Seite S Sozialdemokrat" Donnerstag, 12. Dezember 1835. Nr. 288 Jtxujef Rettung Ei« Demokrat spricht über Demokratie Man wird der Prager Bezirksorganisation der soziaiöeinolrati,chea Partei auf jeden Fall dafür dankbar sein mügen, daß sie den Versuch unternahm, einen bürgerlichen Demokraten, den Schweizer R e n i Sonderegger, vor dem Partei- forum über das ThemaOffensive Demokratie" reden zu lassen. Von vornherein ein gewagtes Expcri- ntent, weil unsere Parteimitglieder den bürgerlichen Politiker nur als Bier« und Radaupolitiker kennen, unk dem weder im alten Oesterreich, noch in der Republik in sachlicher Form die Auseinandersetzung über wirtschaftliche und politische Probleme möglich war. Weil die bisher gemachten Versuche, eine solche Auseinandersetzung durchzuführen, niemals etwas anderes zeitigten als ein ödes Geschimpfe über die Partei- und Gewerkschaftsbonzen, denen die Arbei­terbewegung nur Mittel zu persönlichen Zwecken sei. Wir denken dabei gar nicht an die Fascisten, ganz gleich, ob unter Krebs oder Henlein, mit denen über­haupt jede Diskussion unmöglich ist, weil sie ihr grundsätzlich aus dem Wege gehen. Das Experiment, das hier vorgenommen wurde, mutzte in vielfacher Hinsicht gewinnbringend sein. Formell, sachlich und geistig. ES mutzte aber auch zeigen, dass wir mit unserem bisherigen Wissen noch lange nicht aus­kommen, um einen bürgerlichen Demokraten, der aus einem uns sehr fremden Lande kommt, ganz zu verstehen. Die Tatsache, datz wir hierzulande kaum mehr wissen, als datz die Schweiz eine der ältesten Demokratien und ein sehr schönes Land ist, war für viele der Versammlungsteilnehmer hemmend in der Verarbeitung der Gedanken, die Sonderegger zum Ausdruck brachte, hat manche vielleicht unbefriedigt gelassen. Aber nichtsdestoweniger war der Abend, den uns die Bezirksorggnisation gab, interessant und für den Sozialisten sehr anregend. Sonderegger kommt aus einer uns fremden Welt. Ein Bürgerlicher aus einem Staate, der eine jahrhundertealte Demokratie besitzt, der aus dem Ringen um Freiheit und Demo­kratie für jeden seiner Bürger dieWehrhaf» t i g.k ei t beibehalten hat, dessen Bürger immer noch selbst bei jedem wichtigen neuen Gesetz für oder gegen stimmen und die Möglichkeit haben, ein von ihnen gewolltes Gesetz in die Wege zu leiten. Aus einem Lande, das seine ethischen Grundlehren aus den Schriften Heinrich Pestalozzis, Gott­ fried Kellers , Spittelers u. a. entnimmt und das zur Religion und Kirche in einem ganz gnderen Verhältnis steht als die Menschen unserer Republik . Aber nicht nur dcksl Dort lebt ein Volk von vielen kleinen autono­men Staaten, und seine wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse sind von den unseren grundverschieden. Diese mangelnden Erkenntnisse distanzieren uns von Sonderegger. Wohl versuchte Genosse I a k s ch mit einer kurzen Einführung in den Vortrag Sondereggers eine Parallele zwischen der Schweiz und der Tsche» choslowakei zu ziehen, der Versuch aber müßte sich logischerweise auf einige kurze Andeutungeki Wer' Aehnlichkeit der Nationen und des Raumes beschrän­ken. Man mutzte deshalb über das Gehörte mehr als sonst nachdenken, um zu einem klaren und fruchtbaren Ergebnis des Vortrages zu kommen. Sonderegger sieht den Fascismus sehr richtig. Er lernt ihn bei seinem ersten Einbruch über die Grenzen des Kantons Tessin aus Italien kennen. Aber der Fascismus Mussolinis wird glicht wirksam, weil dieser Einbruch in der Zeit der normalen Wirt­schaft an den ungestörten Lebensformen der Men­schen abprallt. Anders die Welle, die 1933 aus Deutschland kommt, an verlängerten Grenzen und in der Periode jahrelang andauernder Wirtschafts­krise. Sie verschlingt auch hier die gefühlsmätzig nach Auswegen suchenden Schichten der schaffenden Bevölkerung. Die Parteien scheinen fürs erste dem Ansturm des Fascismus nicht gewachsen zu sein. Sie haben ihre Lehren und Methoden des Kampfes für eine geistige Abwehr, mit den Mitteln der Ver­nunft zurechtgelegt, die hier versagen. Die Nieder­lage des Fascismus wurde durch die Greuelmetho- den der Regierung des Dritten Reiches selbst ver­ursacht, weil der demokratische Gedanke im Schweizer so mächtig wurzelt, datz er wohl vorübergehend durch eine maßlose Propaganda einer neuen politischen Form verdrängt werden konnte, mit der Offenbarung seiner Sinnlosigkeit und der Gewalt aber, die er brauchte, um sich zu behaupten, instinktiv wieder die Oberhand gewann. Daß die Demokratie in der Schweiz siegreich geblieben ist, hat weniger die Na- ttonalrätswahl bewiesen, als es die Volksabstim­mung über, die Verfassungsänderung dargetan hat. Die Front der Arbeit, die zwischen Sozial­demokraten, bürgerlichen Demokraten,- Freisinnigen und Jungbauern zur Abwehr des Fascismus ent­stand, hat weniger in der Masse, als in den Führern ihre Kraft und Stütze. Ob diese Bewegung dauernd siegreich sein wird, sowohl gegen den Fascismus als auch in der Ausgestaltung der Demokratie, hängt nach,Sonderegger von den Formeln ab, die man als- nächste Kampfziele der Demokratie der Masse zu geben hat. Hier geht der Demokrat Sonderegger ganz andere, als bisher von der Arbeiterbewegung aufgezeigten Wege. Er stellt den Menschen in den Mittelpunkt des Ringens um eine neue Welt. Er macht dabei aus seiner Verachtung für wissenschaft­liche Grundsätze kein Hehl. Gesetze dürfen nicht nur abgrenzen, nachholen, verbieten, sie müssen dem Menschen geben und ergänzen. Der Lohn des Arbei­ters muß als Menschenrecht proklamiert werden, sein Brot darf nicht länger seine Sorge sein. Vieles von dem Vortrage hätte auch ein Sozia­list nicht besser dartun können, vieles aber gilt längst als überholt und widerlegt. An Sonderegger hastet die Mentalität des Kleinbürgers, der in der indi­viduellen Tat alles, in der Materie aber nur Schlech­tes sieht. Deswegen kommt er mit dem Wollen nahe an un3 heran, während er sich handelnd von uns entfernt. Aber er ist ein ganzer Mensch unserer Zeit, der sich ernst und gründlich mit deck» Problemen der Politik und Wirtschaft, der Kultur und Erziehung auseinanderzusetzen versucht. Der seinen Gegner nicht mit Beschimpfungen, sondern mit, Argumenten des Geistes überzeugen will. Von ihm könnten unsere Bürgerlichen sehr viel lernen, vor allem polittschen Anstand- Genosse I a k s ch zeigte in seinen den Vortrag Protest-Kundgebung der Bank- und Sparkaffenbeamten Am Mittwoch nachmittags fand im großen Saale der Prager Produktenbörse eine vom Ver­band der Bank- und Sparkassenbeamten, dem Zentralverband der Versicherungsangestellten, dem Verband der Skontisten und Kanzleigehilfen und den entsprechenden tschechischen Organisationen einberufene Massenkundgebung statt, in der gegen die für den 1. Jänner geplante Zinssenkungsver­ordnung der-Regierung Stellung genommen wurde, soweit sie die Senkung des Zinsfußes aus Kosten der Bank- und Sparkassenangestellten unter Mißachtung der Kollektivverträge durchfüh­ren will. Nach einer Eröffnungsansprache des Vor­sitzenden des Sdruzeni peneZniho urednicwa, Josef Straka, berichtete Generalsekretär Na- vrätil(vom gleichen Verband) über den Stand der Verhandlungen innerhalb der Regie­rung, die eine für die Bankangestellten ungünstige Wendung zu nehmen drohen. Im 8 27 der vor­bereiteten Regierungsverordnung soll den Geld­instituten, die in den letzten zwei Jahren Verluste aufwiesen, das Recht zugesprochen werden, auf dem Verwaltungswege die Kollektivverträge mit ihren Angestellten außer Kraft zu setzen. Der Redner wies darauf hin, daß eine solche Bestim­mung als unsozial zu verurteilen sei, weil die Bank, und Sparkassenbeamten seit Be­ginn der Krise schon 20 biS 25 Prozent ihrer Bezüge opfern mußten und ein großer Teil von ihnen dem Abbau zum Opfer fiel. Darüber hinaus aber handele es sich um eine ungesetzliche Maßnahme, die willkürlich in die grundlegenden Rechte der Arbeitnehmer ein­greift. Genosse K o l l i n vom Beiband der Bank- und Sparkassenbeamten schloß sich in sei­nem deutschen Referat dem Protest des Vorred­ners an. Er bezeichnete den 8 27 der geplanten Regierungsverordnung als eine Hanvhadd zur Konfiskation aller seit dem Umsturz erworbenen Rechte und wies darauf hin, daß schon beim Banken­gesetz und beim ersten Zinssenkungsgesetz im Jahre 1833 festgestellt worden ist, daß die Bezüge der Angestellten kein Hindernis für die Herab­setzung des Zinsfußes bei den Geldinstituten bil­den. Für die Jndividualverträge aber, die ein­zelnen übermäßige Bezüge gewähren, haben sich die Gewerkschaftsvertreter niemals eingesetzt, son­dern sie im Gegenteil stets bekämpft. Der Spre­cher des Üstkedni Svaz zamöstnancä pojistoven, Josef K o k s ä l,'wies nach, daß die Verhältnisse bei den Privatversicherungen nicht anders liegen als bei den Banken, und Abgeordneter Genosse T a y e r l e erklärte, daß der Abwehrkampf der Bankbeamten gegen die geplante Verletzung der Kollektivverträge der Unterstützung der Gewerkschaftszentrale und der so­zial i st ischen Parteien sicher sein könne, da er die Grundrechte aller Arbeitnehmer verteidige. Nach weiteren Ansprachen des Sena­tors P ä n e k und der Vertreter der.Fachver-- bände wurde eine Entschließung angenommen, die gegen den 8 27 der geplanten Regierungsverord­nung Wer die Herabsetzung des Zinsfußes pro­testiert, weil er nicht nur die Lebenshaltung der Bans- und Sparkassenangestellten bedroht, son­dern auch einen Eingriff in ihre letzten, durch die Krllektivverträge garantierten Rechte darstellt. Es wird an die Gewerkschaftszentralen und die Ab­geordneten aller sozial denkenden Parteien appel­liert, den Abwchrkampf der Bankbeamten gegen die weitere Kürzung ihrer Bezüge und gegen un- begriindete Eingriffe in die Rechte der Privat­angestellten zu unterstützen. Auf Initiative der Nmon für Reibt«nd Frei­heit: Dienstag, den 17. Dezember, abends 8 Uhr. im großen Saal der Produktenbörse. Prag n., Havlidkovo näm., öffentliche Versammlung:»Der Hitlerfascismus und wir". Vorsitz: Re­gisseur Dostäl(När. Divadlo). ES sprechen: Ilniver- sitätsprofessor I. B. Kozäk, Universitätsprofessor theol. Hromädko, der Dichter Oskar Baum und Josef Hora. (Zweisprachig.) Vierzehnjährige Lebensmüde. Gestern vormit­tags versuchte sich das 14jährige Lehrmädchen V. T. im Keller des HauseS ick der Vorsilska in Prag , wo sie beschäftigt ist, zu erhängen. Sie wurde noch rechtzeitig entdeckt, abgeschnitten und auf die Klinik Nonnenbruch gebracht, wo sie angab, daß sie sich eines Tadels ihres Chefs wegen habe daS Leben nehmen wollen. Zur gleichen Zeit trank die löjäh- rige Praktikantin E. D. aus Bievnov im Hause ihres Arbeitgebers in der Langegasse Kupfervitriol. Die Rettungsstation brachte sie auf die Klinik Pel- abschließenden Worten, daß wir den Kampf mit unserm Bürgertum, wie Sonderegger es meint, nicht führen können, denn im Kampfe um die Demokratie fehlt uns auf bürgerlicher Seite der Partner. Aber der Wille, die Freiheit zu erhalten und auszubauen, wird auch bei den Sudetendeutschen durchbrechen und über die Kaders der Sozialisten hinaus die Demokratie zur Offensive führen. Genosse Schönfelder, welcher die Ver­sammlung leitete, konnte am Schlüsse mit Recht her­vorheben, daß der Abend dem Kampf um die Demo- kratie viel gutes und den Teilnehmern viele neue Anregungen gebracht habe, die sicher'nicht unfrucht­bar bleiben werden. Der Besuch des Vortrages war sehr gut, der Beifall stark und sowohl für Sonder­egger als auch für Jaksch, echt. f. k. nar, wo ihr der Magen ausgepumpt wurde. Als Motiv ihrer Tat gab sie Kummer darüber an, daß sie von ihrer Mutter gescholten worden sei. Ueberfahren. Gestrick vormittags geriet der 72jährige Dr. Eduard Fischl aus Karolinental in der Nähe des Strotzmaherplatzes in Holleschowitz vor das Auto deS 32jährigen Chauffeurs Josef Drjka aus Lieben und wurde zu Boden geworfen und ver­letzt. Mit einer schweren Gehirnerschütterung und stark blutenden Fleischwunden im Gesicht wurde er ins Krankenhaus auf der Bulovka gebracht. Dem Chauffeur wurde der Führerschein entzogen. Der 58jährige arbeit?- und wohnungslose Emanuel Vo- dikka wurde gestern nachmittags um 5 Uhr in der Pilsenerstraße in Koschirfch von einem Auto, dessen Lenker im Eiltempo davonfuhr, zu Boden geworfen und schwer verletzt. Nach dem Chauffeur wird ge­forscht. f Einbrüche und Einbrecher. In der Nacht auf gestern wurden im Hause Nr. 43 in der Bokivojgafse in Zijjkov sämtliche sechs Böden ausgeraubt, wobei allen Parteien ihre gesamte dort befindliche Wäsche gestohlen wurde. Vom Täter fehlt jede Spur. Vor­gestern wurde der bekannte Bodeneinbrecher Josef Soukup in ZiZkov verhaftet. Seinem Begleiter ge­lang es, zu flüchten. Gestern wurde jedoch auch ep in der Person des Bruders des Josef Soukup, Franz Souftw, verhaftet. Ten beiden konnten 15 in der letzten Zeit verübte Bodeneinbrüche nachgewiesen werden; ein Teil der Waren konnte bei einem Heh­ler beschlagnahmt werden. Meiner Freundin Marie Kunz." Nach einer Mitteilung des tschechoslowakischen Konsulats in Cleveland starb in Ohio vor kurzer Zeit ein gewisser Alois Hauser, der in seinem Testament.seiner Freundin Marie Kunz in Prag " ein Legat aussetzte, ohne über die Person der Betreffenden nähere An­gaben zu machen. Diese wird daher gebeten, sich auf der Prager Polizeidirektion in der Bartholo- mäuSgaffe zu melden. Sonderzng ins Riesengebirge . Die Staatsbahn­direktton in Prag fertigt am Samstag, dem 14. De­zember, einen Sondermotorzug ins Riesengebirge mit Verpflegung zum Preise von 75 Kd ab. An­meldungen mit einer Angabe nimmt das Ausflugs­zugreferat im Basar neben dem Wilsonbahnhof, Tel. Nr. 38335 entgegen. Weihnacht-ditte für teuffche EtstiKtastten. Die Demokratische FlüchttingSfiirsorge will ihren Schütz­lingen eine schlichte Weihnachtsfreude bereiten. Spenden von Lebensmitteln werden täglich zwischen 11 und, 1 Uhr vormittags in der Demokratischen Flüchtlingsfürsorge, Praha II., Prikopy 17, 2. Stiege, 2. Stock entgegengenommen. Geldüberwei­sungen an die Böhmische Escompte-Bank und Kre­ditanstalt, Postscheckkonto Nr. 51041 zugunsten der Demokratischen Flüchtlingsfürsorge. Vorträ-e Sektionsrat Otakar Sulik(tschechischer Sozial­demokrat), Vertreter des Internationalen Arbeits­amtes, spricht heute, den 12. Dezember, um 19.30 Uhr im Vortragssaal des Ministeriums für soziale Fürsorge über das ThemaDie Gewerkschaftsbewe­gung in den Staaten mit Korporationssoftem". Der Vortragende wird das Problem der berufsständischen Ordnung mit Berücksichtigung des italienischen Kor- porationsshstems erörtern, eine Frage, die besonders die moderne Gewerkschaftsbewegung berührt und die auch bei uns Gegenstand lebhafter Diskussionen ist. Eintritt frei. Xcmst und Wfesm Der lächerliche Sir Anthonh Bekannte deuffche Autoren, so beispielsweise R e h f i s ch, müssen sich jetzt zumindest heimlich nachsagen lassen, daß sie sich mit Pseudonymen tar­nen, damit sft ohn' Ansehen der Großmutter auf reichsdeutschen Bühnen gespielt werden können. Und so darf man verumten, daß es sich mit H. G. T e n- nyson Holme, dem Autor der jetzt im Deut­ schen Theater erstaufgeführten Komödie oben ge­nannten Titels ähnlich verhält. Jedenfalls würden wir dem Dtttten Reich solcheKunst" gönnen. Der Vorwurf ist übrigens nicht schlecht, wenn auch nicht gerade originell: Aerzte wetteifern in der Bekämp­fung eines Bazillus, kämpfen gegen Konservativis­mus der Wissenschaft, setzen ihr Leben aufs Spiel und erhöhen den Einsatz noch um Frau oder Ge­liebte. Aber dieser Tennyson Holme macht aus sol­chem Forscherproblem, in dessen Hintergrund Tau­sende vom Pandschab -Fieber dahingerafft werden, ein geschwätziges Amüsiertheater mit Blockhütten­romantik, Karl May -Heldentum undenglischer" Fairnetz-Verhimmelung und häuft so viel Edelmut, so viel Lebens- und Todesverachtung auf seine Fi­guren, datz man wie bei der Lektüre eines unter­durchschnittlichen---Iben Ullstein-Büchels sehr bald Interesse in Langeweile gewandelt sieht und nur aus guter Erziehung' et den dramatischesten Stellen nicht kräftig loslacht. Freilich ist auch der Prager Regisseur, MartinCosta, nicht ftei von Schuld; er zieht die oft läppische Diskussion uner­träglich in die Breite und läßt die Darsteller dort, wo man nur durch flottestes Tempo die Sprünge der Logik einholen könnte, den faulen Zauber gera­dezu zeremoniell ausspielen. Es spricht ganz stark für unsere Schauspieler, datz Herr Götz ttotz alle­dem in jedem Augenblick interessant bleibt und datz man auch der Gestaltting der anderen Hauptfiguren (durch Klippel, die Wünsche und Warn­holtz) bis zum Schluss zu folgen bereit ist. In Episoden überzeugend die Herren Trabauer und Schmerzenreich; Herr Costa als Primarius in eige­ner Regie eine Fehlbesetzung. Gewisse Gentle­mans auf der Bühne haben im Gespräch mit TameN grundsätzlich die Hände in den Hosentaschen; die im Zuschauerraum scheine« sich grohteilS daran ein Beispiel genommen zu haben, was nämlich die Neigung zum Applaudieren anlangt. l. g. ArbeitervorstellungKameraden"» eine mit grossem Erfolg aufgenommene Komödie von Strind- berg, am Sonntag, dem 15. Dezember, um halb 3 Uhr. Karten täglich(8 bis 2, 4 bis 6) bei Optiker Deutsch, Koruna. Bon der Deutschen Mustkakademie. Heiterer GesellschaftsabeW am 14. d. M., 20 Uhr, Festsäle des Deutschen Hauses. Programm: Beethoven , Haydn , Mozart und eine Nesttoy-Posse. Karten: Wetzler, Deuffches Haus, Deutsche Musikakademie. Interner Abend der Deutschen Musik­akademie, Montag, den 9. Dezember, 20 Uhr. Pro­gramm: Haydn , Mozart . Schumann. F. Finke u. a. Fritz Walter Nielse« rezitiert am 12. Dezem­ber im Zensky klub Eeskh, abends 8 Uhr. in t s ch e- chischer und deutscher Sprache. DaS Programm Ibringt Tiergeschichten von Wil­ helm Busch , Manfred Kyber und Karel Capek in der Uebersehung von Otokar Fischer . Pavla Moudra und Otto Pick . Kartenvorverkauf bei CSO. Tru« hlarova, und Wetzler. Abendkasse. Spielplan de Nene« Deuffche« Theaters. Donnerstag, halb 8: Wozzek Die Ge­schichte vom Soldaten, C2. Freitag, halb 8: Der lächerliche Sir Anthony, D 1. Samstag, halb 8: Macbeth, CI. Spielplan der Kleinen Bühne. Donnerstag, 8 Uhr: Anna sagt nein. Freitag, 8: Woz­zek, Kulturverbandsfreunde und freier Verkauf. Samstag, 8: Anna sagt nein. Der Dinr Viereinhalb Musketiere DaS ist ein deuffcher Filmschwank, der außer­halb des Dritten Reiches entstand und eine ganze Kolonne von Komikern aufmarschieren lässt; Felix Bressart, ' Szöke Szakall , Otto Wallburg , Ernst Verebes und Huszar-Puffy. Die Autoren hatten kei­nen anderen Ehrgeiz, als diesem Ensemble Gele­genheit zu verschrobenen Dialogen, verlegenen und verworrenen-Situationen und anderem heiteren Unsinn zu geben. Der Lacherfolg wird nicht ausblei­ben, Wer der Fehler des Films ist, dass er sich seine Sache zu leicht gemacht unh den Mitwirkenden keine töirnichen Rollen gegeben hat, so dass auch B r e f fa rt und S z a k a l l, die mehr hii blosse Spaß­macher sind, nur sehr oberflächlich wirken können. eisS Unsere Soldaten". Das Verteidigungsmini- sterium hat einen mehr als 1600 Meter langen StummfilmNasi vajäci" Herstellen lassen, der das Leben in der Armee und die einzelnen Trttppengattungen, feldmätzige Hebungen und die moderne Waffentechnik zeigt. Selbswerständlich hebt der Film vor allem die angenehmen Seiten des Sol­datenlebens hervor, er verschweigt Wer ehrlicher­weise nicht die Strapazen des modernen Militär­dienstes. Rein filmisch ist vor allem die Photo­graphie zu loben(Zdeniik Hofbauer), die mit ihren überaus schönen Aufnahmen an die besten heimischen Spielfilme heranreicht. Zu be­dauern bleibt, daß der Film nicht um 1000 Meter länger, damit inhaltsreicher, bunter und vor allem abendfüllend geworden und daß er nicht vertont ist. Dass man Bedürfnis hat. die Bevölkerung über die Armee und moderne Wehrfragen aufzuklären und die Armee in Verbindung mit dem Volke zu halten, wird jeder Demokrat begrühen. Das Ministerium beziehungsweise die Garnisonskommandos verleihen den Film, unter Umständen auch kostenlos, an Organisationen, die sich für ihn interessieren. fr.: Zigeunerblut. Das alte Witzwort von der Fran von Pollak, die angeblich von eineu» Theaterstück gesagt hat, es eigne sich nicht für eine Premiere, läßt sich auf viele Filme und auf die Filme aus dem Dritten Reich fast ausnahmslos anwenden. Die Berliner Film-PosseZigeunerblut" ist in rich­tiger Erkenntnis ihrerOualüäten" von dem hie­sigen Verleiher auch gar nicht erst in ein Premieren- Kino geschickt worden. Die Frage ist nur, warum man sie überhaupt hierher gebracht hat. Denn sie ist ein wahrer Hexensabbat plumper Geschmack« und Witzlosigkeiten, in dem Adele Sandrock , R. A. Roberts und Georg Alexander die Verrückten spie­len. Ein Beweis mehr dafür, was unter Goebbels Kommando aus der deuffchen Filmkunst geworden ist. Wer ein Beweis, der gar nicht mehr nötig war, eis W 3Cindec= freunde Kinderfreunde Prag . Ausschutzsitzung nicht Frei­tag, soWern Montag im Parteiheim. MUtellungea aus dem Publikum. Stuhlverftopfung. Spezialärzte für Verdau­ungskrankheiten erflären, dass das natürliche Franz-Josef"-Bitterwaffer als ein sehr zweckdien­liches Hausmittel warm zu empfehlen sei. 8148/d Bezugsbedingungen: Bei Zustellung inS Haus oder bei Bezug durch die Post monatlich Kd 16.. vierteljährig Kd 48., halbjährig Kd 96.. ganzjährig Kd 192Intern« werden laut Tarik billigst berechnet. Bei öfteren Ein'chaltungen Preisnachlaß. Rückstellung von Manuskriplen erfolgt nur bei Einsendung der Retourmarken. Die Zeitunasfrankatur wurde von»er Bost,»no Je«- 1 H graph-ndirektion mit Erlass Nr. 13.800/VII/1930 bewilligt. Druckerei:.Orbis". Druck-. Verlags- und Zeitungs-A.-G.. Prag .