Seite r’ Sonutog, 8. September 1S3S -Lr. 210 veurscklsnc! 19Z5 Aus der„Frankfurter Zeitung " vom 6. September: Karten:„Die Kreisleitung der NSDAP Alzey gibt im„Mainzer Anzeiger" unter der Ueberschrift „Am Pranger" die Namen von vier Einwohnern aus Wonsheim bekannt, die mit einem Juden in einem öffentlichen Lokal Karten gespielt haben. Erst die Tiere.„Ministerpräsident Göring weilt gegenwärtig in Ostpreußen , um... 11.) Maßnahmen zur Pflege des Elchbcstandes zu treffen und 12.) die Lage der Bevölkerung kennen zu lernen. Kritik verboten.„Dem„Führer" zufolge wurde die Verbreitung des„Königsberger Katholischen Wochenblattes" und des„Ermländischen Kirchenblattes" verboten, da sie in zwei Artikeln eine unerhörte Kritik an Maßnahmen staatlicher Stellen enthalten hätten." * Inserate.„Weiter wurde die„Westdeutsche Beamtenzeitung" verboten, da sie die Beamtenschaft durch Aufnahme von Inseraten jüdischer Firmen diskreditiert habe." Alles ist Raffenschande.. Die Frau hat behauptet, daß sie gar nicht in intimen Beziehungen zu dem Juden gestanden habe. Das Gericht hat es auf den Beweis gar nicht ankommen lassen." Lebenshaltung nicht das Wichtigste.„Dennoch hat Dr. Goebbels davor gewarnt, sie lnämlich die Frage der Lebensmittelpreise als das zentrale Problem anzusehen." Ein Warnungszeichen für die holländische Reaktion Katholisch organisierte Arbeiter gegen die katholische Regierung Im holländischen Textilgebiet Tilburg ist em Streik ausgebrochen, der sich dadurch auszeichnet, daß die zirka 2qp0 Streikenden fast restlos der katholischen Gewerkschaft„St. Lambert"(alle katholischen Gewerkschaften in Holland sind nach einem Heiligen benannt) angehören und gegen den Willen ihrer Leitung den Kampf gegen einen neuen Lohnabbau ausgenommen haben. Dieser Streik hat grundsätzliche Bedeutung, weil er das erste offene Auftreten katholisch organisierter Arbeiter gegen die Teilnahme der katholischen Führerschaft an der Defla- tions-(Verelendungs-) Politik der heutigen Regierung bildet. Die bürgerliche Presse verhehlt sich nicht» daß von diesem Ereignis her eine außergewöhnliche Stärkung der oppositionellen Strömungen innerhalb des organisierten Katholizismus der Niederlande eintreten und den Einfluß der katholischen Führer auf ihre Gewerkschaftsorganisationen in Frage stellen kann. So hat z. B. der katholische Eisenbahnerverband beschlossen, die Streikenden von Tilburg , denen die Gewerkschaftskassen gesperrt sind, durch Sammlungen zu unterstützen. Aehnliche Aktionen werden auch von anderen katholischen Kreisen unternommen. USA betonen Freundschaft für den Nesus Addis Abeba . Der Negus empfing Samstag in einer Sonderaudienz den amerikanischen Geschäftsträger, der ihm erklärte, daß seine Regierung zur Wahrung des Weltfriedens die Standard-Oil Co veranlaßt habe, die Oelkonzessionen rückgängig zu machen. Außerdem betonte der Geschäftsträger die F r e u n d s ch a f t der Vereinigten Staaten für den Negus und Wes- sinien. Vom Rundfunk iMpfehlMiwertM au* den Pragramaraai Montag: Prag , ,Sender L: 10.03: Deutsche Presst, 10,15: Schulfunk, 11: Schallplatte»: Dvorak , 12.30: Blasorchcsterkonzert, 17.50: Schallplatte»: Lieder aus dem Film: Die Erde singt, 19: Deutsche Sendung: Rat Wien : Aus einem Journalistenleben, 18.35: Aus dem Manuskript, Kompositionen von Konecznh, 19: Deutsche Presse, 22.45: Deutsche Nachrichten. Sender S: 7.30: Konzert des Mujik- salonquartetts, 14: Tschechische Volkslieder, 14.20: Deutsche Sendung: Operngesang auf Schallplatte». Brünn 13.25: Sozialinformationen und Arbeitsmarkt, 17.40: Deutsche Sendung: Dr. Hruby: Tropische Genußmittel unseres täglichen Lebens, 18.35: Jazzmusik, 21.50: Klavierkonzert.— Mährisch- Ostrau 18 20: Deutsche Sendung, Arbeiterfunk: Brodkorb: Voranschlagsarbciten, insbesondere in Landgemeinden,— Liederkonzert, 22.45: Tanzmusik. Dienstag: Prag , Sender L: 6: Gymnastik, 10.05: Deutsche Presse, 11.05: Deutscher Schulfunk: bei den Hopfenpflückern, 12.10: Schallplattenkonzert, 12.30: Konzert: Jazzorchester Dr. Ostens, 13.40: Schallplatte«: Strauß Johann, 15: Prager Salonorchester, 16.30: Nachmittagsprogramm, 18.20: Deutsche Sendung: Aus Haydns Londoner Tagebüchern, 19: Deutsche Presse, 20.30: Uebertragung aus Buda pest : Europäisches' Konzert. Sender S: 7.30: Leichte Musik, 8: Frauenghmnastik, 14.50: Deutsche Sendung: Dr. Weinhuber: Kurze Rechtsberatung. — Brünn 17.45: Arbeiterfunk: Dr. Frey: Ist eine internationale Polizei möglich? 22.45: Tanzmusik. -— Pretzbnrg 18: Hummel: Klaviersonate, 18.35: Unterhaltungsmusik, 20 20: Gricg: Peer Gynt.— Kaschau 18.30: Violinkonzert« Flugzeug stürzt mitten in eine Stadt London . Bei Black Pool m Lancashirc stießen zwei Flugzeuge zusammen, von denen eines mitten in der Stadt avstürzte und verbrannte. Hiebei kamen drei Personen ums Lebeir. Hiezu werden folgende Einzelheiten gemeldet: Während eines Geschwaderfluges von fünf Militärflugzeugen über Black Pool stieß eine Sportmaschine mit einem von diesen zusammen. Das Militärflugzeug konnte trotz der Beschädigung glücklich landen, das Sportflugzeug aber geriet in Flammen und stürzte über der Stadt ab. Aus dem brennenden Flugzeug fielelne Frau h e r a u s, die tot in den Aesten eines Baumes hängen blieb. Das Flugzeug schlug zunächst auf das Dach einer Kirche auf, dann auf das Dach einesH a u- s c s, das in Brand gesetzt wurde, und schließlich zerschellte es in einer Straße: Der Pilot konnte nur noch als Leiche geborgen werden. Eine Frau wurde durch die hrrabstürzen- den Dachziegel so schwer verletzt, daß sie kurze Zeit nach Unfall starb. Die Einwohner des Hauses, das von dem herabstürzenden Flugzeug in Brand gesetzt wurde, kamen mit dem Schrecken davon. Absturz bei den belgischen Flugmanövern Brüssel . Am Samstag stürzte bei der belgischen"Gemeinde Bierwart ein Militärflugzeug ab, das an den Flugmanövern der belgischen Armee tcilnahm. Die beiden Piloten wurden getötet. Barbusses Beisetzung in Paris Am Samstag füllte sich das Gewerkschaftshaus im Osten von Paris mit einer unübersehbaren Volksmenge, die kam, um dem verstorbenen Schriftsteller Henri Barbusse die letzte Ehre zu erweisen. Gegen 14 Uhr wurde der Sarg mit den sterblichen Ueberresten des Schriftstellers zu der Porte de la Chapelle gebracht, wo sich mehrere zehntausend Angehörige der verschiedensten Linksorganisationen mit ihren Fahnen versammelten. Vor.dem Sarg schritten formierte Organisationen mit Fahnen, denen mehrere Wagen mit Kränzen folgten. In dem Zug wurden große Bilder des Verstorbenen und Standarten mit Zitaten aus seinen Werken getragen. 25 Mädchen trugen auf roten Pölstern die Schriften des verstorbenen Autors. Der Sarg ruhte auf einem einfachen Trauerwagen und war mit einer roten Fahne bedeckt. Das Publikum bildete ein dichtes Spalier bis zum Friedhof Pere Lachaise , wohin die sterblichen. Ueberreste des Verstorbenen geführt wurden, und grüßte schweigend den Sarg mit erhobener zur Faust geballten Hand. Im Krematorium sprachen u. a. der Schriftsteller Jean Richard Bloch und der kommunistische Deputierte C a ch i n. Falsche Wechsel im Betrag von 20 Millionen Francs P a r i s. In St. Omer ist ein neuer Riesenwechsel-Skandal aufgedrckt worden. Es wurde frstgestrllt, daß mehr als hundert falsche Wechsel über insgesamt 20,000.000 Francs in den letzten zwei Jahren in Umlauf gebracht worden sind. Vor zwei Jahren war ein Händler in St. Omer namens Alexandre Hubert beschuldigt worden, falsche Handelswechsel ausgcgeben zu haben. Der Betrug wurde aufgedeckt, als die Wechsel bei der Bank von Frankreich zur Diskontierung eingereicht worden sind. Hubert zog sich damals aus der Sache heraus, indem er seinem ins Ausland geflüchteten Handelsbevollmächtigtcn die ganze Schuld an dem Betrüge aufbürdet und behauptete, er selbst habe von der ganzen Angelegenheit nichts gewußt. Inzwischen ha* die. Privatbank, bei der Hubert sein Konto hatte, Bankerott gemacht; bei der Durchsicht der Kassenbücher entdeckte man, daß nicht nur die wenigen 1933 entdeckten falschen Wechsel von Hubert durch diese Bank gegangen waren, sondern über 100 falsche Handelswechsel im Betrage von 20 Millionen Francs. Hubert wurde am Freitag in St. Omer verhaftet. Soldat erschießt seinen Kameraden Eifersuchtsdrama in einer Preßburger Kaserne Preßburg . In der hiesigen Svatopluk - Kaserne kam es zwischen den beiden bei der 12. Maschinengewehr-Rotte des Infanterie-Regiments Rr. 39 dienenden Soldaten Bcdnärik und SimoniL zu einem Streit. Hiebei ergriff Bednäkik sein Dionstgewehr und schoß auf Simoniä, der» in die linke Brustseite getroffen, an Ort und Stelle tot war. Als das Bcdnärik sah, stemmte er das Gewehr gegen den Boden und schoß sich selb st in den Mund. Schwer verletzt wurde Bcd- näkik ins Divisionsspital gebracht, starb aber während des Transportes im Sanitätsauto. Er hatte seine Tat aus Eifersucht verübt. Prager Ehepaar in der Tatra ausgeraubt In der westlichen Tatra knapp an der polnisch-tschechoslowakischen Grenze wurde Samstag ein tschechoslowakisches Touristenpaar, und zwar Dr. Jelinek und Dr. Elisabeth Kubik auS Prag , von einem unbekannten Räuber überfallen. Der Räuber feuerte auf die beiden Touristen aus einem Gewehr einen Schuß ab, ohne sie jedoch zu treffen. Er raubte hierauf den beiden Touristen den Betrag von 1400 KL in Bargeld sowie die gesamte Touristen-Ausrüstung.. Der Räuber vermochte zu flüchten. Die tschechoslowakische Grenzpolizei verständigte die polnische Grenzwache in Chocholow, da der Räuber auf polnisches Gebiet flüchtete. Die bisherige Verfolgung des Banditen blieb erfolglos. Hochofen explodiert Drei Arbeiter getötet. Warschau . In Wolica bei Kielce erfolgte in der dortigen Zementfabrik der Firma Hempel die Explosion eines Hochofens. Hiebei fanden drei Arbeiter den Tod, ein vierter erlitt schwere Verletzungen. Ter tägliche Rekord. Der bekannte englische Autorennfahrer Eyston hat den bisherigen Schnei- lichkeitsweltrekord über die Zehn-Meilenstrecke gebrochen, indem er im nordamerikanischen Staate Utah die Strecke mit einer Geschwindigkeit von 167,09 Meilen in der Stunde äbsolvierte, was etwa 267,34 Kilometer gleichkommt. Der frühere Weltrekord betrug 164,08-Meilen und wurde von Norman Smith im Jahre 1932 auf Neuseelans aufgestellt. Die Staatsbahnen geben das Erbebnks ihrer Finanzgebarung im ersten Halbjahr 1935 bc- kann. Demnach betrugen die Einnahmen aus dem Personenverkehr 340.1(+ 5.6) Millionen KL, aus dem Gütertransport 900.6(4-23.7) Millionen KL, sonstige Einnahmen 185.2(4-9) Millionen KL. Insgesamt betrugen die Betriebseinnahmen 1425.9(4-38.3) Millionen, die Betriebsausgaben 1588.5(4-21.2) Millionen KL. Ehescheidungen, Ehrtrrnnungen und ungültig erklärte Ehen im Jahre 1934. Die soeben erschienene Nummer 78 der„Mitteilungen des Statistischen Staatsamtes" mit tschechisch-deutsch -französischem Text, bringt darüber eingehend gegliederte Daten. Die einleitende retrospektive Uebersicht faßt die Daten nach Ländern für die Jahre 1927—1934 zusammen. Preis der Veröffentlichung KL 1.—. In Kommission bei der Firma Bursik& Koh out, Prag II, Väclavskä nämLsti. Zustrom kalter Luft a«S dem Polargebiet. Unter der Druädepression, welche nach Nordrußland abgezogen ist, strömt andauernd kalte Luft aus dem Polargebiet gegen Mitteleuropa . Bei frischem Nordtvestwind und veränderlichem Wetter wurden SamStag nachmittags in unseren Gegenden stellenweise auch in den Niederungen bloß 12 Grad verzeichnet. Die Schneekoppe meldete um 14 Uhr 0 Grad. Verschiedentlich traten noch Regenschmier auf, Chust hatte nachmittags ein Gewitter. In Frankreich und England herrscht bereits schönes Wetter. Auch bei uns kann eine allmähliche Beruhigung und Besserung vom Westen her erwartet werden; im Falle einer Ausheiterung werden jedoch die Nächte zunächst noch sehr kühl verlaufen.— Wahrscheinliches Wetter von heute: Im West- und Südteil der Republik wechselnd bewölkt^ strichweise bereits etwas aufklärend, nachts kühl, während des TageS wieder etwas wärmer, abflauender Wind. Im Nordosten noch veränderlich mit Neigung zu Schauern, ziemlich kühl, Nordwestwind.— Wetteraussichtenfür Montag: Weitere Besserung vom Westen her und allmähliche Erwärmung. i„Kriegshetzer" nennt die klerikale Wiener „Reichspost" die Wortführer der englischen Gewerkschaften, deren Vorsitzender Walter Citrine auf dem Gewerkschaftskongreß in Margate erklärt hat:„Die Anwendung von Sanktionen kann den Krieg bedeuten, aber wir hoben keine andere Wahl". Daß wir keine andere Wahl haben, ist dem italienischen Fascismus zu verdanken, in dessen Dienst sich die Wiener „Reichs- Post" stellt, die den Protest gegen das Kriegstreiben Mussolinis heuchlerisch als Kriegshetze bezeichnet. Aber sie steht mit ihrer Argumentation leider nicht allein. Auch anderswo finden sich Leute, die ollen Ernstes zu bedenken geben, daß man dem Frieden vielleicht am besten damit dienen könne, daß man Mussolinis afrikanischen Krieg nicht stört und so den Frieden Europas noch für eine Weile rettet. Sehen diese Leute wirklich nicht, daß mit einer solchen „Nichteinmischungspolitik" der Bankrott des Völkerbundes erklärt wäre, daß mit dem Bankrott deS Völkerbundes die Kriegslust der Friedensstörer in Berlin und Tokio gefährlich ermuntert würde, und daß England, wenn man es in seiner— diesmal gerechten— Abwehrstellung allein läßt, automatisch zum Verbündeten des Dritten Reiches werden könnte, wenn Hitler die Gelegenheit wahrnähme, auch seinerseits loszuschlagen? Sehen diese Leute nicht, daß andererseits ein einiges Vorgehen aller Völkerbundsmächte gegen einen neuen Bruch des Weltfriedens für alle Kriegslüsternen eine wirksame Warnung wäre und daß der italienische Fascismus, von Boykott und Mederlage bedroht, ein Ende nehmen müßte, das allein seine Nachahmer aufs heilsamste erschüttern würde? Ein Pazifismus, der dazu führt, den Kriegstreibern freie«Hand zu lassen, führt sich selbst ad absurdum— in einer Welt, die von Waffen starrt und von Friedensfeinden wimmelt. Man möge die Worte beachten, die einer der berühmtesten Pazifisten, der englische Nobelpreisträger Nor- man Angell, kürzlich in Paris gesprochen hat: „Es ist besser, die englischen Seestreitkräfte— wenn nötig— jetzt für ein System einzusctzen, das den europäischen Frieden sichern kann, als daß man sich später in einen viel hoffnungsloseren Krieg treiben läßt." Eine Ueberzeu- gung, die nicht nur für England gelten sollte, sondern für alle, in deren Macht es liegt, die vom Fascismus heraufbeschworene Katastrophe abzuwenden. Die internationale Arbesterschaft hat durch die Vertreter ihrer beiden Internationalen in Genf den Ruf nach Sanktionen erheben lassen. Und nun ist es an den Staatsmännern zu handeln— und sich nicht von denen verwirren zu lassen, die Kriegsfeinde für Kriegshetzer" erklären. SOS-Ruf eines gestrandeten Dampfers. Die Radiostation von Marseille hat folgende Nachricht aufgefangen: SOS.„Onassi Maria" ist vier Meilen südöstlich vom Corsischen Kap gestrandet. Der französische Dampfer„Taberkan" begibt sich an die Stelle des Unglückes. Addis Abeba , auf das sich das Weltiutereffe konzentriert Nur wenige modern geteerte Straßen verbinden die wichtigsten Plätze der abessinischen Hauptstadt Addis Abeba . Die Häuser sind mit wenig Ausnahmen einstöckig und mit Wellblechen— ein wichtiger abessinischer Importartikel— bedeckt. Straßenbeleuchtung ist nicht vorhanden. Immerhin gibt es auch in Addis Abeba einen Verkehrspolizisten, den unser Bild unter dem Sonnenschutzdach(im Vordergrund) auf einer der bedeutendste:. Straßen, der Ras- Makonnen-Straße zeigt.
Ausgabe
15 (8.9.1935) 210
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