9h. 185 Seite 2 TamStaa, io. August 1931 dabei insbesondere die Tatsache, daß in Eng­land zum ersten Male seit"fünf Jahren wieder die Zweimillionen-Grenze der Arbeitslosigkeit er­reicht wurde. Englands industrieller Beschäfti­gungsgrad lag im ersten Quartal 1935 index­mäßig auf 111.1 gegenüber 104.8 im Vorjahre und 104.7 im Jahresdurchschnitt 1934. Für Schweden zeigte der Index im Mai 115.4 gegenüber 106.7 im Vorjahre. Wesentlich anders sind die fascistischen Länder zu' beurteilen» die eine auf kreditinflationistische Maßnahmen aufgebaute künstliche Konjunktur geschaffen hatten, deren Be­stand und Dauer immer problematischer wird. Sowohl in Deutschland als besonders in letz­ter Zeit in I t a l i e n, das die zusätzlichen Kosten eines vorbereiteten Kolonialkrieges zu tragen hat, machen sich Anzeichen geltend, daß die Kreditmittel trotz aller rigorosen Maßnahmen erschöpft sind und die Zerrüttung der Staatsfinanzen der künst­lichen Scheinkonjunktur zwangsläufig das Lebens­licht ausbläst. Beide Länder sind gekennzeichnet durch einen katastrophalen Rückgang der Massen­kaufkraft, ohne die keine echte Konjunktur einsetzen kann beide Länder sind in ihrer wirtschaftlichen und produktionsmäßigen Struktur charakterisiert durch die Tatsache, daß der Staat als Auftrag­geber die fehlende private Initiative ersetzt hat, ohne echte Initiative zur Entfachung zu bringen. Im Augenblick, wo die finanzielle Schwäche oder gar der Zusammenbruch der Staatsfinanzen offen­bar wird, muß in beiden Ländern ein Rückschlag einsetzen, der auf dem gewaltig gesenkten Lebens­niveau doppelt katastrophale Wirkungen zur Folge haben muß. Frankreichs Aussichten, aus der Krise herauszukommen, von der es erst eigentlich in der ganzen Schwere erfaßt wurde, als die mei- steU anderen Länder ihren Tiefstand bereits über­wunden hatten, sind durch die notverordnete De- flätionspolitik nicht besser geworden. Die Aus- balanzierüng der Staatsfinanzen, die man mit Gehalts- und Ausgaben-Reöuktionen in Milliar­denumfang zu erzielen hofft, vernichtet weit mehr Kaufkraft, als die gleichzeitig dekretierten Preis­senkungen auszugleichen vermögen. In Bel­ gien hat die Frankenabwertung ebenfalls nicht den erhofften Erwartungen entsprochen, wenn auch die Wirtschaftslage sich leicht gebessert hat. Beson­ders fragwürdig ist aber nach den gegen Roose­velts New Deal ergangenen Gerichtsentscheidun­gen die weitere Entwicklung in Amerika ge­worden. Zur Jahresmitte war der allgemeine industrielle Produktionsstand des Vorjahres be­reits unterschritten, im Mai stand der Index auf 76.6 gegenüber 77.5 im Vorjahre. Wenn man nicht außer Acht läßt, daß in Amerika ähnlich wie in Deutschland vielStaatskonjunktur" geschaffen worden ist, so muß man auch bezüglich Amerika zu dem Ergebnis kommen, daß die wei­tere Entwicklung der Wirtschaftslage entscheidend von der Lage der Staatsfinanzen abhängt und zweifellos einen empfindlichen Stoß- bekommen wird, wenn die Siaatsausträge im Umfange vieler Dollar-Millionen aufhüren- oder eingeschränkt werden müssen. Die Lage der Staatsfinanzen ist aber keineswegs erfteulich: das Defizit betrug im abgelaufenen Etatjahr 3.5 Milliarden Dollar und die Staatsschuld war auf-fast 29 Milliarden Dol­lar weiter angewachsen 1 Das Gesamtbild ist also alles andere als be­sonders hoffnungsvoll, zumal nicht vergessen wer­den darf, daß sich die meisten ausgesprochenen Agrarländer noch immer in der Depression befin­den und nur geringfügige Besserungserscheinungen gegenüber dein Krisentief aufweisen, andererseits in vielen Industriestaaten die nicht ewig währende RüstungS-Sonderkonjunktur eine nicht unwesent­liche Rolle spieltl Noch immer warten 22 bis 25 Millionen Arbeitslose auf Arbeit l 91 komm VON Emil t1 Deotsch von Anna Aurednltek Abgeavbeitet?" flüsterte Beinsteller. Fin­den Sie nicht, daß ich lange Finger habe? Schauen Sie sie nur gut an; das ist doch keine Männerhand, Das ist ein Händchen für eine Hebamme das kommt von der früheren Be­schäftigung, Herr Malina!" Führen Sie vor mir keine solchen Reden, Herr Beinsteller", sagte Malina jetzt mit- Nach­druck.Ich bürge für Sie mit allem, was mir gehört. Sie sind der anständigste Mensch hier am Poric , Herr Beinsteller, und wenn Ihr Sohn diese Eigenschaft nach Ihnen erbt, kann er sich nur gratulieren." Beinsteller schwebte in höchster Seligkeit. Gleich darauf aber wurde er wieder traurig: Wir reden hier, wie mein Sohn sein wird, und die Frau ringt vielleicht mit dem Tod. Ich halt's nicht mehr aus, Herr Malina, ich sperr das Ge­schäft und lauf' nach Hause." In demselben Augenblick stürzte der Lehr­bub vom Nachbarn, dem Elektrotechniker, herein Und schrie:Herr Beinsteller, Herr Beinsteller, man hat socken telephoniert, daß es schon da ist!" Du, mein Heiland!" flüsterte Beinsteller. Ich bin vor Freude so erschrocken, daß ich sterbe. Jetzt sag noch. Junge, daß es ein Bwb ist." Ich muß es sagen, weil man's telephoniert hat." Die strategisch geographische Lage Abessinien! Abessinien, das mit einem Flächenin­halt von 1,120.000 Quadratkilometer mehr als dreieinhalbmal so groß ist wie Italien , liegt in der Mitte Ostafrikas . Als letztes selbständiges Negerreich ist es umschlossen von Kolonien euro­päischer Staaten. Von diesen sind ftalienisch Eri­trea im Norden des Landes und I t a l i e- nisch-Somalilandim Südosten. Diese beiden Kolonien sind die Aufmarschgebiete Ita­ liens gegen Abessinien. Nach der bisherigen Kräfteverteilung zu schließen, scheint Italien den Hauptstoß von Nor­den her führen zu wollen. Denn die überwiegende Mehrzahl feiner Truppen- und Material-Trans-^ Porte wird m M a s s a u ä, dem Häüpthafen von Eritrea , ausgeladen.(Dies erklärt sich aus der Wegersparnis von 2,800 Kilometer, um die die Strecke nach dem wichtigsten Hafen von Jtalie- nisch-Somaliland, Mogadis ch o, länger ist.) Von Maffaua aus werden die meisten Truppen mit der einzigen Eisenbahn, über die Erftrea ver­fügt, ins Innere nach Asmara gebracht, dessen Hochlandsklima für Europäer weniger beschwer­lich ist als das Küstenklima am Roten Meere. Wenn die Italiener von Eritrea aus in Abessinien einmarschieren, so kommen sie bald auf das Schlachtfeld von Ad u a, wo ihre Väter im Jahre 1896 eine vernichtende Niederlage von den Trup­pen des Kaisers Menelik erlitten. Das weitere Ziel eines italienischen Vormarsches wäre der Tan a-S e e, der als Ouellgckiet des Blau e n Nils von allergrößter Bedeutung für die Be- Beinsteller sank in Malinas Arme und küßte ihn herzhaft und Malina küßte Beinsteller. Gott weiß, wie lange sie damit fortgefahren wären, wenn der Junge nicht gerufen hätte:Wenn Sie etwas Näheres wissen wollen, sollen Sie an§ Telephon kommen." Jetzt werde ich's hören", schrie Beinsteller. Ich bitte Sie, Herr Malina, warten Sie eine Weile hier im Geschäft, passen Sie auf, bis ich zurückkomme. Wenn ich lache» hat das Kind keine Eigenschaften von mir geerbt, mach ich aber ein trauriges Gesicht, dann hat es eine mit­gekriegt. Komm ich aber bis zum Abend nicht zurück dann hat es beide." Nach einer Minute war Beinsteller wie­der da. Denken Sie nur, es wiegt sechseinhalb Kilo!" Herr Malina war aber gerade emsig und recht hoffnungslos dmnit beschäftigt, ein Päckchen gewöhnlichen Tabaks zu suchen. Ich hab's Ihnen ja gesagt, daß Sie sich unnötigerweise ängstigen. Jetzt sagen Sie mir lieber, wo der Pfeifentabak steckt." Ich bediene schon selbst, Herr Malina", sagte Beinsteller und sprang wie der Jüngste über das Pult.Sie wollen ein Päckchen Pfeifen­tabak?" Ja." Da haben Sie ein ganzes Rad davon", sagte Beinsteller,starren Sie mich nicht so an und nehmen Sie's ruhig. Falls Sie noch mehr wollen.../hier... hier sind fünfundzwanzig Kurze und da... da fünfundzwanzig Virginia für die Feiertage, und wenn Sie sie rauchen, den­ken Sie:Jetzt rauch ich aufs Wrchl des kleinen Beinsteller, der schon sechseinhalb Kilo wiegt!" Ende. Wässerung des englischen Sudans und Aegyptens ist. Dies ist einer der Gründe, aus denen England wie Aegypten das Vorhaben Italiens mit stärk­stem Mißbehagen betrachten. Neben dem von Norden zu erwartenden Hauptswß wird gleichzeitig auch Abessiniens Süd­ostgrenze angegriffen werden weniger aus strategischen Beweggründen als vielmehr aus dem Bestreben, gegnerische Kräfte zu binden. Dem­gegenüber sollen die Abessinier die Absicht haben, die Flüsse S ch e b e l i und Web aufzustauen und in die Wüste zu leiten, um den italienischen Trugen die Möglichkeit zu nehmen, die User, die­ser Flüsse als Vormarschstraßen ins-Innere-, des Landes zu benützen, dieser Plan soll den Abessi- niern von ihren belgischen Jnstruktionsoffizieren nahegelegt worden sein, die aus dem Weltkriege von den Kämpfen in Flandern praktische Erfahrung im Aufstauen von Flüssen und im Ueberfluten von Land besitzen sollen. Jedoch wer­den sich'derartige Pläne wohl kaum durchführen lassen, da es auf der Hand liegt, daß die im en­gen Raume Flanderns gegebenen Verhältnisse sich nicht ohne weiteres auf die riesigen Weiten Afri­ kas übertragen lassen. In dieser Weite der afri­kanischen Landschaft, die Zentren irgendwelcher Art kaum kennt, bietet sich der italienischen Flie- gerwafie, abgesehen von der abessinischen Haupt­stadt Addis Abeba nur ein Ziel: Die ein­zige Eisenbahn des Landes, die die Hauptstadt mit dem Hafen D j i b u t i in Französisch- Somaliland am Golf von Aden verbindet. Nach französischen Blättermeldungen soll die erste italienische Armee, aus fünf Marschkolon- Jm Leitartikel desNeuen Wiener Tagblatt" vom 9. ds. schreibt der römische Korrespondent des Blattes C. L. M. übrigens ein Italiener und selbstverständlich das SprachrohrMusso« l i n i s unter dem TitelItaliens Ak­tionsplan unverrückbar"», a. fol­gendes über die Genfei Beschlüsse: Die Genfer Tagung hat nur eine Rotlösung gezeitigt. Am nicht die Ohn­macht des Völkerbundes offen einzu­gestehen und Europa wenigstens noch durch vier Wochen die Illusion zu lassen, daß Genf der Friedenshort sei und bleibe. Diese vier Wochen Pas­sen ganz in das Konzept Mussolinis. Die Wiederaufnahme der Arbeiten durch die Schlichtungs­kommission, deren Kompetenz genau nach den Wünschen Mussolinis vom 28. Juli abgesteckt ist, und die in Genf be­gonnene Fortsetzung der Aussprache zu dritt, nun auf Grund des Vertrages vom Jahre 1906, stören den von Mussolini fe st gelegten Ak­tionsplan im italienisch abessini­sche» Konflikt in keinerWeise. Mussolini war nichts daran gelegen, den Ablauf der Geschehnisse zu überstürzen. nen(Divisionen?) bestehend, vom Somaliland aus vockrechen. Der natürliche Weg, den sie nehmen hätte, wäre der Marsch von M o g a d'» s ch o entlang der Flüsse auf die Bahn Addis' Abeba* Dirredaua. Der Marsch durch Oga' den ist ein Umweg und durch Wasserarmut Provinz weit beschwerlicher. Doch ist es möglÄ' daß die Italiener über Ogaden vorgehen, aus Angst, sonst umzingelt zu werden. Zwei Kolon» nen sollen von Norden, drei von Osten aus En» trea vorstoßen. Die ersten Kämpfe würden vcr» mutlich wieder in der Nähe von A d u a stattfin» den, wo die Italiener sich bereits im Hochland be» fiiMn',"MShälö'die Ab^ssiilH/rssehr'daran interes» fiert wären, gerade diesen Weg zu sperren. Stra» tegisch haben die Abessinier den Vorteil derin» neren Linie". Das heißt, sie können bei entspre» chender Kühnheit der Führung und Beweglichst» ihrer Armeen die auf deräußeren Linie" ope» rierenden und in diesem Falle 1000 bis 170® Kilometer voneinander entfernten Italiener ein» zeln angreifen und mtt versammelter Macht.-» schlagen versuchen. Da die Italiener zu dein Marsch von Südosten sehr lange brauchen werden, würde sich für Abessinien, selbst wenn die Iw» liener in Eritrea mit dem Angriff warten, bi? ihre Südarmee weiter vorgedrungen ist, der An» griff auf die nördlichen Korps der Italiener empföhlen. Für Abessinien hängt viel davon ab, ob man in dem primitiven und an Verkehrswege» armen Land einen brauchbaren beweglichen Train aufftellen und überhaupt Armeen von 100.000 Mann und mehr in raschen Märschen bewege» und gesammelt einsetzen kann. Der Auftakt der für unvermeidlich öf haltenen militärischen Operationen i» Ostafrika soll in den Herbst fallen. Es liegt geradezu im Interesse Italiens, 'die Zwischenzeit durch ei» leerlaufende$ diplomatisches Hir»undhe< auszufiillen. Daß Italien auä> nach Genf , trotz dem Versuch Englands, für die Dauer des«och laufende» Schlichtungsverfahrens von Italien die Sistierung weiterer Verstärkungen fei' ner Streitkräfte in Ostafrika zu erzwirr' gen, seine« Aktionspla« in Ostafrib» Etappe für Etappe unbeirrbar weiterverfolgt, beweist die neu» Mobilisierungsorder für drei Divisi^ ne» und die Aufstellung der Ersatzdivi» sionen in der Heimat. Es ist d i e A n t» Wort auf Edens Radiored- i n G e n f. Diese Meinung haben wir und alle nüchtern denkenden und die Wahrheit nicht scheuenden Blät» ter vom ersten Augenblick an vertreten. Es ist>»* teressant, daß sie in einem Mussolini nahestehen» den Blatt von einem seiner Gehilfen b e st ä t i g wird. IHMIHM»I- Genfer Lösung ein Liebesdienst für Mussolini I