Seite 4 DienStag, 26. November 1935 Nr. 275 <381 der Offensive! Kreiskonfereuz Auffig Samstag traten an 300 Vertrauensmänner des Kreises Aussig-Bodenbach-Warnsdorf zu ihrer sechsten ordentlichen Kreiskonferenz zusammen. Bo.ran gingen die Frauenkreiskonferenz und die Kreisbildnngskonferenz. Der überzeugende und nachhaltige Eindruck in allen drei Tagungen tvar, daß die Partei sich im Angriff befindet und daß in allen ihren Organisationen der unerschütterliche Wille zum Kampf gegen den Fascismus und zum Sieg Wer alle Feinde der Arbeiterschaft lebt. Die Kreiskonferenz eröffnete Genosse Grünz- ner, welcher der verstorbenen Genossen gedachte und die anwesenden Vertreter der tschechischen Par, tei und der Kreise Reichenberg und Teplitz will­kommen hieß. Mit lautem Beifall wurde ein Be­grüßungstelegramm des Genossen Dr. C z e ch ausgenommen. Nach der Konstituierung der Konferenz und der Wahl der Kommissionen erläuterten die Ge­noßen K o g l e r und Wondrejz die im Druck vorliegenden Berichte, worauf die Konferenz unterbrochen wurde, um den Delegierten die Teil­nahme an der Begrüßungsfeier der Bodenbacher Genoffen zu ermöglichen. Die Frauenkonferenz fand in Anwesenheit von 84 Delegierten im KroOvitzcr Arbeiterheim statt. Den Bericht erstattete Genossin Kirpal; die ebenfalls feststellen konnte, daß sich die Orga­nisationen trotz der Wirtschaftsnot und der Hen« leinverhehung glänzend behauptet haben. Ihrem ausführlichen Referat folgte eine rege Debatte, an welcher die Genossinnen Schicht-Aussig, Klemmer- Krochwitz, Lorenz-Aussig, Kögler-Bodenbach, Lan­ger-Aussig, Till-Politz, Sieber-Schönfeld, Parsche- Eulau, Müller-Aussig, Lumpe-Wolfsberg, Caste- letto-Ausfig, Heller-Biela und Pilz-Aussig teil­nahmen. Einstimmig wurde dann die Entschlie- BodenbachWarnsdorf ßung angenommen. Die Neuwahlen hatten fol­gendes Ergebnis: Vorsitzende Gen. Kirpal; Stell- Vertreterinnen Gen. Klemenz und Lorenz; Frauenkreiskomitee: Gen. Schamfuß, Kögler, Marschner, Reyzl, Goth, Bürgermeister, Görgner, Martin, Pollak, Sotola und Kunte. An der Kreisbildungskonferenz im Altstädter Arbcitcrheim nahmen mehr als 80 Delegierte teil. An das Referat des Genossen Skoutajan schloß sich eine Aussprache an, an welcher sich zehn Delegierte beteiligten. Die Konferenz brachte eine Fülle werwoller Anregungen, welche auf die wei­tere Bildungsarbeit im Kreise befruchtend wirken werden. Das politische Referat hielt Genofle I a k s ch. Wir bringen an anderer Stelle des Blattes einen Auszug aus seiner Rede, die von der Konferenz mit stürmischem Beifall ausgenommen wurde. In der äußerst interessanten und sich auf hohem Niveau bewegenden Debatte sprachen die Genoffen Weig e l-Losdorf, Hill e-Rosendorf, K n o b l-Krochwitz, Werne r-Rumburg, W in­te r st e i n e r-Schönborn, Ullman n-Aussig, P.e r t h e n- Tscheche, Grünzner- Aussig, R>a u b a ch-Waltirsche, P a tz-Bodenbach, Wink- l e r-Auscha. Die Wahlen ergaben als Kreisvertrauens­mann den Genoffen Bruno Grund, als Se­kretär Kögler, als Kassier Podzimek. In die Exekutive wurden außer den Genannten ge­wählt: Keßler, Klemenz, Kirpal, ^Schweichhart. Ientsch, Pölzl, Reyzl, Marschner, Eger. Die Konferenz ging in kampkesfroher Stim­mung und mit dem unerschütterlichen Willen zu neuem Vorstoß auseinander. Hochzeitsfahrt in den Tod Pilsen . Sonntag um 2 Uhr nachts ereig­nete sich auf der Bezirksstraße in Plzenec bei Pil­ sen ein tragisches Automobilunglück. Ein Per- sonenautomcckiil, das von dem 28jährigen Chauf­feur Jaroslav Zenisek gesteuert wurde, brachte Hochzeitsgäste, und zwar die Eheleute Anna und ZdSnek V e b r sowie Franz S i m e k, von Pilsen nach Stahlavy, wo Zdönek Vebr als Forstadjünkt beschäftigt ist. Hinter dem Eisenbahnviadukt in Pilsen gelang es dem Chauffeur nicht, eine scharfe Kurve zu nehmen.^)as Auto stieß an drei Bäume und stürzte schließlich um. Zdenek Vebr wurde aus dem Automobil geschleudert und erlitt so schwere Verletzungen, daß er ihnen während des Transportes in das Pilsener Krankenhaus er­lag. Die Gattin Bebrs wurde' schwer ver­letzt und konnte noch nicht einvernommen werden Der Chauffeur Zenisek und Simck blieben unver­letzt.^ Auf dem Unfallsort traf eine Gerichtskom­mission und die Gendarmeriesahndungsitation aus Pilsen ein. Der Chauffeur Zenisek wurde verhaftet. Es wurde festgestellt, daß er völlig nüchtern war. Die Eheleute Vebr hat­ten tagsvorher in Pilsen geheiratet. Gffttod auch in Prag Rach dem Genuß von Alkohol. Unter ganz ähnlichen Begleitumständen wie vor einigen Tagen in Üvaly starben Sonntag in Prag zwei Menschen, während ein dritter mit knapper Not dem Tode entgangen ist. Der 26jährige reichsdeutsche Flüchtling Gerhard B r i e g e r, welcher in der Pension Arosa" in Prag . XIV wohnt, wurde Sonntag nachmittags von heftigen Schmerzen befallen. Als der Arzt kam, konnte er die sofortige Ueber- führung in das Krankenhaus anordnen, wo, B r i e g e r einer Vergiftung erlag. Zur gleichen Zeit wurden seine Verlobte, die 21jährige Edith Kornfeld aus Neudek bei Karlsbad und ihre 20jährige Schwester Ruth mit den Anzeichen der­selben Erkrankung ins Krankenhaus gebracht, wo R u t h Kornfeld in der Nacht auf Montag starb. Ihre Schwester k/mnte gerettet werden. Wie die Polizei feststellte, hatten die drei Genannten gemeinsam mit dem Studenten B r e i n d l Samstag einen Likör getrunken, welcher aus der Schwarzbrennerei eines gewiffen B. D. in Prag XIV stammte. Es spricht also viel für die Annahme, daß die Todesursache in einer Vergiftung durch denaturierten Alkohol zu suchen ist, der von V. D- zur Herstellung von Li­kören benützt wurde. Der Schwarzbrenner wurde verhaftet. Auffallend ist jedoch, daß bei Breindl keine VergiftungSerscheinnngen aufgetreten sind. Wie in Üvaly, ist auch in Prag die Tragödie noch in Dunkel gehüllt. 47 Todesopfer Rom . Die Zahl der Todesopfer bei dem furchtbaren U n w e t t e r inSüditalienhat sich weiter erhöht. In der Gegend von Catanzaxa find bis jetzt 47 Todesopfer zu beklagen. Nahe Reggio Calabria kamen'zehn Menschen ums Leben. Moskau . Nach vorübergehendem Abflauen hat der O r k a n auf dem Schwarzen Meere wie­der mit unverminderter Stärke eingesetzt. Die Küsten - wie auch die Hochseeschiffahrt mußte einge­stellt werden. Der Hafen von Noworossijsk , dessen Anlagen zum Teil schweren Schaden gelitten hat­ten, ist von über vierzig sowjetrussischen und aus­ländischen Schiffen'als Nothafen angelaufen wor­den. Ein Funkspruch des gegen das Unwetter an­kämpfenden DampferTscherno Mor" besagt, daß das im Sturm verunglückte Naphtha-TranSporffchiff »GroSnyj" von ihm und dem Tankschiff.Moskwa " ins Schlepptau genommen wurde. Häftling verschluckt einen Eßlöffel Jglau. Im Jglauer Gefängnis verschluckte der 21jährige Untersuchungshäftling Fr. Erbau aus Hlizov bei Kutnä Hora in einem unbewach­ten Augenblick einen in sieben Teile zer­brochenen Eßlöffel. Im Krankenhause wird zu­nächst der Versuch zur Beseitigung der Bruchstücke auf nichtoperativem Wege gemacht werden. Erban, der wegen des Verbrechens des r ä u b e- rischen Ueberfalles verhaftet wurde, wurde isoliert und in Ketten gelegt, da er mit seinem Versuch offenbar eine Möglich­keit zur Flucht suchte. Atter schützt vor Torheit nicht... Pilsen . Beim Eingang in die Militär- schwimmschule in Pilsen gab Sonntag vormittags der 7 4jährige Pflegling des städtischen Sie­chenhauses Martin List auf die 47jährige Pauline Hanölovä aus einem Trommel­revolver zwei Schüffe ab. Der erste Schuß ver­letzte die Hanclovä am rechten Handrücken, der zweite verfehlte das.Ziel. Der Täter floh nach den Schüssen und verbarg sich in einem Gebüsch beim Lager der Firma Drechsler, wo er von der Polizei ausgeforscht und verhaftet wurde. Er ge­stand die Tat ein und gab als. Ursache an, daß er die Hanölovä einige Male um die Rückzahlung des ihr vor einiger Zeit geborgten Geldes ge­mahnt habe. Er habe aber bereits vor zwei Jah­ren beschlossen, sie zu erschießen und dann Selbst­mord zu begehen. Die Hanälovä gab bei dem Verhör an, daß sie List schon längere Zeit ge­drängt habe, daß sie ihn zu sich nehme, was sie aber abgelehnt habe. Die Ursache des Revolver­anschlages List ist allem Anschein nach ver­schmähte Liebe. Ehrenrettung eines SdP-Abgeordnetrn. Unter diesem Titel lesen wir ichVolkswillc": Der SdP-Abgeordnete Adolf b st wird durch ein Gerichtsurteil, das der christlichsoziale Landbote " in Krumau abdruckt, riner weiteren Oeffentlichkeit bekannt. Es lautet: I 83838 Urteil. Im Namen der Republik. Das Bezirksaericht in Ä.-Knnnau bat heute zu Recht erkannt: Angeklagter Friedrich Neubauer, am 12. 2. 1909 geb., ledig, Besitzerssohn in Priethal 49, ist schuldig. Er habe am 15. 9. 1935 in Priethal den Adolf Jobst durch Schimpfworte Laus ­bub, leck mich um den A..., Rotzbube und durch Wegstoßen, somit durch Mißhandlung an der Ehre gekränkt. Er habe hiedurch die Uebertretuna der Be- leidigima nach 8 1 des Gei. fl. 19833 beaanaen. Nach§ 9HT deS Ges. 10833 sied» das Gericht von seiner Bestrafung ab. Der Anoellagte wird nach 8 St. P. O. zum Erioke der Koben deS Strafverfahrens und. nach 8 393 St. V. O. zum Eriatze des Betrages von 118.50 an Kosten für rechtsfr. Vertretung des Adolf Jobst und an Zeu­gengebühren verurteilt. -'Der Privatankläger ist berechffgt, den UrteilSsvruch auf Kosten d-S Verurteilten in der Leitschrift Landbote in B.-Krumau binnen 14 Taaen nach Rechtskraft des Urteiles bis zum Höchitbetrage der Kosten von 30 KL beröffeufl'chen zu lassen. L. S. Chour m. p. ' B.-Krumau, 15. Oktober 1935. Einer großen Liebe und Achtung scheint sich also der Herr Abgeordnete nicht zu erfreuen. Uns würde nur interessieren, ob der verurteilte Neu- bauer nicht gar zurVolksgemeinschaft" Hen­leins gehört. Benes Ehrenbürger von UZhorod . Im Städ­tischen Lichtspielhause von Uzhorod fand Sonntag eine Festsitzung der Stadtvertretung von UZHorod statt,, die den Minister für auswärtige Angelegen­heiten Dr. Eduard Bestes einmütig zum Ehrenbürger der Stadt U^horod ernannte.(Auch die Vertreter des oppositionellen Lagers der Ungarn und der K o m m u n i st e n stimmten für die Ernennung Dr. Benes' zum Ehrenbürger.) Benes ist nach dem Präsidenten der Republik und dem Landespräsidenten Rozsypal der dritte Ehrenbürger von Uzhorod .' Ei« weiteres Symptom für die Annäherung der beiden Prager Universitäten stellt eine Kund­gebung dar, die am Sonntag vormittags im Hör­saal der Klinik Prof. Dr. Schlosser statt­fand. Im Rahmen eines Fortbildungskurses des Reichsverbandes der deutschen Aerztevereiue in der Tschechoflowakei waren über Einladung der Redaktion derPrager medizinischen Zeitschrift", die diese Kurse organisiert, auch tschechische Kolle­gen erschienen. Dekan Prof. Dr. G a m p e r be­grüßte die Erschienenen: Er hoffe, daß der heu­tige Tag den Anfang für ein weiteres Zusam­menarbeiten bilden werde. Nach ihm dankte der tschechische Dekan Prof. Dr. C a n c i k für die Einladung und drückte die Bereitwilligkeit für eine solche Zusammenarbeit aus. Namens des Ministeriums für öffentliches Gesundheitswesen begrüßte Oberrat Dr. Silbermann die Be­strebungen, die Verbundenheit der Aerzteschaft Nachrichten über die Organisierung zum 3. Bundesturnfest des Atus Die Zahl der verkaufte« Atus-Wandkalender zum 3. Bundesturnfest «m neuerliche 2850, also von 31.500 erhöht Wir berichteten am 16. November, daß sich die Zahl der ver­kauften Attis-Wand­kalender(von deren Reinerträgniffen be­kanntlich den arbeits­losen Mitgliedern die Teilnahme am 3. Bundesturnfest er möglicht werden soll) durch die enorme« Nachbestellungen der Vereine im Laufe von sieben Tagen von 2 0.0 00 auf 3 1.5 00 erhöht hat. Wir können nun heute berichten, baß sich diese Zahl in den letzten sieben Tagen durch neuer­liche Nachbestellungen auf 34.500 Stück er­höhte. Die Berichte der Vereine über die dafür er­haltenen Spenden sind äußerst günstig und fft heute schon für einige Tausend arbeitsloser Ge­nossinnen und Genossen die Teilnahme zum 3. Bundesturnfest gesichert. Nachfolgend die Nachbestellungen der letzten Woche: I. KreiS: OlmLH-Reustift 100 Stück, Zwitta« 100, Römerstadt 50, Würbenthal 50, Breitenfurth 100, Hannsdorf 50, Zlabings 100, Mähr.-Trübau 170, Kumrowitz 50, Oberufer 12, Tattenitz 100, Troppau 100 Stück. V. Kreis: Brüx , S. Kl. 50 Stück, Ladowitz 60, Hohenstein 15, Oberhaan 100, Ullgersdorf 40, Tur» 50, Pärchen 50, Avbesau 20, Böbm.-Leipa 40, Steinsdorf 20, Meretitz 80, Ratsch-Weberschan 20, Komotau I 200, Likwitz 15, Haida 50, Brüx , TD. 100, Graupen-Mariaschein 100 Stück. VI. Kreis: Petschau 30 Stück, Neusattl 50, Neudek 100, Putschirn 70, Pfraumberg 50, Neuer« 50, Untergrün 10 Stück. VII. Kreis: Dittersbach 45 Stück. Der Atus an die Front! beider Nationen, die auf wirtschaftlichem Gebiete bereits bestehe, auch auf wissenschaftlichem Ge­biete weiterzuführen. Die Kundgebung ist aus dem'Grunde bemerkenswert, weA'sie nach vielen Jahren dis erste dieser Art ist, zu der sich auf gkademischem Boden tschechische und deutsche Aerzte zusammengefunden hatten. Sie wurde von dem dichtgefüllten Auditorium mit großem Beifall ausgenommen. Daran anschließend hielten Prof. Dr. Schlaffer und Prof. Dr. Knaus einen Vor­trag über bösartige Geschwülste. Ein feines Mädel. In einem jglauer Hotel wurde in der Nacht auf Sonntag eine ele­gante Fremde verhaftet, die bereits zehn Tage in der Stadt wohnte und ihren Aufenthalt in einigen Hotels wechselte. Es wurde in ihr das 28jährige Dicnstmäöchen Hildegard Pilz aus Engel­ berg bei Freudenthal festgestellt, die wegen D leb­st a h l s von Schmucksachen in Höhe von 6 0.0 0 0 und 1 0.0 0 0 KL Bargeld, der in der vergant genen Wockie in Prag verübt wurde, verfclgt wird. Ihr Komplice G u ft a v Steiner be­findet sich mit zwei weiteren Mitschul­digen bereits in den Händen der Sicherheits­behörden. Die Pilz erwartete Steiner in Jglau und gab sich als Elfriede Hofmann aus. Sie wurde von dem Oberkellner eines Hotels nach der in einer illustrierten Zeitschrift veröffentlichten Photographie erkannt. Außer dem Gepäck und Seidentoiletten wurden nur einige hundert bei ihr vorgefunden und beschlagnahmt. Das amerikanische Großwafferflugzens China Clipper" ist Sonntag in Pearlhabour auf den Sandwich-Jnseln gelandet und hat damit den Eröffnungsflug auf der neuen Poststrecke Ka l i- fornien-Hawai beendet. Ende im Nachtasyl. In einem Wiener Obdachlosenasyl wurde der ehemalige Berliner Re­dakteur Alfred Rosenthal verhaftet, weil er seine Schulden in einem Hotel im 6. Bezirk mit einem ungedeckten Scheck bezahlte. Alfred Rosenthal ist unter dem Namen Apos bekannt. Er war Filmchef des Scherl-Berlages und früher Berater Hugenbergs. Vom Rundfunk empfehlenswertes aus«en Programmen! Mittwoch: Prag , Sender L: 10.05: Deuffche Presse, 10.15: Deutscher Schulfunk für Unterstufen, 10.35: Leichte Musik, 12.10: Schallplatte», 12.35: MuM Salonquartett, 18.40: Deutscher Arbeitsmark, 16.55: Theater für die Jugend, 17.40: Schallplat­ten, 18.10: Deutsche Sendung: Dr. Maras: aus dem ffchechoslowakischen Kulturleben, 18.20: Ar­beitersendung: Grete Schneider: Mutter und Tochter über den Krieg, 18.40: Sozialinfor- mattonen, 18.45: Deutsche Presse, 22.15: Tanz­musik. Sender S: 7.80: Salonorchesterkonzeck 14.15: Deuffche Sendung: Kinderstunde, 14.50: Deutsche Presse, 18.45: Tanzmusik. Brüll* 17.40; Deutsche Sendung: Landwirtschaft .< Furchtbare Verzweiflungstat einer Mutter Das heimlich geborene Kind mit der Senfe in drei Teile zerstückelt' Ein Hund spielt mit der Kindesleiche Die Bevölkerung von Habakladrau und der umliegenden Ortschaften des Bezirkes Marienbad befindet sich unter dem Eindrücke eines Kindesmordes und seiner Begleitumstände in gro­ßer Erregung. Ueberall sieht man Frauen in Gruppen beisammenstehen und das grauenhafte Ereignis besprechen. In Habakladrau wurde ein Hund bemerkt, der mit dem Leichenteil eines Neugeborenen spielte. Das Körperstück wurde von dem Kopfe, den'bei­den Armen und der oberen Brustpartie gebildet, war mit Blut besudelt und Erde beschmutzt. Von dem Leichenteilfund wurde der Ortsvorsteher Franz Waltinger verständigt, der seinerseits die Gendarmerie aus Hohendorf nach der Fundstelle rief. Sofort richtete sich der Verdacht, Mutter dieses Neugeborenen zu sein, gegen die 30jährige Amalie W i l f l i n g, die als Magd beim Orts­vorsteher Waltinger im Dienst stand und wegen Blutungen vor zehn Tagen in das Marienbadcr Krankenheim gebracht werden mußte. Als ein Gendarm zu einem Verhör die Wilfling im Marienbadcr Krankenheim auffuchen wollte, traf er sie gerade bei ihrer Entlassung unter dem Tore des Krankenheimes, verhaftete sie und brachte sie in das Gefängnis des Marienbadcr Bezirksgerich­tes. Hier gestand sie, unbemerkt und ohne Ge­burtshilfeleistung in ihrer Schlafiammer beim Ortsvorstcher Waltinger in Habafladrau ein Mädchen geboren zu haben. Aus Furcht, ihre Dienststelle z« verlieren, bzw. arbeitslos zu werden, habe sie das Neugeborene mit einer alten Sense in drei Teile zerschnitten und die Körperteile, in einer Schürze verpackt, unter Laub im Rachbarsgarten versteckt. Während dort später auch Vie beiden Beinchen des Neugeborenen gefunden wurden, ist bis zur Stunde der dritte Leichenteil, der Rumpf, unauf­findbar. Man nimmt an, daß er einem Hund als Fra ß diente. auf 84.800