Sette 2DonnerStag, 26. September 1935Nr. 225Was für Afrika gilt—gilt für EuropaEine Resolution der französischenGewerkschaftenParis. Auf dem Kongreß der G e w e r l*schaftsorganisationen CGT betonteGeneralsekretär I o u h a u x die Tätigkeit desAllgemeinen Arbeitsverbandes für denFrieden und erklärte: Wir haben in Genfversichert, den Völkerbund in allen seinen friedliebenden Sanktionen unterstützenzu wollen. Die friedliebenden Völker Frankreich,England und Rußland müssen solidarisch bleiben.Erhalten wir den Frieden. Deutschland weiß, daßdas, was für Afrika gilt, auchfür Europa gelten wird.für die deutsche Wirtschaft betont. Nach Schachthat dann eine ganze Anzahl von NachgeordnetenWirtschaftsführern die Forderung aufgegriffen.Außerdem hat das Propagandaministerium diePresse zur höchsten Steigerung der Bearbeitungdes Volkes im kolonialen Sinne herangezogen.Dabei unterliefen den Propagandisten blamable Regiefehler: die einen verlangten Kolonial besitz, die anderen begnügten sich damit,Deutschland als Mandatsmacht zu sehen.Schließlich hat die„Deutsche Kolonialzeitung" inschärfster Form gegen die letzteren Stellung genommen und sie fast als Staatsfeinde diffamiert.„Deutschland kann nicht das geringste Interessedaran haben", so schrieb die„Deutsche Kolonialzeitung",„Mandatsmacht zu werden, sondernseine klare Forderung muß auf Rückgab"« derihm geraubten Ueberseegebietein eigene Hoheitsverwalt.unglauten."Die koloniale Offensive hat vor den Bundesgenossen des fascistischen Deutschlands im FernenOsten, den japanischen Imperialisten, Halt gemacht. Auf eine Anfrage im Abgeordnetenhauskonnte vor einiger Zeit der japanische Kriegsminister erklären:,„Der deutsche Botschafter hat mir versichert, daßDeutschland niemals in seinen territorialen Forderungen beabsichtige, einen Anspruch auf Gebiete ünSüllen Ozean geltend zu mach«, die jetzt unterjapanischem Mandat stehen."Man muß wissen, daß es sich dabei um nichtUnbedeutenden ehemaligen deutschen Kvloialbesitzhandelt. Wer um sich die Freundschaft der japanischen Imperialisten für spätere Gegendienstezu erhalten, verzichtet Hitler auf die„Wiedergutmachung der nationalen Schmach" im StillenOzean l Dafür läßt er mit den berüchtigstenMethoden in den anderen Kolonialländern für'seine imperialistischen Pläne arbeiten.> Die„Times" konnte erst dieser Tage melden, daß derin Windhuk tagenden südwestafrikanischen Verfassungskommission vom Generalstaatsanwaltumfangreiches Schriftenmaterial über die nationalsozialistische Aktivitätin dem frühere n Deutsch-Südwest-a f r i k a vorgelegt worden ist. Die Dokumentebelegen, daß die Nationalsozialisten bestrebt sind,Süpwe st afrikazurückzuerhaltenund dort nationalsozialistische Methoden einzuführen. Offenbar wurde die„freiwillige Rückgliederung" nach dem Vorbilde der Saar vorbereitet!Die Kolonialpropaganda in Deutschland übertrifft noch die Lügenhaftigkeit der in der Kaiserzeit. In einem Artikel in der nationalsozialistischen Presse wurde u. a. behauptet, oaß Deutschland früher 80 Prozent seines Rohstoffbedarfesin den eigenen Kolonien gedeckt habe. Dabei konnten die Kolonien nur den Bruchteil eines Prozents dessen liefern, was die deutsche WirtschaftItalien bringtDas Motiv des Mussolinischen Feldzugesgegen Abessinien ist nach italienischen Erklärungen rein humanitären Charakters: Befriedigungder Expansionsbedürfnisse Italiens und— Z i-vilisierung Abessiniens. Wie aberItalien berechtigt ist mit Kolonisierung betrautzu werden, beweisen seine zwei afrikanischenKolonien: Libyen und Erythräa. Die Zustände dort geben ein Bild über das zukünftigeSchicksal eines von Italien besiegten Abessiniens.Zuerst Libyen, dessen ein Teil die Fortsetzung der Wüste Sahara bildet und der anderesich zum Mitteüneer erstreckt. Der erste Teil istfür Kolonisierungszwecke fast unbrauchbar, derzweite aber besitzt fruchtbaren Boden. Die Eroberung der beiden Teile: Tripolitktnienund Cyrenaika begann bereits im Jahre1911. Bier Jahre später war Tripolitanien schonbeinahe„pazifiert". Bald aber wurde es nötig,dank den andauernden kolonialen Aufständen,das ganze Gebiet aufs neue zu erobern. WasCyrenaika anbetrifft, so ist es nie aus diesem Zustand herausgekommen, Unruhe ist dortpermanent. Welches waren nun die Zivilisationsgüter, die Italien zu danken sind? Im Lahre1915 zählte Tripolitanien 669.000 Einwohner.Im Jahre 1931 waren es nur 523.000. Seitdem wurden keine Zahlen mehr veröffentlicht.Aus der Cyrenaika wurden 60.000 Eingeboreneeinfach in die Wüste deportiert, wo sie durch'Wassermangel„pazifiert" wurden. Das Landlebte hauptsächlich von Viehzucht. Folgende„Er-folge" wurden erzielt: Im Jahre 1910, also vorder Eroberung, waren 1,411.800 Stück Viehvorhanden. Die Zivilisierung machte Fortschritte:Die„Pazifierung" des Jahres 1926 reduziertediese Zahl auf 978.300 und die im Jahre 1933vollendete Eroberung— auf 139.300.Um die italienische Emigration und die Ansiedlung von Kolonisten zu fördern, mußte eineAgrarreform durchgeführt werden. Am18. Juli 1928 wurden durch Dekret 202.000Hektar expropriiert. Die Hälfte davon wurde an513 Kolonisten zum Preis von 50 Lire pro Hektar,mit Zahlungserleichterungen übergeben. Außerdem erhielten die Kolonisten noch verschiedene Subventionen, die bis 1934 sich auf 572 bis 1806Lire pro Hektar beliefen. Diesen Kolonisten wurden 1300 Bauernfamilien als Arbeitskräfte zurVerfügung gestellt. Die Frage, ob die Lage dieser„exportierten" Bauern hier besser.wurde als inder Heimat, erübrigt sich. Die italienische Zivilisierung begnügte sich aber nicht damit. Bis 1921besaß Tripolitanien 249 Kilometer Eisenbahnlinien, im Jahre 1934 waren es schon— 269Kilometer. Die fascistische Zivilisierung brachtenicht einmal zwei Kilometer neuer Eisenbahnstrecken pro. Jahr hervor. Das Land besitzt wiezuvor keine Industrie, die Bodenschätze werdennicht erforscht. Der Handel mit Italien belief sichvor der Krise auf etwa 250 bis 300 MillionenLire.Die Kolonisierung ErythräaZ ist schonüber 40 Jahre alt. Die ungünstigen Verhältnissebrauchte. So vollzieht sich vor unseren Augen dieplanmäßige gewissenlose Irreführung eines Volkes. Es wird für ein imperialistisches Abenteuerpräpariert, das dem Fascismus zur Festigungund Ausdehnung seiner Macht dienen soll undbei dem die Gefahr zur Gewißheit wird, daß esin einen neuen furchtbaren Krieg hineinführt.Zivilisation...des Bodens wie in Tripolitanien, sind hier nichtvorhanden. Der Boden Erythräas ist fruchtbarund leicht zu bewässern. Die Plateaus bilden vorzügliche Weideplätze. Bei Massaua und den Inseln Darlak werden Perlen gefischt. Pottasche beiDatlol, vielleicht die größten Mengen der Welt,Gold und möglicherweise Petroleum sind vorhanden. Die italienische Exportliste aus diesen Kolonien enthätt weder Pottasche, noch Gold oderPettoleum. Ausgeführt werden Produkte derprimitivsten Kultur, wie Kaffee, trockene Felle,Perlmutter, Perlen und Meersalz. Italien hatwährend seiner ganzen Kolonisierungsherrschaftdie Ausbeutung der Bodenschätze zu fördern nichtverstanden. Nicht aus großzügigen Gründenselbstverständlich, sondern weil es, im Gegensatzsatz zu anderen kapitalistischen Ländern, wieFrankreich und England, keine finanziellen Möglichkeiten dafür besitzt. Die italienischen Koloni-sierungsmechoden sind deshalb die rückständigstenund primitivsten, und können nur an die derspanischen Granden des Mittelalters erinnern.Dasselbe steht selbstverständlich Wessinien bevor,sollte es Mussolini wirklich gelingen, daS Landzu erobern. Ein Unterschied kann im fascistischenRegime und in der katastrophalen wirtschaftlichenLage Italiens liegen, was zweifellos die Unterdrückung der Besiegten nur noch verschärfenmüßte.In diesem Zusammenhang sei auf die Tatsache verwiesen, daß in Süditalien große Gebietevorhanden sind, die nur regelrechte Gesundungsarbeiten brauchen, um der italienischen Bevölkerung fruchtbaren Boden zu geben. Italien istdas einzige euroväische Land, wo käst zwei Drittel der Eisenbahnlinien eingeleisig sind. Diessind für ein kapitalistisches Land wirtschaftlicheLöcher, die es dringlichst stopfen müßte. Italien,oder besser gesagt, Mussolini, ist nicht imstande dies zu tun. Genau wie der andere fascistische Diktator, Hitler, ist er gezwungen, nachdemer das Land zum Ruin geführt, eine Wlenkungzu suchen; für beide ist sie dieselbe: DerKrieg! I. Ules.Wahlen In Debreczin annulliertBudapest. Ttzr Verwaltungsgerichtshof hatdie Ergebnisse der jüngsten Reichstag'ÄüaWn inDebreczinwegen gesetzwidrigen Vorgehens der Wahlbehörde fürnich-ttg erklärt. In Debreczin werden daher Neuwahlen stattfinden. Tie unabhängige Kleinlandwirte-Partci hatte eine Beschwerde beim Verwaltungsgerichtshof eingebracht, daß ihre Wahlliste vonder Wahlbehörde gesetzwidrig abgelehnt wordensei. Der Gerichtshof hat diesen Einwendungenstattgegeben.Auch das Wahlergebnis des NyirbatorerWahlbezirkes wurde annulliert.34VILLA OASEoder: DIE FALSCHEN BORGERRoman von Bugen« DabltBerechtigte Uebertragung ausdem Französischen von BejotEr hielt mit seinen Glückwünschen nicht zurück. Ja, er gab sogar zu, daß vieles modernerwar als bei ihm in Cergy. Im Garten ließ erCharlier mit Julien vorangehen. Er schrieb niean seine Geliebten, auch nicht an Irma, höchstenseine gleichgültige Ansichtskarte. Aber jetzt war ervoller Interesse.„Ich war schon in Sorge um dich", sagte er.„Wer du siehst gut aus. Tas Landleben bekommt dir. Und zu langweilen scheinst du dichauch nicht."„Nein. Ich denke auch fast nie mehr anHelene."„Nun, mit meiner Ruhe ist es nicht so wetther.">„Vertragt ihr euch nicht, du und Felix?"„Nein, das ist es nicht. Mit dem Großenkann man sich immer verständigen. Und der Mißbraucht man nur einen Witz zu erzählen oder einenKavalier vorzustellen. Nein, darum handelt eSsich nicht. Ich lasse im Montbert alles verändern.Julien liebte das Altmodische. Ich habe einen anderen Geschmack. Das weißt du ja. Doch daSkostet Geld, und ich sitze auf dem Trockenen.Glaubst du» daß mir der Dicke etwas leihenwürde? Es wäre befttmmt besser angelegt als beider Bank."Da Julien und Charlier umkehrten, setzte erschnell hinzu.:„Ich will ihm gleich ein paar Worte sagen,tzch rechne auf dich."Er nahm Juliens Arm. Von Zeit zu Zeitblieb er stehen, um die Schönheit des Teichs zurühmen, das Haus zu bewundern. Dann brachteer seine Geschichte vor, die er sich lange zurechtgelegt hatte.„Ich werd« mit Irma sprechen", erwidetteJulien.„Jetzt, da ich frei bin, wird man sich jabald Wiedersehen. Wenn wir ein Mädchen haben,schreibe ich euch. Dann gibt's eine solenneFresserei."Der unerwartete Besuch bereitete Irma undJulien Vergnügen und hinterließ eine angenehmeErinnerung.Während des Morgenspazierganges mußteIrma an Alfreds Worte denken. Anfangs argwöhnte sie, er sei nur des Geldes wegen gekommen. Dann aber fiel ihr sein zärtlicher Ah-schiedsblick ein und ihre ganze Vergangenheit, undsie zweifelte nicht, daß ihr Freund das Montbertin ein. Hotel ersten Ranges verwandeln würde.Tas Vertrauen zu ihm kehrte ihr zurück, ja, ihreBewunderung wuchs sogar. Sie mußte ihm helfen, wie er«inst ihr geholfen hatte. Am Nach-mtttag sprach sie mit Julien. Zögernd erst undmit allerhand Listen, die sie.manche Worte betonen ließen, als gehorche sie einem Befehl. ZumSchluß erklärte Julien, er sei bereit, Alfred hunderttausend Franken vorzuftrecken.Auch er hatte sein« Sorgen. Er suchte einMädchen und fand es nicht. So wohlgelitten erauch war, so unmöglich schien es zu sein, in derGegend einen dienstbaren Geist aufzutreiben.Eines Tages bemerkte die Mutter Pougette:„Vielleicht würde Ihnen meine Aelteste passen? Sie arbeitet bei einem Kaufmann in Melun,aber die Leute sind Pfennigfuchser und behaltensie nur tagsüber. So mutz sie früh und abendssieben Kilometer laufen. Das kann so nichtbleiben."„Wie alt ist das Mädel?"„Bald achtzehn. Und fleitzig und sauber undgehorsam..."„Bringen Sie sie mal her."Irma schnitt, als er es ihr erzählte, ein Gesicht. Die Solange war vermutlich so ein Dreckfink wie die Mutter. Und sollten sie die Familieeines Verbrechers unterstützen, während anständigeLeute...„Er ist ja, nach dem, was die Mutter Pougette erzählt, zu Unrecht verurteilt worden", schrieJulien.„Ich hab's jedenfalls satt, hinter einemDienstmädel herzulaufen."Sie waren beim Essen, als die Mutter Pougette kam. Sie schick ein junges Ding mit ängstlichem Gesicht und, zerzausten blonden Haarzottelnvor sich her, das in einenx armseligen blauenFähnchen mit grotzen Punkten, vermutlich seinemSonntagsstaat, eine etwas lächerliche Figurmachte. Da die Tochter nur unverständlicheBrocken zu stammeln wagte, herrschte die Altesie an:„Sprich deutlich und sag meiner Herrschaftguten Tag, Solange!"„Willst du in der Billa Oase arbeiten?"fragte Julien.„Du hättest es besser hier als beideinem Tütchenkrämer."Sie hob den Kopf. Sie hatte ein weißlichesGesicht wie ein altes Weibchen, mit flacher Stirn,gerader Nase und hohlen Wangen. Ihre Augensahen Julien neugierig an. Die Mutter Pougettewartete nicht ab, bis sich ihre Tochter zu einerAntwott aufraffte, sondern erwiderte für sie:„Natürlich will sie. Morgen früh fängtsie an."Am nächsten Morgen erschienen sie beide.Julien teilte ihnen die Arbeit zu? dann erklärteer Irma:.„Heute kann ich nach Paris fahren. Ichgehe in die Rue Bourquin und nehme dies undjenes mit, und dann ins Montbert, um Alfred dasGeld zu bringen."Es war schon längst dunkel, als Irma denWagen einfahren hätte. Julien ging mit schweren Schtttten und zog, als er sich setzte, die Schul-Spanische SchandjustizJavier B u e n o, Redakteur des sozialistischen Blattes„Avance" in Oviedo, ist jetzt zudreißig Jahren Gefängnis und einer„Geldstrafe" im Bettag von 220 MillionenEL verurteilt worden.Als Begründung dieses ungeheuerlichen Urteils muß die Behauptung dienen, aus dem Gebäude jener Zeitung fei auf die Regierungstruppen geschossen worden. In der Verhandlung haben Zeugen beschworen, daß diese Behauptungfalsch ist. Javier Bueno ist übttgens verhaftetworden, bevor noch die Kämpfe ausbrachen. Selbstdie spanische Presse sagt zu diesem Richterspruch,man mache offenbar den Redakteur verantwortlichfür alles, was in Oviedo und seiner Umgebungvorgekommen ist.Reaktion bleibt am StaatsruderMadrid.(Havas.) Der bishettge Finanzminister Chvpaprie.a, unabhängiger Abgeordneter,hat das neue spanische Kabinett zusammengestellt.Es setzt sich wie folgt zusammen: Ministerpräsident: Chapaptteta(unabhängig). Außen-ministettnm Lerroux(radikal), Justiz- und Ar-beitsministettum: Salmon(katholische Bolksak-tion), Kriegsministerium: Gil Nobles(katholische Bolksaktion), Marinemini stcrium: Rahola(katalanische Liga), Finanzministerium: Chapa-prieta, Innenministerium: Pablo Blanco(radikal), Unterrichtsministerium: Rocha(radikal),Ministtrium für öffentliche Arbetten und Verkehr: Lucia(katholische Bolskaktion), Ministerium für Landwirtschaft, Handel und Industrie:Martinez Velasco(Führer der Agrarier).0er neue FrledensblockGenf. Minister Dr. Benes lud am Mittwoch die Vertreter Frankreichs, Sowjetrußlands und der Staaten der K l e i n e«Entente sowie der Balkanententezum Mittagessen rin. Bei dieser Gelegenheit erfolgte ein politischer Meinnngs-austausch über die zur Zeit im Bölker-bundrate und in der Bölkerbundversammlung behandelten Fragen.Auf Streichers SpurenOesterrelchlscher Sportverbandohne JudenWien. Der Oesterreichische Skiverband hatin seiner Generalversammlung die Satzungen miteiner Arierklausel ergänzt. In dieStatuten wurde folgendes ausgenommen:„DieSatzungen der Einzel- und Verbandsvereinemüssen die Bestimmung enthalten, daß alsMitglieder nur Personen*Vt i s ch e rAbstammung ausgenommen und alsAmtswalter nur Personen germanischer Volkszugehörigkeit inOesterreich bestellt werden dürfen."Zwei deutsche Senatoren In PolenWarschau. Der Präsident der Republik Halheute die Liste von 32 ernannten Senatoren unterfertigt. In den neuen Senat wurden zwei Vertreter der deutschen Minderheit ernannt, u. zw.der ehemalige Senator Hatzbach und Jng. RudolfWiesner aus Bielitz. Ferner wurden zwei Judenernannt.tern krumm, so daß sie dachte:„Er hat«in Glasüber den Durst getrunken." Sein Gesicht warrot und aufgequollen, die Augen sahen stier, unddie Falten in den Mundwinkeln schienen sich vertieft zu haben. Kragen und Krawatte hielt er inder Hand.„Eine Hitze in Patts, zum Umkommen",stöhnte er.„Aber ich habe alle dein« Aufträgeerledigt."„Haft du Alfred gesehen?"„Wir haben zusammen gegessen. Dann, imCafj des Courses, habe ich die ganze Bande zumSonntag eingeladen. Und du? Wie ging es mitder Kleinen?"„Sie ist weder besonders schlau, ncch übertrieben sauber."„Was willst du? Bei ihr zu Haus mag'sauch anders aussehen, als in der Villa Oase."Irma war kaum in der Küche, als sie einnäselndes Geräusch hörte, dem Orchestermusik undGesang einer hellen, durchdringenden Tenorstimme folgt«, die einen Schlager aus dem" Casinode Paris trompetete:>„Sie hatte Brüstchen, so winzig klein,Valentine, Valentine..."Starr vor Staunen, Lffeete sie die Türe zumEßzimmer. Julien stand vor einem großen Kasten. Er unterbrach den Vortrag und rief ihrfreudig zu:„Ich habe dir zum Gebuttstag ein Grammophon gekauft, Matte Pathe, das beste, was esgibt, mit dreißig Platten. Chevalier, die Mistin-guette, Bttard, Tangos, JavaS, alles, wäs duwillst. Wir können am Sonntag tanzen."Nach dem Essen führte er alle Platten vor.Beim Aufziehen machte er ein ernstes Gesicht.„Niemals bis zu Ende, daS ist daS wichtigste."Doch wechselte er die Nadeln nicht auS. DaS warnicht nötig.(Fortsetzung folgt.)