Nr. 236

Donnerstag, 10. Oktober 1935

Seite 5

s- Be- lei« wrd )ön- 7:0, ose- 0:8, egen iese« nicht ziek- rich« :ant- ichcn Wer« X88 wolle hter- iner«

bürg, llinde iesen, ussig- Pred- agezd, Etsch i i e l« Del« Komo- 8 Mir mnge« ng.

znsam«- ht all« f igen zu« el auf. Es ge- l »bei je«| fanden t Nacht I ten sich| sse vom j rächften 1 Hilfe i einem I Ginge« I i gebens i. Sie cgrisfrn- irdische»! Schick«! Tieren!

liittwoch rerliches > bis 80! ftlandes l an Ein«! sfion in! ausge-1 - Gebiet! nachmit« j doch bet 8 Grad, folgedes« fettet nbestän« a, mildes r Ueber-i relatio Frei« chler.

Presse,) : Opern«; 30: Ar-i >, 18-10:1 Dr. E-! 35 Ar«! 20.05:1 : 14.15U : Buntesi öendung:! Opern^ s Orches , 18.104 Synrpbo« rh.

zialpolitischen Ausschuß erlebt. So sieht die ein­heitliche Politik ausl Nein, eS gibt keine gemeinsame Politik ohne, gemeinsame Verantwortlichkeit und wer ehrlich die Einheitsfront des Proletariats will, der muß auch ehrlich und rückhaltlos die gemeinsame Ver« antwortung für das Schicksal des Proletariates übernehmen. Das ist die Einheit, die wir mei­nen. Für eine andere sind wir nicht zu haben.

Auch das ist etwas dunkel ausgedrückt. Praktisch bedeutet eS: die Sozialdemokratie soll sich in der Koalition bemühen, Forderungen der Arbeiter- klaffe durchzusehen und die Kommunisten werden dann, wenn nicht alles durchgesetzt werden kann, den Arbeitern erzählen, daß die Sozialdemokra­ten sie in Stich gelassen haben und nur die Kom­munisten wirklich für sie kämpfen. Das haben wir ja eben erst anläßlich der Verhandlungen im so-

30 Jahre schweren Kerker für Jaroslav Iejek

Die Einheit, die sie meinen! Die BroschüreWann Einheitsfront?" hat es den Kommunisten mächtig angetan. Hat sich die Rote Fahne" in ihrem Bericht über die vor- j wöchige Teplitzer Kundgebung damit begnügt, sie alsHetzbroschüre" abzutun, so rückt sie nun, in ihrer Ausgabe von 27. September, mit einem langen Artikel aus, um diese Charakterisierung zu rechtfertigen. Sie beweist darin wiederum nur, daßdie Einheit, die wir(nämlich die Kommu­nisten) meinen", leider noch immer nicht die ehr­liche Zusammenarbeit der proletarischen Parteien bedeutet, sondern eine Fortsetzung des alten Ein» deitsfrontmanövers ist. Wir wirken nicht gegen, sondern für die Einheit, wenn wir hier volle Klarheit zu schaffen bemüht sind. ' In der Broschüre wurden angeblich alle möglichen und unmöglichen Verdächtigungen und Entstellungen zusammengetragen. Was für Beri dächtigungen und Entstellung«:? Alle Behaup­tungen sind mit Zitaten aus kommunistischem Munde belegt. Diese Zitate sind derRoten Fahne" sehr unbequem und sie spottet daher über diefleißigen Leute", dieihren Zettelkasten ausgeleert haben, um aus alten Zeitungen und Broschiiren kommunistische Zitate herauszuklau- bei», die sich gegen die Einheitsfront deuten las­sen." Aber nein, nicht Zitate, die sich gegen die Einheitsfrontdeuten lassen", sondern Aussprüche kommunistischer Führer, aus denen ganz eindeu« tig hervorgeht, daß die Einheitsfronttaktik aus­schließlich auf Zersetzung der Sozialdemokratie angelegt ist und keineswegs nur alte Zitate aus dem berühmten sozialdemokratischen Zettelkasten. Es handelte sich vielmehr darum, die alten Zitate mit den entscheidenden Stellen aus der ganzen neuen Rede DimitroffS und seiner Resolution zu konfrontieren, um daraus zu erkennen, daß der Sinn der kommunistischen Einheitsfronttaktik sich leider nicht gewandelt hat. Das beweist ja auch der Artikel derRoten Fahne":Die Broschüre gegen die Einheitsfront erklärt, daß die Einheit nicht durch gemeinsame Veranstaltung«! geschaffen wird, sondern nur durch eine einheitliche Politik. Eine sinnlose Ge­genüberstellung. Gemeinsame Kundgebungen wer­den für gemeinsame Forderungen, also für eine einheitliche Politik gemacht." Dieses Wört­chenalso" ist typisch für die kommunistische Agi­tation, die auf Verschleierung, um nicht zu sagen Täuschung geradezu angelegt ist. Bedeutet Ueber- einstimmung in einzelnen Forderungen schon ein­heitliche Politik! Daß wir uns mit den Kommu­nisten über eine ganze Reihe von Forderungen einigen können, ist selbstverständlich, aber eS geht darum, daß wir die Verantwortung für die Durch­setzung dieser Forderungen tragen sollen, wäh­rend sich die Kommunisten auf die bequeme Rolle der Agitation beschränken wollen. Sagt doch die Rote Fahne" selbstr UnS hindert unsere Gegnerschaft gegen die Koalitionspolitik nicht, mit den in der Regierung vertretenen Arbeiterparteien in allen jenen Fragen zusam­menzuarbeiten, in denen wir uns auf gemein­same Forderungen einigen können. Mögt ihr in der Koalition und wir außerhalb der Koa­lition für die Forderungen kämpfen, die im Interesse aller Werktätigen notwendig sind". Die WendungGegnerschaft gegen die Koalitions­politik", obwohl an sich hinreichend, um die Be­hauptung derRoten Fahne" vün der einheitlichen Politik zu widerlegen, ist ein bißchen blaß. Sie deutet nur schamhaft an, daß die Kommunisten in der Resolution ihres jüngsten Weltkongresses wiederum den Auftrag erhielten, die sozialdemo­kratische Koalitionspolitik zuentlarven!" Offen, bar geschieht dies auch im Interesse der Einheit! DieRote Fahne " fügt selbst hinzu: Und mögen die Arbeiter auf Grund ihrer eigenen Erfahrungen entscheiden, wer in dieser Frage recht hat". HBS99S

Prag . Der dritte Verhandlungstwz des Word« Prozesses gegen Jarosiav Jezek wurde eingeleitet mit der Verlesung der vier Schuldfragen, die der Schwurgerichtshof den Geschworenen vor­legte. Sie lauten auf da» Verbrechen des Mordes und der doppelten Verleitung zum Verbrechen der Fruchtabtreibung, er­gänzt durch die obligate Zusatzfrage nach der Niedrigkeit und Unehrenhaftigkeit der Motive. Dann begannen die Plädoyers. Die einstündige Anklagerede des Staatsanwaltes Dr. Trziekh faßte zunächst die belastenden Indizien gegen den Angeklagten in sachlicher Weise zusammen und es muß zugegeben werden, daß dar BeweiSsystem der Anklage höchst solid und logisch aufgebaut ist. Der öffentliche An­kläger wies ferner auf die außerordentliche Bruta­lität des klar überführten Mörders hin, der seiner Geliebten am Abend vor Weihnachten einBrautbett auf dem Grunde des Teiches" bereitet habe mit kalter Berechnung und schmutzigsten materiellen Beweggründen. Der Staatsanwalt bat die Geschworenen um Bejahung sämtlicher Schuldfragen. Das Plädoyer des Verteidigers Dr. M ella n s dauerte zweieinhalb Stunden. Was ihm an objektiven Argumenten abging, versuchte der Verteidiger durch rhetorische Effekte zu ersetzen, die sich nicht immer. in den Grenzen des guten Ge­schmacks hielten. Der Verteidiger stellte u. a. aller­hand abenteuerliche Theorien über den Tod der

(PS) Ueber einen wirtschaftlich wie natur- wiffenschastlich gleich interessanten Vorgang be­richtetL'Mustration": es handelt sich um di« Tatsache, daß das Seegras, dessen Einholung und Vertrieb eine Art patriarchalischer Industrie in gewissen Teilen der Normandie darstellte, seit einigen Jahren so gut wie keinen Ertrag mehr liefert. Dieses Pflanzensterben hat den Ruin großer Schichten der dortigen Bevölkerung her­be igeführt. Die Geschichte der Seegrasindustrie in der Normandie geht bis in das Mittelalter zurück. Damals waren die Äbte von Mont-Saint- Michel Besitzer jener Küstenstriche, und sie gaben den Einwohnern das Recht, dar Seegras abzu­mähen. Als man mehr und mehr die vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten des Grases entdeckte, schränkte man die Großzügigkeit stark ein: es er­ging die Vorschrift, daß, wer überhaupt an dem submaritimen Segen teilnehmen wolle, minde­stens 15 Ar Land besitzen müsse. Derjenige, des­sen Landeigentum etwa diesen Umfang erreichte, durfte sich bei der Grasernte von seiner Frau unterstützen lassen ,er durfte einen Wagen und einen Esel bzw. ein Pferd verwenden, jedoch nicht mehr. Die großen Landbesitzer hatten dementspre­chend größere Anteil« an der Ausbeute des Mee-

Marie Duchoü auf, die in Anbetracht des vorliegen­den Beweismaterials kaum ernst genommen werden konnten. Die üblichen Zitate aller möglicher Schrift­steller(diesmal mußten u. a. Lafontain e, Do­st o j e v s k y und selbst der alte A e s o p herhalten) zählen nun einmal zum unerläßlichen Requisitorium seiner Verteidigungsreden. Seine Angrifte gegen die Tote rechftertigte Dr. Mellon damit, daß man von Toten nicht nur Gutes sprechen müsse, sondern die Wahrheit ". DieWahrheit", die der Verteidi­ger im Auge hatte, ist freilich zum allermindesten unerwiesen. Das Resümee des Vorsitzenden faßte dann die Ergebnisse des Beweisverfahrens in musterhaft objektiver und klarer Art zusammen. Die Geschworenen erkannten nach längerer Be­ratung den Angeklagten einstimmig schuldig drS Mordes. Mit 12 bzw. 11 Stimmen wurden die zwei Schuld­fragen auf Verleitung zur Fruchtab­treibung bejaht und gleichfalls einstimmig die Zusatzfrage auf Niedrigkeit und Unehrenhaftigkeit der Beweggründe. Nach gemeinsamer Beratung des Schwurge­richtes mit den Geschworenen verkünd«« der Vor­sitzende, OGR. H r u s k a, das Urteil, durch welches Jaroslgv I e z e k zu dreißig Jahren schweren und verschärften Kerker­verurteilt wurde. Jejek, der schon bei Verkündigung des gerichtlichen Wahrspruches in heftiges Weinen ausgebrochen war, fiel nach der UrteilSverkündigun^ in Ohnmacht und mußte aus dem Saal getragen werden. rb.

res. Gar nicht beteiligt aber waren die Seeleut«, die dann erst in späteren Jahren das Recht er­hielten, Gras von benachbarten Inseln einzu- cholen. Die SeegraSernte stellt eine ziemlich kom­plizierte Angelegenheit dar, zumal sie auf eine kurze Zeit des Sommers beschränkt ist und nur bei großer Ebbe stattfinden kann. Es gibt da meist einen wahren Wettlauf zwischen den Bauern. Jeder möchte seine Konkurrenten schla­gen; jeder möchte zu den ertragreichsten und fruchtbarsten Stellen Vordringen. Die Männer mähen das Seegras ab, wobei darauf geachtet lvird, daß die Wurzeln nicht abgeschnitten wer­den, Frauen und Kinder, mit Rechen bewaffnet, sammeln das schwimmende Gras, das auf kleine Wagen geladen wird. Obgleich etwa in der Ge­gend von der Granville , in der eS besonders reiche Seegrasernten gab. die Ebbe verhältnis­mäßig lange dauert, ist die tägliche Arbeit auf etwa zwei Stunden beschränkt. Da heißt es, sich zu beeilen, wenn man gute Resultate erzielen will. Kehrt dann die Flut zurück, so führen Pferde die erste Ernteladung zu den Dünen. Die­ses Seegras hat die beste Qualität. Es gibt außerdem noch verschiedene andere Sorten. Ein­mal nehmen die Bauern sofort eine Nachlese vor,

Das Seegras ftirvt Der Tod einer Pflanze Katastrophale Folgen für die Küftenbetvohner der Normandie

Kinder Bon Ivo Aadric. Im April des Jahres 1917, als der Staat jedem Haus ein Kilo Maismehl die Woche zu­teilte, und als die Leute jedes Fäserchen Kukuruz und das Mark vom Holunderstrauch und die Rinde vom Ahorn aßen, bis ihnen die Beine anschwollen und sie der Reihe nach wegzusterben begannen, in diesem April waren zahllose Kinder auf die Straßen ausgeschüttet. Ich weiß nicht, wie es in jenem Jahr den Lilien und den Vögeln erging, aber diese Kinder hatte Gott offensichtlich vergessen. Kinder waren in der ganzen Stadt, auf den Brücken, vor den Läden, in den Gossen am Wegrand, bei der Kaserne. Zu den Kindern der Stadt waren neue aus den umliegenden Dörfern gekommen. Mit jedem Tag wurden es mehr. Viele waren gar nicht mehr ins Dorf zurückgekehrt, wo neben Hunger auch noch Typhus herrschte, sondern sie blieben in der Stadt, wo sie Tag und Nacht herumlun­gerten. Auf den Landstraßen draußen vor der Stadt standen den ganzen Tag Patrouillen und brachten die Kinder inS Dorf zurück; aber sie kamen auf Seitenwegen, kletterten über Bäche und über frischgepflügte, feuchte Aecker und Wie­sen und gelangten so zur Stadt, zerfetzt, mit Krusten roten Lehmes an den bloßen Füßen und Hunger in den begehrlichen Augen. Die Gen­darme prügelten und verjagten sie, aber sie sperrten sie nicht ein, denn sie hätten sie nicht er­nähren können.

Auf den ausgemergelten Körpern und den dünnen Beinchen sahen ihre Köpfe.schrecklich groß aus, die Augen waren greisenhaft stumpf ge­worden und die Gesichter klein, runzlig und grindig, wie Melonen, die den Winter über auf den Gestellen welken. Die kleine Stadt wimmelte von Kindern. Sie kletterten über den Bach, der am Militär­schlachthaus vorbeifloß und stöberten Fetzen von Gedärmen und Eingeweiden auf, die man ins Wasser geworfen hatte. Sie sammelten die Steine von getrockneten Pflaumen, zerschlugen sie auf dem Pflaster und aßen den bitteren Kern heraus; auf dem Misthaufen hinter der OffizierS- küche suchten sie die weggeworfenen leeren Kon­servenbüchsen, spülten sie mit warmem Wasser und tranken eS, sie kauten, um ihren Hunger zu beschwichtigen, solange das Mark vom Holunder, bis ihnen das Blut aus dem Zahnfleisch sprang, sie aßen Priemelblätter und Brot aus Farnkraut; nachts zogen sie sich in frisch umgegrabene Gär­ten zurück und gruben mit den Fingern aus den Beeten die Kartoffeln aus, die am Tag zuvor gesetzt worden waren; sie bettelten, stahlen, raub­ten, aber das alles war nicht genug, um sie zu sättigen und am Leben zu erhalten. Es sah auS, als hungerten in der Stadt nur die Kinder. Männer gab es sowieso nur wenige, die Frauen arbeiteten und schwiegen, aber die Kinder ließen sich durch nichts beschwichtigen oder trösten, sondern suchten den ganzen Tag in der Stadt herum. Biele schliefen unter den Bret­tern der Häuser, die in den Kämpfen des Bor­jahres eingestürzt waren. In der engen Gasse vor dem Proviantamt lagen den ganzen Tag haufen ­

weise soviele Kinder, daß man im Borübergehen aufpassen mußte, ihnen nicht auf die Beine zu treten; vergeblich Vertrieb sie die Polizei, sie kamen sofort wieder und lagen beim Magazin und lauerten. Es sind auch Erwachsene gestorben; aber am meisten Kinder. Jeden Tag blieben einige von den kleinen Herumtreibern auS. Sie lagen vor der Großen Schenke" oder auf dem Pflaster bei der Brücke mit geschwollenen Kiefern und starrten vor sich hin aufs Pflaster, stumm und reglos. Die Abfälle eines großen europäischen Re­staurants hätten diese Kinder retten können, aber in'jenem Jahr waren die Nahrungsmittel in der Welt ungleich verteilt und es gab keine Hilfe; sie starben alle dahin, zuerst die Kinder, dann die Greise. Denen, die es überlebt haben alles ver­gißt man und alles geht vorüber! ist der scheußliche Geschmack von Farn und verschimmele tem Mehl längst aus dem Munde verschwunden, aber es ist schwer, diese Kinder zu vergessen, wenn man sie nur einmal gesehen hat, wie sie an den Fetzen der hausgemachten Kleider und Militär­röcke sogen, und wie sie rohen Klee kauten und sich in den Mundwinkeln grüner Schleim bildete! Und enftetzlich ist der Gedanke, daß diese Kinder viel­leicht einmal die gespenstischen Zeugen sein wer­den bei einem schrecklichen Gericht, bei dem man besser Hinsehen und gerechter richten wird als im April des Jahres 1917. (Uebersetzt aus dem Serbo-Kroatischen von Jeanne John.).

Ein Negerroma»! Joe Conway: Schwärs und Rot 240 Seiten. In Leinen geb. AL 14., broschiert K£ 12.. Zu beziehen durch die Zentralstelle für da» Bildungswesen , Prag XU., Slezska 13. indem sie sich in Keine Boote setzen, aufs Meer hinausfahren und mit Netzen die Reste einzuholen suchen. Daraus ergibt sich die zweite Kategorie. Dir dritte, verhältnismäßig schlechteste, lvird vom Meer an die Küste gespült. Nach der Ernte wird das Gras auf den Dü­nen ausgebreitet. Der Regen wäscht, die Sonne trocknet es. Hierauf wird es in ein benachbartes Dorf gebracht und an Händler verkauft. Diese pressen«2 zu Ballen, die dann an den Großhan­del gehen. Diese Industrie war der Reichtum der Nor­ mandie . Ein Bauer, der sich auf die Ernte des Seegrases verlegte, konnte jährlich etwa 7000 bis 10.000 Franken damit verdienen. Gewisse Landpächter konnten sorgar für 30.000 Fran­ken jährlich zum Verkauf bringen. Die Gegend von Granville allein brachte alljährlich fiir meh­rer« MiUionen Seegras in den Handel. Auch die Gemeinden zogen aus der SeegraS-Jndüstrie einen bestimmten Nutzen sie erhoben Abgaben für die Dünenplätze zum Trocknen deS Grases. Plötzlich, vor ungefähr fünf Jahren, setzte daS große SeegraSsterben ein, das bis zum heu­tigen Tage angehalten hat. Das Gras ver« schwand. Und mit dem GraS verschwand auch di« Fauna, die hier heimisch gewesen war: Krabben, Muscheln, Seezungen und anderes. Der Bevöl­kerung bemächtigte sich eine Panik. Man forschte nach den Ursachen. Die verschiedensten Auffassun­gen wurden laut. Die Landpächter klagten über die Fischer, die angeblich mit ihren Netzen die Wurzeln abrissen. Die Seeleute ihrerseits behaup­teten, daß die Wagen der Bauern di« Pflanzen­stämme zerstört hätten. Man sprach von einem Kälterwevden des Meeres; wieder andere Wollten von submaritimen Erdbeben wissen, die den Tod d«s Seegrases bewirkt haben sollten. Indessen haben wissenschaftliche Untersuchungen ergeben, daß das merkwürdige Phänomen auf Bakterien zurückzuführen ist. Und der Umstand, daß das SeegraSsterben nicht auf die Normandie beschräntt war, sondern daß es etwa zur selben Zeit auch an den Küsten der Bereinigten Saaten, Hollands , sowie der Bendit einsetzte, haben diese These be« stätigt.. DaS Seegras ist nicht unersetzlich. Soweit eS sich um Füllungen handelt, wie beispielsweise für Bettmatratzen, kann man es durch Wolle ersetzen, soweit eS für Verpackungen verwendet wurde, lie­fert Holzwolle einen ausreichenden und guten Ersah. Im Bereich der Witrschaft entsteht somit durch den Seegrastod kein entscheidender Verlust. Aber ein wirklicher und nicht leicht zu behebender Verlust ist für jene Bevölkerung entstanden, für die die SeegraSindustrie der wichtigste Erwerbs­zweig war. Sie ist nun zur Not und zum Hunger verurteilt ebenso wie jene französischen Fischer, die der Sardinenindustrie das Material zu lie­fern pflegten und die den Segen des Meeres nicht verkaufen können, weil die arm gewordenen euro­ päischen Konsumenten kein Geld für Fischkonser­ven aufwenden können. Da die Not in den fran­ zösischen Küstengebieten überdies also recht groß ist, bringt die SeegraS-Katastrophe eine weitere empfindliche Verschlechterung im Lebensstandard der Seebewohner. Volkswirtschaft und Sozialpolitik Export-Institut und Margarinekontingent Sonderbare Wege der Exportförderung Wie wir erfahren, hat das Exportinstitut einigen Ministerien und Korporationen ein Gut­achten erstattet, in dem gegen die Erhöhung des Margarinekontingentes Stellung genommen wird. In ähnlichem Sinne sollen die Vertreter verschie­dener Eportindustrien interveniert haben. Der Grund ist wohl der, daß das Exportinstitut für die Einfuhr von Schweinefett eintritt, um dann als Kompensation Jndustriearttkel zu exportieren. Nun ist, da» sollte das Exportinstitut wissen, Schweinefett infolge der Dürre, nicht mehr der Kompensationsartikel, wie er e» vor wenigen Monaten noch war und es ist jetzt sehr schwer ge­worden, gegen Einfuhr von Schweinefett zu exportieren. Dazu kommt noch, daß ein erhöhter Schwetnefettimport erst dann in Frage kommen wird, wenn Schweinefett annähernd so billig sein wird, wie Kunstfett. Sicherlich wird aber der Schweinefettkonsum nicht steigen, wenn Kunstfett nicht zu haben sein wird. Gerade die teueren Schweinefettpreis« sind ja di« Ursache des steigen­den Konsums von Kunstfett. Eingeschränkte Pro- duktion der Kunstfette würde also nicht eine Er- böhung des Schweinfettverbrauches, sondern eine weitereBerelendung d e s Haus- Ha l t e s der ärmstenBerbraucher bewirken. DaS Exportinstitut scheint entweder nicht gut informiert oder schlecht beraten gewesen zu jein, als es diese» Gutachten ausarbeitete.