Nr. 288Mittwoch, 11. Dezember 1935Seite 8tfudetendeutsdier ZeitspiegetHilfe für Tellnttz urgiertMaßnahmen gegen Kartelle gefordertNeber die Tellnitzer Tragödie haben wir dieOeffentlichkeit von allem Anfang an genau nndoffen informiert. Die Tellnitzer Arbeiter wissenes am besten, wie Partei nnd Gewerkschaft bemüht waren und bemüht sind, ihnen z« Helsen.Um so eher konnte unsere Partei auf billige agitatorische Scheinerfolge verzichten, wie sie z. B.die verspätete SdP-Jnterprllation sein soll, mitder jetzt ein großes Wasser gemacht wird. Bisdarauf die Antwort erfolgen kann, wird überTellnitz längst entschieden sein.Bor einer Woche ist jedoch die Frist abge-lanfen, die sich das Handelsministerium zur endgültigen Entscheidung Vorbehaltenhatte, ohne daß diese Entscheidung erfolgt wäre.Genossin Kirpal und Genosse Taub, bei denen sichdie ganze Arbeit für die Tellnitzer konzentriert,haben daher gestern beim Handelsminister ineiner Anfrage die Entscheidung— natürlichin einem für die Arbeiterschaft günstigemSinne— urgiert.scheidung berufen ist, hat dies« Entscheidung bisheute nicht ergehen lassen. Bei der am 19. November 1935 im Handelsministerium abgeführtenEnquete hat der Unternehmer durch Einweisungfornzal-juristischer Schwierigkeiten die Entscheidung hinauSzuschieben gesucht. DaS Handelsministerium hat sich jedoch bereit erklärt, sofort einRechtsgutachten des Justizministeriums einzuholen und bis längstens 2. Dezember die Entscheidung ergehen z« lassen. Dieser Termin istjedoch verstrichen, ohne daß eS zur Entscheidung gekommen wäre.Diese Tatsache hat unter der Arbeiterschaft,die auf diese Weise ohne jede wirtschaftliche Notwendigkeit den Interessen derKar-tellpolitik geopfert wird, eine begreifliche Erregung hervorgernfen, dir weit überden KreiS der unmittelbar Betroffenen hinaus-geht.Mt Rücksicht auf die Notwendigkeit einerenergischen Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, wirauch auf die bereits erwähnten Handels- undvalutapolitischen Interessen, die durch dieses rücksichtslose Borgehen deS PorzellankortrllS gefährdetwerden, frage« die Gefertigten daher den HerrnMinister:1. Ist er bereit, zu veranlassen» daß dieEntscheidung des Handelsministeriums über dirBetriebseinstellung, und zwar im Sinne einerAufrechterhaltung des Betriebes, unverzüglich erlassen wird?2. Was gedenkt er z« unternehmen,«mAuswüchse der Kartellpolitik, wie den rben geschilderten, in Hinkunft unmöglich zu machen?Prag, den 10. Dezember 1935.Wem dient die Sudctcndeutsdic Volhshlllc?Empörender Seelenland durch den Bund der Deutschenund die Sudetendeutsche ParteiI» dieser Anfrage heißt es«. a.:Bor dreieinhalb Jahren ist die Finna EgonStein, Porzellanfabrik in Tellnitz» in Konkursgegangen. Der Konkurs wurde jedoch nicht durchdie Unrentabilität des Tellnitzer Betriebes verschuldet, sondern durch die Verluste eines anderenUnternehmens, an dem der BetriebSinhaber beteiligt war. Der Tellnitzer Betrieb wurde vielmehrweiter geführt und warf trotz der Krisenverhältnisse Reingewinn ab. Die Fabrik» die noch biS indie letzte Zeit 200 Arbeiter beschäftigte, exportierteungefähr zwei Drittel ihrer Produktion inS Ausland, so daß die Aufrechterhaltung ihreS Betriebesauch vom Standpunkte der Exportförderung undder Devisenwirtschaft von Bedeutung war.Bei der im Zuge deS Konkursverfahrens-durchgeführten Bersteigerung de» Betriebes wurdedieser von der Firma Tellnitzer keramische WerkeG. m. b. H. erworben, einer zum Konzern derBöhmischen Eskomptebank und Kreditanstalt ge-börigen Gesellschaft, welche erklärte» daß sie denBetrieb nicht weiterführen will.Dir Stillegung der Tellnitzer Porzellanfabrikkann durch die Lage deS Betriebes selbst absolutnicht begründet werden» da die Fabrik Aufträgefür mehrere Wochen hat und auch m der letzte«Zeit neneAnfträge größeren Umfange- eingelaufen sind. Die Stillegung istalso offenbar auS dem Interesse deS„WirtschaftS-verbandeS der Porzellanindustrien* entsprungen,der glaubwürdigen Informationen zufolge derBöhm. Eskomptebairk eine namhafte Ent-s ch ä d i g« n g für die nur zum Zwecke der Stilllegung erfolgte Erwerbung der Werk« bezahlt hat.Wie u n v e g r ü n d e t die Stillegung diesesBetriebes ist» geht auS der ursprünglichen Entscheidung der Aussige» Bezirsbehörde hervor,welche dir Stillegung mit der Begründung untersagte, daß der Umsatz der Unternehmung von 2.2Millionen AL im Jahre 1932 auf 2.7 MillionenAL im Jahre 1934 gestiegen ist und im erstenHalbjahre 1935 1.4 Millionen AL betrug. Da»Unternehmen erzielte im Jahre 1934 einen Gewinn von 129.000 AL und im Jahre 1935 biSSeptember 68.000 AL. Durch die bereits vorliegenden Aufträge ist die Beschäftigung-Möglichkeitgegeben.Leider hat die BezirkStehörd« Aussig ihr«ursprüngliche Entscheidung widerrufen und da»Handelöministerium, da» zur endgültig«« Ent-Hakenkreuzler vor GerichtZwei Verurteilunsen in PilsenPilsen. Bor dem Kreisstrafgerichte inPilsen hatte sich gestern der 40jährige Geschäftsmann Peter Krip aus Bischofteinitz wegenAufwiegelung gegen die Tschechoslowakische Re-dublik und wegen Verleitung zu politischen Verbrechen nach 88 15 und 1 deS Gesetzes zumSchutze der Oiepublik zu verantworten. Der Beschuldigte hielt am 26. Mai im Gasthause inMogolzen vor zahlreichen Besuchern einePolitische Rede, in welcher er zur gewaltsamenAbtrennung eine» Teile» der TschechosiowakischenRepublik» welcher zum größten Teil von Deutschen bewohnt ist, und zu dessen Anschlußan das Dritte Reich aufforderte. Inseiner Rede wiegelte er auch zu militärischerAusrüstung auf. Er wurde schuldig erkannt undzu zwei Monaten Gefängnis und zum Verlusteder bürgerlichen Ehrenrechte unbedingt verurteilt.Bor demselben Strafsenate hatte sich der20jährige Leo Heini zu verantworten, welcherin einem Gasthaus« in Mi«» mit einem abgebrannten Zündhölzchen ein Hakenkreuz aufein Tischtuch malte. DaS Borgehen HeinlS beobachteten mehrere Personen, darunter auch derWachtmeister H o u b e k, welcher den Beschuldigten aufforderte, daS Hakenkreuz zu verwischen.Der Angeklagte bekannte sich gestern vor demGerichtshöfe zu der Tat und wurde auf Grunddes 8 IC deS Gesetze- zum Schutze der Republikzu schwerem Kerker in der Dauer von zwei Monaten unbedingt verurteilt.Schon im Vorjahr haben wir geschrieben, daßdie Sudetendeutsche Bolkshilfe, für die auch Heuergesammelt wird, keinen anderen Zweck hat, alsdie Not der sudetendeutschen Bevölkerung zum elende st en Seelenkauf au-zunützen. Diejenigen Arbeiter,welche man nicht durch Terror zur SdP bekommen kann, sollen ausgehungert werden! Wernicht bei der SdP oder bei einer ihr befreundetenOrganisation ist, soll von der sogenannten Win-terhilfSaktion ausgeschlossen werden. Daß dem soist, beweist am besten der hier abgedruckte Bewer-bungSschein(den wir der„Roten Fahne" entneh-der Unterstützung führen". Zu welchem Zwecke wollen die Macher von der Sudeten-deutschen Bolkshilfe wissen, welchen Vereinen undGewerkschaften der Bewerber angehört?Entweder sie beteilen all« wirklich Bedürftig««,dann geht sie dir Zugehörigkeit ein«» solchenBewerber» zu irgendeinem Verein eine«Schmarren an»der di« Zugehörigkeit zu einerGewerkschaft ist ihnen wichtiger als die Bedürftigkeit.Dasistauch der Fall und so entpuppt sichdie ganze Bolkshilfe nur als ein g r o ß a u f g e-Lewerbtmgslckeln(V»n ptrbnrn. die In einem^elnte>a!tb»en ßeoehaft ktaw. darf auf einVor- und Zunami du Bewerber}...—--——■* iOerjeitige(Bohnung-,.-—-—I; I I' I 1-Befondere CQitteUungen»—-- yul-jCtrl vettM| neinZ»<rilun|»pblüber Kranhhut,(Bohnung uh»—--—..."-—\r-niAber Zugehörigkeit ju Vereinen, 6»werhld>aften ul«. r_.._---,_-. TSonltig» Bemerkungen-_---..,—-—---- uDatum:.Qnterimrtfl den Bewerber»;•t>» m Iwnl nfaiWtw ne—<«| um» MM W—UM setz e«mmG^We>u»k!tzV, Whwfcr— es tn< nm« N» reetttz^chs—men), den jeder auSfüllen muß, der von der SVHeine Unterstützung verlangt. Wie sich unsere Ltserüberzeugen können, ist in diesem Scheine eineRubrik vorhanden, in welcher der Bewerber einschreiben mutz,welchen Vereinen und Gewerkschaften der Bittsteller angehört.Obendrein ist noch dabei die Bemerkung,„daßfalscheAngabenzumAuSschlußausm achtes Mittel, um unter dem Borwand der Hilfe für die sudetendeutschen Arbeitslosen, die politi-tischen Geschäfte'derSudetendeüt»schen Partei zu besorgen. Und dazugeben sich alle jene Parteien her, die im Bund derDeutschen dies« ganze Aktion mitmachen, nämlichder Bund der Landwirt« und die Thristlichsozialen,welche der Winterhilfsaktion der SdP in ihrerVerblendung noch Reklame machen.Zwei BriefeBon Josef Wech-brrgDer Brief, den er schreibtHerr PräsidialcheflHeute ist Ihr 50. Geburtstag. Sie werdenaußer meinem Brief noch eine Unzahl von Briefen aus allen Teilen des Landes, von allen Vertretern de» öffentlichen Leben» und de» Volke» erhalten. Sie werden durch Abordnungen und Redengefeiert werden, alle Zeitungen werden Ihr Bildbringen und Ihr Name wird 24 Stunden lang aufallen Lippen sein. Und unter allen diesen Kundgebungen und Beweisen der Wertschätzung, derenSie sich erfreuen, wird mein Brief Ihnen als einziger auffallen. Er wird aus dem Rahmen derHochachtung fallen, die Ihnen heute jedermannbezeugt, er wird ein Schatten auf das Licht diese»Tage» werfen. Und doch kann ich nicht anders! Ichhabe Jahre, Jahrzehnte geschwiegen. Ich habealles, was ich sagen wollte, heruntergeschluckt, ichbin daran manchmal förmlich erstickt, aber ich habegeschwiegen. Und heute rede ich, muß ich reden.Vielleicht wird die Freudenstimmung, in die Siedieser Tag versetzt hat. Ihnen meine Zeilen näherbringen, vielleicht werden Sie Verständnis dafürfinden, was ich nicht länger bei mir behalten kann.Das ist natürlich schon lange her. So lange,daß Sie sich dessen star nicht erinnern werden.Oder doch? Wissen Sie, daß wir uns damals noch„Du" gesagt haben» daß wir zusammen Fußballgespielt haben, zusammen studierten, daß wir—emige Jahre später— auf der Universität gemeinsam die Vorlesungen geschwänzt haben, weilwir gemeinsam die Nacht verbummelt hatten?Erinnern Sie sich daran, daß Sie Stunden gebenmußten, well Ihnen das Monatögeld kaum auf di«Wohnung, geschweige denn für» Essen reichte?Wenn Sie sich an all das erinnern, so werden Siewissen, daß ich Ihnen oft dr« Hälfte meines Nachtessens angeboten habe, daß ich Ihnen Stehplatzkarten in die Oper zusteckte und Ihnen erzählte, ichhätte Freikarten bekommen, obwohl Sie ebensogut'wußten wie ich, daß ich niemals Freikarten hatte?Sie haben mir damals zu wiederholten MalenIhr Wort gegeben, sich einmal zu„revanchieren",wenn es Ihnen möglich sein würde, und Sie haoensich gtnau so gefreut wie ich. als wir in dasselbeAmt versetzt wurden, nebeneinander im selbenZimmer saßen. Was weiter kam, wird Ihnen schongeläufiger sein. Wie wir beide un» um die schöne,blonde Tochter unseres Chefs bemühten, wie siemir den Vorzug gab, als ich durch meine Lungenentzündung niedergeworfen wurde; und als ichnach vielen Wochen wieder gehen konnte, hörte ich,daß ihr verlobt wart und erfuhr erst später, daßSie Elise gesagt hatten, ich sei schwer lungenkrankund rettung-lo» verloren? Natürlich sind wir dannnicht mehr in derselben Abteilung gesessen, dennSie hatten ja schon«in Zimmer für sich allein,rin Zimmer mit zwei Klubfauteuil» und einemTeppich. Und natürlich gingen Sie bald daraufmit Ihrer Frau in die Großstadt, in einen jenerPaläste, die wir armen Provinzbeamten nur vpmHörensagen kannten. Sie haben auf der Börse gespielt, so wie ich; nur mit dem kleinen Unterschied,daß Sie erfolgreich waren und ich nicht. Es fielIhnen nicht schwer, den schnell erworbenen Reichtum zur Erzielung wertvoller Verbindungen zubenützen. Und es war nur eine Folge dieser Verbindungen, daß Sie im Hinterland blieben, al»der Krieg ausbrach, avanererten, Karriere machten, während ich mir in den Schützengräben dirSchwindsucht holte. Daß ich dann, als alle» vorbeiwar, durch eine seltene Fügung des Schicksal» indie Großstadt gerade in Are Abteilung versetztAscher Hof*und PersonalnachrichtenDer.VolkSruf", das Karlsbader BlattdeS Henlein-Abgeordneten Wollner, brachtedieser Tage folgende Nachricht:„Franzensbad.(Konrad Henlein bei terSpielwarcnschau.) DaS HilfSwerk der beidenFranzenSbader Bundesgruppen wurde Sonntagdurch denehrendenBesuchde» Vorsitzendender SdP ausgezeichnet. Konrad Henlein, der inherzlicher Weise von den Veranstaltern begrüßtwurde, war in Begleitung seiner Gemahlin und seiner Kinder erschienenund äußerte sich in ganz besonder»anerkennenden Worten über die prächtigeAusstellung und die Verdienst« der Franzens-badrr Bundesgruppen am großen Gesamthilfswerk der Sudetendeutschen Bolkshilfe."Daß er mit„elastischem Schritt", wie einst Kaiser Franz Joseph, die Schau verließ, ist nicht verzeichnet. aber wahrscheinlich nur, weil das beieinem Turnlehrer selbstverständlich ist.ProzeS gegen die„Bereitschaft* 1Mähr-Ostrau.(Tsch. P.-B.) Am zweiten TagdeS Prozesse» gegen Dr. Patscheider und Genossenwurde die Anklageschrift berührt. Namens allerVerteidiger konstatierte Dr. Girschek, daß sie di«Beilagen, auf die sich die Klage beruft, nicht studieren konnten. Der Gericht-Vorsitzende erklärt, eßseien insgesamt 80.000 Schriftstücke, die bei den Angeklagten beschlagnahmt wurden; von diesen seien8000 für den Prozeß wichtig. Jeder Verteidigerkönne spätesten»«inen Tag vor dem Verhör seine»Klienten die Beilagen studieren. Hierauf wurdezum Verhör eines der Hauptangeklagten, des Prokuristen Paul Lamatsch, geschritten.Lamatsch antwortete zunächst auf Befragen de»Vorsitzenden, daß er bi» zu seiner Verhaftung Mitglied der Deutschen nationalsozialistischen Parteigewesen sei, aber in der Partei keine Funktion innegehabt habe. Er gab dann Aufklärungen, wie e»zur Gründung der Zeitschrift„Der Weg" kam. Ersprach sodann zusammenhängend über die Bestrebungen der Sudetendeutschen zweck» Zusammenschluss«» aller deutschen Parteien. Er behauptet«,paß im Jahre 1928«in neue» Programm au»gearbeitet wurde, da» gegenüber dem Znaimer Programm die Selbstverwaltung der Deutschen imRahmen der Tschechosiowakischen Republik verlangt.Die Deutsch« Völkoriundliga in der Tscheche«siowakischen Republik hielt am 10. d. M. ihre ersteHaupwersammlung nach dem Tode ihre» Gründer»und ersten Präsidenten Dr. Wilhelm Medinger ab.Den Nachruf für Dr. Wilhelm Medinger hielt dergeschäftsführende Vizepräsident der D. V. L. Dr.Friedrich Nelstöck. Weiter erstattet«-Arch. Ruthaeinen Bericht über seine Teilnahme an-dem heurigenWeltkongreß der Bölkerbundligen, der zu Pfingstenin Brüssel tagte. Die sodann vorgenommene Neuwahl de» Vorstände» hatte folgendes Ergebnis:Doz. Dr. Franz Adler, Dr. Walter Brand, Dr.Alfond» Clary und Aldringen, Dr. Emil Franz«!,Dip. Otto Freund, Sekr. Dr. Karl Janovfly, Dr.Franz Jesser, Red. Karl Kern, Dr. WilhelmMedinger jun., Dr. Friedrich Nelböck, Sekr. ErnstPaul, Prof. Dr. Heinrich Rauchberg. Felix Richter, Jndustr., Arch. Heinrich Rutha, Obersekt. R.Dr. R. H. Schmiedt-Sollislau», G. Schreiner,K. R. Schwarz, Dr. Wilhelm Sebekovfly, Dr.Friedrich Stolberg, Dir. Viktor Ulbrich, Sekr.Willi W a n k a, Dr. Friedrich Westphalen-Fürsten-bexg, Anna Maria Wiechowskki, Prof. Dr. L.Winter, Dr. A. Worliczek, Doz. Dr.<E. Worliczek.Zum Vorsitzenden wurde bei der KonstituierungDr. F. N e l b ö ck, zu Stellvertretern Dr. Elary,Dr. Franzel und Arch. Rutha gewählt.wurde, war Ihnen nicht angenehm, doch konntenSie e» nicht ändern. Was sollten Sie mtt mirtun? Sich als alter Freund zu erkennen geben,mir auf di« Beine helfen, wo doch ein Wort vonIhnen genügt hätte und heute noch genügenwürde, um meine Lage mit einem Schlage zubessern? Sie haben e» vorgezogen, Vergessen zumarkieren. Aber Sie haben nicht vergessen. UndSie haben ein Gewissen. Deshalb wende ich mich,an Ihrem Ehrentag, an Sie: nicht um IhnenGlück zu wünschen, um Ihnen in hohlen Phrasenzu gratulieren wie alle die anderen. Das kann ichnicht, dazu bin ich zu aufrichtig. Ich wende michan Sie, zum ersten und zum letzten Male, um IhrGewissen zu erwecken und Sie aufzufordern, IhreSchuld wenigstens bruchstückweise abzutragen!Da» schreibe ich Ihnen an Ihrem 50. Geburtstag!And der Brief, den er adsendetSehr verehrter, hochgeschätzterHerr PräsidialcheflGestatten Sie mir, mit in die Reihe zu treten derer, die sich heute, an Ihrem 50. Geburtstage zusammengefunden haben, um Ihnen Glückund Gesundheit zu wünschen. Wenn es mir nichtvergönnt ist. Ihnen diese Wünsche persönlich zuübermitteln, da Sie Ihren großen Ehrentag imKreise Ihrer Familie verbringen, in stiller Zurückgezogenheit, wie e» der Bescheidenheit IhresWesen» entspricht, so bitt« ich Sie, diese kurzenZeilen als unverbrüchlichen Beweis meiner Ergebenheit entgegenzunehmen, als Versicherung dergroßen Bewunderung, die ich, Ihr Untergebener,für Sie empfinde.Ich erlaub« mir, mich Ihnen mit dem Ausdruck meiner vorzüglichen Hochachtung zu empfehlen.