Nr. 277 Donnerstag, 28. November 1935 Seite 3 fudetendeutsdier Zcitspie^et Wie roll man bei öffentlichen Arbeiten vorsehen? In der böhmischen Landesvertretung behandelte die Fragen der öffentlichen Arbeiten Genosse Novy, der auf verschiedene Unzukömmlichkeiten bei der Durchführung der Arbeiten hinwies. U a. sagte er: So sehr alle Bemühungen zur Linderung der Not begrünt werden müssen, so wichtig ist es auch, das Augenmerk auf Vorgänge zu richten, die sich bei der Vergebung der öffentlichen Arbeiten absptelen. Es acht Unternehmer, die— die Notlage der Arbeitslosen auSnützend. Bedingungen und Lohnverhällniss« eingefübrt haben, die hohnsprechend sind. Es darf nicht zugelassen werden, daß Arbeitslose ge- demütigt werden: Menschen, die sich monatelang nicht sottefsen konnten, die in Lumpen gekleidet und körperlich geschwächt sind, müssen ordentlich behandelt werden. Weder dürfen die Löhne gedrückt werden, noch darf dir Arbeitszeit den gesetzlichen Bestimmungen widersprechen. Wir lehnen den Versuch ab, den Arbeitern Löhne nach einem Vertrag aufzuzwingen, der durch die Ungeschicklichkeit eines kleinen Verbandes mit einigen Ingenieuren abgeschlossen wurde. Es haben nur jene Löhne Geltung, die in jenen Gebieten. wo öffentliche Arbeiten durchgeführt werden, zwischen der Arbeitgeberorganisation und den Arbeitnehmer- bzw. Fachverbänden, abgeschloffen wurden. Auch die 40-Stunden-Woche ist bei diesen Arbeiten einzuhalten. Wer die Arbeiten verfolgt, kann seststel» len, das» in einem Tempo gearbeitet wird, welcher ungeheuerlich ist. Der ausgehungerte Arbeiter ist vom Aufsichtspersonal Kränkungen ausgesetzt und gerade die Menschen, die am allernotwendigsten eine Beschäftigung brauchen, werden bei einer paffenden Gelegenheit von der Arbeit weggeschickt und nicht mehr eingestellt. Bei der Vergabe öffentlicher Arbeiten sollen die Angebote ansässiger Firmen möglichst berück- ffchtigt werden und ebenso must verlangt werden, dast bei der Zuteilung von Arbeitern die öffentlichen Ar- beitsvcrmittlungSanstalten im Einvernehmen mit den örtlichen Berufs- oder Fachorganisationen vorgehen. Schließlich befaßte sich Genoss« Novy mit den Sicherheits- und Gesundheitsmaßnahmen bei der Arbeit und stellte zu dem Kapitel der öffentlichen Arbeiten Anträge, auf welche wir zurück- kcmmen werden. Die Jugencvertreter beim Landespräsidenten Mittwoch sprachen die Vertreter der Jugendverbände gemeinsam mit Mitgliedern der Landesvertretung beim Landespräsidenten Dr. S o- botka vor, um ihm die Forderungen der arbeitslosen Jugend vorzulegen. Vor allem kam in der Aussprache der schon seinerzeit in der Landesvertretung behandelte und angenommene Antrag zur Sprache, wonach das Land entsprechend der Praxis des Fürsorgeministeriums bei öffentlichen Arbeiten 18 Prozent Jugendliche beschäftigen und die Errichtung von Jugend-ArbeitSgemeinschaften fördern solle. Der Landespräsident erklärte, daß dar Land bereit sei, Gesuchen von Gemeinden um finanzielle Unterstützung von Arbeitsgemeinschaften zu entsprechen, wie dies z. B. in Fischern der Fall war. Es müßten auch Wege gesucht werden, um bei den öffentlichen Arbeiten eine entsprechende Zahl von Jugendlichen unterzubringen. Der LandeSprvsi- dcnt sagte diesbezügliche Weisungen an die Bez zirke zu. Mit diesen Fragen dürfte sich auch noch der Landesausschuß beschäftigen. An der Deputation, welch« vom LandesauS- schußbeisitzer Genossen M a ch a 111 eingeführt wurde, nahmen neben Vertretern der tschechischen Hus, Cheltschicky, Komensky Unter dem Titel.Leiden des Geistes" hat Otto Friedrich im Europäischen Verlag, Zü rich , ein Buch herauSgegeben, da» in leichter, flüssiger Sprache geschrieben ist und jedem, der es liest, ein paar schöne Stunden des Vergnügens und der Erkenntnis bereitet— nicht allein einer historischen, sondern auch einer politischen Erkenntnis, insofern eS sich um Leben und Lehre dreier Männer handelt, die jenen Humanismus geschaffen haben, dessen vorläufig letztes und menschlich zugängliches Kapitel, wie der Verfasser mit Recht sagt, das Lebenswerk T. G. Masaryks ist, und deren edle Anschauungen nicht nur ein allgemein menschlicher, sondern auch sozialer Humanismus ist. Der erste der Dargestellten ist der religiöse Reformator Johannes Hus , dessen Wirken bekannt ist, weswegen von diesem ersten Kapitel dcS Friedrichschen Buches nur gesagt werden kann, daß es dem Verfasser gelungen ist, HuS' Wirksamkeit auS dem sozialen und religiösen Milieu seiner Zeit verständlich zu machen und ein ttef« sende» Bild deS mutigen Reformator» zu zeichnen, der für seine Ueberzeugung in den Tod gegangen ist. Mit Recht hebt auch Friedrich hervor, daß diejenigen, welche in Hus nichts anderes als den nationalen Reformator und Gegner der Deutschen sehen. Unrecht haben. Er weist nur aus den freundlichen Empfang hin, den dis deutsche Bevölkerung Hu» auf seiner Reise von Prag nach Konstanz bereitet hat. Mit lebendigem Interesse liest man das »weite Kapitel de» Buches, welche» den großen nationalsozialistischen und republikanischen Jugend für den tschechischen sozialistischen Jugendverband die Genossen D v o k a k und R a u s, für die deutsche sozialistische Jugend die Genossen Lorenz und N e u w i r t h teil. Der Steuerexekutor seht uml Dieser SchreckenSruf hat heute am Lande eine ähnliche Bedeutung wie etwa:„Beim Nachbar brennt's!" Jene, die er besuchen wird, wissen ja nur zu gut, daß es unter Umständen den Anfang vom Ende ihrer Existenz bedeutet. Und daS sind in erster Linie die Kleinlandwirte. Unzählige Briese an den Kleinbauernverband bezeugen es Wie es zugeht, zeigt ein Bericht über eine Pfändung bei einem Kleinbauern in Westböhmen, den wir hier veröffentlichen: Ei» Steuererekutor aus dem Steurramt Wrseritz, Bezirk Plan, amtierte hier vom 20. d. M. angefangen einige Tage lang in unserem Ort. als drrselie in meiner Wohnung erschien, konnte er sich nicht einmal,richtig vorstrllen und so wußte ich lange nicht, mit wem ich es eigentlich zu tun habe. Der gute Mann konnte wahrscheinlich nicht viel deutsch sprechen, nur durch längeres Hin- und Hrrdeuten, bemerkte ich erst, daß er wegen Steuer, rückständen von 800 Kc meinen Milchsrperator und eine Kuh anfgeschrieven hatte, ohne daß er den Biehstall besichtigt hat. Die Kuh und der Seperator wird doch täglich zu Nahrungszwecken gebraucht für fünf Personen. Wenn dieses zur Berstrigerung kommt, so bin ich wirtschaftlich ruiniert und ist auch für weiteres die Steuerkraft verloren. Hätte ich mich mit diesem Mann verständigen können, so hätte ich freiwillig einige Gegenstände zum Psandr überlassen, die in der Wirtschaft leichter entbehrlich sind. Somit ist ersichtlich, daß man da» ganze deutsche Gebiet wirtschaftlich zugrunde richten will. Wo bleibt da die Demokratie, und Gleichberechtigung? Haben wir deutschen Sozialdemokraten, Kleinbauern und.Häusler solche Behandlung verdient? ... Man muß doch mit solchen Struerbeam- ten sprechen können, denn durch bloßes Deute« kann ich die Exekution nicht anerkennen. ... Durch die zweijährige Mißernte hier ist es nicht ander? möglich als die Rückstände der Steuern nur ratenweise uachzntra-en." A. M. in O. Wir wissen nun nicht, wohin dieses Kapitel einzureihen ist: Unter unsere sagenhafie„Agrardemokratie" oder etwa unter die„Steuerdemokratie". UnS will es scheinen, daß solche Metho-, den die arme Landbevölkerung keineswegs zu einer demokratischen Auffassung erziehen. Es wird Sache des Finanzministerium» sein, einen derartigen Unfug, wonach ein Steuererekutor bei den Leuten Pfändungen vornimmt, ohne sich mit diesen verständigen zu können, ehestens abzustellen. Die Einäscherung des Genossen Edmund Burian . Am Dienstag nachmittag fand im Brünner Krematorium die Einäscherung des verstorbenen Genossen Edmund Burian statt. Wie beliebt und geachtet der Verstorbene bei der Arbeiterschaft war, kam in der großen Zahl Menschen zum Ausdruck, die gekommen waren, um sich von ihrem Freund und Genossen zu verabschieden. Vertreten waren die Troppauer Kreisorganisation unserer Partei, die Bezirksorganisation Mäbr.« Ostrau , der Vorstand des Internationalen Mc- taUarbeiterverbandeS in Komotau , die Verwaltungsstellen Mährisch-Ostrau und Jägerndorf und die Zahlstellen Freistadt, Witkowitz und Oderberg Friedensapostel,„den böhmischen Tolstoi", Peter Cheltschicky zum Gegenstände hat. Ehel- tschickys Kampf hat sich gegen zwei Mächte der damaligen Zeit gerichtet, gegen den Kaiser und gegen den Papst, also gegen jene, welche, wie er sagt,„das Netz des Glaubens, mit dem die Menschen auS den MeereStiefcn gefischt werden, bösartig zerrissen haben". Was unS an Cheltschicky besonders interessiert, ist der ausgesprochen a n t i- kapi t a li sti sch e Ch ar a k t er seiner Lehren. Mit der ganzen Kraft seiner Beredsamkeit stellt er die Wucherer und Geldverleiher, die Ausbeuter jener Zeit, an den Pranger. Die fiesere Ursache von Krieg, Raub und Mord, in seine Zeit erfüllen, steht er in der bürgerlichen Ordnung, seine Lehre muß daher Verständnis finden insbesondere bei den Sozialisten unserer Zeit. . Da» dritte Kapitel von Friedrichs Buch behandelt den großen Pädagogen und Menschenfreund Jan Amos Komensky , eine wahre Leidens« und Heldengestalt, dessen persönliches Leben von erschütternder Tragik ist. Er war ein ruheloser Wanderer, zeitlebens ein Emigrant, der als verfolgter Protestant- sein Vaterland gerade in dem Augenblick verlassen mußte, in dem er dazu herangereift war, ihm das größte Werk seines Lebens, die Grundlage eines neuen Erziehungswesens, zu geben. Die„Didactica magna", die„Große Unterrichtslehre" war es, die Komenffy zu einem der größten Geister aller Zeiten und zum Vorkämpfer einer modernen Erziehungslehre stempelt, eine Lehre, die er verkündet hat in einer Zeit ärgster Barbarei: im Dreißigjährigen Kriege. Komenffy ist der Vater der modernen Volksschule, der die Forderung aufgestellt hat, daß die gesamte Jugend beiderlei Ge- dieses Verbandes. Außerdem hatten sich viele Brünner Genossinnen und Genossen und Freunde des Verstorbenen eingefunden. Namens der deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei und deS Internationalen Metallarbeiterverbandes verabschiedete sich Genosse Kaufmann in ergreifenden Worten von dem Verstorbenen, indem er die Verdienste hervorhob, die sich GeNoffe Burian um die Arbeiterbewegung im allgemeinen und’ia die Gewerkschaft der Metallarbeiter im besonderen erworben hat. Genosse Kaufmann überbrachte dem Toten tue letzten Grüße der Arbeiter nnd t ankte ihm für aff das, was er in seinem arbeitsreichen Leben für die Arbeiterschaft geleistet hat. Für die tschechische Sozialdemokratie und die Gewerkschaften sprachen bte' Genossen Rouöek und S i d a.' Nach dem Vortrag des„Liedes der Arbeit" und der„Internationale" wurde der Leib des verstorbenen Genossen Burian den Flammen übergeben. Sein Geist wird in uns weiter fortleben l Die Sprengeibürgerschulen im Senatsplenum Kommunisten stimmen für die Vorlase Prag . Der Senat verhandelte am Mittwoch nachmittags über das Sprengelbürgerschulgesetz, das im Ausschuß im Einvernehmen mit dem Schulministerium in einigen Punkten abgeändert wurde, so daß die Vorlage in der neuen Fassung an das Parlament zurückgehen muß. Der tschechische Genosse Vojta Bene», der schon im alten Parlament als Referent um das-Zustandekommen der Vorlage eifrig bemüht war, hielt ein sehr instruktives Referat, in dem er die außer- ordentlich komplizierte Rechtslage, die auch die finanziellen Interessen der beteiligten Schulgemeinden stark berührt, eingehend darlegte. Nach der Vorlage sollen ursprünglich an den Schulerhaltungskosten auch die umliegenden Gemeinden partizipieren, aus denen Kinder in die betreffende Bürgerschule gehen. Bisher mußte die engere. Schulgemeinde selbst alle Kosten tragen, obwohl in manchen Fällen die Zahl der auswärtigen Kinder bedeutend größer ist al» di« der einheimischen. Dagegen erhoben sich jedoch aus den Kreisen der kleinen, finanzschwachen Landgemeinden erhebliche Widersprüche. Nach per endgültigen Vorlage werden die Kosten zu ie einem Drittel auf den eigentlichen Schulsprengel, auf den gesamten Bezirk und auf daS Land aufgeteilt. Die neuen Sprengel- bürgerschulen können natürlich nicht auf einmal errichtet werden, da die» auch eine starke Belastung der Schulverwaltung bedeuten würde. In der Debatte erklärte u. a. der Kommunist Mikuliöek namens seiner Partei, daß sie daS Gesetz für gut erachte und daher dafür st i m m e n werde.— Die Debatte wurde schließlich ans Donnerstag vormittags vertagt. Gömbös und Kanya nach Wien Budapest . Ministerpräsident Gömbös begibt sich Donnerstag in Begleitung des Ministers des Aeußeren Kanya nach Wien znm Besuch des Bundeskanzlers Dr. Schuschnigg. Venizelos amnestiert Allgemeine politische Amnestie Athen . Ein königliches Dekret proklamiert eine allgemeine Amnestie in Griechenland , in welche auch Venizelos eingeschlossen ist. Sämtliche verurteilten und inhaftierten Offiziere und Soldaten, auch General Plastiras, werden begnadigt. Das beschlagnahmte Vermögen wird nicht zurückerstattet. schlechtS der Schule anzuvertrauen sei, nicht nur die Kinder der Reichen, sondern aller in gleicher Weise,„Adelige undBürgerliche, Reiche undArme, Knaben und Mädchen in großen und kleinen Städten, in Flecken und Dörfern." Der Leser wird mit Staunen die Schilderung der ausgezeichneten pädagogischen Methoden Kamenskys verncl- men, wie wir sie aus dem Buche Friedrichs einp- fangen. Biele Lehren, die Komenffy den Er« ziehern erteilt— erinnert sei nur an die Selbstverwaltung der Schüler— sind auch heute noch revolutionär und— leider nicht erfüllt. Mit Recht sagt Friedrich, daß Kamenskys ganze Unterrichtslehre eine jener menschlichen Leistungen ist, „die gelöst von den Fesseln ihrer Zeit eingehen in die Gedankenwelt einer jeden späteren menschlichen Generation". Und dieser große Geist hat Unglück auf Unglück erlebt, am 29. April 1656 wurde di« polnische Stadt Liffa, in der er sich aufhielt, geplündert und den Flammen vreisgegeben. Bis auf wenige von Komenffy im letzten Augenblick vergrabene Werke ging ein großer Teil seiner Le- bensarbeit, vieles, was er in vierzig Jahren geschaffen hatte, im Feuer auf.„Mein ganzes Leben war eine Wanderung, eine beständig wechselnde Herberge— nirgends ein Vaterland." Fern von der Heimat, die er nie wiedergesehen hat, ist Komenffy am 15. November 1671 in Amsterdam gestorben. Diese flüchtige Darstellung des Inhaltes wird hoffentlich viele dazu verleiten, die Schrift Otto Friedrichs zur Hand zu nehmen, die Sude- tcndeutschen im besonderen werden reiche Belehrung schöpfen ans der Lehre jener Männer, deren Werk im tschechischen Voll fortwirkt bis auf den heutigen Tag. E. St. Riesendiebstahl In derSowjetsesandtschaft Ein Gesandtschaftsbeamter flüchtig Prag . Wie„A-Zet" berichtet, wurde in der Nacht auf Mittwoch in Prag im Gebäude der Gesandtschaft einer Großmacht ein Diebstahl verübt, bei dem rnnd eine Million UL zum Teil auch in Valuten nnd wichtige Dokumente geraubt wurden. Der Gesandte konstatierte am Morgen, daß der Tressor der Gesandtschaft ausgeraubt worden war, daß aber der Täter keine Gewalt angewendet hatte, sondern offenbar mit den richtigen oder nachgemachtcn Schlüsseln aufgeschlossen haben mußte. Bald kam heraus, daß einBeamterderGesandtschaft, der morgens nicht zum Dienst erschien, bereits in der Nacht heimlich seine Wohnung verlassen hatte. Als sich herausstellte, daß der Beamte seine heimliche Abreise schon ftüher vorbereitet hatte, war die Gesandtschaft vor die unangenehme Tatsache gestellt, daß offenbar der eigene Beamte den Diebstahl verübt hat. Nach dem„Prager Tagblatt" handelt es sich «mdie sowjetrussische Gesandtschaft, die in einer Billa am untern Ende deS Rieger- parkS in den Weinbergen ihren Sitz hat. Brasilianisches Chaos Die Situation nicht zu übersehen Rio de Janeiro . Mittwoch morgen brachen, wie amtlich mitgeteilt wird, Militäraufstände an zwei Punkten in Rio de Janeiro aus. In der HeereSfliegerschule griff eine Gruppe von Sergeanten die Offiziere an und übernahm das Kommando. Das erste Fliegerregiment leistete den Aufftändischen Widerstand. Die Artillerieschule bombardierte die Aufständischen. 3n den späten Morgenstunden wurde der Aufftand niedergeschlagen. Gleichzeifig hatte sich ein Jnfanteriebatail- lon in der Kaserne neben dem Berge Zuckerhut erhoben unter Führung eines Hauptmanns, der dort als Extremist gefangen gehalten wurde. Zwei stafionierte Bataillone widersetzten sich den Aufständischen und gingen zum Angriff über. Nachdem die Kaserne in Brand geschossen war, ergaben sich die Aufständischen. AuS Natal wird gemeldet, daß die Aufständischen, ohne den Angriff der Regierungstruppen abzuwarten, die Stadt verlassen haben. Die Radiostation von Natal steht wieder in Verbindung mit Rio und die von den Aufständischen festgehaltenen Kondorflugzeuge konnten ihre Reise fortsetzen. Die Aufftändischen in Pernambuco mußten vor dem Bombardement durch Regierungsflugzeuge und vor dem Angriff der BundeS- infanterie zurückweichen. Sie haben 60 Tote zu- rückgelaffen. Die Regierungstruppen machten 120 Gefangene. „Graf Zeppelin ** tagelang Uber dem Kampfgebiet Weil um den Landungsplatz gekämpft wurde Auf seiner 500. Fahrt stellte das Luftschiff „Graf Zeppelin" in Südamerika unfreiwillig einen neuen Dauerrekord für Luftschiffe auf. denn eS blieb infolge der Unruhen in Brasilien 119 Stunden in der Lust. Damit ist der bisherige Dauerrekord des Luftschiffes, den eS auf seiner ersten Fahrt nach Nordamerika mit 111 Stunden 44 Minuten aufstellte, um rund sieben Stunden überboten worden. Laval bleibt? Paris.(Havas.) Die Vertreter der Links« klubs der Depufiertenkammer sind heute vor« mittags zusammengetreten, um über die Einzel« beiten des Vorgehens bei der Sitzung der Deputiertenkammer zu beraten. Es konnte jedoch keine gemeinsame Formel, weder hinsichtlich des Meritums der Sache noch betreffend das Vorgehen bei der Debatte, gefunden werden, die Donnerstag in der Kammer abgeführt werden soll. Die Sozialisten teilen mit, daß sie der Regierung bei der Abstimmung über die Ligen und über die Verteidigung des Franc die Unterstützung entziehen werden, die Radikalsozialiften sind scheinbar wiederum bereit, für die finanziellen Fragen, die von der Regierung vorgelegt werden, zu stimmen. Wie es scheint, behalten sich die einzelnen in der Linksdelegation vertretenen Gruppen für die Sitzung der Deputiertenkammer Aktionsfreiheit vor. Havas meldet, daß der Versuch der extremen Linken, die Regierung zu stürzen, scheinbar definitiv gescheitert ist.. Japan sperrt Nordchina ab Schanghai. <Tsch. P. B.) Auf Berkan- gen deS japanischen Militärs in Nordchina, das angeblich Transporte von Truppen auS Honan nach Rordchina befürchtet, wird der Bahnvrrkehr zwischen Tientsin und Pukau in Tsinanfu unterbrochen. Die Züge auS Pukau verkehren nur bis Tsinanfu , wo die Weiterbeförderung durch die Züge nach Tientsin übernommen wird. P ei ping. lReuter.) Rach der Besetzung des BahnhofeS in Tkchangpimen und von Fentai sind die japanischen Truppen nunmehr Herr aller Eisenbahnlinien in Nordchina. Die Züge, welche von und nach Peiping verkehren, werden über die Tientsin-Strecke geleitet.
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15 (28.11.1935) 277
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