Seife 2 Freitag, 27. September 1935 Nr. 228 Die Schweiz verzichtet auf Gleichschaltung Offizielle Erklärung Im Nationalrat Bern. Im schweizerischen Nationalrat brachte der Sozialdemokrat C a n o v a eine Interpellation über die Tätigkeit der reichsdeutschen nationalsozialistischen Vereine in der Schweiz und insbesondere des nationalsozialistischen Führer- Wilhelm Gustloff in DavoS ein. Der Chef des eidgenöffischen Justizdepartements, Bundesrat Baumann erteilte eine ausführliche Antwort und schloß seine Ausführungen wie folgt: ES gibt keine Schweizer , die sich als unerlöste Deutsche fühlen oder Angehörige eines anderen Staates sein möchten, und sofern einzelne wenige solcher Wirrköpfe vorhanden friert ist. Ergänzt könnte das dadurch werden, daß die beiden Häuser des Parlaments eigene Außenhandelsausschüsse einsetzen, da sich die gegenwärtigen Handels« und Gewerbeausschüsse meist mit Gewerbefragen befassen. Der Einwand des Finanzministers, den dieser anläßlich seiner letzten Rede in der Prager Messe erhoben hat, daß damit die Zahl der für den Außenhandel kompetenten Behörden nur noch um eine vermehrt werden würde, trifft nicht zu, da den bisher kompetenten Behörden die betreffende Agenda eben entzogen würde. Die Errichtung eines Außenhandelöministeriums wäre so die organisatorische Voraussetzung zu einer einheitlichen, erfolgreichen, dem Staat und der Bevöl- kerung dienenden Außenpolitik. Die Umgestaltung der weltwirtschaftlichen Beziehungen seit dem Beginn der großen Krise verlangt aber auch eine völlige Aenderung unseres Handelsvertrags- systems. Unsere früheren auf der Meistbegün« stigungsklausel beruhenden Handelsverträge sind Überholt. Sie müssen ersetzt werden durch den Abschluß zweiseitiger Handelsverträge auf der Grundlage der Gegenseitigkeit(Reziprozität). Die Handelsverträge werden gegenwärtig abgeschlossen im Sinne des Ausgleichs der tz a n d e l s b i l a n z, d. h. die mit uns Verträge abschließenden Staaten lassen soviel tschechoslowakische Waren ins Land, als wir Waren von ihnen abnehmen. Wennwirnichtein« führen, können wir nicht ausführen. Die Koalitionsparteien müssen sich also über einen Wirtschaftsplan einigen, gemäß welchem bestimmte Waren in einer bestimmten Menge zur Einfuhr freigegeben werden. Wenn insbesondere die Agrarier nicht dazu gebracht werden, ge- wisse Mengen von Nahrungsmitteln ins Land zu lassen, dann kann unser industrieller Export nicht gesteigert und unsere Arbeiter können nicht beschäftigt werden. Legen sich die Agrarier auf eine Politik der Autarkie fest, d. h. wollen sie alle Nahrungsmittel im Lande selbst erzeugen, dann müßten wir darauf verzichten, auszuführen und x müßten uns darauf einstellen ewig Hunderttausende von Arbeitslosen zu haben, und das Lebensniveau der Bevölkerung in den bisherigen Industriegebieten müßte dauernd auf einem Niveau gehalten werden» da? ein Niveau des Hungers, de- Elends, des Niederganges und der Massensterblichkeit wird. Der Abschluß von zweiseitigen auf Grund sein sollten, werden sie dem allgemeinen Gespött preisgegeben sein. Auch mit Bezug auf die Grundlagen unsere- Staatswesens stellt sich das Schweizer Volk in seiner überwältigenden Mehrheit auf den Boden der Demokratie und der Freiheit. Wir verzichten auf Gleichschaltung und sind stolz darauf» daß sich in der jahrhundertealten Geschichte Angehörige verschiedener Bolks- stämme, Sprachen und Konfessionen zu einem untrennbaren Bunde der Eidgenossen znsam- mengefunden haben. Der Interpellant erklärte sich teilweise befriedigt. des Ausgleiches der Handelsbilanz abgeschlossenen Verträgen macht aber auch dringend eine Reform der Außenhandelsstatistik notwendig. Ein gewisser Teil unserer Ausfuhr erscheint nämlich in der Statistik unter.Ham burg " und.Bremen ", so daß die wirkliche Ausfuhr verschiedener Länder in die Tschechoslowa- kische Republik größer ist, als in der Statistik sowohl des Auslandes als auch in der unseren ausgewiesen erscheint. Erst unlängst hat man in einem unserer immer wichtiger werdenden Ausfuhrländer, in Britisch-Jndien,, diese Entdeckung gemacht. Die Folge davon ist natürlich, daß die Einführkontingente, die uns von den Uebersee- staaten zugemessen werden, geringer sind als sie uns gebühren würden. Ja es geht so weit, daß Deutschland auf Gr undder zu unseingeführtenWarenAusfuhr- kompensationen erhält. Eine Reform dieser Außenhandelsstatistik sowie Maßnahmen, daß Ueberseeprodukte direkt zu uns gelangen, würde unseren Handelsverkehr mit einer ganzen Reihe von Importländern beleben. Das beste Mittel, um zu diesem direkten Jmportzu gelangen, wäre die Schaffung von Jmportsyndi- taten. Ein außerordentlich wichtiges Mittel ist die Exportpropaganda. In dieser Beziehung ist ein glücklicher Anfang durch die Gründung des Exportinstituts gemacht worden und soweit man sieht, ist daS Exportinstitut auf dem rechten Wege. ES hat sich gezeigt, daß eine Reihe von Ländern durch Einstellung von Wanderausstellungen(es gibt auch für Uebersee schwimmende Ausstellungen, die sogar Pplen veranstaltet, während wir vorläufig noch nichts tun) und die organisierte Beschickung fremder Messen.- wesentlich zur Belebung des Außenhandels beitragen. Gerade auf der Brüsseler Weltausstellung hat Man gesehen, daß wir döe Gelegenheit, die sich da bietet, Besucher aus fremden Ländern mit unseren Erzeugnissen bekannt zu machen, nicht wahrgenommen haben. Außerordentlich zurück sind wir auch in der Bereisung deS Auslandes durch Handelsdelegationen oder einzelne Personen zwecks Information und Anknüpfung von Geschäftsverbindungen. Während sich in Japan ganze Industrien zusammenschließen, um ,, die Bedürfnisse fremder Länder kennen zu lernen und so die Voraussetzungen zu einem erhöhten Export schaffen, halten wir bei uns noch immer an den alten individuellen Methoden einzelner Firmen fest, die veraltet sind und durch Kollektivarbeit ersetzt werden müßten. Auch im Außenhandel ist nämlich die Zeit des Individualismus vorüber. Es wurde schon gesagt, daß der direkte Import ohne die Vermittlung des ausländischen Händlers am besten durch Einfuhrsyndikate durchzuführen wäre. Aber auch im Exportgeschäft wären Syndikate sehr vonnöten. Es ist oft vorgekommen, daß die Handelskammer oder das Exportinstitut Aufträge an tschechoslowakische Firmen weitergegeben haben und daß diese sich gegenseitig so im Preise unterboten haben, daß der ganze Export zu einem Verlustgeschäft geworden ist. Auch für die Aufteilung von Ausfuhrkontingenten wären Syndikate notwendig, wobei jene Waren bevorzugt werden müßten, in denen ein großer Lohnanteil enthalten ist. Selbstverständlich müßten in diesen Syndikaten auch die Arbeiter und Verbraucher vertreten sein, wie denn überhaupt der Außenhandel aufhören muß ein Monopol der in den Handelskammern organisierten Unternehmer zu sein. Schafft Arbeiterkammern, damit auch die Arbeiter eine öffentlich-rechtliche Institution erhalten, durch welche sie auf den Außenhandel in einem Sinne Einfluß nehmen können, der für Staat und Bevölkerung gleich nützlich wäre. Eine Wiederbelebung des Exportes ist auch nicht möglich, ohne zu einer strengeren Kontrolle der Kartelle zu gelangen als bisher. Immer wieder wurde die Erfahrung gemacht, daß die Ausfuhr bestiimnter Waren erschwert, ja unmöglich gemacht wird durch die hohen Kartellpreise. So ist unsere nordböhmische Blasinstrumentenindustrie nur konkurrenzfähig wegen der hohen Kartellpreise von Blech und es kommt ost vor, daß wir bestimmte Waren nicht exportieren können, weil die Verpackung, sei es Blech oder Papier, zu teuer ist. Hier sieht man, daß die privaten Kartelle die gesamte Wirtschaft schwer schädigen und daß der Staat eingreifen muß, um nicht durch das hemmungslose Profitstreben einzelner Großkapitalisten ganze Exportindustriezweige erschlagen zu lassen. Will man die Frage der Belebung des Exportes lösen, dann darf man an der Kreditfrage nicht vorübergehen. Unsere Exportindustrie braucht Kredite, damit sie Rohstoffe einkaufen und Arbeitslöhne bezahlen kann. Es muß dafür gesorgt werden, daß die Industrie auch das Geld für die Waren erhält, die sie-ins Ausland liefert. Es wäre also nicht unzweckmäßig» eine Zentralisierung des Geldverkehrs der Exportiydustrie durch dke Schaffung einer Exportbank durchzuführen, welche sowohl die Industrie unterstützen könnte durch die Beschaffung des notwendigen Kredits als auch durch die Regelung des Zahlungsverkehrs mit dem Auslande, durch die raschere Abwicklung des Clearings(Zahlungsausgleich) usw. Diese Frage aber führt uns zu der wichtigen Frage der Beschaffung des Kredits überhaupt, sowohl für die Industrie, die für den Export arbeitet, als auch für die Industrie, die für das Inland beschäftigt ist, und schließlich zur Frage des Kredits für den Staat und die Selbstverwaltung. Davon wollen wir in unserem nächsten Auffatz sprechen. Eden und Laval einig (Schluß von Seite 1) treters Eden vollkommenübereinstimme. ES ist notwendig, schloß Laval, größtes Entgegenkommen walten zu lassen. An der Aussprache nahm auch der Sowjetkom- miflär Litwinow teil, der erklärte, daß die Etappe der Reden und Erklärungen beendet sei. Die russische Regierung hat bereits ihren Standpunkt und die Prinzipien, die sich aus diesem Standpunkt ergeben, bekmmtgegeben. Der Standpunkt der russischen Regierung kann keinen Zweifel darüber lassen, wie Rußland di« Schlußanträge auf Beilegung des abessinisch-italienischen Konfliktes aufnehmen wird. Nachdem noch der dänische Außenminister Munch sein Bedauern über das Mißlingen der Schlichtungsaktion bekundet hatte» wurden die Erklärungen des Ratsvorsitzenden einmütig angenommen. Die italienische Delegation hatte an der Ratssitzung nicht teilgenommen. Der neue aus allen Ratsmitgliedern mit Ausnahine des italienischen Delegierten gebildete Ausschuß wird unverzüglich auf Grund des Artikels 15 deS BölkerbundpakteS seine Tätigkeit aufnehmen. Englands Stellung zu Mitteleuropa Die Antwort überreicht London . Donnerstag nachmittags wurde im Außenamte dem französischen Botschafter die Antwort der britischen Regierung auf die französische Frage nach dem Standpunkte» den Großbritannien im Falle eines Angriffes in Europa einnehmen würde, überreicht. Der Text der Antwort wird z» Beginn der nächsten Woche veröffentlicht werden und umfaßt etwa 600 bis 700 Worte. Pumpversuch Schachts in London ? London . Es verlautet, daß der Präsident der deutschen Reichsbank und Reichsfinanzminister Dr. S ch a ch t sich für einen Besuch in London vorbereitet, um in den dortigen Finanzkreisen eine neue Anleihe für Deutschland zu erwerben Allgemein hält man dafür, daß allfällige Verhandlungen scheitern werden. Pariser Tagung der Internationale Paris. Gleichzeitig mit den Tagungen des Allgewerkschaftlichen und kommunistischen ArbeitS- vtroandessmoekm Paris eine Tagung des Präsidiums der Allgewerkschaftlichen Internationale statt. Das Präsidium beschloß, den ordenüichen Kongreß der Gewerkschaftsinternationale für Mai oder Juni des nächsten Jahres nach London einzuberufen. Gebilligt wurde auch der Standpunkt des Exe- kutivauSschussrs des Gewerkschaftsmternationale, der gemeinsam mit dem Präsidium der Sozialistischen Arbeiter-Internationale in Angelegenheit des italienisch-abessinischen Konfliktes nach Genf brklmntgegcbcil wird. Am Freitag tritt der gemischte Ausschuß der beiden International«: zusammen» um über die internationale politische Lage zu verhandeln. 35 VILLA OASE oder: Pie FALSCHEN BDROEg Roman von Eugene Dablt Berechtigte Uebertragung aus dem Französischen von Bejot Er hatte eine Dauernadel gekauft, die auf Saphirspitze lief, unverwüstlich und besonders klangvoll. Solange hatte das Geschirr abgewaschen und durfte eintreten. Irma hörte andächtig zu. Hie und da übte sie Kritik, oder sie summte eine bekannte Melodie mit oder gestand ihre Vorliebe fiir Romanzen. Sie befand sich in gehobener Stimmung. Solange war halbwegs anstellig. Julien aufmerksam, und in Paris war einer, der zuftieden war, dank ihrer Hilfe. Heitere Musik war das beste Mittel, die etwas bedrückende Äbendstille aufzuhellen. Der Sonntag war da. Früh am Morgen fuhr Julien im Auto nach Melun . Er ging gern einkaufen. Es machte ihm Spaß, mit gerissenen Kaufleuten um den Preis zu feilschen und hinterher ein Glas mit ihnen zu trinken. Aber heute kam er schnell zurück. Er fand sein Haus im vollen Betrieb. Die Mutter Pougette war sauber gewaschen, und ihr dürftiger Haarknoten thronte, fest zusammengerollt. auf ihrem gestriegelten Hinterkopf. Sie trug ein Mieder von schwarzem Tuch und einen Falbelrock, der über den Boden streifte. Solange hatte ihren Sonntagsstaat angelegt, dazu eine weiße Schürze mit Spitzen. Irma war noch im Morgenkleid und half bei der Arbeit, Julien rupfte zwei Hühner und gab so lange gute Ratschläge, bis ihn Irma in den Keller schickte, damit er den Wein abzöge. AIS es zehn schlug, tauchte er, angelockt von einem verführerischen Dust, in der Küche wieder auf. Er war gerade fertig mit seinem Anzug, als er die Wagen durch die Rue du Petit Bau tollen hörte. Erst brüllten die Hupen, dann schlug die Klingel an. Hals über Kopf rannte er die Treppe hinunter. Unten standen die Kameraden mit ihren Frauen. Alle reckten die Hälse und schienen die Billa Oase nicht genug bestaunen zu können. Er ging auf Papa Adam zu. »Na, wie gefällt dir die Baracke?" „Ich werde sie daS geschlossene Haus nennen. Warum machst du am hellen Tag die Läden zu?" »Heiliger Papa Adam. Ich habe doch die Fenster an der Straßenseite zumauern lassen, damit man nicht gestört wird. Jetzt find es Wandschränke." Sie traten im Gansemarsch ins Haus. Die Damen trugen duftige Sommerkleider von grellfarbigen Stoffen und Strohhüte mit Fransen oder Bändern, die Herren leichte Lüster- oder Leinenjacken, gestreifte Hemden und schneiend bunte Krawatten. Nur Papa Adam war, wie immer, im schwarzen Jakett mit weißer Weste und Phantasiebeinkleid. In der Hand hatte er seinen korkzieherartig gewundenen Stock, auf den er sich schwer stützte. Vor dem Teich blieben sie zuerst-stehen. Das war ja ein richtiger Sre wie im Walde von Vincennes , Goldfische gehörten hinein und Schwäne. Julien jubelte innerlich. Er zeigte einen seltenem Baum, der aus Japan stammte, und den lauschigen Winkel unter den Fichten, wo man, wenn man wollte, lieben konnte. Und er prahlte mit der ungeheueren Obsternte, die si« haben würden. Mit der gleichen Begeisterung besichtigten sie das Haus. Dann steckten die Frauen ihre Köpfe zusammen, um zu tratschen, und die Männer gingen in den Keller. Zum Aperitif versammelten sich alle im Garten. »Na, sitzt man hier nicht besser, als im Cafe des CourseS?" fragte Julien. Es war ein schöner Julitag. Kein Wunder, daß sie ihre Liebe zum Land entdeckten! Besonders diese Gegend hatte es ihnen angetan. Hier stank es nicht nach Misthaufen, man sah weder Höfe, noch Bauern, und es gab keine Fabriksschornsteine und auch keine Kommunisten. Außerdem war man in fünf Minuten im Walde oder an der Seine, wo man sich in den Gartenlokalen amüsieren konnte. Höchstens im Winter konnte es zuweilen unangehm werden. Es gab viel Regen oder Frost» und um vier wurde es dann dunkel... „DaS alles hat nichts zu sagen", entgegnete Julien.»Einmal mutz man sich zurückziehen. Ich habe keine Sehnsucht nach Paris . Meine Frau auch nicht. Uebrigens könnte ich jeden Tag verkaufen. An Angeboten fehlt es nicht. Ein Haus wie unseres kann man weit und breit suchen." „Es ist historisch", setzte Irma hinzu..Fls- chon hat uns erzählt, Gabriele d'Estrees habe hier gewohnt— es war früher ein Kloster— und später auch ein Minister Napoleons l. Unsere Mauern sind über einen Meter stark." Sie gingen ins Eßzimmer. Irma hatte ihr Silber aufgelegt, das beste Leinen, das schönste Geschirr. Bor jedem Gedeck lag ein Kärtchen. Trotz dieser Vorsicht war es nicht einfach, Platz zu finden. »Wir werden wohl alle unsere hundert Kilo haben, wenn nicht noch ein paar Pfund mehr", bemerkte Julien.„Nur das Mädchen ist dürr. Die Familie hat nichts zu fteffen." Die Unterhaltung wandte sich den Armen zu, die im allgemeinen selbst schuld an ihrem Elend waren. Jeder wußte ein Beispiel von ihrer schlechten Wirtschaft und von ihrer Undankbarkeit gegenüber ihren Arbeitgebern anzuführen. „Und das will die Welt auf den Kopf stellen!" „Man ist ja auch einmal Arbeiter gewesen und weiß Bescheid." „Sie mögen uns nur unsere Tage in Ruhe beschließen lassen. Aber mit ihrer Revolution hat es wohl auch keine Eile." Die Schüsseln gingen von Hand zu Hand, die Teller füllten, die Gläser leerten sich. Es war so warnt, daß die Männer Jacke und Kragen ablegten, die Frauen ihr schweißglänzendes Gefickt vergebens puderten. Jeder suchte eine bequeme Stellung. Der Tisch war zu klein für alle die Bäuche und Brüste, die sich vorwölbten, und die Stühle krachten unter der Masse der Schenkel. Sie saßen Arm an Arm, fteuten sich ihres Lebens und ihres sicheren Besitzes, erzählten mit Genugtuung von ihren Geschäften und Projekten und warfen triumphierend mit den Ziffern ihrer Einkünfte um sich. Plötzlich erschollen fröhliche, an Jahrmarktlärm erinnernde Ausrufe: Solange brachte einen neuen Gang. Nach dem Essen traten sie wieder in den Garten. Die Männer rauchten Zigarren, die Frauen englische Zigaretten. Ein kreischendes Geräusch zerriß die Stille. Julien hafte das Grammophon aufgezogen, und sie hörten, zurückgelehnt in ihre Rohrsessel, mit kleinen Schlucken ihren Motta oder chren Likör trinkend, die neuesten Modeschlager. Sie rührten sich nicht, öffneten nur den Mund, um besser atmen zu können und legten stöhnend die Hand auf den Magen. Julien schlug vor, sich ins Gras zu strecken, aber die Frauen fürchteten sich vor »Tieren", und die Männer hatten Angst um ihre Hosen. Außerdem gab ihnen der Teich etwas Mhlung. »Schön, so fahren wir, wenn wir verdaut hichen, an die Seine", meinte er. Punft vier Uhr reckten sie ihre Glieder und ttetterten in ihre Wagen. Der Delage fuhr wie ein Präsidentencoupee an der Spitze, ihm folgten knatternd Charliers offenes Auto und der anscheinend schlecht geölte Viersitzer von Langlois. -(Fortsetzung folgt.)
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15 (27.9.1935) 226
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