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Komi tag, 25. August 1835
Nr. ISP
Anhaltende Schwierigkeiten im Export Wirtschaftsbericht der Natlonalbank
Manöver am Brenner   eröffnet Bozen  . Im Rahmen der großen italienischen  Manöver in-er Gegend von Bozen   werden die »Feindseligkeiten" in-er Nacht zum Sonntag um Mitternacht eröffnet. Der König von Italien be­findet sich auf dem Wege nach Bozen  , um den Manöver» beizuwohnen.
wesentlichen taktischer Natur, die nicht unüber« brückbar sind und zu deren Bereinigung weder Biergläser noch ein Stuhlbeinkrieg erforderlich ist. Ich halte ei für unwürdig, daß Arbeits­menschen, die alle gleich unter Ausbeutung und Elend leiden, gegeneinander auch nur die Jaust erheben. Ich werde einer der ersten sein, welcher die Hand bietet zur Schaffung der einigen geschloffenen Arbeitsfront." Aus denselben Gründen verwirft der Referent den Religions- und Rassenkampf: »Religions- und Raffenfragen wurden wohl immer zu Ablenkungsmanö­vern gerade der Arbeiterschaft gegenüber er- niedrigt und zwar von denjenigen, denen ihre Geschäftsprinzipien und Praktiken kein Hin­dernis bedeutet Profite zu jagen, gleichgültig ob mit christlicher oder jüdischer Profitpart­nerschaft." Das sind die wichtigsten Stellen aus dem Referat des genannten Kapatschek vor den oppo­sitionellen Astbeitervertretern der Sudetendeut­ schen   Heimatfront. Daß die Arbeiter, die in der Henleinpartei find, e- aus die Dauer nicht ertragen werden, mit den Volksgemeinschaftsphrasen gefüttert zu wer­den, war zu erwarten. Daß aber die Absplitte, rung der Arbeiter von. der Sudetendeutschen Par­tei so rasch beginnt, zeigt, daß die SHF nicht ein­mal gewillt ist, die Proletarier mit jener Dema­gogie an sich zu ziehen, wie es die Partei der Jung und Krebs getan hat. Die Arbeiter, die wie das Referat desKameraden" Kapatschek zeigt nun erkennen, daß Henleins Partei kei­nen anderen Zweck hat, als den Kapitalisten zu dienen und die Macht des Sozialismus zu schwächen, die Arbeiter hätten sich di« Enttäuschungen er­spar!«« können, wenn sie auf die Warnungen der Sozialdemokratie gehört hätten. di« da-, was sie über Henlein sagen, schon frü­her erkannt hat. Jenen, welche sich jetzt als Ent­täuschte zu Worte melden, muß gesagt werden, daß sie selber mitschuldig sind an der Schädigung der Arbeitersache, wie sie durch den Ausgang der Wahlen vom Ist. Mai, erfolgt ist. Im Uebrigen werden wir sehr aufmerksam darüber wachen, ob das, waS in Nussig geschehen ist, wirklich ein ernster Versuch der Loslösung der Arbeiter von der kapitalistischen   Führung in der Heimatfront oder ein sektiererischer Versuch wei­terer Zersplitterung deS sudetendeutschen   Prole­tariats ist, dem durch das Entstehen einer dritten Arbeiterpartei nicht geholfen wird. Immerhin ist die Kritik von Arbeitern, welche selbst in der Henleinpavtei gewesen und deshalb einwandfreie Zeugen der Verhältnisse im sudetendeutschen   Hitlerlager sind, von hohem Interesse und eine BestÄigUng der Stellung, welche die Sozialdemokratie seit eh und je zur Henleinfront eingenommen hat.
Der Bankrat der Tschechoslowakischen Ratio­nalbank hielt am 24. August l. I. seine ordentliche Monatssitzung unter Vorsitz de- Gouverneur- Dr. Karel E n g l i ö ab. Dem vorgebrachten Geschäfts­berichte für den verflossenen Zeitabschnitt entneh­men wir folgende-: Das charakteristische Merkmal der allgemei­nen Auslandssituation war in den letzten Wo­chen sichtliche Unruhe und politssche wie auch wirt­schaftliche Unsicherheit; deshalb wurde die Lösung zahlreicher internationaler politischer und wirt­schaftlicher Probleme aufgeschoben. Zur wirtschaft­lichen Unsicherheit kam auch noch die Währungs­unsicherheit, namentlich in den Goldblockländern. Im Welthandel nehmen die Bestrebungen nach wirtschaftlicher Autarkie nicht ab, wodurch sich ständig der Umfang der Welt-Kooperation reduziert. Im ganzen war die Entwicklung nicht in allen Staaten einheitlich; eine Besserung äußerte sich hauptsächlich in Ländern, deren Produktivität durch breite inländische Absatzmärkte gesichert ist. Auch die Entwicklung des Exportes der Tsche­ choslowakei   wurde durch diese Tendenzen beein­flußt; die Gesamtlage aber war resistent und in einigen Branchen, die sich auf den In« landsmarft stützen, wurde stellenweise eine Sai­sonbelebung beobachtet. Im Index der empfindlichen Preise spiegelte sich in den letzten Wochen eine unbedeutende Ab­schwächung der internationalen Rohswffmärtte wider. Der Index der Kleinhandelspreise ist zu Mitte Juli infolge der Entwicklung der Preise für animalische Nahrungsmittel mäßig gestiegen. Der Großhandelsindex ist dann später per 1. August in der Nahrungsmittelgruppe nach erfolg«
(AP.) Zur Zeit ist sowcchl von national­sozialistischer wie von gegnerischer Seite so viel von der Opposttion die Rede, daß eine Begriffs­bestimmung, vonnöten ist, um irrtümliche Auffas­sungen zu vermeiden. Härt man die Äeden von Goebbels   oder Rosenberg, Streicher oder Kube, dann wird alles wahllos in einem Atemzuge als Opposttion bezeichnet: Katholiken und Juden, Freimaurer   und Bekenntnischristen, Marxisten und bayrische Partikularisten, Stahlhelmer und Monarchisten, hündische Jugend und Schwarze Front. Liest man wiederum andere Publikatio­nen, so taucht der Begriff der national­sozialistischen Opposttion auf. In die- be­griffliche EhaoS gilt e- etwa- Ordnung zu brin­gen. Vergegenwärtigen wir un- zunächst, daß am 30. Jänner 1933 die Regierung von National­sozialisten und Deutschnationalen einschließlich
ter Preisregelung, für Getreide«euer Ernt« ge­sunken. Di« Getreideernte wurde auch in den natur­gemäß verspäteten Distrikten mit Beschleunigung beendet. Eine Uebersicht über die Ernteergebnisse ist heuer sehr schwierig. Die Weizen- und Rog­genernte wird al- mittel bis gut bezeichnet; unter der Trockenheit während der Reifezeit litt hauptsächlich Gerste und Hafer. Die Unterschiede im Ertrag bei sämtlichen Getreidesorten sind aber sehr bedeutend, nicht nur in einzelnen Gegenden, sondern auch in einzelnen Ortschaften. Die Trockenheit, die den glatten Verlauf der Eatte« arbeiten förderte, bedrohte überall den Ertrag der Hackfrüchte«nd Futtermittel und macht die rechtzeitige Herbstvorberettung des Bodens unmöglich. In der Jndustriebeschästigung klagen die Un­ternehmungen über anhaltende Schwie­rigkeiten im Export, der gegenwärttg überall desorienttert ist. Auf dem Jnlandsmarkte wurden bloß kleinere, eher saisonmäßige Verände­rungen im Absatz und in der Beschäftigung ver­zeichnet, Wobei in der B»a ubewegung, hauptsächlich bei Jnvestitionsarbei« t e n, die von der öffentlichen Hand unternommen wurden, di« Beschäftigung mäßig steigt. Die Anzähl d«r nicht untergebrachten Arbeitsuchenden sank Ende Juli unter da- Niveau vom Vorjahre. Der tschechoslowakische Außenhandel behaup­tete im Juli 1935 das vorherig« Entwicklungs­niveau; der Wert der Fertigwarenausfuhr nä­herte sich fast den vorjährigen Ergebnissen. Die Monatsbilanz weist wieder ein bedeutendes Akti- vum auf, welches auch vom Standpunkte des tat­sächlichen Dcviseninkassos günstig verteilt ist. Die Kursentwicklung der KC auf den Aus­land sbörsen war im ganzen ruhig ohne bedeuten­dere Veränderungen.
des Stahlhelm und der Papen-Gruppe(Papen kam bekanntlich ursprünglich vom Zentrum her) gebildet wurde, und rufen wir uns ins Gedächtnis zurück, daß mit Ausnahme der Sozialdemokrati­schen und Kommunistischen Partei, die verboten wurden, alle Parteien sich selbst auflösten und gleichschalteten, sowohl die Deutsche   Vcllkspartei wie die Wirtschaftspartei, die Demokraten, das Zentrum, die Bayerische   Bolkspartei und schließ­lich zuletzt auch die Deutschnationalen. Wir über­gehen hier, daß die Begeisterung bei dieser Gleich­schaltung graduell verschieden war, daß durch die erzwungene Totalität die Opposition also schon früh in die eigenen Reihen verpflanzt wurde, wenn sie sich auch nicht nach außen manifestierte, und daß schließlich die Anhängerschaft oft durch­aus anders dachte. Wir wollen hier überhaupt die­jenigen Gruppen, die von vornherein in Opposi­tion standen, wie alles, was vor dem 30. Jänner
Zur Begriffsbestimmung der deutschen   Opposition
VILLA OASE oder: DIE FALSCHEN BÜRGER
Roman von lugen« Dabit Berechtigt« Uebertragung au« dem Franzbclschen von Bejot
Anfangs erdrückt einen der Luxus. Aber man gewöhnt sich so dran, daß man ihn bald nicht mehr missen möchte." Helene ging, kaum waren sie in der Woh­nung, in ihr Zimmer und warf sich aufS Bett. Endlich. Jetzt brauchte sie sich nicht mehr zu schleppen, war nicht mehr gezwungen, zu reden und eine lächelnde Miene zu zeigen. Sie war er­löst vom Banne des Blendwerkes, von der Mar­ter des hundertfältigen Lärms. Jetzt konnte sie sich gehen lassen und versuchen, die neuen Ein­drücke, deren Fülle sie überwältigte, zu ordnen. Vor allem sehnte sie sich nach Ruhe. Sie schloß die Augen. Plötzlich hörte sie ihre Mutter rufen. Sie stand auf. Irma saß im Eßzimmer. Sie las die Abendzeitung. Setz dich zu mir, mein Kind. Willst du eine Sette abhaben? Ich lese nur den Roman und da« Berinischte. Die Politik überlasse ich Julien." Helene hätte lieber geschwatzt wie am Mor­gen auf Irmas Bett. Alles um sie war Sttlle, Geborgenheit, Harmonie. Sie würde viele solche Abende genießen und auch Tage wie den heutigen, die di« Gewohnheit nicht so beschwerlich, dafür um so schöner gestalten würde. In einer Auf­wallung von Zärtlichkeit schmiegte sie sich an Irma. Wo Julien nur wieder bleiben mag?" Er hat wohl viel zu tun?" Er kann sich nicht abgewöhnen, einen
Aperitif zu trinken. Ich werde die Suppe kochen müssen." Helene überflog die Seite mit den Illustra­tionen, als die Klingel anschlug. Sie eilte hin­aus und sah Julien, der vergnügt seinen Schlüs­selbund schwenkte. Neben ihm stand ein dicker, roter Mann mit blatternarbiger Stupsnase, neu­gierigen Augen und wulstigen, von einem er­grauenden Schnurrbart halb verdeckten Lippen. Er war noch breiter in den Schultern als Julien und noch massiger. Hier stelle ich dir meinen besten Freund vor, den Papa Adam. Noch ein Onkel, Kleine." Die beiden Männer nahmen Helene in die Mitte und küßten sie» einer nach dem anderen. Irma kam aus der Küche. Du bringst Gäste mit, Julien?" Papa Adam wollte deine Erbin sehen." Ihnen wie aus den Augen geschnitten," bemerkte Papa Adam mit seinem Säuferbaß. Schmuser. Die zwanzig habe ich hinter mir. Aber soll ich Ihnen verraten, daß eS fast Nichts zu essen gibt? Sie und mein Mann: im­mer pumpt ihr euch voll mit Alkohol." Julien beugte sich zu Irma und kniff sie in die Hüfte. Nicht schimpfen. Alles fürs Geschäft. So, und jetzt wollen wir zunächst mal einen Absinth genehmigen, um uns von den Mühen des Tages zu erholen. Und die Damen? Ein Gläschen Portwein?" Er stellte Gläser und zwei Flaschen auf den Tisch. Hier, bitte, echter Pernod. Ich habe noch drei Liter. Noch auS Saint-Dizier  ." Helene wartete, bis die Männer angefangen hatten. Ms Papa Adam sein Glas an die Lippen setzte, goß sie den Portwein in einem Zug hin­unter. Sie hörte Julien brummen:Die Sorte scheint dein Mädel nicht zu verachten."' Die anderen tranken nur schluckweise. Sie wurde rot aus Scham über ihre Gier und ihre Unerzogenhett,
Beim Essen bediente sie. Julien schwatzte unaufhörlich mit seinem Freund«. Er schwieg nur, wenn er eine Flasche öffnete, die Gläser füllte und trank. Dann ging die Unterhaltung weiter. Die beiden hatten schon eine schwere Zunge, und wenn sie lachten, wackelten ihre Schultern und ihre dicken Bäuche. Sie sprachen vom Geschäft und vom Pferderennen. Helen« be­mühte sich, der Unterhaltung zu folgen, doch diese Sprache mit ihren Kraftworten und Fachaus­drücken war ihr fremd. Sie verstand nur, daß sie von Geld redeten und von Gewinnen, und sah, daß ihre Augen dabei funkelten. Auf eine Frage an Irma hatte sie die Antwort bekommen:Das verstehst du noch nicht." Ihre Mutter, die sie für mundfaul gehalten, geriet auch allmählich in Schwung. Julien fuch­telte mit den Händen und strahlte übers ganze Gesicht. Das war eine andere Sache als das Mittagessen. Allerdings war Papa Adam da, ein alter Freund. Onkel behandelte ihn respektvoll, hörte aufmerksam auf seine Rede und nickte zu­stimmend mit dem Kopfe. Irma lachte über Papa Adams Geschichten. Ost wandte er sich unmittel­bar an sie, und sprach dann wie ein alter Bieder­mann. Helene ließ ihn nicht auS den Augen. Er hatte den Stuhl zurückgeschoben, reckte den Bauch vor, hielt die unförmigen Hände auf den gespreiz­ten Schenkeln und rauchte eine Zigarre. Er trug ein weites, schwarzes Jackett, eine weiße Weste, auf der eine grotzgliedrige goldene Kette baumelte, ein« gestreifte Hose, einen steifen Kragen und eine knallrote Krawatte. Er beugte sich vor, pustete, rückte auf seinem Stuhle hin und her, bis er krachte, führte eine mit Ringen beladene Hand zum Munde und zog an seiner Zigarre. Mit fetter Stimme sagte er:Hör zu, Alter..." Er war, alle» in allem, ein vergröberter, brutalerer Doppelgänger Onkel Juliens. Sein Anblick erweckte in Helene eine ferne Erinnerung. Eines Tages hatte ihr MaminaOnkel Toms Hütte" zu lesen gegeben. Unter den Illustrationen
1933 nicht nationalsozialistisch war oder«S nur künstlich wurde, beiseite lassen. Wir sprechen auch nicht von den Unterschieden zwischen der grund­sätzlichen Opposition und denen, die entweder nur in Teilfragen Opposttion machen, wie die Be­kenntnischristen, unter denen sich ja auch Natio­nalsozialisten befinden, oder denen, die, wie die Katholiken, nach anfänglicher Verständigungsbe­reitschaft(Konkordat), förmlich erst in die Oppo­sition getrieben» zur Opposttion gestempelt wur­den(wobei eS dort alle Nuancen gibt: solche, die zum Bündnis mit der Linken bcrstt sind man denke an den Saarkampf, solche, die den Kampf allein führen wollen, solche, die nur in Teilfragen opponieren, und solche, die immer noch auf Ver­ständigung hoffen). Man sieht schon hieraus: die Opposition bietet ein buntes Bild. Sie ist nicht nur in der Zielsetzung uneinheitlich, sondern auch in der Einstellung zum Regime. Aber nicht nur bei Katholiken und Bekenntnischristen haben wir die verschiedensten Formen, das Regime schafft sich gewissermaßen selbst seine Opposition. Denn niemand kann im Ernst die Juden als Opposttion im Sinne eines handelnden Faktor­ansprechen. Als Verfolgte, als Prügelknaben, al» Opfer des Regimes wären sie dazu gar nicht im­stande. Auch diejenigen, die innerlich das Regime ablehnen und nicht zu den hitlerfreundlichea Naumann-Juden gehören, könnten das nicht. DieseOpposttion" hat also mit den anderen Oppositionellen nur die Verfolgungen gemein­sam. Wir kommen jetzt zu den Nationalsozialisten selbst und zu den ehemaligen Deutschnationalen. Gewiß gibt es b«i den konservatwen Kreisen heute schon eine grundsätzliche Opposition, die vom Drtt« ten Reich in jeder Form nichts mehr erwartet, sei es, daß sie monarchistisch ist«Her einer ande­ren Lösung zustrebt. Gewiß gibt es bei den Na- tionalsozialisten ebenfalls eine grundsätzliche Op­posttion die steigende Zahl von Flüchtlingen zeigt es in beiden Fällen, die keine Hoffnun­gen mehr auf die Partei setzt, keinenLinkskurs" von Hitler   mehr erwartet, Goebbels   keinen Glau­ben schenkt, Röhm und Heines rächen will, aus der Erfüllung des Programms beharrt und ent­weder nach links schaut oder zur Schwarzen Front stößt. Die übrigen radikalen und die übrigen kon­servativen Kräfte aber bezichtigen sich lediglich gegenseitig der Opposition, ohne sich subjek­tiv als Opposition zu empfinden. Das ist gerade charakteristisch für da? Chaos in Deutsch­ land  , für da» Beginnen des anarchischen Zustan­des, das Dahinschwinden der Autorität, das An­wachsen gleich starker, sich gegenseitig aufhebendtt und mit wechselndem Kriegsglück gegeneinander kämpfender Kräfte, für die Schwächung der Mitte und die Erstarkung der Flügel. Die Radikalen, soweit sie noch immer Hiller zu gewinnen, dal Ruder nach links herumzuwerfen hoffen, bezeich­nen die Stahlhelmer als Opposttion, die sich ja doch auch hinter Regierungskreiscn verschanzen können(Reichswehr  ), und nennen sie eben in einem Atem mit den anderen Opposttionellen, um dies zu bekräftigen. Sie selbst empfinden sich, da sie noch nicht desillusioniert sind, keineswegs al» Opposttion höchstens gegen Schacht, nicht gegen das Regime. Die Gegenseite tut das gleiche. Nur drückt sie sich vorsichtiger aus und spricht von dengefährlichen Freunden". Die Radikalen ha­ben dabei den Vorzug der Parteizugehörigkeit, der sie erst recht veranlaßt, die anderen als Oppo­sitton zu stempeln.
war der Kopf eines Sklavenhändlers, der zwar lusttg, aber dabei grausam aussah... Geh schlafen", sagte Irma unvermittelt. Ich bin nicht müde, Mama, ich wasche erst ab." DaS ist Sache der Aufwartefrau", be­stimmte Julien.In deinem Alter braucht man Schlaf. Außerdem haben wir allerhand zu be­sprechen." Helene hatte sich dorgenommen, folgsam zu sein. Sie umarmte ihre Mutter und Julien und ging auf Papa Adam zu, der Papiere aus seiner Brieftasche nahm. Gute Nacht", sagte er, ohne den Kopf zu heben. Sie ging rückwärts zur Türe und sah, daß Julien sich zu seinem Freunde neigte, und Irma sich eine Zigarette anbrannte. Als sie hinter sich zugeschloflen hatte, hielt sie erst das Auge, dann das Ohr ans Schlüsselloch. Papa Adam und Juliens Ausrufe und Irmas Lachen verlängerten ihr die festliche Stimmung des Abends. Sie legte sich ins Bett und faltete, wie gestern, die Hände auf der Brust. Sie war mehr erschöpft von den Erlebnissen des Tages als von einer weiten Reise, aber doch sehr glücklich über ihre Entdeckungen. Jetzt ordnejen sich die Ein­drücke. Sie ging ohne Hast und Zagen über die Straßen, blieb vor den Läden stehen, wagte so­gar die ihren Blicken dargebotenen Herrlichkeiten zu berühren. Der Lärm gewann einen helleren, freudigaren Klang, alle Formen wurden reizvol­ler, alle Gesichter neu und angenehmer. Ob ihr wohl jeder Tag solche Fülle schenken würde? Früher glich ein Monat, ein Jahr dem anderen, und was sie ihr brachten, war immer neue Traurigkeit. Nur einige Stunden hatten ge­nügt, ihr das Vorhandensein einer anderen Welt zu zeigen und sie auf eine schöne Zukunft hoffen zu lassen. Sie träumte nicht. Vielleicht aber waren Irma und Julien zwei gute Geister? (Fortsetzuna wlatV