre 1934 aus dem österreichischen Bundesheer und flüch­tete nach Deutschland  , wo er in die Hitler i- schen Sturmabteilungen eintrat. Durch das bei Gruber vorgefundene Material wurde erwiesen, daß er in der Tschechoslowakei  Spionagetätigkeit betrieb.
Kindertragödie In Böhmisch-Märzdorf ereignet« sich eine erschütternde Kindertragödie. Vor eini­ger Zeit starb dcirt ein Mann namens B. H u- d e c, der zwei minderjährige Kinder hinterließ. Die Kinder, die mit besonders großer Liebe am Vater hingen, nahmen sich seinen Tod sehr zu Herzen. Vierzehn Tage nach dem Ableben des Vaters starb sein Töchterchen aus Gram, jetzt hat der Sohn seinem Leben durch Erhängen ein Ende gemacht. 2000 Häuser eingestürzt 60 Dörfer vernichtet Neue Schreckensberichte über das chinesische  Hochwaffer Schanghai  . Infolge anhaltender schwerer Wolkenbrüche in der Provinz F u k i e n wurde die Küstenstadt Tsuanschou und deren Umgebung bis zu fünf Meter u n ter Wasser gesetzt. 2000 Häuser sind eingestürzt. Die Verkehrsverbindungen sind unterbrochen. Augenzeugen berichten, daß 60 Dörfer in der Umgebung von Tsuanschou vollkcenmen vernichtet worden find. Es handelt sich bei dem Unwetter um die größte Ueber- schwemmung, di« in den letzten 100 Jahren die betroffene Gegend heimgesucht hat.
Neger-Revolte in Rhodesien  London  . In den Kupferbergwerksbezirken don Nord-Rhodesien   herrscht unter den schwarzen Bergleuten große Un­ruhe. Polizeiliche Verstärkungen sind aufgeboten worden. Eine Anzahl Agitatoren wurde ver­haftet. Auch Truppen sollen nach den Un­ruhebezirken unterwegs sein. Die amtliche Unter­suchung der Vorfälle vom Mai, wo 14 Negerberg­leute durch Schüsse von Polizei und Truppen ge­tötet worden waren, hat nicht zur Beruhigung der Gemüter beigetragen. Regierungsbeamte haben zugegeben, daß die Steuererhöhung, dje den Anlaß der Unruhe bildeten, in manchen Fällen zur Verdoppelung der Abgaben der Neger geführt haben. Es wurde erwähnt, daß ein Neger» der einen Weißen beschimpft hatte, eine Gefängnisstrafe erhielt, j»ährend ein Weitzer, der einen Neger durch einen Schuh verwundet hatte, nicht einmal vor Gericht gestellt wurde.
Aus dem Reiche des Raffenwahns Liegnitz.(DRB) Die Staatspolizei- stelle Liegnitz   teilt mit: Wegen unmittelbarer Gefährdung der öffentlichen Ruhe und Sicher­heit in Verbindung mit Raffenschande und art­vergessenem Verhalten wurden in Ligenitz acht Juden und acht arische Mädchen, in Görlitz   vier Juden und vier arisch« Mädchen in Schutzhaft genommen. Die Schutzhäftlinge sehen ihrer Ueberführung in ein Konzentrationslager entgegen.
Wie eine Greuelmeldung entsteht. Die Vaster Nachrichten", die dem Geschehen in Hitlerdeutschland gegenüber eine wohlwollende Neutralität bewahren, aber doch nicht wie unsere Henleinblätter soweit gehen, das zu verschweigen, was sie erfahren, geben aus dem >,Frankfurter Volksblatt" eine Meldung der Geheimen Staatspolizei in Frankfurt am Main   wieder, die besagt, daß dort ein 31jähri- ger jüdischer Kaufmann und seine arische Braut wegen Rassenschande festgenommen wurden. Angezeigt wurden sie von den Eltern der
r i g k e i t des Fluges und di« guten Eigen­schaften der Flieger, sowie des Flugzeuges her­vor. Einige Minuten vor dem Start sandten die Flieger die letzten Grüße an ihr Heimatland und betonten, daß sie im Herzen den Siegeswillen ihres Landes mitnehmen. MitzglLtkt Notlandung In später Nachfftunde wird gemeldet, daß der Flug aus unbekannter Ursache mißlungen ist. Das Flugzeug mußte um halb 11 Uhr abends auf einem Flugplatz östlich von Lenin­ grad   notlanden.
Braut, die sich der Verbindung widersetzt hat­ten. Die Braut, dieverführt" wurde und ein Kind erwartet, ist ins Konzentrationslager geschafft worden, wohin auch der Bräutigam kommen wird, gegen den vorerst ein Verfahren wegen staatsfeindlicher Aeußerungen eingelei­tet ist. Zwei Menschen der Freiheit beraubt, wefl sie sich liebten, eine Schwangere im Kon­zentrationslager, auf Anzeige der eigenen El­tern, dafür ist das Wort Greuel beinahe schon zu schwach. Aber der Fall ist wieder ein Beispiel dafür, wie die Greuelmeldungen ent­stehen: sie entstehen dadurch, daß die Greuel im Dritten Reich   stattfinden und von der Nazi-Presse auch noch als Ruhmestaten ver­öffentlicht werden. Genosse Dr. Ludwig Czech  , Minister für öffentliches Gesundheitswesen und Körpererzie­hung hat seinen Erholungsurlaub ange­treten. Verdientes Lob. Wir haben vor einigen Ta­gen auf den sonderbaren Umstand hingewirsen» daß dieRote Fahne" anläßlich der Zwischenfälle, die sich beim Umzug der deutschen Turner in Brüx  ereignet haben, den Henleinleuten zu Hilfe gekom­men ist. In der letzten Nummer derRundschau" wird nun diese Kritik desSozialdemokrat" an der Hilfeleistung der Kommunisten für die Sudeten­ deutsche Partei   abfällig glossiert und den Kom­munisten, bzw. derRoten Fahne" recht, gegeben. Dieses Lob der Henleinleute haben die Kommuni­sten wohl verdient. Der Nazi-Aufbruch" endlich verboten. Das Landesamt in Prag   hat die Herausgabe der Zeit­schriftD er Auf bruch" verboten. Die Zeitschrift wird von Otto Karl K n a h l in Prag  VII., Bubenflä 19, herausgegeben, in der Druk- kereiGutenberg  " in Dux gedruckt und erscheint vierzehntägig in Prag  . Das Verbot erfolgte, weil ! aus dem Inhalte der Druckschrift ersichtlich ist, daß sie den Zwecken der verboten ende n tfch e n nationalsozia listis ch« n A rb e i- ter Partei(DNSAP  ) diente. Und solche Hände liegen brach... Der jugendliche Arbeiter Heinrich Pelka in Pilsen  , der von seltenen Gelegenheitsarbeiten lebt, baute in seiner reichlichen Freizeit ein Segel­flugzeug, das, bis auf einige wenige Kon­struktionsfehler, allen Anforderungen entspricht. Heinrich Pelka hat bereits einen Bersuchsflug unternommen. I« die Lust geschleudert. Der Bürger­meister von Eisenberg in Mähren   wurde, als er das Mladen von schweren Marmorplat­ten, die für ein Kriegerdenkmal bestimmt waren, beaufsichtigte, von einem seltenen Unfälle be­troffen. Als er auf einem Hebebalken stand, stürzte eine Marmorplatte auf di« andere Seite des Balkens. Der Bürgermeister wurde infclge Hochschnellens des Hebels drei Meter hoch in die Luft geworfen. Beim Fallen auf das Pflaster erlitt er so schwere Verletzungen, daß er sogleich ins Krankenhaus überführt werdrn mußte.
Ei««euer Aufstieg in der Tatra. Dieser Tage führten die beiden Mitglieder des tschecho­slowakischen Alpinistcntlubs E a b e l k a und Frau Stäflova, die erste Besteigung des Volov-Kammes vom Menguöov-Tal durch die Südwand durch. Diese Wand zu bezwingen, ver­suchten bereits ftüher heimische und polnisch« Bergsteiger. Antifascistische Demonstrationen auf Malta  . Auf der Insel Malta   haben* dieser Tage ver­schiedene italienfeindliche Kundgebungen stattge­funden. Wie man weiß, hat die englische   Regie­rung vor kurzem den italienischen Sprachunter­richt an den maltesischen Schulen verboten. In La Ballette sammelten sich vor einem öffentli­chen Gebäude mehrere Hundert.Menschen und riefen:Es lebe England I" Die Polizei mußte einschreiten, um die Demonstranten zu zer­streuen. Bier Personen sind verhaftet worden. Um weitere Zwischenfälle zu verhüten, wurde das italienische Konsulat durch besondere Wachen geschützt. Druckfehler sinnstörender Art gab es in un­serer gestrigen Notiz über dasMißtönende Mu­sikfest". Dort sollte natürlich von der Karls­bader(nicht Prager  ) Generalabsage die Rede sein und gleich darauf von den KarlSbader (nicht Prager  ) Gemeindevertretern. Zigeunerzählung. Bei einer Zählung der Zigeuner, die die Gendarmeriestationen vornah­men, wurde festgestellt, daß in der Tschechoslo­ wakei   mehr als 8 0.0 00 Zigeuner über 14 Jahren leben. Ein erheblicher Teil der Zigeuner ist in der Slowakei   ansässig. In UZHo- rod haben die Zigeuner ein« eigene Schule. Ei« H«nd bekommt rin Denkmal. Der be­kannte sowjetrussische Physiologe Professor Paw­low beantragte, daß auf den Gründen des In­stituts für experimentale Medizin ein D e n k- mal des Hundes errichtet werde, der der Gegenstand der häufigsten Forschungen des Pro­fessors Pawlow war. Im Sockel des Denkmals werden in Bas-Relief Szenen aus dem Labora­torium des genannten Professors veranschaulicht, in denen der Hund bei den wissenschaftlichen For­schungen eine hervorragende Rolle gespielt hat. Ei«« Viktoria Regia in Pirökany. Dem Bota­nischen Garten in Pießtany glückt«'eben die Züch­tung einer Viktoria Regia in freier Natur, deren Heimat daS südamerikanische Guyana, ist. Die vom Botanischen Institut der Masaryk-Universität   Mitte Mai gelieferten Setzlinge wurden auf der Bade­insel in einem Teich, der Zufluß aus schwefelhalti­gen Quellen erhält, eingepflanzt. GelegeuheitSstempel aas Postmarken. In der Zeit vom 6. biS 12. August 1932 wird, das Postamt Prag   I-, bei. seine» Philatelieschaltern mit dem Ge­legenheitsstempelSlavkov u Brna ll. Napo- leonske hry." in grüner Farbe mit dem Datum16 Juni 1936" auf Papierblättern und dgl. aufgeklebt« Postmarken zu 60 Heller und höherer Werte zu philatclistischcn Zwecken abstempeln. Die kalte« Sommernächte dies«» Jahres. Der Temperaturrückgang, welcher nach einem sehr war­men Juni in den letzten fünf Wochen«ingetreten war, ist besonders durch das zeitweise Auftreten un­gewöhnlich kühler Rächte chrakterisiert. Die Epo, chen stärkster nächtlicher Abkühlung fielen auf den 8. und 9. Juli und dann auf den 31,'Juli bis 2 August. Die beiden Kältewellen waren verursacht durch den direkten Zufluß polarer Luft, welche sich, nach«ingetretcner Beruhigung und AuS- heiterung, durch nächtliche Ausstrahlung noch weiter abkühlte. Wahrscheinliches W e t t e t heute: Wechselnd bewölkt und vorwiegend trok- ken. Im Westen der Republik   ein wenig kühler, im Osten weiter« Erwärmung. Im mittleren Teil des Staates vereinzelt Gewitterneigung. Wetter­aussichten für Montag: Allgemeine Wet­terlage ziemlich günstig.
Italienische Truppen marschieren an die Grenze von Abessinien
Täglich entsendet Italien   neue Truppen-Transporte nach Eritrea  . Dieses Bild zeigt italienische Truppen auf dem Bormarsch nach der abessinischen Grenze. Die Oede des Geländes läßt deutlich die Schwierigkeiten erkennen, mit denen die Italiener in diesem Kriegsgebiet zu kämpfen haben.
Die Ausgestaltung des tschechoslowakischen Rundfunks Johannisbad. Die Programmkonferenz des tschechoslowakischen Rundfunks auf der Sokol«, baude im Riescngebirge hat Samstag ihre Be­ratungen abgeschlossen. Die Musiksektion hat u.. a. 20. Musterprogramme für Volks- konzerte, die gleichzeitig Erziehungszwecke« dienen sollen» aufgestellt. Die Musiksektioü empfiehlt auch die Ausschreibung eines Wett­bewerbes für die beste Original- rundfunkoperette. Die bereits im Som- merprogramm eingeführten täglichen Nachmit­tagskonzerte von 15 bis 16 Uhr werden auch im Winterprogramm beibehalten werden. Das Interesse für die musikalische Rundfunkpro- duktion soll auch durch Aufgabe unterhaltsamer musikalischer Rätsel und pädago­gische Veranstaltungen gefördert wer-- den. Die slowakische Sektion unterbreitete den Entwurf eines großen Originalprogrammes zur' Feier des 28. Oktober sowie eines Weihnachts-, Neujahrs- und Osterprogrannns. Besondere Aufmerksamkeit wird der Schn» lungvon Rundfunk regisseuren ge­widmet werden, für die die Literarisch-dramatische Sektion einen fachlichen Lehrkurs vorbereitet. Die Sekfion behandelte und beantragte auch neue Arten der Propaganda der Literatur und- Belletristik durch den Rundfunk. Im Zu«' smnmenhang damit wurde von dieser Seftion eine Propaganda der öffentlichen Bi­bliotheken empfohlen, wozu durch Repor­tagen über die großen tschechoflowakischen Büche­reien und durch Informationen für Bibliothekare und die Oeffcntlichkeit durch den Rundfunk bei­getragen werden soll. Die Bortragssektion bringt Vortrags­zyklen. Ferner wurden die vorwiegend für die Hausfrauen bestimmten Bormit«/ tagsrelationen geregelt und mehrere Fragen über das Zusammenwirken der einzelnen Rundfunk«' fiationen behandelt. Das Generalprogramm des tsche­choflowakischen Rundfunks wird in einer Sonder-, Publikation veröffentlicht werden.
Banditen lasse« mit sich handeln. Der vo«' chinesischen Banditen entführte englische Journa«' list Johnes wird noch immer gefangen gehalten, doch wird erwartet, daß seine Freilassung bald er­folgt. Die Fahndungsstellen sind den Entführ rern auf der Spur und die amtlichen Stellen sind mit den Entführern in Verbindung getreten. Es scheint, daß den Entführern die Verschleppung deS Journalisten selbst unangenehm zu werden be­ginnt, denn sie gÄben sich bereits mit einem Löse­geld von 10.000 chinesischen Dollars gegenüber^ den ftüher geforderten 100,000 Dollars zufrih^, deru Rot treibt Malter und Tochter in den Tod. Die im ll. Wiener   Bezirk wohnende 73jährige tschecho­slowakische Pensionistin Betty T r n k o v& aus Pil­ sen   und ihre 39jährige schwerkranke Tochter Sidonit tranken Freitag abends aus Furcht vor völliger Verarmung, Lysol. Die Mutter verschied bald dar­auf, die Tochter wurde mit schweren inneren Ver­letzungen ins Krankenhaus eingeliefert.
Die 4*iHfeeitung vom Kreisturnfest der Arbeiterturner in Aussig  erscheint Mittwoch, den 7. August. Was bringt die Bildzeitung? Aufnahmen: der Massenkundgebung ain Marktplatz, der Freiübungen und Veranstal­tungen am Stadion, der turnerischen und sportlichen Wettkämpfe im Warmbad Kleischc und der Kampfbahn, sowie Auszüge aus derwahrhaften" Berichterstat­tung derSPB" und anderen bürgerlichen Zeitungen.