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Samstag, 4. Jänner 1936
Die Prager
Nr. 3
Deutsche Arbeitersendung
die Aufgabe, das Wrad ihres Organisationsschiffleins zu verlassen und bei uns einzusteigen. Die Frage der politischen Einbeits front aber wird nicht von der Jugendbewegung gel ö st werden, sondern von der sozia- Sonntag, den 5. Jänner, 14 Uhr 30 bis 14 Uhr
bringt in der kommenden Woche:
45: Aktuelle zehn Minuten;
den Kreis der Organisierten hinauswirken will.| densein man praktisch nichts spürt, bemüht sich mit Dieses Ziel wurde durch eine technische Ausgestal- großem Eifer um den Sozialistischen Jugendvertung des Blattes, vor allem aber durch die An- band. Sie möchte ihn zur Herstellung einer Einwendung einer ganz neuen Terminologie erreicht, heitsfront bewegen. Zugleich hat die Kommuniwelche die Werbearbeit unter allen Jugend- stische Jugendinternationale ihren bisherigen schichten, also nicht allein unter der Arbeiter- Grundsägen in einer Weise abgeschworen, die dem 45: Rechtsschutz der Arbeitslosigkeit( Dr. Paul jugend, erleichtert. Zwischen der neuen Zeitschrift Berrat am Sozialismus gleichkommt: nach den Listischen Gesamtbewegung. Ehrlich); und ihren Lesern entstand im Laufe des vergan- Beschlüssen ihres leßten Kongresses soll die von Der außerordentliche Verbandstag will auch genen Jahres ein inniges Verhältnis. Es gibt ihr gewünschte Einheits"-Jugendbewegung alle durch seine äußere Aufmachung zum Ausdruck Mittwoch, den 8. Jänner, 18 Uhr 20 bis 18 Uhr 40: Junge Generation im demokratischen Wielaum ein Blatt in der ganzen sozialistischen Ju- Gruppen umfassen, die es überhaupt gibt. Neben bringen, daß er, ähnlich wie die ganze Tätigkeit deraufbau( Karl Kern Troppau); gendinternationale, von dem man so wie vom den rein kommunistischen sollen es vor allem die der sozialistischen Jugendbewegung in der Be- Freitag, den 10. Jänner, 18 Uhr 35 bis 18 Uhr Jungen Volt" sagen kann, daß es das Blatt der sozialistischen, dann aber auch die pazifistischen, richtszeit, lediglich auf fachliche Arbeit gerichtet ist.& reitag, den 10. Jänner, 18 Uhr 35 bis 18 Uhr Jugend ist. Die Jugend schreibt diese Zeitschrift demokratischen, religiösen und anderen freien Er verzichtet auf alles schmückende Beiwert und Sonntag, den 12. Jänner, 14 1hr 30 bis 14 1hr zum großen Teile selbst. Die Reform der Bünde der Jugend sein. Es ist begreiflich, daß will Raum schaffen für eine breitere Aussprache 45: Lernet tschechisch!( Franz MüllerJugendpresse, die wir an erster Stelle nennen, die sozialistische Jugend, die über eine klare so- der Jugendfunktionäre. Wenn sie im Geiste des Langugest). weil sie den Wandel in der Arbeit der Bewegung zialistische Ideologie und vor allem über einen Jahres der Kameradschaft erfolgt und sich seine sichtbarsten zum Ausdruck bringt, war aber nicht festen organisatorischen Rahmen für ihr Wirken Beschlüsse nicht von den Grundsäßen fortbewegen, die entscheidende Tat der vergangenen Monate. verfügt, ihre erfolgreiche Arbeit fortseßen auf denen es fußte, muß man um die sozialiViel bemerkenswerter noch ist das Jahr der will, da sie ja durch die Einheitsfront mit einer stische Jugendbewegung keine Sorge haben. Kameradschaft", dessen Durchführung auf ideologisch so ramponierten und organisatorisch Die Gesamtbewegung, die alle Ursache hat, den Beschlüssen von Neu- Ohlisch beruht. In die nicht egistenten Bewegung weder für sich noch für dem Sozialistischen Jugendverband für seine sem Jahre setzte sich die Jugend eine Steigerung die Klasse etwas gewinnen fönnte. In der wunderbare Leistung dankbar zu sein, grüßt den ihrer Organisationsarbeit zum Ziel, die weit geit, in der die Bewährung der sozial demo- Verbandstag, von dem sie erwartet, daß er au über das gesteckte Ziel erreicht wurde. Darüber ir atischen Jugendarbeit so sinnfällig vor einer weiteren Stärkung und Vertiefung der Jus hinaus aber gilt es, den Gedanken der Schick Augen tritt, haben die am Sozialismus wirklich gendarbeit, vor allem aber zur Verbreiterung der falsverbundenheit aller Jugend sichtbar werden zu interessierten Splittergrüppchen der Jugend nur Organisation beitragen wird. laffen, vor allem jedoch die Hilfsbereitschaft der noch Arbeitenden gegenüber den Arbeitslosen in die Tat umzusehen. Dieses Jahr der Kamerad
ſchaft ist durch das Arbeitslager in Hirschberg Auseinandersetzungen in der tschechischen Presse
Kilogramm zu hoch ist und daß in keinem Falle die Konsumenten belastet werden dürfen. 2. Die Angelegenheit der Margarineabgabe gehört vors Parlament und darf nicht durch eine Regierungsberordnung gelöst werden. 3. Es kann feine Rede fein von der Einführung einer Margarineabgabe, solange nicht die ganze Margarinewirtschaft einer Neuregelung unterzogen wird. Insbesondere muß das Kontingent neu festgesezt werden, wobei eine Erhöhung gemäß den Anträgen des Fürsorge
müßte.
partei feine einheitliche und es finden sich Stim- ministers Nečas auf 7500 Waggons eintreten men, welche die Schreibweise des„ Venkov" scharf fritisieren. So schreibt das Blatt„ Brazda", es müsse mit Schmerz festgestellt werden, daß das 8entralorgan der Agrarpartei nicht auf der Höhe der Situation gewesen ist. Geist und Voraussicht seien in dieser Presse zu vermissen gewesen und man könne auch nichts anderes bei dem Regime erwarten, das seit dem Vorjahre den„ Venkev" führt. Im Interesse der ganzen Bewegung wäre es, wenn die Partei im" Venkov" Ordnung machen würde.
am See ausgezeichnet, in dem etwa 300 arbeitslose Funktionäre des Jugendverbandes durch einige Wochen hindurch Beschäftigung und Gele- Trotzdem der Ministerpräsident bis zum 15. genheit zur gründlichen Schulung bekamen. Dar- Jänner auf Urlaub weilt und teine politischen über hinaus wurden in fast allen Organisations- Entscheidungen getroffen werden können, ebenso kreisen des Jugendverbandes Kamerad wie alle Verhandlungen über die Rekonstruktion chafts 3eltlager veranstaltet, die des Kabinetts und den eventuellen Eintritt neuer ebenfalls der zeitweisen Unterbringung Arbeits- Parteien in die Regierung ruhen, find innerhalb loser, zugleich aber der Werbung unter der nicht der tschechischen Preſſe lebhafte Polemiken im organisierten Jugend in den Lager- Gebieten Gange. Es ist nur natürlich, daß sowohl die tsches dienten. Im Jahr der Kameradschaft wurde die chische sozialistische Presse als auch die Blätter Die Stellung der katholischen Parteien, Erziehungsarbeit neu organisiert; der Gedanke der christlichen Parteien auf das Verhalten der welche in ihrer Presse die Angriffe der Agrarier des sozialistischen Wettbewerbs hat unter den Agrarier bei der Präsidentenwahl zurückgekom- energisch zurückweisen, hat sich seit der PräsidenMitgliedern des Verbandes begeisterten Wider- men sind und konstatiert haben, daß die größte tenwahl zweifellos gebessert. Insbesondere der hall gefunden und alle Arbeitsgebiete erfaßt. Die Partei des tschechischen Lagers eine Einbuße an Führer der tschechischen Volkspartei Šrámek hat Steigerung der politischen Arbeit, deren moralischer Autorität und politischer Geltung er bei der Wahl gezeigt, daß er feineswegs gewillt Leistung im Rahmen des der Jugendbewegung litten hat. Allerdings wird bei den sehr realpolis ist, sich dem Dittat der Agrarier zu fügen. Die Möglichen für alle Mitglieder des Jugendver- tisch eingestellten Betrachtungen nicht außer Acht Präsidentenwahl hat auch zu einer Annäherung bandes selbstverständliche Pflicht ist, ergab sich gelassen, daß die Agrarpartei eine große Partei der katholischen Parteien geführt und die Tataus der politischen Situation von selbst: bei den ist und daß sie schon allein durch die Tatsache, sache, daß an der Spike der Regierung ein SloWahlen stellte die Jugend ihren Mann, sie stand daß der Ministerpräsident ihren Reihen entnom- wate steht, hat auch Hlinfa versöhnlicher gestimmt. in der Werbung in der vordersten Reihe. Die men ist und sie sehr wichtige Refforts innehat, auch Die Bildung eines katholischen Blocks würde die Intensivierung der fozialen Arbeit, weiter eine bedeutende politische Rolle spielen die im Jahre der Kameradschaft ebenfalls erreicht wird. wurde, hat zu einer Verbreiterung der HeimstätDer rechte Flügel der Agrarpartei, der durch tenattion und zur Eingliederung der Jugendli- die Person des Chefredakteurs Braný den entchen in das Winterhilfswerk geführt. Das Jahr scheidenden Einfluß im Zentralorgan der Partei Man muß die Polemiken in der tschechischen der Kameradschaft wurde abgeschlossen mit einer ausübt, feßt sich gegen diese Polemiten zur Wehr Presse verfolgen, aber sie nicht allzu ernst nehmächtigen Versammlungswelle, die der sozialisti- und behauptet, daß die Sozialisten es waren, men. Die fünftige Innenpolitik hängt davon ab, schen Jugend Gelegenheit gab, ihre sozialen For- welche in den Verhandlungen über die Präsiden- wie die kommende Regierung ausschauen wird derungen vor einem breiteren Forum zu vertreten. tenwahl eine Niederlage erlitten haben, weil es und darüber wird man wohl erst in der zweiten So wurden alle Zweige der sozialistischen ihre Absicht gewesen war, den agrarischen Mini- Hälfte des Monats reden können, wenn der Mis Jugendarbeit in vorbildlicher Weise betreut und sterpräsidenten zu stürzen und mit einem Min- nisterpräsident zurückgekehrt ist. wenn nun der Verband, der eine so vortreffliche derheitskabinett Šrámek die Präsidentenwahl Leistung in der schersten Zeit aufzuweisen hat, durchzuführen. Die Agrarier hätten dies verhinzur Veranstaltung eines Reich sjugend dert und sich dadurch um den Staat verdient getages aufruft, fann er sicher sein, daß dieser macht. Vraný zitiert dazu einen Artikel, den KraReichsjugendtag, der die Tätigkeit unserer Ju- mář nach der Präsidentenwahl geschrieben hat, gendbewegung in der sinn- und wirkungsvollsten worin dieser behauptet, die Agrarier hätten die Weise widerspiegeln wird, zum Ausgangspunkt Republik gerettet, wie denn überhaupt der rechte für neue Werbe- und Arbeitserfolge werden wird. Flügel der Agrarier auf die Kramár- Partei gut Zuvor aber hat der Verbandstag die Nich zu sprechen ist und den Führer dieser Partei antung der Arbeit neu zu bestimmen, beziehungs- läßlich seines 75. Geburtstages in auffallender weise zu prüfen, ob der bisherige Weg dem Willen Weise gefeiert hat. der Gesamt- Mitgliedschaft entspricht. Die kom- Freilich ist die Auffassung über die Politi! munistische Jugendbewegung, von deren Vorhan- der Herren Braný und Stoupal in der Agrar
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UNSER GESICHT
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Der alte Schropp lebt von nun an fast ausschließlich auf der Ofenbank. Er iẞt, schläft und träumt dort. Ich weiß nicht, ärgert ihn etwas oder fühlt er sich so überflüssig oder geht es mit ihm zu Ende...
Dreizehn karge Kinderjahre, vierzig harte Grubenjahre und zehn hoffnungslose Jahre mit halbem Gesicht! Wirklich, es wird langsam Zeit für ihn zum Gehen...
Der alte Raab hat ihn auch verlassen. Er wird überhaupt nie mehr kommen. Eines Morgens fand ihn sein Weib so fest schlafend im Bett, daß sie ihn nicht mehr erwecken konnte...
Er war Schropps einziger Freund, trotzdem sie oft halbe Tage lang beisammen auf der Ofenbank saßen und nicht über zehn Worte hinauskamen,
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Wir sind acht Stunden täglich im Berg; also ein Drittel unseres Lebens. Im Berg ist unser Leben nützlich und stark, wenn auch nicht menschlich. Die übrigen zwei Drittel unseres Daseins sind wir Zuschauer. Unsere Kümmerlichkeit läßt uns nicht los. Sie läßt uns nicht aus uns heraus und uns freuen. Wir wissen mit uns selbst nichts anzufangen, wenn wir nicht arbeiten. Selten nur gehen wir in den Wald oder über die sonnigen Wiesen, um frei atmen zu können. Und wenn schon, so sehen wir in allem nur die kalte Selbstverständlichkeit und gehen an der Schönheit achtlos vorüber. Unser Denken ist zu arm und zu unpersönlich, um sie zu erfassen. Nur in manchen kurzen Momenten blitzt die Erkenntnis in uns auf: wie schön ist doch die Welt! Dann sehen wir in ein wunderbares Gemälde, wo alles gut und schön ist und halten uns ganz ruhig, um nicht uns selbst
Stellung der Agrarpartei weiter schwächen und da ist es kein Wunder, wenn die Agrarier mit besonderer Feindschaft gegen die katholischen Parteien losziehen.
Margarine- Abgabe?
Schon seit längerer Zeit bemüht sich das Finanzministerium, die Regierung zu einer Abgabe auf Kunstfette zu bewegen, die 15 Heller pro Kilogramm betragen soll. Außerdem sollen 50 Heller pro Kilogramm dafür gezahlt werden, daß von der Verpflichtung einer Beimischung von fünf Prozent Schweinefett in das Kunstfett Abstand genommen werde. Das Právo Lidu" nimmt gegen diese geplante Steuer Stellung und erklärt, daß 1. eine Abgabe von 65 Heller pro
zu fühlen, und schweigen, um nicht mit der eigenen Stimme das feine Gespinst zu zerreißen; denn wollten wir uns selbst hineinstellen, so würden die hellen Farben durcheinanderrinnen zu schmutzigem Grau...
Es ist Sommer geworden.
Auf der kahlen Tegelhalde stehen einige magere Birken. Unter eine habe ich mir eine kleine Bank gezimmert. Ringsherum blühen zwischen spießigen Gräsern hellgelbe Königs
kerzen.
Hier sitze ich oft stundenlang. Manchmal ist auch Martha da. Zittert die warme Luft über das karge Gelände, überkommt uns mit ganzer Wucht unsere Armseligkeit. Dann rücken wir eng zusammen, daß wir den gegenseitigen Atem in den Gesichtern fühlen. Eine bange Hoffnungslosigkeit durchschauert uns und die Frage, die wir fürchten und nicht beantworten können, taucht wie ein höhnisches Gespenst
vor uns auf:
Was soll aus uns werden?-
Wir sind nicht imstande, uns selbst eine Zukunft zu machen. Wir werden das sein müssen, was sie mit uns vor hat.
Zukunft!
Wie viel legte ich in dieses Wort und wie stolz, glaubte ich als Student, werde ich einmal darauf sein können! Und jetzt
Wir werden uns heiraten, in der ,, Rolle" ein stickige Wohnung haben und Kinder kriegen. Zwei, drei, vielleicht gar mehr, und ich werde Kohle machen, immerfort, bis ich nimmer kann oder erschlagen werde...
So will es unsere Zukunft!
Und ich fluche und saufe und strolche mit meinem Mädchen abends im ,, Eden" herum, um nicht aus dem Rahmen zu fallen, und lache über mich selbst, um meine dumme Sehnsucht zu vergessen.
Unser Breitpfeiler macht sich gut. Tut er so weiter, so zwingt er uns, eine Art Sterbekasse anzulegen, damit wir
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Steuerüberwälzungsverbot auf ein weiteres Jahr aufgeschoben. Durch Regierungsverordnung wird das im Paragraph 17 des Gesetzes über die direkten Steuern ausgesprochene Steuerüberwälzungsverbot um ein weiteres Jahr, d. i. bis 1. Jänner 1937, aufgeschoben. Die von den Unternehmern über das gesetzliche Maß hinaus für träge, Steuern etc. bleiben also soweit es sich ihre Angestellten geleisteten ihre Angestellten geleisteten Krankenkassenbeium Angestellte mit einem Bruttoeinkommen von höchstens 60.000 Kč jährlich handelt, auch im heurigen Jahre bei der Bemessung der Steuergrundlage des Unternehmers eine abzugsfähige
Post.
Sowjetaußenhandel umgruppiert. Englische Blätter verzeichnen eine Neuregelung des Sowjetaußenhandels, die darauf hinausgeht, den größe ren Inlandsbedarf infolge der Lohnsteigerung ausreichend zu decken. Darum wird die Ausfuhr von Früchten, Fischen, Tabat, Molkereiprodukten, künstlichem Gummi, Kleidungsstücken, und Baumwolle teilweise verboten, zum Teil eingeschränkt. Die Ausfuhr soll aber auf gleicher Gesamthöhe erhalten werden durch stärkeren Export von Maschinen, Kohle und Industrieprodukten. Der vor einigen Jahren sehr fühlbare Mangel an diesen Dingen ist infolge der gesteigerten Produktion geschwunden, so daß trop einem stärkeren Export auch der Inlandsbedarf, vollkommen befriedigt werden kann.
In Kürze
London.( Renter.) Die Regierung hat befchloffen, daß sich der Minister für auswärtige Angelegenheiten Eden an sämtlichen Tagungen des Völkerbundes beteilige.
Kairo.( Havas.) Die Studenten von Kairo veranstalteten neuerlich Demonstrationen und be= warfen die Polizei mit Steinen, welche sie mit Knüppeln auseinandertrieb. Auf beiden Seiten gab es eine große Bahl Leichtverletzter.
nicht unserer Um- und Nachwelt zur Last fallen. Er benimmt sich wie ein sadistischer Würger. Nicht, daß er uns direkt umbringt; es wäre ihm zu undelikat und er käme dabei um die Freude, unser Gestöhne zu genießen.
Auf Martin Bübeis warf er wie ein boshafter Junge ein Stück Kohle, knapp am Kopf vorbei, mit der Absicht, ihm den rechten Arm abzuschlagen, und Uhu deckte er mit einem Teil seines Oberflötzes zu. Bei Uhu hatten wir eine Stunde Arbeit und er selbst durfte mit einem tüchtigen Nervenschock und verschundenem Körper noch allen Göttern danken, daß es nicht mehr geworden war. Als wir ihn herauszogen, hatte ich das Gefühl, er habe nicht einen einzigen festen Knochen und keinen Tropfen Blut mehr in sich, so schlapp machte ihn der erlittene Schreck. Er mußte dafür acht Tage zu Hause bleiben, weil er die fixe Vorstellung hatte, jedes geringste Geräusch sei fallende Kohle. Erst einige Wochen später kamen die eigentlichen Folgen zum Vorschein. Er braucht nur die Arbeit aus den Händen lassen, so ist er auch schon weg und schläft trotz heftigster Gegenwehr ein. Das schafft oft köstliche Situationen. Es passiert, daß sein Kopf mit vollem Mund bei der ,, Spreize" plötzlich zu pendeln anfängt, so lange, bis das Brot zu weit nach hinten gerutscht ist und der arme Kerl fast erstickt. Obzwar das sehr traurig ist, müssen wir doch lachen. Wir können uns einfach nicht helfen. Uhu tut dabei das Dümmste: er schämt sich.
Die Kohle muß irgendwie sein Schlafzentrum verletzt haben und daran, fürchte ich, wird Uhu wohl sein ganzes Leben lang zu leiden haben.
Röhling, Uhu, Hell und ich bilden die Küre hundertsechsundsechzig.
,, Ausgerechnet hundertsechsundsechzig!" brummt Röhling. Sein Aberglaube sträubt sich gegen jede unschuldige Zahl, die irgendwie mit dreizehn zusammenhängt. Abgesehen davon sind wir so ein richtiges Kleeblatt und Lorett hat nicht unrecht, wenn er sagt: ,, Der Teufel selbst könnte euch nicht besser zusammentragen!"