Stift 6 Sozialdemokrat" Sumfitf, 22. September 1935. Rr. 222 Kroger Leitung Ein Emigranlenheim wird gebaut DieVereinigung zur Unterstützung deutscher Emigranten in Prag " hat zu einem annehmbaren Kostenpreis in StraZnice ein Fabrikgebäude ge­pachtet. Di« bisherigen Emigrantenquartiere befin­den sich in einem völlig menschenunwürdigen Zu­stand und sind derart überfüllt, daß die Zahl der Kranken von Tag zu Tag steigt. Ein harter Winter steht abermkrls-vor der Tür und stellt an sich für den Verein bei dem ständigen Zustrom von neuen Flüchtlingen gewaltige Aufgaben. Aus einer alstrn Maschinenfabrik soll ein men­schenwürdiges Heim entstehen. Die ersten Arbeiten sind von den Emigranten bereits selbst in Angriff genommen. Große Schwierigkeiten sind zu über­winden, denn es mangelt vorerst an Baumaterialien aller Art. wie: Ziegeln, Zement, Kalk usw. Mit dem zur Verfügung stehenden Baufonds können diese Aufgaben nicht gelöst werden. Der Verein wendet stch mit der Bitte an wohlgesinnt« Baufirmen, dieses Werk zur Schaffung eines menschenwürdigen Heims durch die oben angeführten Baumaterialien tatkräf­tig unterstützen zu wollen. Für ca. ISO Personen muß das Heim eingerich­tet werden. In der schon länger als zwei Jahre dakstrnden Emigration sind die Einrichtungsgegen- ständ«, wie: Betten, Decken usw. vollständig ver­braucht und in ungenügender Zehl vorhanden. Es werden etwa 106 Betten, LOO Decken, 800 Bett­tücher benötigt. Der Verein wendet sich daher an die ihm wohlgesinnte Bevölkerung mit der Bitt« um Hilf«. ^Bereinig««» zur Unterstützung deutscher Emigranten in Prag ", Prag XII, Rimskä 21. Telephon: 896.08. Aufruhr um Straßenmustkanten. Gestern vor­mittags stellten in der Palackystvatze in Prag H Organe der sozialen«Fürsorge drei klein« Straßen­musikanten. Als die Vorübergehenden sahen, daß die Kinder vorgeführt werden sollten, protestierten sie heftig und nahmen gegen die Beamten Stellung. Rasch sammelte sich eine Menge von etwa 400 Per­sonen an.angesichts deren Haltung Polizeiverstär­kung herbeigeholt werden mußte. Der 29jährige Kohlenhändler Jaroslav Novotny aus ZiZkov und ein Lljähriger Privatbeamter aus Bubentsch , die zu Ge­walttätigkeiten aufgereizt hatten, wurden verhaftet. Verletzt war niemand worden. Davongefahrener Motorradfahrer stellt sich. Gestern wurde die 42jährige Hausgehilfin Anna Dajs aus Prag mit tiefen Rißwunden an Armen und Beinen auf die Klinik Schlaffer gebracht, wo sie angab, daß sie eben eine Straßenkreuzung in Rust « habe überqueren wollen, als sie von einem Motorrad, das hinter einer Elektrischen plötzlich her- borgekommen sei, zu Bodhn geworfen und verwundet worden sei. Der Motorradfahrer sei davongefahren, ohne sich um sie zu kümmern. Dieser, der 24jährige Angestellte Franz Campirek, meldete sich jedoch einig« Stunden später selbst bei der Polizei und gab an, daß er in der Aufregung über den Unfall und über die Verwundung im Gesicht, die er selber dabei erlit­ten hätte, im ersten Schrecken davongefahren sei. Er wurde vorläufig in Haft belassen. Vergiftet. Gestern vormittags spürte der Por­tier eines Rüster Hotels«inen penetranten Geruch auf dem Gang vor dem Zimmer, wo sich der 25jäh- rige Fleischer Bohumil Urban aus Schwarzkosteletz mit seiner Geliebten, der 23jährigen Köchin Vlasta Kalina, derzeit im Kosteletzer Sanatorium für Lun­genkranke, eingemietet hatten. Auf sein Klopfen mel­dete sich die Kalina und erklärte, daß sie soeben mit ihryn Geliebten«in unbekanntes Gift genommen hätte. Beide wurden ins allgemeine Krankenhaus auf die Klinik Pelnak gebracht. Xunat und WUsin- Spielplan deS Neuen Deutschen Theaters. Sonn­tag, halb 8: DieJüdin, Gastspiel Emanuel List , B 2. Montag, halb 8: Das Lanh^es Lä­chelns, volkstümliche Vorstellung, Abonn. aufge­hoben. Dienstag, halb 8: W U R, Erstauffüh­rung, Al. Mittwoch, halb 8: Der Bettel» student, B 1. Donnerstag, halb 8: C o s i f a n tutte, C2. Freitag, halb 8: WÜR, D2. SamStag, halb 8: Der Bettelstudent, CI. Spirlpla« der Kleinen Bühne. Sonntag, halb 8:DerKönigmitdemRegenschirm, Erstaufführung. Montag: Geschlossen. Dienstag, 8: Der König mit dem Regen­schirm. Mittwoch, 8U: Schule für Steuerzahler, volkstümliche Vorstellung. Donnerstag, 8: DerKünigmit dem Regen­schirm. Freitag, 8: Der König mit dem Regenschirm. Samstag, halb 8: Atten­tat, Uraufführung. Der Mm. Der König der Straße Der Kabarettist Karel Hasler , eine Pra­ ger Lokalgröße. di« je nach Geschmack als Schlager­fabrikant oder Volksliedschiwfer. als wilder Natio­nalist oder als harmloser Musikant gewertet wirb, hat hier lmit dem Regisseur Miroslav Cikän ge­meinsam) einen tschechischen Film geschaffen, der manches Liebenswürdige hat. Wäre dieser Film bei feinem Gründmotiv geblieben, dann wäre«r«ine Romantisierung des Prager Straßensänaers gewor­den, der in der elenden Wirklichkeit zwar mehr arm­selig als rmnäntisch ist, aber in der Szenerie des alten Prag doch noch etwas vom Zauber böh­mischen Musikantentums und von der Volkstümlich­keit des fahrenden Sängers hat. Im Zug« der Ro­mantisierung hätte es auch geschehen dürfen, daß man uns eine Zunft dieser wandelnden Musikanten vorgedichtet hätte, die unter dem Protektorat' eines Vaters Martin" stehen, der<anders als der Vater Peechum der Dreigroschenoper) ein Wohltäter ist, der diese Zünftigen nicht nur mit neuen Melodien, sondern auch mit einer Herberge versorgt. Aber leider sind Hasler und Cikän nicht nur dem Zuge der Romantik gefolgt.' sondern dem ausschweifenden Hange zum Kitsch, dem im tschechischen Film so wenige widerstehen können. und was sie da aus der Hauptfigur des Films, eben jenem Wohltäter, gemacht haben, das ist unbeschreiblich geistlos und abgeschmackt. Warum muß denn in einem,Film von Straßensängern durchaus eine Mordgeschichte und ein« nach Ävanzig Jahren wiedergefundene Mutter, ein Selbstmordversuch und eine triumphale Konzert­reise nach allen Hauptstädten Europas vorkommen? Der Regisseur Miroslav Cikän ist ein beschei­denes Talent, aber in den harmlosen, volkstümlichen, schmacht-musikalischen Szenen bringt er nette Wir­kungen zustande, während er bei den falsch-drama­tischen Austritten bis zur Lächerlichkeit versagt, was auch von Hasler als Hauptdarsteller gilt, wenn er sein altes Theater-Pathos auspakt. Am besten halten sich unter den Darstellern noch die freundliche Helene Busch und der komische Jara Kohout. und die neuentdeckte jung« Marie Sylda zeigt zwar keine ausgesprochene Begabung, wirkt aber in ihrer unfertigen Erscheinung, imm'erbin als Abwechstung. AllrS für die Firma. Di« Theater-Komödie Schottenring " ist ein bekanntes Stück, aber nur, weil die Hauptrolle durch Gisela Werbezirks Dar­stellung bekannt geworden ist. Diese Geschichte vom Jära Ko hont in dem heimischen Film'Der König der Straße" Bater erwartet«ns in Amerika Bon Alexander Godin. Es war schon Winter, als wir in der Day vor New Jork ankamen, harter Schnee bedeckte den Boden des Ufers. Wir standen auf dem Deck, die Sonne, die auf das Weiße, Glitzernde herab­schien, tat unseren Augen weh. Neben uns das Wasser war noch grün und durchsichtig, nur wei­ter hinaus schien es schmutzig. Schleppboote ma- nöberierten lärmend um das Schiff, ihre Schlote warfen uns Ruß ins Gesicht, von unzähligen ferneren Booten kam es wie tosendes Brüllen herüber. Die Stadt näherte sich uns, die Wolken­kratzer stiegen immer höher empor. Wir fühlten uns ganz klein und furchtsam. Es war nicht nur die eisige Winterkälte, es war die unbekannte, neue Welt, die uns erschauern ließ. Als wir der Küste schon recht nahe waren, erschollen Rufe von der anderen Seite, kleine Boote zogen an die Längsseite des Schiffes heran, und ihre Insassen suchten die Aufmerksamkeit der Ankommenden auf sich zu lenken, freudige Rufe des Erkennens folgten. Auch Mutters Name traf unser Ohr, angstvoll und aufgeregt. Wir standen an das Geländer des Decks gedrückt, aber Mutter war die einzige, die darüber hinaus ins Wasser sehen konnte. Meine älteste Schwester war vierzehn Jahre alt, ich war dreizehn, und die jüngste von uns war eben neun geworden. Ein Knabe zwischen uns war gestorben. Wir waren im Elend ausgewachsene Kinder und viel zu Kein I für unser Alter. Wir kletterten auf das Geländer, um auch hinunter ins Wasser blicken zu können; Mutter war viel zu erxegt, um uns daran zu hindern. Sie winkte und winkte und wir sahen endlich einen Strell zwischen dem alten, bankrott«» und eigensin­nigen Fabrikanten und seinem tüchtige» Sohn ohne die Werbezirk zu verfilmen, war kein guter Einfall, und die von ihr gespielte Großmutter-Rolle ver­schwinden zu lassen, war ein noch schlechterer. Der deutsche laber außerhalb des Dritten Reiches ent­standene) Film, der so übrig blieb, ist also darauf angewiesen, sich mit Gesang und Tanz fortzuhelsen, und wenn nicht der wunderliche Komiker Felix Bresfant(in einer freilich wenig ergiebigen Roll«) zu sehen wäre, dann wüßte man nicht, was sehenswert an dem Film ist, denn Otto Wall­ burg fällt auf die Nerven. Oskar Kar l w e i S ist mittelmäßig und die anderen sind weniger als das ei8 Gegen die Hitler-Olympiade In New Dort hat sich unter dem Vorsitz des dortigen Advokaten S. Maecabee ein Komitee ge­bildet, das die Verlegung der Olympiade von Berlin betreiben will. Eine Erllärung bringt u. ä. zum Ausdruck:Auf die amtlichen Aeußerungen von Hitler selbst hin geben wir unsere unbegrenzte Opposition sowohl gegen die Abhaltung der Olympiade als auch gegen die Beteiligung der Amerikaner an einer Olympiade unterNazi-Auspizieu Ausdruck." flu » der Partei Deutsche sozialdemokratische Bezirksorganisation Prag . Montag, den 23. September, um 8 Uhr abends im Parteiheim in der Narodni 4 wich tige Sitzung der Exekutive. Sektion der sozialdemakrattschen Bankbeamte«. Dienstag, den 24. September, um halb 7 Uhr abends im Parteiheim, Prag II. Närodni tr. 4, wichtige Sitzung, zu der das Erscheinen aller Mitglieder er­beten wird. filme in Prager Lichtspielhäusern Urania-Kino:Der Held einer Nacht." Deut­ sche Premiere. Vlasta Burian. Adria:D»bist die Einzige." Engl. Elisabeth Beigster.) Alfa:Drei bengalische Reiter." A. Cooper. Avion:Neues Leben." A. A. Sten. Beranek:Die Karnevalsnacht". D. Fen ix:Die tanzende Venus." A. Flora:Der Kriegsreporter." A. Gaumont:Der König der Straße." Tsch. Hollywood:Der König der Straße.. Tsch. Hvezda;Der verhängnisvolle Augenblick." Tsch. Julis:Studentenmutter." Tsch. Kinema: Journale, Groteske, Reportagen. Koruna:Das Geheimnis des Nachtexpreß." A. Kotva:Fra Diavolo". A. Stan Laurä und Oliver Hardy. Lueerna:Die tanzende Venus." A. Metro:Studentenmutter." Tsch. Olym- pir:Der Kriegsreporter." A. Passage:Die blonde Carmen." D. Praha :Alles für die Firma." D. Radio:Die Karnevalsnacht." D. «kaut:Polizeiwagen 99." A. Tvetozor: Die blonde Carmen." D. Alma:Bater Kara- fiat." Tsch. Bajkal:Bater Kara fiat." Tsch. Belvedere :Die Karnevalsnacht." D. Beseda: Madelon Claudets Sünde". A. Carlton:Die Karnevalsnacht." D. Illusion:Die Katz' im Sack." D. Lido II:Bosambo." A. Louvre: Die Karnevalsnacht." D. Maeeika:Vater Ka­ra fiat." Tsch. Rory:Vater Karafiat." Tsch. Sport:Casta Diva." U Vejvodu:Ein Walzer aus Wien ." D. Baldek:Bater Karafiat." Tsch. Bi- Beletrhy:Die Katz' im Sack" D. Mitteilungen ans dem Publikum. Arbeit erhält jung und frisch. Der Gummi- und Asbestzeitung, Wien , ent­nehmen wir folgenden interessanten Arttkel, der verdient, von unserer automobilistischen Oeffent- lichkeit gelesen und beachtet zu werden: Arbeit macht nicht nur das Leben lebenswert, sie hält auch einen Automobilreifen jung. Eia Auwmobilreifen, der sich dauernd um das Reserve­rad schmiegt, der warmen Sommersonne erfreut und sich auf den Touren, die seine Brüder bewälti­gen müssen, gemütlich die Landschaft ansieht, wird' in seiner Eigenschaft als Privatier nicht jünger. Im Gegenteil. Gummi, der lange leben soll, muß dau­ernd arbeiten. Wer seine Elastizität bewahren will, muß Bewegung machen. Man hat dies am mensch­lichen Körper längst erkannt, und daher hat die sportliche Betätigung in den letzten Jahren sehr zu­genommen. Was dem Bureaumenschen die Touri­stik oder die Gymnastikschule, oder aber auch nur die sonntägliche Turnstunde bei Radio ist, das ist für den Automobilreifen Bewegung. Wenn man eS daher mit einem Autmnobilisten gut meint, dann muß man ihm raten besonders im Sommer die Reserveräder nicht ein Jahr lang unbenützt zu lassen. DaS Reserverad muß eine Zeitlang laufen, damit dem Reifen Gelegenheit zu gründlicher Bewegung gegeben ist. Noch etwas wäre beim Kapitel.Fkeifenpflege", die ja an und für sich sehr viel zu wünschen übrig läßt, und wovon die Pneumatik-Fabriken ein Lied zu singen wissen, von großer Bedeutung: Wie ost begegnen wir einer Frau mit verwit­tertem Gesicht. Trotz der vielen Furche« und Run­zeln zeigt es noch einen schwachen Abglanz einstiger Schönheit. Wir wissen schon: es gibt Falten und Furchen, die Sorgen und Leid in das Antlitz des Menschen graben. Oft aber sind sie auch Beweise leichtfertiger und sorgloser Handlungen. Schminke und Puder! Sie sind die Feinde der Haut. Richt umsonst jammern Künstler aller Art, daß ihr Teint an dem vielen Puder und an der Schminke zugrunde geht! Wenn Gummireifen jammern könnten, weiß Gott , es wäre ein Geheul wie in Dantes Hölle, denn wieviele Leute gibt es, die sich nicht genug daran tun können, möglichst viel Federweiß(Tal­kum) in das Mantelinnere zu streuen. Je mehr, desto besser. Sie denken hiebei wohl an den Hand­schuh, in den sich leichter schlüpfen läßt, wenn man ihn gut eingestaubt hat. Talkum, allzu freigebig in das Mantelinner« gestreut und nicht gleichmäßig verteilt, führt ost dazu, daß es sich zusammenballt, zu einer Kruste verhärtet und Schlauchbeschädigungen verursacht. Der Unterschied in unserem Vergleich zwischen dem Gummireifen und den Folgen, die Ueberfluß an Schminke und Puder im Gesicht hinter­lassen, ist allerdings sehr zum Nachteile des Gunnni- rerfens, denn man kann Wohl mit einem zerfurchten und verwitterten Gesicht leben, ein Gummischlauch aber, der infolge verkrusteten Talkums Risse be­kommen hat, wird lebensuntauglich," VERLANGEN SIE In Jeder Verkaufsstelle des Konsumvereines SELCHWAREN der Firma* HEGNER A Cie, PILSEN Selchwaren der Fa. HEGNERiCie., Pilsen «45 sind dl« allerbesten! Mann ihr zurückwinken: Das war Vater. I Ich war der erste von uns Kindern, der ihn erkannte. Er hatte mich verlassen, als ich fünf Jahre alt war, und jetzt war ich schon ein großer Knabe. Meine ältere Schwester war ganz wild vor Freude und die Kleine, die noch in der Wiege lag, als Vater fortzog, fragte schüchtern:Wel­cher ist den.» der Vater?" Seit mein Bruoer gestorben war, waren fast acht Jahre vergangen. Aber Mutter hatte bis jetzt noch nicht den Mut gefunden, es Vater wissen zu lassen. So schwer war immer sein Kampf um daS Nötigste gewesen und was ihn einzig stärkte, war seine Liebe zu uns und die Hoffnung, uns alle bald wieder um sich zu haben. g Diese Nacht schliefen wir noch an Bord des Schiffes, der Stätte so vieler Leiden während unserer Ueberfahrt. Nächsten Morgen, nach dem Frühstück, wurden wir alle Dritte-Klasse-Pafsa- giere wie Schafe zusammentzetrieben. Wie.blasse, erschrockene Geister sahen sie alle aus, die da standen zwischen zwei Welten: der früheren, die sie hinausgegeißelt hatte und der unbekannten neuen, harten. Ein großes Boot führte uns nach Ellis Island . Ellis Island war grau und beklemmend wie die Dritte-Klasse-Kabinen, aus denen wir kamen. Alle Gebäude aus grauem Stein, viele Fenster vergittert, viele mit undurchsichtigem Glas ver­sehen. Traurig und träge wälzte sich selbst das graue Wasser mit den Seealgen dort ans Ufer. Grünlichgrau schienen auch der Schimmel und das Moos, das die steinernen Häuser überwuchs. Der Arzt untersuchte uns in rauher und rücksichtsloser Art. Später, unsere Bündel in den Händen, wurden wir von Beamten auf sehr hohen Stühlen, als ob sie uns nicht nahe kommen woll­ten, über hundert Dinge ausgefragt. Auf der an­deren Seite der Abteilung wurde auch unser Vater ins Verhör genommen und die Antworten von Vater und Mittler dann verglichen. Aber da stimmte etwas nicht.Ihr Mann spricht von vier Kindern und Sie haben nur drei. Weiß denn Ihr Mann.nicht, wie viel Kinder er hat?" Mutter stammelte:Eines ist gestorben, er weiß es noch nicht." Endlich, endlich umarmte uns Bater. Ec hatte als erste Liebesgabe gleich vier warme Kappen uns Kindern mitgebracht. Er setzte sie uns nacheinander auf und behielt eine übrig­gebliebene in der Hand. Plötzlich bleich geworden, sah er Mutter an. Und Mutter bewegte nur wortlos die Lippen. Aber Vater hatte verstanden Vater brachte uns in unser neues Heim. Lang­sam und scheu bettaten wir eS. Der Eingang war dunkel, die beiden Zimmxrchen notdürftig eingerichtet, in der Küche lag aufgehäuster Plun­der. Bater legte erst sorgfältig die übriggebliebene auf dem Gasofen. Wir sahen ihm bei allem mit Kinderkappe auf den Tisch und machte dann Feuer neugierigen Augen zu; alles schien wie ein wir­rer Traum. Nach dem Essen zeigte uns Bater noch die neuen Kleider, die er für unS vorbereitet hatte, die Kleider für den toten Bruder legte er zusammen und sperrte sie in eine Lade. Sein ernstes Gesicht zeigte nichts von der Freude, uns eine Freude machen zu können. Es war Abend geworden, seine Schatten legten sich wie Trauer in die Zimmer und die Müdigkeit langer Tage und Nächte machte sich geltend; Mutter und wir Kinder fielen in tiefen Schlaf. Mitten aus dieser dumpfen Ruhe weckte mich leises Geräusch. Durch die nur halb ge­öffneten Augenlider sah. ich in dem fremden, neuen Zimmer meinen mir fremden Bater an dem Tisch in der Mitte sitzen. Er hielt die warme Kappe für meinen toten Bruder in der Hand und schluchzte leise. (Uebersetzung aus dem Amerikanischen.) Bezugsbedingungen: Bet Zustellung ins LauS oder bet Bezug durch die Poft monatlich KL 18.. vierteljährig KL 48.. halbjährig KL 98.. ganzjährig KL 192.. Inserate werde« laut Tarif billigst berechnet. Bei öfteren Einschaltungen Preisnachlaß. Rückstellung von Manuskripten erfolgt nur bei Einsendung der Retourmarken. Die ZeitungSkrankatur wurde von der Post« und Tele- araphendirektion mit Erlaß Nr. 13.800/V 11/1930 bewilligt. Druckerei:.Orbis". Druck-, Verlags- und 8eitungS-A.-G Prag .