Seite 8 Sozialdemokrat" Freitag, 15. November 1935. Nr. 266 Trager Mtzmg Budget der Hauptstadt Prag für 1936 Um 15*5 Millionen KL höher als im Vorjahr Prag . Der Finanzreferent der Prager Stadtgemeinde, Primator- Stellvertreter Dr. Stüla, empfing Donnerstag die Vertreter der Prager Tagespresse zu einer informativen Be­sprechung des soeben veröffentlichten Finanz­planes der Hauptstadt für das Jahr 1936.. Dr. Stüla wies in der Einleitung seines ausführlichen Vortrages auf die besonderen Schwierigkeiten hin, die die Aufstellung des Bud­gets für das kommende Jahr verursachte. Die Einnahmsquellen der städtischen Finanzen zeigen in den Krisenjahren begreiflicherweise eine ab- st e i g e n d e Tendenz, die gleicherweise bei den Abgaben wie auch bei den Zuschlägen in Er­scheinung tritt. Demgegenüber erfordert das rasche Wachstum der Hauptstadt, die sich in rapi­dem Tempo zur Millionenstadt entwickelt, einen gesteigerten Aufwand zur Bestreitung der kommu- nalpolitischen Notwendigkeiten. Das Budget für 1936 liegt mit 540,535.230 XL um 15,481.285 XL höher als das Budget für das vergangene Jahr 1935. Zur Bedeckung dieses ordentlichen Budgets sind 461 Millionen präliminiert, zuzüglich 78,711.000, die durch die Zuschläge einge­bracht werden sollen. Das ordentliche Budget ist also aktiv. Die einzelnen Posten des Voranschlages zei­gen, in welcher Art sich das Wachsen der Haupt­stadt sowohl im Sach- als im Personalaufwand auswirkt. Die neuen Stadtviertel bedingen einer­seits Investitionen(Beleuchtungs- und Kanali­sationsanlagen, Gasleitungen usw.), andererseits erhöhte Personalausgaben, da die gesteigerte Be­anspruchung des Personals notwendig zu dessen Vermehrung führen mutz. Für die städtischen Wasserwerke sieht das Budget eine Erhöhung um eine Million XL vor. Auch die städtische Beleuch­tung ist reicher dotiert als im Vorjahr(->-500.000 XL) und ebenso noch eine ganze Reihe kommu­naler Unternehmungen, bzw. Aktionen(Verbren­nungsstation, Stratzenreinigung, Theater und Bibliotheken, Kindergärten usw.). Eine wesent­liche Rolle spielen die gesteigerten Personalauf­wendungen, einschlietzlich der Pensionen. Der außerordentliche Boranschlag rechnet mit einem Erfordernis von 254,818.911 XL, dem heute fine Bedeckung von l82,3&4.£&4 XL gegenübersteht. Der Rest von 102,454.000 XL wird durch Anleihen gedeckt werden. Im Nahmen des autzerordentlichen Budgets sollen zunächst verschiedene bereits. begonnene öffentliche Bauten-zu Ende geführt werden(vor allem Schulbauten), sowie eine Reihe anderer kommunaler Projekte. Der Ausgestaltung des Feuerwehrwesens und in Verbindung damit der passiven Luftabwehr sind drei Millionen gewidmet. Der Arbeitsbeschaffungs­akt i o n, die bekanntlich völlig umgestaltet wurde (ordentliches Arbeitsverhältnis an Stelle der früher praktizierten Notstandsarbeiten) sind 13 Millionen XL mehr zugedacht als im Vorjahr. Diese Aktion wird nach dem Budget im ganzen 38 Millionen XL erfor­dern(5 Millionen im Rahmen des ordentlichen und 33 Millionen XL im Rahmen des autzer- ovdentlichenVoranschlages). Diese Arbeiten sollen sich hauptsächlich auf Regulierung der Kommu­nikationen, Aufforstungen in der Prager Umge­bung u. dgl. erstrecken, die sozialen Für­sorgeaktionen bleiben im bisherigen Aus­matz aufrecht(Arbeitskolonnen usw.). Xun&t und Mssen Dela Lipmflaja war bei ihrem heiteren Wend gestern in der Kleinen Bühne zwar merklich durch das Fehlen ihres ständigen Klavier-Begleiters(der erkrankt ist) behindert, aber bald überwanden ihre Kunst und ihr Temperament die entstandenen Schwierigkeiten, und ihre^einzigartige kabarettisti­sche Begabun, in der schauspielerische, musikalische und sprachliche Talente vereint sind, kam wieder er­folgreich zur Geltung- Erstaunlich, wie sie aus unbedeutenden(zuweilen sogar armseligen) Sächel­chen kleine Kunstwerke macht, mit einer Betonung und Melodik, die noch dem Inhaltslosen Pointen gibt und mit einer stillen Heiterkeit, die auch die aufdringlichen Pointen verfeinert. Sie brachte rus­sische, jiddische und deutsche Chansons undFigu­rinen",, hie sie sprachlich alle mit gleicher Beherr­schung meistert,, wobei aber unverkennbar die rus­sischen und jiddischen Lieder ihrem Temperament am besten entsprechen. Aber auch den Song von derladyliken Dame", diebeiden Ameisen" von Ringelnatz und das(vom Publikum heftig begehrte) Vielleicht" wird ihr kaum jemand nachsprechen, -spielen und-singen. Als Helfer in der Not hatte sich Frank Pollak der Künstlerin zur Verfügung gestellt und füllte die Verwandlungspausen mit brillanten Vorträgen moderner Klaviermusik aus. 'eis Die verkaufte Braut " als Arbeitervorstellung am Sonntag, dem 17. November, um halb 3 Uhr nachmittags. Karten täglich(8 bis 2, 4 bis 6) bei Optiker Deutsch, Graben, Koruna. Bon» in der Kleinen Bühne. In Zukunft gel­ten von Dienstag bis Freitag Bons aller SLrien, nutzer bei geschlossenen und volkstümlichen Vorstel­lungen. Samstag und Sonntag werden die Bons, wie bisher,, turnusweise aufgerufen. Spielplan des Neuen Deutsche» Theaters. Freitag, halb 8: P e lle a s und Melisande, DI. Samstag, halb 8: Venus in Seide, Uraufführung, ,A 2. Spielplan der Kleinen Bühne. Freitag 8 Uhr: JmLondonerNebel, Tbeatergemeinde des Kulturverbandes und freier Verkauf. Sams­tag, 8: Kameraden. Ein interessantes Kapitel ist die Frage der Gemeindes chuldenlast. Bekanntlich gehen bei der Beurteilung dieser Frage die An­sichten der matzgebenden Stellen ziemlich«ms- einander. Gegenüber der Ansicht, datz die Stadt­gemeinde Prag überschuldet sei(diese Meinung wird auch von gewissen Aufsichtsbehörden vertre­ten) ist der Finanzreferent der Prager Gemeinde durchaus optimistisch. Zur Begründung dieses Optimismus wird insbesondere angeführt, datz die Stadtgemeinde bei Aufnahme von Darlehen von feiten der Geldinstitute grotzes Entgegenkommen findet. Die Gesamtschuld der Hauptstadt. betrug im Jahre 1935 insgesamt 1.674,239.000 XL und wird sich 1936 um 36 Millionen erhöhen. Natürlich steigen auch die Ausgaben für den Zin­sen« und Amortisationsdienst gegenüber dem Vor­jahr. Dr. Stüla unterstrich die Tatsache, datz an die Einführung neuer Zuschläge und Abgaben nicht gedacht werde. rb. Der Dtm Der unbekannte Gast Es ist schwer, diesen englischen Fikm zu emp­fehlen, weil seine Schwächen offensichtlicher sind als seine Vorzüge. Aber diese Vorzüge, eine überlegene Regie, ein gelungenes Zusammenspiel und ein lite­rarisches Manuskript, sind so grotz, datz sie den Film trotz der schlechten Photographie und des schwachen Schlusses weit über den Durchschnitt emporheben. Das Manuskript ist aus einer Erzählung des englischen Schriftstellers Jerome K. Jerome ent­standen, die ein altes Thema der Weltliteratur ins Moderne übersetzt: das Thema vom Kampf des zur Erde herabgestiegenen Gottes mit dem Teufel. Die­ser Gott erscheint hier in der Maske eines reisen­den Gentleman, der in Liner Londoner Pension ein­kehrt, um die freudlosen Bewohner dieser Herberge zur Güte und zum Glück zu erwecken: die alternde Frau, die den Glauben an sich verloren hat, den bankrotten Major, der seine Tochter verkuppeln will, den jungen Architekten, der seine Liebe zu dieser Tochter für hoffnungslos hält, und das arme, aus dem Gefängnis entlassene Zimmermädchen, das die Verachtung durch die Umwelt rächt mehr ertragen kann. Wie dieser Gentleman-Heiland mit ein paar guten Worten, mit vornehmer Freundlichkeit und mit der Einladung zu einem Feiertags-Ausflug die guten Geister in den Menschen erweckt, die wieder ans Leben zu glauben beginnen, wenn sie dem Alltag entrissen sind, und wie der Satan in Gestalt eines Londoner Grundstückspekulanten die alte Ordnung der Bitterkeit und Feindlichkeit wie­derherstellt, das ist mit viel Psychologie und Wirk- Achtung! Die Frauenorganisation veranstaltet am SamS- tag, dem 16. ds., eine Ggtnrfion in die Masarykheime nach ftti Treffpunkt 15 Uhr an der Endstation der 14er. Wir ersuchen die Genossinnen und Genoffen, pünktlich zu sein, da die Führung um 15.30 Uhr beginnt. Das Bezirkssraurnkomitee. Deutsche sozialdemokratische Bezirks­organisation Prag Donnerstag, 21. November 1935, um acht Uhr abends im Großen Saal des Gewerkschafts­hauses, Prag I., Perstyn 11, Parteiversammlung mit Bortrag des Genossen Paul Malles» Kor­respondenten desSocialdemokraten" Stockholm , über das Thema Die Sozialdemokratie in den nordischen Ländern". llchkeitssinn dargestellt. Nur das Ende ist schwach: der Böse findet einen raschen Tod, und der Gute verschwindet. Der Regisseur Bertold Viertel , der vor zehn Jahren eine Hoffnung des Berliner Theater» war und dann in der Stummfilmzeit in Hollywood arbeitete, hat mit diesem Film eine große Leistung geliefert. Der epische Aufbau des Ganzen und die meisterhafte Führung des Darsteller-Ensembles(mit Conrad V e i d t an der Spitze) gehören zum Ge­lungensten, was wir auf der Leinwand gesehen haben.eis DerdnenocMcfUen- Mreie Bereinigung sozialistischer Akademiker. Heute um 18 Uhr 30 Ausschutzsitzung im Partei­heim. Sämtliche Mitglietchr müssen unbedingt er­scheinen! © Ortsgruppe Prag . Samstag, den 16. November: Zusammenkunft um halb 3 Uhr beim Autobus in Smichov , Cafe Westend. Fahrt nach Mnisek und Wanderung zur Hütte. Decken und Brennholz vorhanden. Einfache Verpflegung bereits möglich. Die Hütte ist jeden Samstag und Sonn­tag unter Aufficht geöffnet. Hüttendienst am 16. und 17. November: Zaotoch.' Voranzeige: Samstag, den 23. November, im Urania-Kino Vor­führung des Schweizer NaturfteundefilmesEmpor zur Sonne". Eintrittspreise von 2 XL aufwärts. Nikol o-A b e n d am 7. Dezember in der Hütte. Alle Mitglieder sind dazu herzlichst einge­laden. Um für eine Unterkunft zu garantieren, wird ersucht, sich in der Geschäftsstelle anzumelden. Mitteilungen aus dem Publikum. Im Wirbel der Ereigniffe, im fortwährenden Wechsel der Begebenheiten, in einer Zeit, in der man nie Weitz, was der nächste Tag bringen wird, kann nur der bestehest, nur der durchhalten, der den Kopf nicht verliert" I Das ist aber nur möglich, Wenn Geist und Körper stets elastisch sind! Gewinnen, erhalten Sie diese Elastizität durch regelmätzige Einreibungen mit dem Alpa-Franz- branntwein. Sie machen ftisch, kräfttg und gerüstet für jedes Ereignis! Das wird sogar Ihr Arzt bestätigen! Urania-Kino, Klimentshä 4. Fernsprecher 61823. Johanna, das Mädchen aus dem Bähmerwald Deutsche Raffun«. Drei Tierversuche Von Dr. Bruno Altmann. (Schluß.) II. Charles Darwin und Thomas Huxlei wetten. Hatte man also früher das Tier in einen möglichst weiten Abstand vom Menschen gebrach! der Mensch, eine Art Herrgott, das Tier eine seelenlose Maschine so waren die beiden großen Naturforscher Darwin und Huxley bereits so weit zu fragen, welcher Unterschied überhaupt noch zlvischen den beiden Lebewesen, wenn man das Seelische in Erwägung zieht, bestehe. Darwin meinte, nach seinen Erfahrungen als Viehzüchter gehe dem Tiere nur eine Fähigkeit ab, die der Mensch wenigstens zuweilen aufbringe, die Fä­higkeit, sich zu versöhnen Wenn einmal ein Tier mit einem anderen seiner Art oder einer andern Art verfeindet sei, so blieben sie beide verfeindet, ihren gegenseitigen Hatz könne nichts tilgen. Hux­ley, ebenso Landwirt und Tierzüchter wie Dar» tvin, sah sich veranlatzt, auf Grund seiner Er­fahrungen zu widersprechen. Beispielsweise könn­ten sich sogar Hähne nach einem reichlich blutigen Bcxmatch versöhnen. Darwin , glaubte es nicht. Da sie beide Engländer waren, so wetteten sie. Es war vereinbart, einen Hahn von Huxlehs Ge­höft auf das Gut Darwins zu bringen. Dort sollte der Meisterschaftskampf vor sich gehen, dort wollte man sehen, was die beiden Kämpfer hinterher täten.' Die Hähne gingen gleich in der ersten Runde wie toll aufeinander los. Hahn Huxley über­flog Hahn Darwin und versetzte ihm mit dem Schnabel einen Hieb auf den Kopf, brachte ihm mit dem Futzstachel einen Kratzer am Halse bei. Darwin duckte sich und ritz seinem Gegner mit dem Schnabel einige Partien des Gefieders am Bauch auf. Dann vertauschten sie die Rollen. Darwin überflog Huxley und bearbeitete seinen Kopf und Hals, muhte aber mehrere Tiefschläge von Huxley hinnehmen. Die Kämpfer gingen dann in den Clinch, d. h. sie verbissen, veÄrall- ten, verkratzten sich so grimmig ineinander, daß sie wie ein zusammengewachsenes Tierpaar aus- sah^i. Der Ringrichter sah keinen Anlaß einzu­schreiten, er sollte das nur tun, wenn ein Kämpfer hoffnungslos schwächer war als der andere. Als die Hähne für eine Weile losließen, konstatierte der Ringrichter, daß Huxley die erste Runde überlegen gewonnen habe. Die Pause dauerte kaum eine Minute, ohne Gongzeichen stürzten, fiitzten, flogen die beiden Streiter gegeneinander los. Bald war der eine unten, bald der andere. Schnabel, Hacke, Fuß arbei­teten mit allen Kunstkniffen der Raufpraxis. Ein wildes Boxmatch, die zweite, die dritte Runde und so fort. Nach der zehnten Runde ermatteten sie ein wenig, der Ringrichter hielt es für gut, die Rivalen zu trennen. Er sprach Huxley einst­weilen einen klaren Punktsieg zu. Immerhin, ! meinte er, man könne Darwin doch noch einige > Chancen für den Revanchekampf einräumen. Es war 12 Uhr, als das Match abgebrochen . wurde. Nachmittags sollte es wieder aus­genommen werden. Um 4 Uhr erschien das Zu­schauerpublikum. Der Ringrichter gab dem Tier­betreuer ein Zeichen, die Hähne aus den Ställen zu holen. Zur Anfeuerung für die Kämpfer hatte man ein paar Hühner als Zuschauer mitgebracht. Die Tiere erschienen. Man erwartete, daß sie der Kampfitätte des Vormittags zufliegen und ihren Strauß mit gesammelten Kräften von neuem ausfechten würden. Es geschah nichts. Ruhig gingen sie aufeinander zu, wählten sich ihre Hüh­ner aus und promenierten friedlich, als ob gar kein 10-Runden-Tournier mit blutigem Aus­gang kurz vorher stattgefunden hätte, auf dem Hof herum. Thomas Huxley hatte die Wette ge ­wonnen. Auch Tiere verstehen Freundschaft zu schließen, wenn sie ihren Zwist gründlich berei­nigt haben. III. Das mutigste Tier. Der Weltkrieg hat den Physikern ein eigen­artiges Problem aufgegeben. An Großkampf­tagen machte man die befremdliche Erfahrung, daß der Geschützdonner etwa 50 Kilometer vom Schlachtort entfernt als Knall zu hören war, daß man ihn bis zu 100 Kilometer' als lautes dumpfes Geräusch vernehmen konnte, daß er dann in einer Zone von 100 bis 120 Kilometer abso­lut nicht wahrzunehmen war» jenseits dieser Strecke bis zu 200 Kilometer und weiter aber deutlich zu hören war. Man nennt die Strecke mit der unterbrochenen Schallwahrnehmung die Zone des Schweigens". Nach den gültigen Gesetzen der Physik war diese akustische Erfahrung unerklärlich. Das bis­her Unerklärliche sollte gelöst werden. Dazu wollten die Gelehrten erst einmal die Tatsache der Schweigezcme studieren. Italienische Physiker veranlaßten folgendes Experiment: 500 Zentner Explosivstoffe sollten zu gleicher Zeit zur Entzündung gebracht wer­den. Von 50 Kilometer an bis zu 800 waren alle 20 Kilometer Fachleute zur Stelle, um die akustischen Stöße mit Hilfe von Gehörapparaten und Uhren zu registrieren. Die Explosivmasse war auf einem Fest) im südlichen Kalcckrien auf­gestellt worden. Am 1. August 1925 wurde das Experiment vorgenommen. Bei dieser Gelegenheit wollten auch Zoologen und Tierpsychologen etwas für ihr Fach lernen. Sie wollten wissen, welche Tiergattung den Ex- plosicmsausbruch am mutigsten ertragen würde. Es wurden etwa 500 Meter von der Entzün­dungsstelle entfernt, zwei Hunde, ein alter Bär, ein alter Löwe, ein jüngerer Tiger, zwei aus­gediente Kavalleriegäule festgebunden, ein Adler, ein Kondor, ein Habicht im Vogelkäfig ein­gesperrt. Ein älterer Orang-Utan leistete ihnen Gesellschaft. Die Tiere konnten die Feuererschei­nung sehr gut sehen, waren aber gegen die Ge­fahr, von den Explosivstoffen getroffen oder vom Luftdruck beschädigt zu werden, Wohl geschützt. Die Witterung von ganz ungewöhnlichen Ereignissen, die da kommen werden, müssen alle Tiere gehabt haben. Sie sahen fortwährend nach der Exploswmasse herüber, sie bewegten sich un^ ruhig, klagend, heulend auf dem kurzen Raum, den ihnen die Fesselung ließ, herum. Um 8 Uhr früh erfolgte die Explosion in drei kurz nacheinander dröhnenden Donner­schlägen. Man hat sie etwa 70 Kilometer weit als Knall gehört und volle 600 Kilometer ist sie wahrnehmbar gewesen. Die Beobachter haben Wer das Verhalten der Tiere Bericht erstattet. Me Titre duckten sich, als die Explosion vor sich ging, keines von ihnen hat es gewagt, die gewaltige Feuersäule in Augenschein zu nehmen. Etwa 5 Minuten gab kein Tier ein Lebenszeichen von sich. Merkwür­digerwesse ging es den Kavalleriegäulen, obgleich sie manche Manöver mitgemacht hatten, am schlechtesten. Sie starben sofort am Herzschlag. Auch die Vögel überlebten die Katastrophe nicht lange. Kondor, Adler und Habicht gingen bald ein. Die Raubtiere zeigten noch Wochen hin­durch deutliche Anzeichen von Melancholie, der Bär starb am zehnten Tage. Am besten haben die beiden Hunde und der Affe das Experiment überstanden. Die Hunde bellten, als sie die erste Erschütterung überwunden hatten, zunächst sehr wehmütig, zuletzt über ganz ftöhlich in die Un­heilstätte hinaus. Dem Affen war auch bald nichts Besonderes anzumerken. Alle Tiere hatten den ganzen Tag Wer nichts mehr hören können. Also am mutigsten haben sich von allen Ver­suchstieren noch Hunde und Affe benommen. Bezugsbedingungen: Bei Zustellung räs Haus oder bei Bezug durch die Post monatlich XL 16., vierteljährig XL 48.. halbjährig XL 96., ganzjähttg XL 192.. Inserate werden laut Tarif billigst berechnet. Bei öfteren Einschaltungen Preisnachlaß . Rückstellung von Manuskripten erfolgt nur bei Einsendung der Retourmarken. Die Zeitungsftankatur wurde von der Post- und Tele. graphendirektion mit Erlatz Nr. 13.800/VII/1930 bewilligt. Druckerei:Orbis", Druck-, Verlags- und Zeitungs-A.-G., Prag .