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Sosialdemokrat

ZENTRALORGAN

DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEI IN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK

ERSCHEINT MIT AUSNAHME DES MONTAG TÄGLICH FRUH. REDAKTION UND VERWALTUNG PRAG XII., FOCHOVA 62. TELEFON 53077. HERAUSGEBER: SIEGFRIED TAUB . CHEFREDAKTEUR : WILHELM NIESSNER. VERANTWORTLICHER REDAKTEUR: DR. EMIL STRAUSS, PRAG .

15. Jahrgang

Dr. Zadina ernannt

Sonntag, 10. November 1935

Anrufung Genfs

im Konflikt mit Polen ?

Pra g. Bekanntlich hat die polnische Regierung vor zwei Tagen in einem halboffiziel= len Kommentar das von Dr. Beneš in seinem Exposé neuerlich gestellte Angebot, die strittigen Fragen einem schiedsgerichtlichen Verfahren zu unterbreiten, mit sehr ge= wundenen Ausflüchten abgelehnt.

Aus einer vom tschechoslowakischen Preß büro verbreiteten Erwiderung scheint hervorzu­gehen, daß die tschechoslowakische Regierung sich nunmehr nach der abermaligen Ablehnung des Schiedsverfahrens durch Polen sich ernsthaft mit der Frage zu befassen scheint, ob sie nicht zwecks Beilegung dieser Differenzen an den Völkerbund appellieren soll.

In der diesbezüglichen Publikation heißt es u. a.: E3 muß festgestellt werden, daß Polen in der Yetzten Zeit bereits drei Wege zur Erledigung dieser Differenzen vorgeschlagen worden sind: Vor allem die Anru fung des Völker bun des als des breitesten und kompetentesten Forums zur Lösung von Differenzen zwischen Mitglieds­staaten. Zweitens die Anwendung des

gierung einen von ihr unterzeichneten Vertrag zu erfüllen ablehnt, indem sie vor allem auch die formale Seite des Vertrages ver­lett, da sie ihn in strittigen Fällen, für die er unter zeichnet wurde, nicht anwenden will. Warum Polen dies tut, wird im Kommuniqué nicht gesagt. Es bleibt daher keine andere Annahme

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Nr. 262

Osteuropäische Rivalitäten

Die Hochspannung

zwischen Warschau und Prag

m. Warschau , Anfang November. Ueber dem kolonialpolitischen Konflikt zwis schen London und Rom hat die europäische Defs fentlichkeit seit einigen Monaten die anderen Neis bungsflächen und Spannungen unseres Erdteils beinahe vergessen. Hitler hat zivar durch sein Auftrumpfen gegen das kleine Litauen und durch die fortdauernden unterirdischen Bemühungen sei­ner Anhänger in Oesterreich , welche bei der letzten Wiener Regierungskrise vorübergehend wieder sichtbar wurden, daran erinnert, daß auch seine Diktatur in nicht allzu ferner Zeit gerade so wie die italienische neue außenpolitische Abenteuer zur Ablenkung von inneren Schwierigkeiten suchen wird. Aber schon erheben sich hier und da Sti.. men eines leichtfertigen Optimismus, die uns bersichern, die ganze übrige Staatenwelt habe

Pra g. Das Amtsblatt veröffentlicht zwei gegenseitigen Vertrages über übrig, als daß es Befürchtungen find, jetzt in Genf ihre solidarische Bereitschaft zur Abs Präsidenten der Republik folgenden Wortlautes: fahren vom 23. April 1925, durch den sich beide halten würden und daß die tschechoslowas beschlüsse des Völkerbundes und die Uebereinstim Handschreiben aus Lány vom 9. November, des das Schieds- und Arbitrageber daß die Beschwerden polnischerseits nicht stand wehr solcher Gefahren gezeigt. Die Sanktionss Staaten verpflichteten,„ dem Schieds- oder Arbi- fischen Beschwerden über die polnische Minderheiten- mung seiner Mitglieder in der Anerkennung des

Herr Vorsitzender der Regierung,

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ich entspreche Ihrem Wunsche und enthebe Sie

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trageberfahren alle Differenzen zu unterstellen, welche zwischen den beiden Staaten entstehen könn­gemischten Kommission, eventuell

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politik anerkannt werden könnten.

geltender internationalen Rechts seien bis auf weiteres eine genügende Sicherung des europä=

von der Leitung des Ministeriums für Land- ten", und drittens die polnischen Beschwerden einer dung der Arbitrage- Bestimmungen des tschechoslo ischen Friedens. Eine Warnung vor solchen Il­

wirtschaft.

Dr. Hodža m. p. Herr Abgeordneter Dr. 3 adina, ich ernenne Sie zum Minister und betraue Sie mit der Leitung des Ministeriums für Land wirtschaft.

Dr. Hodža m. p.

Gesten als definitiv angefeben werden.

T. G. Masaryk m. p. einem Schiedsgericht im Sinne des gegen seitigen Vertrages über den Minderheitenschutz ( gleichfalls vom 23. April 1925) zu überweisen. Nachdem Polen alle diese angebotenen Wege abgelehnt und sie als taftifde bezeichnet hat, fonstruiert es in dem angeführten T. G. Masaryk m. v. Kommuniqué eine eigenartige Theorie, wonach der Gedanke des Arbitrageverfahrens bei dem im Ver­Wie bekannt, wurde sofort nach Beseitigung trage vom Jahre 1925 präzisierten Problem nicht der in der Koalition bestehenden Mißstimmun- angewendet werden könne und gen über die& or m, in der die Agrarpartei ihre daß es sich nur darum handle, daß die tschechoslowa Vorschläge vorzeitig veröffentlicht hatte, von den fische Regierung die übernommenen Verpflichtungen Koalitionsparteien die baldige Betrauung Dr. boll erfülle. Zadinas mit dem Amte des Landwirtschaftsmini­sters in Aussicht genommen.Sachliche Einwendun

Die einseitige Ablehnung der Anwen­wakisch- polnischen Vertrages vom Jahre 1925 zweds Herbeiführung eines klaren Gutachtens über die fusionen bilden die immer schärferen kon- flitte zwischen Prag und Warschau . Minderheitenpolitik Bolens und der Tschechoslowa­chei und zwecks Lösung der angeführten Differenzen Mitglieder des Völkerbundes. Trotzdem weisen Polen und die Tschechoslowakei sind beide kann überdies weder als richtig noch sie sich gegenseitig ihre Konsuln aus, bauen thre Gin jeder Staat hat es in seinem eigenen Mög- diplomatischen Beziehungen bis auf ein Mindest lichkeitsbereich, das internationalema ab. Diesseits und jenseits der polnisch­tschechischen Grenze finden erregte Massenkund Forum anzurufen, damit dieses urteile, wer seine Vertragsverpflichtungen einhalte. Die Tiche- gebungen gegen das Nachbarland statt. Tschecho= choslowakei hat bisher dem den Vorzug gegeben, daß slowakische Bürger erhalten kein Niederlassungs­dies durch ein beiderseitiges recht mehr im polnischen Staatsgebiet. Die pol= Abkommen geschehe. Sie ist aber überzeugt, daß nische Minderheit in der Tschechoslowakei flagt

alle diese Fragen vor das internationale Forum Die polnische Interpretation dieses Vertrages auf jeden Fall kommen und dem­i st bollkommen unhaltbar. Der entsprechend geht sie auch vor. Schon das beweist gen sind gegen ihn nie erhoben worden. Die er- polnische Standpunkt bedeutet, daß die polnische Re- am besten ihre Aufrichtigkeit und ihren guten Willen. folgte Ernennung stellt daher auch hinsichtlich des Datums keine wie immer geartete Ueber­raschung dar.

Dr. Zadina ist Oberrat des Landeskultur­rates in Prag und seit 1925 Abgeordneter. Kurz nach dem Kriege war er eine Zeitlang Vorstand des landwirtschaftlichen Referates in Preßburg .

Zum Vorstoß nach Aegypten bereit

Ein Reuter- Korrespondent über die italienische Angriffsarmee London . Der Sonderkorrespondent des umgewandelt; es werden dort 150 Flieger er Flugplätze in Benghasi, entlang der Grenze des Sudan und in Kufra, inmitten der libyschen Wüste.

über nationale Bedrückung.

Nach den Darstellungen der Warschauer Res gierungspropaganda sind es die Leiden dieser pol­nischen Minderheit, welche den ganzen Kon lift heraufbeschworen haben. Tatsächlich haben die rund 100.000 Polenindents chechischen Grenzbezirken von Teschen und Mährisch-= Ostrau , überwiegend Arbeiter der dortigen Berg­und Hüttenwerke, manche unerfüllten Wünsche. aber mehr sozialer als nationaler Art. Im Ge­brauch ihrer Muttersprache, in der Versorgung ihrer Kinder mit polnischem Schulunterricht sind sie immerhin besser daran als die Polen im jetzigen lichen Sorge um die Reinhaltung des deutschen Bluts und entgegen seinen Versprechungen an Pilsudski zwangsweise in die Hakenkreuz- Orga nisationen der Jugend, des Arbeitsdienstes, der Berufsstände usiv. hineinpreßt und dort entnatio

Hügelland, große agrarische Genossenschaften für Reuterbüros telegraphiert aus Eiso I u m: wartet. Außerdem befinden sich weitere neun Deutschen Reich, welche Hitler troß seiner angeb

die Verarbeitung von Kartoffeln geschaffen.

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Annäherung

Schutz der Nildämme gegen Luftangriffe

nalifiert. Selbst das Blatt des polnischen Außen­

ministers Oberst Beck muß sich darüber immer Kairo . Das Kriegsministerium beginnt häufiger beklagen. Wenn die Warschauer Regie­

Ich bin von einer Reise durch Libyen und die cyrenäische Küste, bei der ich 550 Kilometer in der Wüste zurückgelegt habe, nach Aegypten zu rückgekehrt und kann mitteilen, daß das Gros der italienischen Truppenabteilungen aus Tripolis London - Romaufammengezogen und in die Cyranaica dirigiert wurde, wo zur Zeit etwa 38.000 Mann un= London.( Reuter.) Man glaubt, ter Waffen stehen; nicht inbegriffen find daß die italienisch englischen Bespre- 9000 Araber, die unverzüglich nach Ostafrika ab, mit der Anlage von Befestigungen im Süden rung trotzdem ihren außenpolitischen Flirt mit chungen einen erfolgreichen gehen sollen. Im gleichen Gebiet befinden sich 20 Aegyptens am großen Staudamm von Asuan, Deutschland fortfest und die nationalistische Stim­Fortgang nehmen werden, so daß Panzerautomobile, zahlreiche leichte Lastkraft der heute für die ägyptische Landwirtschaft von mung ihrer Anhänger nur gegen die Tschechoslos es nicht ausgeschlossen ist, wagen, 32 schnelle Tanks und 130 Flugzeuge, lebenswichtiger Bedeutung ist. Besonders wird wakei auspeitscht, so ist die Minderheitsfrage daß bereits am Sonntag Mussolini mit nicht mitgezählt jene zerlegten Flugzeuge an an den Bau einer Verteidigungsanlage gegen offenbar nur der Vorwand dafür. dem britischen Botschafter beim Quiri. Bord des Flugzeug- Mutterschiffes Miraglia", Luftangriffe gedacht. Aehnliche Verteidigungsan-| die im Hafen von To bruk weitere Befehle lagen sind bei den Standämmen in Affint, fer­aus Rom abwarten. Im Meereshafen Tobruk be­finden sich ferner vier Torpedobootzerstörer, vier ner in Nag Hamadi und im Nildelta vorgesehen. Unterseeboote und vier Wasserflugzeuge. Italienisches Flugzeug

nal verhandeln wird, was den Eintritt in ein neues Entwicklungsstadium der Beruhigung der italienisch- französis schen Beziehungen im Mittelmeer be­deuten würde.

Die strittige Division nach Italien zurückgezogen

Rom . An zuständiger italienischer Stelle wird mitgeteilt, daß die jüngste, aus Libyen ab­berufene Division nunmehr fast vollständig na ch Italien zurückgekehrt ist.

Internationaler

Mit ständig wechselnder Ueberraschung stellte

ich auf dem Wege nach Alexandria fest, daß die italienischen Truppenabteilungen in vo II=

über Addis Abeba Addis Abe b a. Ein unbekanntes Flug­ständiger Bereitschaft stehen, auf zeug, allem Anscheine nach ein italienisches, über Befehl so schnell wie möglich aufzubrechen. Sie flog Samstag mittags in großer Höhe die abeffi­besitzen keine befestigten Artillerie- Stellungen, da nische Hauptstadt. sie zumeist über& el dgeschütze verfügen. Die ägyptische Armee hat eine ausgesprochene Verteidigungsstellung bezogen, die sich auf aus= gebaute Artillerie- Standorte und Flugabwehr

pofitionen stützt.

Sie vertragen das Klima nicht

Neapel . Aus Ostafrika sind drei italienische Schiffe mit 350 italienischen Soldaten und Ar­beitern hier eingetroffen. Die Heimkehrer sollen entweder das afrikanische Klima nicht vertragen haben, oder ihre Verträge seien abgelaufen.

Nachschub für Abessinien

Die tieferen Gründe für den wach­senden Gegensatz der beiden westslawischen Staa­ten hängen mit der Unsicherheit der internationa­len Lage in Mittel- und Osteuropa zusammen Die Leiter der polnischen Außenpolitik sind seit dem nationalsozialistischen Umsturz überzeugt, daß Hitler über kurz oder lang seinen Versuch zur Ers oberung Oesterreichs wiederholen wird. Sie wer den diesen Versuch zwar nicht unterstützen; dazu widerspricht eine deutsche Machtausdehnung im Südosten zu sehr ihren eigenen Interessen. Aber sie werden sich auch nicht aktiv an der Abwehr eines solchen Angriffs beteiligen, weil sie fürch ten, daß dann der vorläufige Verzicht der Natio­alsozialisten auf die Aenderung der deutschen sien) wieder rüdgängig gemacht wird. Ihr Ge­Nordostgrenze( Weichsel - Korridor und Oberschles banke ist vielmehr: wenn das nationalsozialistische

Deutschland sich ins Donaubecken hinein aus­dehnt, müßte auch Polen zum Machtausgleich dort einen Landzuwachs erhalten. Dafür erscheint Aus Dschibuti wurden für die abessinische ihnen Tschechisch- Schlesien mit seiner teilweise

Der Reuter- Korrespondent hebt hervor, das Sozialpolitischer Kongreß in Prag Der nächste Kongreß der internationalen er überall sehr höflich empfangen wurde, daß Bereinigung für sozialpolitischen Fortschritt wird er jedoch in jedem Dorfe und jeder Stadt, die im September 1936 in Prag stattfinden. Auf der er besuchte, Vorposten in der Wüste Tagesordnung stehen hauptsächlich zwei Referate: gesehen habe, und daß überall behauptet wurde, das eine über Planwirtschaft und Kontrolle des Eden feien e water breaded. Armee zwölf amerikanische Laſtautos, 6500 polnischen Bevölkerung, ſeinen reichen Bodens Strebits, las ambere über die Freiheit der Gesefven st. Der Hafen Tobruk ist in ein nn. Mauſergewehre, bier Flugzeugabwehrgeschüße schäßen und seiner wertvollen Industrie ein e- geheures Flugzeug Magazin und drei zerlegte britische Flugzeuge abgesandt. eignetes Gebiet. Historisch wird dieser Anspruch

wertschaftsbewegung.