Nr. 189 Donnerstag, 15. August 1935 Seite 5 Henker gegen Opium Ehinas Berzweiflungskampf mit-er Rauschgiftsenche Von Peer John. Als vor einigen Wochen in Genf das Rausch- giftkomitee des Völkerbunds tagte und Mister Bi c t o r H o o, der chinesische Delegierte, den Beschluß seiner Regierung bekanntgab, die Todes­strafe über Opiumsüchtige zu verhangen, zeigten die europäischen und amerikanischen Delegierten unverhohlenes Entsetzen. Nach überaus vorsich­tigen Schätzungen, die wahrscheinlich hinter der Wirklichkeit weit Zurückbleiben, sind in China zwei Millionen Menschen dem Opium verfallen. Will Tschang-Kai-Schek, Chinas Diktator, die alle auf­knüpfen, erschießen lasten? Mister Victor Hoo, ohne das Gesicht zu verziehen, erklärte, daß bis­herb l o ß" 263 Personen aufGrund der neuen Opiumgesetze hinge­richtet worden seien, darunter viele, die am Opiumhandel beteiligt gewesen seien; vor ihrer Hinrichtung habe man die 263 auf Schinderwa­gen durch die Hauptstraßen geführt, zur Abschrek- kung der Bevölkerung. Auch das ist eine offizielle Zahl, die sicherlich zu niedrig gegriffen ist. Wer chinesische Zeitun­gen zu lesen vermag, kann täglich Nachrichten über Hinrichtungen von Rauschgiftsüchtigen in 'Nanking, Pciping oder anderen Städten des von Tschang-Kai-Schek beherrschten chinesischen Ge­bietes finden; Kulis und Polizeiosfiziere sind un­ter den Opferri, hohe Beamte bisweilen, auch Frauen. Meist fügen die Zeitungen ihrem Bericht hinzu, daß es sich um Leute gehandelt habe, de­nen die Regierung in ihrer unerschöpflichen Weis­heit Gelegenheit gegeben habe, sich ihres Lasters zu entwöhnen, die aber wieder rückfällig gewor­den seien. Und sie schließen mit der drohenden Warnung, daß in Hinkunft unnachsichtlich jedem der Garaus gemacht werden würde, der dem Opium fröhne... In der Republik und unter den Generalen Mit dem Schlagwort vonasiatischer Grau­samkeit" kommt man nicht aus, wenn man ver­stehen will, was da vorgeht. Man muß wisten, daß das Opium eine wahre Geißel für China ist, die das Elend und die Ohnmacht des zahlreichsten Volkes der Erde in hohem Grade mitverschuldct hat. Vor hundert Jahren hat China , um sich der Versuchung zu erwehren, einen Opiumkrieg gegen England geführt und verloren. Danach er­schlaffte seine Abwehrkraft, bis vor mehr als zwanzig Jahren die morsche Mandschu-Dynastie vom Throne gestürzt wurde und ein neuer Geist durch das Riesenreich brauste. Es war der Geist des großen BolksfteuntzS Sun- Aa t-Sen, es war das Heldenzeitalter, dec jungen chinesischen Republik . Es gelang, den Anbau von Mohn saus dessen Milchsaft das Opium bekanntlich gewonnen wird) im Lande selbst rasch einzuschränken und zugleich von der britischen Regierung die Zusiche­rung einer schrittweisen Verminderung derOpium- einfuhr aus Indien zu erreichen, die im gleichen Tempo wie der Anbau in China gedrostelt und nach zehn Jahren überhaupt verboten werden sollte. Aber so überraschend schnell war der Fort­schritt in China selbst, daß England acht Jahre vor dem vereinbarten Termin die ganze indische Opiumeinfuhr einstellte. Jung-China raste vor Begeisterung das große, heißersehnte Ziel, das chinesische Bierhundertmillionenvolk vom Opium zu erlösen, war zum Greifen nah! Da zerriffen innere Wirren die noch unge- festigte junge Republik . Es kam die Zeit der Ge- neralSkriege und alles wurde noch viel schlimmer als vorher. Das Opium, eben noch von den re­publikanischen Behörden in Bann getan, wurde wit einemmal wieder zum begehrten und gehegten Landeserzeugnis», besten Anbau von den lokalen Machthabern eifrigst gefördert wurde. Denn es war Kvar ein verderbliches Volksgist, aber zu­gleich ein ideales Steuerobj.kt, oft das einzige, das in den verelendeten, vom Bürgerkrieg verivünsteten Landstrichen noch aufgetrieben wer­den konnte. Infolge der Drosselung des Anbaus und deS Verbots der Einfuhr war Opium ja selten geworden und sein Preis phantastisch hoch. Nun ftel zwar dank der neuen Opiumförderung durch die Generale der Preis, aber zugleich erweiterte sich im selben Ausmaß det Markt, je mehr das allgemeine Elend und die Verzweiflung stiegen und die Zahl der Hoffnungslosen vermehrten, die iw Opiumrausch Vergessen suchen. So blieb die Opiumkultur rentabel und noch viel rentabler ihre Besteuerung. Tschang-Kai-Schecks Opiumpolitik Da sage man noch, daß das Opium nicht nahrhaft seil Die meisten Armeen des General­kriegs find aus dem Ertrag der Opiumsteuern ausgerüstet und ernährt worden. Die Riesen­summe von 100 Millionen Dollar ist im Aangtse- Tal allein im Jahre 1934 von den offiziellen Steuerämtern aus dem Opium gepreßt worden, und der Opiumhandel von Aunnan nach Ktoan- kung muß in der Durchzugsprovinz Kwangsi 18 Millionen Dollar jährlich bloß an Transitgebüh- ren zurücklaffen. Ungerechnet die außertourlichen, aber um so ausgiebigeren Schätzungen, die bei Vorstößen und Einfällen freundnachbarlicher Heerführer oder Banditenhäuptlinge(der Unter­schied ist nicht groß) vorgenommen zu werden pflegen. Auch Ts chang-Kai-Schek, der Ge- neralistimuS über den Generalen, und seine Zen­tralregierung in Nanking lebten zu einem nicht unbeträchtlichen Teile von Opiumsteuern, obgleich sie offiziell wie so vielen anderen unausrottbaren Uebeln auch dem Opium den Kampf angesagt und die bestehenden Verbote niemals aufgehoben hat­ten. Wenn nunmehr aber Tschang-Kai-Schek in jäher Wendung den rücksichtslosesten Ausrottungs­krieg gegen das Opiumlaster eröffnet hat, so wa­ren es vor allem machtpolitische Gründe, die ihn dazu bewogen haben. Er versucht, dem immer wie­der aufflammenden Generalskrieg, den Unabhän­gigkeitsbestrebungen einzelner Provinzen und den Widerständen gegen die Zentralregierung dadurch ein Ende zu setzen, daß es den lokalen Machtha­bern ihre ergiebigste finanzielle Basis entzieht. Noch reicht seine Macht nicht zu, um die Opium­kultur in dem ganzen formell der Nankingregie­rung unterstellten Gebiet Chinas zu unterdrücken für zehn Provinzen zunächst wurde ein stren­ges Anbauverbot erlassen, aber um so drasti­scher sind darum die Mittel, die er anwendet, um den Opiuminteressenten den Markt zu ruinieren. Die Durchführung der neuen drakonischen Opium­gesetze wurde der Zivilverwaltung entzogen und den Militärbehörden unterstellt. Tschang-Kai- Scheks eigene Leute sind da also an der Arbeit, seine Militärgerichtshöfe sind es, die die Opium­süchtigen hinrichten lasten wie die Fsiegen zur Abschreckung. Abschreckung genug! Bor wenigen Monaten noch durften sie in Nanking, in Peking , wo immer, in aller Behag­lichkeit ihre Opiumpfeife rauchen jetzt plötzlich macht der Henker ihren seligen Räuschen ein schreckliches Ende. Hilft Abschreckung gegen Süch­tigkeit? War das Schicksal der dem Opium Ver­fallenen nicht selber schon abschreckend genug? Menschliche Wracks, abgezehrt, die Haut in Falten um klapprige Knochen, apathisch, unfähig zu jedem Entschluß, ist ihnen das Leben eine lange Qual, aus der sie nur in ihren Opiumräuschen kurze Erlösung finden! Wohl denen, die wenigstens imstande sind, sich die unselige Seligkeit des Opiums nach Be­lieben zu verschaffen; verkürzt ihnen auch jede neue Opiumpfeife das Leben, so macht sie es ihnen doch überhaupt erst lebenswert. Aber der Opium­genuß in China ist eine Volksleidenschaft, der un­glücklicher Weise auch die Aermsten hingegeben sind. Sie hungern das Opium läßt sie ihren Hunger vergessen, ersetzt ihnen Speise und Trank. Uebermenschliche Lasten haben die ausgemergelten Ku li s'zy schleppen; wenn sie zusammenzubrc- chen drohen, tun sie ein paar Züge aus ihrer Wunderpfeife und nehmen ihre Arbeit mit neuem Mute wieder auf, in einem Zustand schwebender Heiterkeit, der sie die schier erdrückenden Bürden kaum spüren läßt. Gewiß, in immer kürzeren Ab­ständen kehren die Erschöpfungszustände wieder und mit dreißig Jahren sind diese Burschen ver­fallene Greise. Fehlen ihnen aber die paar Cents für eine Opiumpfeffe, dann sind sie überhaupt zu keiner Arbeit fähig, dann lungern sie matt und kraftlos in den Gassen, bis sie irgendwo in einem Winkel verhungern. Wohl gibt es Entwöhnungskuren. In Spitä­lern, bei entsprechender Behandlung, vermag man die Unglücklichen dem Opiumteufel zu entreißen, und die chinesffche Regierung tut ihr bestes, um solche Heilstätten zu errichten und auszubauen. Wer man darf füglich bezweifeln, daß es ihr möglich ist, mehr als nur einen Bruchteil der Opiumsüchtigen zu erfaffen und so gründlich zu kurieren, daß sie nach ihrer Entlastung nicht so­fort wieder rückfällig werden. Im Regelfall ist eben doch das Schwert des Henkers die radikalste und billigste Entwöhnungsmethode. Immerhin wäre es denkbar, daß.auch diese barbarische Methode in einem Lande, wo Men­schenleben so billig sind wie Brombeeren, schließ­lich zum Ziele führen könnte, wenn es zugleich gelänge, auch die E i n f u h r und den Handel mit Opium wirksam zu bekämpfen. Aber gerade dagegen wirken Kräfte, mit denen Tschang-Kai- Schek nicht so leicht fertig zu werden vermag, wie mit den Köpfen seiner Untertanen. Die Löcher in der chinesischen Mauer Durch die Städte und Dörfer ganz Nord« chinaS ziehen scharenweise Hausierer. Sie verkau­fenMedizin". Die Medizin ist Opium, oft auch Morphium, Kokain, Heroin. Wollen die chinesi­ schen Behörden sie verhaften, so zücken sie ver- ächtlich ihren ja Panis chenPaß und ver­bitten sich die Behelligung. Einem dummen chine­ sischen Polizisten, der trotzdem daran ging, einen koreanischen Rauschgifthändler zu verhaften, ist es übel ergangen; seine Vorgesetzte Behörde mutzte ihn nicht nur sofort entlasten, sondern auch emp­findlich bestrafen, wollte man nicht einen neuen Konflikt mit Japan riskieren. Denn auch Kroea- ner und Mandschuren stehen unter japanischem Schuh, und wenn sie mit Rauschgiften handeln, unter ganz besonders wirksamen. Selbst auf die chinesischen Kunden dieser Händler erstreckt sich oft der unfehlbare Schuh des Mikados; mehr als einmal sind die Japaner in ihr beliebtesBoy- kott!"-Geschrei auSgebrochcn und haben Represta- lien angedroht, wenn die chinesischen Behörden gegen ihre eigenen Bürger, die mit japanischen Drogen handelten, einzuschreiten versuchten. Und auch reiche chinesische Opiumraucher entgehen dem Schwert des Henker» und allen sonstigen Un­annehmlichkeiten, wenn sie sich um ein gutes Stück Geld ein japanisches Zertifikat zu verschaf­fen wissen. Kein Wunder also, daß trotz Tschang-Kai- Scheks Ausrottungsfeldzugs gegen das Opium, die Opiumseuche im Norden Chinas sich neuer­dings ausbreitet. In Tienffin allein gibt es nach offiziellen Angaben heute mehr als 120.000 Opiumsüchtige, in Peiping mehr als 60.000 und die sieben Millionen chinesischer Bauern an der Großen Mauer, die unter der japanischen Inva­sion und der darauffolgenden Mißernte furchtbar gelitten haben, greifen in immer größerer Zahl zu der«Medizin", die ihnen die gefälligen Hausierer anbieten. Tag für Tag rollen Wagenladungen Opium durch die 14 von chinesischer Zollwache vorschrifts­mäßig gehüteten Tore der Großen Mauer von Manschukuo nach China . Sie tragen die japanische Flagge und vor der japanischen Flagge stehen die chinesischen Zollbeamten vorschriftsmäßig Habt- acht. Das im Waffenstillstandsvertrag von 1933 geschaffene Puffergebiet südlich der Großen Mauer ist zum riesigen Rauschgiftreservoir für ganz Nordchina geworden. Eine eigene Fluglinie befördert die kostbare Ware in die entfernteren Provinzen. Hunderte offene Läden sorgen für den Lokalbedärf. In Engros -Magazinen decken sich die Hausierer ein, die sich von hier aus wie ein Heuschreckenschwarm über das Land ergießen. Schlimme Aussichten Tschang-Kai-Schek darf nicht einmal pro­testieren. Die chinesischen Zeitungen dürfen den In den einzelnen Zweigen der tschechoslowa- kischen Industrie ist entsprechend ihrem Umfang und der Intensität ihrer Produktion der Kohlen­verbrauch sehr verschieden. In den Jahren der Wirffchastskrisse hat er infolge der durch sie er­zwungenen Produkfionseinschränkung einen starken Rückgang erfahren. Seit den Tiefstand im Jahre 1933 zeigte sich schon im Vorjahr eine leichte Stei­gerung, die sich jetzt im Jahre 1935 fortgesetzt hat. Wir stellen die bis Mai 1935 vorliegenden Ziffern des Kohlenverbrauchs der Industrie mft den Zif­fern des gleichen Zeitraumes der Fahre 1934 und 1933- zum Vergleich. Kohle, Koks und Brikefts sind umgerechnet auf'Steinkohle nach beit durchschnitt­lichen Heizkrast. Es betrug demnach der Kohlend er- brauch in den Monaten Januar bis Mai in tausend Tonnen: Jndustrieunternehmungen 3421.8 3257.0 3177.3 1935 1934 Tonnen 1933 Bergwerke 55.4 64.0 42,8 Eisen- und Hüttenwerke 885.1 719.5 667.0 Maschinenwerkstättcn 91.0 93.6 89.1 Elektrizitätswerke 534.4 545.0 550.8 Gaswerke 111.6 98.7 109.1 Wasserwerke 10.5 10.1 10.9 Zuckerfabriken 68.5 79.9 79.4 Chemische Industrie 214.5 185.2 190.8 Bierbrauereie undn Malz- fabriken 94.3 88.6 92.9 Spiritusbrennereien und Hefefabriken 58.1 57.3 55.3 Glasfabriken 159.2 158.8 136.7 Porzellanindustrie 46.3 41.7 41.1 Keramische Industrie 40.7 36.5 37.6 Ziegeleien 52.2 72.6 83.3 Baumaterialienindustrie 32.2 32.4 36.1 Zementfabriken 119,6 97.7 96.2 Textilindustrie 303.9 319.9 294.6 Holz, Papier Zellulose 166.8 167.4 156.5 Versch. Jndustriebranchen 392.0 391.1 402.8 Gesamtlieferungen an Das»Wunder an der Weichsel " (AP.) Am 15. August fand in Radzymin bei Warschau die Feier des 15. Jahrestages der Schlacht bei Warschau statt. Das Festkomftee steht unter der Leitung des Generals Zeligowfti , der die Schlacht im Vorfeld von Warschau leitete. Das Wunder an der Weichsel " unter diesem Na­men ging die Schlacht in die Geschichte ein ent­schied 1920 den polnisch-russischen Krieg. Es brachte den mit Ungestüm vorangetragenen Vor­marsch der Sowjetarmee zum Stehen und führte zu einer Wendung, die niemand erwartet hätte. Denn die Lage der polnischen Truppen war ver­zweifelt, Warschau schien verloren, und dann kam plötzlich der schier unerflärliche Umschwung. Die Roten Truppen waren in vier Wochen 600 Kilometer vorgedrungen und standen unweit von Warschau . Im Norden waren 18 russische Divisionen zwischen Witebsk und Orsha durchge­brochen. Gleichzeitig überschwemmte im Süden Budjennys Kavallerie die Ukraine , die General Rydz-Smigly widerwillig räumen muß. In War­ schau herrscht trübe Stimmung, als General W«y- gand am 25. Juli eintrifft. Kn Belvedere über­legt man, ob Warschau geräumt und der Rückzug auf die Linie PosenThorn befohlen werden soll. Pilsudski aber ist dafür, den Krieg vor Warschau Rat und Belehrung finden unsere Gemeindevertreter in reichem Maße in der Freien Gemeinde Redaktion und Verwaltung. Prag XII., Fochova 62/V. japanisch-koreanisch-mandschurischen Rauschgift­feldzug gegen China nicht einmal erwähnen. Ge­schäftsgeheimnis, sozusagen! Die Japaner sind in der Tat kluge Geschäftsleute und sie wisten das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden: fette Handelsprofite mit einer weiteren Schwächung des geschwächten chinesischen Volkskörpers, die ihn verdaulicher macht für den hungrigen japanischen Magen! - Unter diesen Umständen wird auch der Hen­ker wenig gegen das Opium helfen. Zwar hört man, daß im Aangtse-Tal und besonders in Nan­king und seiner Umgebung der Opiumverbrauch merklich zurückzugehen beginnt. Aber was bedeu­tet die Schließung der 1800 Opiumhöhlen, die aus diesem Gebiete gemeldet wird, gegen die neue Verseuchung, die im Norden durch oie Chinesische Mauer dringt? Es ist sehr zu befürchten, daß der grausame Verzweiflungskampf, den China jetzt gegen die übermächtigte Rauschgiftplage führt, kein anderes Ergebnis haben wird als Grausamkeit und Ver­zweiflung. Diese vergleichende Tabelle zeigt, daß bereits in den ersten fünf Monaten des Jahres 1934 der Kohlenverbrauch bei der Mehrheit der Industrie­branche gegenüber dem Vorjahre eine Zunahme er­fahren. Von Jänner bis Mai 1935 ist er bis auf einige Ausnahmen in allen Industriezweigen hö­her. Diese wenigen Ausnahmen, di« 1935 einen geringeren Kohlenverbrauch als 1938 verzeichnen, sind: Elektrizitätserzeugung. Wasserwerke, Zuk« kerfabriken, Ziegeleien, Baumaterialienindustrie und die GruppeVerschiedene Jndustriebranchen". Die Gesamtlieferungen an Kohle für Jndustrieun­ternehmungen wären von Jänner bis Mai 1935 um rund 250.000 Tonnen höher als im Jahrs- 1933. Am stärfften ist der Kohlenverbrauch der Eisen- und Hüttenwerke gesfiegen; nämlich vo» 667.000 Tonnen auf 885.000 Tonnen, daß ist ein Mehr von Wer 30 Prozent! In dieser Ver­mehrung des industriellen Kohlenverbrauchs kom­men die günstigen Rückwirkungen der Rüstungs­konjunktur auf den Kohlenbergbau zum Ausdruck. Bedeutend ist die Zunahme außerdem in der Che­ mischen -, der Zementindultrie u. der Glasfabriken. ES sind daS die gleichen Jndustriebranchen, die ge« gcnüber 1933 die günstige Erholung aufweisen. So läßt sich also an der Entwicklung deS in­dustriellen Kohlenverbrauches ganz allgemein di« Konjunkturentwicklung für die einzelnen Indu­striezweige ablesen. Die Leistung einer Gewerkschaft DemBekleidungsarbeiter"(Reichenberg)' entnehmen wir, daß der Verband der Bekleidungs­arbeiter im ersten Halbjahr 1935 fast 1,806.000 XL an Arbeitslosenunterstützung an die arbeits­losen Mitglieder zur Auszahlung brachte. Davon ist eine halbe Million aus Vcrbandsmitteln allem geleistet worden. Von 1930 bis 1934 hat der Ver­band Wer 12 Millionen XL an Arbeitslosenunter- stützung ausbezahlt. Davon, allein in den Jahren 1933 und 1934 XL 6,362.000.. zu entscheiden, und dringt durch. Zwei Manövrier­zonen werden geschaffen, im Norden zwischen Weichsel und Narew , im Süden zwischen Weichsel und Wieprz. Wenn die Rote Armee Warschau an­greift, soll sie der Gegenstoß in beiden Flanken treffen. DaS ist ein Hasardspiel, denn dieser Plan entblößt die Widerstandszone. Zuerst schlägt alles fehl. Denn im Norden bricht Kavallerie ein, ehe sich die Polen formiert haben» und bedroht die Polen im Rücken. Die geschwächte WiderstandS- zone im Zentrum aber wird so wütend attackiert» daß die Kernstellung, die Ortschaft Radzymin , zeit, wellig verloren geht und zurückerobert werden muß. Sn diesen gewitterschwülen Augusttagen, als alles zu wanken beginnt, tut ein französischer Generalstabsoffizier den Ausspruch:«Wir brau« chen ein Wunder!" Wer er ist zu skeptisch, um daran zu glauben. Aber PUsudfti glaWt schier abergläubisch an dieses Wunder. Und wenige Tage später ist eS erst die Kriegsgeschichte wird es einmal erklären tatsächlich geschehen. Die abgekämpften Divisionen vermögen sich zum Ge­genangriff zu formieren. Die Offensiv« beginnt» die den Krieg zugunsten Polens entschied. Das war daSWunder an der Weichsel ", eine jener Ent­scheidungen im Hasardspiel des Krieges, die wie Wunder aussehen, aber doch aus einer Summe sehr realer Ursachen zu erklären sind. Volliswlrtsdiafl end Sozialpolitik Die Industrie als Kohlenkonsument Bisher stärkerer Kohlenverbrauch als im Borjahr