Nr. 278 Freitag, 29. November 1935 Seite 5 Ein vertrauensseliger Bräutigam und ei« psychopathisches Weibchen Marie Klapka vor Gericht De « Bräutigam bestöhle«, be« Geliebte« mit Geschenken überschüttet Prag . Der starke Andrang, der Donnerstag im VerhandlungSzinuner des Strafsenates H r u s k a herrschte, zeigte an, daß ein besonderer Fall zur Verhandlung stand. Dem war auch wirklich so, denn vor den Richtern stand die 21jährige Marie Klapka, deren Affäre vor etwa zwei Monaten grohes Aufsehen erregt hat, und neben ihr ihr Ge­liebter Ottokar Chruma, ein 27jähriger Beamter der Pensionsanstalt. Außer den beiden Angeklag­ten tritt noch eine Hauptperson auf: der junge Ad­vokat Dr. B o h u s l a v E., der offizielle Bräutigam der Marie Klapka, als Zeuge und Geschä­digter. Die von Staatsanwalt Dr. T o m s a vertretene Anklage legt der Marie Klapka das Ver­brechen der Veruntreuung, des Dieb­stahls und des Betruges zur Last und der ent­wendete Betrag beträgt an 180.090 Kc, von denen allerdings ein Großteil wieder zuftandegebrachi wurde. Kurz gesagt: Marie Klapka hat ihren Bräu­tigam. der ihr ungemessenes Vertrauen schenkte, schamlos bestohlen, um ihren Liebhaber mit kostspie­ligen Geschenken aller Art zu überschütten. Dieser Roman eines pathologischen Weibchen- dürfte die Psychologen mehr interessieven als di« Juristen, denn vom Standpunkt des Strafparagra­phen liegt der Fall vollkommen klar. Marie Klapka ist«in moderner DurchschnittS- typ. Schlank, gut gewachsen, mit künstlich blondem Haar. Tochter eines akademischen Malers, aufge­wachsen in reichlich zerrütteten Familienverhältnis­sen. Der Vater unterhielt allerlei Verhältnisse, die Mutter starb vor einiger Zeit und hinterließ ihrer Tochter eine Versicherungspolizze auf 80.000 KL. Bon einer geregelten Arbeit wollte Marie nichts wissen und hat niemals einen Beruf gesucht. Sie spekulierte auf ihren sex appeal. Nicht ohne Erfolg. Im Vorjahr machte sie auf einen Ball die Be­kanntschaft des jungen Advokaten Dr. E., der sich in Marie Klapka verliebte und mit ihr verlobt«. Als er im Herbst einrücken mußte, übergab der allzu- vertrauenSselige Bräutigam seiner Braut die Schlüffe! z« seinem Schließfach» in welchem sechs Sparbücher verwahrt waeen, die ans zusam­men 180.000 UL lauteten. Da er ihre unerfreuliche finanzielle Lage kannte, setzte er ihr für die Zeit seines Militärdienstes eine Monatsapanage von 1500 KL aus und ermächtigte ste gleichzeitig, diesen UnterhalSbeitraq für zwei Jahre im voraus zu beheben. Während er nun aus seiner Garnison seiner vergötterten Braut die zärtlichsten Briefe schrieb, plünderte diese die Sparbücher ihres Bräuti- gamsbis auf einen winzigenRest aus. Nicht für fich allein. Denn sie hatte im Herbst(un­mittelbar nach der Einrückung ihres Bräutigams) eine neue Bekanntschaft gemacht. In einer Bar Spindelmühle lief, ihr,>,< i der Mitangeklagte Ottokar Chrmna in den Weg, mit dem sie sofort eine intime Bekanntschaft anknüpste.(Chrmna war übri­gens nicht der einzige Liebhaber, den dieses Weib­chen akquirierte.) Nun entwickelte sich ein sonder­bares Zusammenleben. Chrmna war«in kleiner Beamter mit 1000 KL MonatSgage und Marie Klapka gefiel sich darin, die Rolle einer großen Finanzierin zu spielen. Nicht nur, daß sie diesen Geliebten überall in üppigster Weise freihielt ste überschüttete ihn auch mit den kostspieligsten Ge­schenken, kaufte ihm ein Auto, mietete ihm ein« luxuriöse Wohnung für 11.500 KL Jahresmiete, schenkte ihm die kostbarsten Wertgegenstände alle» auS dem Geld, das sie ihrem Bräutigam stahl. DaS Beweisverfahren brachte groteske Einzelheiten zutage. So bemängelte fie einmal, als ste mit ihrem Kumpan in einer Luxusbar zechte(natürlich auf ihre Kosten). daß er eine so armselige Armband­uhr habe. SierißsieihmvomHandge- lenk und zerschmetterte sie auf dem Boden der Tanzdiele. Am nächsten Tag kaufte sie ihm eine neue Armbanduhr für 450 KL. Dieses Beispiel für viele andere. Kurz und gut, als der ahnungslose Bräutigam eines Tages auf Ur­laub heimkam und sein Schließfach revidierte, muffte er feststellen, daß seine Braut nahezuseingan- zes Vermögen verpulvert hatte. Marie Klapka ist voll geständig und so blieb nur noch die Rolle ihres Mitangeklagten Liebhabers aufzuklären. OttokarChruma bestritt jede Mitwisser­schaft um die verbrecherischen Machinationen seiner Geliebten. Er habe Marie Klapka heiraten wollen und ihren Vorspiegelungen Glauben geschenkt, daß sie ein« Millionenerbin fei und nach ihrer Mutt« eineinhalb Millionen KL geerbt habe. In dieser Annahme bestärkte ihn ihr luxuriöser Lebenswandel und die kostspieligen Geschenke und Aufwendungen. Als fie ihm das Auto schenkte, be­merkte sie, dies seider Anfang ihres ge­meinsamen Lebensweges". Sie setzte eine Art Verlobungszeremonie in Szene, indem sie ihren Geliebten in eine Kleinseitener Kirche schleppte uind dort ihm und sich Eheringe ansleckte, die sie zuvor in den Weih- waffrrkeffel getaucht hatte, womit gewissermaßen ihr Bund für geweiht gelten sollte. ES muß vermerkt werden, daß die irrsinnige Verschwendungssucht der Angeklagten sich nicht aus ihren Liebhaber beschränkte. In der gleichen Ver­nunft« und hemmungslosen Art hat sie auch eine Reihe von Verwandten bedacht. Diese Psychopathin war offenbar von ihrer Rolle alsMillionenerbin" besessen und setzte dieses, von Schimdfilm und Schundroman genährteJdeal"bild in kriminelle Wirklichkeit um. Bezeichnend ist, daß ste in ihrer Rolle als Millionärin ihrem Liebhaber mit gering­schätziger Handbewegnng erklärte: ,,D« Beamtenstand ist kern Stand das ist ein Eleuddaseio«, mit dem ich nicht» zu tun Haban will." In der Untersuchungshaft zog sie indessen an­dere Saiten auf und beschuldigte plötzlich ihren Mit­angeklagten Geliebten, daß er von allem gewußt und fie sogar zu allen Straftaten an­gestiftet habe. Diese Aussage hielt sie auch bei der Hauptverhandlung aufrecht. Bei dieser Aus­sage spielten im Gesicht des Mitangeklagten alle Muskeln vor Erregung. Bei der hierauf erfolgen­den Konfrontation beschwor erseine Ma- ryskä", sie solle dochim Namen GotteS und beim Andenken ihrer Mutter die Wahrheit sagen". Und Marie Klapka erklärte mit eintöniger Stimme, sie habe, bei Gott und beim Andenken ihrer Mutter, die Wahrheit gesagt. Derartige Eide von Angeklag­ten haben allerdings vor Gericht keine Gelmng. Der geschädigte Hauptzeuge Dr. E.(übrigens ein sehr hübscher und sympathischer Mann) benähte sich, seilte" gewesene Braut sticht zu belasten.' Seine Aussagen beschränkten-sich auf die Bestätigung der bereits bekannten Tatsachen. Der Hauptangeklagten kommt zugute, daß durch Beschlagnahme des Autos, der Wohnungseinrichtung und verschiedener Wert- fachen der Schaden zum großen Teil gutgemacht er­scheint. Unter den Sicherstellungen befindet sich u. a. auch die auf 50.000 KL lautende Versicherungs­polizze der verstorbenen Mutter der Angeklagten. Da aber bezeichnenderweise der Vater der Ange­klagten die Ausfolgung des Totenschei­nesverweigert, gegen dessen Vorlage nach den Versicherungsbedingungen die Versicherungssumme liquidiert werden soll, stehen noch zivilrechtliche Aus­einandersetzungen bevor. Wenn man diese Polizze einbezieht, beträgt der Schaden nur etwa 20.000 KL. Der Gerichtshof verurteilte MarieKlapkaz« einem Jahr schweren und »«schärften Kerk« bedingt auf drei Jahre. OttokarChruma wurde freigrsprochen. In der Urteilsbegründung wird für Marie Klapka ihr Geständnis und die teilweise SchadenS- gutmachüng als mildernder Umstand angeführt. Was Ottokar Chrmna betrifft, so erfolgte der F r e i- spruch mangels Beweisen, wobei betont wird, daß sein Vorgehen nicht eben die besten Rück­schlüsse auf seinen Charakter zulaffe. rb. Kind und Kino AuS Genf wird uns berichtet: Im Sinne der Beschlusses deS Völkerbundrates über die Beschaffung möglichst vollkommener und genauer Be­richte über die Entwicklung lehrhafter und unterhal­tender, eigenS für die Jugend bestimmter Filme, wandte sich der Generalsekretär deS Völkerbundes an alle Mitgliedsstaaten mit dem Ersuchen, bis Ende Jänner 1938 sechs Hauptftagen zu beantworren: 1 Altersgrenze für die Zulassung von Kindern in öffentlichen Lichtspieltheatern. 2. Welche Vorkehrun­gen bestehen bei unbeschränkter Zulassung von Kin­dern zu Kinovorstellungen, um die Vorführung ihrem Alter nicht entsprechender Filme unmöglich zu machen. з. Mitteilung der Ergebnisse einer allfällig durchge­führten Enquete betreffend die Zahl der Kinovor­stellungen für Kinder und Jugendliche, über den Ein­fluß solcher Vorstellungen auf die Mentalität und das Benehmen der Jugend. 4. Wurden besondere Kino­vorstellungen a) für Kinder und für Jugendliche überhaupt, b) für ganze Familien organisiert?(Es ist ein detaillierter Bericht über die Organisation sol­cher Vorstellungen, über die Art der Vergütung der mit ihnen verbundenen Kosten, Mer die AuSNxchl der Filme und über die erzielten Ergebnisse zu erstatten.) 5 Welches find die Ergebnisse einer allfälligen Enquete Mer die geeignetesten Filme für Kinder und Jugendliche? Haben Behörden, Industrie« oder andere Unternehmungen Anstalten zur Herstellung beson­derer Filme für Kinder getroffen(außer rein er­zieherischen Filmen)? Es ist an Beispielen zu zeigen, ol hiebei Kinderliteratur einschließlich Märchen, Tier­erzählungen und Schilderungen aus dem Schulleben и. a. verwendet wurden. Der Fragebogen der VölkerbundsekretariatS er» sucht schließlich die Regierungen der Mitgliedsstaaten, ihren Antworten, Anregungen, betreffend die Erzeu­gungsmethoden von Kinderfilmen, anzuschließen. Radfahrer tödlich verunglückt. Donnerstag vormittags fuhr der 47 Jahre alte Maurer Josef R e i tz n e r aus Meierhöfen, als er mit dem Rade an einer stark abschüssigen Stelle der Staatsstraße zwischen Elbogen und Karlsbad in voller Fahrt einem über den Weg laufenden Jungen ausweichen wollte, mit voller Wucht auf einen Randstein auf und erlitt hiebei so schwere Verletzungen, daß er nach der Einlieferung ins Krankenhaus starb. Rechner hinterläßt eine Frau und mehrere Kinder. 20 Stunde« in einer Wand. Die 47jährige Private JosefinL S t e p a n aus Buschowitz, Be­zirk Podersam in Böhmen , die sich zur Zeit bei Bekannten in der Ortschaft Stollhof aufhält, ver­bieg sich bei einem Ausflug auf die Hohe Band(Niederissterreich) und stürzte 15 Meter tief ab. Sie mußte 20 Stunden lang auf ihre Rettung warten und wurde erst Donnerstag früh total erschöpft und mit zahlreiche« Ver­letzungen zu Tal gebracht. Internationale Kokainschmnggler. Die Bel­ grader Polizei ist einer großen internationalen Bande von Kokainschmugglern und-Verkäufern auf die Spur gekommen. Der Führer der Bande, Eugen Katolik, wurde mit seiner Lebensgefähr- tin, bei der er in Belgrad lebte» verhaftet. In ihrer Wohnung fand man viel Kokain und Kor­respondenz, aus welcher ersichtlich war, daß er Mit dem Auslande in Verbindung stand. Einen Teil der Bande griff die Polizei in Susak auf, als sie sich anschickte, auf dem Flusse Rjeka Ko­kain zu schmuggeln. Die Bande hatte auch in Belgrad Komplizen. - Abermals Erdbeben in Stalinabad . Nach einer Meldung aus Stalinabad, der Hauptstadt der zentralasiatischen Republik Tadschikistan , die erst kürzlich von einem katastrophalen Erdbeben heimgesucht wurde, hat sich dort ein neues Erd­beben in der Nähe der Hauptstadt ereignet. Ein Dorf wurde zerstört und 83 Häuser d e r n i ch t e t. E» ist unbekannt, ob auch Todes- vpfer zu verzeichnen sind. Plötzlich das Gedächtnis wiedergrfnnden. In einem Krankenhaus von Jersey City wurde ein Mann entdeckt, der bereits zehn Jahre als vermißt gilt und gerichtlichalstoter- klärt worden war. Er litt an Gedächtnis­schwund. Jetzt gewann er sein Gedächtnis plötzlich wieder zurück und berief seine Frau und Mut- t e r zu sich, welche ihn auch erkannten. Augenbrauen auSrrißen ist lebensgefährlich. Eine löjährige Friseuse in Birmingham ist zwei Wochen, nachdem sie sich die Augenbrauen ausgerupft hatte, nn einer Infektion gestorben. Der Arzt, der die Todesursache festzustellen hatte, rrklätte, daß dies bereits der zweite Fall in diesem Jahre sei, daß«ine Fran die Folgen ihrer Albernhest mit dem Tode be » kahlen mußte. In den Schulen de» Tritten Reiche» ist es jetzt nm Samstag recht still, denn alle, die mtt der Hit- strjugend marschieren, sind amStaatsjugendtag" schulfrei. So auch in einer Berliner Klaffe bis auf Fritzchen, das ganz allein erschienen war. Der Herr Lehrer spricht:Hör mal, Fritzchen, nun sind wir ganz allein da. Sieh mal, nur Deinetwegen Muß ich heute in die Schule kommen. Möchtest Du nicht auch lieber mit der HI. marschieren?" Fritz- chen antwortet sinnend, er wolle sich da» überlegen. Der Lehrer hofft schon, nun auch wie viele seiner Kollegen, zum freien Samstag zu kommen. Aber al» er gewissenhafter Weiser und vermeintlich zum setzten Male hingeht, fitzt Fritzchen wieder da.Nanu Fritzchen, ich dachte doch. Du würdest nicht mehr kommen?"Ach, Herr Lehrer, wissen Sie: Wenn dar P j e r t e Reich kommt, dann sind wir zwei, Tie und ich, die a l t e n Kämpfe rl" Hyänen im Ruhestand Wien , im November. Er ist erreicht. Herr Fey hat zwar nicht seinen Zujublern vor dem Rathaus den versprochenenPlatz an der Sonne" aber sich selbst den erwünschten Platz im Wirtschaftsleben erkämpft. Er ist Präsident der Donau -Dampfschiff-Fahrts-Gesellschaft geworden und bezieht ein Monatsgehalt von 2500 Schil­ling. Sein Vorgänger, Herr Pöschmann, der sich mit einemDank für seine Tättgkeit" und sonst nichts ab finden mußte, bezog nur 850 Schilling monatlich. Oesterreichs Finanzlage bessert sich zu­sehends, wie man vermutlich demonstrieren will. Aber Herr Fey im Grundberuf Diktatoraspi­rant gibt sich mit einer Einzelstellung nicht zufrieden. Sr hat die allzu ehrenvollen und ver­dienstlosen Posten wie etwa den eines Präsi­denten der Bundesbahnen(man hoffte dabei, ihn gegen den derzeitigen Präsidenten Vaugoin , sei­nen alten Feind, ausspielen zu können), oder eines Gesandten in Rumänien , eines Direktors der Post oder deS Dorotheums und die vielen an­deren kleinen Stellen,« die mit seiner Person be­setzt werden sollten, nicht vergebens ausgeschla­gen. Er will, da er zum Gehen gezwungen wurde, einRennen" machen. Und die Berwal« tungSräte, Präsidenten, Vorstände, Direktoren und Leiter von öffentlichen Unternehmungen etc.» schüttelt ein Zittern, wenn sie daran denken, wie viele Stellungen Herr Fey noch konsumieren wird. Denn bekanntlich hat dieser Major, Gene ­ralstaatssekretär, Vizekanzler und Bundesmini­ster alles a. D.(AdLI) einen sehr guten Magen und ein leeres Säckel. Und bekanntlich gilt das Doppelverdienergesetz nur für die ar­men Leute. Ja. Man wird noch manche neue Stelle schaffen, noch manchedankende" Entlas­sung durchführen müssen, um die Wünsche dieses Herrn zu stillend Um ihn vergessen zu machen, daß er eigentlich Kanzler werden wollte. Um die Erinnerung zu kompensieren, daß er eigentlich eine Woche lang Regierungsgefangener gewesen ist.(Rach seiner Absetzung war Fey längere Zeit in seiner Wohnung interniert. Er wurde Tag und Rächt von Detektiven bewacht, durfte keinen Besuch empfangen und konnte keine Telephon­gespräche führen. Besondersgut" informierte Kreise wußten sogar von seiner Ueberführung nach Wölkersdorf.) Um ihn über den Entgang seiner zweifellos nicht geringen Nebeneinkünfte als Konttollor der Privatwirtschaft zu ttösten. Und vor allem um ihn zumfreiwilligen" Rücktritt von der Leitung der Wiener Heimwehr zu bewegen. Denn Starhemberg , der Siegreiche des Tages, mutzte die gesamte Heimwehrführung haben. In Wien stand Fey ihm noch im Wege. Also muß ererledigt" werden. Doch Starhem­berg seines Zeichens ein Kaiseraspirant(er erklärte den Auslandjournalisten, daß ihm der Bundeskanzlerposten wohl angeboten war, doch zu gering sei und wenn von einer Wiederherstel­lung der Monarchie gesprochen wird, man nicht vergessen dürfe: die Linie Starhemberg sei älter als die der Habsburger ), erledigt seine Geg- Gömbös in Wien Neue diplomatische Operation auf der Linie Rom Berlin ? Der ungarische Ministerpräsident ist Don­nerstag zu einem Besuche in Wien eingetroffen, der ganz offiziell verläuft und den GömböS tor der Mreise selbst als politischen Besuch be­zeichnet hat. Wenige Stunden vor dem Eintreffen Göm- bös' in Wien hat der Außenminister Berger- Waldenegg in seinem Expose vor dem soge­nannten Bundestag versichert, daß Oesterreich der Freundschaft mit Italien lies: der tributären Abhängigkeit von Italien treu zu blei­ben gedenke. Er erklärte zwar auch, daß man ungeachtet dessen mit England und Frankreich in herzlichen Beziehungen stehe, doch dürfte diese Herzlichkeit, mindestens was England betrifft, sehr einseitig österreichisch geworden sein. Es hat den Anschein, als sollte der Besuch Gömbös', der seinerseits vor der Reise nach Wien in einer Rede ebenfalls die Freundschaft zu Ita­ lien und zu Deutschland als geographische Not­wendigkeit für Ungarn erklärte, der Politik desmitteleuropäischenRevisions- b l o ck S dienen. Die nach linksversöhnlichen" Reden österreichischer Minister scheinen in Rom » Berlin und Budapest einen unangenehmen Ein­druck gemacht zu haben. Die Geldnot der öster­ reichischen Regierung bedingt ihren Hang nach London . Vielleicht soll GömböS dahin wirken, daß Oesterreich in der römischen Front bleibt, der fich ja neuerdings auch Berlin wieder genähert hat. kosenderg wird Minister? Als Nachfolger Rusts Berlin . Unterrichtsminister Rust, der in- Folfe einer schwerenKrankheit beurlaubt ist, wurde von Professor Sauerbruch operiert und dürste infolgedessen kaum in der Lage sein, die Geschäfte seines Ministeriums zu führen. Man glaubt deshalb in nationalsozialistischen Kreisen, daß Alfred Rosenberg interimistisch mit der Leitung des Ministeriums betraut werden wird. Bekanntlich ist der Chefredakteur desVölkischen Beobachters" Rosenberg auch der Ueichsbxauf- des Führers für die weltanschauliche Erziehung der nationalsozialistischen Partei. Das Flüchtlingsproblem Genf.(Tsch. P.-B.) In Genf trat Don­nerstag der Sonderausschuß des Völkerbundrates zusammen, der mit der Prüfung des Entwurfes der norwegischen Regierung zwecks Schaffung einer Hilfsorganisation für alle Flüchtlinge be­traut ist. Dieser Ausschuß soll über festzusetzende Vorgehen Übereinkommen,-durch das eine Zu-' sainmenarbeit" der M ftgli e b staakÄ?' des Volkers Hundes mit Deutschland 'bei der Erledigung des heiklen Problems der deutschen Flüchtlinge er­möglicht würde. Der Ausschuß betrachtet diese Frage als ein rein soziales und unpolitisches Problem und ist bemüht, den besten Weg zur Vereinheitlichung aller Bemühungen zum Schutze der Flüchtlinge zu finden. USA geben die Ausfuhr frei? Washington.(Reuter.) Obwohl genaue amtliche Nachrichten nicht vorliegen, verlautet, daß die Regierung bestrebt ist, ein Mittel zu finden, das die Aufrechterhaltung der Ausfuhr aller Rohstoffe nach den kriegführenden Ländern in normalen Grenzen ermöglichen würde. Das gegenwärttge Neutralitätsgesetz verliert seine Gültigkeit und es wird ein n e u e s Gesetz angenommen werden, in dem daran gedacht sein werde, daß die Ausfuhr von Roh st of- f e n nach kriegführenden Staaten nicht ge­hemmt und in einer Höhe bewilligt werde, die dem Durchschnitt der Ausfuhr in normalen Zei­ten entspricht. ner nicht mit Feuerwaffen. Er wirst ihnen lieber Präsidentenposten hin.» Das ist genau so wirksam und ungefährlicher. Und vor allem schnappen die Gegner gerne zu. Schon hat sich Fey bereit erflärt, aus dem politischen Leben zu verschwinden. Wortlos hat er die Einstellung seines BlättchensOefterrei- chische Abendzeitung" geduldet. Die Vermögens­liquidierung der Zeitung übernimmt die Bun­desleitung der Heimwehr . Sie wird ver­mutlich wenigerVermögen" als anderes zu liquidieren haben. Denn dasvielgelesene" hoch­offiziöse Blatt erschien gewissermaßen unter Oeffentlichkeitsausschluß. Und die Mitglieder der Redaktion werden vermutlich weniger einen Platz an der Sonne" als eine Nummer im Ar­beitslosenamt bekommen. Es ist nun einmal so und die Regierung betont es stets sehr nachdrück­lich: Opfer muß man bringen. Herr Fey ist wie­der einmal Vorbild. Mer wie wäre es, wenn er der ständig auf der Suche nach neuen Geldquellen ist seine Memoiren schreiben würde? Er könnte vielleicht ver­raten, wohin der Dollfußfonds gekommen ist. Er könnte vielleicht sagen, was aus den Mitteln des Feyfonds geschaffen wurde. Er könnte vielleicht die Hintergründe des 25. Juli 1934 enthüllen. Und könnte der Wett aus seiner dreijährigen Praxis auch sonst viel Wissenswertes mitteilen. Ein Buch:Mein Kampf" von Emil Fey fände bestimmt reißenden Absatz.