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ZENTRALORGAN
DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEI IN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK
ERSCHEINT MIT AUSNAHME DES MONTAG TAGLICH FRUH. REDAKTION UND VERWALTUNG PRAG XII., FOCHOVA 62. TELEFONI 53077. HERAUSGEBER: SIEGFRIED TAUB . CHEFREDAKTEUR : WILHELM NIESSNER. VERANTWORTLICHER REDAKTEUR: DR. EMIL STRAUSS, PRAG .
15. Jahrgang
Wieder einer!
SdP- Mann und Nazikurier
Wie ,, A- Zet" aus Königgrät meldet, wurde Donnerstag in den frühen Morgenstunden an der Grenze von der Finanzwache der 32jährige Ing. Franz Winkler, ber leitende Beamte der Firma Pa m, Fabrik für Papierhülsen in Landsfron, verhaftet. Er wurde schon längere Zeit beobachtet, da er die Grenze auffallend oft überschritt. Als Winkler merkte, daß sich ihm ein Finanwachangestellter nähert, suchte er zu fliehen, wurde jedoch eingeholt und einer genauen Untersuchung unterzogen.
Eingenäht in Taschen und in geheimen Rockfalten wurden bei ihm kompromittie rende Zuschriften hochverräterischen Inhalts gefunden. Die Briefe waren an bekannte tschechoslowakische Staatsangehörige in Berlin , vor allem an den früheren hakenkreuzlerischen Abgeordneten Krebs, den jetzigen Chef der Breffepropaganda, gerichtet. Andere Briefe waren für Walter May in Berlin und hervorragende politische Persönlichkeiten des Dritten Reiches beftimmt.
Der verhaftete Ing. Winkler war dem " A- 3" zufolge ein Rurier des Lands= troner Turnvereines und ein bewährtes Verbindungsglied zwischen den Turnern und dem Reich, gleichzeitig aber auch ein tätiges Mitglied der Henleinparteiin Landskron. Außer den Briefen wurden bei ihm auch Skizzen verschiedener staatlicher Gebäude, vor allem von Objekten der Militärverwaltung, der Eisenbahn und der Post, gefunden. Der Aufstand in Brasilien unterdrückt
Paris. ( Tsch. P.-B.) Der brasilianische Staatspräsident hat die Gouverneure der Provinzen telegraphisch davon in Kenntnis gesetzt, daß die revolutionäre Aufstandsbewegung in Natal , Pernambuco und Rio de Janeiro volltommen unterdrückt sei.
Rio de Janeiro . Ueber die Räumung der Stadt Natal seitens der Aufständischen wird mitgeteilt, daß sich die Aufständischen an Bord
Freitag, 29. November 1935
Exposé des Genossen Dr. Czech:
Einzelpreis 70 Helfer
( einschließlich 5 Heller Porto)
Nr. 278
Der Kampf für die Volksgesundheit
ein Kampf für die bessere Zukunft des Volkes
Prag . Jm Gesundheitsausschuß erstattete Gesundheitsminister Genoffe Dr. Czech am Donnerstag ein umfassendes Referat über die Pläne und Leistungen seines Ressorts, wobei er wahrhaft erschütternde Ziffern über die verderblichen Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf die Gesundheit weiter Bevölkerungsschichten, vor allem der Arbeitslosen und ihrer Kinder, an die Spitze seiner Ausführungen stellte. Daraus ergab sich von selbst die Folgerung, daß unser ganzes Gesundheitswesen sich diesen furchtbaren Tatsachen anpassen und dementsprechend legislativ wie organisatorisch nach der sozialen und sozial hygienischen Seite um stellen müsse, dies um so mehr, als die Basis für das ganze Gesundheitswesen derzeit ein Gesetz aus dem Jahre 1870 bildet.
Nach welchen Richtlinien dieser dringend notwendige Umbau erfolgen müßte, legte Dr. Czech in den großen Umrissen wie in Einzelheiten überzeugend dar.
Die Ausführungen des Ministers, die von tiefem Verantwortungsgefühl für die Opfer der Wirtschaftskrise getragen waren, machten auf den Ausschuß sichtlich großen Eindruck. Es kam zu einer streng sachlichen Debatte, aus der sich ergab, daß auch die Opposition den Plänen des Ministers zustimmend gegenübersteht. Wir werden über den Verlauf der Debatte noch berichten.
Dem Erposé entnehmen wir folgende Stellen:
Aber alles in allem stehen wir heute bei einer
Durch mehr als sechs Jahre steht unser Land Jahre gestorben. Auch hier sehen wir wieder einen unter dem Druck der Wirtschaftskrise. Sie hat auch bedeutsamen Rückgang. das Gesundheitswesen des Staates aufs schwerste ergriffen und auch hier bittere Auswirkungen gezei- Einwohnerzahl von fast 15 Millionen Einwohnern tigt. Diese sind namentlich dort in sehr fühlbarem noch immer vor der sehr hohen Mortabilitätsziffer Maße in Erscheinung getreten, wo sie auf einen von 199.203 Personen jährlich, vor einer beklemschwächlichen oder durch Not und Entbehrungen menden Tuberkulosesterblichkeitsziffer von 20.725 unterwühlten Organismus stießen, wie dies vor und vor der Tatsache, daß noch immer jährlich
allem bei den Kindern und Jugendlichen, 35.839 Kinder im ersten Lebensjahr sterben.
bei den Frauen und Arbeitslosen der Fall ist.
Es ist eine der brennendsten Aufgaben miseres Staates und besonders seiner obersten Gesundheitsverwaltung, den aus dieser Richtung kommendan Gefahren tatkräftig entgegenzuwirken, um, wenn schon nicht alle, so doch den größten Teil der von der Krise erfaßten gesundheitlichen Opfer ihren Klauen zu entreißen.
Gesundheitsstatistik
Diese Ziffern sind, verglichen mit den 18alogen Verhältnissen mancher anderer Länder, zweifelsohne noch immer viel zu hoch und es wird daher vieler Mühe und des Zusammenwirkens aller öffentlichen und privaten Faktoren des Landes bedürfen, um sie noch weiter herabzudrücken.
fundheitsverhältnisse der ärztlich betreuten Rinder von Arbeitslosen. Ueber das Ergebnis der Erhebun gen wurde in einer kürzlich in Prag abgehaltenen Tagung der Fachgruppe der Schul- und Fürsorges ärzte referiert und unter Hinweis auf die katastro phale Unterernährung der Kinder festgestellt, daß befonders die Kinder der Arbeitslosen im Wach 3- tum zurückgeblieben und körperlich wie geistig nahezu überhaupt nicht leistungs fähig sind.
Aus dem Berichte des Chefarztes des vom Bezirk Tetschen errichteten Kindererholungsheimes in Dittersbach geht hervor, daß 80 Br. zent der dort aufgenommenen Kinder unterge. wichtig und dadurch in ihrer Entwicklung gehemmt, geschwächt oder sonst gestört sind. Die Zahl der Kinder mit Verbildungen im Knoche system infolge der durchgemachten Englischen Krankheit betrug 50 Prozent. Bei 48 bis 65 Prozent fand man Wucherunge a im Nasen- und Rachenraum infolge quantitativ nnd qualitativ ungenügender Ernährung und unhygie nischer Lebensweise, infolge Wohnungselends, un. genügender Bekleidung und Beheizung. 24 bis 29 Prozent der Kinder waren engbrüst: g. 34.5 bis 40 Prozent haben eine schiefe Rr. perhaltung mit einer mehr oder weniger hochgradigen Wirbelsäulenverkrümmung. 26 bis 34 Prozent haben neurotische Symp. to me als Ausdruck der allgemeinen Neuropathie. Dabei wird nur so nebenbei erwähnt, daß bei jedem Antransport von 100 Kindern 10 bis 15 berlaust waren und ein Teil der Kinder in fadenscheinigen, geflickten und zerrissenen Klei. dern, die vielfach bereits auseinanderzufallen drohten, ins Heim gebracht wurde.
Ich beschränke mich auf diese Feststellungen hin sichtlich der Verelendung der Kinder. Ich fann aber auch nicht umhin, auf die traurige Lage der Frauen und stillenden Mütter in den von der Arbeitslosigkeit heimgesuchten Familien sowie darauf zu verweisen, daß die gesundheitlichen Verhältnisse Aber wir dürfen uns mit der rein quan der Arbeitslosen geradezu niederdrückend titativen Abschäzung der gesundheitlichen sind. Die vom Fürsorgeministerium gemeinsam mit Verhältnisse unseres Landes absolut nicht zufrie- dem Gesundheitsministerium eingeleitete Heilfür dengeben, so:: dern müssen nach einem wahren forgeaktion für Arbeitslose kommt leider gerade jetzt Spiegelbild der tatsächlichen Ge und gerade in den bedrohtesten Gebieten infolge sundheitsverhältnisse im ganzen Mangels an finanziellen Mittelm Lande, aber auch in den einzelnen Teilen des und des Ausscheidens eines Teiles der Aerzte aus Staates suchen. der Aktion als helfender Faftor nur in einem Tei! der Bezirke ernstlich in Betracht.
Unsere Oeffentlichkeit quittiert die von Zeit zu des erbeuteten Dampfers ,, Santos" begaben und Zeit auftauchenden Meldungen über die fortschreiunbekannt wohin abfuhren. Ihre Führer wieder tende Besserung der Gesundheitsverhältnisse unseres sind auf einem bei dem Aufstand beschlagnahm- Landes mit Dank. Aber unsere amtliche Statistik gibt ten ,, Kondor"-Flugzeug in unbekannter Richtung leider nur einen mechanischen durchschnitt der uns insbesondere auch plastisch vor Augen fühabgeflogen
Italien
fürchtet die Oelsanktion
Uns fehlt ein sozialer statistischer Wertmesser, unseres staatlichen Gesundheitsbereiches. Sie er ren würde, wie es in den von der Wirtschaftskrise zählt uns, daß die Sterblichkeit in unserem Lafide und Massenarbeitslosigkeit am stärksten heimgesuchim Staatsdurchschnitt 18.34 Prozent im Jahre 1919 ten Gebieten, in den industriellen Benund 13.23 Prozent im Jahre 1934 betrug. Ein tren des Staates aussieht. Nur eine solche anderes Beispiel: Im Durchschnitt der Jahre 1923 sozial und sozialhygienisch auswertbare Statistik bis 1932 starben 21.934 Personen an Lungen würde uns zeigen, wo wir den Hebel anzusetzen London. Der Neuterberichterstatter mel- tuberkulose und 2683 Personen an anderen haben. Es wird daher eine der wichtigsten Aufgaben bet aus Nom: Ueber die Bewegungen der italieni- Tuberkuloseerkrankungen, im Jahre 1934 18.424 lchen Truppen, die, wie eingestanden wird, ange- resp. 2301 Personen. Das sind ohne Zweifel An- des Gesundheitsministeriums sein, in der Zuſamzeichen einer bedeutsamen Besserung. menarbeit mit dem Statistischen Staatsamt und ordnet wurden, um der drohenden Verschärfung der betrachten wir die Kindersterblichkeit: unter Mitwirkung der Staatlichen Gesundheitsder Sanktionen durch das Verbot der Petroleum- Im Jahre 1924 find von je 1000 Kindern rund Anstalt der Gesundheitsstatistit neue ausfuhr nach Italien zu begegnen, wird strengstes 148, im Jahre 1934 nur rund 127 Kinder im ersten Wege zu weisen. Stillschweigen bewahrt. Es sind zwei Vermutungen allgentein verbreitet, und zwar erstens, daß SOS- Ruf an alle: der Transport der Truppen von Italien nach Libyen angeordnet wurde, und zweitens, daß die| italienischen Militärabteilungen, welche im September von der französischen Grenze abgezogen wurden, nun wieder ersetzt werden. In Rom ist man der Ansicht, daß der Benzinvorrat in Dit afrika bis Feber ausreichen wird, daß aber sofort nach der Verschärfung der Sanktionen der Zivilbevölkerung in Italien strengste Sparsamkeit im Betroleum und Benzinverbrauch angeordnet werBadoglio hat das Kommando übernommen
Rom. Marschall Badoglio ist am Donnerstag in Massaua in Italienisch- Eritrea eins getroffen und hat sich nach einer langen Unterredung mit Marschall de Bono im Auto nach Asmara begeben, wo er mittags eintraf. Marchall Badoglio hat den Oberbefehl über die italienischen Truppen in Ostafrika übernommen, Marschall de Bono hat die Rückreise nach Italien
angetreten.
Kinder in höchster Not
Wie sehr es notwendig ist, die Krisenauswirkungen in den von der Arbeitslosigkeit am härtesten heimgesuchten Gebieten zu erforschen, zeigen die Ergebnisse einer Erhebung, die das Gesundheitsministerium in den halbamtlichen Beratungsstellen ,, N a šim dětem vor ganz kurzer Zeit durchführen ließ, um für die von ihm geplante Kinderhilfsaktion greifbare Unterlagen zu erhalten. Die Ergebnisse dieser Erhebung sind geradezu aufregend. Doch es ist am besten, wenn wir fie vorläufig ohne jeden Kommentar für sich selbst sprechen lassen, wobei wir natürlich nur einzelne markante Beispiele herausheben wollen.
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So hat die Brüger Beratungsstelle festgestellt, daß im ersten Vierteljahr des Jahres 1935 die Zahl der mit Affektion der Lymph= drüsen behafteten Kinder um 36 Prozent, die Zahl der tuberkulösen Kinder um 42 Prozent und die Zahl der rachitischen Kinder um 200 Prozent- wohlgemerkt, innerhalb eines Jahres!- zugenommen hat.
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In Schüttenhofen wurde im Jahre 1935 eine Zunahme der Rachitis um 100 Prozent, eine Zunahme der Kinder mit schadhaftem Gebis um 63 Prozent festgestellt.
Ehe wir nun zu der Frage übergehen, welche Vorsorgen wir angesichts des ge. waltigen Neberhandnehmens der gesundheitlimen Gefahrenherde unseres Landes zu treffen haben. wollen wir uns darüber klar werden, ob unser Gesundheitswesen den großen Aufgaben, die.hm in nächster Zeit gestellt sein werden, gewach= sen sein wird, und ob es sich dessen bewußt ist, daß die soziale Fürsorge mit der furativen Hand in hand gehen muß und daß eine Gesundheitsverwaltung ohne sozialhygienische und Gesundheitsfürsorge ein Torso ist und bleiben muß.
Diese Erkenntnis zum Fundament der ge samten Gesundheitsverwaltung zu machen und sie in ihr nächstes Aufgabenprogramm einzugliedern, scheint mir das Gebot der Stunde zu sein.
Wir müssen aber auch den gefunden Mens schen zum Gegenstand unserer Fürsorge machen, um auf der Höhe unserer Aufgaben stehen zu können. Ich weiß, daß wir uns zum Gedanken der Notwen digkeit einer regelmäßigen Gesund: n untersuchung nicht über Nacht emporarbeiten fönnen, aber es ist meine Ueberzeugung, daß erst, sobald dies geschehen sein wird, ein gewaltiger ilmschwung und Aufstieg der Gesundheitspflege unseres Staates beginnen wird.
In Tepliz. Schönan ergaben sich bei Das neue
der gleichen Erhebung bei 40 Prozent der Kinder Erscheinungen der Rachitis.
In sch wurde ein rapider Aufstieg der Blutarmut und eine Zunahme von sch a d baftem Gebiß als Folge der Unterernährung um 39 Prozent festgestellt.
Aehnliche Beobachtungen wurden auch an anderen Stellen gemacht. Im gleichen Sinne lauten auch die von den Schulärzten im Aussiger und Bodenbacher Gebiet durchgeführten Untersuchungen über die Lebens-, Ernährungs- und Ges
Gesundheitsgesetz
Ohne einen Umbau unseres Gesundheitswesens in seinen legislatorischen und organisetorischen Fundamenten können wir nur schwer vor wärts kommen. Indem ich dies sage, wende ich mich gegen niemanden, aber ich wende mich an alle. Unsere Gesundheitsverwaltung bedarf dringendst der endlichen und raschen Befreiung aus den altösterreichischen Fesseln und einer An.