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Dienstag, 10. September 193k
Nr. 215
Einen Tag, bevor das schweizerische und polnische Volk gegen den Fascismus eine sieg­reiche Schlacht geliefert hat, haben die schwe­dischen Sozialdemokraten neue Siege an ihre ruhmvolle Fahne geheftet, indem bei den Ergän­zungwahlen in den schwedischen Senat die So­zialdemokratie und die mit ihr verbündete Land­wirtepartei je zwei Mandate gewonnen hat. Wenige Tage vorher hat die Sozialdemokratie Hollands   bei den Gemeindewahlen bedeut­same Erfolge errungen, sie hat in Rotterdam   alle wichtigen Kommunalämter in ihrer Hand vereini­gen können, in Amsterdam   die Hälfte der Man­date erobert und sogar im kleinbürgerlichen Haag einen beträchtlichen Erfolg erzielt. Während man vielfach in Europa   glaubt, daß die fascistische Flut mit dem Zwang eines Naturgesetzes immer noch im Ansteigen begriffen ist, zeigt es sich, daß in einzelnen Län-
dern diese Flut schon fällt und die Demokratie an Boden gewinnt. Daraus müs­sen wir Lehren ziehen und Hoffnungen schöpfen und müssen alle Kräfte in Bewegung setzen» um auch bei uns, insbesondere im sudetendeutschen  Gebiete, den FascismuS niederzuringen und die Fahne der Demokratie, des Sozialismus und der Menschlichkeit vorwärtszutragen.
Aufhebung des Bankgeheimnisses In Deutschland  ? AP. Berlin. Die deutschen   Banken sind da­von unterrichtet worden, daß demnächst eine Re­vision ihrer Konten und Depots erfolgt. Die Be­standsaufnahme der Tresors soll in Gegenwart der Kunden vorgenommen werden, die verpflich­tet sind, eine genaue Liste aller in ihren SafeS enthaltenen Werte aufzustellen.
Der Negus zu Konzessionen Ausländische Berater Qrenzkorrekturen StraBenbauten bereit!
AddisAbcba. Die ganze Nacht hindurch tagte der Kronrat Abessiniens. Die ausländischen Berater und die Delegierten Abessiniens in Genf  haben daraufhin neueAnweisungen er­halten. Der Regus erklärt sich bereit, zur Erhal­tung des Friedens dem Völkerbund in der Form Konzessionen zu machen, daß weitere ausländische Berater in dir abessinische Regierung ausgenommen werden, die sowohl Europäer wie auch Amerikaner sein können. Für die vom Völ­kerbund vorzuschlagenden Kandidaten behält sich der König von Abessinien daS Annahmerrcht vor. Jedes Mandat, daS die Souveränität und dieUn- abhängigkrit Abessiniens verletzen könnte, wird abgelehnt.
Um aber auch Italien   grwiffe Konzessionen z« gewähren, erklärt sich der Regus bereit, an der O g a d e n-G renze ge wisse Zngeständ- n i s s e zu machen. Außerdem will er Italien   den Straßenbau von der Erythräa-Grenze nach Gondar bewilligen. Schließlich soll daS Straßen­problem von Addis Abeba   und der Ausbau deS Hafens von Assab, dessentwegen bereits im Jahr« l 928 verhandelt worden war, Gegenstand neuer Beratungen werden. Diese neuen Vorschläge werden, wie mit Nachdruck betont wird, gemacht, um nochmals den Friedenswillen deS Negus zum Ausdrucke zu bringe«.
Der Diktator von Louisiana  Opfer eines Attentats
BattenRouge. Der bekannteDiktator von Louisiana  ", der Senator Hurh Lang, der sich mit der Absicht getragen hatte» bei den kommen­den amerikanischen   PräfldrntschaftSwahlen gegen den Präsidenten Roosevelt   zu kandidieren» ist Sonntag das Opfer eines gegen ihn gerichteten Attentates geworden. AlS Senator Huey Long  im unterirdischen Gang, welcher den Senat mit der Kammer deS Staates Louisiana  verbindet, ein wenig promenierte» gab plötzlich ein Mann gegen ihn zwei Schüsse ab, di« ihn in den Bauch trafen. Zwei Long begleitende Leib­wächter erschossen den Attentäter auf der Stelle. Der Mörder, der Arzt Dr. Weiß, ist 80 Jahre alt und der Schwager eines Richters, namens Pavy. Er hatte bereits eine glänzende Karriere hinter sich. Seinerzeit arbeitete er auch in Wien   und Paris  . Die Untersuchung hat bisher noch nicht er­bracht, ob das Attentat im Zusammenhang mit einem Komplott steht, das unlängst vorbereitet worden ist. In einem Hotel in New Orleans   fand eine Geheimsitzung statt, deren überraschende Einzelheiten auf einer Grammophonplatte aus­genommen wurden, denn der Bruder des Sekre ­
tärs des Senators hatte im Zimmer, in dem die Verschwörer berieten, ein Mikrophon aufgestellt. Nach Vornahme einer Operation an Long wurde ein Bulletin ausgegeben, welches besagt, daß sein Zustand sehr befriedigend ist. An vielen Stelle wird angenommen, daß da- gegen Long verübte Attentat seine Popularität steigern und ihn als einen Märtyrer hinstellen werde. Deshalb ist.es auch möglich, daß er bei der Präsidenten­wahl viele Stimmen erhalten wird. Das offizielle Bulletin über da- Befinden des schwerverletzten Senators Huey Long   besagt, daß sich der Zustand des Senators gebessert habe. Aus privaten Quellen verlautet jedoch, daß eine bedeutende Verschlechterung eingetreten sei. Es sei eine zweite Bluttransfusion notwendig gewesen. Die Rcvolverkugel hat nach Durchschlagen des Bauchfells die Gedärme an zwei Stellen durbbohrt. Auf jeden Fall könnten die Aerzte vor Mittwoch keinen genauen Befund geben. Nationalgardcn, die in New Orleans   mobi­lisiert wurden, befinden sich auf dem Wege nach Baton Rouge  .
Die nächsten Aufgaben der Regierung In einem Leitaufsah schreibt dasPravo Lidu": Die Landwirtschaft hat schon das Ihre. Die Preise des Getreides und des Fleischest sind Häher als sie vom Standpuntte der Staatspolitik sein sollten, damit die landwirtschaftliche Er­zeugung rentabel sei. Die Preise des Getreides und einiger Fleischsorten(Schweinefleisch wäre für den Landwirt bei einem Preise von 6.50 pro Kilo rentabel, der Preis von 7 oder gar 8 XL ist zu hoch) müssen einigermaßen herabgesetzt, aber fest stabilisiert werden, damit der Landwirt eine Kalkulationsgrundlage, eine feste Einnahme bei rentablen Preisen habe. Die tschechoslowa- fische Sozialdemokratie wird den Landwirten stets helfen, damit ihre Arbeft gerecht enllohnt werde und sie wird alles tun, damit die landwirtschaft­liche Erzeugung rentabel sei. Wir wollen, daß der Landwirt mit einem festen und anständigen Lohn für seineArbeit rechne, es ist aber nicht mög­lich» daß bei den landwirtschaftlichen Preisen die allgemeinen wirtschaftlichen Verhältnisse und die Not, die ring- um uns ist, in Betracht gezogen werde. Nun müssen wir uns um Industrie und Handel kümmern. Die Landwirtschaft ist satu­riert, ihre Vertreter müssen nun loyal beim Aus­weg auS der Krise für unsere Industrie mit­helfen. Der Weg aus der Krise, den die skandi- navischen Staaten gewählt haben, hat sich in den letzten drei Jahren am besten bewährt. Schauen wir uns die graphischen Bilder an, welche uns die Indices der industriellen Erzeugung in den Jah­ren 1929 bis 1935 zeigen. Die Tschechoslowa­ kei   hält bei 70 Prozent der Erzeugung aus dem Jahre 1928, Dänemark   bei 130, Norwegen   bei 125, England bei 111, Schweden   bei 115 in der ersten Jahreshälfte, während die Staaten des Goldblocks Frankreich  , Belgien  , Holland  , Polen  und auch Oesterreich sich zwischen 70 und 80 Prozent befinden. Der Weltindex der Erzeugung hat zu Jahresbeginn schon 105 überschritten, während er bei uns auf 67 war. Klar ist, daß wir mit unserem Export uns den Weg in die Well bahnen müssen und daß wir es nur so machen können, indem wir uns an den Block der erfolgreichen Staaten anschlietzen, d. h. der Staaten, welche sich von der Gold­währung losgelöst haben. Es ist weiter Kar, daß wir der Produktion billiges und genügend Geld verschaffen müssen» und zwar auf dem gleichen Wege, wie die englische und flandinavische Gruppe, d. h. mittels Operationen auf dem freien Markte. Ole Lage Im Teschener Gebiet Beratungen im Innenministerium Am Montag fand im Ministerium des Innern eine zahlreich beschickte Konferenz von Vertretern des Ministerratspräsidiums und der beteiligten Ministerien unter Teilnahme von Ver­tretern des Landesamtes in Brünn   und der Be- zirkshauptmannschast in Tschechisch-Teschen statt. Die Konferenz verhandelte sehr aufmerksam und eingehend die gegenwärtigen Verhältnisse im Ge­biete von Tschechisch-Teschen und alle in diesr Richtung vorgebrachten Anträge. Zwischen den be­teiligten Ministerien kam es in allen behandelten Fragen zu einer Vereinbarung über die Maß­nahmen, welche eine erfolgreiche Zusammenarbeit sowie die weitere Entwicklung und ersprießliche Tättgkeit der öffentlichen Administrative sichern können.(Amtlich.) ..LI.
20 VILLA OASE Oder: DIE FALSCHEN BORGER Roman von Eugen« Dablt Berechtigte Uebertragung aus, dem Französischen von Bejot i/?
Als sie die Augen aufschlug, lag sie im Bett, sah Gesichter, die sich über sie neigten, und hörte leiseS Murmeln. Sie erkannte die Pfle­gerin, Alfred, ihre Mutter, die, hoch und statt­lich, ein leichtes Kleid trug. Wie geht es jetzt?" fragte Alfred.Du hast uns eine höllische Angst eingejagt." Was wolltest du denn in deinem Zim­mer?" ftagte Irma.Alfted hat alle deine Klei­der vom Boden aufgelesen." Helene betrachtete das geschminkte, masken­haft undurchdringliche Gesicht, dann die Iuwe- lenausstellung auf der üppigen Brust und an den Fingern. Irma verzog den Mund zu einem Lächeln und schob den Kopf vor. Doch Helene wandte sich ab und schrie: Geh, ich will dich nicht sehen... laß mich schlafen." Sie hörte, daß sie sich entfernte, und at­mete auf, als sei sie einer Gefahr entronnen. Sie sah sich wieder hinter der Türe und stellte sich ihre Mutter vor, allein mit Alfted... Jetzt war sie wirklich verlassen. Die sie um­gaben, flößten ihr nur Angst ein. Juliens Freunde waren nicht um ein Haar besser als Alfred, die dicken, dummen, hochmü­tigen Weiber erst recht nicht. In diesem Kreise hatte sie sehr bald das Empfinden gehabt, nur ein flüchtiger Gast zu sein. Heute fühlte sie sich fremd und unter Feinden, die alle schuld waren an Maminas, BaterS und ihrem eigenen Elend und frühem Tod. Ach, hätte sie noch die Kraft ge­
habt, zu fliehen I Wie gern wäre sie nach Ita­ lien   zurückgegangen, um dort di« kleine Laura wiederzufinben. Am Ende auch einen Allille Demontc? In ihrer Verzweiflung klammerte sie sich an Kindheitserinnerungen. Sie hing an Ma­minas Schürzenbaud. Lagorio ließ sie auf sei­nen Knien reiten. Diese Zeit kehrte nie wieder. Und an die Zukunft wagte sie nicht zu denken. Gegen acht kam Julien und drückt« seine nach Alkohol duftenden Lippen auf ihre Stirn. Neben dem Bett standen Alfted und Irma mit gespann­ten Mienen. »Wie geht es dir?" fragte Julien. Ich habe mich den ganzen Nachmittag nicht gerührt", erwiderte sie, ihre Mutter beobachtend. Mir ist wohl." Sie sagte die Wahrheit. Ihr war wirllich Wohler. Als sie zu Boden stürzte, hatte sie das Gefühl, als platze ihr der Kopf. Und beim Er­wachen durchströmte sie unfaßliches Wohlbchagen. Die Geräusche summten wie Gesang in ihrem Ohr. Sie spürte nicht mehr das Brennen in ihrer Brust, nicht mehr den Wundschmerz monatelanger Bewegungslosigkeit im Rücken. Nur das Herz tat ihr noch weh. Für dieses Leid gab.eS keine Heilung. Sie verbrachte eine ziemlich ruhige Nacht. Sie hustete, spuckte, drehte sich von einer Seite auf di« andere und sah zum Sternenhimmel aus. Sie atmete unbeschwert und konnte ihren Träu­men nachzuhängen. Ihr schien, als gehörten ihre Gedanken, jede einzelne Regung ihres Körpers zwei verschiedenen Wesen an, als wären jetzt zwei Helenen in ihr vereint. Die eine war noch im Banne der Krankheit, die andere war feder­leicht und bereit, sich davonzumachen. Wie in jeder Nacht hörte sie die Uhr schlagen, hörte sie die tiefen Atemzüge der schlafenden Pflegerin, da» Schnarchen Juliens. Mer bald würde ein neuer Lebensabschnitt beginnen, im Kreise ihrer wahren Freunde, vereint mit Efienne. Sie sah den Morgen dämmern, hörte die
ersten Geräusche der Straße. Ein schöner Tag brach an. Sie hätte nicht sagen können, welcher, so ähnlich einander waren bisher di« Tage ge­wesen. Sie öffnete den Mund, um die Morgen« frische zu atmen, um sie zu schlürfen wie einen Labetrunk. Julien hörte beim Aufftehen ihr Röcheln. Kaum angezogen, stürzte er in ihr Znmmer. He­lene lag quer auf der Matratze, der Kopf hing hinunter, die Arme waren steif. Er hob sie auf, legte sie richtig und deckte sie zu. Dann weckt« er die schlafende Pflegerin. Was machen Sie eigentlich? Warum küm­mern sie sich nicht um die Kranke?" Julien wußte nicht, wo er helfen sollte. Er gab ihr zu trinken. Sie nahm nicht». Natürlich hätte sie eine Spritze bekommen müssen. Wer es war ausgeschlossen, daß der Arzt sich so früh herbemühte.- «Türe zu", kommandierte er.Ich will nicht, daß meine Frau e» hört." Endlich, gegen neun, kam der Arzt und machte eine Einspritzung. Helene stöhnte. Man ließ die Jalousien hinab, und sie kämpfte nun in einem Halbdunkel, daS dem einer Kapelle glich. Julien stand, mit gefurchter Sttrn, mit zu­sammengepreßten Zähnen, zum Eingreifen berett, am Kopfende des BetteS. Wer es war nichts zu tun. Nur noch zu warten. W und zu beugte er sich äiber di« Kleine und murmelte ihren Name«. Sie drehte den Kopf zur Wand. Sie erkannte niemand mehr. Schlaff, die Sttrn in den Händen, saß Irma in einem Sessel und weint«. Wenn sie den Blick zu ihrer Tochter hin- überzwang, sah sie das Gesicht als gelben Fleck. ES wirkte, auf dem weißen Kiffen, wie eine ver­trocknete Blume. Sie sah auch die eckigen Um­risse eine» sich bewegenden Körpers. Sie hörte llagendes Seufzen; jeder Seufzer klang wie eine flehentlich« Bitte. Sie atmete Krankenhauslust und fiebrige Ausdünstungen. Am liebsten wäre
Langwierige Prozedur im FiinferausschuB Genf  . Der vom Rate mit der Prüfimg de» italienisch.adrssinifchen Konflittes betraute Fün- fer-AuSschuß trat am Montag vormittags und nachmittags zusammen. Er beschloß die Einsetzung eines Unterausschusses, der die Doku­mente prüfen soll, die von der abessinischen und von der italienischen   Regierung»orgelegt wurden. Außerdem wird mitgrteilt, daß ein juri­stischer Sonderausschuß die Frage prüfen soll, ob es mit den internationalen Ber- bindlichkeiten und dem Lölkerbundpatt vereinbar fei, daß sich in einem unabhängigen Mitglieds­staate ein« fremde Arme« befinde. ES scheint, daß sich der Ausschuß den 2 r a k alS Beispiel nehme» wird.
Rücktrittsabsichten Lansburys London.(Reuter.) Die Aufmerksamkeit der politischen Oeffentlichkeit konzentriert sich auf die bemerkenswerte Erklärung, di« der Führer der Opposition und Mitglied der Arbeiterpartei, LanSbury  , der Presse gegenüber abgab. In seiner Erklärung über die Geltendmachung von Sanktionen im italienisch-abessinischen Streiffall verwies LanSbury   darauf, daß seine Stellung auf dem Kongreß der Gewerkschastsorganisationen in der Vorwoche schwierig war. Auf diesem Kon­greß nämlich verdolmetschte er die Auffassung der Arbeiterpartei zugunsten der Sanktionen, während er persönlich gegen jedwede An­wendung bewaffneter Macht- sei eS nun durch den Völkerbund oder durch die einzelnen Staaken   sei. Er erklärte schließlich, daß er bereit sei, von seinem Amt zurückzutreten und ein loyales Mitglied der Arbeiterpartei bleiben zu wollen.
UngarbcherGewerkschaftt- kongreß eröffnet Budapest  . Sonntag begann in Budapest   der diesjährige Kongreß der Ungarischen   sozialdemo- kratischcn Gewerkschaften, an dem auch zahlreich« ausländische Delegierte teilnehmen. Der Kongreß wurde durch einen Vortrag des Direktors de- Jnternationalen Gewerkschaftsbundes I o u« h a u x über die gewerkschaftliche Freiheit er­öffnet. Als weiterer Redner ergriff der Vizedirek­tor des Jnternattonalen Arbeitsamtes in Gens Staad das Wort, der die Aufgabe des Arbeits­amtes erörterte. Es sprachen Wetters die Vertreter der aus­ländischen Gewerkschaften, darunter Wgeordneter Genosse Schäfer für die tschechoflowakischen Gewerkschaften.
Jüdische Zeitungen verboten I Berlin  . Der Präsident der Reichspresse­kammer hat das öffentliche Anbieten und den Verkauf von Zeitungen und Zeitschriften, die sich ganz oder zum Teil, sei es dem Titel oder dem Inhalte nach an die jüdische Bevöllerung richten, verboten. Diese Anordnung tritt mit 1. Oktober d. I. in Kraft.
sie geflohen, doch sie konnte sich nicht rühren. Der Gedanke an den Tob beherrschte sie und machte sie willenlos. Sie tat das einzige, wessen sie noch fähig war: sie schluchzte und sprach den Namen ihrer Tochter unaufhörlich vor sich hin. Es Ningelle. Draußen wurde geflüstert. Im ebenfalls verdunkelten Eßzimmer standen Papa Adam..der große Felix, Alfred und Char­lier und wischten sich die Stirn. Von Zeit zu Zeit faßte sich einer das Herz, ins Sterbezimmer zu rieten, doch er ging schnell wieder hinaus, setzte sich und schwieg. Nach langen Stunden, in denen Sttlle und verzweifelte Geschäftigkeit einander ablösten, brach der Abend an. Die Männer aßen ein paar Bissen. Irma verharrt« unbeweglich in der glei­chen Haltung und konnte keinen Blick vom Bett abwenden. Als Berthe zur gewohnten Stunde erschien, bat sie Julien: Bring sie hinaus und zwinge sie, etwas zu essen. Vielleicht hört sie auf dich." Komm", sagt« Berthe sanft. Sie half Irma aus dem Sessel und führte sie ins Schlafzimmer. Sie setzten sich aufs Bett, und die PortierSftau bediente sie. Irma nahm ein belegtes Brötchen. Sie lauschte, während sie «S verspeist«. Auf jeden Bissen fielen ihre Tränen. Noch hörte man daS Röcheln ihres Kindes. Al» sie aufgegeffen hatte, nahm sie Berthes Hand und rührte sich nicht mehr. Nach einer Weil« angstvollen Wartens öffnete sich die Tür, und eine dunlle Gestalt trat über die Schwelle. Julien!" Mit einer Stimme, die die Sttlle de» Raums ausfüllte, obwohl er sich bemühte, sie zu dämpfen, sagte er: Deine Kleine hat ausgeliüen." (Fortsetzung folgt.)'