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Dienstag, 8. Oktober 1835
Nr. 234
nichts anderes sei als ein Werkzeug imperialisti­scher Interessen. Im Kapitalismus   gäbe es keine internationale Rechtsordnung. Er zog die Paral­lele zu 1914: Damals galt es dem überfallenen Belgien   zu helfen, heute ist es Abessinien; damals sollte es der»letzte" Krieg sein, umdie Welt sicher zu machen für die Demokratie" heute soll der Krieg geführt werden um den Völker- bundpakt durchzusetzen und den Fascismus zu stürzen. Um schöne Phrasen zur Rechtfertigung von Kriegen war man niemals verlegen; aber der Imperialismus, dem sie in Wahrheit dienen, verfälscht alle Ziele. Anders stünde es, wenn eine sozialistische Regierung am Ruder wäre. Einer imperialistischen Regierung aber und der macht­vollen Kriegsmaschinerie, die sie allein beherr­schen würde, dürfe man die Arbeiterbewegung nicht ausliefern. Imperlalistsdi« Interessen? Auch innerhalb der Sotialist League wird diese Stellungnahme, die eine realistische Ana­lyse der gegenwärtigen Lage vermissen Iaht, von einer Minderheit als doktrinär empfunden. Es wqr Sir Charles T r e v e l y a n, der in einer kurzen, aber eindrucksvollen Debatterede dem allzu unbedenklichen Realismus Daltons und dem Doktrinarismus Cripps' eine wahrhaft soziali­stische Betrachtung der Situation gegenüberstellte. Trevelyan hatte 1914 den Mut gehabt, aus dem Kabinett Asquith  , dem er als liberaler Minister angehörte, zum Protest gegen den Krieg auszu­treten. Er hatte später als Minister im Labour- kabinett Macdonalds als einziger den Mut, zu­rückzutreten aus Protest gegen das Zurückwei­chen vor einer sozialistischen   Politik. Er ist heute ein prominentes Mitglied der Socialist League. Aber mit- überzeugenden Worten legte er nun dar» wie grundverschieden, trotz aller oberfläch­lichen Aehnlichkeit mit 1914, die Situation heute sei. Und er wendete sich gegen den Defaitismus, der die Arbeiterschaft in so schicksalsschwerer Stunde zur Passivität verurteilen wolle aus Angst, dah ihr Einsatz von der Regierung für imperialistische Zwecke mißbraucht werden könne. Gewiß, diese Gefahr ist nicht gänzlich auszu­schließen; aber wenn di« britische Aibeiterbewe- gnng in Verbindung mit den französischen   Arbei­tern und der Regierung Sowjetrußlands han­delt, wird sie ihr begegnen können. Mit Nachdruck wurde der Socialist League in der Debatte auch entgegengehalten, daß der Völkerbund  , zumal nach dem Eintritt Sowjet­rußlands, doch keineswegs als bloßer Deckmantel imperialistischer Bestrebungen angesehen werden könne. Auch das imperialistische Interesse Groß­ britanniens   in dem gegenwärtigen Konflikt werde von der Socialist League überschätzt und über­trieben. Schon bisher hatte ja Italien   Kolonien am Roten Meer  , die den vielberufenen Seeweg nach Indien   hätten gefährden können; aber zu einer Garantierung sämtlicher imperialistischen Interessen Englands war Mussolini   eben jetzt mehr als je bereit, wenn man ihm nur den Pre­stigeerfolg über Abessinien ließe. In der Tat tvaren auch gerade die imperialistischen Repräsen­tanten des englischen Bürgertums durchaus da­für, Mussolini   gewähren zu lassen; die City die Grotzfinanz ist heute noch gegen Sank­tionen. Es war die völkerbundfreundliche Stim­mung im Lande und im besonderen die kon­sequente Bölkerbundpolitik der LabourParty, die der Regierung ihre gegenwärtige Haltung aufgezwungen hat, nach langem Schwanken Anthony Eden   gegen
I Chamberlain usw. innerhalb der Regierung selbst. Daher könne auch keine Rede davon sein, daß die Arbeiterbewegung ins Schlepptau der Regierung geraten sei. Die Regierung, deren
I Politik in früheren Jahren so viel zur Entwick­lung der heutigen kritischen Situation beigetra­gen hat, fand die schärfste Kritik von den Red­nern aller Richtungen in der Debatte. (Schluß folgt.)
i Tschechoslowakei  und Sowjetunion  Eine Rede des AuBenminlsters Sonntag abends fand zu Ehren der Sow­jetgäste im Gesellschaftsklub ein Abendessen statt, das vom Außenministerium veranstaltet wurde. Minister Dr. Benes hielt dabei eine Rede, in deren politischem Teil er u. a. an die seinerzei­tigen Feststellungen Litwinows erinnerte, daß die Tschechoslowakei   und Sowjetrußland ge­meinsame Lebensinterefsen, gemeinsame Ideale und Bestrebungen in der Frage der Erhaltung des Friedens in Europa   und der Welt haben. Unsere gemeinsame Politik, erklärte Tr. Benes, hat bisher chren prägnantesten Ausdruck in dem gegenseitigen Hilfeleistungsvertrag ge­funden. Sie ist der strikten internationalen Kon­trolle unterworfen und wird niemals unrechten oder nicht guten Zielen dienen, die der Völker­bund nicht gutheißen kann. Ich zweifle nicht daran, daß die durch diesen Vertrag ausgedrückte Politik uns auch in Zukunft verbinden, uns tit jeder schwierigen europäischen und Weltsituation nebeneinander stellen wird, wo es sich um den Frieden, um unsere Sicherheit und um die Ver­teidigung des Friedens in Europa   überhaupt handeln wird. Staatsangestelltenvertreter beim Minister­präsidenten. Der Vorstand der Arbeitsgeminschaft der öffentlichen Angestelltenorganisationcn ver­handelte am Montag mit dem Vorsitzenden der Regierung Malypetr und mit dem Vorsitzenden der parlamentarischen Spar- und Kontrollkom­mission Abg. Beran über die Forderungen der öffentlichen Angestellten, die dem Vorsitzenden der Regierung zu Beginn der Parlamentsferien vor­gelegt worden waren. Eine Entscheidung über diese Forderung ist bisher nicht gefallen.
Paris.(AP) Die Verhandlungen über größere italienische Bestellungen bei der französischen   Stahl­industrie sind'gescheitert. Die italienischen Preis­angebote waren zu niedrig, und außerdem verlangt man von französischer Seite, daß zunächst einmal die alten Schulden bezahlt werden. Ueberhaupt kann man sagen, daß die französische   Wirtschaft sich zur Zeit Italien   gegenüber bereits sehr reserviert ver­hält. Stockholm  :(AP) Auch die schwedischen Schiff­fahrtslinien dirigieren ihre Schiffe jetzt um das Kap der Guten Hoffnung   herum. Athen.(AP) Alle griechischen Dampfer haben Anweisung erhalten, keine Fracht mehr von und nach Italien   zu befördern. Die im Fernen Osten wei­lenden griechischen Dampfer haben Order bekommen, nicht mehr durch den Suezkanal zu fahren, sondern auf dem Wege über das Kap der Guten Hoffnung  zurückzukehren. Bukarest.(AP) Bon rumänischer Seite ist Ita­ lien   mitgeteilt worden, daß sämtlich« Petroleumliefe­rungen an Italien   sofort eingestellt würden, wenn nicht unverzüglich die Bezahlung der Schuld von 1.26 Millionen Pfund Sterling erfolge.
Die Bedingungen für Frankreichs   Waffenhilfe Gegenseitigkeit für den Fall eines deutschen   Angriffes
London  . Der Wortlaut der französischen  Antwort auf die englische Anfrage vom 24. Sep­tember wurde am Montag Abend veröffentlicht. Es heißt darin unter anderem: Die französische   Regierung ist bereit, gegen­über der britischen   Regierung folgende Verpflich- tun gen zu übernehmen: A) Falls eine der beiden Mächte es für notwendi g hält, zu Lande, zur Ser oder in der Luft Maßnahmen zu ergreifen, di« sie in die Lage versetzen soll, notwendigenfalls die Bei- standsverpflichtung durchzuführen, die sich aus der Bölkerbundsatzung oder aus dem Locarno  - Bertrag ergeben, so wird sie über dies« Frage mit der anderen in Beratung treten. Die gleichen Maßnahmen sollen ergriffen worden, wann eine der beiden Mächte es für notwendig hält, zu Lande, zur See oder in der Lust Maßnahmen zu ergreifen, um sich selbst in di« Lage zu versetzen, erforderlichenfalls einer Lag« zu begegnen, in der sie gemäß der Böl- kerbundsatzung oder des Locarno-Bertrages berechtigt sein würde, den Beistand der ande­ren Macht zu erhalten. B) Die Tatsache, daß die eine oder die andere der beiden Mächte nach dieser Bera­tung(Consultation) und dem sich hieraus er- grbenden Uebereinkommen die obenerwähnten Maßnahmen ergreift, soll m keinem Fall als eine Provokation angesehen werden, die irgend einen dritten Staat berechtigen würde, seine internationalen Verpflichtungen nicht zu er- füllen. C) Falls eine der beiden Mächte wegen der Maßnahmen angegriffen wird, die sie nach Konsultation und Uebereinkommen ergriffen hat, wird der andere Staat ihm Beistand l e i st e n. Die Antwort In London  nicht genehm London.  (Reuter.) Ne französische   Antwort wird wahrscheinlich von den entscheidenden briti­ schen   Kreisen als unbefriedigend erach­tet und mit dem Gefühl der Enttäuschung ausge­nommen Weeden. Man nimmt an. daß Frankreich  die Gelegenheit wahrgenommen hat, nur Garan­tien gegen den Fall eines möglichen Angriffes Deutschlands   auf Frankreich   zu fordern. Die französische   Antwort hält sich, wi« es scheint, nicht genau an die Eventualität, welche die britische   Regierung offensichtlich im Sinne hatte, und bezieht sich eher auf andere Umstände. Aus diesem Grunde mutz die französische   Ant­wort von der britischen   Regierung sorgfäl­tig studiert werden. pariser Rechte gegen Sanktionen Paris  . Samstag abends veranstalteten die Rechtöorganisationen in der Umgebung der Oper und demBouevard des Italiens  " neue Manife-1
stationen für die Neutralität Frankreichs  . Die Polizei brachte 180 Personen auf das Polizei­kommissariat, entlietz aber die meisten nach Fest­stellung der Personalien. SchütrengrSden um Addis Abeba  Schutz vor Fliegerangriffen Addis Abeba  . Der Negus ordnete an, daß die Bevölkerung der abessinischen Hauptstadt aus Gründen der eigenen Sicherheit auf den Hügeln in der Umgebung der Stadt Schützengrä­ ben   errichte. Tausende Einwohner Addis Abebas begaben sich bei Morgengrauen mtt Frauen, Kindern und Haustieren auf die Hügel der Umgebung der abessinischen Hauptstadt. Es wurden alle notwendigen Maßnahmen getroffen, damit die Stadt geräumt werden könne, falls der Anflug italienischer Flugzeuge gemeldet wird. Es verlautet, daß die Mitglieder des divlo- masischen Korps an ihre Regierungen auf tele­graphischem Wege das Ersuchen richteten, von der italienischen Regierung die Zusicherung zu erhal­ten, daß weder Addis Abeba   noch Dirttmwa wer­den bombardiert werden. Amerika   verbietet Waffenausfuhr New Aork. CHavas.) Durch eine Pro­klamation des Präsidenten Roosevelt   wird für das gesamte Kriegsmaterial das Ausfuhrverbot ausgesprochen, insbesondere für Munition aller Art, für Geschütz-, Maschinengewehr-, Tank- und Gewehrmunition, ferner für Flugzeugmaterial, Motore und Flugzeugbestandteile, Einrichtungen für Kriegsschiffe, für Flammenwerfer«sw. Eine Uebertretnng des Verbots wird mit fünf Fahren Gefängnis und 10.000 Dollar bestraft. Wahr­scheinlich wird durch eine spätere Verordnung des Präsidenten Roosevelt   daS Ausfuhrverbot auch aus Rohstoffe ausgedehnt werden. Durch Vermittlung des Schatzamtes hat Staatssekretär Hüll alle Zollbehörden aufgefor­dert, sofort zur Durchführung des Embargo- zu schreittn. Amerikanischer Journalist in Addis Abeba   gestorben Addis Abeba  . Hier ist am Sonntag der amerikanische   Journalist und Sonderkorrespon­dent desDaily Herald" und derChicago Tri­buns" WilfredBarber an Malaria gestor­ben, zu der sich eineNierenentzündung und Grippe gesellt hatte. Wilfred Barber weilte seit Juni dieses Jahres in Abessinien und war einer der ersten Journalisten, welche nach Abeffinien ge­kommen waren. Der Verstorbene wirkte vorher sechs Jahre hindurch in der Pariser   Redaktion derChicago   Tribüne".
43 VILLA OASE oder: DIE FALSCHEN BORGER
Roman von Eugene Dablt Berechtigte Uebertragung aus dem Französischen von Bejot
Er war ein Mann von Welt, der Privatstunden zu fünfzehn Franken gab, und von dem Irma sich besirre Beziehungen versprach. Er drängte Julien, sich zu den nächsten Gemeindewahlen auf­stellen zu lassen, und Julien sagte nicht mehr nein. DqS würde ihn ablenken. Vielleicht würde er eines Tages Bürgermeister werden, würde Cha- pelle-sur-Seine in Schwung bringen, wie er feine Besitzung in Schwung gebracht hatte, und dir Re­gierung würde ihm einen Orden geben. Während sie ihre Manille spielten, sprachen sie über Politik. Maigret   war nicht engstirnig und verstand das Lehen. Julien konnte ihm alles erzählen. Nur schade, daß er so früh aufbrach. Um zehn ging Julien nach oben. Früher war er so müde von der TageSarbeit, daß er schnell einschlief. Jetzt hielten die Gedanken ihn wach. Seine Dicke machte ihm Sorgen. Er fühlte ihre Nähe. Sie lag ganz still, tat, als ob sie schliefe, etwas Feindseliges ging von ihr aus. Er fragte sich, was ihnen die Zukunft wohl bringen werde. Und plötzlich unterbrach sie sein Sinnen mit den Worten:»Ich höre Schritte." Er mußt« aufstehen und im Hemd hinunter- gehen. Er sah nach dem Kesiel, machte eine Runde, ttank ein Glas und stieg wieder hinauf. Am Morgen sprach Irma von ihren Träu­men. Sie wußte zwar, dah er sich nicht dafür interessierte, aber die Gedanken peinigten sie so, daß sie sie auch Bokchy anvertraut hätte. Sie hätte schlechte Erinnerungen an ihren Aufenthalt in Saint-Dizier   und behauptete, es werde ejnen
neuen Krieg geben. Sie litt auch an Alpdrücken. Man wollte sie ermorden, oder Helene spukte um den Teich, oder bestimmte Zeichen verkündeten, wie sie sagte, einen baldigen Todesfall. Julien lachte nicht mehr über diese Geschich­ten. Er hatte mtwche Gefahr überwunden, aber er war nicht mehr so jung, und Abenteuer dieser Art» selbst wenn sie unwirklich waren, machten Eindruck auf ihn. Der Tag fing schlecht an. Er wünschte, daß ein Brief käme oder ein Besucher. Doch man hatte sie vergeffen. Er benutzt« den ersten besten Vorwand, um nach Paris   zu flitzen. Endlich, eines Tages, ging der Briefträger nicht mehr vorüber. Julien studierte die Schrift auf dem Um­schlag, wandte ihn hin und her, bis er ihn öffnete, und' stellte dann fest, daß Alfred der Absender des Briefes war. Er teilte ihm mit, daß Charlier gestorben war. »Irma", sagt« er,der arme Charlier hat das Streckfieber bekommen. Er wird dieser Tage beerdigt. Willst du mitkommen?" Sie ließ ihn allein fahren. Er kam spät zurück. Beim Abendessen er­zählte er, daß sein Freund in einer Klinik ge­storben war, an derselben Krankheit wie das Mädel. Alle Kameraden waren seinem Sarge ge­folgt. Hinterher habe er noch einen Strauß auf Helenes Grab gelegt. Es war richtig, daß du nicht mitgegangen bist", erflärte er.Lustig wars nicht. Papa Adam hat nie bis Saint-Ouen   gehen können. Charlier- Frau hat geweint. Ich mutz nach ihr sehen und versuchen, sie zu trösten. Bald machte er ihr den ersten Besuch, tags darauf den zweien. Immer kam er sehr vergnügt von ihr nach Haus. Den Grund sollte Irma über­raschend schnell erfahren. Was würdest du dazu sagen, Dicke, wenn man wieder ein Hotel übernähme? Frau Charlier wäre glücklich, wenn wir ihre Teilhaber würden. Und für uns wäre das eine gute Gelegenheit." Ah. jetzt verstehe ich, warum du immerzu
nach Paris   gefahren bist. Du bist ein ganz Aus­gekochter. Aber" sie schüttelte energisch den Kopfdu verlierst deine Zeit, mein Lieber." »Bedenke doch, du hättest nichts zu tun.- »Du hast mir versprochen, wir würden nicht mehr arbeiten."' Ich finde, die Renten sind nicht groß ge­nug, unt> ich habe doch Geld bei Alfted und könnte hier einen guten Preis bekommen." Seit Mei Wochen beschäftigte er sich mit dem Plan. Er ttäumte davon wie von einer neuen Zukunft. Und jetzt versperrte Irma ihm den Weg. Jetzt habe ich's bald satt", schrie er sie an. Für dich habe ich genug getan. Nun bin ich an der Reihe." Kaufe das Modern-Hotel. Ich bleibe hier." Um den ganzen Tag dein Mädel anzu­glotzen? Was jetzt geschieht, mag sie verantwor­ten. Zunächst werde ich mal das Bild an die Wand schmeitzen." Rühre es nicht an, Julien!" Er stteß sie hart zurück, dachte an alle Dummheiten, die er um ihretwillen begangen hatte. Dann griff er nach dem Bilde. Sie klam­merte sich an ihn. Laß los, oder ich fleb dir eine. Du glaubst es nicht? Da, da... die steckst du nicht Hintern Spiegel." Irma brach in dumpfes Heulen aus, tau­melte und fiel jammernd in den Sesiel. Er stand wie angewurzelt, stierte erst das schief hängende Bild, dann die schluchzende Irma an. Seine rechte Hand, mit der er zugeschlagen hatte, betrachtete er mit einem Gefühl der Scham. Da Irmas Tra­nen immer reichlicher floffen, verlor er die Faffung. Verzeihe", stammelte er,ich habe es nicht mit Absicht getan. Du weißt, ich habe dich nie geschlagen. Wir bleiben hier, wenn du willst, ich hie überhaupt alles, was du willst, Dicke. Ich schwöre eS dir. Ich fahre auch nicht mehr nach Paris   und latz mir nicht mehr den Kopf ver ­
drehen. Hörst du? Und ich frage einen Bau­meister, ob man den Teich zuschütten kann. Dann hast du deine Ryhe, wenn du im Garten bist." Er tauchte ein Handtuch ins Wasser, be­tupfte Irmas Stirn und warf einen scheuen Blick auf die bleiche Wange» auf der die Spuren seiner Finger sichtbar waren, die beschämenden Zeichen, die er am liebsten ausgelöscht hätte. Aber wie sollte er die Erinnerung an diese Szene tilgen, den Augenblick vergeffen, in dem sie wie zwei Feinde aufeinander losgefahren waren? Er zog sie aus und brachte ihr das Effen ans Bett. Während sie kaum an die Speisen rührte, sprach er sanft von den schönen Tagen, die im Begriff wären, aufs neue für sie anzubrechen. II. Sie verbrachten eine schlimme Nacht. Bei Irma wechselten Augenblicke völliger Erschöpfung mit Ausdrücken starker Erregung. Dann umspannte Julien ihre Handgelenke und hielt sie so lange fest, bis sie sich nicht mehr rührte. Plötzlich befiel sie eine neue Krise. Er verlor den Kopf und rief Solange. Erst gegen Morgen schlummerte sie ein. Julien lag längst in tiefem Schlaf. Um neun fuhr er im Auto nach Melun  , um einen Arzt zu holen. Er nahm ihn gleich mit, und Irma bekam eine Spritze. Sie dürfe, erklärte der Arzt, weder Auflegungen haben, noch dürfe sie sich anstren­gen. Julien stotterte einige Dankesworte. Ihm konnte man nichts erzählen. Er kannte sein« Frau bester als alle Profefforen. Am Nachmittag gingen sie in den Garten. Die Luft war mild, die Vögel sangen, würziger Dust stieg von den Wiesen auf. Vor dem Teich wandte Irma den Kopf ab, und Julien, der sie am Arm führte, beschleunigte den Schritt.Mor­gen mutz ich mich um die Sache kümmern", dachte er. Der Entschluß fiel ihm nicht leicht, aber die Dicke würde dann mehr laufen. Und der Medizin­mann hatte ihr Bewegung verordnet. (Fortsetzung folgt.)