«r. 202 Freitag, 30. August 1935 7 Seite 5 Der deutsche Flottenbau Berlin . lieber den Fortgang des deutschen FlottenbauS erfährt Aeropretz folgende Ein­zelheiten: Von mancher Seite werden die Nach­richten über das Tempo des deutschen Flotten­baus angezweifelt. Dazu ist jedoch zu sagen, daß die Vorbereitungen für di« forcierte Erweiterung der deutschen Marin« schon seit Jahren im Ganstr find. Di« notwendigen Zeichnungen für die vorgesehenen Gchiffstypen waren längst vor­banden. Auch die Versuche zur Feststellung der günstigsten Schiffsformen waren bereits zu einem gewissen Abschluß gelangt. In der kleinen ReichS- marine hatte man schon ein Experimentier­feld zur Erprobung aller Neuerungen und Ver­wertung aller gewonnenen Erfahrungen. In die­sem Zusammenhang sei an das bekannte draht­los gelenkte ZielschiffZähringen " für Schieß­übungen erinnert. Ein Moment von Bedeutung ist der Stamm von 15.000 Instrukteuren, die der bisherigen Reichsmarine entnommen werden kön­nen. Die Kriegsmarine -Aviatik läßt sich in kur­zer Zeit ertcnsiv entwickeln. Mit Flugzeugmut­terschiffen find weitgehende Versuche man denke an den umgebauten Dampfer Westfalia durchgeführt worden. Eine Schwierigkeit bildet freilich dir Ausbildung der notwendigen Mannschaften, die man nicht in% 1 Jahr durchführen kann. Freilich rekrutiert sich die Mannschaft überwiegend aus den Reihen der see­fahrenden Bevölkerung und aus erstklassiger Fach­arbeiterschaft. Der forcierte Kriegsschiffbau aller Art ist auch deshalb leicht möglich, weil die Werften fast ohne jod« Neubautätigkeit für Handelsmarine­zwecke find(bzw. wo doch ein« solche vorliegt, dient sie eben auch versteckten Rüstungszwecken, nämlich für HilfSschiffe). Die Werften sind nach dem letzten Stand der Technik ausgerüstet und rationalisiert, und eine erstklassige, seit Jahrzehn­ten eingeübte Facharbeiterschaft ist auch vorhan­den. Die Schwerindustrie kann infolge ihrer Ueberkapazität die nötigen Schmiedestücke, Pan­zerplatten, Stahlgußformstücke und Kanonen in kurzer Zeit liefern. Es werden nur genormte Materialarten verwandt. Di« Normen der Ver­bindungsglieder wie Schrauben und Nieten so­wie der Blech« etc. finden weitgehend« Anwen­dung. Ueberwiegend wird das elektrisch« Schweiß­verfahren durchgefichrt, das eine Gewichtserspar- niS bringt, die für vermehrte arttlleristische Aus­rüstung und vermehrte Brennstoffvorräte auSge- »uht werden kann. Auch bei den Dampffesseln, Dampfturbinen, Dieselmotoren, Elektrodynamos, Elektromotoren, Kühlanlagen und Ventilatoren findet die Normung Anwendung. Di« artMeri- stisch« Ausrüstung ist genügend vorbereitet. Eine schwache Stelle bildet die B r e n n st o f f ver­so r g ü n a der Schiff«, di« mit flüssigem Brenn­stoff betrieben werden. Hier herrscht noch ein gähnendes Loch. Bestimmt« technische Einzelheiten werden ganz besonder» streng gehiimgehalten. Dazu gehören u. a. die Ausführung der Quer- schnittprofile de» Schiffskörper »(Gchiffrumpf- form), di« Ausführung der Schiffshaut, die Kon« stvuttionSeinzelheiten der Schweißstellen, di« Her­stellung der Panzerplatten und di« Art de» Härte- Eta Bürge wird gesucht Von Jaroslav Hasel. lieber den Postbeamten Dhkast brachen trau­rige Zeiten herein. Fräulein Mitzi, sein« Geliebte, drohte ihm mit einem großen Skandal, wenn er ihr nicht unverzüglich fünfzehnhundert. Kronen zahle. Da» war eine äußerst unangenehme Situa­tion, um so mehr, al» Fräulein Midi unerbittlich aus ihrer Forderung beharrte, die mit Rücksicht auf dar Gehalt de» Postbeamten zumindest unermeß­lich zu nennen war. Die gute Seele, die ihn einst: »Mein goldiger, süßer Junge" zu nennen pflegt«, schrieb ihm eintn Brief. Ja, Pater werden ist nicht schwer, aber Kinder ernähren. Wenn ich wenigsten» Mutter eine» Kinde» geworden wäre, aber da» Schicksal hat e» gewollt, lieber Freund, daß wir mii Zwillingen gesegnet wurden. Da» eine hat blaue Augen, da» andere schwarz«. Der Doktor meint, sie werden am Leben bleiben und daß e» ein ganz merkwürdiger Fall ist. Ich glaube wahrhaftig, lieber Freund, e» wird das Beste sein, wenn ich » dem Leben scheide. Zum Unglück hat jedoch die Mutter meine Absicht bemerkt und sie mir au»zu« reden begonnen. Nun besteht st« darauf, daß Sie fünfzehnhundert Kronen zahlen. Wir haben einen ' Juristen als Zimmerherrn, der hat meiner Mut­ter geraten, ich soll Jchnen nur ein einziges Wort schreiben und zwar: Paternität. Sie werden angeblich zufrieden fein, wenn Sie es lesen und sich darnach richten. Weiter» möge ich Ihnen noch schreiben, daß Sie sich al» Staat»- beamter gewiß nicht gern an dem Ort zeigen wer ­den, den ich ebenfall» in einer eigenen Zeil« schret- , ben soll, nämlich: bei Gericht. Di« Mutter kann alle» bezeugen, ste weiß alle». Sie hat mir gesagt, daß auch die Wände Ohren haben. Ich weiß nicht, lieber Freund, welchen Namen ich den Kindern geben soll. Da» eine wird Ferdmand Tyr-st heißen, da» andere vielleicht Wenzel oder Aloi » Dhkast, aber Dhkast werden sie beide heißen. E» wird jedoch gut fein, wenn Sie im Laufe der Woche die fünfzehnhundert Kronen bringen, damit wir un» wegen der Namen einig werden. Ihre verlassene Mitzi." verfahrens, die Lagerung der Geschütztürme(u. a. die Detail» der Neuerungen, die beim Abschuß den Rückstoß auf den Schiffskörper vermindern und dadurch ein ruhigeres Schießen ermöglichen), die Geschützverschlüsse und die Lesegeschwindigkeit, die Zieleinrichtungen(Uebertragungsorgane und Uebertragungsweise der Befehle vom Zielstand aus nach den Geschützorten, insbesondere der op ­tische Teil), speziell die Luftabwehrzieleinrich­tungen.(eventuell elektrische Uebertragipig dec Zieleinstellung auf die,Höhen? und Seitenricht­organe der Lustäbwehrgcschütze bei der Deutschland " erfolgt sie heute durch Kehlkopf­telephone), die Selbstladevorrichtungen der Lust­abwehrgeschütze, die Ausführungsart des Unter­wasserschutzes und viele andere'Dinge. Volhswlrtsdia» und Sozialpolitik Wohin geht unser Textilexport? Der Wert der tschechoslowakischen Textil­ausfuhr im ersten Halbjahr 1935 betrug KC 933,400.000.. Gegenüber dem Vorjahre ist | das eine Steigerung um 54,537.000 Kronen oder 6.2 Prozent. Von dem gesamten Textilex- I Port entfielen auf: Rohstoffe...... K£ 33, 345.000. Garne K£ 244, 930.000 Fertigwaren....» KC 653, 959.000. 1935 3.4% 26,2% 70.1% 1934 4.8% 29.1% 66.4% k» hat demnach die Ausfuhr von Rohstoffen und Garnen ab-, die von Fertigwaren zugenom­men. In der Richtung, die der tschechoslowakische Textilexport im ersten Halbjahr 1985 genommen hat, ist eine Veränderung eingetreten. Die Aus­fuhr in die Nachfolgestaaten hat im ganzen um rund 8 Millionen Kronen zugenommen. Diese Steigerung konnte erreicht werden, obwohl die Textilausfuhr nach Oesterreich um über elf Mil­lionen Kronen, und auch die nach Rumänien und Ungarn , allerdings um wesentlich geringere Sum­men, zurückgegangen ist. Südslawien nahm in den ersten sechs Monaten dieses Jahres für beinahe 10 Millionen Kronen mehr Textilwaren auf als in der gleichen Zeit des Vorjahres. Nach Polen konnte im selben Zeitraum unser Textilexport um mehr als 6 Millionen Kronen, da» sind 51 Prozent, vermehrt werden. Die Ausfuhr von Tex- tilien nach den Bereinigten Staaten konnte um 52 Millionen Kronen erhöht werden, und die nach Großbritannien um 10,300.000 Kronen. Dagegen hat Deutschland um fast 50 Millionen Kronen weniger Textilien abgenommen als im Vorjahre. Es betrug die Ausfuhr nach: 1. Halbjahr .Kronen Oesterreich 148,171.000 Vereinigte Staaten v. N.,, 133,252.000 Deutschland ...... 113,964.000 Jugoslawien «« 70,495.000 Rumänien 58,108.000 Großbritannien « 54,741.000 Polest...... 17,921.000 Ungarn ... 4,341.000 U«brige» Ausland..., 337,403.000 Hatte der Textilaußenhandel im ersten Halbjahr 1934 einen Einfuhrüberschuß von 138,700.000 Kronen ergeben, so brachte er der 1935 1. Halbjahr 1984 in% Kronen in% 15.3 154,251.000 17.6 14.3 81,247.000 9.2 12.2 163,843.000 18.6 7.6 60,685.000 6.9 6.2 59,704.000 6.8 5.9 44,431.000 5.1 1.9 11,864.000 1.4 0.5 4,655.000 0.5 36.2 298.735.000 84.0 Tschechoslowakei im ersten Halbjahr 1935 einen Ausfuhrüberschuß von 182,476.000 Kronen. »Valutastreik" in Dänemark (CNF.) Da» politische Leben Dänemarks steht gegenwärtig unter dem Zeichen des von der Landbrugernes Samenslütning" CSS.,Ber­einigung der Landwirte", proklamiertenB a- lutastreik»"...- Die L. S. ist eine ausgesprochen agrarkapi­talistische Organisation, die, wenn sie auch den Anspruch erhebt, die Interessenvertreterin der ge­samten dänischen Landwirtschaft zu sein, doch nur die organisatorische Zusammenfassung der Teile der dänischen Bauernschaft ist, welche al» Milch-, Butter« und Schinkenexporteure wirtschaftliche Unternehmungen geschaffen haben, die der Form nach genossenschaftlich, inhaltlich aber genau so kapitalistisch sind wie eine industrielle Aktiengesell­schaft. Es kann gewiß nicht bestritten werden, daß die von der Ausfuhr der Viehzuchtprodukte ab­hängigen Großbauern heute in einer weniger günstigen Lage-jind-als^ früher- Ihr. gesamter. Export ging nach England, dessen im Zeichen der Empire"-Politik stehenden Absperrungsmaßnah­men die dänische Ausfuhr empfindlich getroffen haben. Der Versuch der L. S. jedoch, dies« Schwie­rigkeiten ohne Rücksicht auf die Interessen der übrigen Bevölkerung zu lösen, und die ziemlich unverhüllt fascistischen Tendenzen der L. S.-Füh« rer haben dieser Bewegung alle Sympathien ge­nommen, so daß die unnachgiebige Haltung der sozialdemokratisch-radikalen Regierung Stau« n ing die.Billigung der-überwiegenden Mehr­heit der Bevölkerung findet. Auch der Klein- hauernverband, der zahlenmäßig bedeu­tend stärker ist als die L. S., hat sich mit aller Entschiedenheit gegen deren egoistische Politik gewendet und. der Regierung seine volle Unter­stützung zugesagt. Worin besteht nun das Wesen desV a l u», t a st r e i k e s"?., Seit zwei Jahren ist der gesamte dänische Devisenherkehr im sogenanntenValuiakontor" zentralisiert, einer Amtsstelle, deren Aufgabe es ist. die aus dem Export hereinkommenden Devi­sen zu sammeln und so zu verwenden, daß die Jmportbedürf nisse de» rohstoffarmen Landes befriedigt werden können. Der entschei­dende Teil dieser Devisen wird durch den Export von Viehzuchtprodukten gestellt, wobei die eng­lischen Kunden ihre Verbindlichkeiten stets so- f o r t, d. h. binnen acht bis zehn Tagen beglichen. Um die Regierung zu zwingen, den Forderungen der L. S.«Führer nach einer Inflation ent- gegenzukommen durch die der Export zeitweise etwas gehoben werden könnte wollen die der L. S. angeschlossenen Bauern ihre englischen Gut­haben absichtlich während drei Monaten in Eng­land stehen lassen, wodurch die Versorgung Däne­ marks mit Devisen gedrosselt werden würde. Der Ausfall an Devisen würde während dieser drei Monate 200 Millionen dänische Kronen betragen, während der Goldschatz der dänischen National- bank yur 133 Millionen beträgt, den Mangel an Devisen also nicht zu ersetzen vermöchte. Daß da­mit auch dieRohstoffversorqungder Industrie gefährdet und die Gefahr eines enormen Anwachsens der Arbeitslosigkeit gegeben ist, leuchtet ohne weiteres ein. Aber es paßt in das Charakterbild der fascistischen Groft- bauernpolitik, daß sie sich auch dadurch nicht be­irren läßt. Er steht aber auch fest, daß die L. S. den Boden übersvannt hat und die öffentliche Meinung sich nicht gegen die Regierung Stauning, sondern gegen die gewissenlose Politik des Agrarkapitals richtet. Gestützt auf diesen Druck der Oeffentlich- kcit hofft dieRcgierunq, die alles ihrmögliche getan hat, um die Krise der agrarischen Exportindustrie zu mildern, dm Anschlag der Großagrarier, deren Mentalität ruhig mit der der ostelbischen Junker Verglischen werden darf, abschlagen und die Ge­fahr einer Zerrüttung der gesamten Wirtschaft bannen zu können. Jetzt müssen Sie unbedingt Ihre Blumen mit BlHien-Zauberdung begießen, wenn sie schön blühen sollen 1 Paket 5*60 durch die Verwaltung Frauenwelt, Prag XII., Fochova tf. 62, und bei ollen Kol'<vt.enren erhältlich Der arme Dykast sah in Gedanken schon den wütenden Rat von der Direktion und die drohende Disziplinaruntersuchung...Ich muß die fünf­zehnhundert Kronen auftretben." Er stand auf und ging in seinem Zimmer auf und ab. Plötzlich ließ er den Kopf hängen und flüsterte:Aber wo?" Schließlich entsann er sich eine» Bekannten, von dem er wußte, daß er keinm Heller Vermögen besaß, nicht» arbeitete, und dennoch aller, war er zum Leben braucht«, Jyhr für Jahr auSzuleihen verstand. Herr Dykast suchte also diesen geheim« nirvollen Mann auf, der ihm zu einem Agenten führte, welcher sich mit Geldverleih gegen hohe Zinsen befaßte.Gut", meinte der Agent»aber Die müssen mir auf dem Wechsel die Unterschrif­ten zweier Herren verschaffen, die für Sir bürgen. Dar ist nur eine Formalität..Und so suchte Herr Dykast zwei Bürgen... Natürlich", sagte sich Herr Dhkast,kann ich niemandem von Fräulein Mitzi erzählen, zweitens muß ich unter meinen Freunden und Verwandten planmäßig die besten auswählen und von diesen wieder jene, die mich besonders ins Herz geschloffen haben. Zuerst ging er zu einem Onkel, der Kauf­mann war.Lieber Onkel", begann er^du wirst dich kaum an Herrn Rezka erinnern?"Rezka? Kenn ich überhaupt nicht."Das war ein kleiner Kaufmann, lieber Onkel, ein guter Bekannter von mir. Bor einem halben Jahr ist er gestorben, ich kann dir den Brief zeigen, den er auf seinem Totenbett geschrieben hat. Sehr schmerzvolle Zei­len. In diesem Brief bat er, ich möge mich seiner beiden Kinder annehmrn nicht, daß ich sie er­ziehen sollte, sie haben ja noch eine Mutter, aber al» Vormund. Das habe ich auch getan. Die Witwe führte das Geschäft weiter und steht nun vor dem Konkurs. Ich brauch« fünfzehnhundert Kronen..Entschuldige Ferdinand, ich hatte in der letzten Zeit große..."Ich will nichts geborgt, Onkel, sondern möchte dich nur bitten, so freundlich zu fein, dich auf diesem Wechsel als Bürge zu unterschreiben..."Mein Lieber", entgegnete der Onkel auf die Uhr blickend,das kennen wir. Vergiß nicht, daß ich fast doppett so alt bin wie du. Ich hatte einen Freund, der bürgte, bi» er auSgebürgt hatte, doch da» war ein Narr. Ich habe zum Glück einen guten Verstand, merke aber, daß du mich für einen Narren hälft. Vielleicht hätte ich dir die fünfzehnhundert Kronen geliehen, so aber sehe ich, daß du sie mir heraus­locken wolltest. Unehrlichkeit vertrage ich nicht, Herr Dykast; glauben Sie vielleicht, ich lasse mich von Ihnen an der Nase herumführen, Sie grüner Junge, Sie? Dort ist die Tür, Sie Gauner!" Der erste Versuch war demnach mißlungen. Was tag daran! Er hattt noch einen anderen Onkel, der war Pfarrer. Zu dem ging er. «Hochwürdiger Herr", begann Herr Dykast, ich komme mit einem kleinen Anliegen und hoffe, daß Sie mich anhören werden. Ich wohne auf einem Gang mit einer armen, aber anständigen Familie. Die Mutter bringt sich mit Strümpfe­stricken fort und eine Tochter geht nähen. Es ist noch ein« zweite Tochter da, die fast auf die schiefe Bahn geraten wäre. Nur ihre religiöse Ueberzeu- gung hat sie vor den Gefahren bewahrt, die auf junge Mädchen lauern. Sie kennt nur ein Ziel: die Arbeit in der Fabrik sein taffen und ins Kloster gehen. Ich war nie besonders ftomm, muß aber gestehen, daß mich da» rührte. Die Mutter hat sich im Kloster erkundigt. Da» Mädchen müßte eine Ausstattung mitbringen, die samt und son­ders fünfzehnhundert Kronen kostet. Sie will sich da» Geld auf diesen Wechsel ausleihen, braucht aber zwei Bürgen; ich wende mich daher an Sie, hochwürdiger Herr Onkel, so freundlich zu sein und diesen Wechsel als erster Bürge zu unter­schreiben..."«Hm, hm, heutzutage darf man niemandem trauen, lieber Ferdinand. Du sagst, sie arbeitet in einer Fabrik? Um so schlimmer filr sie; dort sieht sie nichts Gutes. Die Menschen sind heutzutage so schlecht, daß sie selbst im Namen Christi stehlen. Für die fünfzehnhundert Kronen würde sie sich ncttürlich was andere» kaufen, als eine Ausstattung fürs Kloster, was du freilich nicht begreifst, weil du immer noch der gute, brave Ferdinand bist. Verzeih, daß ich dir nicht willfah­ren kann, aber ich will dich vor einer Enttäuschung bewahren, die gewöhnlich der Anfang de» Unglau­bens ist. Ich hoffe, du kommst Sonntag zum Mit­tagessen auf die Ptarre." Der arme Herr Dykast ging ganz vernichtet fort. Jetzt begann die Jagd nach Freunden, die so güttg wären, den Wechsel zu unterschreiben. Aber viele von diesen Freunden hatten bisher noch nicht das Buch:Die Bedeutung, die Vorteile und der Nutzen der Höflichkeit" gelesen. Es setzte arg« Schimpfworte. Vergeblich war Hrn. DykastS Red­nergabe. Einer der Freunde wollte sich gerade wegen Geldschwierigkeiten erschießen, einem andern wieder fiel es gar nicht«in, irgendetwa» zu unterschreiben, ohne dafür wenigstens die Hälfte der Wechselsumme zu bekommen.«Ein biß­chen Logik sollten die Kerle doch haben", beklagte sich Herr Dykast bitter, als einer der Beamten er­klärte, er könne den Wechsel deshalb nicht al» Bürge unterschreiben, weil er einen Brief von daheim erwarte. Schließlich erinnerte er sich an Freund Ze­man, der auch literarisch tätig war. Er traf ihn schlafend an. Im Bett gegenüber schnarchte gleich­falls jemand. Herr Dykast schilderte dem Freund aufrichtig sein Leid. Er log nicht. Rückte sogar mit der Mitzi heraus. Bat. Tat, als trockne er sich die Tränen.Wissen Sie was, lieber Freund", sagte Zeman»ich helfe Ihnen. Dort auf dem Tisch ist Feder und Tinte. Her mit dem Wechsel, ich zeichne als Bürge." Er unterschrieb und sagte:«Der zweite Bürge kann der Herr dort sein, wecken Sie ihn, bttte. E ist auch Literat."»Nachdem der Zim­mergenosse de» Herrn Zeman erwacht tvar, reichten sie ihm die Feder, und er unterschrieb.... Herr Dykaft trug den unterfertigten Wechsel zum Wucherer. In zwei Tagen kommen Sie ums Geld, ich taffe nur di« Nichtigkeit des Wechsels nachprüfen", sagte der Agent, und Herr Dykast richtete sich darnach. Nach zwei Tagen kam er um eine halbe Stunde früher, als er hätte kommen sollen. Mensch", fiel der Agent Wer ihn her und lachte fürchterlich.Mensch, wo haben Sie bloß diefe Bürgen aufgetrieben?. Ich schicke meinen Beamten hin, damit er die BermögenSverhältnisse ausforscht, und diese. Ihre Bürgen pumpen ihn um zwei Kronen an. Gehen Sie zum Teufel!" TagS darauf erschien in der Zeitung ein« Anzeige: Wechselbürge gesucht Nichtlitera t! Freundl. Angebote unter: F. D. a. d. Verw. d. Bl." Nun und inzwischen dachte Herr Dykast Wer die Bedeutung deS WortesPaterni­tät" nach. (Deutsch von I u l i u» M a d e r.)