Seite 3 Donnerstag, 7. November 1935 Nr. 259 Hodza stellt sich vor Fortsetzung der Politik Malypetrs Prag. Um halb 12 Uhr mittags stellte sich der neue Ministerpräsident H o d j a mit der gesamten Negierung dem säst vollzählig versam- melten Abgeordnetenhaus vor, das zu diesem Zwecke die bereits begonnene außenpolitische De­batte unterbrochen hatte. Der Borsitzende Mar­ko v i i verlas die diesbezügliche Zuschrift der Regierung. Die Koalition begrüßte den neuen Ministerpräsidenten mit lautem Beifall. Hodja gab, nachdem die Wahl des Präsidiums durchge- führt worden war, folgende Erklärung ab: Durch die Entscheidung des Herrn Präsi­denten der Republik vom 5. November an die Spitze der Regierung gestellt, trete ich vor Sie, meine Damen und Herren, im Namen der Re­gierung und im eigenen Namen, mit der Bitte nm ihre Unterstützung, die dir verfaffungsmäßige Grundlage und Quelle der BollzugSgewalt des demokratischen Staates ist. Mit Rücksicht darauf, daß die Regierung nicht die Demission gegeben 219 Stimmen für Bekenntnis xur Bei der definitiven Wahl drS Präsidiums wurde der bisherige Ministerpräsident Jan M a- l y p e t r mit 219 von 264 Stimme« zum Vor­sitzenden des Abgeordnetenhauses gewählt. Die übrigen Stimmzettel waren bis auf einen ungül­tigen leer. Malypetr erklärte unter dem starken Beifall der Koalition, die Wahl anzunehmen, legt» die vorgefchriebene Angelobung ab und über- «ahin die Leitung der Sitzung. In einer Ansprache, in der er zunächst für das bewiesene Vertrauen dankte, erklärte Malypetr u. a., daß die heutige Zeit uns allen in erhöhtem Maste die Pflicht auferlege, mit allen Mitteln für die Er­haltung und Festigung der sichersten Grundlage der Freiheit, des Rechtes und der Gerechtigkeit der Demokratie, sowohl im eigenen wie im inter­nationalen Bereich, zu sorgen. Man dürfe dabei die Tatsache nicht übersehen, dast die parlamentarische Demokratie um so komplizierter sei, je kon- seguenter sie den Grundsatz durchführt, dast dar Volk die einzige Quelle der Macht im Staate ist. Geschieht dies wie bei uns im Rahmen des Verhältniswahl­rechtes. so ist es natürlich, dast die Zusammenarbeit einer größeren Zahl von Parteien und Gruppen zur Bildung einer parlamentarischen Mehrheit und Regierung erforderlich ist. Natürlich ist unter diesen Umständen die Arbeit sowohl der gesetzgebenden Kör­perschaften wie der Regierung komplizierter und schwieriger und man must daher der guten Organisierung dieser Arbeit sorgfältige Aufmerksam­keit widmen und sie ständig" vervollkommnen. Dem­gegenüber besteht kein Zweifel, dast dieser Zustand leicht die Möglichkeit zur Kritik oder auch zur Ver­urteilung der Demokratie als eines für Staat und hat und ihre inner« Kontinuität»«dauert, ist es selbstverständlich,daß sie auch nnter dem neuen Borsitzenden in der Durchführung drS Program­mes fortfahren will und wird, das in der Re­gierungserklärung vom 18. Juni d. I. enthal­ten ist, und zwar in voller Uebereinstimmung mit den bisherigen bewährten Grundsätzen un­serer Innen- und Außenpolitik. Zu den kom­menden Aufgaben unserer Gesetzgebung und unse­rer Staatsverwaltung werden wir rin Aktions­programm der Regierung in Form einer ausführ­lichen Erklärung in der Debatte über den StaatS- vvranfchlag vortragen. Wir kenne« unsere Pro­bleme und fürchten sie nicht, wir fühlen«nS genug einig und stark, um in ihrer Lösung in völliger Uebereinstimmung und mit dem festen Borsatz fortzufahrrn, die politische und wirtschaftlich« Konsolidierung im Jnnern zu vollenden und die Position der Tschechoslowakei unter den Böllern z« verteidigen.(Starker Beifall.) Malypetr parlamentarischen Demokratie Bevölkerung ungeeigneten Systems bietet. Wenn dies mit Demagogie geschieht, die kein« Mittel scheut, so must dies dazu führen, das Volk auf Abwege zu leiten, auf denen es schließlich zum Verlust seiner demokratischen Hoheits­rechte gelangen müßte. Alle wirklichen Demokraten müssen gegen die Demagogie als den gefährlichsten Schädling der Demokratie kämpfen. Redner dvvelliert an die Mitarbeit der P r r s s e und spricht dir Urbrrze«. gnng a«S, daß die wirksamste und nie versagend« Waffe gegen die Demagogie die Wahrheit ist, die zur richtigen Beurteilung und Wertung der Tatsachen nnd zu der Erkenntnis führt, daß wir im Leien einer ans den anderen angewiesen sind. Wir müssen uns daher nicht nur um die Inter­essen des Volkes, sondern auch um die Gesamtheit dieser Interessen, um unseren demokratischen Staat, kümmern, in Zusammenarbeit mit der Regierung und mit dem obersten Repräsentanten der staatlichen Souveränität, dem Präsidenten der Republik , dem wir wünschen, daß er sich so lange als nur möglich seiner Aufgabe des höchsten und in Wahrheit väterlichen Schützers der Republik widmen könne. <Starker, langanhaltender Beifall.) Hierauf wurden in einfacher Abstimmung die sechs bisherigen Vizepräsidenten mit 171 gegen 93 Stimmen definitiv in ihrer Funk- tion bestätigt. Sie erklärte« bis auf den entschul­digt abwesen den slowakischen BolkSparteiler C«; derLo, die Wahl anz^stehmem Auch die bis­herigen zehn Schriftführer und acht Ordner wur­den wiedergewählt. klne Erklärung der Koalition Im Namen der Koalition gab Genosse H a m p l al- Vorsitzender de- Außenausschusses «in« Erklärung ab, in drr er sich voll und ganz hintrr die Politik des Außenministers stellt. Wir stimmen mit dem Standpunft unserer Re­gierung zum italienisch-abessinischen Konflitt über­ein und wünschen aufrichtig, daß der Konflitt bal­digst beendet und»nach Möglichkeit friedlich beigelegt werde. Wir werden und müssen unsere Verpflichtungen aus dem Bölkerbundpatt erfüllen. Daß die Genfer Institution 50 Staaten der ganzen Welt zur gemeinsamen Arbeit für den Frie­den zusammenführen konnte, ist sicher für die Zu­kunft eine ernste M arnung vor jeder Stö­rung des Friedens namentlich auf dem europäischen Kontinent. Das Ziel unserer Politik muß es sein, in Zusammenarbeit mit den Großmächten und de« übrigen Staaten mitzuhelfen, diese Präzedenzfälle sowie die britisch-ftanzösische Zusammenarbeit al- neue Friedensgarantien und als einen Weg zu er­halten, der uns, wie wir hoffen, aus all den heu- 6. Oer Lakai Verbekhoven Von Max Hochdorf Mer feine Gedanken kamen nie mehr ganz kos von den Träumen. Trotzdem wollte er ganz allein mit allem fertig werden, was ihn quälte. Er fühlte sich gemartert, gewiß, und doch als Ausnahmemenschen. War er eS nicht gewesen, der den Körper des entseelten Königs aufgehoben hatte, bevor der hohe Herr zur letzten Reise ge­rüstet wurde? War es nicht selbswerständlich ge­wesen, daß man ihn nur, ihm ganz allein, diese größte Lakaienehrung vergönnt hatte? Der erste Tag der Trauerwanderung war vorbei. Verbekhoven ließ die Keulenarme, die bis an die Knie reichten, schlaff hängen. Er bewegte sich mit hartem, vom Grübeln überlastetem Tritt zwischen der Säuberungsmannschaft, die aus Böden und Ecken den Staub saugte und aus mäch­tigen Behältern ätzende Essenzen ausspritzte, um die schwüle Lust zu reinigen. Verbekhoven sprach mit niemanden. Jeder Erklärung wich er aus. Er wtigert« sich, irgend einen guten Zuspruch ent­gegenzunehmen. Er beschloß aber, auf jeden Fall i« der ersten freien Stunde zum Doktor Heureux, dem Hofarzt, zu gehen und sich ein Mittel für traumlosen Schlaf auszubitten. Bon diesem Trunk deS Vergessens wollte Verbekhoven den letzten Rest ausschlürfen und dann, zur Gesund­heit erwacht und geheilt von jedem niederträchti­gen Trug und Traum, abwarten, was ihm die unverfälschte Wirklichkeit bringen würde. Verbekhoven stand vor Doktor Heureux, dem Hofarzt. Dottor Heureux war eigentlich nur der Arzt des Hofgesindes, und es kränkte ihn tief, daß er eS im Lauf der Jahre niemals hatte durch­setzen können, auch zu den hohen Herrschaften ge­rufen zu werden. Darum war Doktor Heureux stets verbittert, wenn die niedrigen Leute aus dem Palast zu ihm kamen. Er hielt diese Patienten meist für Simu­lanten, die sich nur für einige Tage auf die faule Haut legen wollten. Und Dottor Heureux hatte über den Mechanismus des Bürgerstaates und deS HofftaateS seine besonderen strengen Ansichten. Durch den Kronenorden, dessen Band er stolz im Knopfloch trug, fühlte er sich verpflichtet, die Rechte der Krone mit allen Mitteln zu schützen, die ihn: seine Wissenschaft und Kunst gewährten. Verbekhoven heißen Sie?" sagte Doktor Heu­reux,wie lange im königlichen Dienst?" 28 Jahre." Sie waren noch nie bei mir?" stagte Dok­tor Heureux. Nein, hatte eS niemals nötig." Und sehr ungehalten der Arzt:Und wollen ausgerechnet in diesen Tagen schlapp machen?" Das ist eS ja eben, was mich zu meinem größten Schmerz zu Ihnen führt I" Er hatte es so hilfeflehend gesagt, daß Dok­tor Heureux erschreckt aufhorchte. Solche Stimme konnte keiner simulieren, auch nicht solches krampfhaft glasige Verdrehen der Augen, auch nicht diesen Angstschweiß, der plötzlich in dicken Tropfen unter dem Wollhaar Berbekhovens her­vorrann, auch nicht diese zuckenden Lippen, die sich kraftlos nach innen bogen und so bleich wur­den, daß man sie kaum von den grauen Zähnen unterscheiden konnte. Mit einer gewissen Sympathie sah Doktor Heureux seinen Patienten aN, den Mann jagte sein Schicksal. Den hatte es gepackt. Den wollte eS nicht so leicht loslassen. Also. Herr Verbekhoven, stellen Sie sich mal ordentlich ins Licht I" befahl Doktor Heureux. Und obwohl es barsch flingen sollte, klang eS doch väterlich ermunternd und teilnahmsvoll. Dann, als Verbekhoven der Anordnung ge­horcht hatte, meinte der Arzt wieder mit seiner grollenden Bärbeißigkett:Sie find kräftig wie tigen internattonalen Schwierigkeiten hinausführen kann. Unsere ganze politische Oeffentlichkeit hat das Abkommen mit Sowjetrußland richtig gewertet und im Namen der Koalitionsparteien schließe ich mich dieser Wertung an. Es ist das eine Zusammenarbeit für den Frieden, für den gegen­seitigen wirtschaftlichen Aufschwung, die in Zu­kunst reicheFrüchte tragen kann. Wir bedauern auftichtig die heutigen Bezie­hungen zu P o l e n und halten die ganze Span­nung für überflüssig. Wenn der aufrichtige Wunsch zur Verständigung vorhanden wäre, würden wir uns bald einigen. Bei uns war und ist dieser Wunsch immer vorhanden. Wir sind überzeugt, daß man auch in Polen bald einsehen wird, wie schäd­lich diese Polittk für Polen selbst ist. Zu dem, was hier über unser Verhältnis zu Deutschland gesagt wurde, haben wir nichts hinzuzufügen. Wi« mit jedem Nachbarn, wollen wir auch mtt Deutschland in Ruhe und Zu» sammenarbeit leben. Bei UNS wird der gute Wille nicht fehlen. Abschließend stellt Hampl fest, daß unser Staat den NachttiegSstürmen staudgehaltrn hat und weiter standhaltrn wird, dank seinen dema- kratischen Institutionen, dank unserem Glauben an sie und dank unserer Entschlossenheit, sie biS in all« Konsequenzen zu verteidige». Die Politik deS Völkerbundes ist eine Politik der i n t e r- nationalen Demokratie. Unsere Koali­tionspolitik ist und bleibt eine Politik drr in­neren Demokratie. Wir glauben fest, daß die europäische« Staaten wieder zur Demokratie zn- rsicktrhren werden. ES ist kein Zufall, daß unter dem Einfluß der Vorgänge in Genf dir Hoff­nungen auf die Erhaltung des Frieden- gestie­gen find und die Welt auf dit weitere Entwick­lung optimistischer sieht. Daher betont auch die Erklärung der Koali­tion-Parteien diesen festen Glauben an die innere und internationale Demokratie, denn der Glaube an die Demokratie das ist der G l a u b e an den Frieden im Jnnern wie in den äußeren Beziehungen. Unsere Regierung macht eine Außen» polittk im Geiste dieser Prinzipien und daher spre­chen die KoalittonSparteien in dieser gemeinsamen Erklärung ihre völlige. Uebereinstim­mung mit dem Expose de- Herrn Außenministers au- und werden dafür stimmen.(Lauter Beifall der Koalition.) e Erster Redner in der Außendebatte war der ungarische.Ehristlichsoziale Dr. SzüUö, der Dr. Benes vorwirft, er habe niemals eine Politik mit den Stachbarn, sondern immer g e g e n die Nach­barn gemacht. Die Sanktionen seien für uns ge­fährlich, weil Italien zu wirtschaftlichen Repressa­lien greifen könnte. Lener(Komm.) gerät mit den Henleinleuten aneinander, als er konstatiert, daß die Henleinpar- tei mit dem Hitlerfascismus auf Tod und Leben verbünde« ist. Die offizielle Außenpolitik dieier Par­tei habe nichts anderes in, Sinn als/dib tTschecho- slowakei aus dem Friedensblock mtt den Sowjets in den Kriegsblock Deutschlands hineinzuziehen. Die inoffizielle Außenpolittk der SdP dagegen halte das Eisen derJrredenta heute mehr denn je im Feuer. Für die tschechischen Sozialdemottaten sprach Genosse Stivin, der daran erinnert, daß wir von unseren Nachbarn keine Friedensworte hören. Im Gegenteil: der eine schickt un- Mörder, der andere Brandstifter, der dritte Gäste mit Ettasit, der vierte falsches Geld, der fünfte Beschimpfungen im Rundfunk. Das alle- bestätigt nur die Auffassung, daß Staaten mtt diktatorischen Regimen wie eine Schraube ohne Ende in eine Abenteurerpolttik ge­trieben werden, die mit dem Krieg endet. Der Sprecher der Hlinkapartei, Sidor, kriti­siert heftig die sowjetfreundliche Polittk des Dr. BeneS und zitiert S t e f a n i k, der im ,Jahre ein Dromedar, Herr Verbekhoven. Ich möchte Ihnen nicht unter die Klauen kommen." Ist das alles, was Sic feststellen können?" wollte Verbekhoven schon hoffnungslos die Unter­haltung abschneiden. Da platzte Dottor Heureux heran-:Ich wollte nur sagen, daß Sie sich keine Sorgen wei­ter darüber machen müssen, weil Sie ein bißchen in den Knien zittern. Das passiert dem riesigsten Kerl, ohne ihn. gleich umzuschmeißen. Sie haben doch schon erlebt, daß ein schwerer Lastwagen über die Straße fährt, und dann fangen plötzlich die Eisenträger im Haus zu tanzen an. Sie haben eben durch den Tod des König - einen mächtigen Schock gekriegt, Herr Verbekhoven. In der Leber sitzt das nicht, auch nicht im Herzen, auch nicht in der Milz und noch weniger in der Lunge. Das kommt von innen, ausschließlich von innen ganz tief, so aus der Gegend, wo ich mit meinem Hör­rohr nicht hinkommen kann. So rühren Sie sich doch! So reden Sie doch. So tun Sie doch das Maul auf!" Verbekhoven rührte sich aber nicht. Er ließ den Kopf auf die Brust fallen. Er faltete seine Tatzenhände und hob sie empor wie ein flehender Bittsteller: Doktor Heureux schritt auf ihn zu, stieß ihm die Faust in die Hüfte, bugsierte ihn zu einem Stuhl, fauchte ihn an:Setzen!" Berbek» Hoven parierte. Doktor Heureux brummt«:Dar linke Knie über das rechte legen!" Verbekhoven tat eS. Der Arzt zog ein Holzhämmerchen aus der Tasche und schlug in die Höhlung unter der Knie­scheibe Berbekhovens. Das ganze Bein fuhr in die Höh', als hätte man'- mit Riesenfäusten hoch­gerissen. Und Doktor Heureux meinte befriedigt: Der ganze Kerl ist ein elendes Nervenbündel geworden." Dann lachte er mit gekniffenen Augen. Die Schnurrbartspitzen zerrten sich bis zu seinen Ohren hinauf:Mann Gottes, was spin­nen Sie denn da bloß zusammen?" Das wollte ich Sie gerade fragen, Herr Doktor", seufzte Verbekhoven, um sofort hinzu- 1919 in einem Telegramm aus Rußland die Re­gierung vor dem Kokettieren mtt dem Bolschewis­mus gewarnt habe.(Widerspruch bei den Kom­munisten.) Unser Schicksal mtt dem der Sowjets zu verbinden, sei der schwerste Fehler un- serer Außenpolitik. Auch Polen gegen­über habe unsere Außenpolitik in vielen Dingen die Mitschuld(!) Demgegenüber erklärt der Sprecher der tsche- chischen Volkspartei, Svktlik, daß alle vernünftigen Leute die Bedeutung dessen verstehen, daß sich Rußland in der Stunde der Gefahr hinter un- stellen will. Durch die Genehmigung der Freund­schaft mit der Sowjetunion falle es der Partei jedoch nicht im Traum ein. da- Bolschewikensystem zu billigen; diese bleibe für sie weiterhin unan- n e h m b a r. Bezüglich Deutschlands erklärte er, die offizielle Korrettheit, auf die der Außenminister stet- Wert gelegt habe und die auch gegenüber dem neuen Regime andauere, dürfe uns nicht beirren und man dürfe die zersetzenden Ideen deS Dritten Reiches nicht aus dem Auge lassen. Man werde gut achten, wie sich die neue Aera entwickelt und wie sie sich auch bei uns auSwirkt. Begreifliches Interesse riefen später die Aus­führungen deS Kommunisten Slansky hervor, der zwar die Hoffnungen, die der Außenminister in den Völkerbund, sowie in Frantteich und England setzt, nicht teilt, aber dem auftichtigen Friedenswillen des Ministers glaubt. Die Hauptstütze der Tschecho­ slowakei müsse der Sowjewerband und die Kraft des internattonalen Proletariates sein. Trotz diesen Unterschieden werde di« KPE für das Expose stim­men, um ihre Zustimmung zur Anknüpfung von freundschaftliche» Beziehungen mit den Sowjets zum Ausdruck zu bringe« und diese Neuorientierung drr Politik zu stützen. Ueber di« Aenderung in der Person des Ministerpräsidenten ist die Partei beun­ruhigt. Hruiovftß(Nat.-Soz.) beschäftigt« sich haupt­sächlich mit den Ausführungen Dr. Szüllös und Sidors. Stefänik hätte inzwischen sicher den geän­derten Verhältnissen Rußland gegenüber Rechnung getragen. Was da- Verhältnis zu Polen betrifft, so sei es zu b e d a u e r n, daß Sidor Verdächti­gungen gegen unsere Außenpolittk vorgebracht hat, welche dem Staat und in erster Linie der Slowa­ kei schaden müssen. Fortsetzung der Debatte Donnerstag um halb 2 Uhr nachmittags. * Die Senatssitzung Im Senat stellte sich Hodja am Nachmittag vor. Auch hier wurde er vom Vorsitzenden begrüßt, worauf er die kurze Erklärung vortrug. Sie wurde mit starkem Beifall ausgenommen. In der außenpolitischen Debatte im Senat sprachen neun Redner. Der ungarische Christ« lichsoziale Dr. Burchanhi erklärte wenig­stens, daß. das Exposö in einzelnen Punkten an­nehmbar sei." S l ä m d(Gelo.-Partei) stellte fest, daß die polnische Kampagne gegen uns seit dem Entstehen der polnisch-deutschen Freundschaft datiere. Unsere Polen lehnen die Hetze aus dem Ausland ab. H a n c k o(Hlinka -Partei) er­klärt, das schlechte Verhältnis zu Polen sei aus­schließlich durch das künsüiche Hervorrufen von Konflikten und Mißverständnissen hervorgerufen. Der tschechische Genosse Jng. Winter sieht in der Berufung eines Slowaken an die Spitze der Regierung ein Dokument der Einig­keit des tschechoslowakischen Volkes und der Kon­solidierung des Staates. Er begrüßt die Aktion der tschechischen Rektoren, das Verhältnis zu Polen zu bessern, glaubt aber, daß die polnische Regierung sehr viele Ursachen habe, das ange­botene Arbitrageverfahren nicht herbeizu« zusetzen:Glauben Sie, Herr Doktor, glauben Sie, daß wir bald Krieg haben werden? Da­wird enffetzlich sein. Kein Stein wird auf dem anderen bleiben. Wir werden hungern und kre« Pieren. Und wenn'S dann aus ist, dann wird die Well erst recht nicht mehr zur Ruhe kommen, be­vor sie ganz und gar untergegangen ist. Ja, daS ist'S, Herr Doktor, was mir fehlt." Der Arzt staunte seinen Pattenten an: Warum kommen Sie damit zu mir? Ich bin nur dazu da, wenn Sie sich das Bein brechen oder wenn Sie in der Liebe Pech gehabt haben sollten, mein bester Herr Verbekhoven. Auf solchen Krem­pel verstehe ich mich nicht. Damit müssen Sie sich an die Schlauköpfe wenden, die das GraS wachsen hören. Ich höre nur, daß Sie ein Herz mtt einem Prachtschlag wie eine Turmuhr haben." Dann kann ich mich wieder anziehen und gehen?" ftagte Verbekhoven, den es trotz der gegenteiligen Versicherung de- AerzteS so gewal­tig schüttelte, daß er Mühe hatte» den Kragen zuzuknöpfett. Treu wie ein Hund postierte er sich vor den Signalschalter deS Lakaienzimmers. Immer wie­der wieS er den guten Rat seiner Kameraden zu­rück, einen Krankenurlaub nachzusuchen. Was er suchte, daS war allein die Gelegenhett, noch ein­mal mit dem jungen König über die Vorgänge in seiner Seele zu sprechen. Niemand verstand ihn, selbst der Arzt nicht. Aber der König? Zu ihm hatte er allein noch Vertrauen. Er wurde erwartet, freudig stellte er eS fest. Die Glocke schrillte. Der junge Monarch hielt sich dicht neben der Tür, als hätte er ungeduldig nach den Schritten, die sich näherten, durch Polsterfül­lung und Vorhänge hinauSgehorcht. Verbekhoven fühlte sich noch nicht ganz verlassen. Er glaubte, sein Volk würde noch zu retten sein, wenn er sich ganz und gar dem König anvertraute (Fortsetzung folgt.)