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,, Sozialdemokrat"
Mittwoch, 11. Dezember 1935. Nr. 288
fönnten.
Prager Zeitung
Weihnachts- Rundfunkpropaganda. Das Postamt Prag 25 wird die angeführte Propaganda durch Abstempelung von Postmarken mit einem besonderen Maschinenstempel durchführen. In der Zeit bom 7. bis 15. Dezember 1935 wird blaue Stempel farbe, vom 16. bis 25. Dezember grüne Farbe und bom 26. bis 31. Dezember violette Farbe verwendet werden. Das Klischee des Stempels wird einen besonderen Tert und die Bilder eines Dirigenten am Rundfunkmikrophon und eines Rundfunkhörers am Empfänger enthalten.
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Klaus Mann
Der Film
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Der Tanz der Liebe. Ein amerikanischer Film, Manifestationskundgebung der Bank- und nung des Antisemitismus. Nietzsche , der ja auch in dem oft und gut Rumba getanzt wird, was ja Versicherungsangestellten. Mittwoch, den 11. De- Aesthet war, würde sich gewiß angewidert vom Na- nichts Schlechtes ist, zumal uns der Film lehrt, daß zember, findet um 3 Uhr nachmittags in der tionalsozialismus abwenden und wahrscheinlich freis dieser originelle Tanz auf Kuba so bodenständig ist Produktenbörse in Prag eine Manifestationskund- willig den Staub des Dritten Reiches von seinen wie der Walzer in Wien . Aber leider wird nicht nur Schuhen schütteln.- aber in seiner Lehre bleibt Rumba getanzt, sondern dazu noch eine Handlung gebung der Bank- und Versicherungsangestellten genug, worauf der Fascismus sich stützen kann, nicht vorgeführt, die vielleicht sehr amerikanisch, aber statt, in welcher zur Senkung des Zinsfuẞes Stel wenig freilich auch, was Antifascisten für sich in jedenfalls horrend ist. Der Tänzer George Raft , der lung genommen werden wird. Es handelt sich Anspruch nehmen können. Aber doch: es ist schön, seine Sache mit den Beinen sehr geschickt macht, darum, zu verhindern, daß in die vorbereitete mitzuerleben, wie ein Angehöriger der jungen Ges muß also einen ehemaligen Gangster spielen, der Verordnung Bestimmungen aufgenommen werden, neration unserer Zeit sich mit dem Problem Niet alle jungen Dan..en dadurch bezaubert, daß er fie durch welche die Interessen der Bank- und Ver- sche auseinandersetzt. Schön, sehr wirkungsvoll war mit Baby anredet, was besonders auf eine Milliosicherungsangestellten ungünstig beeinflußt werden das Bekenntnis Klaus Manns zum Sozialismus, närin aus New Nork unwiderstehlich wirkt, die am zum Kollektivismus.„ Der Wille zur planvollen öko- Ende für die ohnmächtig gewordene Tanzpartnerin nomischen Neugestaltung darf bei keinem fehlen, der des Angebeteten einspringt, obwohl zu erwarten es ernst mit der Zukunft meint." ist, daß die einstigen Gang- Genossen des Tänzers verbindet aber sein Bekenntnis zum Sozialismus ihn mitten im ſchönſten Rumba erschießen werden, mit einem Bekenntnis zur Religiosität, natürlich eine Erwartung, die allerdings nicht in Erfüllung nicht zu einer streng firchlich gebundenen. Er macht geht, weil sie nur das Produkt scherzhafter Reklame es dem Marrismus zum Vorwurf, daß er für die war. So gibt es also für alle Beteiligten ein happy nur nicht für den Zuschauer, der diesen von religiösen Werte bisher kein Verständnis aufbrachte. end Nun, der Marrismus ist ein Kind des Zeitalters dem Regisseur Marion Gering mit Musik und des naturwissenschaftlich- philosophischen Materialis- Revue- Kulissen aufgeputzten Unsinn verdauen soll. mus, und dann: die Arbeiter hatten und haben in ihrem sozialen und politischen Kampf immer die Kirche in der vordersten Reihe ihrer Feinde gefunden, die Kirche, die bei ihrer Verteidigung der Klasfenherrschaft der Besißenden immer die Religion als Schild benüßte. Was war selbstverständlicher, begreiflicher, als daß so häufig dann in ihren Vorstellungen Kirche und Religiosität zu einer Einheit verschmolzen? Aber Klaus Mann hat recht mit seiner Forderung nach Verknüpfung eines Indibidualismus( der auch die Freiheit des Bekenntnis Der Bezirksverein ,, Arbeiterfürsorge" beruft fes zu Irrationalem, Religiösem in sich schließen für heute Mittwoch um halb 8 Uhr abends würde) mit dem Kollektivismus. Daß der Sozialis- ins Vereinsheim, Prag II, Národni tř. 4, eine mus Feind der Bersönlichkeit sei, war ja Jahrzehnte erweiterte Ausschußsikung hindurch verlogenes Argument seiner Gegner. Im ein. Es betrifft die Besprechung der WinterhilfsGegenteil: Sozialismus ist Befreiung der Persön lichkeit! Eine greulichere Entpersönlichung des Men- aktion, die vor ihrem Abschluß steht. Wir rechnen mit schen als die durch den Fascismus ist nicht vorstell- dem bestimmten Erscheinen aller Ausschußmitglieder. bar. Für den Bezirksverein Arbeiterfürsorge" Die Forderung nach Befreiung der Persön lichkeit, nach ökonomischer Planung, nach fultureller Maria Deutsch. Erneuerung stellt Klaus Mann dem Fascismus entgegen. Er ruft zu einem Optimismus auf weite Alle Franen helfen beim Adressenfchreiben für Sicht." Vortrag eines Gedichtes Klaus Manns in tschechischer Uebersetzung- Sprecherin war Frau Beitungsaussendungen am Donnerstag von 4 bis Jarmila Kronbaurová- und die Verlesung 8 Uhr abends im Parteiheim! einer Buschrift von Vo stovec und Werich,
Unfall beim Reklamekleben. Der 22jährige Maurer Rudolf Kadlec aus Michle war gestern mit tags mit dem Befestigen einer Reklame am Hause Nr. 30 in der Beltnergasse beschäftigt, als er plöglich, von einem Schwindel befallen, etwa 12 Meter tief auf die Straße stürzte und mit gebrochener Schädelbasis liegen blieb. Er wurde auf die Klinik Jirásek gebracht, wo festgestellt wurde, daß seine Verlegung tödlich sei. Der Vorfall wird untersucht. Vor Hunger umgefallen. Gestern um 9 Uhr vormittags ging der 71jährige, beschäftigungslose Arbeiter Anton No set aus Bubentsch in der Piettestraße in Bubentsch über die Fahrbahn, als er aus großer Schwäche, wie später festgestellt wurde
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- plötzlich zu Boden stürzte, wobei er eine schwere Gehirnerschütterung und einen Bruch der Schädel basis erlitt. Seine Verlegungen sind tödlich. Er wurde auf die Klinik Jirásek gebracht.
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Vorträge
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aus der Partei
Winterhilfsaktion
der Arbeiterfürsorge
Genossinnen und Genossen!
Die Winterhilfsaktion steht vor dem Abschluß, wir bitten die restlichen Spenden raschestens abzuliefern.
Literatur
Ein neues Buch über die Slowakei . Soeben ers
schien das Buch., Columbus in der Giowatei". Sein Autor, 2. W. Rochovaniti, hat ein ungemein lebendiges und intereſſantes Wert geschaffen. Der Leser wird von Preßburg aus durch die ganze Slowakei geführt. Die Reise, die vom Frühling bis zum Herbst dauert, geht durch alle Städte, Städtchen Holzkirchen , durch die Muſeen und Bauernstuben, und Dörfer, zu den modernen Bauten und alten hinaus zu den Menschen auf dem Felde, zu den Volkskünstlern mit den alten schöpferischen Gedanken und Techniken, hinunter in die Wunder der Höhlen und hinauf in die Berge. In einer knappen, plastisch sicheren Form werden Städte und Gegenden, ihr Bau und ihre Vergangenheit lebendig gemacht. Landschaft und Menschen in Beziehung gesezt, Sage und Wirklichkeit miteinander verbunden. Niemals wird das Leben vergessen. Besondere Aufmerksamkeit dürfte die Darstellung der Tatra" finden. Mit Originalität und Einfachheit ist die weite Vergan genheit von Preßburg hervorgehe.t. Besondere Schönheiten enthalten die Kapital über Ornamentit, über Volkskunst, über das Leben der Menschen und ihre Lieder. Es ist eine Ueberfülle von einbrüden festgehalten und man kann sicher sein, das dadurch auch die Fremden beworen werden, dieses Land zu
sehen, es zu bereisen, auf Entdeckungen auszugehen und selbst Columbus in der Slowakei " zu werden. Interesse an der Kunst der Tschechoslowakei bekundet 2. W. Rochovanski, der seit Jahren sein warmes bat, erweist sich in seinem Buch als ein gründlicher Kenner der Slowakei . Sein Buch hat einen Um fang von 600 Seiten, es enthält über 400 herrliche Abbildungen, 7 Farbtafeln, viele Notenbeispiele und 30 Wegweiser. Es ist schon äußerlich mit größtem Geschmack hergestellt; der Einband ist nach den Holzschnitten von Alfred Soulet geprägt und in flo wakisches Hausleinen aus Orava gebunden, mit slo Eosverlag in Bratislava , der das Buch herausgibt, hat keine Kosten gescheut und sich durch die Hers
die sich sehr entschieden gegen die goldenen Verlanget überall atiſchen Bändern als Lesezeichen versehen. Der
Fascismus zur studierenden arbeiten
den sozialistischen Jugend bekannte, beschlossen den schönen Abend. Schade, daß Klaus Mann nicht zu jener Jugend sprechen kann, der er viel zu sagen hätte: zur nationalistischen deutschen Jugend. Aber diese Jugend, die nicht nach dem Spruche handelt: Prüfet alles und behaltet das Beste diese Jus
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Jugend?"
die Ohren verstopft, will nichts hören, was ihrem fascistischen Glauben widerspricht. -76
Kunst und Wissen
Vortrag Klaus Mann 3 am 9. Dezember. Man braucht Mar Brods Begeisterung für Klaus Manns Roman ,, Die Flucht in den Norden", sehr beredt in der Begrüßungsansprache fundgege= ben, keineswegs zu teilen, um zu Klaus Mann zu stehen, sich seiner Frische, seiner Tapferkeit, seiner Geradheit zu freuen. Für den Vortrag dankten ihm nold und Bach, wurde Montag im Deutschen TheaDer keusche Lebemann, alter Schwank von Arbiele sehr begeisterte Zuhörer. Vielleicht am freudig: ter von einem Ensemble Otto Wallburgs sten dafür, daß er troß einem sehr düsteren Bilde aufgewärmt. Herr Wallburg hat vom Deutschlanddes Glaubens und des Wesens der heutigen jungen Film her, von dem ihm jetzt, ungewöhnlich spät, die Generation optimistisch ausklang. Recht im Gegen- Großmutter weggetrieben hat, seine Liebhaber. Auf fazze zum Beginn, dem Wort eines französischen der Bühne wirkt seine umständliche Dicke und sein Schriftstellers, eines jungen, in diesem Jahrhundert Geblubber gewiß auch komisch; aber von der sogegeborenen, daß er mit seinem Bekenntnis zu den Menschenrechten, zur Humanität, zum Fortschritt spüren, zumal die anderen Darsteller, mit denen nannten ,, überwältigenden" Wirkung war nichts zu eigentlich ins neunzehnte Jahrhundert gehöre und nicht ins zwanzigste, das alles das bejubelt. Mann Wallburg sich umgab, nicht einmal den guten Durch= unterließ nicht, auf das Paradore eines solchen fer, der allerdings Herrn Wallburg übertrifft. schnitt erreichen; ausgenommen Ernst Wurms Ausspruches zu verweisen, aber er wird verständlich Das Haus war mäßig besucht. Und wir würden in einer Zeit, in der aller Ursprung der abendlän- es nicht als einen Fehler betrachten, wenn Herr dischen Kultur aus dei. Quellen der griechisch- Wallburg mit seinem Ensemble nicht wiederkäme. römischen Antike und des jüdisch- christlichen Geistes berleugnet wird und krampfhaft der Rückwärtsweg ins Barbarische gesucht wird. Mann meinte, der Fascismus, gegen den er starte, leidenschaftdurch glühte Worte fand, sei kein Gegensatz der Generationen, er habe Trennungslinien, die zu Klüften zu werden drohen, quer durch die Generationen gezo gen.( Aber es ist doch nicht zu leugnen, daß er seis nen Machtantritt zu aroßem Teile der Jugend verdankt. Dafür gibt es mancherlei psychologische Erflärungen die Jugend ist durch den Krieg gegan gen oder in seinem Mutigen Schatten aufgewachsen, Spielplan des Neuen Deutschen Theaters. ist seelisch und geistig primitiviert worden, aber Heute, Mittwoch, halb 8: Fidelio, B 1. Die Ges die Demokratie verstand aud zu wenig die Jugend, Donnerstag, halb 8: Wo3zetFreitag, mußte sie nicht zu begeistern, vermochte ihr das schichte vom Soldaten, 2. Freiheitsideal nicht lek endig zu machen, sich nicht halb 8: Der lächerliche Sir Anthony, 2 selber zu verjüngen, und sie ließ fast widerstands- 1. Samstag, halb 8: Macbeth, C 1. Los den scheußlichen Mißbrauch des Jugendsehnens Wochenspielplan der Kleinen Bühne. Heute, und Jugendwollens durch den Fascismus zu.) Vers Mittwoch, 8 Uhr: Fremdenverkehr", Donnerstag, 8 fehlt scheint uns Klaus Manns Versuch, Nietzsche volkstümliche Vorstellung. den Fascisten streitig zu machen. Ja, der Fascismus Uhr: Anna sagt nein. Freitag, 8: Wozhat Nietzsche mißdeutet und vergröbert und er tüm aet, Kulturverbandsfreunde und freier Verkauf. mert sich einfach nicht um Nietzsches schroffe Ableh- Samstag, 8: Anna fagt nein.
I. g. Raynal - Uraufführung im NDTh. Paul Reynal, dessen Drama„ Das Grabmal des unbekannten Soldaten" einen der größten Erfolge der letzten Jahre Unique" dem Deutschen Theater in Prag zur Weltbedeutete, hat sein neuestes Wert„ Napoleon Uraufführung( vor der französischen Aufführung) übergeben. Das Stück geht am zweiten Weihnachtsfeiertag zum erstenmal in Szene. Regie: Julius Gellner . Titelrolle: Friz Valk.
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