Nr. 186

Sonntag, 11. August 1935

Seite 3

Verbündete des Bürgertums Sudetendeutscher Zeitspiegel

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Wie immer, wenn der hinter der ,, Soziali stischen Aktion" stehende Kreis mit einer öffent­lichen Aeußerung hervortritt, wird das, was gegen die deutsche Sozialdemokratie von jenen gesagt wird, die angeblich die Partei auf den rich­tigen Weg führen wollen, von der bürgerlichen und insbesondere von der fascistischen und halb­fascistischen Presse weidlich ausgeschlachtet. So­lange die Sozialistische Aktion" erschien, wurde jede Nummer von den bürgerlichen Parteien und ihrer Presse zum Kampf gegen die Sozialdemo­Iraten ausgenüßt und unvergessen ist es, wie mitten im Wahlkampf die Argumente der So­zialistischen Aktion" von den Henlein - Leuten ge­plündert wurden und eine Broschüre der Hen Lein- Partei nicht weniger als 22 Stellen enthielt, aus der Sozialistischen Aktion" zitiert waren und den Zwecken des Fascismus dienten. Die Herrschaften von der Sozialistischen Aktion" aber wollen ihrer hehren Aufgabe, dem Fascis­mus zu dienen, weiter treu bleiben. Sie geben zwar nicht mehr ihre Zeitschrift, aber dafür ein hettographiertes Rundschreiben heraus, über das die bürgerlichen Blätter einen von einer Zentral­stelle ausgehenden langen Artikel bringen. Darin wird der Sozialistischen Aktion" von seiten der bürgerlichen Presse hohes Lob erteilt, es wird ge­sagt, daß es sich um eine gut geleitete Beit­schrift" handelt und daß die Argumentierung der selben scharfsinnig und einleuchtend" sei. Dann wird aus dem Rundschreiben eine Reihe von Stellen zitiert, in denen der Bedeutung des ahlresultates vom 19. Mai gedacht wird, in einem Sinne, der den ärgsten Feinden der sozias listischen Bewegung in den Kram paßt.

"

Wir sind uns wohl bewußt, daß es den Herrschaften von der Sozialistischen Aktion", die mit ihrer Zeitschrift fläglich Schiffbruch erlitten haben und die sich nunmehr darauf beschränken, in armseligen Rundschreiben die Sozialdemokratie zu beschimpfen, nicht gelingen wird, viel Schaden anguftiften. Die Rolle aber, zu der sie nun herab­gesunken sind, ist wohlverdient. Die Aufgabe der Herren von der Sozialistischen Aktion" ist keine andere mehr, als das Arsenal der bürgerlichen Parteien und des sudetendeutschen Fascismus mit ein paar Pfeilen zu bereichern, die gegen die Sozialdemokratie abgeschossen werden.

SHF- Propagandaleiter

Beamter der Reichsbahn

Ein

,, Erfolg" der Henleins

Bedrohter deutscher Arbeitsplatz und anderes mehr

man

,, Milada II" in Karbiz ,,, Gustav" in Warwa­schau ,,, Gabriel" in Judendorf und noch mehrere andere.

Wer nur halbwegs einen Einblick hat, wie Henlein und seine Trabanten haben mit| das Blechwalziverf Karlshütte, die Prager Eisen- biele Unternehmungen im deutschen Sprachgebiet voller Absicht den gedankenlosen Nationa- A.-G. mit ihrer Fabrit in Eger , die Wannes- heute von tschechischen Banken( außer der Živno) I i 6 m u s des Großteils der Sudetendeutschen mannwerte in Komotau , das böhm.- mähr. Stol- abhängen, kann die ungeheure Gefahr aufs höchste aufgepeitscht. ben- Daněf- Unternehmen, von dem besonders an- für den deutschen Arbeitspla Die geschlossene Volksfront" sollte den geführt wird, daß es im deutschen Grenzgebiete in ermessen, wenn die dunklen Pläne der tschechischen widerhaarigen Tschechen die Belange" des sude- Elettrizitätswerten über eine halbe Milliarde Ke Chauvinisten verwirklicht würden. Die demokra tendeutschen Volkes abzwingen. Sofern an Werten investiert hat, die Kunstseidenfabrik in tische Regierung muß hier mit aller Entschieden­nicht vom Anschluß an Hitlerdeutschland flüsterte, Lobosik, das Solo"-Zünder- Unternehmen, der beit a 6 bremsen, um zu verhüten, daß die hoffte man zumindestens auf die Reinigung" sogenannte Mautner- Konzern, das Westböhmi- von Henleins Mannen heraufbeschworenen natio­des deutschen Sprachgebietes von tschechischen Ele- sche Kaolinwert, die bekannten Thonet- Mundus- nalistischen Geister nicht namenloses Unheil für wie Privatunternehmungen. Was jeder erfahrene die Schoellerschen Zuckerfabriken und die Ton= menten in den Staatsämtern und Betrieben, so- Werke, der Verein der böhmischen Zuckerfabriken, das arbeitende Volk anrichten. Wieder einmal ist zum Schaden des gesam Politiker, der die Verhältnisse in der Tschechoslo- warenerzeugung in Schattau, ten Deutschtums festgestellt, das man den natio­wakischen Republik fennt, angesichts der aufge= Noch viel deutlicher ist der tschechische Erobe- nalistischen Teufel nicht mit dem ebenso nationa­itachelten nationalen Leidenschaften durch die rungswille bei den Sohlenberg ba ulistischen Beelzebub austreiben kann. Nur eine Henleins voraussah, ist nun eingetreten: auf unternehmungen. Hier wird, wie die auf gegenseitige Verständigung aufgebaute, den tschechischer Seite antwortet der Landpost" hervorhebt, nicht nur die Entlassung Staat und die Demokratie bejahende Politik, wie hauvinismus mit einer großangelegten, der namentlich angeführten deutschen Beamten sie von den deutschen Sozialdemokraten betrieben für die Sudetendeutschen sehr gefährlichen Gegen- und Ingenieure gefordert, sondern es wird auch wird, wahrt die Interessen des deutschen Volfes, offensive. Bereits ist ein neuer., o Ionisa die Enteignung der Schächte und die Vereinigung nicht aber die dumme nationalistische Straftmeierei tions fonds" zur Erwerbung deutschen Bo- aller Bruderladen verlangt. Weiters werden die der Henleins. dens geschaffen worden, schon werden seitens der maßgebenden Staatsbeamten im Ministerium nationalistischen Kampforganisationen Erobe für öffentliche Arbeiten aufgefordert, sie sollen rungspläne für das Grenzgebiet zur Ver- mit aller Entschiedenheit trachten, daß ausnahms und ein starker Druck auf das tschechische Kapital gestellt werden und daß die durch die Bergbaue drängung des deutschen Elements ausgearbeitet los is ch e chische Arbeitslose neu ein­ausgeübt, damit es in seinen industrie Iberwüsteten Gebiete mit tschechischen Ansiedlern en Unternehmungen Ordnung" ma- rekultiviert werden. che, d. h. die deutschen Arbeiter und Beamten herausiverfe.

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Die Frau in der Henleinpartel

noviny": Unter diesem Titel schreiben die ,, Lidové

Die, der Stimmenzahl nach größte und der Mandatszahl nach zweitstärkste Partei hat nicht Unter den angeführten Gruben befinden sich einen einzigen weiblichen Abgeordneten oder Se­insbesondere die Zeche Britannia" in Königs- nator. Es ist auch nicht bekannt, daß die Partei Die Stráž národa" veröffentlichte in der wart, die Grube der Haberspirker Kohlengesell Stonrad Henleins eine der wichtigsten Parteifunt­Nummer vom 10. Juni d. I. eine Liste von Unschaft in Ziedih, die Schächte der Vereinigten tionen einer Frau anvertraut hätte. Auch in der ternehmungen, an denen die 3 ivnostenská Braunfohlenwerke in Seestadtl, die Gruben der deutschen Presse, auf die die Henleinpartei und banka beteiligt ist, und verlangte, daß die bei Brucher Kohlenwerke, darunter der Marienschacht deren Partei- Presseforrespondenz Einfluß hat, diesen Unternehmungen angestellten deutschen in Ratschis; weiters der Mathildenschacht in lesen wir nichts darüber, was auch nur von einer Beamten möglichst rasch durch tschechische ersetzt schausch, der Ludwigsschacht in Chluderib, der fleinen Teilnahme der Frauen an dem Partei­werden sollen. Es befinden sich darunter Berg- Columbusschacht in zalusch, die Schächte Ella" leben zeugen würde. In der Henlein - Partei sieht und Hütten- A.- G., die Böhmische Handelsgesell- in Seestadtl ,,, Un'on" in Krizanau ,,, Alexander" alles so aus, als ob das öffentliche, das politische schaft in Aussig , die Kaiser- Ferdinands- Nordbahn , in Herrlich... Nelson" und" Franz" in Ladowis, Leben nur eine Sache der Männer wäre. Die

Donaupakt

vorläufig ein Luftschloss

Frau gehört der Ansicht dieser Bewegung nach

in die Küche. Sie soll Mutter sein. Um das öffentliche Leben soll sie sich nicht fümmern. Das ist Männersache. Diese Ansicht wird nicht nur in der Sudetendeutschen Partei geäußert; sie äußert sich auch in verschiedenen, sogenannten unpoliti­schen Organisationen; sie äußert sich auch in der Mutterbewegung Konrad Henleins, in der Tur­nerbewegung, die insoweit es sich um die Ar­beit der Einzelnen handelt streng zwischen Mann und Frau unterscheidet. Die Frau fann nur Gattin und Mutter sein. Alles andere ist Sache des Mannes, der dem Führer gehorchen, ein guter Kamerad sein und durch Kraft und Furcht­losigkeit hervorstechen muß.

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Die Elbe- Zeitung" berichtet, daß ein In­genieur Neumann aus Aussig - Aleische einen hohen Posten bei der Deutschen Neichsbahn an= nahm und wahrscheinlich nicht wieder nach Auſsig zurückkehren wird. Herr Ing. Neumann, der im politischen Leben der SDP eine wichtige Rolle Uebertriebene Meldungen Italiens Keine Einigung in Sicht ipielte, er war Propagandaleiter der Bezirksleitung war seit einiger Paris . Temps" führt die Römer Berichte trauensvolle Beziehungen zu unterhalten. Artikel Zeit plötzlich aus dem Aussiger Stadtbild ver- darüber, daß den interessierten Staaten der vor- 2 setzt die gegenseitige Nichtangriffsverpflichtung, schwunden. Die Poſt wurde bei dem Hausmeister läufige italienisch- französische Plan des Don a u- Artikel 3 die Verpflichtung der Nichteinmischung in abgegeben und niemand konnte Auskunft geben, pattes mitgeteilt wurde, auf das richtige die inneren Angelegenheiten der übrigen Staaten wo sich der Herr Ingenieur aufhalte. Herr Neu- Ma iz zurück. Es handle sich nicht darum, sagt sowie auch die Verpflichtung fest, sich jedweder mann betrieb ein Baumeistergeschäft in Aussig , das das Blatt, einen genauen französisch- italienischen Propaganda oder Agitation gegen das politische hat nicht die Macht, dort auf die Entwicklung der aber in der letzten Zeit sehr schlecht ging, so daß Plan auszuarbeiten, über den sich die fünftige und soziale Regime in den anderen Staaten zu Dinge Einfluß zu haben, wo

im

wurde. Er mußte sogar den Offenbarungseid lei- fich nur um die Vorbereitung des Arbeits­sten. Also der richtige Mann für eine hohe Stelle programmes, das die Verhandlungen der Konfe­Deutschland der braunen Voltsgemeinschaft! renz erleichtern soll. Es sei selbstverständlich, daß Es müssen gewichtige Gründe sein, daß die alle an dieser Konferenz teilnehmenden Staaten Deutsche Reichsbahn diesen Herrn auf einen hohen absolute Verhandlungsfreiheit und Freiheit in der Bosten stellte, obwohl die Reichsbahn schon seit Formulierung ihrer eigenen Vorschläge haben geraumer Zeit eine Ausländersperre für Neu- Auf- werden. nahmen verhängt hat. Der Vorgang, der hier von

einer bürgerlichen Zeitung verzeichnet wird, wirft wieder ein grelles Schlaglicht auf die Legalität"|

der SHF.

ber

Religion im ,, kleinen Grenzverkehr"

Aus den an Bayern angrenzenden Gebieten Tschechoslowakischen Republik wird berichtet,

daß an jedem Sonntag in den Grenzgemeinden die Kirchen von bayrischen Gläubigen überfüllt sind, die über die Grenze fommen, um unbehindert und unbeobachtet ihren religiösen Bedürfnissen nach tommen zu können. Die jeden Sonntag einfegende Wanderung zahlreicher Katholiken über die tiches choslowakische Grenze hat schon die Aufmerksamkeit der Behörden des Dritten Reiches erregt, die be

bon

,, Temps" bedanert, daß es bei der gegen­wärtigen Situation nicht möglich sei, die ,, einfachste und gleichzeitig sicherste Formel" des in Vorbereitung befindlichen mitteleuropäischen Paktes, d. i. die gegenseitige Hilfe im Falle eines nicht provozierten Angriffes zu verwirklichen. Die Blätter verhehlen sich nicht, daß die Verhandlungen der künftigen Konfe­renz mit Rücksicht auf die Politik Deutschlands schwierig sein werden. Sie sehen Schwierigkeiten auch seitens Ungarns sowie auch in dem Stand­punkt der Kleinen Entente . Die Kleine Entente

stellt Bedingungen

An anderer Stelle druckt Temps" eine De­

fürchten, daß die Bayern jenseits der Grenze ber- pesche seines Belgrader Berichterstatters ab, in der ichiedene Neuigkeiten erfahren könnten, die drüben die Antwort des in französischer Sprache erschei Streng berheimlicht werden. Daher konnte am leb nenden Echo de Belgrade" auf einen fürzlichen ten Sonntag beobachtet werden, daß die Grenze Artikel des" Temps" zitiert wird. Das Belgrader zahlreichen SA- Leuten versezt war, die allen, welche feinen bestimmten Grund für ihren Besuch in der Tschechoslowakei angeben fonnten, den Grenzübertritt verweigerten.

San

hieß es, daß der Professor des römischen Rechtes an der Prager Deutschen Universität Marian San

Nicolo verläßt uns. Schon vor Monaten

Blatt erklärt,

es wäre ein Irrtum, zu glauben, daß der Absatz in dem Donaupakt über die Nichteinmi­schung bedeute, daß die Kleine Entente nicht weiterhin Interesse an einer eventuellen I n= thronisierung der Habsburger haben würde

Nicolo Prag berläßt. Nun ist es Tatsache getvor und fügt hinzu: Die fünftige Konferenz der Mei­den und Nicolo tritt den ersehnten Weg ins Dritte nen Entente in Bled werde sicherlich die Bedin Reich an, er wird Professor in München . Diese Er- gun gen präzisieren, unter denen die Regierun seit Jahren der Rückhalt aller Reaktion und So- ihre Zustimmung zum Donaupaft geben würden. nennung hat sich Nicolo wohl verdient, denn er ist gen von Prag , Belgrad und Bukarest eventuell lalistenfeindschaft an der Deutschen Universität

die

Keinesfalls eine Lösung

der mitteleuropäischen Frage

Rom . Der Korrespondent des ,, Matin" er­

fährt, daß das gemeinsame französisch- italienische

gewesen, er war der unangenehmste Rektor, den der böse Geist aller Rektoren, die nach ihm tamen Universität seit dem Umsturz gehabt hat und gehezt hat, aus denen der Ausweg nur durch Er- Donaupaktprojekt, das soeben den interessierten schütterung des Ansehens der Deutschen Universis Staaten( der Tschechoslowakei , Jugoslawien , Ru-| gefunden werden konnte. Alle demokratisch ge- mänien, Desterreich, Ungarn , Polen und Deutsch­sinnten Menschen werden erfreut sein zu hören, land) vorgelegt wurde, sechs Artikel enthält. In daß die Universität von diesem Erareaktionär er dem ersten Artikel verpflichten sich die Unterzeich

tät

löst wird.

neritaaten. miteinander freundichaftliche und vers

Die Sudetendeutsche Partei Konrad Henleins

es sich um die

ten, im Falle einer Verlegung des Pattes unter- Stellung der Frau im wirtschaftlichen und poli­einander zu beraten und dem Angreifer feinen tischen Leben handelt. Aber die Sudetendeutsche Beistand zu leisten. Die Artikel 5 und 6 seßen das Partei strebt die Beherrschung des Arbeitsmarktes Vorgehen bei einer Berufung an den Völkerbund unserer Deutschen an und wird in dieser Sache rat fest, durch welchen sich sämtliche Signataritaa faum auch die wirtschaftliche Gleichberechtigung ten gleichzeitig berpflichten, die Bestimmungen des der Männer und Frauen anerkennen. Das könnte Völkerbundpaktes zu respektieren. schließlich und endlich eine interne Angelegenheit der Sudetendeutschen Partei sein. Wesentlich ist, daß die Henleinpartei auch im Ver= hältnis zur Frau an der glei Stelle steht, wie Hitler= che n deutschland. Das Verhältnis, das die von der Henleinagitation beherrschten Deutschen zur Frau und deren öffentlichen Funktion haben, un­terscheidet sich durch nichts von den Ansichten des Dritten Reiches .

Man erwartet, daß Deutschland gerade im Hinblick auf diese letzte Verpflichtung die Teil­nahme an dem Donaupakt ablehnen werde. Auch von seiten Ungarns werden Vorbehalte erivar­tet, in welchen namentlich die sogenannte friedliche Revision der Verträge und der Beziehungen zu den nationalen Minderheiten gefordert werden wird. Journal" bringt namentlich darauf, daß Italien fein Verhältnis zu Jugoslawien bessern möge..

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Der nächste Schritt des Herrn Schacht

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REICHS ZLOTY

Die von Hakenkreuzlern regierte deutsche Stadt Danzig soll auf Veranlassung Berlins die polnische Währung annehmen.

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REICHS ZLOTY

WER REICHS- ZLOTYNOTEN NACHMACHT ODER VERFÄLSCHT WIRD MIT DEM TODE BESTRAFT

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BERLIN, DEN

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14. X. 14

DAS REICHSBANK DIREKTORIUM

Obert Beck Schacht

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Zur Stärkung der deutsch - polnischen Freundschaft wird die Reichsmark vom Reichs- Zloty ersetzt