Dni1pH!t70 Hlltof (in>chli«0lich 5 Heller Forte) IENTRALORGAN DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHER ARBEITERPARTEI IN DER TSCHECHQSIOWAKISCI1EN REPUBLIK ERSCHEINT MIT AUSNAHME DES MONTAG TÄGLICH FRÜH. Redaktion und Verwaltung frag xii., fochova«7. TELEFON non. HERAUSGEBERi SIEGFRIED TAUB. CHEFREDAKTEUR : WILHELM NIESSNER. VERANTWORTLICHER REDAKTEUR: DR. EMIL STRAUSS, FRAG. 15 Jahrgang Mittwoch, 23. Ottober 1935 Nr. 247 Ehrenvolle Lösung" Außenministers britischen V orgeschlagen Toni Müller verhaftet DasPrager Tagblatt" meldet aus Saaz , daß Dienstag mittags der Kreisjugeichführrr der Deutschen Landjugend", Toni Mül^ler aus Tronitz bei Saaz , nach einer Haussuchung in seiner Wohnung und in der Reichsleitung derDeut­schen Landjugend" in Saaz verhaftet und dem Leitmeriher Kreisgericht eingeliefert wurde. Bor- Her hatten bereits Haussuchungen bei Dr. H e tz in Libotschan und beim Geschäftsführer der westböh­mischen Bauernschule Summer stattgefunden. Die Verhaftungen sollen im Zusammenhang mit der Affäre Jng. Appell stehen, über die wir bereits mehrfach in unserem Blatt berichtet haben. Toni Müller ist bekanntlich nach einem neu­tralen Urbergangsstadium kürzlich offen zur Hen­ lein -Partei übergrgangen. Eine unglaubliche Gemeinheit! Berlin . Wie aus zuverlässiger Quelle verlautet, hat das Reichspropagandaministerium an alle Landesstrllen»nd ihm untergeordneten Dienststellen rin Zirkularschreiben gerichtet, wo­nach es verboten ist, die Namen gefallener Inden auf Ehrentafeln«nd Denkmalen für di« Toten des Weltkrieges aufzuführen. Jede Stelle muß für die Beachtung dieses Berbotrs innerhalb ihre- Dienstbereiches Sorge tragen. DaS Zirkularschreiben iststreng vertrau» l i ch, so daß in der breiteren Oeftentlichkeit nicht- davon bekannt geworden ist. Neue Spannung im Femort? Japan plant Vorgehen gegen die äußere Mongolei Tokio. (Havas.) Der Sprecher des japani­schen Außenamtes erklärte. Japan werde alle praktischen Maßnahmen ergreifen, wenn die äußere Mongolei durch Einwirken der Sowjet- die Mandschurei und Nordchina be­drohen würde, welches wie der Sprecher wörtlich sagtewir um jeden Preis vor einem roten Einfall beschützen wollen."Wir werden," sagte er weiter,vor einer Kriegsdrohung Sow« jetrutzlandS nicht zurückschrecken, sind aber über­zeugt, daß Sowjetrutzland nicht eingreifen werde, so daß der Konflikt auf die Mandschurei und die Mongolei beschränkt bleiben wird. Nichtsdestowe­niger könnte der geringste Grenzzwischenfall einen Konflikt zur Folge haben. Prozeß Eifler und Genossen am 20. November vor dem Obersten Gericht Wien. (Tsch. P. B.) Der große Schutzbund­prozeß vor dem Obersten Gerichtshof gegen den Major a. D. Alexander Eifler und Genossen wurde für den 20. November anberaumt. Marinekonferenz Im Dezember t London. (Reuter.) Die zuständigen Lon­ doner Kreise treffen bereits Vorbereitungen, um die Abhaltung der Marinekonferenz in London «och in diesem Jahr verwirklichen zu können. Die betreffenden Regierungen wurden um Mitteilung ersucht, ob ihnen Anfang Dezember als Datum deS Zusammentrittes der Konferenz ge­nehm sei. Deutschland und Rußland werden zur Teilnahme an dieser Konferenz nicht einge­laden werden, da sie weder an der Londoner Kon­ferenz noch an der Washingtoner Flottenlonven- tion teilgenommen haben. Fey Gesandter In Budapest ? Budapest. (Stefans.) Es verlautet, daß die österreichische Regierung dem ehemaligen Mini­ster Fey das Amt eines Gesandten in Budapest angeboten hat. Erklärung Zu dem in unserem Blatte vom 25. Dezem­ber 1984 unter der UeberschristEin katholischer Paradeschuft" veröffentlichten Artikel erklären wir. daß wir die auf dieDeutsche Presse" be­züglichen beleidigenden Behauptungen dieses Artikels als irrtümlich widerrufen. Die Redaktion. London . Im Unterhaus, das am Dienstag I zu seiner Schlußtagung vor der Ausschreibung von Neuwahlen zusammentrat, hielt Sir Samuel Hoare eine große außenpolittsche Rede, in der er erklärte, daß durch die letzten Ereignisse, die er re­kapitulierte, die englische Politik keine Aenderung erfahren habe. Diese Politik werde in ihrer Ge­samtheit nicht nur vom Unterhaus, sondern auch von der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung Großbritanniens gebilligt und gestärtt durch die Solidarität des Britischen Rei­ch e s, besonders aber durch die Einmütigkett der großen Dominien. Der englische Außenminister untersuchte so­dann, inwieweit sich der Völkerbund bisher be­währt habe, und wies darauf hin, daß die Ver­wirklichung des Systems der kollektiven Sicherheit nicht leicht sein konnte, zumal es sich um einen Konflikt mit einenvber mächtigsten Mitglie­der des Völkerbundes handle. Das habe die Ver­suchung nahegelegt, daß der Völkerbund auf diese Aufgabe als undurchführbar verzichten solle. Der Versuchung wären einzelne Mitglied- staaten beinahe erlegen. Auch für Großbritannien war die Versuchung nicht gering, sich in der Rich­tung des geringeren Widerstandes zu bewegen und zu erklären, daß es kein Interesse an dem abessinischen Konflikt habe. Ein Scheitern des Völkerbundes in dieser Frage hätte aber un­heilvolle Folgen nach sichgezpgen. Die Behauptung, daß England den Völker- bund für seine egoistischen Ziele und dazu be­nütze, um Italien zu demütigen, bezeichnete der Minister als Lüg e. Die italienische Regierung habe über die Haltung Englands sei Ende Jänner, dem eigentlichen Beginn der Krise, niemals in Zweifel sein können. Sir Hoare glaubt nicht, daß der wirtschaft­liche Druck, den der Völkerbund beschlossen hat, ohne Wirkung bleiben wird: Wenn die Staaten, die nicht Mitglieder des Völkerbundes sind, nicht versuchen werden, diese Aktion zu verxiteln und ich glaube nicht, daß sie das tun werden i wird dieser wirtschaftliche Druck den Krieg verkürzen, sofern diese Aktion wirklich kollek­tiven Charakter tragen wjrd und sofern die Mit­gliedstaaten des Völkerbundes in der Zurück- L o n d o n. Dix britische Regierung hat an die Hafenbrhörden der britischen Kolonien sowie des englisch -ägyptischen Sudans den Befehl er­gehen lassen, angesichts des italienisch-abeffini- schen Konfliktes die Reutralitätsbestimmungen der Haager Konvention vom Jahre 1907 in An­wendung zu bringen, wornach Kriegsschiffe krieg- führender Staaten oder Handelsschiffe, die Kriegsmaterial befördern, sich nicht länger als 24 Stunden in den Häfen aufhalten dürfen. In diesen Häfen dürfen sie nur so viel Betriebsstoffe an Bord nehmen» um den nächsten Hafen auf anderem Gebiete erreichen zu können. I Weisung der Angriffe, die gegen einen Mitglied­staat des Völkevbundes gerichtet sind, in der zur Verteidigung des Bölkerbundpaktes eingeleiteten Aktion zusammenarbeiten werden. Die Antwort der französischen Regierung auf unsere Anfrage in dieser Angelegenheit hat uns vollaufbe­friedigt und die Solidarität der beiden Län­der ist gefestigt. Zur Frage von militärischen Sanktionen er­klärte Sir Hoare ganz offen, daß di« erste«nd grundlegende Voraussetzung für die Anwen- dung derartiger Sanktionen, nämlich rin k o l- lektives Einvernehmen, in Genf niemals bestand und daß England nur an einer kollektiven Aktion teilzunrhmen geneigt sei. Außerdem ist aber in Genf nie­mals von militärischen Sänktionen dir Rede gewesen und derartige Sanktionen seien also überhaupt kein Bestandteil der britischen Polttik. Der Völkerbund ist ein Instrument deS Friedens und diejenigen, die unser Verhalten kritisieren, müssen das stets bedenken, auch wenn sie eine Blockade des Suez­kanals«nd eine Unterbrechung der italienischen Verkehrs- Wege in Vorschlag bringen. Derartige Dro­hungen würden, wenn sie mit einem Schlage durchgeführt werden könnten, den abessinischen Krieg in eine« europäischen Krieg verwandeln. Man muß eine« Weg zu einer ehrenvollen Lösung im Rah­men des Völkerbundes suchen. Es verbleibt jetzt noch eine gewisse Zeit, bis der wirtschaftliche Druck zur Anwendung gebracht werden wird,«nd vielleicht wird die­ser Zwischenraum zu einem neuen Versuch, eine friedliche Lösung herbeizu­führen, benützt werden. Vielleicht wird dieser Versuch in elfter Stunde dazu führen, daß wir der Notwendigkeit enthoben werden, einen für uns sehr wenig ange- i nehmen Weg einzuschlagen, den Weg einer wirt­schaftlichen Aktion gegen einen Staat, der Mit­glied des Völkerbundes ist und der auch unser alter Freund und Verbündeter im Weltkriege war. Es wird betont, daß dieser in Rom von der britischen Vertretung dem Staatssekretär Suvich verdolmetschte Standpunkt der britischen Behör­den von den italienischen Kreisen nicht als irgend eine Geltendmachung von Sanktionen gegen Ita­ lien , sondern einfach als automatische Erfüllung von Bertragsbestim- m u n g e n angesehen wird. Dieses Verbot gilt für beide kriegführenden Staaten. Da jedoch Abessinien keine Flotte besitzt, so wird es bloß italienische Schiffe betreffen. Es bezieht sich nicht auf italienische Handelsschiffe, die kein Kriegsmaterial befördern. Bin Wort zum Ueberfall auf die Gesandtschaft in Berlin Drei deutsche tschechoslowakische Staatsange­hörige' sind am Montag in das Gebäude der tsche- choslowakischen Gesandtschaft eingedrungen und haben dort, angeblichim Kampfe um die deut­ schen Schulen", Einrichtungsgegenstände und Fensterscheiben zertrümmert. In vielem erinnert dieses Vorkommnis an die Reichstagsbrandlegung. Die Gewalttäter sind Arbeitslose aus Hultschin, die nach langer vergeblicher Arbeitssuche in Ber­ lin ausgehungert genug, gewesen sein dürften, sich gegen Inaussichtstellung einer guten Belohnung zu einer solchen Tat herzuHeben; denn daß die Drei aus eigener Initiative zu der Tat geschrit­ten sind, wird nur der glauben, der eS für mög­lich hält, daß Menschen, die monate- oder gar jahrelang arbeitslos sind, keine dringendere Sorge haben, als zum Zwecke der Besserung des Schul­wesens der Nation Kanzleieinrichtungen und Fen­sterscheiben zu demolieren. Die Drei stammen aus Hultschin und nicht wie Ban der Lubbe ans Hol­ land , aber man wird sie doch aus einer Familie stammend ansehen können. Doch während die Aktion beim Reichstagsbrand weit besser klappte, ist diesmal ein Regiefehler unterlaufen. Merk­würdig genug: just in dem Augenblick, da wegen des herbeieilenden Gesandtschaftspersonais zu er­warten stand, daß den weiteren Ausschreitungen der Drei ein Ende werde gesetzt werden, erschienen wie aus der Pistole geschossen drei schwarz uni­formierte SS -Leute, um die Uebeltäterfestzu­nehmen und abzuführen". Hätte das Gesandt­schaftspersonal die- zugelassen, so hätte sich wahrscheinlich herauSgestellt, daß esfalsche" SS -Leute waren und Roß und Reiter hätte man nie wiedergesehen. Außer dem Wunder, daß arbeitslose Mau­rer und Fleischergesellen, die lange Zeit aus die Unterstützung ihrer Landsleute in Berlin ange­wiesen waren, ihre Hauptsorge darin sehen, für das deutsche Schulwesen in der Tschechoslowakei durch Demolierung der tschechoslowakischen Ge­sandtschaft zu demonstrieren, geschehen noch an­dere. Ist es nicht auch ein Wunder zu nennen, daß Herr Dr. Walter Brand, der wirkliche Füh­rer der SdP, kürzlich erklärte, der Weg zur Ver­ständigung liege nicht auf der Linie AscstPrag, sondern auf der Linie Berlin Prag und daß nun auf dieserLinie" diese Kopie des Reichstags­brandes erfolgt? Natürlich ist es auch ein Wun­der, daß Herr Henlein einen Tag vor der Ber­ liner Tat in Teplitz erklärte, der heutige Zustand im Staate, der die Deutschen zuStaatsbürgern minderer Klasse" macht, sei auf die Dauerun­erträglich" und Wunder oder Zufall ist es auch, daß sich herausstellt, Erwin Truntschik und A. Rzehaczek, zwei Anhänger der SdP, wären eS gewesen, die die tschechischen Schulen in Hultschin angezündet haben.- Freilich wird eS auch minder wundergläu­bige Leute geben, die nach Zusammenhängen suchen werden und die zu dem Schlüsse kommen dürften, daß man bei uns an den höchsten Verant­wortlichen Stellen noch immer nicht weiß oder nicht wissen will wie, viel es im sudetendeut­ schen Gebiet geschlagen hat und das glauben, auch wir. Allerdings werden wir es unterlassen, zu behaupten, zwischen Henlein oder der SdP und dem Ueberfall auf das Gesandtschaftsgebäude in Berlin oder den Terrortaten in Hultschin bestehe irgend ein Zusammenhang, denn Herr Henlein hat es immer in der Hand, uns mittels des tsche- choslowakischen Preßgesetzes zu überzeugen, daß wir im Unrecht sind. Aber so viel gestatten wir uns doch zu sagen, daß sowohldieTatvon Berlin wie jene von Hultschin aus dem Gei st herausgewachsen sind, der sich seit dem Bestehen der SdP unter der wohlwollenden Duldung gewisser ho ch a mtlicher Stellen imsuch elend rutschen Ge­biet herausgebildet hat. Wir haben auf diesen Geist, der nicht ge­rade immer in öffentlichen Kundgebungen, son­dern mehr durch Flüsterpropaganda neue Nah­rung erhäü, bis nun unablässig aufmerksam ge­macht. Numnehr, da man an manchen Stellen offenbar der Meinung ist, das die Sorge um den Staat und die Demokratie ausschließliche Sorge dieser Stellen ist, neigen wir allerdings der An­sicht zu, daß es wirklich Faktoren und Stellen im .Staate gibt, hie mehr als wir um den Staat be- Der Bruderkampf der Farbigen Italien siegt mit Sturmtrupps von Eingeborenen Asmara . Ueber den Erfolg der italienischen Truppen an der Somalifront meldet der DNB- Kriegsberichterstatter: Die Einnahme der befe­stigten Ortschaft Dagnerei war für die Italiener von Wichtigkeit, da es sich um einen strategisch ausschlaggebenden Punkt handelt. Dagnerei liegt auf einer Anhöhe und beherrscht die ganze Ge­gend. Die Italiener eröffneten ihren Angriff mit zehn Flugzeugen, die aus geringer Höhe das Fort bombardierten. Viele Brände und Explosionen erfolgten daraufhin. Dann wurden Eingebo­renentruppen zum Sturman­griff eingesetzt. Trotz heftigster Gegenwehr wurden schließlich nach langem Kampfe die Abes­sinier aus ihrer Stellung verdrängt. Gleichzeitig wurde auch das. Fort Burdodi amSchebeli an ­gegriffen, ebenfalls mit Bomben belegt und schließlich im Sturmangriff genommen. Nachdem diese beiden wichtigen Forts gefallen waren, ge­lang auch die Einnahme von Schelawie. Die Ver­luste bei den Italienern sollen gering sein. Die ganze Aktion wurde während strömenden Regens durchgeführt. Von der Nordfront werden nur Aufilä« rungsflüge und die Verschanzung in den jetzigen Positionen gemeldet. Ras Gugsa hattsich, wie die Behörden mitteilen, erneut dem italienischen Hauptquartier zur Verfügung gestellt. Er gab für die Italiener sehr wertvolle Nachrichten über die Bevölkerung und die Operationen der Abes- jinier,... England sperrt seine Häfen für Italienische Kriegsschiffe und Transporte