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Sosialdemokrat

ZENTRALORGAN

DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEI

IN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK

ERSCHEINT MIT AUSNAHME DES MONTAG TÄGLICH FRUH. REDAKTION   UND VERWALTUNG PRAG   XII., FOCHOVA 62. TELEFON 53077. HERAUSGEBER: SIEGFRIED TAUB  . CHEFREDAKTEUR  : WILHELM NIESSNER. VERANTWORTLICHER REDAKTEUR: DR. EMIL STRAUSS, PRAG  .

15. Jahrgang

SAJ für Sperrung

des Suezkanals

Brüssel  . Die sozialistische Ar­beiterinternationale mit dem Sitz in

Dienstag, 20. August 1935

Einzelpreis 70 Heller

( einschließlich 5 Heller Porto)

Nr. 193

Konferenz abgebrochen

Brüssel I hat eine gegen die italieniſchen Weitere Aussprache auf ,, diplomatischem Wege"

Absichten in Abessinien gerichtete Pro­klamation veröffentlicht. Die Arbeiter­internationale erklärt darin, daß sie nicht gesonnen sei, einem Kriege zuzu­stimmen und fordert sämtliche befreun­deten Organisationen auf, alle ihre Mittel in der Richtung zu verwenden, daß Italien   seinen Pflichten als Mit­glied des Völkerbundes nachkomme. Die Proklamation schlägt schließlich vor, den Suezkanal für italienische Kriegsschiffe zu sperren und fordert eine wirkliche aber nicht lächerliche Arbitrage. Dann fordert die Arbeiter­internationale ihre Mitglieder auf, vor dem 4. September große Demonstratio­nen zu veranstalten, in welchen zum Ausdruck kommen soll, daß der italie­ nischen   Forderung zu entsprechen mit einer Aufmunterung Hitler- Deutsch­lands gleichbedeutend wäre.

An der Sizung nahmen teil: Brace, Zirom­fly, Longuet und Grumbach für Frankreich  , Gil­lies und Crompton für England, Huysmans  , Bouchery und Van Roosbroek für Belgien  , So u- fup und Rögler für die beiden Parteien in der   Tschechoslowakei, Albarda für   Holland, An. dersen für   Dänemark, Grimm für die   Schweiz Pietro   Nenni und   Modigliani für Stalien, Abra­mowitsch( Menschewifi), Wels,   Hilferding und Crummenerl(   Deutschland).

Brand

in der Funkausstellung Paris  

.( E. B.) Der Verhandlungspause, welche Samstag das Scheitern der   Pariser Drei­mächtekonferenz angekündigt hatte, folgte im Laufe des Sonntags nach einigen kurzen Ausspra= chen der Hauptdelegierten das offizielle Eingeständnis des Verhandlungsmißerfolges selbst. Baron Aloisi sprach um 19 Uhr 15 auf dem Quai d'Orsay vor. Sein Besuch dauerte nur fünf Minuten. Kurz darauf legte Laval den Pressevertretern ein amtliches Kommuniquee folgenden Inhalts vor:

,, La va l, als Vertreter   Frankreichs, Eden als Vertreter Großbri­  tanniens und Baron Aloisi als Vertreter   Italiens waren in   Paris zusam­mengetreten, um nach einer Möglichkeit für die friedliche Regelung des abessinisch- italienischen Streitfalles zu suchen. Wir haben noch nicht eine Verhandlungsgrundlage finden können, welche die Lösung des Konflikts erlauben würde. Die Schwierigkeit, auf die man bei der Prüfung der im Laufe der Erörterungen gemachten Anregungen gestoßen ist, lassen eine Vertagung der eingeleiteten Prüfung not­wendig werden. Diese wird auf diplomatischem Wege fortgesetzt werden." Bereits vormittags hatte Baron Aloisi Laval noch einmal über den Standpunkt der italie­  nischen Regierung informiert, worauf Laval eine Konferenz mit Minister Eden hatte. Die dar­aufhin für 15 Uhr 30 angekündigte Sitzung aller drei Delegierten fand zwar statt, war aber um 16 Uhr bereits beendet. Eden und Aloisi verließen das   französische Außenministerium unter all­gemein gedrückter Stimmung. Das oben angeführte Ergebnis der Aussprache wurde jedoch erst vier Stunden später der Oeffentlichkeit mitgeteilt.

Minister Eden hat Montag den abessinischen Minister Hamarieta empfangen und ihm über alle bei der Dreier- Konferenz verhandelten Fragen im einzelnen Aufklärung gegeben. Sowohl Baron Aloisi als auch Minister Eden hatten Montag vormittags noch Besprechungen mit dem Ministerpräsidenten   Laval, doch handelte es sich nurmehr um Abschiedsbefuche vor der Abfahrt der beiden Delegationen. Nach einer Havas- Meldung hat jedoch Laval auch bei dieser Gelegenheit sich um eine Versöhnung beider Ansichten bemüht und über die bevorstehende Sit­zung des Völkerbundrates verhandelt, in welcher die Lösung des Konfliktes erfolgen soll.

Neue Brandrede Mussolinis

Er höhnt die Diplomaten gleichsvorschlägen forderte   Italien noch weiter gehende Konzessionen, so daß eine Austragung auch im Rahmen des Völkerbundes nicht möglich war. Diese Unnachgiebigkeit bewog die   britische Standpunkt einzunehmen.

No m.( Stefani.) Ministerpräsident Mus­

Der rasche Abbruch der   Pariser Konferenz der drei Mächte, die den Vertrag von 1906 über die Interessensphären in Abessinien abgeschlossen haben, braucht niemanden zu überraschen. Die zwei Verhandlungspartner England und   Italien, zwischen denen   Frankreich in einer leider wenig glücklichen Vermittlerrolle stand, sind mit Ansich­ten und Forderungen nach   Paris gegangen, die von Haus aus unvereinbar waren.   Mussolini hat wiederholt erklärt und es durch seine Presse auch während der dreitägigen Konferenz immer wieder bersichern lassen, daß er kein Kompromiß sucht, daß er jede halbe Lösung also wirtschaftliche Zu­geständnisse und Gebietsabtretungen ablehnt, daß er vielmehr das ganze Abessinien mit Haut und Haar, Land und Leute, politisch und wirtschaftlich, dem   italienischen Kolonialreich einverleiben will. Dazu war England nicht zu haben. Denn wenn England sich mit solcher Lösung abfinden wollte, hätte es der Konferenz nicht bedurft. England ist in   Paris bis zum äußersten gegangen. Es hat an= scheinend neuerdings eigenes Gebiet als Kom pensationsobjekt zur Verfügung gestellt, es hat  Italien goldene Brücken gebaut und ihm alles ge­boten, was es vernünftigerweise im Interesse sei­ner folonialen Wirtschaft und Sicherheit verlan= gen fönnte. Dennoch war eine Einigung so gut wie ausgeschlossen. Denn   Italien will ja eben nicht das„ vernünftigerweise" und aus wirtschaftlichen Erivägungen zu Erstrebende   Italien will einen rein politischen, einen Preitige- Erfolg, der das fascistische Regime und Musso­linis Nachrühm retten soll.

folini, ber in 3fernia eine Defilierung der Devi Delegation, einen gleichermaßen unnachgiebigen Konferenz beweist, wie richtig wir und alle jene

fion 23. März" abnahm, die zur Einschiffung  Berlin. In den Ausstellungshal nach   Ostafrika bestimmt ist, verlies Sonntag früh len am Kaiserdamm, die augenblicklich die Stadt und begab sich ins Fliegerlager, wo sich die 12. große deutsche Funkausstellung die Schwarzhemdendivision 28. Oftober" ver­beherbergen, brach am Montag Abend sammelt hatte, die ebenfalls zur Abfahrt bereit­gegen 20 Uhr 30 infolge von Kurzschluß steht. Der Duce betont in seiner Ansprache an die Feuer aus. Der Brand nahm bald nach Schwarzhemden, daß der gegenwärtige Augenblick dem Entstehen sehr große Ausmaße an. das italienische Volt hat. ,, Es ist an der 3eit, eine feierliche und entscheidende Bedeutung für Die Hallen 3, 4 und 5 wurden innerhalb da die Neden aufhören", einer Stunde von den Flammen faft fagte Muffolini. Ihr werdet vorwärts gehen restlos vernichtet. Das Feuer schlug an unter Meherwindung aller Hinderniffe bis zum nähernd 50 Meter hoch zum Nachthim. Endzich, das Euch bestimmt ist." mel empor und setzte auch das Restau­rant auf dem Funkturm in Brand. Englische Waffen

des Reichsheeres zur Hilfeleistung her­angezogen. Es galt besonders, die Men­schen, die sich zu Hunderttausenden um das Gelände herum eingefunden hat ten, von der Straße fernzuhalten, um eine wirksame Bekämpfung des Bran­des zu ermöglichen..

Im Urteil der Presse  Französische Stimmen

Die glatte Abfage Mussolinis an die   Pariser Stimmen die Lage beurteilt haben, die sich durch nichts weismachen ließen, daß   Italien etwa wirf­lich Siedlungsland für seine Arbeitslosen, Sicher heit für Erythrea und Konzessionen zur Ausbeu­Die   Pariser Blätter verhehlen nicht ihre Ent- eines der schweren grundsätzlichen Miz­tung der Bodenschäße   Aethiopiens suche. Es ist täuschung über das Scheitern der Konferens, ſtellen verständnisse, die zwischen fascistischer jedoch mit Genugtuung fest, daß es   Laval gelungen und demokratischer Politit beſte= ſehrt zu erhalten. Vielfach wird darauf hingewiesen, rechnet, während der Fascismus sich von Gründen ist, die Freundschaft mit   London und   Rom under- hen, daß diese mit Rahlen und rationalen Größen daß weder auf englischer noch auf italienischer Seite und unwägbaren Elementen leiten läßt. So wenig die Lage richtig aufgefaßt wurde. Troß der Hoff- Hitler Eroberungen machen will, weil er irgend nung, daß es Lavals Bemühungen gelingen werde, ein konkretes Interesse der   deutschen Wirtschaft da­bis zur Völkerbundsfißung am 4. September noch mit befriedigen könnte( das wollen höchstens die eine friedliche Lösung zu finden, dringen doch starke Leute, die auf der Linie Schachts operieren), so Befürchtungen über die gefährlichen Rück­wirtungen eines Krieges in   Afrika auf die

für Abessinien? europäische Politit durch.

Aenderungen der englischen Ausfuhr­bestimmungen

Arme Kommission!

wenig will Mussolini Abessinien erobern, weil talien und das   italienische Wolf zu ihrer Eristenz Die Berliner Feuerwehr wurde in Alarmzustand versetzt. Sämtliche Ber­dieses Land brauchen. Mussoliniwi I I liner Wehren wurden, soweit möglich, „ Ercelsior" macht darauf aufmerksam, eine Eroberung machen und zwar eine daß während der   Pariser Verhandlungen in den   Ber- wirklich große, weithin sichtbare, auf der Land­nach dem Messegelände am Kaiser: liner Blättern nicht ein einzigesmal Stimmen gegen farte nachweisbare Eroberung. Die Provinz Oga­damm beordert. Auf Anordnung der London.( Reuter.)„ Das tatsächliche England erhoben wurden.„ Echo de Paris" den einzustecken, den Fleck, der auf der Karte Brandbekämpfungsleitung wurden fo- Embargo auf den Erport von Waffen nach Ita- fürchtet eine Gefahr für ganz   Europa, wenn   Italien   Afrikas das italienische   Somaliland darstellt, ein fort Kommandos der   Schutzpolizei, des lien und nach Abessinien war eine Maßnahme, das Abenteuer in Abessinien wagt. De uv r e" wenig zu erweitern, so daß er um 200 Kilometer Arbeitsdienstes, der SA, der SS und die zu dem Zwecke ergriffen wurde, um eine gün- verweist darauf, daß   Deutschland bezüglich seiner tiefer in die Wüste reicht, das lockt   Mussolini Großmächte in Baris zu schaffen", beginnt der einer großen Verlodung ausgesetzt sein werde. ,, Ma- Aethiopien einzustecken, mit zweieinhalbmal soviel stige Atmosphäre für die Beratungen der drei auf   Südtirol und den Anschluß gerichteten Wünsche nicht, das ist keine Lösung. Das Kaiserreich diplomatische Berichterstatter des Reuterbüros tin" faßt seinen Eindruck in dem Titel zuſammen Fläche, als   Italien selbst bedeckt, mit 10 Millio­seinen Artikel und fährt fort:„ Nunmehr wird„ Noch sprechen nicht die Kanonen, aber die Diploma- nen neuer Untertanen, mit   Fürsten, Bischöfen, die gesamte Frage des Waffenerportes aus Großten haben auch nicht viel zu sagen." Dasselbe Blatt Negus Negesti und Patriarchen der toptischen britannien wahrscheinlich überprüft werden." erwartet, daß das englische Parlament Kirche, in   Ostafrika die Landkarte so zu verän­zu einer vorzeitigen Sizung zusammentreten werde, dern, daß jedes Schulkind es sieht, den Italienern um zu dem italienisch- abessinischen Konflift Stellung ein weiteres Jahrzehnt lang mit schillernden zu nehmen. ,, Paris Soir" bemerkt, daß, wenn sich Ita- zaubern, das auf den Säulen   Tripolis und Abes­Worten das große römische Reich in   Afrika vorzu­lien auch in   Genf für eine militärische Aftion ent- finien ruhend alle Wege durch den   Sudan und die schließe, dann müsse es gewärtig sein, daß Sank- Sahara beherrschen, einstmals   Aegypten, den tion en gegen   Italien angewendet werden würden. Kongo, alles Land zwischen Tichadsee, Mittelmeer Temps" befaßt sich in einem Ein schlechter und Indischem Ozean umfassen würde, das Tag" betitelten Leitartikel mit dem Kern des ganzen allein reizt den großen Charlatan und Ta­Konflittes. Es sei nicht gerecht, daß   Großbritannien schenspieler.  Italien dessen koloniale Expansionsbestrebungen vor­werfe, da es selbst die größte Kolonialmacht der mabel genug. Bisher stand es mit Mussolinis Ruhm bla­Er hat, wovon die liberalen" Welt sei. Der als Verteidigung gegen einen drohen- Journalisten ganz   Europas brünstig schwärmen, den Krieg ins Leben gerufene Völkerbund, sagt ein paar Quadratkilometer Sumpfland bewohn= Temps" weiter, sei ein Organismus, der Haupt- bar gemacht und einige Siedlungen angelegt, die Die Informationen, welche Baron Alvisi sächlich in der gegenwärtigen Situation, nicht ge nicht den Bruchteil dessen ausmachen, was eine aus   Rom erhalten hat, waren tros des ausdrück- schwächt werden dürfe. Deshalb müsse   Frankreich rote Gemeinde,   Wien oder   Amsterdam oder die lichen englischen Ersuchen nicht positiv genug. trotz aller feiner Freundschaft zu   Italien   Rom Preußenregierung Braun, an Siedlung geleistet Die Unnachgiebigkeit 3taliens warnen, damit es durch einen überſtürzten Ent- hat, er hat die Via Imperialis angelegt, aber a'l zeigte sich vor allem in den strittigen politischen schluß die   Genfer Organisation nicht schädige. Angelegenheiten. Nach den   französischen Ver ( Schluß auf Seite 2),

Durch das mutige Berhalten zweier Feuer-   Paris. Die Arbitragekommission für die wehrleute gelang es, eine Schlauchleitung vom Lösung des italienisch- abeffinischen Konfliktes ist Erdboden bis zu dem in etwa 50 Meter Höhe be- Montag um 17 Uhr zusammengetreten. Erster findlichen Funkturm- Restaurant zu leiten, in das Punkt des Programmes ist die Bestellung des sich etwa zehn Personen geflüchtet hatten und das, fünften Schiedsrichters, welches Amt wahrschein­vie gemeldet, durch die hochlodernden Flammen lich Politis übernehmen wird. ebenfalls in Brand geraten war. Die   Feuerwehr-| leute fletterten an den eisernen Masten des Funk-| turms hoch und brachten auf diese Weise die Schlachleitung bis unmittelbar an die in Brand geratenen Teile des Restaurants heran. Es gelang auf diese Weise, die Funkturmbesucher, die nach Ausbruch des Brandes im Sprechchor mehrfach heruntergerufen hatten Rettet uns!" in Sicher-|

heit zu bringen.

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Inzwischen konnte man ziemlich einwand­frei feststellen, daß das Feuer in der Halle 4, wahrscheinlich bei dem Stand der Firma Siemens, ausgebrochen ist.

Das Scheitern der Konferenz von   Italien herbeigeführt

In einer ergänzenden Darstellung, welche der  Pariser Korrespondent des Tich. P.-B. über die letzten Stunden der Konferenz gibt, heißt es:

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das nimmt sich neben anderem zeitgenössischem Geschehen, sagen wir neben Stalins erstem