Seite 6 Sozialdemokrat" Mittwoch, 20. November 1935. Nr. 879 &wr HeiKmq OGR. Tr. Svoboda mit der Leitung des Jugendgerichtes betraut. Nach der Pensionierung des seinerzeitigen Vorstandes des Prager   Jugend­gerichtes OGR. Dr. H e l l r i e g e l trat in der Leitung dieses Gerichtes eine längere Vakanz ein, die recht peinlich empfunden wurde. Soeben wurde bekannt, daß zum Nachfolger des OGR. Hellriegel der bisherige Vorsitzende des Pressesenates OGR- Dr. Svoboda ernannt wurde. Diese Nachricht wurde allseits mit größter Genugtuung ausgenom­men. OGR. Dr. Svotttda hat sich in seiner bisheri­gen Tätigkeit als Richter allerbester Qualifikation erwiesen und wir sind überzeugt, daß mit dieser Er­nennung der richtige Mann auf den richtigen Platz gestellt wurde. OGR. Dr. Svoboda erfreut sich allge­meiner und wohlverdienter Wertschätzung. Für das Preffegericht bedeutet der Abgang des OGR. Dr. Svoboda einen empfindlichen Verlust, für. das Jugendgericht versprechen wir uns von der Leitung dieses ausgezeichneten Richters viel Gutes- rb. Groß-Einbrecher verhaftet. Der Einbrecher, der in der Wohnung der Fran Olga Schulz in Holle  - schowitz eine Beute von über einer Viertelmillion an Bargeld und Juwelen gemacht hatte, wurde in der Rächt auf gestern in der Person des 24jährigen Emil Steiner verhaftet. Die Verhaftung geschah in seiner Wohnung in der Fochstraße, wo noch 1060 KC sowie eine Anzahl Dollars, Franken, Schillinge und englische Banknoten, ferner Schmuck, der aus dem Diebstahl stammte, beschlagnahmt wer­den konnten. Seine Geliebte, Georgine Bouiek aus Prag   l, wurde gleichfalls verhaftet; eine weitere Mitschuldige namens Hildegard Pilz wird noch ge­sucht. Bankbeamter vernntrent 75.000 KC. Der Bank­beamte t. R. Zdenök Koudelka, 41 Jahre alt, wohn­haft in Prag  -Lieben, wurde gestern unter der Be­schuldigung verhaftet, 75.000 K5 zwar nicht zum Schaden der Bank, aber zum Schaden seiner Ver­wandten veruntreut zu haben. Er habe das Geld von einem Verwandten zur Aufbewahrung er­halten, sei aber nach besten Tode nicht imstande ge­wesen, es den Erben auszuzahlen. Koudelka ist ge­ständig, das Geld für sich verwendet zu haben. 70jähriger unter dem Lastanto. Gestern um 3 Uhr nachmittags wollte der 70jährige Häusler Jakob Kloc beim Masaryk  -Bghnhof die Fahrbahn überschreiten, als er vom Lastauto P 2661, das der Chauffeur Franz Matejka aus Lieben lenkte, zu Boden geworfen wurde. Kloc erlitt eine schwere Gehirnerschütterung und eine Rißwunde hinter dem Ohr und wurde auf die Klinik Schlaffer gebracht. JCuaat und Wissen. Prager   Konzertsaal Die Kammermusik ist Heuer in den Pra­ ger   Konzertsälen tonangebend. Die Mehrzahl der Konzerte der letzten Woche war kammermusikalischer Art.; Man könnte daraus fast den Schluß ziehen, daß eine Aenderung des Geschmackes und ein Wan­del in der Kunstauffassung des Publikums stattge­funden hat. Denn gerade die Kammermusikkonzerte erfreuen sich»umeist eines recht guten Besuches. Be­sondere Teilnahme fand ein Cellosonaten- Abend, den der junge sudetendeutsche Cellist Erich Neumann   gemeinsam mit. der bekannten Prager  Pianistin Grete Antscherl-Schück veran­staltet hatte. Neumann wurde nämlich nach Prag  berufen, um hier das Amt eines Lehrers des Cello­spiels an der Deutschen Musikakademie zu überneh­men.. Sollt« er als Musikpädagoge die gleichen Fähigkeiten offenbaren wie als Konzerttünftler. dann darf unsere junge deutsche   Musikhochschule mit ihrer Wahl zufrieden sein. Vor allem technisch ist Neumann ausgezeichnet geschult und zeichnet sich was für die Kunst des Cellospieles besonders wich­tig ist durch Reinheit des Tones aus; auch dir klangliche Schönheit seines Spieles ist zu loben und die ruhige, geistig beherrschte Art seines Vortrages Vorbildlich schön und stilvoll war auch sein Pro­gramm, das eine alte Sonate von Marcello, Beet­hovens erst unlängst gehörte wundervolle Sonate Opus 69   und je eine Sonate von Brahms   und Dohnanyi umfaßte. In Grete Antsberl-Schück hatte der Konzertgeber eine technisch zuverlässig: Part­nerin am Flügel, der nur-mehr dynamische Zurück­haltung zu wünschen gewesen wäre. Ein Kam- musikabend größeren Stiles war dem tschechi­schen, Tonsetzer Jarosiav Ridnh gewidmet. Ridkv ist ein Komponist, der von der revroduktiven erst zur produktiven Tonkunst gefunden hat. Er ist als Harfenspieler im Orchester der Prager Tschechischen Philharmonie mnsikkünstlerisch herangewachsen, wirkt' heute als Kornpositionslehrer am Prager  Tschechischen Staatskonservatorinm und ist als Komponist übrigens schon wiederholt erfolgreich her- vorgetreten. Seine diesmal aufgeführten Werke umspannten«inen Schopfimasabschnitt von ettva zehn Jahren; so hörte man eine ältere Cello-Sonate, ein neueres Streichquartett und als 1l r a u k ü h r u n q ein auS der allerletzten Zeit stammendes Nonett. Ridkvs tondichterisch- Art trägt nicht nur die Merk­male hoh-n technischen Könnens und schöner for­maler Gestaltung, sondern vor allem di« Merkmale künstlerischer Innerlichkeit und Persönlichkeit. Da? bedeutet, daß er- nicht nur in jenen Sätzen seiner Tonwerke, die auk den Rhythmus und streng« Dnrch- sührnna ang-w-eken sind, orimnell s«in kann, son­dern daß«r insbesondere in den de? inneren Aus­druckes bedürfenden Sätzen persönlichste Eigenart verrät und persönliches Gekübl. Die liebevoll ihrer Ausgabe dienenden künstlerischen Mittler der Werk« Ridkvr waren der Cellist Smetana  , der Rianist Baleniö. das Peska-Qnartett und das PragerNonett. Sehr schön« Kammermusik war auch wieder im letzten K-mzerte des Prager  Deutschen   KammermnsikvereineS zu hören: Ein Klavier-Quintett von BrahmS   als be­glückende Gabe aus der letzten Blütezeit der stren­gen Kammermusik,«in Streich-Quartett von Dohnanyi als Musterbeispiel formal und klanglich! schöner neuzeitlicher Kammermusik konservativer Richtung und Klavierstücke intimeren Charakters wie die Bagatellen Beethovens sowie sudetendeut­scher Herkunft, nämlich von dem Prager Tonsetzer Theodor Beidl und von dem Schlesier Kurt Seidl. Tie reproduktiven Kunstleistungen bei diesem Kon­zerte hatten durchwegs heimische Künstler übernom­men: Das sehr gut zusammengespielte, tonlich schöne und stilsichere Karlsbader Man-zer- Ouartettund der als Anschlagskünstler und Tech­niker gleich hervorragend« Prager   Pianist und Meisterlehrer der Deutschen Musikakademie Profes­sor Franz Langer. In einem der letzten Konzerte der Prager Tschechischen Phil­harmonie, dessen temperamentvoller musikali­scher Leiter Wenzel T a l i ch war, gab es eine inter­essante Uraufführung; ein neues Kla­vierkonzert(das zweite) von dem tschechischen Tonsetzer Bohussav Martin«, ein durchaus mo­dernes, ganz auf die Virtuosenkunst eingestelltes, im Rhythmus originelles und in der Form gekonntes Werk. Ruda F i r k u 8 n y, der immer mehr in den Vordergrund gelangende hochbegabte junge tschechi­sche Meisterpianist, spielte es mit impetuoser Spiel­freude und im blendendsten Virtuosenstil. E. I.  Spielplan des Neue« Deutschen Theaters. Mittwoch halb 8: Venus in Seid e, B 2. Donnerstag halb 8: Die verkaufteBraut, C 1. Freitag halb 8:Martha, D2. Samstag halb 8: Die ersteLegion, Dl. Spielplan der Kleinen Bühne.Mittwoch 8: Kame­ra d e n, Bankbeamten II und freier Verkauf. Donnerstag 8: Kind im Kampf.   Freitag 8: Der König mit dem Regen­schirm, Theatergemeinde des Kulturverbandes und freier Verkauf. Samstag 8: Kamera­den. Deutsche   sozialdemokratische Bezirks­organisation Prag  Donnerstag, 21. November 1935, um acht Uhr abends im Großen Saal des Gewerkschafts- Hauses» Prag I.» Pcrötyn 11, Partewersammlung mit Vortrag des Genossen Paul Malles, Kor­respondenten desSocialdemokraten" Stockholm  , über das Thema Die Sozialdemokratie in den nordischen Ländern". Nils Asthrr in dem FilmDie Leidenschaft des Generals Den". Faulheit für alle!" Dr. John Brinkleys Weltverbesserungspla« Keine Idee ist so absurd, daß sie nicht in Amerika   irgend einen Propheten hätte. Den dies­jährigen Rekord hat zweifellos Mr. John Brinkley  . Rechtsanwalt aus New Dock, aufgestellt. Dr. Brinkley   hat die Absicht, für die allerdings erst in einiger Zeit stattfindenden Präsidentschaftswahlen zu kandidiexen. Er setzt weder auf eine hinter ihm stehende politische Par­tei noch auf seine persönlichen Beziehungen, weder auf Rednergabe noch auf Geldmacht, sondern ein­zig und allein auf die Zugkraft seiner Idee. Sie lautet, in drei Worten:Faulheit für alle!" Es ist nicht zu bestreiten, daß Dr. Brinkleys Versprechungen, die er im Falle seiner Wahl zum Präsidenten der Vereinigten Staaten einlösen will, etwas Bestechendes haben. Seine Theorie, die er schon jetzt in einer Reihe von Broschüren und Flugzetteln ausführt, ist höchst einfach. Die Welt Der Mw Musikus Florian. Neber die Unsitte der Kom­ponistenfilme: braucht nichts mehr gesagt zu wer­den. Aber über diesen Film aus dem Dritten Reich  , in dem Franz Liszt  (der übrigens als Vogelscheuche dargestellt wird) in der Liebesaffäre eines mit bayrischen Kraftworten um sich werfenden Klavier­lehrers eine Roll« spielen muß, ist zu sagen, daß er das bekannte Niveau der Komponistenfilme noch unterbietet. Die Handlung ist ein kläglicher Unsinn, die historische Atmosphäre ist nirgends vorhanden, die Ungarischen Rhapsodien werden aufdringlich auf dem Klavier gehämmert, und die Darsteller konnten mit ihren Rollen nichts anfangen. Selbst so routinierte Leute wie Ida Wüst   und Paul Hör­ biger   wußten sich nicht mehr zu helfen, um so weniger natürlich die Hauptrollenträgerin Karin Hardt  , die nicht einmal sprechen kann. Mer um einWerk" dieser Art zustandezubringen, hat man sich auS Italien   einen Regisseur geholt: Carmine Gallone  , der früher als Durchschnittskönner galt, aber dem Manuskript dieses neudeutschen Musi­kerfilms gegenüber offenbar auch völlig wehrlos war.eis Der rot« Reiter. Ungeachtet des bosschewistisch klingenden Titels ist das ein Berliner   Operetten­film, der durch Zigeunermusik, Ballett und ungari­sche Trachten das zp ersetzen versucht, was ihm an Witz und darstellerischen Kräften fehlt. Wenn man berichtet, daß Iwan Petrowitsch   und Camilla Horn  die Hauptakteure sind, braucht man nicht mehr hin­zuzufügen, welcher Art die hier gebotene Schauspicl- und Gesangskunst ist.eis Westböhmens Arbeiterturner sind aktiv! 111 AtuS-Fmiktimräre dei de» Appellen drS 2. Bezirkes Einhundertelf Funkttonäre stellten sich zu den beiden BundeSappellenin Eger und Asch. Als Vertreter deS Bundes erstattete Genosse Ku a i g (Aussig  ), der Propagandaleiter des Komotauer Festes, das Referat. Die Stimmung und der Ver­lauf beider Appelle war prächtig. In Eger   waren sieben Vereine mit 76 und in^ Asch sieben Vereine mit 35 Funktionären anwesend. Sechs Vereine waren nicht vertreten. IM 1. Bezirk fand die BezirkSvovtur- n er stunde für Frauenturnen statt, die Leitung hatten die Bezirksturnwarttnnen Liesl N e- j e d l o und Mizzk I a ß n y. Bon 20 Turnerinnen­abteilungen waren 18 Abteilungen mit 52 Turn- wartinnen und Vorturnern vertreten. Die Stim­mung war güt, das Uebungsmaterial für das Bun- pesfurnsest wurde mit Begeisterung ausgenommen. IN Falkenäu veranstaltete die'Gruppe Falkenau mit ihren 15 Atus-Vereinen ein Büh­nenschauturne« im Bergarbeiterheim. Der große Bergarbeiterheimsaal war wieder einmal zu klein, besonders erfreulich ist, daß der Großteil der Besucher im jugendlichen Alter von 14 bis 20 Jahren war. Die Vereine zeigten in bunter Folge ihre Arbeit und unter der Leitung des Gruppen- turnwartes K ü n z l kam eine meisterhafte Regie zustande. Genosse Mykura hielt eine Ansprache und stellte als Ziel, daß der kleinste Verein der Gruppe so werden muß, wie eS heute unsere besten Vereine gezeigt haben. ZweiundzwaNzig Vorfüh­rungen wurden in zweieinhalb Stunden gezeigt, viele neue Gedanken wurden dadurch vermittelt. Hier wurde einmal deutlich sichtbar, daß im Atus nicht nur fleißige, sondern auch schöpferische Men­schen vorhanden sind. Herbstrennen der westböhmischen Atus-Fußballer mit Hinderniffen! Maierhöfen   schlägt Kleische 2:1 Von den sechs angesetzten Serienspielen der ersten Klaffen sande« am Sonntag nur drei Spiele statt. Knapp vor dem Mschluß der Herbst­serie gaben die Vereine Altroh lau und Eiben­berg das Rennen überhaupt auf. In Eibenberg sind eS Platzschwierigkeiten, das Gebirgswetter hat dort oben ein wenig mitgespielt. Der ASK Alt­rohlau hat sich in den Maschen der Strafbestimmun­gen verwickelt und fand keinen anderen Ausweg; leider, leider. In Fischern trat auch Fran- zenSbad nicht an; wir wollen nicht hoffen, daß auch der einzige Vertreter des Egerer Gebietes daS NataSa Gollovä in dem tschechischen FilmDie. Kinderlose". Rennen aufgibt. Der Spitzenführer Atus Kär.lS- b a d weilte Sonntag in Graslitz  . Das Spiel wurde bereits in der ersten Halbzeit beim Stand 1:0 für GraSlitz abgebrochen, weil sich aus der- Ver­letzung des Karlsbader Tormannes eine Differenz ergab. Die Platzvereine C h o d a u und Draho« w i tz konnten beide knapp 4:3 gegen N e u d e k und S ch a n k a u gewinnen. Chodau kommt wieder in die Spitzengruppe und Drahowitz befestigt sich im Mittelfeld; letzter will Heuer niemand werden. Der Kreismeister Maierhöfen   mußte durch das Ausscheiden AltrohlauS von der Serie aussctzeN und hatte sich als Ersatz Kleische, den Meister deS 5. Kreises, verpflichtet. Westböhmens Vertreter blieb in diesem Spiele Sieger und damit ist auch die Stärke des 6. Kreises neuerdings unter Beweis gestellt. Der FFK Falkenau war spielfrei, er hatte sich die Militärmannschaft des 33- Jnf.-Reg. geladen; das Spiel hat allgemein gefal­len. Der Atus Unterreichenau, welcher durch das Ausscheiden der Eibenberger Sportbrüder ohne Seriengegner war, spielte gegen die Stak-Mann« schäft Viktoria Chodov und gewann. Die Ergebnisse der Serien- und Freund­schaftsspiele:' ASB GraSlitz gegen AtuS Karlsbad 1:0 abgebrochen. Rote Elf Chodau gegen ASB Neu« dek 4:3, Atus Drahowitz gegen AM Schankau 4:3, FFK Falkenau gegen Militärelf Jnf.-Reg. 33 4:2, ASB Maierhöfen gegen Kreismeister Kleische(Aus­ sig  ) 2:1, Atus Unterreichenau''egen Viktoria Cho­dov 3:1, ASB Altrohlau gegen AtuS Weheditz 4:10, Atus Joachimsthal gegen Atus Sodau 2:2. Dor Stand der Serie ASB Graslitz.. . 8 6 0 2 13 46:15 Atus Karlsbad  .. . 9 6 1 2 18 16:11 ASB Maierhöfen. . 8 6 S 2 12 24:1« Rote Elf Chodau. . 9 5 2 2 12 22:23 FFK Falkenau.. . 6 5 0 4 10 29:2« ASB Schankau.. . 8 4 1 8 9 27:20 Atus Drahowitz.. . 10 4 1 5 9 23:28 ASB Neudek.. . 9 3 1 5 r 20:24 AttiS Fischern.. . 8 8 1 4 7 15:23 Atus Unterreichenau . 9 2 0 7 4 15:80 Atus Franzensbad  . . 8 1 0 7 2 10:31 Heute Gruppenabende. Wein« berge(8 Uhr, Rarodni): Licht« bildervortrag über Kunst. Zen­trum(8 Uhr. Liga): Diskus­sionsabend. Holleschowitz (8 Uhr, Kamenicka): Der In« gendgewerkschaftskongreß. Am Sonntag Sammelaktion derArbener- fürsorge". Montag, den 25. November:Feier der Oktoberrevolution" um 8 Uhr im neuen Urania­kino. VarcinsnocfcacMen 1 im hl i ininrry Ortsgruppe Prag. S a m s t a g um 8 Uhr Nachmittags in derUrania* Schweizer SkifilmEmpor zu» Sonne  ". krankt einzig und allein daran, daß die Menschen auf den dummen Gedanken gekommen sind, zu ar­beiten. Arbeit ist nichts anderes als eine schlecht« Angewohnheit, meint er. Gewiß, seinerzeit, als man uns aus dem Paradies Vertrieb, sei ein ge­wisser Zwang vorhanden gewesen, zu Pflug und Spaten zu greifen und im Schweiße des Antlitzes das tägliche Brot herbeizuschaffen. Aber heute. Für alles gibt es Maschinen, die eine menschliche Bedienung überhaupt nicht mehr brauchen. Es ist pure Bosheit von den Ingenieuren und Wirt­schaftern, ihre Apparaturen nicht so einzurichten, daß sie sich selbst kontrollieren, regulieren und versorgen. Der Mensch hat bei der ganzen Sache nichts weiter zu tun, als zuzugreffen und zu ver­brauchen, was ihm Natur und Technik spenden. Statt dessen macht er den Kardinalfehler, arbeiten zu wollen und dadurch die ganze einfache Welt­ordnung durcheinander zu bringen. Wie simpel und praktisch wird es aber im Amerika   des Dr. John Brinkley   zugehen! Man wirft eine Münz  - in einen Automaten und erhält, was man haben will. Basta. Jede andere Tätigkeit ist nicht nur unnötig, sondern streng verboten. Nur so könne Idealismus und Schönheit in der Welt herrschen- Faulheit für alle verbürgt Friede, Eintracht und Glück auf der ganzen Erde, vor allem in Amerika  Natürlich hat Dr. Brinkley   sein Weltverbe'- serungssystem bereits bis in alle Einzelheiten auSgearbeitet. In jeder Postanstalt wird eS dir kleinen Münzen geben, für die man an den Ver­sorgungsautomaten alles Nötige erhält. Dek Mensch der Brinkley-Epoche wird also von früh bis spät im Lehnstuhl sitzen oder auf dem Sofa liegen, und wenn er auf irgendetwas Lust hat« klettert er herunter, geht in die nächst« Postanstalt und holt sich gratis und franko so viel Münzen» wie er braucht. Dies aber ist der einzige schwache Punkt in Dr. Brinkleys Programm. Denn, so muß man fragen, wer wird in der Pestanstalt arbeiten V Und di« bissigen amerikanischen   Journalisten- di« sich mit Dr. Brinkleys Faulheitslehre besaßt haben, antworten darauf:Niemand wie jedes Mensch weiß, der jemals in einer amerikanische» Postanstalt gewesen ist..." Ela. Bezugsbedingungen: Bei Zustellung ins Sans oder bei Bezug durch die Post monatlich KC 16., vierteljährig 48.. halbjährig 96.. ganzjährig KC 192.. Inserate werden laut Tarif billigst berechnet- Bei öfteren Einschaltungen Preisnachlaß.   Rückstellung von Manuskripten erfolgt nur bei Einsendung der Retourmarken. Die Zeitunasfrankatur wurde von der Post« und Tele- graphendirektion mit Erlaß Nr. 13.800/VII/1930 bewilligt. Druckerei:.^Orbis". Druck-, Verlags- und Zestungs-A.-G., Prag  .