Sosialdemokrat

ZENTRALORGAN

DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEI IN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK

ERSCHEINT MIT AUSNAHME DES MONTAG TÄGLICH FRUH. REDAKTION UND VERWALTUNG PRAG XII., FOCHOVA 62. TELEFON 53077 HERAUSGEBER: SIEGFRIED TAUB . CHEFREDAKTEUR : WILHELM NIESSNER. VERANTWORTLICHER REDAKTEUR: DR. EMIL STRAUSS, PRAG ,

15. Jahrgang

Vor der Demission

der bulgarischen Regierung

Sofia . Da in der gegenwärtigen Regie­rung keine einheitliche Anschauung über die fünftige parlamentarische" Einrichtung herrscht, rechnet man mit einer eventuellen De mission des Kabinetts T of chew und mit der Bildung

cines

neuen Kabinetts. Als eventuelle

Chefs dieser neuen wiederum übergangsmäßigen Regierung werden insbesondere Außenminister Risosejwa now, der gewesene Londoner Ge­sandte Hadichiminew und der Direktor der staat­lichen Landwirtegenossenschaftsbank Nadi Wasi­lew genannt. Es wird behauptet, daß die Hof- Preise darauf drängen, daß die alte a f Rehobene Verfassung in ihren Grundzügen wiederhergestellt werde

Brennergrenze

bleibt besetzt

Samstag, 31. August 1935

Kleine Entente

geschlossen gegen Habsburg

Volle Einigkeit in der Außenpolitik- Ernste Besorgnisse um den Frieden Eventuell neuerliche Beratung während der Völkerbundsitzung

Bled. Die Konferenz der Kleinen Entente , die bei der gegenwärtigen gespannten außen­politischen Lage Europas von besonderer Bedeutung war, wurde gestern beendet. Ihr wichtigsten Ergebnisse laffen sich zusammenfaffen in die Feststellung der absoluten Einstimmigkeit in außen­einer Habsburgerrestaura­poltischen Fragen, in der geschlossenen Ablehnung jedes Versuches

tion, die ausdrücklich als nicht innere Angelegenheit der betreffenden Stanten" bezeichnet wurde und die ernste Besorgnis um die Erhaltung des europäischen Friedens. In dem offi= ziellen Schlußkommuniqué, das der jugoslawische Ministerpräsident Stojadinovič gestern abends verlas, heißt es:

Einzelpreis 70 Heller

( einschließlich 5 Heller Porto)

Nr. 203

Vor schweren Aufgaben

Die Mittwoch- Beratungen unseres Partei­borstandes und seine Beschlüsse spiegelten den Ernst der wirtschaftlichen und sozialen Verhält nisse wider, die in den sudetendeutschen Gebieten den Einzug eines neuen Krisenwinters begleiten. Die Lage unserer Wirtschaft und eines großen Teiles der arbeitenden Bevölkerung ist wahrhaft tragisch zu nennen. Unfaßbar ist der Absturz die­fer fleißigen, rechtschaffenen und lebensfrohen Menschen in die Tiefen eines Krisennotstandes, wie er in Friedenszeiten noch nie aufgetreten ist. Die Zukunftsaussichten sind trübe. Kein anderer Wirtschaftsbereich ist so wie der sudetendeutsche dermaßen auf die Wiedergesundung der euro­ päischen und der Weltwirtschaft angewiesen. Keine Regierungsform und feine wie immer zusammen gefeßte Führung dieses Staates könnte unter den obwaltenden Umständen für die verlorenen Auslandsmärkte unvermittelt neue herbeizaubern. und schmerzlichen Prozesses wirtschaftlicher Um­

abhängt.

ausgehen. Neben den volkswirtschaftlichen Tat­

Bei den in Bled am 29. und 30. Auguſt der Sicherheit ist nichts anders als auf eine kon- Wir stehen erst am Anfange eines schwierigen 1935 unter dem Vorsitze des jugoslawischen Mi- frete und wirksame Art denkbar. nisterpräsidenten Dr. Stojadinovič abgehaltenen 5. Mit Rücksicht auf verschiedene in Zusam- orientierung, von dessen Gelingen Eristenz und Paris . Dem Sonderberichterstatter des Er- Beratungen des ständigen Rates der Kleinen menhang mit der Familie H a b& burg ver Zukunft unserer überschüssigen Menschenmassen telfior" bei den italienischen Manövern, General Entente beschlossen die Außenminister Rumä - breitete Nachrichten, erechten es die Regierungen Nieſſel, sagte Mussolini , er habe Vertrauen in die niens, der Tschechoslowakei und Jugoslawiens , der drei Staaten der kleinen Entente furn Jede ernste Politik muß von den Tatsachen Schlagkraft der italienischen Truppen. Er sei der nach einer detaillierten Prüfung der allgemeinen wendig, definitiv ihren unabänderlichen Stand­Ansicht, daß man seine Macht zeigen müſſe, um Lage und nach einem Meinungsaustausch folgen- punkt in Angelegenheit der ehemaligen Dynastie beständen gibt es aber nicht minder unerfreuliche nicht gezwungen zu sein, sie anzuivenden. Anläğ- den gemeinsamen Standpunkt: 1. Mit Rücksicht auf die Gefahren des ge- legen: Der bekannte Standpunkt der Regierungen soziale Erscheinungen, die nicht übersehen wer= den können. Wir stehen vor einer zunehmenden Mussolini weiter, würden etwa hunderttausend genwärtigen Augenblickes und auf die Mög= den in der Nähe der Grenze bleiben. naher Zukunft bekräftigen die drei Minister von neuem und feierlich absolute und vollstän­dige Einheitlichkeit ihrer Ansichten und ihre Solidarität in allen außenpolitischen Fragen.

Neue Judenhatz in Berlin Berlin . In der letzten Woche wurden vor

Jagd auf Juden machten.

Am ,, aftivsten" ijt ten sie weiterhin die Institutionen des Völker

der Desterreichisch- Ungarischen Monarchie darzu­unserer drei Staaten zur Habsburgerfrage, der

in den verflossenen Jahren mehrmals entweder gemeinsam oder individuell kundgegeben wurde, hat keine Aenderung erfahren und wird auch keine Aenderungen erfahren.

Berelendung der Arbeitslosen und vor der Ge­wißheit, daß auch öffentliche Investitionen ihre

beängstigend hohe Zahl nur teilweise zu mindern vermögen. Wir stehen vor Teuerungserscheinun gen, die zwar zum geringsten Teil auf die Wirt­sbaftspolitik des Staates zurückgehen, die aber\ mit schmerzlichen Beitschenschlägen eine schlecht verdienende oder auf Unterſtüßung angewieſehe

Konsumentenschaft treffen. Teilweise machen sich

-

fo=

Die drei Staaten der Kleinen Entente kön­2. Die Staaten der kleinen Entente sind nen die Habsburgerrestauration nicht für allem die östlichen und südöstlichen Vororte Ber - dem Frieden tief ergeben und stellen ihre ganze eine innere Frage ansehen, weil sie Wilhelmshagen, Erfner, Kaltberge- Rüdersdorf des Friedens. Als die einzige Methode und das den tangiert. Jedweder Versuch einer Restaura- in den schon mehrfach an dieser Stelle registrier ns, wie Köpenic, Friedrichshagen , Rahnsdorf , Macht und alle ihre Bemühungen in den Dienſt ihre Lebensintereffen und den europäischen Frie­bon Rollkommandos der SA heimgesucht, die einzige Instrument dieser ihrer Politik betrachtion der Habsburger bedroht ihre Lebensinter- ten Preissteigerungen die ersten Anzeichen der von Mussolini heraufbeschworenen Krieg 3= effen, ihren nationalen Besitz, ihre territoriale dabei die Köpenicker SA, die sich schon 1933 durch bundes, dem sie treu bleiben, mag in Zukunft Integrität und ihre innerpolitische Ordnung. Im te uerung bemerkbar, teils die Folgen dies Hinblick auf das überzeugte Bewußtsein der ge- ses regenarmen Sommers und teils auch die Bluttaten bei der Ermordung des Reichsbans was immer geschehen. 3. Die Regierungen der drei Staaten find famten Bevölkerung der Staaten der Kleinen weit die Vrot- und Mehlpreise in Frage kom­die Wirkungen der starren Preispolitik Gruppenführer der SA, Sohn eines Berliner In- Situation bis zu einem hohen Maße verringert ger imstande sein, alle Aussichten auf eine Zu der Agrarier. In wochenlangen beispiellos zäy dustriellen, der wegen seines Aussehens für einen werden können und daß der allgemeine Friede, fammenarbeit und eine künftige Freundschaft geführten Verhandlungen um die diesjährigen gemacht hat. Dabei wurde am Mügelsee ein überzeugt, daß die Schwierigkeiten der heutigen Entente würde eine Restaurierung der Habsbur= Sammler fanden ihn bewußtlos auf. Seine Beden kann, wenn alle Bemühungen betreffen den der Habsburger - Monarchie bildeten, vollständig unzähligemale auf eine fundamentale volkswirt­Juden gehalten wurde, niedergeschlagen. Beeren besonders in Europa , erhalten und gefestigt wer- unter den Nationen, die ehedem einen Bestandteil gleiterin wurde wegen ,, Rassenschande" inhaftiert so schnell als möglich und erfolgreich beendet und ihre Proteste mit Hohnlachen beantwortet.

In

Abschluß eines Ost- und Donaupattes zu zerstören.

werden.

Kalfberge wurde eine jüdische Aerztin, die einem mißhandelten, aus einer Kopfwunde blu-| tenden Juden erste Hilfe geleistet hatte, schiver in neren politischen Regimes

berletzt.

Verteilung von Flugblättern

den

Der Gedanke des Donaupaktes, der des die gegenseitige Respektierung. der Staaten, welche ihn unterzeichnen werden, fo­wie die territoriale Integrität und die politische Unabhängigkeit jedes dieser Staaten sicherstellen joll, bildet weiterhin den Gegenstand einer sehr

eingehenden Prüfung.

fünf Jahre Kerker! 4. Was die sogenannte Frage der Gleich Wien . Das hiesige Schwurgericht verurteilte Handelsangestellten Eugen berechtigung in Angelegenheit

Schneider zu fünf Jahren schweren Ker- der Rüstung e n, die in einem bestimmten

men

-

Getreidepreise haben die sozialistischen Vertreter

Deshalb sind und bleiben sie absolute Geg- umenten tönnen ner dieser Restaurierung und aller Maßnahmen, Geld ausgeben als sie haben. nicht mehr die sie vorbereiten würden und stellen sich mit allen ihren Kräften gegen sie.

6. Schließlich prüfte der Ständige Rat der Kleinen Entente eingehend alle Fragen, die sich auf der Tagesordnung des Rates und der Voll­versammlung des Völkerbundes befinden. Er be­schloßt, die Cupid uns withrend der Genfer Ta­gung, wann immer dies die Situation erfordern 7. Mit Rücksicht auf die allgemeine politische wird, zusammenzutreten.

fältig zu verfolgen

Diesen Satz werden die agrarischen Par­teien auch bei der Stellungnahme zu den Forde­rungen beachten müssen, welche nacheinander die beiden sozialdemokratischen Parteien aufgestelit haben. Die Begründung dafür liegt in den Ver­bältnissen selbst. Hunderttausende von Familien tönnen einfach die Preise für Fleisch und Fett,

wie sie heute verlangt werden, nicht mehr er­schwingen. Ja dreiviertel Millionen Arbeitsloser Butter und Schweinefett als tägliches Nahrungs­mit ihren Angehörigen kennen Fleisch und Wurst,

fers, weil er am Jahrestage der Feberunruhen Augenblick im Zusammenhang mit der Frage des Situation beschloß der Ständige Rat, daß die mittel nicht mehr. Sollten für diese weiten Kreise in Eisenstadt und anderen Städten des Burgen- Donaupaktes aufgetaucht ist, beharren die Regie- drei Außenminister in den nächsten Wochen und der Bevölkerung in Hinkunft auch Kartoffeln und

landes sozialistische Flugblätter verteilt hatte.

rungen der Staaten der Kleinen Entente auf ihrer Monaten in engerer und dauernderer persönlicher Margarine

*

übrigens auch von den drei Westgroßmächten Verbindung bleiben werden. England, Frankreich und Italien gebilligten An= sicht, derzufolge diese Frage nur dann geregelt

ein unerreichbarer Luxusartikel werden, dann sind die sozialen Folgen dieses Bu standes nicht auszudenken. Estanneinfa nicht im Interesse der Land. Ben Settor ihrer früheren und fünftigen Abnehmer dem hun. gertode auszuliefern. Mit vollem Recht weisen die um die Beseitigung oder zumin

Bled . 30. August. Minister Dr. Beneš werden kann, wenn auf eine entsprechende Ermit Gemahlin ist samt den Mitgliedern der Dele­Warschau. Angesichts des Fehlbetrages, der höhung ihrer eigenen cider gation in der üacht auf Samstag von Bled ab- irtschaft liegen, einen so gro­

Riesendefizit in Polen

in den ersten vier Monaten des laufenden Rechheit Bedacht genommen wird. Diese Erhöhung gereist.

hungsjahres bereits 100 Millionen Zloty über­

ichritten hat, sollen die staatlichen Ausgaben ver mindert werden. Denn eine Einnahmenvermeh tung wird übereinstimmend als unmöglich be= Reichnet. Angesichts dieser Lage werden die Aus­fichten für die Beschaffung staatlicher Mittel zu Suveitierungszwecken und zur Anfurbelung der Wirtschaft weiter verringert.

Tschangkaischek gefangen?

Schiedsrichter der Hitler - Manöver übereitung bestraft und sodann entlassen, so dest um die vernünftige Aenderung des Marga­

verirrt sich in die CSR

Prag. Donnerstag um 5 Uhr nachmittags wurde in Weidenau von der Finanzwache ein mit einem Offizier und zwei Soldaten besetz­tes reichs deutsches Automobil angehalten. In den genannten Personen wurden

daß sie gestern mittag wieder nach Deutschland rine- Kontingents kämpfenden Konsumgenossen­abreisen konnten.

Hitler rüstet

in der entmilitarisierten Zone Trier . Trotz der Zusicherung, daß die ent­hmann Rudolf& re i herr, zugeteilt dem militarisierte Zone respektiert werden solle, wird

schaften darauf hin, daß es genug Kleinbauern­familien gibt, die Butter verkaufen und für den eigenen Bedarf Margarine einkaufen. Ein fol. cher unnatürlicher Zustand kann doch ohne schwerste Schäden für die Gesamtheit nicht ver ewigt werden. Und schließlich kann kein berant­wortungsbewußter Politiker an dem bisherigen,

berbreitete Gerüchte große Erregung hervor, daß fer und Gefreiter Herbert Schönwetter Heimbach in der Eifel , das die Urft- Talsperre nen Mischaivang von Kartoffelspiritus und Bens Hier riefen der früheren Jahre eigen, Marichall Tichangfaischef von den Kommunisten sichergestellt. Der Hauptmann gab an, daß er an umschließt, an riesigen militärischen Anlagen ge- sin festhalten, wenn die Kartoffelversorgung ges gefangen worden sei. Anderen Gerüchten zufolge den Manövern der reichsdeutschen Armee in dem arbeitet, die man bisher als Schulungslager" rade der ärmsten Konsumentenschichten durch follte Tichangkaischet von aufrührerischen Offizie=| benachbarten deutschen Gebiet teilgenommen habe der NSBO getarnt hatte. Dazu gehören u. a. eine Minderernte gefährdet ist.

ten in Tichent gefangengesetzt worden sein.

Der

ichall

und daß er als Schiedsrichter tätig war und bei Mannschaftsunterkünfte, unterirdische Anlagen,

Diese Gerüchte wurden offiziell dementiert. Ausübung seiner Funktion sich den Weg abfürzen ein Flugplatz und ein Beobachtungsturm, der,| teien in der Teuerungsfrage sind keineswegs auj Deffentlichkeit wurde mitgeteilt, daß Mar- wollte. Aus Unkenntnis des Terrains fam er obwohl auf einem der höchsten Punkte der Eife! Lizitation eingestellt. Sie sprechen nur die näch­Tschangkaischek gerade an Offiziersberatun- jedoch auf unser Gebiet hinüber. Alle wurden von angelegt, doch versteckt gehalten ist und von dem sten und minimalsten Bedürfnisse der verelende­

Ben in Womelutschan teilnehme.

ten Konsumentenschichten aus. Alle Regierungs­