Nr. 242 Donnerstag, 17. Oktober 1935 Seite 5 Das Reichs-Mordlager Dachau H. * Die Lagerkasse Nichts ist geeigneter, den Tatendrang eines richtigen»boa rischen" SS-ManneS zu fördern, als»a Maß Bier". Das Weitz der SS -Meichsführer Himmler, der als Bayer die Seele M deutschen Volkes und die der..Gescherten" besonders gut kennt und vor allem wußten es der damalige Lagerkommandant von Dachau SS- Obersturmführer W e ck e r l e und sein Stellvertreter SS-Sturmfüh- rer Erpsmüller, genannt„Erpsi". Bald spendete der eine.Freibier", bald der andere. Je schlechter das Esten der Gefangenen wurde, desto mehr Freibier gab es für die SS. Aber wieviel kommt schon auf den Einzelnen, wenn 800 ausgepichte boarische SS -Kehlen ausgetrocknet sind? Als Lagerverwalter fungierte damals im Kon- zentraiioPlager Dachau der SS-Scharführer W i n- hart, em früherer Aufseher aus dem Arbeitshaus Rebdorf. Geistig reichlich beschränkt, versuchte er sich durch barsches Auftreten Respekt zu verschaffen. Im Grunde genommen war er gutmütig. Einfluß hatte er keinen. Die.Geschäfte" führte sein Stellvertreter SS -Scharführer Hoffmann, der die fehlenden Fähigkeiten seines Vorgesetzten trefflich ergänzte. Er war brutal für zwei, raffiniert für zwei und gewissenlos für drei und darauf kam es in Dachau hauptsächlich an. Seine Freunde waren der SS- Mann Hans Steinbrenner , Verwalter der Gefangenen-Kammer, der SS-Mann B a t r a i, Verwalter drr Gefangenengelder und Effekten, und der SS-Mann Kantschuster, der Kompagnieführer der 7. Kompagnie(Judenkouipagnie). Man war unzertrennlich: man soff gemeinsam, hurte gemeinsam und stahl gemeinsam. Sorgen hatte man nicht, denn man bekam zwei ötM täglich Löhnung und alles andere auf Staatskosten. Wenn nur der ewige Durst nicht gewesen wäre! und die Hitze I Und dann: prügle du den ganzen Tag Juden und krieg keinen Durst! Dabei kostet die Maß 80 Pfennig«! Nein! So könne«S nicht weiter gehen, da müsse etwas geschehen! Die Gefangenengelder könne er nicht angreifen, meinte Batrai, das sei ihm zu gefährlich. Die alten Lumpen, die er in der Gefan» genen-Kammer liegen habe, kaufe kein Mensch, Meinte Steinbrenner. Wer Hoffmann hatte ein« Idee, eine herrliche Idee: und weil man gerade in der SS -Kantine war, holte Hoffmann gleich die Genehmigung des Lagerkommandanten ein und so wurde die Idee zur Wirklichkeit und die.Lagerkasse für arme Schutzgefangene" erblickte das Licht des Konzentrationslagers Dachau . Zur Ehre der Lagerkasse muß es gesagt werden: sie hat ihre Gründer niemals enttäuscht. Immer hafte sie, immer gab sie: hin und wieder sogar 40 Pfennigmarken für arme Gefangene. Dir Einnahmen waren bester als man gedacht hatte: sie floffen reichlich. Man hatte keinerlei Schwierigkeiten damit, dar Geld kam sozusagen von selbst. Benn.Neue" kamen, wurden sie in zwei Gruppen «ingeteilt: in die.wo an Dreck Ham" und in die „wo an Speck Ham". Batrai, der im Aufnahmeraum die schriftlichen Fornialitäten zu erledigen hatte, die mit der Aufnahme der.Neuen" verbunden waren, nahm diese Einteilung vor und übergab die Einge- teilten seinen Freunden, die nun ihrerseits zu amtie- ttn begannen. Hoffmann und Steinbrennrr nahmen sich die.Proleten" vor, die.wo an Dreck ham". »Hund verreckter!" und der erste lag am Boden. »Drecksau elendige!" und der zweite blutete auSMund und Nase. Die Peitschen und Ochsenziemer sausten und die.Proleten" wälzten sich wimmernd und schreiend auf der Erde. Kanffchuster machte inzwischen die andern.weich", die.wo an Speck ham". Sie hatten gesehen, wie er den.Proleten" ergangen war und er bedurfte nur eines kleinen Winkes, einer Ohrfeige oder eines Fußtrittes, und schon stossen die Spenden in die Lagerkaffe, auf die der tüchftge Hoffwann in taftvoller Weise aufmerksam machte. Fünfzig Mark, hundert Mark, einmal sogar vierhundert Mark; wie gesagt: es ging besser als man gedacht hatte. Allerdings gab es Zeiten, in denen nur„Pro- keten" kamen; aber da wußte wieder Kantschuster Rat. Man ging einfach abends in die Judenbaracke „inspizieren". So viel wie bei besser situierten „Neuen" brachte das zwar nicht ein, aber mit 30 bis 40 Mark konnte man immerhin rechnen- Selbst- deritändlich nahm man von den Juden kein bares Wefb, denn alles mußte seine Ordnung haben. Der Betroffene hafte nur an den Verwalter der Gefan- aenen-Gelder und Effekten, SS-Mann Batrai, einen Zettel zu schreiben, in dem er ihn ersuchte,„vom Guthaben des Unterzeichneten den Betrag von Reichsmark 10.—, in Worten zehn RMark, an die Lagerkasse für arme Schutzhastgefangene zu überweisen". Monatelang ging das herrlich: die vier genialen Gründer der Lagerkaffe waren bald die beliebtesten Kameraden unter der SS und der Kreis um ihren Pilch in der SS -Kantine wurde immer größer und größer. Wer was sind schon die paar Mark für 800 auSgebichte.boarisch«" SS -Kehlen! Und wie das eben so zu gehen pflegt, der Neid der Besitzlosen war größer als ihr Kameradschaftsgeist und die»Lagerkaffe für arme Schutzhastgefangene" flog auf. Zwei ihrer Gründer, der SS -Scharführer Hoffmann und der SS-Mann Batrai, wurden au! der SS ausgestoßen, während die Lagerkommandantur auf die ausgezeichneten Dienste der beiden andern nicht verzichten konnte. Der SS-Mann Kantschuster, der sich beim ,Weich»"machen derer, die»wo an Speck ham", so ausgezeichnet hatte, wurde Arrestverwalter und der SS-Mann Steinbrenner kam zur polittschcn Polizei nach München . Der Dienst in München gefiel ihm aber nicht und so dauerte es gar j VoHtswlrtsdiatt und Sozialpolitik M MeMellWel her MeWMki In den ersten neun Monaten 1S35 602 Millionen Kronen Aktivum übler Mundgeruch wirkt abstoßend; mißfarbige Zähne entstellen das schönste Antlitz. Beide Schönheitsfehler werden oft schon durch einmaliges Putzen mit der herrlich erfrischend schmeckenden Chlorodont- ! Zahnpaste beseitigt. Chlorodont gibt den Zähnen i schimmernden Elrenbeinglanz, ohne den Zahnschmelz zu beschädigenJuoe Kä 4* Der Monat September hat eine schwächere Aufwärtsentwicklung im tschechoslowakischen Gesamtaußenhandel gebracht als die vorhergehenden Monate. Dadurch ist der Vorsprung, der infolge des lebhafteren Aufstieges gegenüber dem Vorjahre erreicht worden war, beinahe wieder ausgeglichen. Die Ziffern des Gesamtumsatzes im reinen Warenverkehr, also ohne die Ein- und Ausfuhr von Münzen und von Edelmetallen zu Münzzwecken würden heuer noch weniger höher liegen als 1934, wenn sich nicht im September durch eine stärkere Steigerung der Weltrohstoffpreise die Einfuhr werftnäßig erhöht hätte. Ta jedoch in den ersten Monaten dieses JahreS die Einfuhr gegenüber dem Vorjahre wiederholt einen Rückgang aufznweifen hatte, ergibt sich für Januar bis September 1935 im Vergleich mit 1934 noch ein Einfuhrrück- gang von rnnd 82 Millionen KL. Anders ist die Entwicklung auf der Exportseite. Obwohl der Gesamtexport im reinen Warenverkehr im ersten Dreivierteljahr 1938 nur um etwa 12 Millionen XL höher liegt als 1934, so ist die Fertigwarenausfuhr um rund 124 Millionen XL gestiegen. Dagegen weist die Rohstoffausfuhr eine Verminderung um 118 Millionen XL auf. Es betrug im reinen Warenverkehr die Einfuhr Jänner- Jänner- September September 1035 1934 in Millionen XL Lebende Tiere..... 91,0 88,4 Lebensmittel und Getränke 665,3 625,0 Rohstoffe...... 2.399,0 2.527,0 Fertige Waren.... 1.353,5 1.390,3 Edelmetalle(nicht für Münz- zwecke)...... 16,6 26,7 4.525,4 4.607,4 die JuSfuhr Jänner- Jänner- September September 1935' 1934 in Millionen XL Lebende Xicic...,. 1,2 Lebensmittel und Getränke 270,9 Rohstoffe 1.091,0 Fertige Waren.... 3.782,1 Edelmetalle(nicht für Münz- zwecke)...... 11,3 5.126,5 1,5 256,7 1.209.7 3.636,2 9,6 5.113.7 Das Gesamtaktivum der tschechoslowakischen Handelsbilanz im reinen Warenverkehr beträgt demnach im ersten Dreivierteljahr 1935 601 Millionen XL, während in drr gleichen Borjahrsperiode der Urberschuß 506 Millionen XL betragen hatte. Eine Ergänzung der Betrachtung der wertmäßigen Entwicklung unseres Außenhandels durch die Berücksichtigung der mengen mäßigen Ein- und Ausfuhr ergibt, daß an der Steigerung des Exports besonders günstigen Anteil haben die Eisenwaren und Maschinen, Bausteine, Zucker, Baumwoll- und Konfekftonswaren. Bei anderen Erzeugnissen unserer Fertigwarenindustrie ist im Vergleich zum Vorjahr in der Ausfuhr nur eine geringe Veränderung, oder, wie bei Papier, Glas und einer Anzahl von Textilwaren, ein nicht unbedeutender Rückgang eingetreten. Es hängt von der Entwicklung unseres Außenhandels in den letzten drei Monaten dieses Jahres ab, ob die Gesamtbilanz unseres Warenverkehrs mit dem Ausland für 1938 eine weitere günstigere Gestaltung zeigt, so wie es im Vorjahre gegenüber der Handelsbilanz von 1933 erfreulicherweise der Fall war. Aepfel und das Päckchen Lebkuchen, das die mit dem „Blutorden " ausgezeichnet« Schwester Pia zu Weihnachten 1984 an die Gefangenen verteilte (Juden ausgenommen), haben das Kraut nicht fetter gemacht! Ick jloob et«ich... Bon Katja. Ick jloob et nich... Ihr könnt mir noch so viel erzählen vom braunen Heer am grünen Strand der Spree, und sollten selbst die Tauentzien-Nutten Hitler wählen, so iS det nur ein neuer Propajanda-Dreh. Ick jloob et nich. Mich kann man nich für»doof" vakaufen, ick kenn die Leute dort aus dem efef, wetten?— wenn se sich manchmal voll die Plautze saufen, dann sagn se:»Sch...", und:»Der janze Adolf iS ein jroßer Bluff. Ich bin geboren auf dem Alexanderplatz , und mit dem Weiching stand ich stets per du, Berlin , das sag ich euch in einem Sah: war rot, ist rot und bleibt es immerzu. Ick weeß Bescheid. Ick hab den janzen faulen Zauber von allem Anfang miterlebt, Prolet, Jenosse, Freund, du hieltst dir deine Hände sauber, und innerlich hast du vor Wut jebebt. Neukölln soll nazifreundlich sein? Jestatten Sie, daß ick mal orntlich lach«, von Wesen, Mensch, sag das bloß nich so laut, es kann dir sonst paffiern, natürlich Ehrensache, daß dir mal einer kräfftg in die Fresse haut. Die Fahne mit dem Hakenkreuz am Müggelsee? Horst Wessell-Lied, jesungen in Grünau ? Dort, wo der Zille Studien trieb für»Mein Milljüh"? Det stimmt nich, nee, mein Herz sagt'k mir jenau. nicht lange und wir hatten den Helden wieder in Dachau bei der Wachtruppe, wo er noch heute als SS-Scharführer tätig ist.„Heil Hitler !" Gemeinnutz geht vor Eigennutz Wieviel Blrit und Schweiß, wieviel« Flüche und Verwünschungen, Seufzer und Tränen wurden in die vielen Neubauten mit hineingemauert, die-— Gemeinnutz geht vor Eigennutz— die Kommandantur des Konzentrationslagers Dachau von den Gefangenen im Laufe der letzten Aveieinhalb Jahre errichten ließ! Kasernen für die SS,„ Verwaltungsgebäude, Kantinen, Werkstätten, kilometerlange Musterstraßen, Denkmäler, Barocken , ein Heizhaus, eine große Gärtnerei, eine mit den modernsten Maschinen und Einrichtungen ausgestattete Bäckerei und eine mit weißen Kacheln ausgelegte und mit vielen teueren Maschinen eingerichtete Metzgerei; sogar einen Arrest mit 50 Isolierzellen mußten die Gefangenen selbst bauen, in denen dann— Gemeinnutz geht vor Eigennutz— ihre eigenen Kameraden zu Tode geprügelt, aufgehängt oder erschlagen wurden. Mit Bajonettstichen und Peitschenhieben, mit Fußtritten und Faustschlägen wurden die ausgemergelten Staatsfeinde zur Arbeit, angetrieben, Millionen Arbeitsstunde» wurden aus den halbverhungerten, halbverzweifelten Jnsaffen del Konzentrationslagers mit brutaler Gewalt herauSgepreßk. Die SS -Posten wurden alle vier Stunden abgelöst, aber die Gefangenen mußten zwölf, sechzehn, achtzehn Stunden täglich aushalten, ohne einen Pfennig Entlohnung, ohne Beschwerderecht, wehrlos und rechtlos, ausgeliefert den Brutalitäten einzelner Bestien in Menschengestalt, immer gewättig, von irgendeinem Schweinehund geohrseigt, getreten oder geprügell zu Werden. Verfaulte Kartoffel, verfaulte» Kraut, verschimmeltes Brot, halbverweste stinkige»Kutteln"(Kuheuter)— da» war alles, was das Dritte Reich für sie übrig hatte. Gemeinnutz geht vor Eigennutz! Je elender di« Gefangenen lebten, desto- Wohler ließ«S sich die SS gehen. Ein Kameradschaftsabend jagte den andern; »Freibier" floß in Strömen. Saufturniere wurden veranstaltet und da» Gröhlen und Brüllen der be- ttunkenen SS -Leute war oft die ganze Nacht bis ins Gefangenenlager zu hören. Mitten in der Nacht stürzten betrunkene Kompagnieführer in die Gefangenenbaracken, fuchtelten mit ihren Pistolen herum, hielten„Zählappell" ab und prügelten Gefangene. Mer nicht nur im Gefangenenlager wütete diese Horde übelster Landsknechte. Fast täglich kam e» im benachbarten Städtchen Dachau zu wüsten Schlägereien und Raufereien zwischen den SA -Leuten oder den Zivilisten einerseits, und den SS -Mannschaften au» dem KonzentraftonSlager andererseits. Die zirka 1400 lviann österreichischer Legionäre, die ebenfalls im Konzentrattonslager Dachau untergebracht waren, waren um kein Haar besser und setzten ihren ganzen Ehrgeiz ein, um er der Dachauer SS gleich zu tun. Jeder SS-Mann hatte in der näheren Umgebung sein.Luder", mit der er an Sonntagen und dienstfreien Abenden auSging; die Kosten trugen meistens die Mädchen, die oft auch ihren SS -Liebsten eint neue Uniform, einen Mantel oder eine Uhr kauften. Weit über hundert uneheliche Kinder, die in der näheren Umgebung von Dachau io knapp einem,Jahr zur Wels kamen,.verdankten ihr Dasein,, irgendeinem betrunkenen,SS- Mann oder österreichischen Legionär, von dem ihre Mütter bestenfalls den Vornamen wissen. Gemeinnutz geht vor Eigennutz! Kein Mensch hat sich um das schamlose Treiben der Dachauer ST gekümmert; weder der SS -Reichsführer Himmler, noch der SS-Obergruppen- führer Schmauser, noch der Lagerkommandant SS-Gruppenführer Eicke, noch sein Stellvertreter, der SS-Obersturmführer Lippert.»Wie der Herr, so's Gescherrl"»Was die SS in den Gasthäusern und Spelunken in Dachau tritb, trieben ihre Führer in den sogenannten Sturmführervillen, in denen sie wohnten. So wie eS die Dachauer SS außerhalb des Lagers trieb, trieb sie es auch in ihren eigenen Wirtschaftsbettieben, bis eines Tages der Skandal allzu offenkundig wurde und nicht mehr zu vertuschen war. Als eines Morgens der politische Leiter des Konzentrattonslagers Dachau, Polizeioberinspektor Mutzbauer, von der politischen Polizei in München , seinen Dienst antteten wollte, wurde er vom Lagerkommandanten verhaftet und der Polizei übergeben. Gleich darauf wurden verhaftet: SS-Sturmführer Fichtner, Leiter der Waffenmeisterei, SS -Obertruppführer Herrmann, Werkstättenleiter der Schuhmacherei, SS -Obertrupp- führer Wagner, Werkstättenleiter der Schneiderei, der unter dem Namen Iwan bekannte SS-Schar- führer S p o r n e r aus München , Rosenheimerstraße, die in der Metzgerei tätigen SS -Leute Brummer und Turner und mehrere andere. Seit Monaten hatten sie zentnerweise Fleisch und Wurstwaren aus der SS -Metzgerei gestohlen, mittels Auto und Motorrädern nach München und Dachau gefahren und dort verkauft! Gemeinnutz geht vor Eigennutz! An die 86.000 Mark betrug der Schaden ussd die ganze Dachauer SS war in den Skandal verwickelt. Der Lagerkommandant tat, was in solchen Fällen im Dritten Reich üblich ist: er leitete mit großem Klimbim eine Untersuchung ein— und dann hörte man nichts mehr davon. Die Zeitungen schwiegen, die Oeffentlichkeit wurde wegen dieser Lappalie nicht beunruhigt. Jedoch die Möbelfabrikation in der Schreinerei floriert weiter und wirst ihrem Leiter, dem SS-Obertruppführer Dein e r, sicher«in gan- schöne» Stück Geld ab. Der Bielgewandte, der früher einmal Ortsgruppenleiter der Kommunistischen Partei in Dachau war, braucht kein« Angst zu haben, verhaftet zu werden. Er und der SS-Obertrupp« führer Bollkommer gehörten zu den besten Abnehmern der SS -Metzgerpi und doch find beide heute noch auf Ihren Posteis. Vollkommer verwaltet da» Lebensmittelmagazin und hat daher Gelegenheit, sich mit reichlichen Zucker-, Mehl-, Kaffee-, Tee- und Kakaolieferungen zu revanchieren. Das Essen der Gefangenen wird aber von Tag zu Tag schlechter und die zehn Zigaretttn, die zwei Ich war doch so ein Hans in allen Gassen, nicht Menschliches an euch, Berlinern, blieb mir ) fremd, man brauchte euch nur richtig anzufassen, „dann gabt ihx,.allas-ch^,.sogar..das-Hemd-.- Marirchen aus der Trgler Laubenkolvnik,'" Ede vom Alex, keß die schiefe Mütze, du Blumenfrau vom„Zoo", du Hökerin vom„Knie", du Schusterjunge mit dem frechen Witze. Du Pennenbruder, der bei„Mutta Jrien" in Kost und Obdach war, du Wirt vom»Strammen Hund" du letzter Droschkenkuffcher von Berlin , seid ihr denn alle nicht mehr recht jesund? Ihr hattet doch di« Schnauze sonst stets auf dem rechten Fleck, Und euer Spott, der saß, wohin er ttaf, Piefle, ist das auf einmal alles weg? Und du bist nichts als nur ein arme», stumme» Schaf? Ick jloob et nich... ick werd et niemals jlooben, der Quatsch da muß doch bald vorieberjehn— dann aber bist du, mein Berlin , janz knorke wieder oben, und rote Fahnen sollen hoch von deinen Dächern wehnl Polnische Nationalsozialisten verurteilt Warschau . Bor dem Warschauer Bezirksgerichte fand die Verhandlung gegen 21 Angeklagte, darunter acht Mitgliedern der seinerzeit aufgelösten radikalnationalistischen Organisation statt, die unter der Anklage standen, in der Warschauer Vorstadt Powonzki seinerzeit antisemitische Exzesse veranstaltet zu haben, bei welchen ein jüdischer Kaufmann getötet und mehrere jüdische Gc- schaftsläden ausgeplündert wurden. Das GWcksi verurteilte vier Angeflagte zu dreieinhalb Jahren Kerker, sechs Angeklagte zu zwei Jahren Kerkers und sprach elf Angeflagte frei. polnische Gewerkschaften für den Boykott Italiens Warschau . Der sozialistische»Robotnik" veröffentlicht den Inhalt eine» Beschlüsse» der Zentralkommission der Arbeitergewerkschaften Polens in Angelegenheit des italienisch-abessinischen Konfliste». In diesem Beschlüsse verurteilen die polnischen Arbeitergrwcrkschatfen auf das schärfste»den Ueberfafl gegen Abessinien durch Italien " unb weisen auf die große Gefahr hin, welche durch diesen Krieg der gesamten Arbeiter- Nasse der ganzen Welt droht. Gleichzeitig fordert die Zentralkommission der polnischen Arbeiterge« werkschaften die gesamte Arbeiterschaft auf, alle für italienisch« Kriegszwecke bestimmte Transporte zu boykottieren und nach Möglichkeit zu verhindern.
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15 (17.10.1935) 242
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