Nr. 244

Samstag, 49. Oktober 1933

Seite 8

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nicht berücksichtigen, befun­den damit, dak sie die wirt­schaftliche Dedeutuna der Kaufkraft unserer Leser noch ni<bt erkannt habe» eher nicht er­kennen wollen, sieiinna lesen beißt, auch den An,eiaenteil beachten und beim tkinkaut die Anserente« bevor-tuaen. Niemand wird sich Ge- schäftSleuten aufdriuaen. die Arbeiterkundschakt nicht »n schützen totffen

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Der rätselhafte Tod-er Agnes Würdig vor den Geschworenen Ertrunken oder vom Gatten ertränkt? Tragisches Ende einer Geld­heirat Dreitägiger Genfationsprozetz vor dem Prager Schwnrgericht

Prag - Seit langem hat kein Prozeß in sol­chem Grade die Aufmerksamkeit erregt,'wie dieser Freitag vor dem Schwurgerichtshof des OGR M a r e c 11 eröffnete, auf drei Tage berechnete Verhandlung gegen den 47jährigen Karl Würdig, seinerzeit Friseur, später unbestimm­ten Berufes, Die vom Staatsanwalt Dr. Svoboda vertretene Anklage gegen Karl Würdig lautet auf das Verbrechen des meuchlerischenRaub- Mordes, begangen an seiner 48jährigen Frau AgnesWürdig, nach kaum fünfwöchentlicher Ehe. Das Bild, das die umfangreiche Anklage von dem Hergang der Tat entwirft, ist wahrhaft grauenerregend. Nach der Anklage präsentiert sich Karl Würdig als Mörder von unmenschlicher Kälte, Berechnung und Grausamkeit und als Mordmotiv, einzig und allein skrupellose Geldgier, die im eigentlichsten Sinne des Wortes über Lei­chen geht. Karl Würdigs Vorleben ist abenteuerlich genug. Er betrieb ein Friseur- »eschäft. Nach elfjähriger Ehe ließ sich seine erste »rau von ihm scheiden, weil er sie mit einem Mäd­chen betrog, das in seinem Ladsn als Gehilfin tätig war und der er nebenbei, ungeachtet seiner.Liebe", keinen Lohn Zahlte, so daß sie beim Arbeitsgericht 28.000 KL'einklagte und auch zugewrochen erhielt, ohne aber von dem Chef-Liebhaber auch nur eine Krone zu bekommen. Dieser batte nämlich inzwischen sein, Gewerbe an ,den Nagel gehängt und lebte an­geblich von verschiedenen Vertretungen. Sicher ist, daß er finanziell in den folgenden Jahren vollkom­men herunterkam und sich nach dem Zeugnis seiner bekannten mit einer Schuldenlast von 70.000 KL belastet, auf die Tuche nach einer reichen Braut begab. Im März dieses Jahres erschien in derNär. Poli­tika"«in wirkungsvolles Heiratsinserat, auf welches sich die 48jährige geschiedene Agnes NLmecek, geborene Peträsek. meldete, die sich nach einem neuen Gatten sehnte und gleich im ersten Briefe er­wähnte. daß sie ein Vermögen von 130.000 KL be- sitze. Würdig batte gefunden, was er suchte und es entspann sich eine Korrespondenz, in welcher sich der Bankrotteur hochstaplerischerweise mit 1900 KL Monatsgehalt vorstellte. Es ge­lang ihm. der einfachen Frau durch äußerliche Ele­ganz undherremnäßiges" Auftreten so zu imponie­ren, daß sie alles glaubte, was er ihr erzählte. Sir schichfte auch keinen Argwohn als er vom ersten Augenblick an darauf drängte, ihre meist in Spar­büchern angelegten Gelder flüssig zu machen, wobei er ihr vorspiegeltc, er wolle für 100.000 KL ein Haus kaufen und. obwohl er.keinen Groschen in der Tasche hatte, seiner Braut den Bären aufband, daßsein Gehalt für einen anständigen Ha u sh alt auSreiche". Wie ein aus solchen Lügen aufgebautes Familien­leben hätte aufrecht bleiben können, ist«ine Frage, auf die Würdig natürlich die Antwort schuldig, blieb. Die Anklage nimmt denn auch an. daß Würdig gar nicht daran dachte.- ein ordentliches Eheleben zu «runden und verweist auf stühere Aeußerungen des Angeklagten. der seinen Freunden gegenüber mehr­fach bemerkt hatte. daS Beste sei. eine reiche, alte Schachtel z« hei­raten und ste dann zu ersäufen. Wie immer diese Aeußerungen gemeint waren was sich später ereignete, erscheint nach den Aus­

führungen der Anklage wie eine buchstäbliche Erfül­lung dieses gram'igen Programms. Das Schicksal nahm seinen Lauf und bereits am 27. Juli, wobei Karl Würdig sich in die Ehematrik alsBeamter"«intragen ließ, sand die Zivil- tr a u u n g des Paares statt. Nach den vorliegenden Briefen und Zeugenaussagen ist festgestellt, daß Karl Würdig, in au ff a l le n d e^ H a st die bal­dige Eheschließung betrieb. Die persönlichen Beziehungen zwischen den Brautleuten und späteren Ehegatten waren nach Aussage ver­schiedener Zeugen ziemlich sonderbarer Art. Nach der Hochzeit fuhren sie in den Böhmcrwald. Es fiel all­gemein auf. daß bei gemeinsamen Spaziergängen die Ehegatten nie nebeneinander gingen. Meist ging Karl Würdig voraus und seine Gattin, trabte hin­ter ihm drein. Es gab auch Streitigkeiten, wobei sich Würdig seiner Gattin gegenüber nicht sonderlich liebevoll benahm. Alles in allem scheint es ihm ge­lungen zu sein, die alternd« Frau, für die er nichts empfand, seiner Autorität zu unterwerfens Sie, die zeit ihres Lebens für Wassersport jeder Art nichts übrig gehabt hätte, wollte ihrem Manne zuliebe auf ihre alten Tage schwimmen lernen. Es blieb aber bei dem Vorsatz, was für das tyeitere von Bedeutung ist. Bon noch größerer Bedeutung ist die Tatsache, daß y Karl Würdig, der orfahrsne Wassersportler, fährt ausgezeichneter Schwimmer war, dem cs Spatz machte, sein Kano« znm Kentern zu bringen und es auf freier Wasserfläche wieder aufzurichten und einzufteigen. Er war auch Funktionär eines hiesigen Wasser­sportklubs. Nach geschloffener Ehe logierten sich die Ehe­leute Würdig nach ihrer Hochzeitsreise einstweilen im Nusler Hotel.Slavia " ein. Agnes Würdig hatte tatsächlich den größten Teil ihres angelegten Ver­mögens-flüssig gemacht, wie es ihr Gatte verlangt hatte und übergab diesem 97.000 KL in bar, damit er den vorgespiegelten HauSkauf durchführen könne. Das Geld wurde in einem kleinen Lederkoffer ver­wahrt. Die Tragödie vom 1. September. Am 1. September es war ein ziemlich war­mer Spätsommersonntag begeben sich die Ehe­leute Würdig auf einen Wafferau^flug möldauauf- wärts. Würdig mietet bei dem Bootsverleiher Franz H r st k a. ein Kanoe und paddelt mit seiner Frau stromaufwärts bis nach W r a n. Dort sonnen sie sich und kehren gegen Abend heim. Nach halb 8 Uhr, in'einbrechender.Dämmerung, befindet sich das Kanoe auf der linken' Stromhälste und fährt längs des Kuchelbader Ufers stromaufwärts. Karls Würdig der erfahrene Wassersportler, fährt - gegen alle Gewohnheit nicht längs d«S rechten Ufers, wie die Wassersportler zu tun pflegen, son­dern in der Stromhälfte, wo sei« Kanoe allein ist Was bat sich in der Abenddämmerung auf dem ein­samen Fluß abgespielt?' Der Finanzwach-Respizient C h a l u p a. der dort'an der Verzehrungssteuergrenze bei Klein- Chuchle Dienst tut. hört vom Flusse her«in auffal­lendes Plätschern, daS Aufschlagen eines Körpers auf die Wasserfläche und den erstickten Aufschrei einer weibliche« . Stimme Er sieht etwa 20 Meter vom'Ufer entfernt ein Kanoe kieloben schwimmen und springt in einen Kahn, um zu Hilfe zu eilen. Et erkennt im Dämmer­licht einen Mann, der sichtlich etwas unter der

WasseroberfläKefeKbält, Auf sei­hen Anruf ethält er zu seiner Ueberraschung di« grob« Antwort:Mensch, was haben Sie sich da her- mnzutreiben?!" Er sieht eine« zweiten Kopf auftauchen und be­merkt. daß der Mann mit gebeugtem Arm dr« Hals der zwei­ten Person eingeklemmt hält. Dann. verschwinden beide Gestalten. unter der Oberfläche. Nach einer Weile taucht der Man« in etwa 13 Meter Entfernung all e i« wieder auf und erklärt seelenruhig:So jetzt werden wir hier suchen..."Wen?" ruft der Retter zurück. Und im gleich ruhigen Ton klingt es zurück:Meine Frau! Ne ist da unten geblieben. Und sie war doch eine so gute Schwimmerin..." Das war nun ein« aufgelegte Lüge, die den Angeklagten schwer belastet. Aber es sind noch an­dere Zeugen vorhanden. Vom gegenüberliegenden Ufer hat Anna KonLelik ein Stöhnen gehört und gesehen, wie ein bis Hum halben Körper im Wasser stehender Mann etwas unter die Oberfläche drückte. Der Zeuge Karl Bechrath hat sechs aufein­anderfolgend e röchelnde weibliche Schreie gehört. In der Dämmerung könnte er nicht unterscheiden, was da vor sich ging. Aufs Geratewohl schrie er:.Gehst du weg von i h rl", in der Hoffnung, einen eventuellen Angreifer zu verscheuchen. Und Karl Würdig? Während all« Anwesenden den Körper der Er­trunkenen z« bergen suchten, ließ er sich seelen­ruhig auf das andere Ufer überführen und tat, als ob ihn die ganze Sache nichts angehe. Auch beim Bootsvermieter ließ er kein Wort über den Tod seiner Frau fallen und als man die Ertrunkene endlich aufgefischt hatte, weigerte er sich, zuderLeichezukommen. Er kehrte in sein Hotel zurück, das er in den frühesten Morgenstunde« des nächsten Tages mit einem kleinen gelben Koffer in der Hand, verließ. Der Leichenbeschauer fand an dem Körper der Ertrunkenen keine Spuren von Gewalttätigkeiten und gab die Leiche zur Bestattung frei. Inzwischen hatte aber der Polizeiapparat zu arbeiten begonnen. Just in dem Augenblick, als der Körper der Agnes Würdig ins Grab gesenkt wurde, war das Material gegen Karl Würdig so angewachsen, daß der.trau­ernde Gatte" vomLeichenbegängnis seiner Frau weg verhaftet w ur b; e. Die Leiche wurde exhumiert und obduziert, doch konnte infolge vorgeschrittener Verwesung nicht mehr festgestellt werden, ob Agnes Würdig durch Würgen bewußtlos gemacht wurde, wie es durch die Zeugen­aussagen wahrscheinlich geworden war. Eines der schwersten Belastungsmomente bildet die Tatsache, daß Würdig bei der Polizei angegeben hatte, daß beim Kentern des KanoeS der kleine Lederkoffer mit dem gesamten Geld feiner Fran, den sie mit­geführt hätten, in der Dtoldau versunken sei. Diese Angabe wäre an sich ganz unwahrschein­lich gewesen. Kurz nach der Verhaftung WürdigS stellt sich nun einer von dessen Bekannten, ein ge­wisser Josef Rhbar, auf der Polizeidirektion ein und übergab dort den angeb lichversun- kenenKoffer, den ihm Würdig nach dem Tod seiner Ftau zur Aufbewahrung anvertraut hatte. In dem Koffer fanden sich 80.000 KL und weitere 10.000 KL hat der Angeklagte einem drängenden Gläubiger amTage na ch demtragi- schenEnd« der Agnes Würdig zur Tilgung einer Schuld ausgezahlt. Karl Würdig leugnet. Es handle sich um einen Unfall. Seine Frau habe durch Ungeschick­lichkeit selbst das Boot zum Kentern gebracht. Er habe sich bemüht, sie zu retten. Im Kreuzverhör verwickelt er sich in Widersprüche und versteigt sich zu dew Unwahrscheinlichsten Behauptungen. In die Enge getrieben, schweigt er. Seine Verantwortung bringt er fließend und ohne die mindeste Gemüts­

erregung vor. Aeußerlich macht er keine schlechte Figur. Er bietet das Bild eines eleganten älteren Sportsmannes. : Beim ersten Verhandlungsiag wurden 28 Zeugen einvernommen; die Verhandlung dauerte bis in die späten Abendstunden: lieber das Ergebnis des umfangreichen Beweisverfahrens werden wir zu­sammenfassend berichten. Der Gerichtshof beschloß auf Antrag des Staatsanwaltes, Samstag vormit­tags einen Lokalauge ns ch ein an der T ob e s st e hl e vorzunehmen. rb.

ttwiitt Ä Sozialpolitik Die internationale Entwicklung der Arbeitslosigkeit Nach einer soeben vom Internationalen Ar­beitsamt herausgegebenen Statistik ist die Ar­beitslosigkeit in der Mehrzahl der europäischen Länder gegenüber dem letzten Jahr'gesun­ken. Ausnahmen bilden die Schweiz , Holland , Polen / Spanien , Frankreich , Ungarn und Lett­ land . Wenn die Zahl der b e s ch ä f t i g t e n Arbeiter im Jahre 1929 gleich 100 gefetzt wird, so ergeben sich für die Jahre 1934 und 1933 in einer Reihe von Staaten folgende Zahlen:

1935 1934 Japan (Juni),.111,1 99,9- Cngland(September) 102,2 99,6 Jugoslawien (Juli) 96,7- 94 Italien (Juli).. 98,1' 84,1' Tschechoslowakei (Juli) 83,1 80;4. Der. Staaten(Juli) 75,9 75,1 Frankreich (Juli)«, 74,1 77,0 Polen (August).. 72,6 68,8

Wie man- sieht, steht die Tschechoslowakei nicht ganz so schlecht da, wie man vielfach ver­mutet hat. Allerdings wird bei der Beurteilung der Zahlen darauf Rücksicht genommen werden müssen, daß Teil- und V 0 l l arbeitslosigkcit nicht ausgeschieden sind und außerdem die Ver­schiedenheit der Erhebungsgrundlagen auch bei diesen Statistiken eine Rolle spielten.

Gegen den Jndustrieabbau in der Slowakei . Diese Wochen fand im Handelsministerium eine Konferenz statt, die sich mit dem Antrag auf Ein­stellung der Zellulosefabrik in TurLanskh Svatq Martin beschäftigte. Sowohl der Vertreter des Handelsministeriums als auch der slowakische Landespräsident wandten sich gegen die Ein­stellung. Eine Entscheidung wurde noch nicht ge­troffen.

Mitteilungen aus dem Publikum. Ein nicht z« unterschätzender Borteil. Ist Ihnen bekannt, daß Ihr Radiogerät mit Namenskala.eines schönen Tages unbrauchbar werden kann?"Dieser Fall tritt dann ein, wenn einmal die Wellenlängen der Sender geändert werden sollten. Dann stimmt-näm­lich die Skala, nicht mehr, weil dort, wo heute Wien " verzeichnet ist, vielleichtRoch" zu hören sein wird. Unter Berücksichtigung dieser Möglichkeit haben die Philips -Konstrukteure bei den neuen Philips -Modellen die Namenstalen so.- konstruiert, daß die Skala ohne Oeffnung des Gerätes und ohne jeden Umbau mit-einem-. Griff auch vom Laien mühelos aüsgewechselt werden' kann. Dies ist ein nicht zu unterschätzender und alleiniger Vorteil der Philips -Geräte, der abermals beweist, daß die Be­hauptung der Philips -Werke, ihre Geräte- seien für die Zukunft gebaut, richtig. 2339