Nr. 291
Samstag, 14. Dezember 1935
Sekte 5
Lerroux verschwindet Autoritäre Korruption (R. F.) Die Skandalserie, die das heutige »autoritäre" Regime in Spanien erschüttert, hat nunmehr einen der Männer gestürzt, der für die reaktionäre Wendung vom Oktober letzten Jahres hauptverantwortlich ist. Der Führer der spanischen großbürgerlichen»Radikalen", von denen sich seither allerdings alle irgendwie fortschrittlichen und demokratischen Elemente(so z. B. die Gruppe Martinez Barrios) abgewandt haben, der ehemalige Verbündete Azaüas und Largo Caballeros im Kampf gegen die Diktatur von Primo de Rivera , der„alte Fuchs" Alexander Lerroux, ist der Mitschuld an der K o r r i?p- tionsaffäre der Westindischen Schiffahrtsgesellschaft, bei der es um 3.6 Millionen Pesetas ging, schuldig erkannt worden und»vorläufig" aus„freiem Willen" aus der Politik a u s- geschieden. Zwar hatte seine Fraktion in dem Parlament, dar von den Sozialisten und allen linksstehenden Bürgerlichen boykottiert wird, den Beschluß durchgesetzt, daß Herrn Ler roux der„gute Glaube" zuzubilligen sei. Da er es aber zur Enttäuschung seiner Freunde vorgezogen hatte, die angekündigte Verteidigungsrede nicht zu halten» kann diese Formalität auf sein politisches Schicksal keinen Einfluß mehr haben. Lerroux war der Ministerpräsident jener Regierung, unter deren politischer Verantwortung der»Feldzug" gegen die asturischen Bergarbeiter unternommen worden ist. Man kann es als symbolisch für den Verfall des autoritären Regimes in Spanien betrachten, daß der unrühmliche Abgang Lerroux ' aus der Politik zeitlich fast genau mit der Freisprechung Largo Cabelleros zusammenfällt, die dem heutigen reaktionären Kurs den letzten Anschein einer Exi- stenzberechtigung genommen hat. politischer Monstreprozeß In Spanien In den nächsten Tagen beginnt vor dem Kriegsgericht in Pamplona ein Prozeß gegen 172 Spanier, die sich an der Aufstandsbewegung in Eibar im Oktober 1934 beteiligt hatten. Der Strafantrag lautet auf Todesstrafe für vier, aus 30 Jahre Zuchthaus für 26 Angeklagte. 25 Aufständische sollen freigesprochen und die übrigen zu Gefängnisstrafen zwischen zwei und 25 Jahren verurteilt werden.
Splitterung im Zankow*Lager Im Lager der bulgarischen nationalsozialistischen Bewegung, das in vieler Hinsicht der Hitlerbewegung gleicht und an besten Spitze der gewesene Ministerpräsident Z a n k o w steht, kam es dieser Tage zu weiteren Unstimmigkeiten, infolge deren sich insbesondere die gewesenen Minister Nikola Najdenow und Christo Sta- tew, der Abgeordnete Kjamilew und der angesehene Journalist Brasljanow losgesagt haben. Bereits im Juli d. I. trennten sich von Zankow seine früheren treuesten Mitarbeiter, die gewesenen Minister K a l f o w und R u s e w sowie eine Reihe von Generalen der Reserve mit Velizar L a z a r o w an der Spitze, die vor ewigen Jahren demonstrativ in die Zankow-Regie- rung eingetreten waren. Auch der gewesene Landwirtschaftsminister T o m o w, der Führer des rechten agrarischen Flügels, der vor einem Jahre mit einer großen Zahl von Anhängern zu Zankow überging, ist heuer.im Sommer gestorben, so daß von der älteren Generation einzig und allein die gewesenen Minister Koschucharow und Dikow sowie der angesehene Sofioter Advokat und gewesene Abgeordnete Cernookow bei Zankow verblieben sind.
Kein Kabinettsrücktritt in Aegypten Die Kabinettskrise in Aegypten hat eine überraschende Wendung genommen. Ministerpräsident Tewfik Nessim Pascha hat beim König eine Audienz gehabt. Die Regierung ist nicht zu- rückgetreken. Wie verlautet, wird Tewfik Nessim Pascha im Einverständnis mit dem König die Herausgabe eines königlichen Dekrets über die Wiedereinführung der Verfassung vom Jahre 1923 vorbereiten.
.Letzt hab' ich wieder das Gebiß die ganze NaHt in der Zugluft' liegen lassen.
I
Die für heute»ad morgen festgesetzte Zeitungsexpedition muß umachtTageverlegt werden. Wir ersuchen alle Genoffen und.Genossinnen, welche sich zur Verfügung gestellt haben, sich am Samstag, dem 21. Dezember, ab 2 Uhr im Parteiheim einzufinden.
Bei der gestrigen Verhandlung vor dem Senat Beck wurde Schramm, der keinen Versuch machte, srine Schuld zu leugnen, zu sechs Monaten Kerkers verurteilt, lieber die Bedingtheit der träfe werden noch Erhebungen gepflogen werden, rb.
hier aber im Wesen auch nicht an, sondern lediglich auf die Tatsache der Unterschlagung, die ja ohnehin feststand. Uhlit wurde zu zehn Monaten Kerker unbedingt verurteilt. rb.
' anderen übermitteln und das Wertvolle der fremden in sich aufnehmen kann,. Dr. Oskar Schwarz' Vorrede über den Schriftsteller Max Kyber leitete den Vortragsabend glücklich ein. m. i.
Zwei ArbeitsunfLlle. Gestern nachmittags lieferte die Rettungsstation den 48jährigen Arbeiter Josef Blümel äuS Wrschowitz inS Allgemein« Krankenhaus ein. Er war auf einem Bauplatz in Zijkov von einer Ladung Ziegel, die er in einem Karren fuhr, verschüttet worden und ohnmächtig liegen geblieben. Er hatte ziemlich schwere Verwundungen am Kopfe erlitten.—• Der 26jährige Arbeiter Ondrej Zelnisek wurde gestern mittags von einem Arbeitskollegen ins Allgemeine Krankenhaus' gebracht, da er, als beim Aufwinden einer Ladung Sand auf einem Sandkahn das Tau geriffen war, an den Schiffsrand geschleudert worden war und sich am Kreuz verletzt hatte. Schülerin überfahren. Die fünfzehnjährige Schülerin der deutschen Smichover Handelsschule, Margarete Ebenhöh. wurde gestern knapp nach Mittag in der Podebrader Straße vom Auto des Holle- schowitzer Chauffeurs Wenzel Sefkik erfaßt und etwa 18 Schritte weit geschleift. Der vorbeifahrende Arzt Dr. Jeßler leistete ihr die erste Hilfe, worauf sie mit Verletzungen am Knie und am Kopf auf die Klinik Schlosser gebracht wurde. Das Verfahren 'wurde eingeleitet.' Jedem Neugeborene« 25 K8. Wie alljährlich, schenkt auch heuer die Böhmische Sparkasse in Prag jedem 1935 in Groß-Prag und Prag -Land oder im Gerichtsbezirke des Sitzes einer ihrer Filialen geborenen Kinde, dessen Mutter zur Zett dieser Geburt dort ihren Wohnsitz hatte, ein EinlagSbuch mit eurer Stammeinlage von XL 25.—.
Iktohauet uttäHdischüL bweuyuhg!
Gemeindesekretär als Defraudant Prag . Als Ende des Jahres 1933 die Revisionskommission die Bücher der Gemeinde Vi- naköviee prüfte, mußte sie einest Abgang von 28.000 KL feststellen. Der Gemeindesekretär Karl U h l i k, der für die Finanzwirtschaft der Gemeinde verantwortlich war, konnte dieses Defizit nicht aufklären. Man stellte ihm die übliche Frist zur Dek- kung des Schadens. Als sie abgelaufen war, wurde die Sttafanzeige erstattet. Bei der Verhandlung am Freitag vor dem Strafsenat Beck kamen ziemlich sonderbare Details zutage. Der ungetreue Gemeindesekretär hatte nach seiner Suspendierung ruhig weiterämtiert, indem er das Suspendierungsdekret in einer Schreibtischlade hatte verschwinden laffen. Ebenso ließ er auch die Aufforderung zur Gutmachung des Abganges verschwinden und zögerte den Augenblick seines Abganges mit allen Mitteln hinaus.. Schließlich halfen aber alle diese Manöver nichts und Uhlik wurde verhaftet und angeklagt. Die Anklage wirft dem Angeklagten vor, er habe ein Doppelleben geführt, das seinen Einkünften(1200 KL monatlich) nicht entsprach. Zum Beweis seiner„unangemessenen Lebensführung" berief sich die Anklage u. a. darauf, daß er einen Papagei, einen Hund und einen Radioapparat besessen habe. Es mag dahingestellt sein, ob auf solche Weise wirklich ein unzu- kömmlicher Luxus nachgewiesen ist. Darauf kam es
Wer kann Lieferungen für die Stadt Prag erhalten? Die Fxage der Lieferungsvergebungen durch die Prager Stadtgemeinde wurde in der gestrigen Sitzung des StadtrateS vom deutschen Stadträt Dr. Wiesmeyer aufgeworfen. Er wies darauf hin, daß in der letzten Sitzung der Wirtschafts- kommiffion ein Beschluß des Stadtrates vom 11. Dezember 1935 vorgelegt worden sei, nach welchem an deutsche oder deutschjüdische Firmen Lieferungen nicht vergeben werden dürfen. In dem Bericht über die erwähnte Sitzung, der im Verordnungsblatt der Stadt Prag ausgegeben wurde, so führte der Redner weiter aus, ist ein derartiger Beschluß nicht verzeichnet. Durch Einsichtnahme in das Originalprotokoll der Sitzung hat er festge- stellt, daß es sich lediglich um dieAn- r e g u n g eines M i t g l i e d e S d e S Stadtrates handle, der den Wunsch auS- svrach, es möge bei Vergebung der Lieferungen, in erster Reihe auf tschechische Firmen Rücksicht genommen werden. Dr. Wiesmeyer verlangte die Rückverweisung der beschlossenen Lieferungen an den Ausschuß. Gegenüber diesem Anttag wiesen die Vertreter der einzelnen Parteien daraufhin, daß bei der Vergebung der Lieferungen in erster Reihe auf Qualität und Preise Rücksicht genommen würde und daß infolgedessen auch Lieferungen an nichttschechische Firmen vergeben wurden. Sodann wurde beschlosten, ein Kommunique deS Inhalts auszugeben, daß ein Beschluß des Stadtrats, Lieferungen für die Stadt Prag nicht an deutsche oder deutschjüdische Firmen zu vergeben, nicht vorliege und daß von den Lieferungen nur solche Firmen ausgeschlossen werden, die eine staatsfeindliche Haltung einnehmen. Dieses Kommunique soll offiziell' durch die Stadt Prag an die Presse ausgegeben werden. Unser Genosse Dr. Schwelb wird am nächste« Montag in der beginnenden Budgetdebatte im Stadtrat zu der Angelegenheit Stellung nehmen.
Anfillle durch Glatteis In der Nacht auf gestern nach 11 Uhr wurde' die 60jährige Marie Mladet aus der MasaryUolonie in Kre in die Klinik Jirasek eingeliefert. Sie war in der Wyschehrader Straße in Prag -Weinberge' auf dem Wege zu Verwandten auf der von fchlit-' tenfahrenden Kindern schlüpfrig gemachten Sttaße. auSgeglitten und hatte den linken Fuß oberhalb des Knöchels gebrochen. In der Zerottngaffe in Zijkov glitt in der Nacht| auf gestern der 60jährige Arbeiter Rudolf Michali- cek aus Zijkov aus und blieb bewußtlos liegen. Er' wurde von der Rettungsgesellschaft nach Hause gebracht.. i Die 63jährige Witwe Hermine Libis glitt vor- 1 gestern nachmittags auf dem glatten Piaster in der i Mozartgaffe in Smichov aus und brach die linke 1 Hand.. Vorgestern abends glitt die 17jährige Verkäu- l ferm Ludmilla Havel aus Zijkov in einer Wrscho- witzer Straße auf dem frischgefallenen Schnee aus und mußte mit einer Kopfwunde und Gehirnerschütterung auf die Klinik Jirasek gebrüht werden. In Bkevnov glitt gestern nachmittags die 72- jährige GemeindebeamtenSwitwe Marie Vomacla und brach den rechten Schenkelknochen. Sie wurde auf brach den rechten Schenkelkvochen. Sie wurde auf die Klinik Jirasek gebracht. In der Hradschiner Sttaße in Prag -Weinberge ließ gestern der Geschäftsmann K. Moravec sein Auw vor seinem Hause stehen, wo es auf der ge- frorenen Straße ins Rutschen kam und von selbst gegen ein Pferdefuhrwerk fuhr. Eines der Pferde wurde an der Brust und am Fuß verwundet und mußte vom Tierarzt verbunden werden. DaS Fuhrwerk wurde beschädigt Gestern nachmittags wollte der Chauffeur ft. Haiek aus Karolinental bei der Hallestelle der Elek« t irischen am Stroßmayrrplatz sein Lastauto zum Halten bringen, waS ihm jedoch aus dem schlüpfrigen Pflaster nicht gelang, so daß das Auto mit deyr rückwärtigen Teil aufs Trottoir fuhr und den Zimmermaler Anton Heran auS Sirakchnih in Boden, warf. und verletzte. Mit einer leichten Gehirnerschütterung und Hautabschürfungen wurde er ins Kran- ' kenhaus auf der Bulovfa»gebracht..
Bor dem Schwurgericht, dessen Dauer durch weitere Fälle verlängert wurde, standen am Freiwg in geheimer Verhandlung zwei Männer unter Anklage der Notzucht. Den Angeklagten SimaLek und Z ejjulrk wurde zur Last gelegt, gemeinsam eine Frau vergewaltigt zu haben. Die Verhandlung endete damit, daß Ze- Zu l i k freigesprochen und Simakek zu vier Monaten verurteill wurde.
Verständnisses für die Tierwell gewidmet war, sprach F. W. Nielsen einige Uebersetzungen aus den Büchern Manfred Kybers(übertragen von P Moudrä) in tschechischer Sprache. Die an und für sich wertvollen Proben des bedeutenden Künstlers und Tierfreundes „„„. gewannen an Svmpathi« und Interesse dadurch, daß Mann die Nummern dreier Los- heraus, die soeben\ si« von F W. Nielsen mit richtiger Einfühlung in
Fritz Walter Nielsen, ein reichsdeutscher Emigrant. las Donnerstag abends im Saale des Zenstls klub in deutscher Uebersetzung einige Feuilletons Karl CapekS über seine nunmehr wettberühmte Daschenka und ihre Vorgängerin, die Hündin Minda(in Neber« setzung Otto Picks). Anschließend daran brachte er einen launigen Hochzeitsgruß, den er in Form einer ---------- L"
Haupttreffer... 1,000.060 Kc Prämie...... 1,000.000« 'le Los 15 KL, 1] 4 Los 30 ler,'I- Los so Itt.$ Los 120 KL
Lin Ueberschlauer Läppischer Betrugsversuch an der Klaffenlotterie. Prag . Ru d olf Schramm. ein Bauernbutsche L-----__,, aus der Neu-Titscheiner Gegend; hatte sich einen be-' Ansprache an die Daschenka zur Hochzett Capeks mtt sonders schlauen Kniff zurechtgelegt, um über Nacht, Olga Scheinpflug geschrieben hat. In der ersten zum vermögenden Mann zu werden. Derjunge! Hälfte des.Vortragsabends,, der der Idee^ besseren Mann hatte bereits jahrelang in der Klassenlotterie"* gespielt, ohne einen nennew-werten Treffer zu ge winnen. Er beschloß also, dem Glück ein wenig nachzuhelfen..-..... m Als Wieder einmal eine Ziehungsliste der Klaffenlotterie erschien, schrieb sich der schlaue junge mü einem GeswmtgewinHon HsoHiH"gezogen i die tschechische Sprache und in den Geist dieser Sprache Worden waren. Dann machte er eine Eingabe an vas| aesvrochen wurden. 3helfen bewies, daß man m Prager Aivilkreisaericht. in welcher er anaab. das; ihm, Emigration und doch nicht in der fremde leben müsse, diese Lose soeben auf unerklärbar« Art in Verlust; wenn man an der Kultur der Umgebung nicht achtgeraten seien, weshalb er um ihre Sperrung ersuche,> los vorübergeht. das Wertvolle der elgenen^Kultur damit nicht ein Unberufener..feine" Gewinste be»;_“*—* heben könne. Wie sich der Jüngling den weiteren Vorgang' vorgestelltthat, wissen wir nicht. Vermutlich gab er sich dem Wahn hin. daß man ihm auf Grund der Verlustanzeige die Gewinste ausbezahlen würde. Dies geschah nun allertingS nicht, sondern das Gericht ordnete natürlich Erhebungen über das Eigentumsrecht Schramms an. die ergaben, daß die gezogenen Lose längst von ihren rechtmäßigen Be sitzern eingelöft worden waren. Wenn Schramm ge meint hatte, daß sein törichter Betrugsversuch keine weiteren Folgen haben würde, sah er sich getäuscht. denn das Zivilgericht trat die Akten der Staats- anwaltschaft ab. die gegen Rudolf Schramm die Anklage wegen Betruges erhob.
Ober 44.000.000 Itt sind kür die Spieler der 34. techosl. Klassenlotterie vorbereitet Am 18. Dezember um 6 Uhr abends besinnen die Ziehungen der I. Klasse