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Folgen des Musikfest- Skandals

Eine Reihe tschechischer Blätter halten dem sozusagen im Mutterleib erivürgten Musikfest be­greiflicherweise nicht sehr freundliche, aber den Fall weit überschäßende Nefrologe mit übertrie benen und fehlerhaften Schlußfolgerungen. Wir würden aber trotzdem in die Debatte nicht neuer­lich eingreifenda Gegenstand und Diskussion doch fernab von den wirklichen Interessen der ar­beitenden Menschen liegen wenn der Fall nicht Gefahr liefe, ein Politikum zu werden und wenn nicht auch unser Bruderblatt Právo Lidu" uns in einigen Punkten zu irren schiene.

Vor allem wird völlig übersehen, daß die Karlsbader Stadtvertretung, deren Verhalten in dieser Angelegenheit man auf hitlerisch- henleini­stische Motive zurückführt, doch durchaus nicht nur aus SHF- Leuten besteht und daß vielmehr auch etliche deutsche Sozialdemokraten diese Gemeinde mitverwalten, dort unter anderem auch einen Vizebürgermeister stellen. Wenn die tschechische Presse sich dieser Tatsache erinnert und wenn sie sich weiter darüber informiert hätte, daß unsere Karlsbader Genossen die Karlsbader Be­schlüsse mitverantworten, dann wären die Jour­nalisten, die sich jetzt von dem Aerger über das Scheitern des Musikfestes erst in Karlsbad und jetzt in Prag zu weit gegen die deutsche Stadt hinreißen lassen, von selbst daraufgekommen, daß die Karlsbader aus sa chlichen Gründen das Mu­siffest absagten, wenn auch was wir immer wieder befonen nicht sehr geschickt, nicht mit aller nötigen taktischen Voraussicht. Aber gerade in diesem Punkte, in dem man Vorwürfe ver­ständlich finden kann, müssen sich die Karlsbader post festum" einigermaßen e n t I a stet füh­len, da ja die Veranstaltung nun in Prag auch nicht zustandegekommen ist.

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Samstag, 10. August 1935

Fur Sommerkost

Ceres

Nur echt mit dem Namenszug

gehört Ceres!

Im Sommer, wenn wir unter der Hitze zu leiden haben, ist es wichtig, daß unsere Kost leicht verdaulich ist. Darum sollten wir gerade jetzt stets Ceres verwenden, das

alle Speisen so schmackhaft und leicht verdaulich macht.

Schicht

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Polen schluckt Danzig

Hitler opfert die Grenzdeutschen lebereinstimmende Berichte aus Berlin und Warsch a u besagen, daß die Beilegung des Zollstreites zwischen Danzig und Polen ausschließ­lich auf Sosten Danzigs erfolgt ist. Die Konzession, daß die Zollabgaben in Danzig in Zloty bezahlt werden können, soll nur der Anfang der völligen Einbeziehung der freien Stadt in das polnische Wäh= rungs und Wirtschaftsgebiet sein. Darob herrscht in Warschau großer Jubel. Hitler opfert eine Gruppe der Grenzdeutschen nach der anderen, ohne daß Deutschlands Position wirklich verbessert würde.

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New Yorker Notstandsarbeiter streiken

New York . Die bei den Notstandsarbeiten in New York beschäftigten Arbeiter haben für Freitag den Generalstreit angekündigt, und zwar als Protest gegen den von der Regierung fest= gesetzten Monatslohn von 93.50 Dollars. Etwa 100.000 Arbeiter werden hievon erfaßt. Die Ver­treter der meisten Bauarbeitergewerkschaften in New York haben sich mit den Notstandsarbeitern solidarisch erklärt und beschlossen, den Streit zu unterstüben. Auf Grund dieser Tatsachen hat noch am Donnerstag der Leiter des New Yorker Büros der Arbeitsbeschaffungsbehörde, General John­ston, sich im Rundfunk in einer Ansprache an die organisierte Arbeiterschaft gewendet, um den Streit zu verhüten.

Sudetendeutscher Zeitspiegel

Eine Heerschau der sozial­demokratischen Arbeiter

des Kreises Trautenau

wird sich Samstag, den 10. und Sonntag, den 11. August in Braunau vollziehen. Die Partei, Atus und sozialdemokratische Jugend sind die Veran­stalter des Roten Aufbruches in Braunau , wie die Sundgebung offiziell heißt. Selbstverständlich be= teiligen sich auch die übrigen Kulturorganisatio=

nen,

die Gewerkschaften und Genossenschaften an dem offenbar machtvollen Aufmarsch der Sozial­demokraten in Ostböhmen.

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schen Christlichsozialen Red.) einer negativen Einstellung bezichtigen konnte". Wir glauben dem Hilgenreiner gern, daß ihm Entlarvungen über­haupt unerfreulich sind.

maßstab für eine verantwortliche Politik erachten könnte. Das Budget ist die Arbeit einer Regie­rung, die sich in unserem Falle bereits selbst direkt oder indirekt außerstande erklärt hat, ihre Aufgaben zu erfüllen. Das Budget wird des­In einem anderen Aufsatz wird der unter= halb wahrscheinlich das Spiegelbild aller Kräfte haltsame Familienzivist mit dem tschechischen Bru­und Gegenträfte sein, die innerhalb der Regie derblatt, den Lidové Listy" fortgesetzt. Die rungskoalition nicht auf eine dauerhafte General- ,, Deutsche Presse" hat nämlich auf ihre zähe linie gebracht werden konnten( weshalb ja auch Verteidigung des Dritten Reiches , gegen die eine Regierungsumbildung angekündigt werden Feststellung der Lidové Listy", daß dort anstelle mußte). der Oberammergauer Passionsspiele nun ein. an= Von Oppositionsparteien zu berlangen, das tisemitisches Heßstück aufgeführt werde, eine Werk einer Regierungskoalition restlos anzuer- zweite saftige Abfuhr bekommen, die sie gestern kennen, die eingestandenermaßen in sich nicht ge- mit der etwas naiven Frage quittiert: ,, Was nügend gefestigt ist, um die Lage meistern zu haben ,, Lidové Listy" für ein Interesse, auf der fönnen, ein so I che 3 Verlangen ist sa ch unwahrheit zu beharren". Weit aufschlußreicher Tich und politisch höchst unbewäre es freilich gewesen, hätte die Deutsche rechtigt. Presse" die interessantere Frage beantwortet, was sie für ein Interesse daran hat, das Dritte Reich zu verteidigen. Oder meint das Blatt Hilgen­reiners, daß sich diese Antwort erübrigt, weil sie ohnehin in den weitesten Kreisen schon allzube­fannt ist...?

Wir stellen nochmals fest, daß der Pro­gramm- Plan für das Karlsbader Musikfest sich zuletzt so sehr verkleinert( und damit verschlechtert) hatte, daß nicht mehr viel Aufhebens mit der Veranstaltung zu machen gewesen wäre, nachdem beispielsweise die erwarteten Opernvorstellungen überhaupt ausfallen sollten. Für ein paar kon zerte, die höchstens eine Handvoll Menschen nach Karlsbad gebracht und außer den Berufsmusikern faum jemanden sonderlich interessiert hätten, woll­ten- und konnten die Karlsbader, angesichts einer schlechten Saison, die steigenden Aufwendungen nicht leisten. Es erscheint uns als völlig falsch, die Karlsbader mit soviel Schuld belasten zu wol­Ten, nachdem auch auf anderer Seite Fehler ge­schehen sind. So wird uns mitgeteilt, daß die Trotz der seit Jahren alle Gebiete des Krei= tschechoslowakische Sektion versäumte, bekanntzu fes Trautenau erfassenden Wirtschaftskrise und geben, daß zur geplanten Zeit des Karlsbader der von Jahr zu Jahr immer größer werdenden Musitfestes in Salzburg , anschließend an die Fests Not unter der Arbeiterschaft und der geographisch spiele dort, eine ähnliche Veranstaltung stattfindet. nicht günstig gelegenen Veranstaltungsstadt von Weiter wird uns berichtet, daß die verschiedenen den anderen Zentren unserer Bewegung in Ostböh- sudetendeutschen Schüler ihre Tattit ebenso än­Veranstalter mit immer mehr Forderungen an men, erwartet man auf Grund der Anmeldungen Karlsbad herantraten, die es im Hinblick auf seine für die Quartiere und des Kartenvorverkaufes an finanzielle Lage nicht erfüllen konnte. Unter anbie 8000 bis 10.000 Teilnehmer der Kundge­derem hat man verlangt, daß Karlsbad während bung. des Musikfestes 36 Prager . Gäste auf Kosten der Stadt verföstigen und bequar tieren sollte. Und dazu sagen die Karlsbader Sozialdemokraten( nicht die Henlein­leute), daß man angesichts der Arbeitslosigkeit bon tausenden Menschen in Stadt und Bezirk sol­che Auslagen für Musikfestivanten wirklich nicht

machen wollte.

Es ist natürlich nicht ausgeschlossen, daß die dern, wie die reichsdeutschen Meister sie in ähn­lichen Fällen so oft geändert haben. Um so mehr verdient die Aussage der Rundschau" gewissen haft registriert zu werden.

Noch immer nicht

im Dritten Reich Ein enttäuschter Henlein - Vorsteher

,, Ja, was wird denn der Gemeinderat da­zu sagen, denn dieser will den Mieter unter allen Umständen schnellstens aus der Gemeinde haben."

Die Jugendbeiräte vor neuer Tätigkeit

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seiner Vorgänger, des Genossen Dr. Cz e- ch, wel=

wollen.

Das Programm der Veranstaltung sieht für Samstag die Wettkämpfe und Vorführungen un­serer Kulturorganisationen vor, abends einen Fat­felzug mit anschließender Gedenkfeier für die pro­letarischen Helden und Sonntag vormittags ein großes Meeting auf dem Ringplatz der Stadt In der südböhmischen Gemeinde Repe= Der Reichsbeirat für die arbeitende Jugend Braunau . Sonntag nachmittags findet auf einem sch in kündigte der Henlein- Vorsteher Hans 1 wurde Freitag in das Ministerium für soziale geeigneten Plaze in Braunau ein Fest mit dem seinen Mieter, den Invaliden Sch., weil dieser Fürsorge einberufen, um über seine zukünftige Wir sind aber auch der Meinung, daß gerade üblichen Programm statt. Alles, was mit der Ver- die Schande der sozialdemokratischen Plakate" Arbeit zu beraten. Die Sibung wurde vom Mini­die Erfahrung, die man jetzt mit der Prager anstaltung zusammenhängt, wird in Eigenregie in den Ort gebracht hatte. Das Bezirksgericht ſter Genossen Ing. Ne č a 3 mit einer kurzen Be­Absage gemacht hat, lehren sollte, nicht unter durchgeführt. Die Verköstigung für zirka 6000 Prachatik ließ aber den politischen Terror des grüßung eingeleitet, in welcher er der Tätigkeit allen Umständen hinter sachlichen Gründen poli- Personen, Uebernachtung von 3000, Festwirt- Hausherrn nicht als ausreichenden Kündigungs- cher die Institution der Jugendbeiräte geschaffen tische zu suchen. Und wir zweifeln auch nicht dar- fchaft für 10.000 Menschen. Eine große Organis grund gelten, weshalb er bei der Verhandlung hat, und des Genossen Dr. Meißner gedachte an, daß vor allem unsere tschechischen Freunde fation für die Bewältigung dieses Betriebes wurde am 28. Juli den Kürzeren zog. In seinem ge- und erklärte, die Arbeit der Sprengelbeiräte und von diesem Gesichtspunkt aus die im llebereifer geschaffen und es zeugt von Fähigkei und Mut, tränkten Herrenstolz tat der Henleinbauer Hans des Reichsbeirats nach Möglichkeit unterstützen zu und infolge unzureichender Information aufge- daß sich unsere Braunauer Genossen an die gewiß sodann den klassischen Ausspruch: worfenen Forderungen nach einem Strafgericht verantwortungsvolle Aufgabe heranmachten. für Karlsbad keineswegs stüßen werden. Man Aber Opfer und Mühe werden sich lohnen. wird doch nicht alle verantwortlichen Menschen in Die Tagung in Braunau wird der Arbeiterbewe­Karlsbad mit Herr Johst vergleichen wollen, der gung neuen Impuls geben und dem Gegner, der seinen Revolver entsichert, wenn er das Wort für Ostböhmen in Braunau soweit die Haken­Im Dritten Reich wäre dieser fromme Kultur hört! Gar so immens viel Kultur war in seinen Hauptsitz freuzler in Frage kommen, den Programmen und möglichen Ausstrahlungen hat, und den Fascisten eine Stunde weiter entfernt Wunsch der Volksgemeinschafter totsicher schon er­des geplanten Musikfestes wirklich nicht zu spüren. hinter den Grenzpfählen zeigen, daß die Sozial- füllt. In der demokratischen Republik müssen aber Und insbesondere der arbeitenden Bevöl- demokratie auch nach einer Wahlniederlage noch die Henleinbauern zu ihrem Leidwesen noch im­ferung ist beispielsweise die Erhaltung eines Aftionsfähig ist und Massen hinter sich hat. Und mer den Anblick andersgesinnter Mitbürger er­Theaters, sei es eines deutschen oder eines tsche- darum geht es beim Tag des Roten Aufbruches" chischen, weit wichtiger als die Musikwallfahrt von in Braunau ; die kaum aus dem Kampfe gefom­ein paar Dutzend Menschen, mögen sie auch auf mene Masse zu mobilisieren, ihre Schlagfertigkeit ihrem Gebiete zweifellos das Beste wollen. zu überprüfen, ihren Geist zu stärken und ihre Man lasse sich also weder von jener Presse, Geschlossenheit dem fascistischen Gegner bei der persönliche Getränktheiten eine Rolle spie- Augen zu führen. Braunau wird, davon len dürften, noch von jener anderen, denen solche sind wir überzeugt, ein Ehren­Affären jederzeit gelegen kommen, irreführen. Es und Kampftagerster Ordnung genügt, wenn man aus den organisatorischen Feh- in der Geschichte der ost böhmi= lern, die um Karlsbad und dann ebenso um Prag schen Arbeiterbewegung sein. geschehen sind, lernt, so daß man künftighin den Städten und dem Staat eine Blamage erspare, für die unseres Erachtens in erster Linie die ver­anstaltenden Organisationen verantwortlich blei­

stimmen

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vor

tragen.

Bemerkenswert ist, daß in Repeschin erst un­ter dem Druck des Henleinterrors eine sozial­demokratische Lokalorganisa= tion gegründet worden ist. Denn Druck erzeugt bekanntlich Gegendruck.

steriums Ing. Pil man gab dann eine Uebersicht Der zuständige Referent des Fürsorgemini­über den Ausbau der Gewerbeinipet­tion durch Vermehrung der Zahl der Inspekto= rate, der Beamtenschaft und hauptsächlich durch Einführung von Inspektoren aus den Kreisen der Arbeiterschaft. Diese Fortschritte auf dem Gebiete der Gewerbeinspektion kommen nicht in letzter Linie der arbeitenden Jugend zugute und werden ouch die Tätigkeit der Mitglieder der Jugendbei­räte erleichtern, da die Inspektorate Anregungen und Beschwerden jetzt werden eher nachgehen fönnen.

Von allen deutschen und tschechischen Vertre­tern im Reichsbeirat wurden die bisherigen Be­mühungen des Ministeriums ohne Einschränkung Vom Krankenlager anerkannt. Die Wiederbelebung der Arbeit in den der deutschen Christlichsozialen Beiräten wurde allgemein als sehr notwendig be­grüßt. Es wurde dann eine Reihe von Fragen Der Auflösungsprozeß der Partei Hilgenrei- der Arbeiterjugend besprochen, wobei Genosse ners macht bedenkliche Fortschritte: die krampfar- Paul die Forderung nach Einbeziehung der noch SdP wird nicht für das Budget tigen Symptome, in denen sich die Deutsche nicht in die Ernährungsaktion einbezogenen Presse" windet, geben zu den schiversten Befürch=| jugendlichen Arbeitslosen erneuerte. Ihm schloß tungen Anlaß. Auch in ihrer Freitag- Nummer sich der Vertreter der christlichen Jugend, Schu­muß sie wieder einen großen Teil der aussichts- bert, an. lofen Abwehr der Entlarvungen widmen, die von Im Laufe der nächsten vier Wochen soll der allen Seiten einsetzen. In einer verborgenen Po- Reichsbeirat wiederum zusammentreten, um die Linz.( Tsch. P. B.) Vor dem nach den neuen Budget Gelegenheit haben, sich als regierungs- Iemit gegen den agrarischen Ventov", der einzelnen Fragen ausführlich zu Bestimmungen gebildeten Militärschwurgerichtshof reife und staatserhaltende Parteien zu eriveisen. darauf hingewiesen hatte, daß die deutschen Grundsäßlich wurde im Einvernehmen mit Mini­Gelcz und der Alpenjäger Oskar Neuhauser wegen Budget wenigstens zum Teil annehme. Darauf lichen Nuntius in eine höchst unangenehme Lage und zivar sowohl der zentrale als auch die Bei­

ben.

Wegen Hochverrats verurteilt

Von tschechischer Seite ist in der jüngsten Zeit wiederholt erklärt worden, die Oppositions­parteien würden bei der Abstimmung über das

Hochberrates zu verantworten. Die Verhandlung antwortete nun Henleins ,, R und sch a u":

wurde geheim durchgeführt. Beide Angeklagten wurden schuldig erkannt und zu je drei Jahren schweren cfers und zur Ausstoßung aus dem Heeresh bande verurteilt.

Eine solche Methode ist zu me ch a nisch um richtig zu sein. Das Budget ist alles an­dere als ein Brüfstein, ist alles andere als eine wertbeständige Größe, die man als Bewertungs­

gekommen sind, da sie sich's weder mit dem Vati- räte in den Sprengeln, viermal jährlich zusam­fan noch mit Hitler verderben wollen, erklärt die mentreten, wobei es nach der Geschäftsordnung Deutsche Presse" mit erfrischender Offenheit: drei Mitgliedern des engeren Beirats immer mög­Es ist uns unverständlich, wie ,, Benkov" gerade lich ist, durch einen Antrag eine sofortige Sitzung die Deutschen ( gemeint sind natürlich die deut- herbeizuführen.

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