Seite 4 Freitag, 15. November 1935 Nr. 266 Aegypten in Gärung Direkte Steuern: zug datz Mittelbare Wirkungen des italienischen Griffes ins afrikanische Wespennest Einfuhr 5,185.465, Ausfuhr: Das Äktivuck beträgt also *) Die Steuern und Abgaben sind hier in ihrer dollen Höhe angeführt und nicht, wie im Bud­get der Gruppe I, nach Abzug der Zuweisungen an die Selbstverwaltungskörper etc. nach Gruppe Hl. *) Bis auf 4.5 Millionen den Staatsbahnen zur Deckung der Betriebsausgaben überlassen. kam es, als Nahab Pascha sich zu dem Volkshaus, der Zentrale der Wafd-Partei » begeben hatte, zu' ernsten Zusammenstößen; Bei dem Eintritt Nahab-Paschas in das Volkshaus brach die -Menge, die ihn begleitete, in Hochrufe auf ihn aus. Rufe, wieNieder mit den Engländern!" .undEs lebe die Revolution!", wurden laut. Die Polizei ging darauf mit der Waffe gegen die Menge vor und stürmte, als die Rufe nicht verstummen wollten, das Bolkshaus. Zahlreiche Verhaftungen wurden vorgenommen. Bei dem Vorgehen der Polizei mit der Waffe wurden etwa 30 Personen durch Schüsse verletzt. Ein Demonstrant wurde getötet. Auch mehrere Poli­zisten erlitten Verletzungen. Die Gesamtzahl der Verletzten auf beiden Seiten belief sich bis Mittwoch abend in Kairo .auf 100» in Tantah auf 70. Im Augenblick herrscht zwar überall Ruhe, jedoch befürchtet die Regierung für Donnerstag eine Fortsetzung der Unruhen und ein Uebergrei- fen auf die Provinz. Sämtliche Gouverneure und Polizeikommandanten haben strengste Weisungen erhalten. Der Streik, aller ägyptischen Hochschulen, der am Mittwoch begann, wird Donnerstag fort­gesetzt. Kairo ,(Havas) Bor dem Gebäude des ägyptischen Außenministeriums wurden sieben Polizisten von Demonstranten aus acht Meter Höhe in den Jnnenhof des Gebäudes hinabge­worfen. London. (PS) Der Zeitpunkt, an dem die vom Genfer Komitee beschlossenen Sanktionen in Kraft treten sollen, rückt immer näher. So in­transigent in dieser Frage die offizielle Haltung der englischen Regierung ist, so geschmeidig und labil ist demgegenüber die Einstellung der eng­ lischen Industrie- und Handelsmagnaten. Dies zeigt sich ganz besonders in gewissen Vorsichts- matzregeln, die von einer Reihe englischer Gru­bengesellschaften bereits jetzt mit dem Ziel der Umgehung der Sanktionen getroffen worden sind. England war bis vor kurzem der Hauptlieferant Italiens für Kohle. Im Jahre 1932 bezog Ita­ lien aus England 5,249.000 Tonnen Kohlen, aus Deutschland 1,736.000 Tonnen» aus Polen 526.000» aus Frankreich 178.000 Tonnen. Im ersten Quartal des Jahres 1935 hingegen bezif­ferte sich der Bezug aus England auf 1,154.000, aus Deutschland auf 1,599.000 Tonnen. Auch die polnischen Lieferungen erfuhren im Vergleich mit früheren Jahren eine bedeutende Erhöhung, sie betrugen im ersten Quartal 449.000 Tonnen. Diese Verschiebung in dey-italienischen Kohlen­importen hatte bereits in einem Zeitpunkt, da das Abessinienproblem sich noch nicht zugespitzt hatte, die Nervosität der englischen Grubenindustriellen hervorgerufen. Jetzt, da die Sanktionen durchge­führt werden sollen, befürchten diese Minenbe­sitzer, datz für England damit auch die letzten Absatzmöglichkeiten im Kohlengeschäft mit Ita­ lien schwinden werden. Zunächst werden die Lie­ferungen nach Italien fortgesetzt. Tag für Tag laufen aus den Häfen von Süd-Wales Kohlen­schiffe nach Italien aus. Da man aber mit Sicherheit Weitz, datz gerade die englifche Regie­rung auf der stritten Durchführung der Sank- tionsmatznahmen bestehen wird, haben die Indu­striellen einen Ausweg gefunden: die englischen Kohlen werden künftig nicht direkt nach Italien , sondern nach Spanien geliefert, von wo sie durch Mussolini hat Glück. Auf seinen Eroberungs­zug hin, als erste Antwort auf die Provokation der farbigen Rassen durch Europa bricht eine ge­fährliche Unruhe gerade dort aus, wo Mussolini sie in diesem Augenblick am besten brauchen kann und mit einer Tendenz, die den Italienern sehr genehm sein wird. Die blutigen Zusammenstöße in Aegypten , die antibritische Bewegung in Englands wichtig­stem Tributärstaat ist ohne Zweifel auf die fie­berhafte Erregung zurückzuführen, die ganz Afrika und vor allem die Rachbargebiete Abes­siniens und des Suezkanals erfaßt hat. Englands schlimmste Befürchtungen werden hier bestätigt. Das interessante an dem Konflikt ist ja, daß die Aegvptrr und gerade die nationale Wafd- Partei keineswegs für Jta- l i en sind. Sie sind nur kaum in der Lage, die Tragweite ihrer eigenen politischen Hand­lungen heute abzuschätzen. Ausgelöst ist die Bewegung durch eine Rede Sir Samuel Hoares wor­den. Auf eine Rede des nicht nationalistischen Politikers Mahmud P a s ch a, der Eng­land aufforderte, jetzt zu erllären, ob es Aegyp­ ten als unabhängigen Verbündeten wolle, hat Sir Hoare sehr höflich geantwortet, daß man die Jnteressengleichheit beider Staaten doch jetzt erkenne, daß aber der Zeitpunkt zu einer Revision ihres Verhältnisses noch nicht gekom­men sei. Gegen diese Rede protestierte die Wafd- Partei in der Kundgebung, die zu den Zusam­menstößen geführt hat. Ein Konflikt mit Aegypten , ja auch nur ein wahrscheinlich kaum zn vermeidender Regie­rungswechsel in Aegypten ist für Eng­land denkbar unangenehm. Er wird für Mussolini / ine be­deutende moralische und ma­terielle Erleichterung sein. Bon dieser Seite konnte er am wenigsten eine Ent- lastpng erwarten. Um so kühner wird er wohl jetzt" in seinen Forderungen an den Völkerbund sein, um so schüchterner wird London operieren. Kairo.(Tsch. P.-P.) Die Erregung gegen England, die die nationalistische-Wafd- Partei in die Bevöllerung getragen hat, ist autzerordentlich stark. , Nach Beendigung der Massenversammlung schrulligen Wesen in dieser Kleinwelt des Phili­stertums verwurzelt, hat sie gekannt und hat sie bekämpft, indem er sie mit bissigem,mit den grauen Flören des Pessimismus verhängtem" Humor geschildert und ihr den Idealismus seiner Helden entgegengestellt hat. Freilich sind seine Idealisten recht häufig weltflüchtige, verschrobene, immer aber mit ihrer Umwelt unzufriedene Sonderlinge, die am Ende unterliegen und ihre trotzdem nicht preisgegebenen Ideale grollend und spottend in irgendeine kauz- haste Verborgenheit retten. Und das ist bei all ihrer kritischen Unerbittlichkeit die entscheidende Schwäche dieser Helden:Ihre Sehnsucht ist nicht nach vorwärts gerichtet; sie lebt in einem bestän­digen Widerstreü mit ihrem Verstände. Sie kön­nen weder mit dieser alten Welt leben, die sie in­nerlich überwunden haben, noch in jener neuen, der sie in ihrer Weichlichkeit und Verletzlichkeit äusser­lich nicht gewachsen sind" es ist das die Schwäche, die ganze, dem Ueberkommenen gegen­über kritisch und oppositionell eingestellte, schlietz- Üch aber doch resignierende Generationen des deut­ schen Bürgertums politisch unfähig und unfrucht­bar gemacht hat; die Diktatur des Dritten Reiches ist die Folge, und nun jubeln ihre Nachkommen denen zu, die sich als stärker erwiesen als jene; sie verhimmeln in verzerrtester Gestalt die Straft, die ihren Vorfahren abging. So find Raabes-Helden von vornherein ge­schlagene Kämpfer. Die Umwelt, gegen die sie an­gehen, ist stärker als ihr aktives Wollen, aber wiederum stärker als diese Umwelt bleibt ihre Der Außenhandel im Oktober Gegenüber Oktober 1934 gesteigerte Fertig­warenausfuhr, aber geringere» Aktivum des ge­samten Warenverkehrs. Größeres Gesamt- attivum in den ersten zehn Monaten 1935. Nach den Erhebungen des Statistischen Staatsamtes betrug im Monate Oktober 1935 die reine Warenausfuhr(in tausend Kd) 772.901, die reine Wareneinfuhr 660.921. Das Aktivum beträgt daher 111,980.000 UL. Im Oktober 1934 betrug die Einfuhr 587.737, die Ausfuhr 723.981, das Aktivum 136,244.000 KL. Die heurige Oktoberbikanz ist also weniger günstig als die vorjährige. Dabei mutz jedoch be­rücksichtigt werden, dass die Ausfuhr von Fer­tigwaren im vergangenen Monat gegenüber der gleichen Zeit des Vorjahres eine Steige­rung um rund 50 Millionen zu verzeichnen hat. In den ersten zehn Monaten des Jahres 1935 betrug der reine Warenverkehr(in Tau­fend KL):'"" 5.899.410. 713,945.000 KL. Im Vorjahr betrug die Einfuhr in denselben Monaten 5.195.023,!'~", Das Aktivum war daher 642,784.000 KL. * Auch die Syrier rühren sich Jerusalem. (Tsch. P.-B.) Die acht ara­bischen Parteien in den Staaten Syrien und Li­ banon , die beide dem ftanzösischen Mandatsge­biet Syrien angehören, haben sich jetzt nach dem Vorbild der arabischen Parteien in Palästina zu einer Einheitsftont zusammengeschloffen. Sie haben an das französische Auhenministerium eine Denkschrift gerichtet, die hier Forderungen ent­hält: Herstellung'einer nationalen Autonomie, Wiederzusammenschluh aller Teile Syriens , Erlatz einer allgemeinen politi­schen Amnestie und die Einsetzung einer konstitu­tionellen Regierung. Wilhelm Raabe Zu culnem 25. Todestage Es ist eine fast überraschende Feststellung, fest dem Tode des.Dichters Wilhelm Raabe erst fünfundzwanzig Jahre vergangen find> so beinahe verschollen und nur von weni­gen gekannt ruht sein Wert in den Bibliotheken. Als er am 15. November 1910 sta/b, war er zwei Monate zuvor neunundsiebzig Jahre alt ge­worden. Um ihn trauerte eine grosse anhängliche Leserschaft, die ihm allmählich zugewachsen war, nachdem ihm jahrzehntelang nurdas Glück der kleinen Gemeinde" beschieden gewesen war. Und nach seinem Tode sollte es wieder so sein. Es sind in diesen fünfundzwanzig Jahren so schwere Stürme über die Menschenwelt hingebraust, datz uns die Gestalten der Raabeschen Romane und Erzählungen schon wie Erscheinungen aus ver­gangenen Jahrhundertest anmuten. Wer aber tiefer forschend in die mitunter reichlich krause Epik Raabes, eindringt, findet Schätze, die immer noch blanke Geistesmünze sind. Denn der Kampf, den fast alle Helden Raabes führen, ist trotz allen weltgeschichtlichen Stürmen, die im letzten Vier­teljahrhundert das Gesicht der Erde verändert haben, noch nicht zu Ende gekämpft. Es ist der Kampf der Idealisten gegen die dumpfe Kleinwelt des Philistertums, gegen das hemmende, bremsende, niederziehende Gewicht die- die Ausfuhr 5.837.807.! ser Welt. PZilhelm Raabe, selber sein Leben lang ' in deutschen Kleinstädten sitzend, selber in seinem im Sanktionsnetz Englische Grubenindustrielle am Werk 1936 1935 Einkommensteuer 1.170,000.000 1.137,550.000 Militärtaxe.. 10,000.000 10,000.000 Allgem. Erwerbstrurr 80,000.000 80,600.000 Besondere Erwerbsteuer'. 105,000.000 85,000.000 Grundsteuer.. 106,417.000 108,742.000 HauszinSfteuer. 177,245.000 182,445.000 Rentrnfteuer.. 175,000.000 118,000.000 Tantiemensteuer. 20,250.000 20,250.000 Steuer von höheren Dienstdezügen. 8,156.000 7,000.000 BerzngSzinsen. 210,000.000 210,000.000 Umsatzsteuer: Umsatz-». LuruS- steuer.... L .417,946.000 2.403,046.000 Verzugszinsen, 47,500.000 32,300.000 Zölle: Zölle.... 787,542.500 805,079.500 Zollgebühren. 875.500 988.500 Verzugszinsen.. 3,182.000 3,082.000 Verbrauchssteuern: SpirituSsteuer und Nrbengebührrn. 397,032.000 420,176.000 Hefesteuer... 48,000.000 48,500.000 Zuckersteuer.. 600,000.000 600,850.000 Mineralölsteuer. 200,000.000 155,000.000 Zündholzsteuer. 56,100.000 56,000.000 Glühbirnensteuer 23,000.000 21,000.000 Schaumweinsteuer 2,500.000 2,500.000 Effigsteuer 8,000.000 Backpulverfteurr? ne« 8,000.000 Knustfettsteuer J 34,000.000 Getränkesteuer: a) auf dem Lande 36,800.000 89,000.000 t) in Städten. 9,200.000 9,000.000 Biersteuer... 352,000.000 441,928.764 Fleischsteuer: a) auf dem Lande 98,100.000 94,000.000 b) in Städten. 26,900.000 26,000.000 Berzehrung-stener u. sonst. Einnahmen 27,000.000 26,970.000 Kohlensteurr,, 161,200.000 170,000.000 Gebühren: Stempel... 270,000.000 280,000.000 Rechtsgebühren 950,000.000 9807000.000 Taxen.... 900.000 700.000 Verkehrssteuer a) Eisenbahn: Fahrkartenstener 140,000.000 147,500.000 Transportsteuer*) 321,700.000 322,000.000 Gepäcksteuer.. 4,000.000 3,500.000 Fahrkartenabgate 70,000.000 72,500.000 b) Motorfahrzeuge (neu geregelt). 15,000.000 63,000.000 Sonstige Abgaben: Steuer von Telephongebühren 29,050.000 32,450.000 Gebühren für Amtshandlungen 48,000.000 45,000.000 Monopole: Salz.... 43,000.000 32,676.000 Süßstoffe... 3,000.000 3,000.000 Explosivstoffe.. 10,000.000 8,000.000 die'Asociacion de Navieros de Bilbao" nach Italien weiter verschifft werden. Wie man hört, sind bereits einige Transporte, probeweise auf diesem Umweg vorgenommen worden. Es gibt im Hinblick auf diese Manöver nur einen einzigen Weg, den Sanktionen zur Wirk« samkeft zu verhelfen: die Kontrolle durch die or­ganisierten Arbeitnehmer. Allein das Zusammen­wirken von Gruben- und Hafenarbeiten kann der Aktion des Völlerbundes einen durchschlagenden Erfolg sichern und die Liquidierung des ftalieni« schen Kriegsabenteuers in Abessinien beschleuni­gen helfen. Selbstverständlich wird von den Un­ternehmern auf die Arbeiterschaft ein wirtschaft­licher Druck ausgeiibt. Man droht mit Betriebs­einschränkungen und Entlassungen. Die englischen Grubenarbeiter lassen sich jedoch durch solch« Pressionen nicht einschüchtern. Auch die Hafen­arbeiter haben bereits Zeugnisse ihrer Aktivität und Wachsamkeit geliefert, indem sie das Aus­laufen verschiedener Kohlentransportschiffe un­möglich machten. In den Kreisen der englischen Gewerkschaften ist man sich allerdings darüber klar, datz das Sanktionsproblem ein internationales Problem ist: es kommt darauf an, dass nicht nur die englischen Arbeiter, sondern genau so diejenigen der ande­ren Länder den Kampf führen. Wieviel werden die englischen Wahlen kosten? Schätzungsweise werden die heurigen Wah­len ins Unterhaus etwa 1 Million Pfund(etwa 120 Millionen KL) kosten. Die letzten Wahlen waren verhällnismätzig wenig kostspielig, da für sie blotz 634.105 Pfund ausgegeben wurden. Der Kandidat darf auf dem Lande 6 Pence, in den Städten 5 Pence pro Wähler ausgeben. Bei den letzten Wahlen kostete die Wahl des Arbeiterdele­gierten Maxton, der bloss 88 Pfund an Wahl­kosten benötigte, am wenigsten. Jeder Kandidat mutz nach dem Gesetze eine Kaution von 150 Pfund erlegen, die ihm zurückerftattet werden, wenn er wenigstens ein Achtel der in seinem Be­zirke abgegebenen Stimmen erhält. Diese Mass­nahme richtet sich gegen leichtsinnige Kandidatu­ren. Versickerung gegen tsdour-Sleg London . Die englischen Versicherungsgesell­schaften versichern Interessenten mit einem Satz von 20% gegen die Erhöhung der Einkommen­steuer, die im Falle eines Sieges der Arbeiter­partei bei den heutigen Wahlen erwartet wird. Wer Ist das? Um ein Dementi der SdP wird gebeten Wien . DerTelegraph" meldet, dass an die Reorganisierung der ganzen national­sozialistischen Bewegung in Oesterreich unter Leitung einer Persönlichkeit aus den Reihen der Sudetendeutschen Partei in der Tschechoslowakei gedacht wird. Als Reorganisawr sei ein Natio­nalsozialist auSersehen, der im Jahre 1923 in der österreichischen Bewegung arbeitete. Dieser Reorganisator wolle die gesamte illegale Tätig' keit der Nationalsozialisten einstellen und den Weg in dieVaterländischeFront unter der Parole suchen, datz die national­sozialistische Bewegung nunmehr positiv am neuen Staate arbeiten wolle. Nazi-Mandate In Danzig annulliert In 18 Wahlbezirken wegen Terrors Danzig . Der Oberste Gerichtshof der Freien Stadt Danzig erflärte die bei den Volkstagswah- len in 18 Gemeinden abgegebenen nationalsozia­listischen Stimmen für ungültig. Demzufolge ver­lieren die Nationalsozialisten einige Mandate zu­gunsten der sozialistischen Mitte. -SS-SB unbedingte Gegnerschaft, die auch in der Misere kleinlicher Not nichts von ihrer Gesinnung preis­gibt; Raabes Helden werden leicht wellflüchti^ Sonderlinge, aber sie machen keine Konzessionen- Blecht so der Kampf seiner Helden mehr oder minder erfolglos, so findet doch auch der Leset von heute in dem immer wieder emsig geschlifft- nen geistigen Rüstzeug dieser Widersacher ein e Fülle kritischer Betrachtungen und Gedanken, die zu kennen sich lohnt. Und wer sich in die manchmal ähnlich wie bei Jean Paul kraus wuchernde Pro!» Wilhelm Raabes vertieft, wer denAbu Tel- f an", denu n g e rp a st o r", denS ch ü d- d e r u m p" als seine grossen Hauptwerke und die­sen und jenen Band seiner vielen kleineren R»* mane und Erzählungen zur Hand nimmt, der wir!' auch heute noch in bewegter Anteilnahme dei» Schicksal Raabescher Gestallen folgen,, gewönne» von der menschlichen Tiefe des Humors, der im' mer wieder die Bitternisse der Erkenntniffe durch­wärmt. Mit Recht darf man Wilhelm Raabe eine» der besten deutschen Humoristen nennen Humo­rist nicht im Sinne platter Spatzmacherei, sonder» von der Art jenes Humors, welcher lacht mit einet Träne im Auge. Und immer wieder schlägt dieses aus warm empfindenden Herzen quellende HunEt um in beissenden Sarkasmus, in grimmige Satire­in scharf zeichnende, mit ihrem Spott den Ker» der Dinge treffende Kritik der Philisterwen- gegen die Wilhelm Raabe einsiedlerisch seine Fed^ führte. Und darum verdient Wilhelm Raabe avck heute noch gelesen zu werden, obwohl erschon seit fünfundzwanzig Jahren tot ist. Manfred,