Nr. 297 SamStag, 2t. Dezember 1938 Seite S kinheitskront" in Rußland Neue Terrorwelle In Sowjet-Rußland (P. G.) Es konnte eine Zeitlang scheinen, als ob die Terrorwut der G. P. U. gegen die russischen   Scgialisten sich etwas gelegt hätte. Wenigstens die Nachrichten, die aus Rußland  kamen, ließen in manchen Fällen eine gewisse Mil­derung derUrteile" feststellen, die gegen unsere Genossen für das schrecklicheVerbrechen" aus­gesprochen wurden, nicht der gleichen Meinung zu sein, wie Stalin  . Bor einigen Monaten ist jedoch wieder eine Wendung zum Schlechteren ein­getreten. Hunderte von Sozialisten, die seit Jah­ren sich in Gefängnissen und Verbannungsorten befänden und schon aus diesem Grunde allein keine neuen Verbrechen begehen konnten, sind aus einem unbekannten Grunde in den verschiedensten Städten und Ortschaften der Sowjetunion   ver­haftet worden. Viele von ihnen sind nach Moskau  gebracht worden. Was man von ihnen wollte und wozu dies alles geschah, ist bis heute unklar ge­blieben. Was jedoch sehr bald klar wurde, ist die Tatsache,, daß die Verhafteten neue Jnhaftie- rungs- bzw. Verbannungsurteile bekamen. Wo­bei viele Genossen, die in den letzten fünf bis sechs Jahren relativ milde Verbannungsurteile haften, nptt ins Gefängnis(Zuchthaus  , Politisolator), ins Konzentrationslager oder in sehr weit entlegene Berbannungsorte wandern sollten. Eine große Zahl von Genossen setzte sich zur Wehr, wobei ihnen nur ein Kampfmittel zur Verfügung stand: der Hungerstreik! Und so begann eine wahre Epidemie von Hunger­streiks, die alles bisher Dagewesene in den Schat­ten stellte. Hungerstreiks von 20, 22, ja 27 und 30 Tagen waren keine Seltenheit. Einige von diesen Verzweiflungsakten endeten mit dem Tode der Hungernden. Die anderen haften insofern« Er­folg, als die Urteile eftvas gemildert wurden, wcbei in manchen Fällen die Behörden allerdings die Gefangenen einfach täuschten, indem sie die Zugeständnisse später zurücknahmen und so die Genossen zu neuen Hungerstreiks zwangen. Im Nachfolgenden seien einige typische Fälle angeführt: 1. Der Sozialrevoluftonär Nikolaj Muchin, der 9 Jahre lang in der Verbannung verbrachte, wurde im Frühjahr 1833 in Kazan   verhaftet, wo-er seine dritte 3jährige Verbannung s- frist absolviert«, und bekam als viertes Ur­teil Gefängnis. Daraufhin erklärte er den Hungerstreik und hungerte 20 Tage, bis ihm zugesagt wurde, daß"er statt der Gefängnisstrafe wieder Verbannung bekäme. Wer in wenigen Tagen erfuhr er, daß ihm als Berbannungsstätte die Polarstadt Obdorfl zugeteilt wurde(am Polar­kreis, 1300 Km. von einer Eisenbahnstation ent­fernt). Er begann wieder zu hungern und wurde am 27. Tage in Tjumen   in einem sehr schweren Zu­stande ins Krankenhaus gebracht. Dort starb er nach wenigen Tagen an Dysenterie. Er hinterließ eine Frcku und drei kleine Kinder. 2. Der Rechtssozialist B a b i n, der drei Jahre Solowetzki, Inseln und acht Jahre Verbannung hin­ter sich hatte, und dessen Frau, die bekannte Soziäl- demokraün Darja Zeitlin, vor kurzem in der Verbannung starb, wurde wieder verhaftet und sollte ins Konzentrationslager wandern. Nach 20tägigem Hungerstreik wurde er in Perm aus dem Etappen­gefängnis entlassen und darf nun in die Verban­nung gehen. 3. DaS Mitglied des Sozialdemokratischen Jugendbunves Sammel mußte 22 Tage hungern, mn die Niederschlagung eines gegen ihn in seiner alten BerbannungSstadt«ingeleiteten vollkommen widersinnigen und grundlosen Verfahrens zu er­wirken. Das Verfahren wurde eingestellt, aber das ersparte ihm nicht eine neue Verbannung I 4. Der Sozialdemokrat Iwan Rasch- k o w s k i, seit 12 Jahren in Verbannung und im Gefängnis(Solowetzli-Jnseln, Poliftsolator in Tscheljabinsi) bekam unlängst ein neues Urteil: Drei Jahre Konzentrationslager! 5. Sergei I«s ch o v, der Bruder des verstor­benen Führers der russischen Sozialdemokratie Ju­lius M a r t o v, selbst ein alter Sozialdemokrat und verdienstvoller Arbeiterführer, seit 1923 fast un­unterbrochen in Verbannung oder Gefängnis, wurde im Frühling dieses Jahres erneut in Kazan   ver­haftet und nach Moskau   gebracht. Jeschov beant­wortete seine diesmalige Verhaftung mit einem so- fcrtigen Hungerstreik. Rach 12 Tagen wurde er in die Verbannung nach Sibirien   geschickt(in das Dors Kamen am Obflnß). Mit ihm zusammen wurde verhaftet- seine Frau, die Genossin Konkordia Zacharowa. Den europäischen   Sozialisten sind diese beiden Namen aus dem Telegramm bekannt geworden, das di« genannten Genossen im Juli 1834 gus Kazan   an die Redaktionen des»Popu« laire" und derHumanitk" in Paris   sandten. Die­ses Telegramm war ein Bekenntnis zur EinheitS- ftont. Die Bethaftung und rückstchtslose Verfolgung der Verfasser dieses Telegramms soll, wie es scheint, ein Kommentar zur Einheits­front in der Sowjetunion   dar­stellen... 6 Andrej Kranichfeld, einer der Führer des Sozialdemokratischen Jugendbundes in Rußland  , hat schon im Jahre 1921, d. h. im Alter von 19 Jahren, engere Bekanntschaft mft den Sowjetgefänz« Nissen machen müssen. Bon 1923 bis 1929 befand er sich ununterbrochen entweder im Gefängnis(To- bolsk, Solowetzky-Jnseln) oder in der Verbannung (in den Steppen von Turüul in Turkestan  ). 1929 bekam er«in milderes Urteil: Konfinierung in tzalatov. Während des Prozesses der Menschewiki (1931) wurde er wieder verhaftet und drei Jahre stmg in dem Zuchthaus von Suzdal   gehalten. 1934 wird er nach Astrachan   verbannt. Im Frühjahr 1933 kommt eine neue Verhaftung und Verban­nung nach Sibirien  (Narymer Gebiet) für weitere drei Jahre. 7. Fedor Tscherewanin, einer der her­vorragendsten marxistischen   Theoretiker vor der Re­volution, Mitglied des Zentralkomitees der Sozial­demokratischen Partei, ein Mann von fast 70 Jah­ren, mußte noch im Jahre 1932, nach vielen Jahren Berbannung, drei Jahre Zuchthaus im Isolator von Werchne-Uralft durchmachen. Als vor wenigen Mo­naten seine Kerkerfrist ablief, wurde er in die Ver­bannung von Akmolinsk  (Zentralasien  ) geschickt. In diesem kleinen Nest muß der alte Mann ohne Woh­nung, ohne jegliche Geldmittel und Verdienstmög­lichkeiten, ohne Freunde und Bekannte, sein Leben fristen. 8. I. R a m i s ch w i l i, der greise' Führer der georgischen   Sozialdemokraten, der im Jahre 1905 Organisator der Roten Garde in Tiflis   und dann einer der ersten sozialdemokraftschen Abgeordneten in der Duma war, bekam vor zwei Jahren, nachdem Skandinavische Einheit Beitritt Finnlands  Am Ende der vorigen Woche tagte in H e l« singfors die Jahreskonferenz der sozialdemo­kratischen Parteien Skandinaviens  . Zum ersten­mal nahm auch die Arbeiterpartei Norwe­ gens   teil, deren Gewerkschaften berefts am 1. Januar 1986 ihren Beitritt zum Internationa­len Gewerkschaftsbuud vollziehen. Die Anwesen­heit der drei Parteivorsitzenden und Staatsmini­ster P. A. Hansson- Schweden  , Ni e- gaardsvold- Norwegen und Stauning- Dänemark gab der Regierung Finnlands   den Anlaß zu einer bedeutungsvollen außenpolitischen Kundgebung. Im finnischen   Reichstag   erklärte die Regie­rung deutlich, daß ihre Außenpolitik fortan skandinavisch orientiert und allein durch die Zugehörigkeit zum Völkerbund bestiimnt sein werde. Das ist ein merkbares Abrücken von jener Randstaatenpolitik, die jahrelang durch die Furcht vor russischen Wiedergewinnungsabsichten bestimmt war und die in neuerer Zeit von Po­ len   wieder antisowjetisch aufzuziehen versuchte. Alle Parteien des Reichstages sftmmten dieser Neuorientierung zu, die Lappo-Fascisten aller­dings nur mit Vorbehalt. Am vergangenen Sams­tag sprachen die drei sozialdemokraftschen Staats­männer und ihr finnischer Kollege im Rundfunk für die Zusammenarbeit ihrer Länder. Das Hauptorgan der dänischen Sozialdemo­kratie begrüßt diese Wendung der Außenpolitik Finnlands   als Beginn der Rückkehr dieses nor­dischen Landes in die flandinavische Gemeinschaft, der es jahrhundertelang durch die zaristische Herrschaft entrissen war. Die Aröeiterkonferenz von Helsingfors   war eine Kundgebung der Stärke der drei sozialisti­ schen   Nordstaaten und ihres einheitlichen Willens zum Kampf für Demokratie und Sozialismus gegen die Einschleppung nazistischer und fascisti- scher Verseuchung. DaS neue Jcchr bringt Wahlen in allen skandinavischen Ländern. Der große Wahlsieg unserer dänischen Genossen am 82. Ok­tober wird dabei anfeuernd wirken. In Däne- niark selbst folgt dann die halbe Erneuerung des LandSthing, jener Kammer, die heute noch eine antisozialistische Mehrheit hat. Verlanget überall Volkszünder er fast zehn Jahre in der sibirischen Berbannung verbracht hafte» endlich die Erlaubnis, in seine hei­matlichen Berge zurückzukehren. In einem Dorf in der Nähe von Tiflis   wohnte er bei feinem Bruder. Jetzt kommt die Nachricht, daß der alle Mann (Ramischynli ist 73 Jahre alt) wieder in die Ber­bannung verschickt wurde. * Wir haben nur einige besonders krasse Fälle der bolschewistischen Rachcjusftz angeführt. Wer cs sind viele Hunderte von bekannten Sozialisten, schon gar nicht zu reden von Oppositionskommu- nisten, Trotzkisten und so weiter, die noch in den allerletzten-Monaten und Wochen neuen Verfol­gungen ausgesetzt wurden. Diemildeste" Form ist dabei die Verlängerung der Verbannungsfrist nm weitere drei Jahre unter Verschlechterung der Verbannungsverhältnisse. So ist es z. B. dem bekannten jüdisch-bundistischen Arbeiter Joseph C h a i k i n, dem Gewerkschaftsführer Boris- s e n k o, dem seinerzeit berühmten sozialdemokra­tischen Mark Li b e r, dem Sozialdemokraten Georg Kutschin, dem Sozialrevolutionär U t h o f und vielen anderen Sozialisten ergangen, die alle ohne Ausnahme mehrere Jahre Kerker und Berbannung in den Jahren 1923 bis 1933 hinter sich haben. Das ist keineVerteidigung der Revolution", sondern eine kalt berechnete Ausrottung von Andersdenkenden. Volkswirtschaft und Sozialpolitik Zuckerdividenden AuS der Zuckerindustrie liegen jetzt die er­sten Geschäftsabschlüsse über das Zuckerjahr 1934/35 vor. Sie weisen durchgehend eine Er­höhung des Rohgewinnes aus. Nach teilweise stark.gesteigerten Abschreibungen wird die gleiche Dividende oder auch eine etwas erhöhte zur Aus­schüttung gebracht. Bei der Zuckerfabrik , SchoellerLCo. ist der Rohgewinn von 10.1 Millionen Kronen auf 12.6 Millionen Kronen gestiegen. Die Abschreibungen sind um 1.8 Mil­lionen. Kronen höher als im Vorjahre. Für die Dividende, die wie im Vorjahre auf 7.5 Prozent festgesetzt worden ist, sind 4.05 Millionen Kronen erforderlich. Außerdem werden 240.512 Kronen als Tantieme ausgezahlt. Die Chrotyner Zuckerfabrik A.-G. hat ebenfalls ihren Reingewinn erhöht. Die Dividende beträgt pro Akfte 48 Kronen gegen 40 Kronen im Vorjahre. Im ganzen werden 432.000 Kronen gegen 360.000 Kronen im vorigen Jahre an die Aktionäre verteiü. Die Tanftemen betragen 51.000 Kronen. Die Böhmische Zuckerindu- strie-Gesellschaft konnte bei gestei­gerter Produktion auch ihren Bruttogewinn er­höhen. Nach reichlichen Abschreibungen wird ein Reingewinn von 3.6 Miflionen Kronen auSge- wiesen, der sich durch den Vortrag auf rund 10 Millionen Kronen erhöht. Davon werden 8.1 Millionen Kronen in Form einer siebenprozenti­gen Dividende zur Auszahlung gebracht und 514.000 Krotten, das sind 77.000 Kronen mehr als im Vorjahre, als Tantiemen an den Auf- sichtSrat verschenkt. Diese ersten Geschäftsberichte lassen darauf schließen, daß trotz des fortdauernden Rückgangs des Zuckerkonsums 1934/35 für die Zuckerindu­strie ein sehr einträgliches Jahr gewesen ist. Kleine Wirtschaftsnachrichten Das gesamtstaatliche Zementkartell ist aus die Dauer von zehn Jahren nunmehr zustande gekommen. Mit den noch vorhandenen zwei Außenseitern Pragozement und Tlumocov, aus die etwa sechs Prozent des Wsatzes entfallen, hofft das Kartell in Kürze eins Einigung zu er­zielen. Aussiger Chemikonzern unter«euer Leitung. In der letzten Berwaltungsraftitzung des Aussiger Chemikonzerns wurde an Stelle des zurückgetre­tenen Generaldirektors Dr. Mayer der bisherige Stellvertreter Dozent Dr. Basch zum General­direktor bestellt. Der Bericht über die Geschäfts­lage konstatiert eine leichte Besserung im Absatz, insbesondere in Teerfarben. A«S dem Ertrag des TabakmonopolS wur­den vom Jänner bis Oktober 1935 973 Millio­nen Kronen an die Staatskasse abgeführt. Das sind 133 Millionen Kronen oder rund 12 Pro­zent weniger als im Vorjahre. In der Haidaer Glasindustrie kann seit einiger Zeit eine leichte Besserung der Beschäf­tigung festgestellt werden. Die Zahl der Arbeits­losen, die 1933 in Haida 1428 Personen betrug, ist gegenwärftg bis auf 940 zurückgegangen. Die Verlängerung der Dauer des Schrau­benkartells um ein Lahr   ist vom Verband der Schraubenfabrikanten beschlossen worden. Die Verhandlungen über einen fünffährigen Kartell­vertrag laufen weiter. Die Salzgewinnung in der Tschechoflowakel wird im kommenden Jahre nach den neuesten Be­rechnungen auf über 16 Millionen Toimen ge­bracht weichen können. Dies« Menge reicht auS, um die Bevölkerung und die Industrie in der Tschechoslowakei   mit Salz zu versorgen. Die Steuereinnahmen find in den ersten zehn Monaten 1935 in der Tschechoflowakei um 1118 Millionen Kronen oder 21 Prozent hin­ter dem Budgetanschlag zurückgeblieben. Acht Milliane« Schilling Reubelastung für die Mieter Wiens. Den Mietern von Wien   wird ab 1. Jänner 1936 eine- neue Last aufgehalst j Wie zur Zett der Borvater fertigen in manchen Landschaften Schwedens  die Bäuerinnen die Lichter für das Weih­nachtsfest noch selbst an. werden. Durch eine Erhöhung der Mietpreise müssen sie insgesamt acht Millionen Schilling aufbringen, die die Gemeinde zu den Ausgaben für die Bundespolizei beitragen muß. Die Teuerung unter der Hitlerregierung wird deutlich durch die Entwicklung der Vieh­preise illustriert. Sie lagen im Oktober 1935 um 42 Prozent höher als drei Jahre vorher. Die Wurstpreise sind in der gleichen Zeit um durch­schnittlich 25 Prozent gestiegen. Die russische   Industrieproduktion erreicht nach den offiziellen Angaben in den ersten elf Monaten 1935 einen Wert von 35.9 Milliarden Rubel. Sie liegt damit um 23 Prozent hoher als in der gleichen Zeitspanne des Vorjahres. Hencßtssaat Der verheiratete Bräutigam Ein zynischer Hochstapler Prag  . Wenzel Hajner ist erst 26 Jahre all und war seinerzeit, ehe er auf die schiefe Ebene geriet, Expedient bei einer hiesigen Großfirma. Nach seinem ersten Fehltritt ging eS mit ihm rapid berg­ab und Freitag stand er bereits zum zehnten­mal vor Gericht. Diesmal. lautete die vor dem Senat S 6 k o r a verhandelte Anklage- auf das Ver­brechen des Betruges, der gefährlichen Drohung und -der Verführung unter Zusage der Ehe. DaS Opfer deS Angeklagten war«in hübsches,.junges,, sehr un­erfahrenes und sehr leichtgläubiges'Mädchen ans sehr anständiger und nicht eben, mit Glücksgütern gesegneter Familie. . Im Juli d. I. machte Hajner die Bekanntschaft der 20jährigen. M i l ä d a, der er sich als D o k t o r der Medizin vorstellte und gleichzeitig'bemerkte, er habe eS nicht notwendig, eine ärztliche Praxis zu betreiben, denn er fei der Sohn eines reichen Koh- lengrohbändlerS und habe Geld in Hülle und Fülle. Ein solcher Freier ist nicht zu verachten und Milada, der er die Ehe versprach, wurde nicht nur seine Ge­liebte, sondern borgte aus dem kleinen Kapital, das ihre Eltern für sie zusanunengespart hatten, dem Bräutigam" etliche tausend Kronen. Sonderbarer­weise fiel dem betörten Mädel nicht auf, daß!er angebliche Sohn eines reichen Großhändlers bei ihr Anleihen machen mußte. Natürlich bekam sie von diesen Darlehen nicht eine. Krone zurück. Wie zynisch der Angeklagte zu Werk ging, geht daraus hervor, daß er sich von seiner Braut 2000 Xi als Beftrag zur Wohnungseinrichtung geben ließ, diese Einrichtung tatsächlich auf Abzahlung er­stand, sie aber sofort verschleuderte und das Geld verlumpte. Es dauerte immerhin ein Vierteljahr, ehe die betrogeneBraut" Verdacht schöpfte und' en Bräutigam" beobachten ließ. Run stellte sich frei­lich heraus, daß Hajner weder Doktor noch ein rei­cher Erbe, sondern ein neunmal vorbestrafter Hoch­stapler und zu allem andern noch bere> ts verheiratet wär. MS er merkte, daß Milada Verdacht geschöpft hatte, versuchte er, sie durch aller­lei gefährlich; Drohungen einzuschüchtern, was'hm zum Teil auch gelang. Wie Milada vor Gerichr be­kundete, hat er. ihr und ihren Eltern mit allerlei Gewalttätigkeiten gedroht, vor denen sie um so be­gründetere Furcht empfand, als sie der feine Bräu­tigam mehrmals braun und blau ge­schlagen hatte. Hajner war im ganzen geständig, stellte aber die Bedrohungen in Abrede. Unter den einvernom­menen Zeugen war auch die Frau deS Ange- klägten, eine respektabel aussehende Dame, die bedeutend älter ist als der 26jährige Hajner und l aS vierzigste Lebensjahr berefts beträchtlich überschrit­ten hat. Die Gattin Hajners entschlug sich der Aus­sage nicht und erklärte, sie hab« sich, als sie von d^r Pekanntschas' ihres Gatten mit Milada erführ. diese aufgesucht und«warnt. Es stellte sich freilich oer- aus, daß diese Warnung zu spät kam, denn sie u» folgte eben an dem Tage, an welchem Hajner ver­haftet wurde. Der Angellagte wurde zu acht Monaren schwerem Kerker verurteilt. Die afe nahm er resigniert hin und trat sie sogleich an. Beim Verlassen des GerichtssaaleS küßte er seiber Gattin die Hand.:b.