Seite 2

"

Dienstag, 26. November 1935

Nr. 275

Bičanek( Lid.) erklärt an die Adresse der SP, sichtlich des letteren nur erklärt: Auch gegenüber daß alle auf einem Jrrweg sind, die ein Na­dem reichsdeutschen Nationalsozialismus stehen wir tionalitätenproblem hervorrufen und aus ihm gern nicht an, grundsägliche Vorbehalte eine internationale Frage machen möchten. Die Verhältnisse der Minderheiten seien zu bekunden, wenn auch aus anderen Gründen." Welche andere Gründe das sind, haben wir durch die Verfassung gelöst. bis heute mit keinem Sterbenswörtchen erfahren. Zápotocký( Komm.) spricht seine Zustimmung Bor nichts hütet sich die SdP fo fehr, als vor mit der Politik des Außenministers hinsichtlich der der Bekundung besagter Vorbehalte, was um so Friedensbemühungen und des Bündnisses mit Ruß­auffälliger ist, als ihre Vertreter sonst zu allen land aus. Die KP wird für das Budget des Außen­Dingen auf allen Erdteilen sehr positiv Stellung ministeriums stimmen. Was das Militärbudget bes nehmen und Abg. Kundt sogar die Verurteilung trifft, so erklärt Zápotocký, daß er fein Pazifist von Judenverfolgungen riskiert, allerdings in der sei und daß er auch nicht gegen die Armee und die Ukraine , während die Streicheriaden offenbar Wehrhaftigkeit sei. Seiner Ueberzeugung nach würde vollkommen in Ordnung gehen. er sogar sagen, daß für die Wehrhaftigkeit bei uns au wenig geschieht. Um diese Wehrhaftigkeit zu erhöhen, beantragt er, den Soldaten die politischen Rechte zurückzugeben und einen engen Verkehr mit den Soldaten der Roten Armee zu organisieren. Teil der Ausführungen der Sp. Er konstatiert, daß Dr. Stránský( Nat- Soz.) widmet einen großen diese Partei als einzige das Erposé des Außen­ministers verworfen hat; dieses Neinseibe eichnend für die ganze politische Orientierung dieser Partei.

schwierigkeiten ist es zurückzuführen, wenn jetzt| Probe, die es während des Weltkrieges ausgehal- reichsdeutschen Fascismus gelten, dann hin­die Staatskonjunktur" gebremst werden muß ten hat, war wahrlich ungeheuer. Und nun ist es und selbst so große, mit Staatsaufträgen reichlich wieder wie während des Strieges: man flagt, aber bedachte Betriebe wie Daimler- Benz in Unter- man bleibt noch geduldig oder ist schon fata­türckheim oder die Wumag", die Waggon- und listisch. Kritisiert, gemeckert und geschimpft wird Maschinenfabrik in Görlig umfangreich e nahezu hemmungslos. Jedoch das Geschimpfe Arbeiter entlassungen beantragen bleibt vorwiegend doch nur negativ, ohne positive müssen oder bei der Wumag 10 Prozent der Richtung. In diesem Gerede schon eine ziel Belegschaft! schon vorgenommen haben. Das bewußte Opposition sehen zu wollen, hieße sich Regime sucht das Abflauen der Staatskonjunk- täuschen. Es ist noch immer nur der Ausdruck tur durch möglichste Ausdehnung der Kurzarbeit dumpfer Verzweiflung, die noch längst nicht zu zu verschleiern. Aber das vermag über den wah- geschlossener Auflehnung gegen das Regime be= ren Tatbestand nicht hinwegzutäuschen: die so reit ist. pompös aufgemachte Arbeitsbeschaffungsaktion" Einer wartet auf den andern. Das gilt nach droht in zunehmende Arbeitslosigkeit abzurutschen. den Berichten aus allen Gegenden Deutschlands So bietet die deutsche Wirtschaft gegenwär- im großen ganzen leider auch für die Arbeiter­tig ein Bild schleichenden Verfalls, der nicht mehr schaft, die von der Sorge um den Arbeitsplatz allein durch die Weltfrise bewirkt, sondern gelähmt wird. In einem Oktoberbericht aus Sach­durch die Wirtschaftspolitit fen heißt es: Von einem werdenden revolutionä­des braunen Regimes verschlim- ren Bewußtsein im Volke bezw. in der Arbeiter­mert und beschleunigt wird. Jedermann sieht schaft kann man nicht sprechen". Und ein bahri­das, denn die Folgen werden bis in jede Familie scher Berichterstatter schreibt: Es werden große hinein spürbar. Und die allgemeine Stimmung Erschütterungen kommen müssen, bis wieder revo­ist: So kann das nicht weitergehen!" ob es Erschütte Große Erschütterungen rungen des Regimes oder Erschütterungen der Welt sein werden, die das Gesicht Deutschlands verändern das ist die Frage, die niemand im voraus zu beantworten vermag.

Darüber aber, wie es denn weitergehen soll, herrscht Unklarheit, Ratlosigkeit und teil­tveise sogar Gleichgültigkeit. Es ist nicht abzu­schäßen, bis zu welchem Grade die Leidensfähig keit des deutschen Volkes ausdehnbar ist; die

Genosse Taub im Budgetausschuß:

lutionärer Geist in die Sirne kommt".

--

-

Für oder gegen Hitler?

Was die SdP bisher noch immer nicht gesagt hat

Prag . In fortgesetter Debatte über die Aufstellung eines deutschen Senders ist keine natio­nale Konzession an die Deutschen , sondern eine Kapitel Landesverteidigung und Aeußeres bekam Staatsnotwendigkeit, um endlich der ständigen die SdP von dem tschechischen Nationalsozialisten Vergiftung der Atmosphäre durch den Leipziger Dr. Stránský zu hören, daß ihre ablehnende Sender wirksam entgegentreten zu können. Haltung zur Außenpolitik sie aus der Parteien­gemeinschaft ausschließe. Der Kernpunkt des Genosse Taub protestierte dann dagegen, daß die 44 ganzen SdB - Problems liege in der Totali. Abgeordneten der SdP im Namen des deuts tätsfrage und im Verhältnis zur Hitler - ichen Volkes sprechen. Wir wollen abwar­Partei. Zu diesem System muß die Partei erst ten wie sich die Dinge noch weiter entwickeln werden. ein flares ,, Nein" sagen.

Später kam Genosse Taub zu Wort, der die Zwiespältigkeit der SdP- Agitation an Hand zahlreicher Zitate gebührend kennzeichnete und gleichfalls eine klare Stellungnahme der SdP zu Hitler forderte, um die sich die Herren bisher änglich herumdrücken, wohl wissend, was sie ihren radikalisierten Anhängern in der Provinz noch gerade zumuten können.

Bum Kapitel Außenministerium über­gehend, wiederholt Genoffe Taub, daß wir die Poli­tit des Außenministers in allem und jedem unterstüßen und für folgerichtig halten. Taub be­schäftigt sich vorwiegend mit dem Kapitel der Außenhandelspolitit. Nach dieser Richtung müsse von unserer Seite weit mehr geschehen als früher. Das von den Industriellen endlich ausgear­beitete Memorandum fei als Diskussions= basis annehmbar, was davon erfüllbar ist und was nicht. Verbitterung müssen darin einige Rand­bemerkungen eriveden, die vielleicht den Herzenswün schen der Industriellen entsprechen, aber bei der Be­trachtung der gesamten handelspolitischen Situation besser unterblieben wären.

Redner bemängelt weiter, daß wir zwar im­mer davon fprechen, daß der demokratische Ge­

danke in den Herzen und Hirnen unserer Menschen verankert werden soll, aber ruhig zusehen, wie unfere Menschen in den Grenzgebieten den deut schen Radiosendungen völlig ausgeliefert find. Die

So geht es nicht, daß wir immer bemüht fein sollen, für die Menschen wirklich das Notdürf­tigste zu beschaffen, und daß dann die SdP hin­ausgeht und sagt: Das Positive, das in der Regierung geschaffen wurde, ist unser Werk." Wie viel Volksgenossen- Industrielle hat die SdP in den zwei Jahren ihres Bestehens veranlaßt, neue Arbeiter aufzunehmen oder wenigstens von der Stillegung des Betriebes abzusehen? Sicher nicht einen einzigen!

An Hand zahlreicher Stellen aus den Ausschuß­Reben der Henlein - Leute legt Genosse Taub über­zeugend dar, daß da noch reichlich viel Wider= fprüche und Ungere mtheiten zu finden sind und einer den anderen desavouiert.

Gegen den Vorwurf der Totalität ist der Hinweis auf die Diktatur des Proletariats eine schlechte Retourfutsche. Die Diktatur des Prole­tariats bedeutet die Benützung der Staatsgewalt zur Ueberführung der Produktionsmittel in das Eigentum der Gefellschaft, feineswegs die Unter­drückung der persönlichen Freiheit, die das Merk­mal der fascistischen Totalität ist.

Bei uns wird man feineswegs so verflaufu­lierte Bekenntnisse zur Demokratie finden, wie sie in der SdP üblich find. Gerade die Stellungnahme um Fascismus zeigt die 8 weideutigkeit der 553 am flariten. Genosse Taub zitiert die Stelle aus der Rede Henleins in Böhmisch- Leipa , wo er den italienischen Fascismus als unerträglich ablehnt, aber trozdem. alle dort angeführten Kennzeichen noch in verstärktem Maße auch für den

UNSER GESICHT

10

Roman von Karl Stym Copyright by Eugen Prager- Verlag, Bratislava

Drach

-

Drach liegt vor mir. Voll Blut und fliegendem Atem. Ich rufe Hell.

Er kommt und noch einige neugierige Arbeiter mit. Drach sieht fürchterlich aus. Ich habe Mühe, eine aufsteigende Übelkeit zu unterdrücken. Wir knöpfen Drachs herabgelas­sene Hose wieder hinauf und tragen ihn in die Kaue zurück.

Drach war vielleicht in den Wald gegangen, um seine Notdurft zu verrichten und war dabei von einem Blutsturz überrascht worden

Zwei Arbeiter bringen den Sanitätswagen aus dem ,, Gel­ben Verschlag". Wir heben Drach behutsam hinein. Dabei kommt er zu sich. Seine von Blut halbverklebten Augen suchen umher. Auf Hells Gesicht bleiben sie haften. ,, Jetzt geht's dahin!"-

Bitterer Hohn verzerrt den Mund. Das halbtote Gesicht wendet sich ab und die weit offenen, glasigen Augen star­ren auf das große Licht am Kauenplafond­

Hell drückt meinen Arm. Seine leise Stimme zittert: ,, Gehen wir!"

Wir gehen an der dunstigen Halde vorbei. Dichter Nebel hängt bis zum Boden herunter. Die großen Haldenlichter sehen aus wie blaẞgelbe, verschwommene Gesichter. Die Schropp Sohpie ärgert sich mit uns. ,, So eẞt doch!"

,, Unmöglich!" schüttelt sich Paul.

,, Das gute Essen!

-

Ja warum denn nicht?" Ich erzähle von Drach.

Schweigend räumt Sophie das Essen weg und schlüpft mit einem scheuen ,, Gute Nacht" in ihre Kammer,

von den per=

Wenn Abg. Kundt mit den Worten gefchloffen hat, daß es leichter sei, mit zwei deutschen Ministern zu regieren, die weniger Schwierigkeiten machen und die Interessen der Sudetendeutschen mit weniger Energie vertreten als jene, die die Dinge ernst und gründlich auffassen, so gibt es da sönlichen Verdächtigungen abgesehen nur zweier lei: Entweder Sie wollen in die Regierung, obwohl Sie wissen, daß Sie nicht ein Jota mehr national­politische Zugeständnisse erlangen können als eine andere deutsche Gruppe, dann betrügen Sie das iu­detendeutsche Volk oder Sie wollen mit Ihren An­biederungen die tschechischen Parteien hineinlegen.

-

Wer in Prag den Versöhnlichen, in der Provinz den wilden Mann spielt, wird früher oder später zwischen zwei Stühlen auf dem Boden fißen. Wer glaubt, daß die deutsche Frage auf die Art gelöst werden wird, wie fie seitens der SdP hier in An­griff genommen wurde, der täuscht sich.

Unsere Politik war und ist immer auf die Busammenarbeit der Völker eingestellt, und dieses Wert tann nur mit immenser Geduld geschaffen wer­den. Es wäre der größte Fehler, wenn wir uns von gewissen Vorkommnissen in der tschechischen Politik abhalten ließen, den Weg zu gehen, der den Deut­ schen in der Tschechoslowakischen Republik vorgezeich net ist. Vergessen wir nicht, daß dei nationalistische Hochflut hier genährt wird durch gewisse Vor­gänge im Ausland, daß der Erfolg des 19. Mai keineswegs der Erfolg der SdP ist, sondern der Erfolg der Saarabstimmung, und der Auswirkungen aus Deutschland .

Sie( an die SdP gewendet) haben in der kur­zen Zeit Ihres Bestandes eines zuwege ge­bracht: Daß eine gewisse eifige Atmosphäre um alle Deutschen gelegt wurde und die Atmosphäre der Verständigung eine Vergiftung erfahren hat. Sie haben also dem deutschen Volk den schlechtesten Dienst erwiesen!

Dr. Stránský zitiert Henleins Erklärung in Teplib:" Wir sind keine Partei, wir sind ein Volt" als vollgültigen Beweis für das Streben nach der Totalität, auch wenn die EdP sich auszureden versucht, fie fönne ja teine Totalität wollen, weil diese in der Tschechoslowakei eine tschechoslowakische und keine deutsche sein könnte. Der Kern der Frage fei

der, ob die SdP das, was fie tun, nicht für eine andere als die tschechoslowakische Totalität tue. Durch ihre Stellungnahme gegen das Exposé habe sich die SdP deutlich aus der Parteiengemeinschaft in der Republik ausgeschlossen.

Wir wissen, sagte der Redner an die Adresse des Dr. Peters, wie die wirkliche Orientierung des ( Hitler-) Systems gegen unser Volt und andere Völ fer ist. Dieses ganze System ist ideologisch einer ganzen Reihe europäischer Staaten feindlich ges finnt. Daher müssen Sie( die SdB ) sich dafür ents fcheiden, deutlich ein" zu sagen, und das können Sie nicht tattboller und für Sie als Deutsche annehmbarer machen, als dadurch, daß Sie sich für unser System erklären, das weder den Deuts schen noch sonst jemandem feindlich ist. Versäumen Sie nicht so eine Gelegenheit wie das Außen­erposé und zeigen Sie der ganzen Welt, ob Sie zur Tschechoslowakischen Republit oder zu Hitler stehen. Solange die Sdß nicht den Mut haben wird, zu sagen, was für ein poli­tisches System sie will, solange wird das gegens seitige Verhältnis so bleiben, wie es ist.

Mäßige Belebung der Produktion

Bericht der Tschechoslowakischen Nationalbank

Der Bankrat der Tschechoslowakischen als Folge der Regierungsaktion zwecks Herab­Nationalbant hielt am 25. I. M. seine ordent- sezung der Zinssäße zu erwarten. Tiche Monatssitzung ab. Dem vorgebrachten Ge­schäftsbericht für den verflossenen Monats­abschnitt entnehmen wir folgendes:

Einzelne Produktionszweige berichten in Yeh ter Zeit von einer mäßigen Belebung des Absa es sowohl auf dem Inlandsmarkte, und zivar stellenweise auch außerhalb der Weihnachts­saison, wie auch im Export. Als störendes Moment der beobachteten Belebung wirken die

olgen der Sanktionen, hauptsächlich in jenen Branchen, wo es sich um langfristige Lies ferungen, speziell für den Bedarf des italienischen Marktes handelt.

Die letzten Wirtschaftsberichte aus dem Auslande zeugen im übrigen von einer neuen sichtbaren Besserung der Attis bität der Produktion und vom Nach­lassen der Depression in zahlreichen Gebieten. Dementsprechend kann auch in der Tschechoslowa­fei in lezter Zeit neuerlich eine mäßige Be Die Oftoberergebnisse des Außenhandels Iebung der Produktion in vergeben ein markantes Bild der Besserung, sowohl schiedenen Branchen beobachtet werden. Die hinsichtlich des Wertes der Ausfuhr, als auch der Grundentwicklung war rubig, der Gesamtbe Einfuhr. Die Ausfuhr von Fertigwaren erreichte häftigungsgrad bleibt jedoch ihr höchstes Niveau seit dem Jahre 1931; in der andauernd noch niedrig. Nach den bis- Erhöhung des Einfuhrwertes herigen Anzeichen ist ein regerer Verlauf stoffen besonders die erhöhte Einfuhr von Textil­der künftigen Bausaison, sowohl für robstoffen in Betracht. Die Oktobermonatsbilanz öffentliche wie auch private Bauten, nicht zuletzt des Außenhandels war wieder stark aktiv.

Draußen hat es zu regnen begonnen. Die Tropfen klat­schen an die Fensterscheiben. Im Nebenzimmer schnarcht der alte Schropp. Manchmal überschlägt er sich dabei, als verröchle er...

,, Ich habe ihn oft gewarnt!" beginnt Hell nach einer Weile.

,, Um das wäre Drach nie herumgekommen!" ,, Aber so furchtbar, wie wie ein Vieh!" ,, Gehen wir schlafen!" weiche ich aus.

-

Wir waschen uns gegenseitig den Rücken hinunter. Das tun wir alle Tage. Und alle Tage zählen wir die Augen auf unserer Haut. Die Risse durch Kohle vernarben blau, Augen sagen wir. Auch Paul hat schon einige.

Ich kann nicht einschlafen.

Paul atmet ruhig und gleichmäßig. Der Atem ist noch so jung und unverbraucht.

Noch

-

Der Berg wird ihn holprig und heiß machen. Keuchend wird er aus den Lungen pfeifen und Blut mitreißen. Schwar­zes, träges Blut, wie bei Drach...

Herrgott, könnt ich doch einschlafen, um nicht denken zu müssen.

-

-

Draußen ist der Regen heftiger geworden. Das Wasser plätschert von der Dachrinne herunter ins Regenfaß, dumpf und irgendwie gejagt. Mir ist, als hämmere mein Hirn, mein Blut, die Luft und alles im Rhythmus.

Kohle Blut Blut, Kohle Blut Blut,

-

-

-

-

-

Drach hat nurmehr zwei Tage gelebt, nachdem wir ihn hinter der Kaue aufgelesen hatten. Uhu litt Furchtbares in diesen zwei Tagen. Er und Drach wohnten beisammen im Ledigenheim. Drach war die ganze Zeit über bei Bewußt­sein und redete immer vom Tod.

,, Er hat bis zum letzten Augenblick nicht recht gewußt, solle er lachen oder weinen!" sagt Uhu. ,, Schließlich hat er aber doch geweint und wollte noch länger leben- 1"

Heute graben wir den Drach ein.

tommt bei Roh­

Er hat genau gerechnet. Es ist Sonntag, wie er's wollte. Naẞkalter Nebel hüllt uns ein und näßt unsere Gesichter, als ob wir weinten. Auf den Alleebäumen zum Dorf hin­unter hocken zerzauste Krähen. Ihr widerliches Krah- Krah schmerzt in den Ohren.

Fogger Schorsch macht den Vorbeter. Er ist der beste Christ unter uns. Seine Stimme ist dunkel und tief, als käme sie aus der hartgefrorenen Erde.

Auf dem Friedhof müssen wir warten. Der Pfarrer spricht eben die letzten Worte an einem anderen Grab. Für ein totgeborenes Kind. Vor dem Grabe stehen die jungen Eltern, selbst noch Kinder. Das Mädchen lehnt blaß an der Friedhofsmauer. Auf der anderen Grabseite steht ihr Ge­liebter. Sie sind nicht verheiratet. Sie sehen sich über den kleinen Erdhügel an. Ihre Augen sind nicht traurig. Nach­her nehmen sie sich an den Händen und gehen aus dem Friedhof, leicht, als hätten sie etwas Schweres zurückgelas­sen. Für die war der Tod ein Wohltäter...

Der Schichtmeister Gahl hält eine Nachrede an den toten Drach. Ich ärgere mich. So etwas soll man bei uns lieber lassen. Wir haben keine Millionen zu hinterlassen, für die sich dankbare Erben mit schönen Worten bedanken könn­ten. Man soll uns verscharren, wie wir leben. Im Leben sieht sich ja auch kein Teufel um uns um und auf die schleierhafte Ehre, erst im Grabe als Menschen angespro­chen zu werden, verzichten wir gerne.

-

Jeder nimmt einen Erdklumpen und wirft ihn auf den Sarg. Dumpf fallen sie auf. Dann schaufelt der Gräber das Grab vollends zu.

-

Matthias Drach ist nicht mehr Uhu sieht nachdenklich auf das kleine, schmale Kreuz. ,, Der hat's jetzt gut!"

Paul und ich machen den Umweg über die ,, Rolle". Die Sonne hat den Nebel durchbrochen und scheint fast som­Ich treffe Martha und wir machen für abends aus,

merlich warm.

d

G

ho