Seife 4 Nr. 28« Sonntag, 8. Dezember 183« 3400!Vs!cisrdeiter im Streik Schwerer Arbeitskonflikt in Karpathorußland In den Wäldern der GesellschaftenLato« rica" undSzolyva" im Bezirk Svaljava in Karpathorußland sind 3400 Holzarbeiter in den Streik getreten, weil die Firmen Fire Lohnfor­derungen abgelehnt haben. Der größte Teil der Arbeiter erhält für eine Stunde schwerster Ar­beit 80 Heller, der Maximallohn beträgt zwei Kronen für die Stunde. Nur gewisse Speziali­sten, wie Heizer und Maschinisten, verdienen drei Kronen. Den Streik haben die Unternehmer mit einer Aussperrung und Anforderung von Gen­darmerie beantwortet. Nicht genug daran, rei­zen sie die Arbeiter auch noch dadurch, daß sie ihnen die Benützung der Schmalspurbahn un­tersagt haben, welche die tief in den Wäldern ge­legenen Arbeitsplätze mit den Ortschaften ver­bindet. Zentralsozialverslcherunssanstalt Die Zinssenkung- Wirtschaftsplan für 1836 Dr. Stern und Vydra Direktoren Am 5. Dezember 1935 hat unter dem Vorsitz des Abg. H a m p l die Plenarsitzung des Aus- schuffes der Zentralsozialversicherungsanstalt stattgefunden. Dir. Dr. Klumpar berichtete eingehend über die Verhandlungen betreffend die Herabsetzung des Zinsfußes und über die Rückwirkungen dieser Eingriffe auf die finanzielle Wirtschaftslage der Zentralsozial- bersicherungsanstalt. Die Zentralsozialversiche­rungsanstalt hat im Bilanzjahre 1934 einen Zinsenertrag von 249.6 Millionen KL ausgewie­sen. Die beantragte Regelung des Zinsfußes und der Minderertrag der Wertpapiere wird einen Abgang des Zinsertrages berechnet auf Grund des Ertrages aus dem Jahre 1934 von ungefähr 28 Millionen KL bedeuten. Die Zentralsozialversicherungs­anstalt kann sich natürlich einer allgemeinen Re­gelung des Zinsfußes nicht entgegenstellen. Sie hat jedoch die Pflicht, auf die Auswirkungen dieser Regelung auf die Sozialversicherung aufmerksam zu machen. Dr. Klumpar gab sodann Erklärungen zum Wirtschaftsplan. Der Wirtschaftsplan für das Jahr 1936 veranschlagt die Einnahmen an Beiträgen auf 880 Millionen KL, wobei vor­ausgesetzt wird, daß die Arbeitslosigkeit im Jahre 1936 keine Verschlimmerung erfährt. Die Aus­zahlung der Renten und Leistungen ohne den Staatsbeitrag wird im Jahre 1936 einen Auf­wand von bereits 330 Millionen KL, die Heilfür­sorge von 27 Missionen KL erforderlich machen. Der Zentralsozialversicherungsanstalt werden nach Abzug der für die Auszahlung der Renten und Leistungen und für sonstige Ausgaben notwendi­gen Beträge ungefähr 330 Millionen KL gegen­über 342 Millionen KL des Vorjahres, zwecks Vermöqensanlage zur Verfügung stehen. Nach dem Referat des Direktors Dr. Z e n k l genehmigte der Ausschuß im Sinne der Bestimmungen des§ 82 des Gesetzes die Instruk­tion für die Direktion der Anstalt und die Auftei­lung der Agenda unter die Mitglieder der Direk­tion. Der Ausschuß ernannte zum neuen Mitglied der dreigliedrigen Direktion den bisherigen Gene­ralsekretär der Anstalt Dr. EvZen Stern und betraute ihn insbesondere mit der Leitungs­agenda der JnvaliditätS- und Altersversicherung. Zur Kenntnis wurde genommen, daß der Vorstand den bisherigen Direktor-Stellvertreter der An­stalt, Vladimir Vydra, zum Direktor extra statum ernannt hat. Direktor Vydra wurde mit der Agenda der Krankenversicherung betraut. Vom Rundfunk InpfaNMiwwIu au*«ten PrograaaMi Montag Prag, Sender L.: 10.08: Deutsche Presse. 10.40 Schallplatten. 11.05: Schulfunk. 12.10: Schallvlatten: Strauß. 17.00: Kinderstunde. 17.40: Violoncellokonzert. 18.10: Deutsche Sendung: Ska- litzky: Mit Ski und Rodel im Künischen Gebirge. 18.20: Lieder von H. Krause. 18.30: Dr. Beck: Nietzsches Gerechtigkeit der Moral. 18.45: Deutsche Presse. 20.50: Unterredung mit einem Gablonzer Glasmacher. 21.05: Chorkonzert. 22.40: Deutsche Nachrichten.Sender S.: 14.00: Chansons. 14.20: Deutsche Sendung: Zum 70. Geburtstag von Sibe­ lius . 14.50: Deutsche Presse. 19.10: Liederkonzert. Brünn : 13.30: Arbeitsmarkt und Sozialinfor­mationen. 17.40: Deutsche Sendung: Dr. Obrist: Was man vor 100 Jahren, von der Eisenbahn hielt. 19.30: Bunter Abend. Mährisch Ostrau: 18.10: Deutsche Sendung. Preßburg : 16.10: Orchester­konzert. Kascha«: 17.15: Violinkonzert. Dienstag Prag , Sender L.: 10.05: Deutsche Presse. 11.00: Schallplakten. 11.05: Deutscher Schulfunk. 12.10: Opernfantasien. 12.85: Konzert. 13.40: Un­terhaltungsmusik. 17.00: Jugendsendung. 18.10: Deutsche Sendung: Volkslieder aus aller Welt. 18.45 Deutsche Presse. 20.45: Orchesterkonzert. 22.15: Tanzmusik. Sender S.: 7.30: Leichte Musik. 14.15: Deutsche Sendung: Reise nach Karls­ bad . 14.30: Szenen aus Wagner-Opern. 18.45: Opernduette. Brünn: 17.40: Deutsche Arbeiter­sendung: Sozialinformationen. Etrich: Segen und vnsegen der Nationalisierung. Mährisch Ostrau: 18.10: Deutsche Sendung: Onderka: im Bienenstock. .Schallplatten: Mozart. Preßburg : 21.30; Beethovenkonzert. Mit dem Auto durch die Bahnschranken Prag . Samstag um 3.13 Uhr fuhr in der Station Uvaly ein Lastauto auf die ge­schloffenen Schranken an der Staatsstraße, durch­brach die Schranken und fuhr auf das Bahngeleise, dicht vor dem einfahrenden Zug Nr. 8201. Der Zug Nr. 8201 erfaßte das Auto und schleuderte es beiseite. Hiebei wurde Frantisek S o m b e r k sen., Inhaber einer Wirtschaft in Habry Rr. 68, Bezirk Caslau, getötet. Der Chauffeur Vra- tislav Tome! wurde in Haft genommen. Liebestragödie in Prag In einem Hotel in Königssaal fand Freitag nachts das Personal den in Prag als Sports­mann sehr'bekannten Konzipienten Dr. Emanuel Ceska erschaffen auf. Die in seiner Gesellschaft befindliche Tänzerin Anita Nosek hatte zwar ebenfalls eine schwere Schußwunde in der Brust, konnte aber auf der Klinik noch gerettet werden. Dr. Ceska hatte seine Freundin vor unge­fähr einem halben Jahr kennen gelernt. Er be­wog sie, ihren Beruf in der Bar aufzugeben, sorgte für ihren Lebensunterhalt und mietete ihr eine kleine Wohnung. Nach einem kleinen Streit be­suchten beide Freitag abends verschiedene Nacht­lokale, wo sie sich in Gesellschaft von Bekannten unterhielten, ohne eine besondere Aufregung er­kennen zu lasten. Nach Mitternacht fuhren sie mit einem Auto nach Königssaal, wo sie in einem Hotel ein Zimmer mieteten und sich unter ihrem richtigen Namen eintrugen. Auch hier fiel den Hotelangestellten nichts auf, was auf die Absicht eines gemeinsamen Todes schließen ließ. Jn- folgedeffen richtete sich der Verdacht der Polizei gegen die Tänzerin, die aber während des Ver­hörs nur beteuerte, daß Dr. Ceska freiwillig aus dem Leben gehen wollte und sie bat, mit ihm zu sterben. Diese Aussage wurde nachträglich durch einen Brief Dr. Ceskas bestätigt, welcher in seiner Aktentasche gefunden wurde. In diesem Schrei­ben bittet, Ceska , nicht nach den Gründen des Selbstmordes zu forschen.»Motiv sagen wir: Lebensmüdigkeit" schließt der Brief. Vier Explosions-Todesopfer Hagen (in Westfalen ). Samstag morgens explodierte in einer Zellulosefabrik bei Jserloh ein' mit Dampf geheizter Zellulosekocher. Die Dächer dieses Fabrikteiles würden niedergeriffen und die Werkseinrichtung zerstört. Vier Arbeiter wftrden unter dem zusammenstürzenden Gemäuer begraben, drei wurden als Leichen geborgen. Ein viertes Todesopfer liegt noch unter den Trüm­mern. Ein Arbeiter hat schwere Brandwunden und Kopfverletzungen davongetragen. Totgeschlagen!- DerM anchester Guardian" be­richtet von einer grausigen Bluttat, die sich in Bremen abgespielt hat. Ein Hafenarbeiter hatte in einer Unterhaltung mit Kollegen die Bemer­kung gemacht, daßJulius Streicher selb st ein Jude sein müsse, weil er die Juden so hasse". Diese Bemerkung wurde weitererzählt und der Arbeiter einen Tag später von einer S. A.- Rotte überfallen, die den Mann i n viehischer Weise miß h>r n d e l t e. Man schaffte den Unglücklichen in bewußtlose/« Zustand in ein Krankenhaus, in dem er drei Tage nach seiber Einlieferung an den erlittenen Ver­letzungen st a r b. Fünflinge verdienen Millionen Aus N e w D o r k wird berichtet: Die D i o- nerFünflinge, die gegenwärtig achtzehn Monate alt sind, verdienten dieser Tage zum erstenmal ein hübsches Honorar als F i l m- schauspieler, und zwar je 50 Pfund Ster­ling in der Minute. Es wurden nämlich die ersten Szenen für den Film»Der Landarzt" ge­dreht, in dem die schweren Augenblicke des Arztes Dr. A. R. Dafoe geschildert werden, als er bei der Geburt von fünf neuen Weltbürgern auf einmal Hilfe leistete. Der Film wird mit Hollywooder Schauspielern von der Gesellschaft Fox Company gedreht. Das Honorar für die Fünflinge, das schon vor der Filmaufnahme erlegt wurde, ber trägt insgesamt 10.000 Pfund oder 1,200.000 KL. Die Fünflinge haben trotz ihrem zarten Alter bis heute bereits sechs Millionen KL Ersparniss e. Unter Verbündeten Berlin . Das Deutsche Nachrichtenbüro be­richtet aus Bromberg : In der Ortschaft Groß- Rosendorf bei Thorn wurden in der evangelischen Kirche und im Pfarrhaus die Scheiben eingeschlagen. In der benachbarten Schule wurden die Fensterscheiben der deutschen Klasse eingeworfen, während die Fenster der pol­nischen Klasse verschont blieben. Der gleiche Scha­den wurde bei fünf deutschen Landwirten ange- I richtet. Die von den Behörden eingeleiteten Nach­forschungen haben zu der überraschenden Tat ­sache geführt, daß die vorhandenen Spuren auf da- Gehöft und in di« Wohnung des polnischen Lehrers des Ortes führten. Anfrnf gegen Hitler-Deutschland. Mehr als hundert tschechoslowakische Wissenschafter, Künstler, Schriftsteller und Politiker tschechischer und deutscher Nation und verschiedenster Welt- anschauungen haben ein Manifest der Union für Freiheit und Recht" unterfertigt, in dem es u. a. heißt:Dort in Deutschland jagt ein Todesurteil das andere. Menschen wie Karl von Ossietzki, Mierendorf, Thälmann , Neubauer und Renn sind noch im­mer ohne rechtliche Grundlage in Hast. Der Feind macht einen Ausfall nach dem andern, darum sind jene, die auf der Sefte des Lebens stehen, gehalten, sich gegen ihn zusammenzu­schließen. Drum sollt ihr alle, die ihr Euch zur Demokratie und jenem Maß von Freihest be- kennt, die dem Leben unerläßlich ist, euch jenen fortschrittlichen Männern und Frauen anschlie- zen, die das Gewissengegen den Fascismus aufrütteln, und den in Deutschland Eingekerketten und ihren Fami­lien praktische Hilfe bringen wollen. Hinter diesen gemarterten und rechtlosen und verfolgten Menschen steht die gesamte fortschriü- liche Welt. Das müssen wir den Herren Deutsch­ lands beweisen durch unser Wott und unsere Tat. Wir fordern unsere Regierung auf, diesen Protest der fortschrittlichen tschechoflowa- fischen Oeffentlichkeit als Ausdruck des breitesten Volksempsindens zu betrachten, und als demo­kratische Regierung im Einklang mst diesem Volksempfinden zu bleiben. Wir fordern unser Parlament auf, die Solidarität mst der verfolgten und unterdrückten, mißhandeüen deutschen Demokratie und deren Verttetern solenn zu bekunden. Wir fordern unsere Hoch­schulen, unsere Bildungsstätten, unsere gei­stigen und künstlerischen Jnstitu» t i o n e n auf, die Solidarität mit der unterdrückten, verfolgten und mißhandeüen deutschen Geistessteiheü zu bekunden. Wir for- dern alle Menschen guten Willens, ohne Unter­schied des Berufes und des Standes, ohne Un­terschied der Nation, der Weltanschauung und der Partei auf, sich unserem Protest anzuschlie- ;en und unsere Aufgabe, der unterdrückten Kultur, Freiheft und Menschenwürde in Deutsch , land mit Wort und Tat beizustehen, auf das Tatträstigste zu unterstützen. Wir fordern die ,Freilassung der polftischen Gefangenen in Deutschland . Wir fordern die Auflas­sung der Konzentrationslager. Wir fordern die Einstellung derVer- f o l g u n g der polftischen Andersdenkenden, der chrisllichen Bcknntnisse und der Juden." Abgeblitzt. Dieser Tage hat eS einigen Ueber- patrioten in Prag -VysoLany den Appetit zum Nachtmahl verschlagen. Man höre und staune, was darüber ein Prager tschechisches Blatt schreibt: Mittwoch nachmittags kehrte eine Rotte des 1. Autobataillons von einer Uebung am Schießplätze in Kbely heim. Bei dieser Gele- genhett wird gewöhnlich gesungen und da An­gehörige dieser Autorotte Deutsche sind und besonders ein Zug nur aus lauter Deutschen be­steht, ist eben deutsch gesungen worden, was, wie schon oben erwähnt. Gift für die Ohren gewisser VysoLaner Spießbürger bedeutet. Und es fanden sich sogar unter ihnen einigeBeherz­tere", die sich an den Offizier, welcher die Rotte führte, mit dem Ersuchen wandten, den Soldaten das Singen von deutschen Liedern zu verbieten. Es handelte sich um das LiedIch hatt' einert* Kameraden". Aber Unerwartetes geschah: der Offizier lehnte-nicht nur die Erfüllung des Wun­sches ab, sondern hieß diesen»Verrat an der Na­tion" im Herzen Böhmens , in Prag , sogar gut. Dian würde sich nämlich leicht verleiten lassen, von einem Offizier viel weniger demokratische Anwandlungen zu erwarten, als von gebildeten Großstadtbewohnern, da sich doch jener Berufs­stand mit der Politik am allerwenigsten befaßt? Bei dieser Gelegenheit sei auf den ungesun­den Einfluß einer bestimmten rot bedruckten Presse hingewiesen, die auf eine bestimmte Bevöl­kerungsschichte in unserer Republik so wirkt wie rotes Tuch auf einen Truthahn(wenn es gilt gegen Deutsche loszuziehen). Um so erfreulicher, daß über diesen Zwischenfall ein tschechisches Blatt, dasCeskö Slovo", so steimütig und ge­recht schrieb, ihn verurteilte und das Vorgehen des Offiziers guthieß. DerBund der Deutschen" und die deutsche Sprache. Der»Bund der Deutschen" und die Sudetendeutsche Volkshilfe" versenden ein Flug­blatt, das zu Spenden für dieSudetendeutsche Volkshilfe" auffordert und gleichzeitig für den Bund Propaganda macht; es heißt darin in einem Deutsch, das für jene bezeichnend ist, die das Deutschtum für sich gepachtet zu haben glau­ben:Deutscher ! Falls Du noch nicht Mitglied des Bundes der Deutschen bist, so t r e t e bei. Bist Du es schon, so werbe Deinen Nebenmann." Im 22. Devisenprozeß(gegen die fünf Mit­glieder des Ordens derBarmherzigen B r ü d e\ aus Trier ) sprach das Berliner Ge­richt nach dreitägiger Verhandlung das Urreil. Der Generalschaffner Ferdinand Hoffmann wurde 2000. Geburtstag des Dichters Horaz Am 8. Dezember 65 v. Chr., also heute vor 2000 Jahren, wurde in Benusia der berühmte römische Dichter H. Flaccus Horaz als Sohn eines Frei« gelaffenen geboren. Von ihm find viele Satiren, Episteln, Epoden und Oden bis heute erhalten ge­blieben, die ihn als den volkstümlichsten lyrischen Dichter RomS kennzeichneten. Von ihm stammt auch dieArs poetica ", in der wesentliche Grundsätze der Dichtkunst enthalten sind. zu fünf Jahren Zuchthaus, fünf Jahren Ehrver­lust und 141.000 RM Geldsttafe verurteilt; der Generaloberst August Wolff wegen fortgesetzten gemeinschaftlichen Devisenvergehens zu zweiein­halb Jahren Gefängnis und 15.000 RM Geld­strafe. Beide Angeklagte haben weiter gesamt^ schuldnerisch für einen Wertersatz in Höhe von 100.000 RM zu hasten. Der Klostervorstcher Michael Thiel erhielt wegen Anstiftung zur Be­günstigung sechs Monate Gefängnis und die bei­den Laienbrüder Joseph Meister und Johannes Sauer wegen Begünstigung je vier Monate Ge­fängnis. Tod auf den Schienen. Freitag nach 19 Uhr wurde im Kilometer 197.5, zwischen den Stationen Luka nad JihlavouIgtau, vom Motoreilzug Nr. 37 ein unbekannter Mann überfahren und auf der Stelle getötet. Seine Identität konnte bisher nicht festgestellt werden. Es handelt sich aller Wahr­scheinlichkeit nach um einen Selbstmord. Der galante Polizeiprüfident. Die ftanzösische Stadt Grenoble hat eine große Sensation zu verzeichnen. Der Chef der Sicherheitspolizei, LouiS L a l a n n tf ist seines Amtes wegen Verfehlungen im Dienst enthoben worden. Diese Verschlungen lie­gen einige Zeit zurück, als Lalanne noch Kommiffär in Avignon war. Als solcher hatte er sich mst dem Fall einer wiederholt vorbesttaften Abenteurerin Emilie Coudert zu beschäftigen. Diese Dame ist ebenso jung wie schön und elegant, und sie hat daS Herz des Polizeibeamten erobert. Es fiel schon da­mals in Avignon auf, daß er sie zu einer Swnd« zum Verhör rufen ließ, als bereits kein Beamter auf dem Polizeipräsidium anwesend' war. An diesem Abend verschwand Mademoiselle Coudert. Angeblich war sie auS dem nicht vergitterten Fenster der Toilette aus dem Breiten Stock herausgesprungen. Man ver­haftete ffie später, und nun gestand sie, daß Lalanne .sie einfach durch die Tür habe geh^n kaffen. Sie habe Sogar ihre Handtasche iy«einem Bureau vergeffen gehabt und sei nochmals zurückgekehtt, um diese zu holen. Eine Unterfuch-ng gegen den Beamten wurde eingeleitet, und Lalanne gab freimüttg zu, den Rei­zen der schönen Abenteurerin nicht Widerstehen haben zu können. Ein Postsack verirrt sich. In völlig mysteriöser Weise in in Frankreich ein Postsack mit Wettbriesen in einer Gcsamthöhe von einer Million Francs aus Abwege geraten. Ein^gewisser Herr Ruhemann in Paris empfing ein gtoßeS Paket, daS er überhaupt nicht erwartet hatte. Als er die Sendung näher unter­suchte, fand er sie plombier: und löste kopfschüttelnd den^ungewohnten, offensichtlich amtlichen Verschluß. Sein Erstaunen aber kannte keine Grenzen, als aus dem Sack«ine Unmenge Briefe herausfielen, von denen nicht ein einziger an ihn adreffiett war, die aber dagegen erhebliche Beträge als Inhalt aufwie- scn. Herr Ruhemann tat das richtigste, was er tu« konnte: er rief seinen Anwalt an, um sich zu decken, und dieser verständigte die Polizei. Die Poswerwal- tung wird gewiß den ehrlichen Finder dieses Millio­nensackes belohnen, aber wie der Postsack zu Herrn Ruhemann gekommen ist, ist ganz unerfindlich. Japan als Rüstungslieferant. Bis vor kurzem war Japan noch einer der besten Kunden der frem­den Rüstungsindustrien. Seit 1934 sucht es jedoch selbst Rüstungsaufträge zu erhalten. Im März 1934 kam die Nachricht, daß Japan sich um Rü­stungSaufttäge bei der Türkei bemühe und auf die­sem Umweg auch Verbindungen nach Persien und Afghanistan sowie verschiedenen Balkanftaaten an­geknüpft habe. Bei der Türkei handelte eS sich vor allem nm Kriegsschiffe. Kurze Zeit später fragte man von Athen auS an, ob Japan berest sei, Kreu-- zer, Unterseeboote, Flugzeuge und Geschützmatenal an Griechenland zu liefern. Dann erhielt Rumä­ nien ein Angebot, das außer Waffen- und Muni­tionslieferungen auch die Errichtung von Waffen- und Munitionsfabriken in Rumänien unter japani­scher Leitung vorsah. Als Gegenleistung wollte« die Japaner Holz und Pettoleum beziehen. Neuer­dings erhielt Japan von Brasilien einen Auftrag auf Lieferung von Kreuzern, Zerstörern, U-Booten, wobei Kaffee und Manganerz in Zahlung gegeben werden sollen.