«r. 209 Samstag, 7. September 1938 Seite 3 iudefendeufedier Zeitepie^el Gegen die Teuerung Die Gewerkschaften protestieren Sonntag fanden in den meisten Bezirks­städten Tagungen der freigewerkschaftlichen Ver­bände statt, deren wichtigsten Beratungsgegen» stand die Frage der Lebensmittelteuerung bildete. Es wurde zu diesem Punkt von sämtlichen Kon­ferenzen folgende Resolution beschlossen: Die am 1. September 1935 zur Bezirks- grwerkschaftskonferenz versammelten Ber » trauansnmnner der einzelnen freigewerkschaft« lichen Verbände des Deutschen Gewerkschafts­bundes in der Tschechoslowakei , mit dem Sitze in Reichenberg , müssen mit größter Besorgnis keststellen, daß ssch in der letzten Zeit dir Preise der billigen Margarine ständig erhöhe« und daß die Versorgung der arbei« Senden Bevölkerung mit diesem wichtigen Lebensmittel immer schwieriger wird, weil ein» gänzlich ungenügende Zuteilung durch die diese billige Margarine erzeugenden Fabriken erfolgt. Da gerade dieses Lebensmittel in der Zeit der K u rz a r b e i t und der Arbeits- l o s i g leit' von der minderbemittelten Be- völkermrg am dringendsten verlangt werden mnß, weil andere bedeutend teuere Fettstoffe wegen Mangel an finanziellen Mitteln nicht gekauft werden können, droht diese gänzlich ungenügende Fettversorgung ssch zu eitzer gefährlichen Kata» st r o p h e für di« ärmsten Volksschichten zu gestalten. Wir halten es daher für unsere Pflicht, die kompetenten Regierungsstellen darüber zu informieren und diese z« bitten, in geeigneter Weise baldmöglichst Abhilfe zu schaffen. Gleichzeitig ersuchen wir um Sicher» stell un g ausreichender Men­gen von Kartoffeln für den Konsum und um streng st e Anwendung der Regierungsverordnung gegen unbegründete Verteuerung Abgabe für den Verbrauch von elektrischem Strom zu Beleuchtungszwecken einzuführen. Von dieser Abgabe sollten jedoch alle Arbeitslosen, alle Kurzarbeiter, kurzum alle, denen die Zahlung einer neuerlichen Abgabe k a u m m ö g l i ch ist, befreit sein. Es sollte diese Abgabe also tatsächlich nur jene treffen, welche zahlungsfähig sind. Gegen diesen Beschluss brachte nun derFührer" der Probstauer Henlein-SdP- Volksgemeinschaftler, Herr F. Hopp, eine Be­schwerde ein. Derselben wurde nun zum Teil stattgegeben, und zwar derart, dass die Abgabe von allen, also auch von den Arbeitslosen, Kurzarbeitern etc. eingehoben werden müsste. Entweder muss nun die Gemeinde auf diese Ein- nahmsquelle verzichten oder aber es müssen auch die Aermsten der Armen noch mehr zahlen als bisher. Was die ärmeren und armen arbeitslosen Kameraden dazu sagen werden, ist eine andere Frage. Der vertrauensselige Gustav Hacker DiePrager Presse" erinnert daran, dass im vorigen Jahre der Redakteur derLandständischen Monatshefte" in Dobrzan , Adolf Schmidt, der die von ihm herausgegebene Zeitschrift ganz im Sinne Henleins und des Kameradschaftsbundes geleitet hatte, und mit ihm noch ein gewisser Winkler, auch ein Angehöriger des Bundes der Landwirte, verhaftet worden sind. Der Vor- sitzende-Stellvertreter des Landstwides, Herr Gustav Hacker , hat sich nun der beiden Verhafteten angenommen und in einem offenen Brief, der am 2. November 1934 imMladh Venkov" ver­öffentlicht wurde, die Unschuld der beiden behaup­tet.Ich kenne beide gut", so schrieb damals Hacker ,und hin fest überzeugt, dass sich der gegen sie erhobene Verdacht einer antistaatlichen Tätig­keit als unbegründet erweisen wird." Gegen die beiden Verhafteten fand nun die Gerichtsverhand­lung statt und es wurde am 14. März 1935 das Urteil gefällt. Das Gericht fand auf Grund der beschlagnahmten Korrespondenz als erwiesen, dass die beiden Angeklagten durch Vermittlung des Verbandes der Ausländsdeutschen" als Agenten der Gestapo tätig waren und verurteilte Schmidt zu schwerem Kerker von 18 Monaten und einer Geldstrafe von 5000 Ke, Winkler zu schwerem Kerker von einem Jahr und zu einer Geldstrafe von 1000. Herr Gustav Hacker wird wohl aus der gan­zen Angelegenheit etwas gelernt haben. Mag sein, dass er von Schmidt und Winkler schmählich getäuscht und belogen wurde. Jedenfalls sollte der Mann, der eine solche Vertrauensfunktion im Bund der Landwirte bekleidet, weniger leichtgläu­big und etwas vorsichtiger in der Auswahl seiner politischen Freunde sein. vulgarlen Ist uns voraus I In der Fräse der Arbeitszeitverkürzung Sofia . In Bulgarien ist durch Beschluss des Ministerrates in jenen Betrieben, in welchen täg­lich 24 Stunden ununterbrochen gearbeitet wird, die 42stündige Arbeitswoche ein­geführt worden. Derartige Betriebe werden in Hinkunft in vier statt, wie bisher, in drei Schich­ten arbeiten müssen. Diese Regelung betrifft die Textil-, Metall- und Zuckerfabriken sowie die Bergbaubetriebe. Forderungen 6er(Genossenschaften Für billige Kartoffeln Für Versorgung der Bevölkerung mit Speisefett Die Interessentenzentrale der Genossen­schaftsverbände in Prag (Üstkedni svaz Lcskoslo- benskhch druZstev, Unie cestoslovenskhch druzstev, Moravskoslezskä jednota, Legiojednota, Verband deutscher Wirtschaftsgenossenschaften und Deut­ scher Wirtschaftsverband), in der 800 Konsum­genossenschaften mit 900.000 Familien organi­siert sind, hat gemeinsam mit den angeschloffenen Genossenschaften eineAktion unternommen und an das Präsidium des Ministerraies, an das Finanz­ministerium, an das Handelsministerium, an das Ministerium für soziale Fürsorge und an das Ministerium für Landwirtschaft eine Petition gerichtet, in der die Freigabe der Einfuhr von Gleichschaltung des Reichsgewerbeverbandes Am vorige Montag hielt der ReichSgewerbe- verband unter Vorsitz des ehemaligen gewerbepar­teilichen Senators T i ch i in Mährisch-Schönberg seine Hauptversammlung ab. Herr Tichi , der vor den Wahlen den Anschluss an die SHF versäumte und deshalb auf die Henleinleute nicht gut zu sprechen war, scheint inzwischen seinen Frieden mit ihnen geschloffen und sich samt seinem Reichs­verband freiwillig gleichgeschaltet zu haben. Zu­mindest geht aus den Berichten der Provinzpreffe hervor, dass zwei Henleinparlamentarier auf der Tagung, die angeblichk l a r u n d eindeu- tig im Zeichen der Bolksgemein- sch a f t" stand, von Tichi besonders herzlichst willkommen geheissen wurden. Sie revanchierten sich mit einem ganzen Haufen von Versprechun­gen, die zwar bei den Arbeiter-Wählern des Herrn Henlein nicht mehr ziehen, aber bei den frisch gebackenen gewerbeparteilichen Volks­genossen nochfreudig aufgenommen" wurden. Aus der angenommenen Entschliessung, die auch> allen Regierungsstellen zugesandt werden soll, geht eindeutig hervor, dass die Herren Ge­werbetreibenden von modernen Ansichten über Speisekartoffeln, der Zollnachlatz für Kartoffeln und das Verbot der industriellen Verarbeitung von Kartoffeln verlangt wird. In bezug auf die Versorgung der Bevöl­kerung mit Speisefetten ersuchen die Verbraucher­genossenschaften um die Aufhebung der laut Regierungsverordnung Nr. 51/1934 eingeführten Kontingentierung der Produktion von Speisefet­ten. Durch diese Petition wird angedeutet, dass es sich nur um Teilforderungen handelt, wobei die Frage der Preise fiir Zucker, Tierfette und Fleisch noch nicht als gelöst betrachtet werden kann. die Lösung der brennendsten wirtschaftlichen und sozialen Probleme der gegenwärtigen Krisenzeit keineswegs angekränkelt sind. Neben älteren La­denhütern, wie Aufhebung des Nachtbackverbotes und den obligaten Ausfällen gegen die Konsum­genossenschaften finden wir darin als Allheilmit­tel gegen die Krise des Gewerbestandes die Ge­werbesperre, nach deren Einführung-sich ein Grossteil des jungen gewerblichen Nachwuchses einfach aufhängen müsste, und weiters Forderun­gen, die den Gewerbestand des Herrn Tichi als geschworenen Feind der Arbeiter deklarieren. So w a r n e n sie vor einseitigen staatlichen Eingrif­fen in die Wirtschaft, lehnen die Einführung der Vierzig-Stundenwoche in den kleingewerblichen Betrieben ab, und sind auch gegen die staatliche Regelung der Arbeitsvermittlung. Die Herren stellen sich also bewusst in schwersten Gegensatz zu den Forderungen der Arbeiterklasse, von deren Geld sie zum guten Teil leben. Die Arbeiter werden sich das gut Inerten I Volksgemeinschaft In 6er lat Die Gemeindevertretung von P r o b st a u fasste vor einiger Zeit den Beschluss, mit Rücksicht auf die finanzielle Notlage der Gemeinde, eine Vie beiderseitigen Vorbereitungen Gazzetta del Popolo" berichtet aus Ale­ xandria in Aegypten , dass mit dem englischen SchiffCecilian Prince" 70 Militärflugzeuge für die englische Luftflotte in Aegypten angekommen seien, die sofort nach dem Flugplatz in Abukir be­fördert worden seien. Mit dem gleichen Dampfer seien auch zahlreiche Militärkraftwagen zur Be­förderung von Waffen, Soldaten und Munition angekommen. Zwischen den britischen Militärbe­hörden und den Zollbehörden von Alexandria seien Verhandlungen im Gange, die die Ueberlassung von Magazinen zur Errichtung eines Munitions­und Waffenlagers für die Engländer zum Ziele hätten. Di« türkische Presse meldet aus Athen von militärischen Massnahmen Italiens auf dem Dodekane. Eine grössere Anzahl italienischer Kriegsschiffe soll sich vor der italienischen Basis aus der Insel Le ros versammeln. Die zumeist griechische Jnselbevölkerung. sei mobilisiert wor­den, versuche jedoch in grosser Zahl sich durch Flucht der italienischen Dienstpflicht zu entziehen. Italien hat in den Vereinigten Maaten grosse Mengen von Benzin, Erdöl und Stahl sowie Material für die Herstellung von Granaten bestellt, ferner Kupfer, Eisen, Fräsmaschinen, Baumwolle, Nahrungsmittel usw. In den meisten Fällen hat Italien sofort bezahlt, für einige Lieferungen wurden Kredite als Kompen­sation für bedeutende Konzessionen an amerikanische Importeure auf dem italiemschen Absatzmarkt gewährt. Im ersten Halbjahr 1935 kaufte Italien in Amerika 154.000 Tonnen Eisen gegenüber 97.000 Tonnen in der gleichen Zeit des Vor­jahres. Abessinien und Genf Der Streit um das goldene Kalb des König von Juda sorgen Wir für leicht verdauliche Kostl Denn wir verwenden stets das 100%ige, reine Pflanzenfett Geres Nur echt mit dem Namenszug Z/C/14 Zur Reise StojadinoviC nach Paris AP. Bei dem Besuch des jugoflawischen Mi­nisterpräsidenten StojadinoviL in Paris kam u. a. zur Sprache, Jugoslawien sei besorgt, dass im Falle eines deutschen Angriffs auf Oesterreich , zu­mal Italien anderwärts zu sehr in Anspruch ge­nommen sei, die ganze La st des Kamp­fes für die österreichische Unabhängigkeit aus die Schultern der Kleinen En­ tente falle. Dies sei nicht gerade günstig für ein rasches Fortschreiten der Verhandlungen über den Donaupakt. Es erscheine als recht schwer, eine um­fassende Verständigung ins Auge, zu fassgn,.so­lange der italienisch-abessinische Konflikt auf der Tagesordnung stehe. Stojadinövic trat auch gegen die Auffassung auf, als ob eine Wiedereinsetzung der Habsburger eine Bürgschaft gegen den An­schluss darstelle. Vielmehr werde sie unvermeid­lich in Oesterreich innere Unruhen Hervorrufen, die gerade den Anschluss beschleunigen könnten. Laval gab seiner Genugtuung darüber Aus­druck, dass Stojadinoviä, der jetzt gleichzeitig Prä­sident der Kleinen Entente sei, seinen ersten Be­such Frankreich abgestättet habe. Die Verhand­lungen wurden im Geiste grösster Herzlichkeit ge­führt und gipfelten in dem Wunsch, die Politik engster Zusammenarbeit auch in Zukunft fort­zusetzen. neue Todesurteile In Spanien Madrid . Das Standgericht verkündete nach längerer Verhandlung das Urteil gegen die An­greifer auf die Zcntralremise der Strassenbahn. Beide Angeklagte, Martinez und A g u r o, wurden für schuldig befunden und zum Tode verurteilt. Der Inhaber der Autodroschke, welche die Angreifer benützt hatten, und der Chauffeur wurden zu je 17 Jahren und vier Monaten Kerker verurteilt. Schwere Zuchthausstrafen gegen Kommunisten Berlin . Vor dem Kammergerichte standen 18 Berliner Kommunisten unter der Anklage, eine' illegale rote Sportorganisation neu aufzu­bauen versucht zu haben. Sie hatten durch die Ver­breitung kommunistischer Flugschriften Mitglieder zu werben und die Tätigkeit der Organisation über das ganze Reich auszudehnen versucht.,', Der aktivste der Angeklagten, Ferdinand G r e n d o r f, wurde zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt. Ein ivejterer Angeklagter erhielt sieben Jahre, zwei je fünf Jahre und drei je vier Jahre Zuchthaus. Elf Angeklagte erhielten Zuchthaus­strafen bis zu dreieinhalb Jahren. Der polnischeWahlkampf** auf dem Höhepunkt AP. Warschau. Die Wahlkampagne des Re­gierungsblocks vollzieht sich zwar in hohem Masse unter Ausschluß der Oeffentlichkcit, und in den Warschauer Strassen sind nur sehr wenige Wähl­plakate aufgeklebt. Umso eifriger arbeiten hinter den Kulissen sämtliche wirtschaftlichen und sozia­len Organisationen, soweit sie unter dem Einfluss des Regierungslagers stehen, daran, eine m ö g- lich st grosse Wahlbeteiligung zu sichern. Die Mitglieder werden in persönlichen Zuschriften ausdrücklich aufgefordert, auf jeden Fall sich an den Wahlen zu beteiligen. Die oppositionellen Blätter berichten fort­gesetzt von neuen Polizeiaktionen. Die Büros der Bäuerlichen Volkspartei sowie der Bauernzeitung Grüne Standarte" wurden stundenlang durch­sucht. In der Wojewodschaft Krakau wurden zahl­reiche Volksparteiler, in Wcstpolen zahlreiche Na­tionaldemokraten verhaftet. Noch 50.000 Rom . 50.000 Wehrfähige des Jahrganges 1912, welche vom Militärdienst aus familiären Gründen befreit waren oder nur drei Monate ge­dient hatten, wurden zu den Fahnen gerufen.