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DlenStag, 17. SeHentlief 1935
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Sozialistische Jugend an der Arbeit
Der Verbandsvorstand des Sozialistischen Jugendverbandes hatte am 14. und 16. Septemder in Höflitz bei Niemes eine Sitzung, in der die wichtigsten Gegenwartsprobleme der Sozialistischen Jugendbewegung erörtert wurden. Zunächst nahm die Sitzung einen Bericht des Verbandsobmannes Kern über den Kongreß der Sozialistischen Jugendinternationale entgegen. Die Beschlüsse des Kongresses fanden die Zustimmung des Verbandsvorstandes, ebenso wurde die Stellungnahme des Verbandsvorsitzenden auf dem Kongreß gebilligt. Die Sitzung beschäftigte sich auch mit der Durchführung der auf dem Kongreß gefaßten Beschlüsse. Sodann nahm die Sitzung des Verbandsvorstandes zu innerenOrganisationsfragen und zu der von den Kommuni st en betriebenen Einheitsfront-Taktik Steilung. Er gelangte zu einstimmigen Beschlüssen, die auf dem Bestreben beruhen, vor allem die Einheit und Geschlossenheit der sozialistischen Bewegung zu bewahren. Die gefaßten Beschlüsse werden in der nächsten Zeit verwirklicht werden, worauf der Oeffentlichkest eine genaue Darstellung der Einheitsbestrebungen gegeben werden wird. Die organisatorische LagedeS Sozialistischen Jugendverbandes, über die der Verbandssekretär Geißler berichtete, hat sich im Laufe der letzten Monate erheblich gebessert, vor allem ist diese Besserung auf finanziellem Gebiet festzustellen. Auch die Zahl der Organisationen wurde vergrößert. Der sozialistische Wettbewerb, der von den einzelnen Kreisorganisationen durchgeführt wurde, endete mit einem großen Mitgliederzuwachs. Einen großen Raum nahmen die Vorbereitungsarbeiten für den zu Pfingsten 1938 in Bo denbach stattfindenden Reichsjugendtag in Anspruch, durch den die im„Jahre der Kameradschaft" geleistete pädagogische, soziale und politische Arbeit des Jugendverbandes zur Kenntnis der breitesten Oefsentlichkeit gebracht werden soll. Die Kreis-Zeltlager, die heuer im Rahmen des Jahres der Kameradschaft abgehalten wurden, werden im nächsten Jahr wegen ihres außerordentlich erfreulichen Ergebnisses wiederholt werden. Ueber die soziale Arbeit des Sozialistischen JugendverbandeS berichteten die Genossen Neu« wirth und W a n k a. Es wurde-beschlossen, eine größere sozialpolitische Aktion, gestützt auf die Beschlüsse der sozialistischen Parteien, durch- zufüihren und hiezu das Einvernehmen mit den Jugendverbänden der dem sozialistischen Block an- geschlossenen Parteien herzustellen. Nach Beendigung der Sitzung besuchte der Verbandsvorstand das Gerl- Kreiszeltlager der nordböhmischen Kreisorganisation in Plauschnitz. Dieses Kreiszeltlager ist das letzte im Rahmen des Jahres der Kameradschaft. In einer Schluhfeier, an der alle Lagerinsassen teilnahmcn, wurden die in diesem Jahre errungenen Leistungen von dem Kreisvertrauensmann für Nordböhmen , dem Genossen Heinrich W e i S b a ch und dem Genossen Kern gewürdigt, der zugleich der gesamten Mitgliedschaft anläßlich dieses Abschlusses der Zelt-
Aktion den Dank des Verbandsvorstandes aussprach.,— Mr die Lagerteilnehmer sprach Genosse E n g e l. Er dankte dem Verbandsvorstand und der Kreisleitung für die Organisierung der Aktionen im Jahre der Kameradschaft, die vielen Hunderten jungen Menschen Hilfe, Freude und Erholung brachten. Die Lagerteilnehmer verabschiedeten sich in herzlichster Weise vom Verbandsvorstand.
kin volkssemelnschaftlicher Dolchstoß Die Henleinpartei verzichtet auf den deutschen Sender Seit langer Zeit find die deutschen Regierungsparteien bemüht, dem Wunsche der deutschen Radiohörer der Tschechoslowakei nach einem deutschen Sender Geltung zu verschaffen. Man sollte nun annehmen, daß die Henleinpartei, die
Labour im Kampf Klare sozialistische Politik G. R. S h e p h e r d, Leiter der Werbung für die britische Arbeiter-Partei, berichtete in einer Versammlung seiner Mitarbeiter, daß bereits 620 Kandidaten für die Unterhausneuwahl aufgestellt sind; die Rckordzahl von 689 Labour- kandidaten bei der vorigen Wahl wird noch überschritten werden. Das Angebot einer Wahlgemeinschaft mit Lloyd George und seinen Liberalen lehnte Shepherd ab. ES käme der Arbeiterpartei nicht wie Lloyd George nur auf einen Regierungswechsel an, sondern auf die Erreichung einer starken Mehrheit zur Durchführung des sozialistischenProgramms. Die Arbeiterpartei hätte kein Interesse an einer Stärkung der liberalen Fraktion, die den Zusammenbruch von 1931 verschuldet habe. Die Wahlbewegung müsse ausgenutzt werden, um die Massen der Sympathisierenden in die Partei zu bekommen und für den Kampf zu organisieren. Auf politisches Schachspiel wird sich die Labour Party nicht einlassen. Alle ihre Redner haben die sozia listischen Forderungen als unverwischbare Hauptsache erkennen zu lassen.
Der Scheinerfolg des Parteitages In der Pariser„Republique" zeigt Pierre Brossolette , daß hinter der Kulisse des Nürnberger Parteitages sich die Unsicherheit der Negierenden in Deutschland nur schlecht verbirgt: »Wenn die Kraft eines Regimes sich an der Große seiner Kongresse erweisen würde, an dem Zustrom von Menschen, an der Begeisterung der Demonstranten, dann könnte der Nazismus heute als stärker denn je bezeichnet werden. Denn der heutige Kongreß übertrifft an Glanz noch den des Vorjahres. Aber wenn das Bild auch durch die theatralischen Dekorationen geschaffen werden kann, so wird der Geist zweifellos noch stärker durch die Erklärungen von Rudolf Heß und
Qrenzseschlchte Im Goebbels Blätterwald sind Grenzgeschichten besonders gefragt. Immer wieder macht die Nazipresse darauf aufmerksam, daß literarisch mehr für den Anschluß des Germanentums jenseits der Grenzen zu tun fei. Also her mit entsprechenden Geschichten, in denen Kriegsstimmung für das größere Dritte Reich geweckt werden soll. Diese nationalistischen Pistolen sind alle über den gleichen Leisten gezogen. Hier folgt eine, die jüngst in der„Deutschen Allgemeinen Zeitung" stand und durch eine Reihe Ilaziblätter ging. Ueber- schrieben:„Die Grenze", nämlich die böhmisch-deutsche, vor der der kleine sudetendeutsche Franzl steht. Hinüber möchte er, in die Reichshauptstadt pilgern. Teutonisches Heimweh treibt den Elfjährigen. Aber der deutsche Grenzer darf ihn ja so ohne Ausweis nicht hinüber lassen und Franzl muß umdrehen. Der Beamte jedoch— „Der Beamte blickt der kleinen Gestalt mit den schmalen, zuckenden Schultern nach und spürt das Elend dieser Grenze wie niemals während seiner langen Dienstzeit". Jenseits indessen stapft der Franzl dahin. „Wie unter einer viel zu schweren Last setzt er Fuß vor Fuß." Schmerzen haben deutsche Elfjährige in Böhmen I Was aber denkt der Franzl so Fuß vor Fuß? „Er denkt an die kleine Fahne in den Farben des Reiches, die er zu Hause verstohlen und heimlich unter dem Kopfkissen seines Bettes aufbewahrt. Er denkt daran, daß er vor wenigen Tagen vier Stunden nachptzen mußte, weil er in der Schule, während der Turnstunde, das Lied der Deutschen vor sich hingesummt hatte," Wenn da im lesenden Hitlerjungen nicht der Wille wächst, den böhmischen Franzl durch einen frisch-fröhlichen Krieg zu befreien!— Ewig schade, daß der Grenzer den Buben nicht hinüber
ließ; wir können der DAZ erzählen, wie die Sache Weiterverkäufen wäre. So nämlich: Der Franzl ist ein aufgeweckter Bub und je weiter er ins Dritte Reich vordringt, desto unbehaglicher fällt ihm auf, wie still und sonderbar die Bewohner sind. ,LLie gehts Euch?" fragt der Bub wie im Märchen, wo die Fragerei ja auch immer so bequem und einfach verläuft.„Wie gehts Euch, liebe Landsleute?" „Gut gehts uns! Ausgezeichnet, hahaha... Bei uns Blutapfelsine!" Und wieder wie im Märchen feixen und grinsen die Leute so stumm und mit viereckigen Gesichtern. „Warum dreht Ihr Euch denn immer um, wenn Ihr einander zuflüstert?!" »Lahaha, guckt Euch das Bürschlein an! Wo kommt so was her? Ist wohl vom Monde gefallen? Oder der Vater bei der Gestapo , wie?!" Da findet der Franzl nicht hinein und nicht hinaus. Bekümmert und nachdenklich, wie Elfjährige in braunen Grenzgeschichten nun mal sind, setzt er nordwärts Fuß vor Fuß. — Kommen müd und abgerissen zwei Burschen daher, pfeifen ein böhmisches Lied. Der Franzl spricht sie an. „Wo willst Du denn hin?" fragen die beiden den blassen Jungen.„Ins Hitlerdeutsche? Da komemn wir grad her. So schön warS, daß wirs nicht mehr aushielten. Bor einem halben Jahr sind wir über die Grenze desertiert. Jetzt Schluß! Lieber daheim im Gefängnis. Hast Du Tropf noch nie gelesen, wieviel böhmische Deserteure fortgesetzt zurückkommen, um sich zu stellen?!" Entschlossen hauen die beiden gegen Süden ab. Franzl muh sich auf einen Meilenstein setzen, so benommen ist er von dem Gehörten. Kaum ein Stündchen sitzt er, da tippelt eine Kolonne verstaubter Männer heran. Von weitem schon erkennt der Bub ihren Egerländer Dialekt und fragt sie» woher und wohin. Die Kolonne lächelt den
immer vorgibt» die wahre Interessenvertreterin des Deutschtums in der Tschechoslowakei zu sein, das Verlangen nach einem deutschen Sender ebenfalls zu ihrer Forderung machen würde. Statt dessen trat das Gegenteil ein. In der letzten Monatsversmnmlung der Ortsgruppe Komotau der Sudetendeutschen Partei erklärte nach dem Berichte des Komotauer gleich- geschalteten„Deutschen Volksblattes" vom 14. September der Abgeordnete Liebl„unter allgemeiner Zustimmung, daß wir auf den neuen deutschenSender verzichte n". So wahrt also die Henleinpartei eine berechtigte Forderung des Deutschtums! Die tschechischen Chauvinisten und Deutschenhasser werden sich nicht wenig über diese Schützenhilfe der Patentdeutschen freuen. Wir wollen die- nur festhalten, damit man weiß, wer gegen den deut schen Sender ist. Den Komotauer Anhängern Henleins glauben wir allerdings ohne weiteres, daß sie die Sender Hitlerdeutschlands, die man ihnen jetzt errichtet hat, mit ihrer Nazipropaganda lieber hören als einen deutschen Sender der Tschechoslowakei , der keine Lobreden auf Hit ler bringen würde.
den Kanzler selbst gezeigt. Selten ist die Gewalt gegen Rußland und Frankreich stärker vorgestoßen als auf dem„Kongreß der Freiheit". Selten hat sich die Kraft offener enthüllt.„Die jüdischen Bolschewisten von Moskau haben der Welt einen Krieg erklärt", schrie der Führer und Rudolf Heß sprach von Zeiten, wo die Trikolore über dem Rhein wehte, wo die Neger die deutschen Frauen vergewaltigten. All dieses, damit der Kanzler schließen konnte: Wehe den Schwachen!— Selten ist eine Opposition mit einem gleichen Haß verurteilt worden. Ein Durcheinander von marxisti schen Juden, parlamentarischer Demokratie und bürgerlich-reaktionärer Dimunheit wurde von dem Führer niedergedonnert. Ein solches Verhalten zeigt zweifellos mehr Angst als Entschlossenheit. Wenn die Einigkeit, die so oft von den Führern Deutschlands als wahrhaft bestehend angezeigt wurde, wenn die moralische Lage des Reiches im Ausland wirklich ko befestigt wäre, wie man in Berlin beteuert, so hätten der Kanzler und Rudolf Heß zweifellos weniger nötig, mit Donner zu agitieren.— In Königsberg hat der Doktor Schacht Vernunft und Mäßigung gepredigt. In Nürnberg haben Hitler und Heß zu den radikalsten Thesen der Extremisten der Partei gehalten. Wie wird in dieser Konfusion die wirkliche Politik des Reiches aussehen?'Das mindeste, was man sagen kann, ist, daß die Erinnerung auf die blutigen Tage des Juni 1934 durch die gewaltigen und wirren Schimpfreden von Nürnberg wachgerufen wird. Viele Opfer scheinen noch den ungewissen Weg des Nationalsozialismus pflastern zu müssen." kumAnlen Im Kat Polen wiedergewählt Genf . Die Völkerbundversammlung hat mit 42 Stimmen Polen , mit 60 Rumänien , das an die Stelle der Tschechoflowakei getreten ist, und mit 46 Stimmen Ecuador , das an Stelle Mexikos getreten ist, mft einem Mandat von drei Jahren als Mitglieder in den Rat bestimmt.
Knaben grimmig an.„Wir haben Henlein gewählt und waren feine Trabanten, weil dafür drüben in Deutschland Arbeit versprochen wurde!" Gähnend, zum Gehen gewendet, den Knaben bei der Hand nehmend:„Wenn wir in 24 Stunden nicht jenseits der Grenze sind, dreschen sie uns rüber, haben Hitlers Gendarmen gesagt! Hast Du davon nie gehört und nie gelesen, Du Starmatz?!"— Und über ein Kleines landet der Bub wieder in seiner heimischen Gemarkung, betroffen und verschiedener Illusionen ledig. Die DAZ wird zugeben, daß wir uns kurz gefaßt haben. Wir hätten den Franzl einige Kapitel Schutzhaftmarter und KI, einige Schlachten gegen Katholiken, Stahlhelmer, Demokraten, Marxisten, Freimaurer und Juden, kurz einiges von der neuen deutschen Volksgemeinschaft handgreiflich erleben lassen können. Statt dessen eilen wir diszipliniert zum Schluß der Grenzgeschichte: „Da steigt er auf in ihm, da fühlt er alles Leid des Fremdseins, der Verlassenheit, des ewig nicht HeimkommenS, und er schlägt die Hände vor daS Gesicht und schluchzt:„Und ich bin o a Deutscher,— ich bin doch o a Deutscher !" Hätte der strebsame Dichter jedoch gewagt, den Buben ein Stück ins heutige Deutschland pilgen zu lassen, so hätte der am Ende genau dieselben Worte geschluchzt, aber diesmal vor Scham und Entsetzen— vor Scham über die Zustände in diesem Volke. Wobei man ihn trösten könnte:„Ist ja nicht so schlimm, Franzl, daß Du ein Deutscher bist; nicht alle 80 Millionen sind Bestien^ Wird ja mal wieder anders, dann wird wieder Freundschaft sein über die Grenzen hinweg und Dein Autor darf Dich nach Deutschland hinein und alles sehen lassen, wie es ist, ohne daß Du vor Schreck stumm wirst und er im KZ erschlagen wird!" Max Baldauf.
Der„Venkov“ und die Not an Kunstfett Der„Venkov" hat eine Entdeckung gemacht: es gibt keine Not an Margarine und Kunstfetti Das„Geschrei" von der Fettnot, die» wie wir wissen, schon da ist und katastrophale Formen annehmen wird, wenn die Regierung nicht rasch und ausgiebig Hilfe schafft, sei nichts anderes als eine„Spekulation der Margarine- fabrikanten gegen die Landwirte— ein Angriff gegen die Regierung". Das ist der in großen Lettern aufgemachte Titel des Dr. Kahanek in der letzten Sonntagsnummer des„Venkov".„Die Margarinefabrikanten mißbrauchen das Vertrauen der Oefsentlichkeit", behauptet Dr. Kahanek„im Bewußtsein vollster Verantwortung". Nachdem wir zu jenen gehören, die zuerst mit dem«Geschrei" begannen, sehen wir uns veranlaßt, den Irrtum des Dr. Kahanek— und wir wollen annehmen, daß es sich nur um einen solchen handelt und nicht um böse Absicht— richtig- zustellen. Wenn er seine Ansicht auf die an und für sich richtigen Ziffern in seinem Artikel basiert, so muß er folgendes zur Kenntnis nehmen: Tatsächlich haben die größeren Fabriken per Ende Juni annähernd die Hälfte des Jahreskontingents verbraucht und so bleibt also für den zweiten Teil des Jahres so ziemlich die gleiche Menge zur Verteilung übrig. Aber— die- ist dem Dr. Kahanek sicherlich unbekannt— der Frttbedarf in der zweiten Hälfte des Kalenderjahres ist immer um 80 dis 100 Prozent g r ö ß e r als in der ersten Hälfte des Jahres. Wenn also ziffernmäßig nur das halbe Kontingent erschöpft erscheint, so bedeutet dies tatsächlich, daß die zweite Hälfte des Kontingents nurfürdreibisvier Monatereich t, daß es also in den letzten zwei bis drei Monaten gar kein Kunstfett mehr geben wird. Dazu kommt weiters, daß in den ersten Monaten des heurigen Jahres in den Verkaufsläden noch Vorräte aus größeren Einkäufen des vorjährigen Kontingents vorhanden waren, die natürlich schon längst erschöpft sind. Diese Ziffern beweisen also gar nichts. Viel besser wäre es für Herrn Dr. Kahanek, wenn er sich die Mühe nebmen wollte, in den Läden der Kaufleute und in den Warenabgabestellen der Konsumgenossenschaften Nachschau zu halten. Ec würde finden, daßheute schon Mangel besteht, der natürlich je später'desto größer wird. Jirsbesonders würde er feststellen, daß gerade die von den ärmeren Verbrauchern am meisten verlangten billig st en Fettstoffe beinahe völlig verschwunden sind. Bestimmt ist eS zumindest sehr ündelikat von Herrn Dr. Kahanek, daß er in der Frage der Einschränkung der Margarineproduktion, die die deutsche Verbraucherschaft gleich schwer trifft wie die tschechische, nationale Verhetzung betreiben will. Er möge zur Kenntnis nehmen, daß die Not an Kunstfetten in den deutschen Gebieten genau so grotzist wie in den tschechischen Industriegebieten. Dazu kommt noch, daß seit jeher die deutschen Gebiete absolut und relativ die meisten Kunstfette kon- smniexten und man daher sagen kann, daß dieses Gesetz gerade die deutschen Gebiete sehr schwer trifft. Wenn Dr. Kahanek davon spricht, daß es sich bei dieser Frage um nichts anderes, als um einen Angriff gegen die agrarische Planwirtschaft handle, dann müssen wir ihm deutlich sagen, daß wir für eine solche Planwirtschaft, die ausschließlich die ärmsten Verbrauchermassen am schwersten trifft und einer anderen Schichte restlos helfen soll, ablehnen. Dr. Kahanek möge endlich zur Kenntnis nehmen, daß mit dem Margarinegesetz auch den Agrariern nicht geholfen werden kann. Diese Planwirtschaft kann nicht dazu fiihren, d:.ß der Arbeiter und noch weniger der Arbeitslose in die Lage kommt, anstatt der billigen Kunstfette die mehrfach so teuren tierischen Fette und Butter zu kaufen. Im Gegenteil: das Margarinegesetz kann nur zu einer weiteren Verelendung deS ohnehin schon stark eingeschränkten Haushaltes der Verbraucher führen. ES ist ein Optimismus — wir wollen eS nicht anders bezeichnen— anzunehmen, daß dank diesem Margarinegesetz der Butterkonsum steigen wird. Wenn irgendwo ein Vorteil für die Agrarier herauSschaut, dann bestimmt nicht für die kleinen Landwirte und Häusler, die in den letzten Jahren selb st mehr und mehrMarga- rinebutter und Kun st fett konsumierten, was ein Zeichen daftir ist, daß auch diese Kleinbauern auf den Konsum der billigen Ersatzfette angewiesen find. Die Regierimg hat die Pflicht, die ärmsten Verbraucher wenigstens in Form eines entsprechend großen Nachtragskontingents für das heurige Jahr zu schützen. Für das nächste Jahr wünschen wir dann vollkommene Freigabe der Margarineproduktion. F. S.
Strelkgefahr In Amerika Washington . Fieberhaften Bemühungen der Schlichtungsbehörden, die in ständiger telephonischer Verbindung mit Roosevelt standen, gelang es, die Arbeitgeber und Arbeitnehmer der Braunkohlenindustrie in letzter Minute zu bewegen, den bisherigen Arbeitstarif um eine Woche zu verlängern. In der Zwischenzeit hofft man einen für beide Teile zufriedenstellenden neuen Tarif ausarbeiten zu können. Durch diese Zwischenlösung ist der für Montag angesagte Generalstreik zunächst verhindert«