Seite 2Dienstag, 24. September 4833Nr. 223BergarbeiterkämpfeAb 30. September:Grubenstreik in PolenKattowitz. Sonntag traten hier die Betriebsräte sämtlicher ost oberschlesischen Gruben und Hütte« zusammen.Rach einer lebhaften Aussprache wurde von denetwa 600 Betriebsratsmitglicdern beschlossen, inden Betrieben am 30. September den Streikzu proklamieren.450.000 Bergarbeiter streikenin USAWashington. In 21 Staaten hat heute einStreik der Bergarbeiter der Braunkohlengruben eingesetzt, an welchem rund 450.000Personen beteiligt sind. Man erwartet,-atzPräsident Roosevelt nach Washington zurückkehren und zugunsten einer friedlichen Beilegungdes Konfliktes intervenieren wird. Zwischen denArbeitgebern und den Bergarbeitern finden bereits längere Zeit Verhandlungen statt.Der einzige strittige Punkt ist nur noch derAkkordlohn.Der Generalstreik wird re st los durchgeführt. Die Arbeit ruht in allen Braunkohlenwerken Pennsylvaniens und Westvirginias.Auch die Bergwerke, die durch den Ablauf desalten Tarifs nicht betroffen wurden, haben sichdem Streik angeschlossen.Eden für MeinungsfreiheitGenf. Eden als Berichterstatter für dieDanziger Fragen fügte zu den von ihm vorgelegten Bericht einige Bemerkungen hinzu. Er erklärte u. a.: In der Vergangenheit hatten sich dievor den Dölkrrbundsrat gebrachten DanzigerFragen fast ständig auf die Beziehungen zwischender Freien Stadt und Polen bezogen. Seit einigerZeit sei es aber die Aufgabe des Rates, nur Angelegenheiten der inneren Politik Danzigs zuprüfen. Es sei bedauerlich, daß der Rat eingreifenmüsse, um die Rechte eines Teiles der Bevölkerung der Freien Stadt gegen Uebergriffe einesanderen zn schützen. Eden sprach die Hoffnungaus, daß die Danziger Regierung künftig mit demBölkcrbundskommissffar vorbehaltslos Zusammenarbeiten werde. Bon den in der Verfassung vorgesehenen Grundrechten sei das Recht der freienMeinungsäußerung, insbesondere der Presse, vonder gegenwärtigen Danziger Regierung offenbaraufs stärkere eingeschränkt worden. Der Rat habedas Recht zu verlangen, daß künftig die einschlägigen Gesetz« von den zuständigen Behörden imGeiste der Verfassung angcwendet würden.Besserung in der Hopfenwirtschaft eintreten kann,jetzt aber müssen fie zuseh«», wie die Großagrarier unter Umgehung der Gesetze den Rahm ab»schöpfen, während die sozial bedürftigen Menschenmit Gendarmeriegewalt am Hopfenaussatz gehindert werde«.Hier mutz einmal Wandel geschaffen werden,wenn man die arme Landbevölkerung in diesemGebiete nicht vollends der Not und der Verzweiflung in die Arme treiben will. Schon im Frühjahre haben die im Kleinbauernverband organisierten kleinen Hopfenlandwirte gefordert, daßden sozial Bedürftige« eine Vergrößerung derHopfrnanbaufläche gewährt wird, während diegrößeren Besitzer mit strenge« gesetzlichen Maßnahmen zu einer Einschränkung ihrer Fläche verhalten werde« sollen, besonders jene, die in derZeit vom Jahre 1928 bis 1932 nur eine geringeEinschränkung ihrer Hopfeirbestände vorgenommenhaben. Mit aller Schärfe aber wurde verlangt,gegen die großagrarischen Gesetzesübertreter vor»zugehen, wenn eine unberechtigte Erweiterung derHopfenanbaufläche festgestellt wird. Die im Gesetze vorgesehenen strengen Strafen find gegen fiein Anwendung zu bringen, dem geernteten Hopfenist die Signierung zu verweigern und die vorgesetzten Aufsichtsorane sind zur Verantwortung zuziehen, ganz gleich ob es untere oder höhrrgrstellteBeamte sind.Nach wie vor fordern die kleinen Hopfenbauern dringlichst eine Berücksichtigung dieserVorschläge, wenn nicht ansonsten im Hopfenbau Verhältnisse eintretetr sollen, die einemChaos gleichkommen, denn allzulange werdensich die notleidenden Kleinlandwirte diesen groh-agrarischen Betrug nicht mehr gefallen lassen.Es dürfte einmal für die Behörden sehr schwersein, tausende von ihnen an der Erweiterungihrer Hopfenflächen zu verhindern oder garzu bestrafen. Mit Recht sagt sich der Klein-bguer im Hopfengcbiet: Wenn der grotze Besitzerungestraft das Gesetz durchbrechen kann, so mutzgleiches Recht auch für mich gelten. Die z u-ständigen Stellen unserer Partei werden sich einmal eindring-lichstmit diesen Vorgängen befassen und darauf drängen, datzdie gerechten Forderungen derkleinen Hopfenbauernschleunige Berücksichtigung finden.Schlimme AnreichenLondon. Die„Times" berichten aus Beiret,italienische Agenten hätten mehrere hundert Arbeiter aus dem Libanon angeworben, die gesternnach Erythräa abgegangen sind. In einer hiesigen Moschee kam es am Samstag zu einer Kundgebung, bei der gegen die Tätigkeit italienischerAgenten im Libanon Einspruch erhoben wurde.Aus Damaskus wird über eine ähnliche Versammlung berichtet.London. Die.Times" melden aus Malaga,datz auf ausdrückliche Weisungen Roms hin allebritischen Angestellten der»Jtal-Cable-Com-pany" entlassen worden sind. Die Jtal-Cable-Company hat Stationen in Malaga und auf denKanarischen und den Kapverdischen Inseln.News Chroniele" zufolge sind 70 Italiener, diein der Flugstation Abukir beschäftigt waren, entlassen worden.Kairo. sHavas.) Wie gemeldet wird, haben»amtliche militärischen Behörden das italienischePersonal entlassen.Gestern haben 7000 italienische Soldatenden Suezkanal passiert.Das Blatt.Reforme" teilt mit, ein britischer Minenleger habe die Fahrt inS Rote Meerangetreten:Italienischer Bote verhaftetAddis Abeba.(Reuter.) Die abessinischenBehörden in Gondar haben einen italienischenBoten, der nach Adua unterwegs war, verhaftet.Der italienische Gesandte Vinci erhob gegen dieseVerhaftung Protest.Ausserdem wurde dem italienischen Konsul inGondar verwehrt, sich nach dem Sudan zu begeben,bleuer KonzessionsvertragParis. Nach einer Unterredung mit demabessinischen Gesandten in London Dr. Martinerklärte der amerikanische Finanzmann Leo Cbrr-tock einem Vertreter des Havasbureaus, daß ereinen Konzessionsvertras mit Dr. Martin abgeschlossen habe. Das Konzessionsgcbirt umfasse170 Quadratkiloineter und befinde sich im WestenAbessiniens in der Provinz Wallaga. Es störe inkeiner Weife die Konzession RickettS. Ehertock betonte, daß er nur amerikanisches Kapital vertreteund daß er dabei sei, eine Gesellschaft zur Ausbeutung des an Gold und Platin reichen Konzes-sionsgebietrS zu gründen.Nobile wird gebrauchtParis.(HavaS.)„Matin" erfährt überLondon aus Moskau, dass der seinerzeitige Führerder italienischen Arktisexpedition im Jahre 1928,General Nobile, ersucht wurde, unverzüglich nachRom zurückzukehren. General Nobile arbeitetbereits seit 5 Jahren mit russischen Ingenieurenam Bau eines Lenkluftschiffes.Wichtige Beratungendes englischen MinisterratsLondon. In der Montag-Sitzung des Kabinetts sind noch keinerlei Beschlüsse gefasst worden,doch dürften voraussichtlich die Richtlinien für dieHaltung verzeichnet worden sein» die der Vertreter Englands auf der bevorstehenden Ratstagungnach der Ablehnung der Vorschläge des Fünferausschusses durch Mussolini einnchmen soll. Inden frühen Abendstunden fand im Hause des Ministerpräsidenten eine weitere Vorbesprechungstatt, an der diesmal auch die Chefs der dreiWehrministerien,sowie der Stabschef der englischenLuftstreitkräfte Luftmarschall Sir Edward Ellington teilnahmen.Abessinien verhandelt überVölkerbundantragParis. Der abessinische Vertreter Tecle Ha-wariate hat dem Genfer Havasvertreter am Montag vormittags erklärt: Meine Regierung hatmich soeben wissen lassen, dass sie die Vorschlägedes Fünferausschusses zur Regelung unseresStreites mit Italien annimmt. Meine Regierungnimmt diese Vorschläge in der Form an, in dersie uns übermittelt worden sind, d. h. als Verhandlungsgrundlage. Wir beabsichtigen in der Tatüber die Art und Weise ihrer Durchführung zuverhandeleOpposition in Jugoslawienfür volle DemokratieBelgrad. Der Führer der ehemaligen demokratischen Partei und Mitglied der vereinigtenOpposition Ljuba D a v i d ö v i L sprach sich ineiner Volksversammlung in Kladovo grundsätzlichfür die Demokratie aus. Er erklärteauch, dass die Jugoslawen nicht zwei Kammerneines Senats benötigen, sonder^ dass nur dieSkupschtina genüge, in die das Volk freigewählte Abgeordnete entsendenwürde.VILLA OASEoder: DIE FALSCHEN BORGERRoman von Eugene DabltBerechtigte Uebertragung ausdem Französischen von BejotDie Sonne sank. Es wurde kühler. Siekehrte um. Julien sah am Teiche in einer Stellung, als sei er eingeschlafen.„Hallo, Dicker", rief sie ihn an.„Nun, wie war der Spaziergang?" fragteer.„Und wie gefallt dir dein neuer Beruf?"„Ich möchte keinen anderen mehr haben."„Wenn man bedenkt, dass die Kollegen jetztim Cast deS Courses verblöden..."Er würde jedenfalls seinen Aperitif in BillaOase trinken. Jeden Abend.Das heisst: wenn ihn je einmal das Verlangen nach Paris anwandeln sollte, hinderte ihnja nichts, seinen Wagen aus der Garage zu holen.Sie atzen in bester Laune in der Küche.Julien schlug noch eine kleine Abendpromenadevor. Aber sie waren kaum bis zum Teich gekommen, als Irma schon wieder nach Haus drängte.Sie hatte eine Fledermaus flattern sehen, undihr war, als höre sie am Ende des dunklen, ach,so furchtbar dunllen Gartens klagende Laute.„Du muht alles zuschlietzen", bat sie.„Keine Angst, hier tut dir niemand was!"„Trotzdem sollst du zuschlietzen."Sie hörte, als sie im Zimmer war, seineSchritte und das Anschlägen der eisernen Läden.Gewiss war es in Chapelle-sur-Seine nicht so gefährlich wie in Paris, aber ohne diese Vorsichtkönnte sie nicht schlafen. Als Julien über dieSchwelle trat, war ihre erste Frage:«Hast du auch die Querstangen vorgelegt?."„Wir sitzen hier wie in. einer Festung,Dicke."Sie machte das Fenster zu und zog sich aus.Das Bett stand, wie in der Rue Bourquin, inmitten des Zimmers. Julien lag der Tür amnächsten und bildete so mit seinem Körper einennatürlichen Schutzwall. Das Laken war frisch,die Matratze weich; sie konnte nicht besser liegen.Ein Summen schreckte sie auf. Die Scheiben zitterten.„Es wird der Zug sein", sagte sie sich.'„Die Strecke ist ja ganz nahe." Bald daraufllirrten die Fenster abermals. Wieder ein Zug.Dann ein dritter. Das Hotel" in. Saint-Dizierwar dem Bahnhof gegenüber gestanden. Undnachts hatten sie immer die Transporte gehört,die nach Verdun gingen. Sollte etwa wiederKrieg...? War sie nicht verrückt» an so etwaszu denken?Nun war Sille, so vollkommene Stille, dassdas leiseste Knistern darin widerhallte wie einStein, der in einen Brunnen fällt. Sie lauschte,alle SinNe anspannend, sie versuchte, das Dunkelmit den Blicken zu durchforschen und kam nichtvon dem besorgniserregenden Gedanken los, dasssie keine Nachbarn hatten. Plötzlich hörte sie einknirschendes Geräusch. Ihr stockte der Atem. DaSGeräusch, das wie ein leises Sägen klang und vonunten kam, wiederholte sich. Sie zählte, fröstelnd,die Schläge ihres Herzens und kaute ihren Speichel. Nach einer Weile rüttelte sie Julien wach.»Macht Licht! Schnell! Es ist jemand imHause."„Was", lallte er schlaftrunken,„wer soll imHause sein?"„Ich habe ein verdächtiges Geräusch gehört.Sieh, bitte, nach."Er ging mit schleppendem Schritt die Treppehinab, rüttelte an den Läden und fluchte. Tannkam er wieder.„Du hast geträumt", sagte er, unter dieDecke kriechend.„Nein, ich schwöre dir, es war in der Küche.Wenn du nach Paris fährst, bringst du deinenRevolver mit. Ausserdem sollten wir einen Hundhaben."„Einen Köter? Immerzu hast du neueWünsche."Er drehte ihr den Rücken zu und schlief wieder ein.Jetzt achtete sie nicht mehr auf das Knirschen. Andere Geräusche nahmen ihre Aufmerksamkeit in Anspruch: bald war eS ein Murmeln,bald ein Rascheln, bald der Schrei eines Vogels,bald das Raunen der Stille selbst. Sie sah denGarten vor sich, den Teich, der ihr erschien wie einHinterhalt, dann sah sie weite Felder, den dunklen Wald, das ganze geheimnisvolle Land, vondem zum Glück sie eine feste Mauer trennte. Siedrückte sich an Julien» rührte sich nicht mehr, undeine einschläfernde Wärme durchströmte sie. Niemand trachtete ihr nach Geld und Leben. Sieschloss die Augen.V.Die Tage vergingen. Sie eilten dahin, dennsie waren unbeschwert, und jeder einzelne brachteIrma eine neue Freude, steigerte ihr Ruhegefühl,gewährte ihr Vergessen, erhöhte ihre Sicherheit.Dieses Rentnerleben war das einzig richtige:ohne Hast, ohne Lärm und Geschrei» sorgenlosund im schönen Gleichmass und voll der Gewissheit, dass man dem nächsten Morgen ohne Bangen entgegensehen, dass der Ablauf der Zeit anihrem Glück nichts ändern könne.Irma ging, diese Regel fast nie durchbrechend, früh schlafen und stand um acht auf. Imleichten Hauslleid erschien sie in der Küche, woJulien ihr das Frühstück: Milchkaffee, Confitüreund Käse, servierte. Der Appetit hatte sich gottlob wieder eingestellt. Julien genehmigte einGläschen Kognak, auch zwei, denn er hatte ja,wie er sagte, schon allerhand getan. Gewöhnlichmachten sie nach dem Frühstück das Tagesprogramm.Nach der Entrechtung,die Enteignung der JudenEiner Pressemeldung aus dem Dritten Reichzufolge wird jetzt die Gründung einer sogenannten Auffanggesellschaft ins Auge gefaßt, um denInden» die auöwandern wollen, den Besitz abzunehmen. Diese Gesellschaft wird wahrscheinlich vonder Bank der deutschen Arbeit errichtet werden, diealle Vorarbeiten zur völligen Plünderung derJuden in Deutschland treffen soll. Man müsse denJuden, die auswandern wollen, die Möglichkeit,ihren Vorsatz zn vollbringen, geben, sagt diePressemeldung heuchlerisch, und für 20.000 bis40.000 RM die jüdischen Unternehmen erwerben.Berthold Jacobüber seine EntführungParis. Der Journalist Berthold Jacob empfing heute französische und ausländische Kollegen.Er erklärte ihnen, er sei im Verlaufe des Entführungsversuches eingeschläfert und mittels Autonach Deutschland geführt worden. Dr. Wesemannhabe in den Likör, den beide tranken, ein Schlafpulver geschüttet. Er habe dies bei der Konfrontation in Basel am Freitag eingcstanden. Jacobhabe bei der Entführung ein Notizbuch bei sich gehabt, in welchem u. a. auch die Namen von achtseiner Bekannten in Deutschland enthalten waren.Alle diese Bekannten seien verhaftet und erst nachzwei bis drei Monaten auf freien Fuss gesetztworden.KonzentrationskabinettIn Spanien geplantMadrid. Der Präsident der Republik betraute Santiago Alba mit der Bildungdes neuen Kabinettes. Alba erklärte Journalisten.Präsident Zamora ivünsche, dass das neue Kabinett eine Regierung des Parteifriedens sei undwomöglich die breiteste nationale Konzentration darstelle, aus der auf der Rechten bloss die M o n a r ch i st e n, auf der Linkendie K o m m u n i st e n, die anarchistischen Gewerkschaftler und der linke Flügel der Sozialisten ausgeschlossen wären.und gleichzeitig:reaktionäre TodesurteileMadrid. Das Kriegsgericht von Oviedoverurteilte den Chefredakteur des sozialdemokratischen Blattes„Avanze" wegen„Anstiftung zur Revolution in Asturien", begangen im Oktober 1934, zu d r e i tz i g I a h-ren Zuchthaus und zur Zahlung von 7 0Millionen Peseten Schadenersatz.Aus einem„gesicherten" RegimeWien. Auf einem Bauplatz in Ottakringwurde ein geheimes sozialdemokratisches W a s«fenlager entdeckt. In Oelpapier sorgfältigverpackt, fand man zwei zerlegte Maschinengewehre, eine grosse Anzahl von Militärgewehren,automatische Pistolen und dazugehöriger Munition sowie einen Kurzwellensender, der durchwenige Handgriffe funktionsbereit gemacht werdenkann. Einige bekannte Sozialdemokraten wurdenverhaftet. Es wird behauptet, dass das Waffen«lager sofort nach dem Feberaufstandangelegt wurde.An Arbeit fehlte es nicht, aber Irma vertratden Standpunkt, sie hätten reichlich Zeit, die Einrichtung zu vollenden. Sie ging vor die Türe, Einfrischer Luftzug kühlte ihr Gesicht, und das grelleLicht blendete ihre noch schlaftrunkenen Augen. Sienäherte sich dem Teich. Auf dem Wasser schwammen Blätter, zuweilen tauchte auch der Rückeneines Fisches auf. Sie bedauerte, dass sie nicktschwimmen konnte. Aber die ersten Versuche warennicht ermutigend gewesen. Sie hatte Wasser geschluckt, sickald der feste Boden unter ihren Füssenentglitten war, und seitdem hatte fie es aufgegeben. Ja, sie fürchtete sich vor dem Wasser, und derTeich, auf den Julien so stolz war, bereitete ihrneuerdings Unbehagen.Ihre Freude war, auf den taufeuchten Wiesen zu gehen oder auf den Wegen, deren Kies unter ihren Sohlen knirschte. Sie trippelte mit ganzkleinen Schritten und machte den Mund auf, umdie reine Morgenlust in vollen Zügen zu atmen.Sie liebte die Natur—- hatte sie nicht alsKind auf dem Lande gelebt?— und beobachtetemit brennender Neugier das Reifen der Frückteund das Wachsen des Gemüses. Zuweilen sah sieeiner Schnecke zu, einem Insekt oder einem Maulwurf, und lächelte dabei über ihre eigene Angst.Durch eine kleine Pforte kam sie auf den Weg,der bis an die Seine führte. Vor ihr lagen weiteFelder mit hochragenden grünen Stengeln—war eS Korn?— und im Rücken breitete sich dasDorf aus mit der etwas abseits stehenden Pappel,die das Wahrzeichen ihrer Besitzung war. Wennsie den Eisenbahnviadukt hinter sich gelassen hatte,war sie bald am Fluh, dessen stillem Lauf siefolgte. Nicht lange. Denn die leise Bewegung derWellen erregte in ihr ein Schwindelgefühl, unddie Sonne begann zu brennen. Einmal nur warsie bis an das Wehr von Sermalze gekommen,vor dem die Schlepper gellende Pfeifsignale ertönen liessen.^Fortsetzung folgt.)!