Wr. 202 Freitag, 30. August 1935 Seite 3 fadefcndenterter Xeitspie^el Antwort an die Kommunisten Ole tiefe Kluft kann nicht von heute auf morgen überbrückt werden Bekanntlich haben die Kommunisten al» Gegenkundgebung gegen den geplanten Henleintag in Teplitz für den 81. und 28. September nach Teplitz-Schönau einen „VerbrüderungStag" einberufrn, zu dem sie die sozialdemokratische Partei offiziell einluden. Gemäß den Richtlinien, die von unserem Parteivorstand in seiner Sitzung am Mittwoch beschlossen wurden, hat unser Zentralsekretariat den Kommunisten nunmehr folgende Antwort erteilt: An da- Krei-sekretariat der K. P. C. Leplitz-Schöna« Grüne Ringgaffe 15. Werte Genossen! I« Beantwortung Eurer Zuschrift vom 28. August 1935 verweisen wir vor allem auf de» Beschluss des Paririvorstandes, der in der Sitzung vom 28. August d. I. gefasst wurde. Im übrige» stellen wir noch folgendes fest: 1) Ihr habt, obwohl noch mehr als 3 Wochen 8«it ist, bereit» in der„Roten Fahne" vom 24. August 1935 dos vollständige Programm de» Aktion veröffentlicht. Dieses Programm ist vollständig einseitig, ohne unsere Antwort abzuwartrn und oh»,«ns einen Einfluss einzuräumrn, festgelegt. ES handelt sich als» nicht mehr um rin» gemeinsam« Aktion, sondern«m ein« Aktion der 9. P. E., der sich die andere« Parteien einfach anschliessen und unterwerfen soll««. 2) Durch Eueae Jahre andauernd« Hehr»egen die sozialdemokratischen Parteien, durch Euere seit 15 Jahren betriebene Politik, welch« Euer«iaener stongress erst kürzlich als eine für di« Arbeiterschaft Der Arbeiter und die Schule Ehre den Holeisdiner Glasmachern Tief im Unglück steht der Gla»macheror1 Holeischen bei Pilsen . Die Stillegung der großen Spiegelglasfabrik ist Tatsache geworden. Alle Be- wühungen um die Sicherung einer Ersatz-Industrie hatten bisher keinen Erfolg. Die Ueberfüh- schidlich« bezeichnet hat, habt Ihr rin« Kluft zwischen kommunistischen und sozialdemokratischen Arbeitern ausgerissen, deren Ueberbrückung nicht von heute auf morgen erfolgen kann. Dir Boranssetzrmg hior- für ist dir restlose Einfügung der K. P.E. in jene Politik, welch« die sozialdemokratischen Parteien seit Jahren verfolgen. Sie betrifft die Stellung zur Demokratie, zum Staate und zur KoalitiouSpolitik. Dor reftloscr Klärung dieser entscheidenden Fragen kann die Einheitsfront nur eine Irreführung der Arbeiter sein, müssen gemeinsame Aktionen der Arbeiterschaft rin« Einheit vortäuschen, die in Wahrheit nicht vorhanden ist. 3) Eure Partei steht in Opposition zu einer Regierung, deren Bestandteil unser« Partei ist. AuS allen diesen Gründen- ist der Parteivor- stand nicht in der Lag«, Eurer Aufforderung nachzukommen. Dieser Beschluss gilt für alle etwaigen wetteren ähnlichen Einladungen, welche in Zukunft an uns ergehen wvrdrn, bis zu dem Zeitpunkt«, zu welchem unserer Ansicht nach dir Voraussetzungen für rin grmrinsameS Vorgehen gegeben sei» wird. Mit sozialistischen Gruß; Dav». rung eines Teiles der Arbeiter in die Schwager Weimannwerk« verzögert sich, doch scheint wenigstens in diesem Punkt das energische Eingreifen deS Fürsorgeministeriums und der Glasarbeiterverbände die Einhaltung der gegebenen Zusagen zu sichern. In schwerster Not hat sich die sozialdemokratische Gemeindeverwaltung entschlossen, noch ein letztes Kulturwerk zu schaffen. Bon rückständigen Schulumlagen, dir bei der BetriebSverlegnng hereingebracht werden konn ten. wurden noch 125.000 Kronen für eine vollständige Renovierung der Schule aufge- wendet. Die Schule soll unter dem verfall nicht leiden, der dieser einst blühenden Jndustriegemeinde drohend bevorsteht,"leben den Ruinen, die der Kapitalismus hinterläßt, hat die Arbeiterschaft noch ein Denkmal ihres Kulturwillens aufgerichtet. Das ist ein Beitrag zur Geschichte unserer Zeit. Die renovierte Schule wird am Sonntag feierlich ihrer Bestimmung übergeben werden. Ule Unterschlagungen Im Trautenauer Rentamt Die peinliche Unterschlagungsaffäre in der Trautenauer Kommunalverwaltung, welche von den antimarxistischen Korruptionstötern am liebsten mit dem Mantel des Stillschweigens zugedeckt worden wär«, wird nun doch an das Liebt eines Gerichtsverfahrens gelangen. Die Gemeindever- tretuna beschloß über Antrag der Dilrivlinar- kommission, die Verfehlungen der Beamten G u d r a und Walter dem Gericht zu überantworten. Damit wurde der einzig richtige Weg beschritten, so wie die? die sozialdemokratischen Funktionäre von allem Anfang an verlangt haben! Wenn sich zwei Sozialdemokraten für einen Fehlbetrag Von mindestens 150.000 Kronen zu verantworten hätten, dann wär« die Schriftkeiter- presse wochenlana mit einer großen Sensation versorgt gewesen! Die betrogene« Arbeitslos«« machen Krach. Wir lesen im„Freigeist": Die BolkSgemein- schaftSstrategsn erlebten am 22. August in E n- aelsdorf die erst« Revolte der Arbeitslosen. Dös« fragen sollten die Herren.Kapitalknechte beantworten. Sie konnten sich winden und drehen, «s nützte nichts, man konnte eben die Einlösung trüberer versnrechungen nicht in Aussicht stellen. Trotz der in Aussicht gestellten Winterhilfe verließen die Arbeitslosen und aernde die in der Agitation tätigsten die Varteil Bold werden weiter« folgen. ES kriselt bier bedenklich unter Konrads Mannen. Bald wird im unteren Wittigtal di« BalkSgemeinschqst nur noch aiiS verärgerten ehemaligen Landbündlern und Gewerbcpartcilern bestehen. die Internationale zur Kriegsgefahr Neue Beratungen am 6. September Die Gemeinsame Anti-Kriegs-Kommission des Internationalen Gewerkschaftsbundes(JGB) Und der Sozialistischen Arbeiter-Internationale lSAJ), die am 86. August 1938 in Parts zu einer Sitzung zwecks Festlegung ihrer Haltung in der gegenwärtigen Phase des italienisch-abessinischen Konfliktes zusammentrat, beschloß u. a„ den Ausschuß des JGB sowie die E x e- kutive der S A I am 6. September zu einer außerordentlichen Sitzung einzuberufen zur Besprechung der in der Kommission eingehend behandelten Vorschläge. Vie nordischen Länder füi Einhaltung des Völkerbundpaktes Oslo. Wie das norwegische Außenministerium weidet, haben die Außenminister von DäNewark, Finnland , Schweden und Mor- wegen die wichtigsten Fragen erörtert, die in den Sitzungen des Bölkevbunde» behandelt werden dürften, vor allem den Konflikt zwischen Italien Und Abessinien. Sie sind davon auSgegangen, daß dieser Konflikt in völliger Uebereinstimmung mii den Vorschriften des BölkerbundpakteS zu behandeln sein wird, und sie werden alle Arbeit stützen, die dazu dienen kann, den Frieden zu schützen und die Rechtsprinzipien des BLl- ierbundeS aufrecht zu erhalten. Auch Schweden verstärkt Landesverteidigung Stockholm . Die 13gli«tzrige Kommission für nationale Verteidigung hat den Entwurf einer Reorganisation der Nationalverteidigung m Schwaden ausgearbeitet. Einige Einzelheiten dieses Entwurfes wurden bereits veröffentlicht. Die Reorganisation betrifft vornehmlich das Flugwesen. Es soll die Zahl der Flieger Und der Apparate erhöht werden. Die Kommission für Nationalverteidigung schlägt ferner die Ernennung eines einheitlichen Kommandos und die Schaffung eines Generalstabes für alle Ressorts der nationalen Verteidigung vor. Das Budget wird 148 Millionen gegenüber den jetzigen 112 Millionen Kronen betragen. Was das die Marine anbelangt, so schlägt die Kommission die Beseitigung der veralteten Kreuzer und den Sau neuer Flotteneinheiten vor. Konferenz von led eröffnet B l e d. Im Feftfaal des Hotel-„Belvedere " eröffnete Donnerstag unt 10 vhr der jugoslawische Ministerpräsident und Aussenminister S t o- jadinovik die 15. Kon ferenz der Kleinen Entente. Um 13 Uhr waren die Minister der Kleine» Entente beim Prinzregenten Paul znm Mittagessen eingeloden. Die Aussenminister der Staatrn der Klemen Entente prüften unter Borsitz deS jugoslawischen Ministerpräsidenten und Außenminister- Stoja- dinoviä die allgemeine europäische Lage, nachdem vorher der rumänische Außenminister Titniese« über seine Reise nach Westeuropa und Außenminister Dr. Bene» über seine Steife noch Osteuropa Bericht erstattet hatten. Nachmittags wurde« die Beratungen fortgesetzt. Ein amtlicher Bericht wnrd« nicht auSgege- ben. Da- Kommnniqus über die Beratungen wird morgen veröffentlicht werden. Frledensvertrfige müssen respektiert werden Ministerpräsident Stojadinoviö veranstaltete zu Ehren der Konferenzdelegation ein Abendessen. In einem Trinkspruch wies er auf die Ergeb nisse der 18jährigen engen Zusammenarbeit der drei Staaten der Kleinen Entente hin und erklärte, daß dieses System heute eine der Grund lagen der politische« Stabilität Europas sei. Auch für die Zukunft, erklärt« Stojadinoviö, welche, wie wir hoffen und glauben, besser und erfreulicher sein wird als die Gegenwart, vertrauen wir auf eine weiter« glückliche Entwicklung unseres gemeinsamen Werkes. Wir werden uns den Bedürfnissen des Augenblicks anzupassen verstehen, von unserem Programm aber, welches ein unabänderliches Ziel anstrebt, nichtabweichen. Dieses Ziel ist der Friede. Jeder Kampf, sei es der eine« Einzelnen, oder eines Kollektivums, wird— sofern« er nur das gleich« Ziel anstrebt— bei bet Kleinen Entente B e- r e i t s ch a f t zur Mitarbeit finden. Aber hier wiederholen wir feierlich: Die einzige Bedingung dieser Zusammenarbeit mit tat übrigen ist und bleibt di« kategorische For» denmg, daß der durch die FriedenSoerträge besiegelte Zustand respektiert werden muss und daß an ihm weder direkt noch indirekt etwas geändert werden darf. Diese Tätigkeit der Kleinen Entente deckt sich vollkommen mit jeder anderen Tätigkeit, welche aufrichtig dir Erhaltung de» Frieden» an- strebt. Hllnka bleibt „In schärfster Opposition“ Pressburg . Donnerstag nahmen der Parteivorstand und die parlamentarischen Klubs der slowakischen Bolkspartei HlinkaS abschließend zur Frage eines eventuellen Negierungseintrittes Stellung. Entgegen den Vermutungen, daß die Partei ihre im Frühjahr aufgestellten Bedingungen für den Regierungseintritt, die an maßgebenden Stellen als unannehmbar bezeichnet worden waren, angemessen revidieren werde, wurde nach längerer Beratung der Beschluß gefaßt, daß di« Partei auch weiterhin gegen di« Regierung i n schärf st er Opposition bleibt, die„bis in die letzten Konse- qu e n z e n" durchgeführt werden soll. Die Partei ruft die ganze slowakische Nation zur Einheitlichkeit auf dem Wege der Opposition-Politik auf. Senator Uääk gestorben. In Zikiee bei Slanh verschied am Donnerstag der Senator der Republikanischen Partei Alois 1l s ä k im Alter von 60 Jahren. Er gehörte dem Senat seit 1929 an. Internationaler Iransportarbelter-kongreb Dieser Kongreß, über dessen Beginn wir bereits berichtet haben, hat am Donnerstag, dem 22. August(in Kopenhagen ) seine Verhandlungen fortgesetzt. Der Antrag des englischen Transportarbeiterverbandes, der auf eine Reorganisation der internationalen Gewerkschaftsbewegung — Schaffung einer Zewwale, eingeteilt in Berufsgruppen, welche die internationalen Berufssekretariate ersetzen sollen— hinzielt, wurde an den Generalrat zum weiteren Studium überwiesen. Da» Sekretariat hat dem Kongreß einen Bericht über die Zusammenarbeit der einzelnen Verkehrsmittel unterbreitet. Der Referent zu dieser Frage, der holländische Eisenbahner B r a a m» b e e k legt dar, daß man den inländischen Verkehr überall als eine Einheit behandeln müsse, was in den einzelnen Ländern auf verschiedene Art und Weise auch geschieht. In dem einen Land versucht mm:, die Konkurrenzbedingungen gleich zu machen, während im anderen die Konzentration mittels des Konzession-verfahren- gefordert wird. Redner empfiehlt beide Methoden gleichzeitig anzuwenden und einen„Berckebrsrat" au fÄoffen. Schon die Siebzehnjährigen müssen In den Krieg R o m. Der Präsident der valilla hat eine Anweisung über die militärische Verwendung und Ausbildung der bi-her«och nicht zur Militärpflicht herangezogenen Jugendlichen im Alter von 17 bis LO Jahren herauSgegeben. Von hunderttausend siebzehnjährigen Avantgardisten werde« nunmehr 25.000 mit Gewehren ausgerüstet und in Europa eingehend militärisch auSgebildet, so daß sie in der Heimat verwendet und je nach Bedarf auch zum Dirnst in O st a f r i k a herangezogen werden können. Dies« Maßnahme bedeutet, daß für einen beträchtlichen Teil der italienischen Jugend die eigentlich mit 20 Jahren beginnende militärisch« Dienstpflicht um drei Jahre vorverlegt wird. Eden-Laval Persönliche Aussprache vor der Ratstagung Paris . Amtlich wird bestätigt, haß der britische Minister Eden auf seiner Reis««ach Genf am nächsten Montag in Pari- sich aufhalten wird, um mit dem Ministerpräsidenten Laval zu konferieren, Suerlcanal unter britischer Bewachung London . Die britische Mittelmeerflotte ging Donnerstag von Malta zu einer Kreuzfahrt in See. AuS dem Reifeplan der Schiff« ergibt sich, daß sich während de- Monate- September ständig britisch« Kriegsschiffe am Eingang de- Suezkanals und in Haifa befinden werden, wo die wichtige Petroleumleitung au- dem Irak endet. Auf der Insel Malta werden alle notwendigen Schutzmaßnahmen gegen GaS- und Bombenangriffe getroffen. Für die Polizei sind GaS« schutzübungen angesetzt worden. Außerdem werden Hilfspolizisten eingezogen. Ingenieure und Deckarbeiter sind eifrig beschäftigt, eine Hafensperre sertigzustellen, di« viel besser sein füll alr die Sperre, die im Weltkrieg« errichtet wurde, um die Einfahrt feindlicher Schiffe zu verhindern. Wie aus Aden gemeldet wird, trifft der britische Kreuzer„Colombo" in der Hafenstadt Ber- rera, dem Hauptort vom Britisch-Somaliland ein, um dort bis auf weiteres die Entwicklung der Dinge zu beobachten. In Portsmouth herrscht lebhafte Bewegung, weil hier Schiffe mit Material befrachtet werden, das zur Verstärkung des Fliegerabwehrdienstes auf Malta bestimmt ist. Die Militärflieger von Gosport und Lee on Dolent, di« auf Urlaub weilen, sind zurückberufen worden. Addis Abeba in Spannung Addis Abeba . Das Gesamtbild der abessini« scheu Hauptstadt ist sehr bewegt. Viele Ausländer packen ihre Koffer. Ständig rollen durch die Stadt Transporte nach dem Bahnhof. Leben-mittel werden in großen Mengen eingekauft, da man Befürchtungen wegen der Eisenbahnlinie hegt. Di« Polizeitruppen sind abermals verstärkt Worten. Di« Regierung hat eine Verordnung erlassen, durch die sämtliche Männer ohne Beschäftigung zum Militärdienst, zur Hilfeleistung beim Roten Kreuz oder zu einer anderen, zur Landesverteidigung notwendigen Arbeit verpflichtet werden. Ola Desertionen bestätigt Paris . Wie der Sonderkorrespondent de- „Daily Telegraph " aus Addis Abeba meldet, gibt eS entgegen anderslautenden Behauptungen von amtlichen italienischen Stellen unter dem italienischen Eingeborenenmilitär zahlreich« Ueberläu- fer. Au- Erythräa sind 2000 Eingeboren« und au- Ogadrn 8000 Somalesen zu den Abessiniern übergelaufe«, letztere mit ihren Gewehren und der ganze« Ausrüstung. Zwischenfall an der Grenze von Französisch* Somaliland Addi- Abeba. In Addis Abeba wurde ein offizieller Bericht über einen Kampf zwischen dem Stamme Issa aus Französisch-Somaliland und Abessiniern ausgegeben, bei welchem 60 Männer de» Issa-Stammes getötet wurden. Der Gouverneur der Provinz Aussa informierte die abessinische Regierung, daß die Issa-Leute auf abessinisches Gebiet eingedrungen seien, daß jedoch die abessinische Bevölkerung von ihnen zurückgewichen sei, um einen Zusammenstoß vorzubeugen. Da aber die Issa-Leute Vieh zu rauben begannen, kam es zu einem Zusammenstoß, nach welchem die Issa-Leute schließlich wieder auf ihr Gebiet zurückkehrten. Auf dem Kampfplatz lieb-« ii« 60 Dol« anrück.
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15 (30.8.1935) 202
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