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IENTRALORGAH DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEI IN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK
15. Jahrgang
Donnerstag, 10. Oktober 1935
Nr. 236
Der sbsssinigek-itslisniselis Konflikt vor dem Völkerbund Oesterreich und Ungarn an Seite Italiens Der Dank der Kanonenchristen
Parteiberatung Der Parteivorstand der deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei hielt gestern eine Sitzung ab, die mit einem Nachruf des Partei vorsitzenden Genossen Dr. C z e ch für die Opfer der Grubenkatastrophe in Soborten eröffnet wurde. Der Nachruf wurde stehend angehört. Sodann erstattete Genosse Dr. Czech einen Bericht über die außenpolitische Lage. Er kennzeichnete den kriegstreiberischen Charakter des Fascismus und stellte die volleUeber- Einstimmung der Partei mit der Völkerbundpolitik des Außen- m i n i st e r s fest. Der Parteivorstand nahm den Bericht debattelos zur Kenntnis und billigte die bisherige entschiedene Haltung der Parteipresse. Im Anschluß referierte Genosse Dr. C z e ch ausführlich über die innerpolitischen Probleme, wobei er die sozialistische Initiative auf dem Gebiete der Lebensmittelversorgung und der Aufbringung der Mittel für die Arbeitsbeschaffung hervorhob. Er beschäftigte sich ferner eingehend mit den M a ß n a h. men für den bevorstehenden Notwinter. An den Bericht des Parteivorsitzenden schloß sich eine eingehende Debatte, in der die Genossen Taub, Seidel, Hackenberg, Reitz, ner, Blatny, Kern, Möckl, KrejLi, Weigel, Kremser, W a n k a, Z i n n e r, W il d n e r, Dr. H e sl e r, Dr. Wiener, Kaufmann und Nießner das Wort ergriffen. Alle Redner brachten den in den industriellen Randgebieten herrschenden Notstand zur Drache und betonten mit allem Nachdruck die Notwendigkeit sozialpolitischer und wirtschaftlicher Hilfsmaßnahmen. Genosse Dr. Czech konnte in seinem Schlußwort die volle Einmütigkeit der Auffassungen des Parteivorstandes feststellen. Nach dem organisatorischen Bericht des Parteisekretärs Gen. Taub beschloß der Parteivorstand die Abchaltung einer Partei- kon seien z, die am 20. Oktober in Aussig stattfindet. Nach Erledigung der laufenden administrativen Angelegenheiten wurde die Sitzung geschlossen.,
Genf . Die Bölkerbundversammlung trat heute um 18 Uhr zu einer Plenarsitzung zusammen. Der Vorsitzende, Minister Dr. Benes» berichtete der Versammlung ausführlich über das Ergebnis der Ratsarbeiten betreffend den abessinisch-italienischen Konflikt und legte präzis die Aufgaben der Versammlung dar. Er sagte«. a., rö sei Pflicht der Versammlung, auf die Aufforderung des Rates in dem Augenblicke, da es sich um einen Krieg zwischen zwei Mitgliedsstaaten handle, zu antworten. Ausserdem sei es notwendig, die Tätigkeit des Rates zu»nterstützen, damit er seine Aufgabe wirksamer erfüllen könne. Rach Prüfung der Mandate der Delegierten in der Versammlung verlas Minister Dr. Benes das Schreiben des Ratsvorsitzenden vom 8. Oktober» durch das der Versammlung die Dokumente betreffend den abessinisch-italienischen Konflikt abgetreten werden und durch das der Rat diesen Konflikt der Aufmerksamkeit der Versammlung empfiehlt. Die Versammlung habe deshalb die Pflicht, sich mit der Angelegenheit, von der der Friede abhänge, zu befassen. Die Versammlung beschloß dann einmütig, die abessinisch-italienische Frage in der von« Rat bestimmten Form auf die Tagesordnung der Versammlung zu setzen. Wei» ters beschloß die Versammlung einstimmig, die Frage sofort zu behandeln. Minister Dr. Benes sagte dann über die Lage: Der Rat ist auch weiterhin mit der Lösung des afrikanischen Konfliktes betraut. Die Versammlung ersetzt den Rat nicht. Der Bersamlungsmitglieder können zu der Aufgabe, welche der Rat der Versammlung gestellt hat, Stellung nehmen. Eine formelle Abstimmung über den Bericht des Rates findet in der Versammlung nicht statt. Wer immer aber beabsichtigt, Vorbehalte oder Abänderungen zu machen, kann das Wort dazu ergreifen. Das Schweigen der Delegierten wird als Zustimmung zu dem Beschluß des Bölkerbundrates vom 7. Oktober ausgelegt. Hierauf meldeten sich die Vertreter Oesterreichs und Ungarns zu Wort.
Baron Pflüge! erklärte namens der österreichischen Regierung, daß die Lage Oesterreichs unter den gegebenen Umständen sehr delikat sei. Oester» reich könne niemals vergesse«, daß ihm Italien in den schwersten Augenblik» Ken seiner Geschichte geholfen h a b e. Es könne die österreichischitalienische Freundschaft nicht enttäuschen. Sodann Kam Baron Pflüge! auf die Sanktionen zu sprechen und schloß stch dem Proteste der italienischen Regierung an. Die Sanktionen seien eine Gefahr, vor der kleine Staaten, deren wirtschaftliche und finanzielle Kapazität nicht groß sei, gewarnt werden müßten. Oesterreich stimme nicht mit den Schlußfolgerungen überein, zu denen die übrigen Mitgliederstaaten gekommen sind. Aeftnlich sprach auch der ungarische Gesandte Veliez, bet an die hundertjährige Freund« schäft zwischen Ungarn und Italien erinnerte und sich gegen Sanktionen wendete. Sanktionen sollten nur in den schlimmsten(!) Fällen angewendet werden, wenn die Regierung des betreffenden Staates böswillig handelt. Die Bölkerbundversammlung nahm die Erklärungen des ungarischen und des österreichischen Delegierten zur Kenntnis und vertagte hierauf die Sitzung auf Donnerstag. Es ist dieS seit sechs Monaten das erstemal der Fall, daß bei der Lösung des abessinischitalienischen Konfliktes im Rate und in der Versammlung sich jemand, wenn auch nur indirekt, öffentlich Italiens angenommen und dessen Vorgehen gebilligt hat.
Am abessinischen „Nichts Neues“ AddisAbeba.(Reuter)„Sowohl im Nor-1 den als auch im Süden hat sich nichts Neues er- i eignet." So lautete im Wesen die Antwort, ol-r der Vertreter des Reuterbüro» Mittwoch in Addi» Abeba nach der Lage auf den Kriegsschauplätzen! kragte. Es wurde weiter gesagt, daß die abessinische Regierung von den drei Fronten keine Nachrichten erhalten habe. Diese kargen Informativ- «en sind entweder ein Ergebnis der strengen Durchführung der Zensur der militärischen Nachrichten oder bedeuten sie, daß die telephonische und; telegraphische Verbindung mit der Hauptstadt unterbrochen ist, oder daß sie durch italienische Flug- rruge zerstört wurde. Jedenfalls ist es beachtenswert, daß zur Beförderung offizieller Depeschen gegenwärtig Läufer verwendet werden» die täglich bis zu 50 Kilometer zurücklegen. An amtlichen abessinischen Stellen wird erklärt, daß über einen Einfall abessinischer Abteilungen in erythräisches Gebiet nichts bekannt sei. Die amtlichen Stellen geben sogar zu, daß sich die abessinische» Truppen der Positionen, die die italienischen Truppen kürzlich im Norden besetzt haben, nicht wieder bemächtigt haben, obwohl es an verschiedenen Stellen dieser Abschnitte zahlreiche Zusammenstöße gab. Italienische Flug- zeugeskadreö unternahmen Erkundungsflüge über der Stelle, wo die Eisenbahnstrecke von Addis Abeba über die wichtige Brücke über den Hawasch- Fluß führt. Dieser Eisenbahn -«nd Flußsektor ist rund 130 Kilometer in der Luftlinie von Addis Abeba entfernt. Andere italienische Flugzeuge
Kriegsschauplatz
wurden über Harrar und im Süden von Dire- dawa gesichtet. Aus diesen Erknndungsflügen ist eines der nächsten Ziele des italienischen Vormarsches zu entnehmen. Es ist möglich, daß das erste Ziel der Italiener sein wird» durch den Vormarsch der Nord- und Südarmee Französisch-«nd Britisch-Somaliland vollkommen von Abessinien abznschnriden und die Eisenbahn zu beherrschen. Die Vorhut der Südarmee ist bereits 50 Kilometer weit in die Wüste von Ogaden vorgerückt. Obwohl keine offiziellen Nachrichten vorlirgcn, ist es sicher, daß die Abessinier so rasch als möglich nicht nur den Nord-, sondern auch den Südarmeen Verstärkungen entsenden, welche, wie verlautet, große Waffensendungen aus Japan erhalten haben. Im Norden unternehmen die Italiener in dem Terrain, in das sie, wie man rechnet, ehestens vordringen wollen, Erknndigungsflüge. Die Abessinier beschuldigen die italienischen Flugzeuge neuerlich, bei den Anflügen in Ogaden Bomben mit chemischem Inhalt abgeworfen zu haben. Der. italienische Gesandte in Addis Abeba wurde aufgefordert, bis Samstag Addis Abeba zu verlassen. Vormarsch unterbrochen Rom . Der Heeresbericht, der Mittwoch mittags vom italienischen Propagandaminiisternun nusgegeben wurde, kündigt keinerlei neue militärische Ereignisse an. Es ' heißt darin: Der 8. Oktober war auf der ganzen
FnuA ruhig, ausgenommen kleinere Patrouille«, streifen auf der vom Eingeborerren-ArmeekorpS gehaltenen Linie. Die Fliegerei, die südlich von Makale bis zur Furt des Takaze vordrang, hat nicht entdecken können, daß foindliche Truppenzusammenziehungen in Bildung sink». Die Regelung dos Berpflegsdienstes und die Verbindung zwischen Heer«nd Etappe wird eifrig fortgesetzt. Wiedereroberung Aduas dementiert Paris .. Nach 19 Uhr abends Pariser Zeit meldete das Reuterbüro aus Addis Abeba : Die Nachricht, daß die Abessinier Adua und Adigrat wieder eingenommen haben, wird dementiert. In der Umgebung der beiden Städte dauern kleinere Scharmützel ununterbrochen an. Abessinischer Geschäftsträger verläßt Rom ... Rom . Der abessinische Geschäftsträger Chevre Jesus erhielt ein Telegramm, in welchem ihm die abessinische Regierung den Auftrag erteilt, Ita- lienzuverlassen. Die italienische Regierung hat dem Charge d'Affaires bereits die Pässe zurückerstattet. ...der Italienische Abessinien Addis Abeba . Der italienische Gesandte in Abessinien GrafVinei erhielt Mittwoch nachmittags seine Pässe von der abessinischen Regierung zum Zeichen, daß er das Land der« lassens 0 lle.'
Billige Siege— doch was nachher? Jeder Soldatentransport nach Abessinien hat nach italienischer Behauptung Freudenausbrüche der Bevölkerung hervorgerüfen, die letzte Brandrede Mussolinis, die Eröffnung der Feindseligkeiten durch das italienische Heer und vollends die Nachrichten über die Anfangssiege gegen kleinere Abteilungen der Abessinier, haben wahre Taumel der Begeisterung geweckt. Wie tief diese öffentlich gezeigte Begeisterung in die italienischen Volksmassen hineinreicht, ist schwer nachzuprüfen, aber warum sollte es dem gewaltigen Propaganda- und Lügenapparat der Mussolinischen Diktatur nicht gelungen sein, die Bevölkerung zu begeistern, der vorgespiegelt wird, die Nieder- ringung Äthiopiens werde über Italien reichen Wohlstand ausgießen, werde die Not, unter der das italienische Volk vor allem dank der fascisti - schen Luderwirtschaft leidet, mit einem Schlage beseitigen! Also nehmen wir an— obwohl gute Jtalienkenner dies bestreiten— daß gegenwärtig das ganze italienische Volk den Mussolinischen Krieg freudig mitmacht und sich an den billigen Siegen in Abessinien berauscht— wie lange können Rausch und Begeisterung andauern, ohne daß ein fürchterlicher Katzenjammer folgt? Man muß schon mit Blindheit geschlagen sein, um nicht zu erkennen, daß der Kurs des italienischen Staatsschiffes auf Klippen lossteuert. Gewiß: militärische Erfolge dürfte die Großmacht Italien gegen das schlecht gerüstete und kriegerisch wenig geschulte Abessiniervolk noch etliche erringen, aber alle diese Siege werden nicht den siegreichen Abschluß des begonnenen Abenteuers verbürgen. Es wird sich vielmehr erweisen, daß dieser Krieg ein solcher der Krise des italienischen Fascismus ist, hervorgegangen mit Notwendigkeit aus den schweren Verlegenheiten des fascistischen Regimes und daß jene recht behalten werden, welche rieten, man möge Mussolini bei seinem Beginnen nicht aufznhalten suchen, ihn vielmehr stoßen, da er sich schließlich auf dem abessinischen Felsenplateau seinen Schädel einrennen oder zumindest an dem Widerstande Englands seinen Plan scheitern sehen werde. Flüchtig betrachtet. sieht das Vorgehen Ita liens als von einem unerhörten Mut diktiert aus. Restlos hat sich der ganze Völkerbund gegen da? raubgierige Vorhaben Mussolinis gestellt, er hat es dennoch gewagt. Er konnte eben gar nicht anders. Vielleicht hätte er, wenn die englische Politik schon früher gradlinig und durchsichtiger gewesen wäre, noch rechtzeitig eingelenkt, doch als England endlich Farbe bekannte, war es für den Diktator zu spät, er hätte sonst die Gefahr seines Sturzes heraufbeschworen. Eine Sperrung des Suezkanals vor drei Monaten hätte den rollenden Stein wohl noch aufgehalten, mittlerweile hatte die Auspeitschung des Volkes zum Kriegstaumcl und die Aufbietung des militärischen Apparats solche Dimensionen angenommen» daß es kein Zurück mehr geben konnte. Daß Mussolini überhaupt das Unternehmen begann, hat seine Ursache darin, daß er für die Volks- stimung dringendst eine Ablenkung gebraucht hat. Dabei rechnete er darauf, daß jeder einzelne europäische Staat genug mit seinen Schwierigkeiten im Lande zu tun hat und daß die Sorge um die Erhaltung des Friedens, von der sich die demokratischen Staaten leiten lassen, ihm freie Hand in Afrika geben werde. Was Mussolini in seiner, durch ihn selbst verschuldeten Lage wollte, das war ein siegreicher Krieg, um der wachsenden, ihm feindlichen Stimmung im Lande durch Ausbügelung seiner Gloriole Herr zu werden. Er braucht zur Erhaltung seiner diktatorischen Existenz unbedingt militärische Erfolge, denn sonst hätte er die ihm vom Völkerbund versprochenen Gebietsabtretungen, die keineswegs nur Wüsten, sondern auch weite fruchtbare Gebiete umfaßten, nicht brüsk abgewiesen. Der allmächtige Duce ist eben am Ende seines Latein angelangt und er hat sich in jene Sackgasse verirrt, in die alle Diktaturen geraten müssen und aus denen sich als einzig noch etwa möglicher Ausweg der Krieg zeigt. Allen Kunstgriffen und der gerissensten Propaganda zum Trotz kann nicht länger verheimlicht werden, daß Italien durch den Fascismus wirtschaftlich und finanziell hart an den Rand des entsetzlichsten Bankerotts gebracht wurde.-