grite 6 „Sozialdemokrat" Freitag, 23. August 1935. Nr. 196 Thomas Morus — Vorbild oder Verräter? Heinrich VIII. und Adolf der Einzige Die Heiligsprechung Thomas Morus ' durch die katholische Kirche hat merkwürdigerweise für das Dritte Reich eine außerordentliche politische Bedeutung. Die darüber immer noch nicht zur Ruhe gekommene Diskussion liefert den untrüglichen Beweis dafür. Der Kampf, der sich um die . Krage: ist Thomas Morus ein Vorbild oder ein Hochverräter? entspannen hat, ist außerordentlich iutcressant und kennzeichnend für die politische Situation Deutschlands . Vielleicht läßt sich an keiner Frage besser als an dieser, der klaffende Gegensatz zwischen der übernationalen Haltung der Kirche und dem totalen Nationalismus des Fgscismus studieren. Ganz'bewußt nehmen Freunde und Gegner Morus' unter ausgesprochen politischen Gesichtspunkten zu diesem anscheinend religiösen Konflikt Stellung.„... deshalb kann ihm auch nicht die Märtyrerkrone zugebilligt werden, denn sonst könnten später auch gewisse aus Deutschland geflüchtete Prälaten darauf pochen," schreibt.Nordland". Um sedoch zu erkennen, wie ähnlich der Konflikt Morus —Heinrich VIII. jenem Katholizismus—Adolf Hitler ist, seien einige Tatsachen vorausgeschickt. König Heinrich VIII. von England wollte sich von seiner Gattin Katharina von Aragonien scheiden lassen, um sein schönes Hoffräulein Anna Boleyn zu heiraten. Nach röm.-katholischem Recht war aber die Scheidung abhängig von der Zustimmung des Papstes. Heinrich VIII. erklärte, als der Papst den Konsens verweigerte, die englische Kirche für unabhängig von Rom und sich selbst zum Oberhaupt der unabhängigen englischen Kirche. Lordkanzler Thomas More und der Bischof von Rochester , John Fisher , versagten diesen Bestrebungen Heinrichs ihre Zustimmung, worauf beide Opponenten auf Befehl des Königs im Jahre 1535 hingerichtet wurden. Aber dieser Kirchenftreit hatte andere Hin- tergründe als eine Scheidungsgeschichte. Diese Gründe zu erkennen, ist wichtig auch zum Verständnis des deutschen Kirchenstreites. Wahrscheinlich nicht ohne Hintergedanken hat ein Heinz Luedecke in.Der Reichsbote" die folgende Betrachtung darüber angeftellt: „Aber der Dreivierteltakt fürstlicher Herzen ist in Wahrheit nicht der Rhythmus, der die Weltgeschichte bewegt, und auch hinter den Gefühlen der Könige wirkt ein überindividuelles Kräftespiel. Man wird sich also vor dem breitgewalzten Hofklatsch hüten und vielmehr diejenigen politischen Faktoren suchen müssen, welche den fesselnden Kampf des Tyrannen mit dem heiligen Philosophen ursächlich bedingt haben... die Dynamik diner große» Zeitenwende in der britischen Entwicklung muß der eigentliche Gegenstand der Lebensskizze eines Thomas Morus sein." Dann malt Luedecke ein plastisches Bild vom damaligen England, das im Begriffe stand, von der traditionellen Bauern- und Pächterwirtschaft zu einer Schafzucht kapitalistischen Stils, begünstigt durch den aufblühenden Wollhandel, überzugehen. Das Feudalsystem erhielt seine ersten Schläge. Dieser innere Strukturwandel bestimmte auch Heinrichs Außenpolitik. Unter anderem sah sich Heinrich genötigt, die Auseinandersetzung mit dem maritimen Nebenbuhler Spanien vorzubereiten. Mit diesen Zielsetzungen unvereinbar war die mittelalterliche Idee von der Einheit d e r K i r ch e,.die Logik der Geschichte und die gesellschaftliche Lage Englands forderten den Zeitung Bruch mit, Romund Habsburg-Spanien". Und immer deutlicher in die Gegenwart vorstoßend, heißt es weiter:--, .Indem der König, deffen persönliche Motive sicher nicht die reinsten waren, seine erste Gattin, die spanische Katharina schlug, traf er di« katholische» Mächte, und zugleich mit Anna Boleyn wählte er den Kurs der nationalen Unabhängigkeit. Ist es blinder Zufall, daß der zweiten Ehe Heinrichs schon im Jahre 1533 jene Elisabeth Tudor entsproß, unter deren gesegneter Regierung Spaniens Armada vernichtet, di« Anglikanische Kirche gegründet und die überseeischen Eroberungen begonnen wurden?" Damit wird für das Dritte Reich außergewöhnlich deutlich auf den imperialistischen Charakter des Religionskampfes verwiesen. Und fast wird dem Leser zugerufen: weißt du nun, warum der arteigene Gottesglaube notwendig wird? Es tobt ein Kampf, der in seinem Wesen weit mehr ist als ein Religionskampf. Der deutsche Katholizismus ist dem Nationalsozialismus nicht chauvinistisch genug, er kann keine Ideologie dulden, die über die Grenzpfähle hinausweist. Der Kapitalismus kann seinem Wesen nach aber Nicht im Sinne des Nationalsozialismus national sein, darum flüchtet sich das deutsche Weltbürgertum heute in einem hohem Maße in die religiöse Opposition, wie der Katholizismus andererseits Halt und Unterstützung bei dem industriellen, auf Tod und Leben mit der Weltwirtschaft verbundenen Teil des Bürgertums sucht. Vie Zahl der Teilnehmer In Nürnberg Nürnberg. (AP.) lieber die Teilnahme am Nürnberger Parteitag werden folgende Zahlen genannt: 13.000 Mann der Wehrmacht , 3000 Mann der Luftwaffe, 150.000 politische Leiter, 100.000 SA -Männer, 54.000 Arbeitsdienstmänner, 18.500 SS -Männer, ferner 11.000 SS -Männer zur Absperrung, schließlich 50.000 Mitglieder der Hitlerjugend . Bon allen Parteiangehörigen wird eine Sonderspende erhoben. Der Neinste Beitrag beträgt 2 Mark, der größte 20 Mark und mehr. DetrLsereie» mit Eis Die Braniker Bierbrauerei hat die Gewohnheit, ihre Beliebtheit bei den Kunden dadurch zu erhöhen, daß sie jedem Wirt, der ihr 1 Hektoliter Bier abnimmt, eine Gratisanweisung auf 25 Kg. Eis als Zugabe gibt. Die Eisverkäufer der Firma, die deren einzelnen Kunden auf ihren Rundfahrten das Eis anbieten, geben ihnen dieses dann gegen Barzahlung oder gegen Anweisung. Ein leitender Beamter der Firma, Franz Müller, hatte jedoch schon im August vorigen Jahres Verdacht geschöpft, daß mehr Gratiseis geliefert werde, als dem Bierverkauf entsprach; eS gelang, einige gefälschte Anweisungen aufzufangen und der Verdacht richtete sich daraufhin gegen einen Angestellten der Firma, Josef Heidler. Dieser behautztete jedoch, die Anweisungen von einem Unbekannten, der sich als Gastwirt ausgegeben habe, bekommen zu haben und konnte, dies, so unwahrscheinlich es klang, beweisen. Bei einer kürzlich durchgeführten Kontrollaktion gelang eS der Firma jedoch, einen Manipulanten mit Eis-Anweisungen zu überraschen, als er gerade im Hotel Steiner seine Geschäfte abwickelte. Er wurde als der 30jährige Jaroflav Zeleny aus Zdärky bei Hronov identifiziert; gleichzeitig wurde die Druckerei entdeckt, wo die falschen Anweisungen hergestellt wurden und auch der Drucker, namens Josef Machäcek, festgenommen. Zeleny sucht die Hauptschuld auf Machäöek zu schieben, dieser jedoch leugnet, überhaupt gewußt zu haben, welchen Zweck die von ihm gedruckten Anweisungen dienen sollten. Es handelt sich um ausgezeichnete Fälschungen, die Mitteilungen aus dem Publikum. Unangenehme Kopfschmerzen können durch einfaches Bestreichen von Schläfen und Stirn mit Alpa- Franzbranntwein gelindert werden. Einreibungen mit Alpa lindern auch rheumatische Schmerzen und erfrischen bei Ermüdung. nur daran zu erkennen find, daß sich beim Anseuch- ten di« Druckerschwärze verwischt. Uebrigens ist di» ganze Angelegenheit noch ziemlich unübersichtlich, so daß man nicht weiß, wer eigentlich dabei profitiert hat; fest ftefct nur, daß die Firma vom August bis zum Dezember vorigen Jahres allein einen Schaden von 10.000 K£ erlitten hat. Die Roten Falken kommen an* Resselfleck Sonntag nachmittag um 16 Ahr 4 Min. am Denisbahnhof an. Allgemeiner Angestellte».Verband Reichender«, Ortsgruppe Prag II, Fügnerobo nmn. 4. Unsere Kreiskonferenz findet am 29. August in Bud- Weis(Handwerkerheim) statt. Abfahrt der Delegierten 6.25 Uhr vom Wilsonbcchnhof.— Ausschuß- Sitz u n g der Ortsgruppe Mittwoch, den 28. August. 7 Uhr. Närodni trida 4.— Versammln ngder Jung-Angestellten: am Mittwoch, den 28. August. 8 Uhr abends, Närodni tiida 4.— Versammlung der Ortsgruppe am M i t t w och. den 4. September, 8 Uhr im Gewerkschaftshaus, Pcrswn. Berichte über die Kreiskonferenz. Herbst- und Win« terprogramm. filme in Prager Liditspielhäusern Adria:„Roberta." A.— Alfa:„Der erste Kuß."— Avion:„Ein junges Mädel-—«in junger Mann." D.— Beränek:„Der Schlaswagenkontrol- lor." D.— Feniz :„Mata Hari ." Greta Garbo . R. Rovarro. A.— Flora:„Letzte Liebe. M. Meinl. A. Bassermann. D.— Gaumont:„Die Katz' im Sack." Schneider. Retty. D.— Hollywood : „Der Kosak und die Nachtigall." Novotna.-- Hvizda:„Polizeiwagen 99." Detekfiv-Film. A.—« Julis:„Das Töchterchen des Herrn Bürgermeisters." D.— Koruna:„Der Weiße Adler." Buck Jones. A.— Kotva:.Tarzan, der Sohn der Wildnis." Weißmüller.— Lurerna:„Mata Hari, " Greta Garbo . Rovarro. A.— Metro:„U-Boot A. L. 14."— Olympier„Back Street— Seitengasse." I. Boles. A.— Passage:„Die Katz' ini Sack." Schneider, Retty. D.—r Praha :„Pigue- Aß." Bob Steele . A.— Staut:„Das größte Spiel." — Svktozor:„Der Kosak und die Nachtigall."—- Almar„Achtung! Taufe l" A. Sandrock. Lingen . D- — Belvedere:„Madelen Claudets Sünde." L. Stone. A.— Besrda:„Großreinemachen." Ann» Ondra. D.— Carlton:„Zirkus Barnum,". W. Beery, Ad. Menjou. A.— Illusion:„Die Csardas fürstin, " Martha Eggerth . D.— Mareska:„Das größte Spiel."— Sport-Smichow:„Der Fall d«» Kommissärs Colt." A.— U. Bejvodü:.„Schwarze FlarnMe." Baldek:„Achtung! Taufe!" Sandrock. Alexander. D.— Urania-Kino:„Siebe und die erste Eisenbahn." Urania-Kino, Klimentxkä 4. Fernsprecher 61628. Liebe und die erste Eisenbahn Lusispieloperette mit Kari« Hardt, Ida Wüst , Liedtke usw. Billige Sommerpreife. Jikina StepniLkovä in der Titelrolle des neuen heimischen Filmes„M a r y s a", der dieser Tage in den Barrandov-Ateliers fertiggestellt wurde. Eher von vielen Heftiges Klingeln und Pochen, anschwellend zu wildem, dröhnendem Hämmern, reißt mich aus dem Schlaf. Was war geschehen? Hatte ich mich nicht eben erst niedergelegt? Die Klingel schrillt weiter, das Pochen dauert fort, es wird so stark, mir scheint es so stark zu werden, daß die Ohren schmerzen. Jetzt bin ich ernüchtert: So lärmt nur die'Polizei! Meinem Wirt flüstere ich zu:.Es bleibt nichts anderes übrig als aufzumachen, geh, laß sie herein! Flitzen kann man nicht mehr, vom zweiten Stock kann ich nicht hinunterspringen.— Ter Wirt schlurft zur Türe und öffnet sie. Sofort springt uns der Ruf entgegen: Hände hoch! lind die Frage, die im Befehlston gesprochen wird: Haben Sie Waffen? Nein, der Wirt hat keine Waffen, und seines Wissens hat auch keiner seiner Mieter Waffen. Wer hier wohnt? Der Wirt will erklären, aber schon kommt eine neue Frage: Wer von euch heißt Hans?— Nun trete ich vor und nenne meinen Hamen., Ich muß an die Wand treten, auch der Wirt, und mein Mieikollege bleibt gleichfalls nicht verschont. Hausdurchsuchung wälzt alles durcheinander, wird peinlich genau durchgeführt, so daß kaum eine Winzigkeit den Augen der Beamten entgehen könnte. Peinlich genau wird gesucht, weniger genau wird es mit der Ordnung der Wohnung, gehalten. Sie ist bald kaum wiederzuerkennen.— Wir müssen alle drei mitgehen... Das war am 24. September. Ich hatte nach der Arbeit noch ein paar Freunde aufgesucht und war dann gegen zehn Uhr heimgekommen. Nach dem Abendesien war ich gleich ins Bett gekrochen. Mit meinem Wirt unterhielt ich mich ganz allgemein über die Wirtschaftslage. Ueber politische Fragen zu sprechen hütete ich mich. Ich wohnte illegal in Berlin , und den zweiten Mieter kannte ich zu wenig, um vor ihm das Wagnis eines politischen Gespräches aus mich zu nehmen. Ich hatte mit meinem Mißtrauen recht gehabt. Er hat mich belastet, als er bei der Gestapo vor mir einvernommen wurde. Er konnte freilich nichts wirklich Nachteiliges sagen, weil er nichts wußte. Aber nachdem er mit ein paar Ohrfeigen empfangen worden war, suchte er krampfhaft nach einer Belastung, damit er gelinder davonkomme. Erfunden hat er nichts, dazu reichte wahrscheinlich seine Phantasie nicht aus. Er erzählte bloß, daß ich meist erst spät abends heimgekommen sei und daß ich immer viel zu. erzählen hatte, wenn ich nach Hause gekommen war, aber nie vor ihm, und deshalb müsse-er annehmen, daß ich Politik getrieben habe. Er wurde abgeführt und ich kam nun zum Verhör. Ein schmächtiger SS-Mann,<cher in Zivil, empfing mich an der Schwelle mit scharf beobachtendem Blick und schrie mich dann an: „Vorwärts, du vollgefressenes Schwein!"— und während ich, seinem Befehl gehorchend, in das Zimmer trete, saust links, dann rechts eine Ohrfeige nieder, ich taumle ein wenig, ein wilder Tritt ins Gesäß macht mich noch stärker taumeln, aber ich habe mich doch errafft, ich bin nicht hingefallen, wie man gewollt hat. Wäre ich gestürzt, dann hätte man aus mir herumtrampeln können, ein beliebtes Mittel, Häftlinge sofort „mürbe" zu machen. So wurde ich denn in das Zimmer gestoßen, und nun packte mich der Mann am Kragen uns schrie, seine Worte mit einer Ohrfeige begleitend: „Jetzt sag alles, was du weißt, sonst kommst du nicht mehr lebend hier heraus, du Hund!" Dann zog er einen Revolver und setzte ihn mir an dir Brust:„Wer ist dein Verbindungsmann?" Ich antwortete:„Ich kenne keinen Verbindungsmann, ich bin ein Arbeiter und ich arbeite und habe deshalb keine Zeit, mich um Politik zu kümmern."— „Du Hund, der andere hat schon alles gesagt, warum lügst du noch?"— Und dann hagelte es Hiebe.:,Jch werde dich schon noch zum Sprechen bringen!" Ein wuchtiger Schlag aus den Kopf und ich verlor das Bewußtsein. Als ich wieder zu mir kam» war ich völlig durchnäßt; meine Lederweste hatte man mir ausgezogen.„Du Hund, du Strolch, willst du vielleicht hier schlafen? Reden sollst du!" Drohend drückte mir der Kerl den Revolver an die Rippen, und wieder wurde auf mich losgedroschen, bis ich, blutüberströmt, wieder das Bewußtsein verlor. Zweimal noch wurde ich geweckt, indem man mir Wasser über Kopf und Körper goß, und jedesmal, wenn ich wieder zu mir gekommen war, bekam ich eine neue„Oelung", wie die Marterprozedur genannt wurde.„Hör za, Bursche, entweder du sprichst jetzt oder du bekommst so viel Dresche, daß da überhaupt nicht sprechen kannst!"— Ich konnte aber wirflich nicht mehr sprechen, denn mir waren etliche Zähne ausgeschlagen worden, aus meinem Munde floß Blut und Blut drang in den Hals. Und wieder wurde ich geschlagen. Da sagt: die Stenotypistin:„Laßt ihn in Ruh, er hat schon genug!"—„Was," schrie der Verhörer",„hast du vielleicht ein schwaches Herz?"— Da fiel sein Blick auf die vor der Stenotypistin liegenden Briefe und Karten, die man mir abgenommen hatte. Eine der Karten, meine Braut hatte sie mir geschickt, zeigte das Bild einer bekannten Filmschauspielerin. Der Mann, der sie nicht er' kannte, ftagte:„Hast du sie gut.,.,..? Du Sau, kommst nach Deutschland , deutsche Frauen zu....! Kannst du gut? Zeig mal....'•* Das war der Stenotypistin zu arg, empört rief sie:„Aber nun hören Sie doch schon auf m» solchen Sachen!"—„Was, du glaubst wohl, du hast deine zu was anderem?" Es ist so charakteristisch für die Erneuerer Deutschlands , daß sie nicht anders als in det rüdesten Art sprechen können, daß sie in Schwei « nigeleien geradezu schwelgen. Ihre Worte, aus den niedrigsten Sprachsphären stammend, lasten sich einfach nicht wiedergeben,— die Sprache der deutschen Landsknechte kann nicht geschrieben werden. „Raus! Der Hund soll keine Zeugen haben! Der„Verhörer" war mißtrauisch geworden gegen seine Stenotypistin, an der er eine Anwandlung des Mitgefühls entdeckt hatte. Schweigend verließ sie den Raum, ich aber bekam die„letzte Oelung". Ich erwachte erst am nächsten Morgen in der Zelle. Um elf Uhr wurde ich in das Polizeikrankenhaus gebracht, von dort ins Konzentrationslager. Im Lager wurde ich seltsamerweise nicht mehr mißhandelt. Spuren der verschiedenen„Oelungen": Eine große Narbe auf dem Hint^rkopf, Narben an den Fingern beider Hände, Narben auf dem Rücke« und dem Gesäß, Zahnlücken. Viele tragen heute in Deuffchland solch« Narben. Ich bin nur einer von vielen. Ich habe nicht mehr zu flagen als andere. Ich habe auch nichts anderes zu wollen als andere. Heute noch ist es das Wollen einer Minder- heit. Morgen wird es das Wollen einer Mehrheit sein! H. M. Bezugsbedingungen: Bei Zustellung ins Saus oder bei Bezug durch die Post monatlich Ab 16.—. vierteljährig fit 48.—. halbjährig KC 96.—. ganzjährig Kd 192.—.— Inserate werden laut Tarif billigst berechnet Bei öfteren Einschaltungen Preisnachlaß. — Rückstellung von Manuskripten erfolgt nur bei Einsendung der Retourmarken.— Die ZeitunaSftankatur wurde von der Post- und Tele- graphendirektion mit Erlaß Nr. 1Z.800/VII/19S0 bewilligt— Druckerei:.Orbis", Druck-, Verlags- und Zeitungs-A.-G.. Prag .
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