Nr. 221
VsinnStag, 21. SeptemV« 1935
Lette 8
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Henlein will die Inflation
SdP sdilägt Finanzierung ötlcntlMhcr Arbeiten durch Banknotendrnch vor
Eindeutig sozial" so hat dieRundschau" in ihrer letzten Folge die Stellung der Sudeten­deutschen Partei zu den Folgen der Krise und Arbeitslosigkeit, über die jetzt gerade im sozial­politischen Ausschuß des Abgeordnetenhauses ver­handelt wird, bezeichnet. Wie es sich damit wirk­lich verhält lehrt das Rezept der Sudetendeutschen Partei, das nunmehr der Abgeordnete Dr. K ö l l- n e r im Subkomitee des sozialpolitischen Aus­schusses enthüllt hat und das nichts weniger be­deutet, als Inflation, Vermehrung des Papiergeldes mit allen Schrecken, welche die Be­völkerung aus ihren Erfahrungen der ersten Nach­kriegsjahre kennt. In der donnerstägigen Sitzung des sozial­politischen Elfer-Ausschusses stellte nämlich der Abgeordnete Dr. Köllner der SdP den Antrag, die Mittel für die Durchführung öffentlicher Ar­beiten(Investitionen) sollten durch Arbeitsbe­schaffungswechsel beschafft werden. Es ist vor allem interessant, daß die SdP kein anderes Re­zept zur Bekämpfung der Arbeitslosiglest weiß, als einfach die Methoden des Dritten Reiches   zu kopieren. Auch dort sind Arbeitsbeschaffungswechsel zum Zwecke der Finanzierung vor allem von Rüstun­gen emittiert worden und die Summe, auf die sich die Arbeitsbeschaffungswechsel belaufen,' wird gegenwärtig ungefähr 10 Milliarden Mark be­tragen. Diese Wechsel muß natürlich der Staat einlösen, d. h. die Reichsbank muß sie bevorschus­sen und für die Wechsel Reichsbanknoten hergeben. So ähnlich dachte sich die Sache der Herr Dc. Köllner. Nachdem der Genannte im Ausschuß den An­trag gestellt hatte, erhob sich- in Vertretung des abwesenden Finanzministers Obersektionsrat Rudolf und äußerte sich zu dem Antrag fol­gendermaßen: JnvestitionSarbeiten erfordern bei ihrer langfristigen Reproduktion von Kapital einen langfristigen Kredit. Der Wechsel ist aber die Form eines kurzfristigen Kredits. Wenn Wechsel zur Deckung von Jnvestitiouen.verwendet werden, dann kann man als sicher annehmen, daß der Wechsel am Fälligkeitstage nicht bezahlt, sondern durch einen anderen Wechsel ersetzt wird. Die Gewäh­rung eineS solchen Kredits durch die Zettelbank wäre Inflation, es kommt letzten Endes nicht auf die Form, sondern auf das Wesen deS Kredits an. Obersektionsrat Rudolf betonte, daß er diese Erklärung nicht nur im Namen des Finanzmini­steriums sondern auch im Namen der National­bank abgebe. Der Vertreter des Finanzministeriums hat völlig recht, denn irgend jemand müßte die Wech­sel einlösen, das könnte, wenn auch über den Um­weg des Reeskompte-Jnstituts, nur die National­bank sein, die dafür Banknoten ausgeben würde. Es würden also die öffentlichen Arbei­ten durch Vermehrung deS Banknotenumlaufs finanziertiwerden, was zu nichts anderem füh­ren könnte, als zur Entwertung des Geldes, d. h. zu einer Steigerung der Preise. Nun bedenke man, die ganze Bevölkerung seufzt unter der Steigerung der Preise wichtiger Massenbedarfs­artikel und das Rezept der SdP ist es, nundie Preise noch weiter in die Höhe zu treiben, also den Hunger der Bevölkerung noch zu steigern. Gerade die
lohnarbeitenden Klassen würden dadurch am mei­sten leiden, denn sie wären in der Krise nicht stark genug, durch eine Erhöhung der Löhne der Stei­gerung der Preise zu begegnen und so ihr Lebens­niveau zu bewahren. Lange hak uns die SdP eingeredet, sie hätte den Stein der Weisen gefunden und sie allein wisse, wie man Krise und Arbeitslosigkeit erfolg­reich bekämpfe. Rnn kennen wir daS Rezept. ES ist Inflation,
Nentwich und May bleiben in der Partei? Interessantes Dementi In der bürgerlichen Presse tauchten gestern Nachrichten über große Luftmanöver in der Hen- leinpartei auf. Es hieß, daß der Tetschner Abge­ordnete Nentwich mit noch 38 Mitgliedern aus der SdP geflogen sei. Darauf beeilte sich hie Pressestelle Henleins in derReichenberger Zei­ tung  " zu versichern, daß diese Nachrichtaus der Lust gegriffen" war. Auch gut. Von dem Brief des Herrn Nentwich über seine Kollegen May und Dr. Köllner, den wir veröffentlichten, konnte sie das nicht behaupten. W o bleibt das De­menti? Wo bleibt die Berichti­gung? Haben sich die Nentwich und May schon wiederTreue um Treue" geschworen? Wurde derBruch im Charakter" inzwischen ausgebü­gelt? Die Pressestelle der SdP wird um ein Le­benszeichen gebeten. Militärischer Verrat an der bayrischen Grenze Vor dem Strafsenate des Klattauer Kreisgerichtes hatte sich dieser Tage der 2 5jährige Handlungsgehilfe Alois Robl aus Markt- Eisenstein wegen des Verbrechens des Militär­verrates zu verantworten.' Robl bestellte bei ver­schiedenen Buchhändlern Landkarten und Pläne von Städten» in denen sich militärische Garniso­nen befanden, so insbesondere von Reichenberg, Pilsen  , Aussig   a. E Brünn  , usw., und diese ver­kaufte er nebst einem Instruktion s b u ch fürUnteroffiziere an eine fremde Macht. Außerdem wurde auch festgestcllt, daß er wiederholt n achBayern wanderte, wo er sich längere Zeit auf der bayerischen Gendarmerie­station aufhielt. Dort soll er auch die Pläne ver­kauft haben. Schon in der Voruntersuchung erklärte Robl, er sei nicht schuldig, und verteidigte sich damit, daß er die Pläne einem gewissen Jng. I a v u r e k in einem Prager   Kaffeehaus verkauft hätte. Man suchte nach diesem Ingenieur, doch-er war nicht zu finden. Es wurde daher angenommen, daß Robl den Namen bloß erfunden hat. Robl wurde zu vier Jahren schweren und verschärften Kerkers unter gleichzeitigem Verlust des Wahlrechtes verurteilt. Der Verteidi­ger des Angeklagten meldete gegen das Urteil die Berufung und die Nichtigkeitsbeschwerde an, so daß sich auch das Oberste Gericht mit dem Prozeß wird zu beschäftigen haben.
Der erste Ministerrat ErnShrungsaktion verlängert Prag  . Am Freitag fand der erste Minister­rat nach den politischen Ferien statt. Mit Rück­sicht darauf, daß in den Komitees der politischen und der wirtschaftlichen Minister eifrig über drin­gende wirtschaftlichd und finanziell« Fragen ver­handelt wird, wurden vor allem die angehäuften Entwürfe der einzelnen Ressorts erledigt. Dazu gehören insbesondere die Verlängerung des sozialen Abkommens mit Deutschland   über die Sicherung der sozialen und Armenfürsorge für tschechoslowakische Staatsangehörige in Deutschland  , der Vertrag mit Sowjetrußland über den Postpaket­austausch und b*e Abmachung mit Rumänien  über gegenseitige Erleichterungen für die Einfuhr propagandistischer und touristischer Publikationen. Genehmigt wurde u. a. di« Verlängerung der Wirksamkeit des Syndikates für Viehverwer­tung bis Ende des Jahres 1933. Bewilligt wurden die«forderlichen Mittel zur FortsetzungderftaatlicheuEr- nöbrungsaktion für Arbeitslose und Kurz­arbeit« und zur Milchaktiou für di« Kinder arbeitslos« und beschränkt arbeitender Familien­ernährer sowie zur Brotzuteilung für Arbeitslose in besonders schw« betroffenen Bezirk«.
Volksbildung, wie sie nicht sein soll Aus Reichenberger Volksbildungskreisen wird uns geschrieben: Der Reichenberger Stadtbildungsausschuß veranstaltete Ende August in Verbindung mit dem Verband für Heimatforschung und Hcimatbildung und anderen Körperschaften in Reichenberg eine Sommerhochschulwoche. Der Veranstaltung lag das Thema.Landeskunde und Heimatforschung der Sudetenländer" zugrunde, das in mehr als zwei Dutzend Borträgen behandelt wurde. Jeder aufmerksame Zuhörer mußte aber feststellen, daß die Sommerhochschulwoche di« in sie gesetzte Er­wartung nicht erfüllt hat. Der wesentliche Mangel der Tagung war, daß sie jede Lei­tung vermissen ließ und sehr schlecht organisiert war. Die Vorträge hatten mstein- ander gar keine Verbindung und endeten durch­wegs ohne Aussprache, die ja vielfach erst den Ge­winn einer solchen Tagung mit sich bringt. Manche von ihnen waren auch inhaltlich außer­ordentlich schwach, sie kamen vielfach über Ge­meinplätze nicht hinaus. Wenn z. B. Herr Dr. Oberdörfer, der den Vortrag Wer das«Ge­meindegedenkbuch" hielt, im wesentlichen nur auf das Buch des Oberlehrers Blau verwies und er­klärte, daß er dem nichts hinzuzufügen habe, so ist damit der Bildungswert eines solchen Vortra­ges schon genügend gekennzeichnet. Einzeln« Bor­träge brachten einen Stoff, der in den Lehrbüchern der Bürgerschulen enthglftn" ist. Vielfach ent»
Vermehrung des Bankudtennmlaufes, Entwer­tung des Geldes, Steigerung der Preise, Ver­mehrung des Elends. Eine solche Wirtschafts- und Finanzpolitik wäre nur im Interesse der Besitzer von S ach werten, von Grundstücken, Häusern- Fabriken, größeren Warenvorräten, deren Preise steigen würden. Die breiten Massen der Bevöl­kerung hätten aber die Kosten zu bezahlen. Die SdP hat sich damit als eine reaktionäre Partei enthüllt, die die Interessen der besitzenden Klassen vertritt. Es wird die Aufgabe der Sozial­demokratie, aller unserer Vertrauensmänner und Anhänger sein, die sudetendeutsche Bevölkerung darüber zu belehren, daß die Sudetendeutsche Partei   kapitalistische Interessen verficht und der Staatsfeind Nummer 1 des sudetendeutschen   Vol­kes ist.
hielten sich die Vortragenden z. B. bei den Themen «Rasse und Familie" der Stellungnahme, was das Gefiihl aufkommen ließ, daß hier entweder eine starke Unsicherheit vorhanden ist oder daß man seine eigene Grundeinstellung nicht bekennen will. Die Vorträge wurden durchwegs nur ge­lesen und dazu vielfach recht schnell, so daß ihr Bildungswert auch dort, wo der Inhalt noch ein gewifles Interesse rechtfertigte, außerordentlich gering war. Zusammenfassend kann gesagt werden, daß di« diesjährige Reichenberger Sommerhochschul- wochc, die nach dem Programm einem barock­überladenen Stadthause, in der Durchführung aber einem Blick in seinen verwahrlosten Hof glich, nicht geeignet war, für ähnliche Veranstal­tungen werbend zu wirken und daß sie insbeson­dere nicht den Anspruch auf die Führung in Volks- bildungsftagen, der oft von gewissenReichenberge: Kreisen ausgeht, rechtfertigt. Wieso es der»Ver­ein für Geschichte der Deutschen in Böhmen  ", der immerhin einen gewissen Ruf besitzt, verantworten kann, als Mitveranstalter zu zeichnen, mag die­ser, ebenso wie die Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte  , mit sich selbst ausmachen. Eingeständnis des SdP-Bankrotts. Vor der Wahl machten die Henleinianer im ganzen Lande ein fürchterliches Geschrei, daß die deutschen   So­zialdemokraten mit ihren 21 Abgeordneten die Not der sudetendeutschen   Bevölkerung nicht beseitigt haben. Nun haben sie 45 Abgeordnete im Parlament und es müßte nach dm gegebenen Ver­sprechungen mit der Beseitigung des Elends in den deutschen   Gebieten eigentlich flott voowärtsgehen» Aber der Millionär» Ziegeleibesit­zer und Standesgruppenführer derH^nlcin- arbeiter in Znaim  , Herr Dr. Iilly, er­klärte in einer Versammlung dortselbst: Niemand ist imstande, die Not zu bändigen» niemand kann sie über Nacht beseitigen." Ein werwolleS Eingeständnis des begangenen Volksbetruges der Henleinparteil Rote Jugend marschiert im Adlergebirge  . In Kronstadt im Adlergebirge  , wenige Schritte von der Grenze des Dritten Reiches   entfernt, mar­schierte Sonntag, den 15. September die Sozia­listische Jugend des Bezirkes Grulich  . Es war das erstemal, daß die Arbeiterjugend in jenem Ge­biete demonstrierte, denn bisher war den Men­schen in Kronstadt und Umgebung die Soziali­stische Jugend etwas Fremdes, Niegesehenes ge­wesen. Um so mehr erstaunten die Bewohner, als sie so viele Burschen und Mädels in ihrer Ein­heitskleidung aufmarschieren sahen. An der Kund­gebung nahm auch die Arbeiterschaft des Ortes in stattlicher Anzahl teil. Genosse Schäfer sprach im Namen des Parteivorstandes<und gab seiner Freude Ausdruck, daß es nun auch in die­sem Elendsgebiete gelungen ist, die Fahne der Sozialistischen Jugend aufzupflanzen-. Es kamen dann noch die Genossen Schön aus Sternberg  (vom Kreis der S. I.) und S t y r a n d(von der Bezirkspartei Braunau  ) zu Worte Herr Wen» Dolejal in zweierlei Gestalt. In Znaim   ist ein Henlein-Journalist dieses Namens tätig, der bei der letzten Wahlbewegung nicht weni­ger als drei Flugblätter gegen die deutschen   Sozial­demokraten verfaßte. Sie waren allerdings in einem Deutsch gehalten, das den angegriffenen Marxisten wochenlang Stoff zu ungetrübter Heiter­keit lieferte. Die Sprachkenntniffe des Herrn Wen­zel DoleZal haben dadurch nicht gewonnen, daß er seinen Vornamen in ein neugermanisches W e n o umtaufte. Nun aber zirkuliert in Znaim   eine Pho­tographie, die Her« Wen» Dolejal mit einem DTJ- Abzeichen im Knopfloch zeigt. So war dieser»Vor­kämpfer" des südmährischen Deutschtums vor nicht langer Zeit noch Mitglied einer tschechischen und noch dazu marxistischen Turner-Organi­sation. O Wenol Dr. Engliö referiert im Sparausschntz. Der Ausschuß der parlamentarischen Sparkommission befaßte sich am Freitag hauptsächlich mit den Fragen, die in der letzten Zeit Gegenstand des lebhaften Interesses der gesamten Oesfentlichkeit sind. Der Ausschuß hörte auch ein Referat des Gouverneurs der Nationalbank Dr. Englis an und nahm seine Ansichten über die Lage der Pro­duktion und des Exportes, über das. Preisniveau, die Staatsfinanzen und Währuitgsfragen zur Kenntnis.
Vier Arbeiterinnen verbrannt Drei weitere schwer verletzt Paris  . In einer Radiofabrik in Pari- brach am Freiwg nachmittags ein Brand aus, der sich mit großer Schnelligkeit weiter ausbrritete. Bier Arbeiterinnm kamen in den Flamme« um, drei weitere konnten mit lebensgefährlich« Verletzungen geborgen werden; ihr Zustand ist hoffnungslos. Zahlreiche Leichwerletzte konnten nach Anlegung von Row«>ldrn nach Hause ge­schickt werde». Die Feuerwehr ist noch mit de« Löscharbeiten beschäftigt.
Regierungsrücktritt in Spanien  Madrid  . Ministerpräsident Lerroux   hat dem Staatspräsidenten den Rücktritt des gesam­ten Kabinetts angezeigt. Freitag nachmittag haben die Besprechungen des Staatspräsidmten mit den Parteiführer be­gonnen. Die ursprünglich beabsichtigte rein ver­waltungsmäßige ministerielle Neuorganisation der Regierung hat sich zu einer politischen Krise aus­gewachsen Die Ursache liegt in dem Rücktritt des Marine- und des Landwirtschaftsministers, die beide der Agrarpartei angehören und in der Stel­lungnahme dieser Partei, die laut Erklärung ihres Führers Martinez de Balesro einem neuen per­sonell red«zi«te» Kabinett keinen Vertreter zu­teilen will. Es besteht jedoch die Ansicht in Regie­rungskreisen, daß rin« neue Regierung eine ähn­liche Zusammensetzung aufweisen wird wie die bisherige.
Kongreß der sozialistischen  Partei in Frankreich  Paris  . Die sozialistische Partei beruft für dm 28. und 29. September nach LimogeS  einm außerordentlichen Partei­kongreß, der fast ausschließlich landwi<1» schaftlichen Frag« gewidmet sein wird.
Gefahr einer Militärdiktatur In Japan  ? Tokio  . Ministerpräsident Okada hat die ent­schiedene Forderung des Kriegsministers, eine neue Regierungserklärung als Proklamation wahrer Nationalpolitik abzugeben, abgelehnt. Die gesamte Presse stellt eine ernsteSpannung zwischen dem Kabinett und dem Militär fest, deren Folgen nicht abzusehm seien. Gouverneur von Kreta  bewaffnet die Monarchisten Athen  . Infolge des sich immer mehr zu­spitzenden Gegensätze zwischen Republikaners! und Monarchisten in Kreta   ist nach einer Meldung des dortigen Gouverneurs die ganze Insel in höchster Erregung. Der Ausbruch von Unruhen sei wahr­scheinlich. Der Gouverneur schlägt daher vor, den Monarchisten zu gestatten, sich zu be­waffnen.,
Verkehrsstrelk In Mexiko  Mexiko-Stadt  . Der gesamte Bahnver- k e b r von Vera Cruz ist st i l l g e l e g t, da die Arbeiter der Terminalgesellschaft, die die Besitze­rin der Bahnanlagen in der Hafenstadt ist, we­gen Lohndifferenzen in den Streik getreten sind. Die Züge vom Inneren-des Landes halten eine Station vor Vera Crux. Truppen sind m aller Eile angefordert worden.
Um das Kunstffett Pravo Lidu gegen die Agrarier Die tschechische Agrarpartei hat eine Sitzung ihres Vorstandes abgehalten, in der die Erhöhung des Margarinekontingents abgelehnt wurde. Das Pravo Lidu" bemerkt dazu, daß die tschechischen Sozialdemokraten diesen Beschluß bedauern, weil er ein Beweis dafür ist, daß die Agrarpartei für die Bedürfnisse der breiten Massen der Bevöl­kerung, insbesondere für die Allerärmsten, kein Verständnis hat.Pravo Lidu" hält es für un­haltbar, daß die Agrarpartei so einseitig die In­teressen der landwirtschaftlichen Produzenten ohne Rücksicht auf die anderen Schichten der Bevölke­rung vertrete, und es werde notwendig sein, die Angelegenheit von neuem zu erwägen und den Beschluß zu revidieren. Insbesondere ist das Blatt neugierig, ob die Vertreter der Agrarpartei in der Regierung auch für die Verteuerung billiger Fette sein werden. DasPrävo Lidu" bespricht weiters die Forderung desVenkov", des Zentralorgans der tschechischen Agrarpartei, nach der Einführung eines Kunstf»ttmonopols. Diese For­derung treffe die tschechischen Sozialdemokraten nicht unvorbereitet, denn diese seien für die Ein­führung eines solchen Monopols, allerdings unter der Bedingung, daß alle Zweige der Industrie« welche landwirtschaftliche Rohstoffe erzeugen, monopolisiert werden. So vor allem die Spiritus­erzeugung, was einer Verbilligung der Treib­stoffe und damit zu einer Belebung des Auto­mobilverkehrs führen werde. Die tschechische So­zialdemokratie sei bereit im Rahmen eines Gesetz­entwurfes über die Syndizierung der Industrie zu verhandeln.