Seite 4 Donnerstag» 7. November 1935 Nr. 259 Achtung! Achtung! In der Arbeitersendung des Prager Rund­funks spricht am kommenden Sonntag, dem 10. November: Genosse Al. Ullmann. Zen­tralsekretär des Atus Wer: »Das S. Bundesturnfest 1836" Die Sendung beginnt um 14.30 Uhr(halb 3 Uhr) und wird über den Straschnitzer S e n d e r gegeben(Prag II). Schmuggler als Spione für Ungarn  Ujhorod  . Die Berehover Gendarmerie ver­haftete drei Zivilpersonen aus Berehovo  , die während ihrer Paschertätigkeit von ungarischen Militärbehörden für Spionagezwecke zugunsten Ungarns   gewonnen wurden. Außer diesen drei Personen wurde auch ein längerdienender Zugs­führer eines Uzhoroder Regiments verhaftet, der ihnen bei der Spionagetätigkeit behilflich war. Die verhafteten Personen verteidigten sich damit, daß sie nur unter der Drohung sowie" unter dem Druck der ungarischen Finanzvrgane gehan­delt hätten, von welchen sie beim Schmuggeln be­treten wurden. Durch die Untersuchung wurde festgestellt, daß es sich um eine weitver­zweigte Spionageaktivn handelt, so daß man damit rechnen kann, daß sich die Zahl der verhafteten Personen, noch erhöhen wird. Eine Mörderin mit 37 Liebhabern Linz  . Das Schwurgericht in S t e y r verur­teilte die 26jährige T. Möslinger aus Sier- ning in Oberösterreich  , welche vor zwei Jahren ihren Geliebten Karl Pohl ermordet hatte, zu acht Jochren schwerem Kerker. Während des Pro­zesses kam zu Tage, daß die Möslinger während des letzten Jahres etwa 37 Liebhaber hatte und sie sich des Pohl deswegen entledigte, weil er von einigen ihrer Verbrechen wußte. Derselbe Irrsinn wie vor 20 Jahren! Rom  . Aus verschiedenen Städten Italiens  wird gemeldet, daß alle englischen Filme und Theaterstücke vom Spielplan abgesetzt wurden. Ein hiesiges großes Modehaus, das seine Modell­kleider bisher mit französischen   Namen zu benen­nen pflegte, hat sich der Zeit angepaßt und nennt jetzt seine KleiderAsmara  ",Takafse",Har- rar" undSchebeli", alles erdkundliche Begriffe, die aus den täglichen Frontberichten von Ost­ afrika   bekannt sind. Einiges Erstaunen erregte es, jedoch, daß das wärmste pelzverbrämte Wollkleid ausgerechnet nach der abessini­schen Wüstenlandschaft Godhan ge­nannt wurde. Auch die Lehrer müssen militärisch ausgeblldet sein... Wien  . Der niederösterreichische Landtag hat ein Gesetz beschloffen, das die Aufnahme in die öffentlichen Dienste im Lande Niederösterreich   von einer militärischen Ausbildung des Bewerbers abhängig macht. Diese Bestimmung gilt auch für die Lehrer. Feldzug gegen Schlangen Rangoon  . Ueberschwemmungen der letzten Tage verursachten, daß das Dors Jandun von einer Schlangeninvasion heimge­sucht wurde. Die Schlangen drangen auch in die Wohnstätten der Bevölkerung ein. Mit Stöcken bewaffnet zog die Bevölkerung, darunter auch Kinder, gegen die Schlangen zu Felde und tötete bisher gegen 5000 Kreuzottern und 20 Kobras. Bergarbeiter-Rekord Moskau  . Der Bergarbeiter Artjuchow im Donezbecken   hat einen neuen Weltrekord auf­gestellt, indem er mit der S p i tz h a ck e in einer sechsstündigen Schicht 536Tonnen Kohle abbaute. Ziehung der Klasfenlotterie Unverbindlich. Prag  . Bei der Mittwoch-Ziehung der Klaffen­lotterie wurden nachfolgende Gewinne gezogen: 20.800 K6 die Lose Nr. 86748 8978. 10.000 Kg die Lose Nr. 35861 23180 47113 52770 78338 91488. 5000 die Lose Nr. 79339 87213 60224 46857 57525 96017 39825 18006 46262 1954 48835 2752 71070 66032 3238 69321 91896 77607 85777. 2000 K6 die Lose Nr. 27310 100256 7004 65773 63630 88587 33211 78238 35012 103395 94692 28703 55825 74467 81410 76760 105765 74281 34784 85540 60385 29358 1708 46470 61013 84529 74972 99429 68295 19554 48234 63368 64397 37553 51310 51168 2168 90457 84906 48633 88854 52563 70225 91916 3152 4040 88441 70298 68320 93990 92811 108674 76154 56334 2806 9260 50104 1951 39316 3257 59120 100717 47769 3Z994 2586 67668 14084 44234 24953 74578 23859 68365 48930 20390 41905. Besinnung der Universitäten? DerDen. kov" berichtet, daß der Rektor der deutschen   Uni­versität, Prof. Hilgenreiner der frü­here Parteichef der Christlichsozialen   mit dem Rektor der tschechischen Universität, Professor Friedrich, über eine engere Zusammen­arbeit der beiden Prager   Universitäten verhan­delt habe und daß beiderseits die Absicht bestehe, alte Feindschaften zu begraben und zu einer ge­deihlichen gemeinsamen Arbeit zu gelangen. Es wäre wirklich zu wünschen, daß es nicht bei dem Vorsatz bleibe, sondern daß die Taten ihm bald folgen. Wir freuen uns, von der deutschen   Uni- versüät, die leider so oft die Kritik der Beson­nenen herausgefordert hat, einmal Gutes mel- den zu können. Gerade sie würde ja auch den größten Nutzen aus der Verständigung ziehen, denn der Geist der tschechischen Professoren und Studenten ist ohne Zweifel im Durchschnitt eher für Gedanken des Fortschritts und der europäi­ schen   Kuftur zu haben. Die deutsche Universi­tät, so lange Jahre unter dem Einfluß haken- kreuzlerischer Einflüsse, könnte von der tschechi­schen manches lernen. Andererseits würde die tschechische Intelligenz das deutsche Problem des Staates besser verstehen lernen, wenn die tsche- chischen Studenten Fühlung mit ihren deutschen  Kollegen, mit deren Sorgen, Nöten und Gedan­ken bekämen. Man kann dem Werke der Besin­nung und Verständigung nur besten Erfolg wünschen. Den Versicherte« der Sozialversichernng zur Beachtung! Im Mähren   und Schlesien   hat in der letzten Zeit derSchutzverbarrd der Versicherten der"Sozialversicherungsanstalten. Revierbruder­laden, Invaliden, Pensionisten, Rentier, Witwen und Waisen des Landes Mähren-Schlesien in Mähr. Ostrau, Pcstovni 4", seine Tätigkeit zu entfalten begonnen. Die Versicherten und Rent­ner der Sozialversicherung werden darauf auf­merksam gemacht, daß dieser Verein rein privat und in keinem Zusammenhänge mit der Sozial­versicherung ist. Der e,rsten Broschüre nach, welche von dem genannten Vereine herausgegeben wurde, scheint es, daß sein Ziel hauptsächlich darin be­steht, einesteils die Träger der Sozialversicherung anzugreifen und anderNteils von den beigetretenen Mitgliedern Mitgliedsbeiträge zu erwerben. Nach­dem die Sozialversicherung und insbesondere die Rechte und Pflichten der Versicherten gesetzlich ge­regelt sind, ist ersichtlich, daß die Tätigkeit dieses Schutzvereines den Mitgliedern die versprochenen Vorteile nicht bringen kann. Mit der Gattin in den Tod. Der Wiener  Schriftsteller Dr. Viktor D i r s z t a y und seine Gattin wurden gestern in ihrer Wohnung durch Leuchtgas vergiftet tot aufgefunden. Den gemein­samen Selbstmord verübte das Ehepaar wegen eines schweren Nervenleidens der Frau. Eine blutige Eifersuchtstragödie ereignete sich in P o t t e n d o r f(in Niederösterreich  ). Der 28jährige arbeitslose Hilfsarbeiter Josef Hermann, der seit einiger Zeit von seiner Frau getrennt wohnt,, erschien plötzlich bei ihr und ver­setzte ihr blindlings mit einem Meffer unzählige Stiche. Förmlich zerfleischt wurde die unglückliche Frau in hoffnungslosem Zustande in^>as Spital nach Wiener Neustadt   gebracht. Der Täter wurde verhaftet. Der Kran als elektrischer Stuhl. In Povoa de Santaria(Portugal  ) wurden neun Ar­beiter, die in der Kabine eines Krans arbei­teten durch den elektrischen Strom getötet. Der Kran war bei einer Wendung an das Kabel einer elektrischen Hochspannungsleitung angestoßen. Explosion. In einem Hause in Chessy les Mines explodierten 20 Kilogramm Schießpulver. Das Haus wurde vollständig vernichtet. In sei­nen Trümmern fanden drei Personen den Tod. Mißtrauen gegen die französische   Staatslot­terie. Aus Paris   wird gemeldet: Die Staatslot­terie, die auf einen zweijährigen Bestand in Frankreich   zurückblicken kann und soeben die zehnte Ziehung in diesem Jahre vornahm, verlor viel von ihrer anfänglichen Popularität. Die Bevölkerung kauft nicht mehr Hundert-FrancS-Lose wie zu Anfang, sondern nurmehr Zehntel- und Zwan­zigstel Lose, die von verschiedenen Banken und Trafikanten verkauft werden. Wenn ein größerer Gewinn gezogen wird, kommt es vor, daß die klei- neren Bankiere oder Trafikanten mit dem Gelde durchgehen. Diesmal waren es zwei Pariser   Bankiers, die mit einem Gewinn von 1% Million Franken durchgingen, welchen Betrag sie auf Rechnung von 250 Personen, denen sie Zehn­tellose verkauft hatten, einkassierten. Außerdem mehren sich die Beschwerden betreffs des s ch l e ch- ten Funktionierens der Loszie­hungen. In einer sechsstelligen Zahl, auf die ein Gewinn von 3 Millionen entfiel, wiederholten sich viermal dieselben Ziffern und in den üinigen Ziehungen einige Male eine zwei- bis dreistellige Gruppe von Zahlen der gleichen Ziffern. Die erfolglose Blutprobe. Vor dem Land­gericht in Königsberg   wurde ein sehr interessanter Prozeß verhandelt. Vor Gericht stand eine Arierin, deren beide erstgeborenen Kinder einen Juden zum Vater haben. Als Erzeuger des dritten Kindes bezeichnete sie einen Arier, der aber die Vaterschaft leugnete, und auf den Vater der bei­den ersten Kinder, den Juden, schob. Das Gericht ordnete eine Blutprobe an, die das merkwürdige Ergebnis brachte, daß beide, Jude und Arier, der gleichen Blutgruppe angehören und daß deshalb die Feststellung, wer Vater des dritten Kindes ist, nicht möglich war. Jetzt soll eine erbbiologische Diagnose zum Ziele führen. Der Prozeß mußte pertagt werden. . DerSchwarze Adler" wird ohnmächtig., Der amerikanische   Negerpilot Oberst Julian, der im amerikanischen   Flugwesen diente und unter dem NamenSchwarzer Adler" bekannt ist, wurde Mittwoch im Ratssaale des Kaiserlichen Palais in Addis Abeba  , wo er auf eine Audienz beim Negus wartete, ohnmächtig. Als er in das Palais kam: wurde ihm«n Schreiben des Kai­sers überreicht, deffen Inhalt ihn offensichtlich sehr erregte. Oberst Julian begann aufgeregt im Saal, herumzugehen und lebhaft zu gestikulieren. Plötzlich stürzte er ohnmächtig zusammen. Ms er zu sich kam, rief er:Was habe ich doch für Feinde". Qualitätsschau der Milcherzeugniffe böhmischer Molkereien. Mittwoch fand in Prag   eine Schau der Milch-, Butter- und Käseproduktion der böhmi­schen Molkereien statt, die vom Verband der Mol- kerei-Genoffenschaften veranstaltet wurde. Die Pro­dukte beurteilten vier Jurys aus Haudelskreisen und Milchsachverständigen. Diese Ausstellungen wer­den in ungleichen Zeiträumen veranstaltet und die Mostereien, müssen sofort nach der Aufforderung, die Schau zu beschicken, Muster einsenden, so daß die Luftschutz in Addis Abeba  Der Bau der Luftschutzräume wird in Addis Abeba   mit großer Energie betrieben. Zum Teil werden sie in Form von Stolle» errichtet. Wintersport   fertig zum Start Die Vorarbeiten für das Bundeswinter­sportfest, welches am 1. und 2.< Feber 1936 in St. Joachimsthal   stattfindet, sind nunmehr bis zur Festlegung der genauen Laufstrecken fertiggestellt. Die Sitzung der technischen Festleitung hat am Sonntag an Hand der gezeichneten Skizzen die 80-, 15-, 6- und 4-Kilometerstrecke festgelegt. Die 30-Kilometerstrecke wird vom Volkshaus(zirka 700 Meter Seehöhe) nach 7 Kilometer Aufstieg bis zu 900 Meter steigen, dann Wer Reustadt-Ziegenhütte und Spitzberg auf rund 1000 Meter hoch führen und nach einer fünf Kilometer langen Schleife Wer Gottesgab-Elbecken Wer den Rennberg beim Bosts- hauS enden. Die 15-Kilometerstrecke führt in dec Spur der 30-Kilometerftrecke bis Ziegenhütte(10 Kilometer) und endet nach weiteren 5 Kilometern Abfahrt in der Rennbergschleife der 30-Kilometer- strecke. Die kleinen Strecken laufen alle vom Volks­haus Joachimsthal bis zu 800 bis 900 Meter in leichteren Terrain. Der Abfahrtslauf wird in zirka 1200 Meter Höhe beim Keilberggipfel beginnen und nach scharfer Abfahrt am Steilhang neben den Edel­leutstollen enden. Die Strecken werden in kürzester Zeit mit der Wettkampfausschreibung verschickt wer­den, weiters wird eine Werfichtliche Skizze in der Zeitung Wer die Steigung und den Verlauf der Ab­fahrten Aufllärung schaffen. Vor der Sitzung der technischen Festleitung fand eine Zusammenkunft der Vertrauens­leute der Joachimsthaler Organisationen statt, in welcher die Organisationsarbeit fiir da? Bundes­wintersportfest beraten wurde. Die Quartierwerber sind bereits an die Arbeit gegangen, auch der Fi­nanzausschuß bereitet seine nicht leichte Arbeit vor. Voraussichtlich wird ein eigenes Festabzei­chen angefertigt. Für den Fe st abend ist der gxoße Schuhmannsaal gewonnen, welcher mit einer großen Bühne einen erstklasstgen Festabend erwar­ten läßt. Die Herausgabe einer Werbebro­schüre für das Bundeswintersportfest ist eben­falls gesichert, daS Büchlein wird neben der techni­schen Ausschreibung flitechnische Fragen und Füh­rungen durch das winterliche Erzgebirge   enthalten. geprüften Waren aus der laufenden Produktion stammen. Geprüft wird nach dem dänischen Punkt« system. Die Ergebniffe der heurigen Schau waren sehr befriedigend: von 67 Butter-Mustern wurden 94 Prozent als ausgezeichnet, von 80 Hartkäse- Mustern erhielten 81.8 Prozent die Qualifikation ausgezeichnet, von 83 Weichkäse-Mustern 73 Pro­zent. Wiewohl die heurige Trockenheit und der Milch­mangel einen ungünstigen Einfluß auf die Käse­erzeugung ausgeübt haben, erhält sich ihre Quali­tät auf vorzüglichem Niveau. Unterstützungen für Kriegsopfer. Die Verwal­tung des Invaliden-, Waisen- und Witwen-FondS des Genieregiments 1 in Terezin  (des ehemaligen Sappeur-Baons 9 in Aussig  ) und späteren Genie« Baons 2 in Terezin  ) verteilt an Invaliden, Wit­wen und Waisen nach seihen Mitgliedern, die im Weltkrieg und im Jahre 1919 Kriegsbeschädigungen erlitten haben, Unterstützungen für daS Jahr 1985 in der Gesamthöhe von 4000. Bewerber haben bis zum 15. Dezember ungestempelte Gesuche mit den Belegen darüber, daß der Gesuchfteller(Gatte, Vater der Waisen) beim ehemaligen Sappeur« Baön 9 oder beim Genie-Baon 2 gedient haben, und einest» Mittellosigkeitszeugnis sowie einem isöohlver- halfimgszeugnis und schließlich soweit die Ge­suchsteller Invaliden find der Abschrift der Superarbitrierungsbefundes Wer den Invaliditäts­grad vorzulegen. DaS Wetter. Aus Westeuropa   wurde gestern imseren Gegenden wärmere Lust zugeführt. In Frankreich   wurde nachmittags stellenweise 15 Grad verzeichnet und auch in Südwestböhmen stieg die Temperatur auf 810 Grad an. Im Ostteil des Binnenlandes ist es dagegen relafiv kühl. Die Druck­störung, welche gestern morgens Wer Ungarn   lag, füllt sich nunmehr aus und die Niederschläge hören infolgedeffen wieder allmählich auf. Eine durchgrei­fende Besserung des Wetters ist jedoch für die nächsten Tage nicht zu erwarten. Vom Rundfunk Impfehlenswertes aus den Programme*! Freitag: Prag  , Sender L: 10.05: Deutsche   Preffe. 11t Schallplatten, 12.10: Caruso singt(Schallplatten), 18.80: Arbeitsnmrkt, 17.05: Kompositionen von Brahms  , 18.45: Deutsche   Sendung: Sportvor« schau, 18.15: Erfreuliche Augenblicke im Leben eines Chirurgen, Univ.-Prof. Schlaffer, 18.85: Arbei« tersendung: Aktuelle zehn Minuten, 18.45: Deutsche   Preffe, 22.15: Ruffische Musik. Sender S: 7.30: Salonorchester, 14.15: Deutsche   Sendung: Für die Frau, 14.30: Leichte Musik, 14.50: Deut­sche Presse, 18.20: Konzert für Violin und Harfe. Brünn  : 16.10: Populäre Musik. 17.40: Deut­ sche   Sendung, 19.10: Sowjetrußland arbeitet, Hörfolge. Mähr.-Ostrau: 15: Orchesterkonzert, 18.10: Deutsche   Sendung: Weffelsky: Die moderne Zeitmessung, 20.40: Unterhaltungskonzert,