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Erster Start im 6. Kreis! Die Probe für das Bundes­wintersportfest in St. Joachimsthal

Am 1. Jänner 1936 fand in Barringen das Neujahrstreffen des 6. Kreises der Arbeiter­Turn- und Sportvereine statt. Das vorhergegan­gene Tauwetter konnte der Schneelage in Bär­ringen keinen Abbruch tun, die Nordhänge boten den begeisterten Wintersportlern aus den tiefer gelegenen Bezirken geschlossene Abfahrtsstreden. Noch besser waren die Schneeverhältnisse im Keil. berggebiet, diese erfreuliche Tatsache ist eine fichere Garantie für das Bundeswintersportfest. Der harte Schnee ermöglichte die Anlage einer guten SI a Io mitrecke. Zahlreiche Zuschauer hatten fid: bereits zu dieser Konkurrenz am Vormittag ein­gefunden. Aus den Vereinen Bärringen, Abertham, Joachimsthal , Neudet und Merkelsgrün hatten sich Abfahrtsläufer eingestellt. Die Organisation wurde unter Beisein der Joachimsthaler Wintersportfunt tionäre vom Kreiswintersportausschuß einwandfrei burchgeführt. Die beste Beit bei den Sportlern fuhr Friedl( Joachimsthal ) mit 1:02 vor seinem Vereinsgenossen Ihle, welcher 1:05 Min. benötigte. Bei den Jugendsportlern, welche besonders zahlreich an dem Slalom teilnahmen, siegte mit 1:08 Min. der Aberthamer Paul Grimmer vor Eska ( Bärringen) mit 1:09. Bei dem Probeslalomlauf der Kinder stellte die Schülerin ko Iitsch( Bärs ringen) mit 1:19 vor dem Schüler Hoffmann( Bär­ringen) mit 1:39 eine besonders gute Leistung auf.

Bum Springen stellten sich am Nachmittag 17 Kämpfer. Die Rote Schanze" gab eine harte, aber vorzügliche Sprungbahn ab. An dem

Epringen beteiligten sich außer Konkurrenz auch fünt Schwaderbacher Springer, deren Verein feinen Bies dereintritt im Atus durchführen will. Sieger im Sprunglauf der Sportler wurde der bekannte Wintersportler Emil Held( Abertham), welcher als Soldat sein Dragonerregiment in Alattau ehrenvoll bertreten hat. Seine Sprünge mit 40, 39 und 40 Meter wurden allerdings von dem Neudefer Urban mit 40, 40 und 42 Meter überboten. Selds Ueber­legenheit lag in der guten Saltung. Die größten Weiten jedoch erzielte der Sieger des Jugend­sprunglaufes Werner Esta( Abertham) mit 40, 41.5 und 41.5 Metern. Bezeichnend für den guten Jugendnachwuchs ist weiter, daß der zweite Sieger des Jugendsprunglaufes, Willi Esta( Bär ringen), mit Haltungsnote 76 die beste Haltung des Tages gezeigt hat.

leber 500 Zuschauer wohnten dem prächtigen Stispringen bei. Erst beim dritten Sprung krochen bie Nebel aus den Tälern bis zur Schanze. Mit wenig Stürzen und ohne Unfall wurde der Erſte Start des 6. Kreises" abgeschlossen. Die gute Stim nung der westböhmischen Wintersportler läßt ein gutes Gelingen des Bundeswintersport, feste 3 am 1. und 2. Feber in St. Joachim 3-

tal erhoffen.

Wie im Weltkrieg

Die Amerikaner verdienen am Kriege New York

.( MTP.) Das Handelsdepar­tement gibt die amtlichen Ziffern für den Del­export nach Italien, beziehungsweise nach den italienischen Kolonien im Oktober und November bekannt, die beweisen, daß der Aufruf Roosevelts, die kriegführenden Länder nicht zu beliefern, nicht befolgt worden ist. Während im Oktober 1934 nur für 36.000 Dollar Del nach den italienischen Kolonien in Afrika exportiert wurde, erreichte der Export im Oktober des Jahres 1935 118.126 Dollar. Erstaunlich ist aber die Steigerung von Oktober zum November. Im Oktober wurden 25.714 Barrel Del ausgeführt; im November 110.109 Barrel, das heißt, daß die Ausfuhr in einem einzigen Monat um viereinhalbmal gestie­gen ist. Es ist nur selbstverständlich, daß die intereffierten Streise bei diesen außerordentlichen öfonomischen Möglichkeiten eine sehr entschiedene Propaganda gegen ein eventuelles Del- Embargo führen.

Wieder ein Nazi- Schandurteil

( E. B.) Vor einem Strafgericht des Ober: Landesgerichts in Breslau fand am Ende des Jahres 1935 wieder ein Hochberratsprozeß ge= gen Sozialdemokraten statt. Die Verhandlung. fand unter Ausschuß der Oeffentlichkeit statt. Die!

Samstag, 4. Jänner 1936

36 Seiten umfassende Anklageschrift legte den der Freitod mißlang, legte er ein Geständnis" 13 Angeklagten Vorbereitung zum Hochverrai ab, wodurch überhaupt erst eine Verurteilung der zur Last. Verurteilt wurden: Paul Siegel und anderen Angeklagten erfolgen konnte. Mit Hilfe Karl Zachan, beide aus Neisse, zu je vier Jahren emes so erpreßten Geständnisses" und auf Zuchthaus, Josef Seipelt zu drei Jahren, Karl Grund der Aussagen des Kriminalsekretärs Pude Hoffmann, beide gleichfalls aus Neisse, zu zwei und des Kriminalassistenten Zug, beide aus Jahren Gefängnis. Die Ehefrau des Erstver- Breslau, denen das Geständnis" die einzige urteilten, Anna Siegel, der mehr als 60jährige Unterlage zu ihrer eidlichen Aussage war, ver­Karl Memel und der Jugendliche Josej Kluger hängte das Gericht insgesamt 8 Jahre Zuchthaus erhielten je Jahre Gefängnis. Wegen Man- und 9% Jahre Gefängnis, gels an Beweisen wurden sechs Angeklagte frei- Die Verteidigung der 13 Angeklagten, die gesprochen. Einer der Freigesprochenen", Rudolf sich fast durchwegs standhaft verhielten, lag in Willinsky, wurde dem Konzentration& den Händen von 8 Rechtsanwälten, die während Lager Lichtenburg überführt. Ein Angeklagter, des Prozesses übereinstimmend erklärten, daß ein Mann in den fünfziger Jahren, wurde der ihre Mandanten während der Vernehmung,.grob art mißhandelt, daß man die Schläge und Schreie behandelt" worden seien, wogegen sie protestiers in der im Parterre des Untersuchungsgefäng- ten. Das Wort ,, mißhandelt" durften die Ver­nisses gelegenen Tobzelle bis in das vierte Stock- teidiger begreiflicherweise nicht aussprechen. werk des Gefängnisses hinauf hörte. Der Miß- Drum wählten sie die Worte ,, grob behandelt". handelte versuchte sich einige Male zu erhängen, Mannhaft ließen sich die Verurteilten abfüh­um sich von den Torturen zu befreien. Als ihm ren.

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Warum flieht Lindbergh?

Muß Hauptmann sterben?

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us neuerer Zeit kenne ich nur einen Fall, daß unter Bruch dieses allgemeingültigen Rechtssakes rückwir­tend nach einem soeben erst eingeführten Gesez Ur­teile( und zwar Todesurteile) gefällt wurden: im hitlerischen Deutschland, als die Gerichte Sozialisten und Kommunisten nach dem im Frühjahr 1933 vers fügten Gesetz über die Bestrafung wegen Attacken ruf Nazis aburteilten, selbst wenn die betreffenden Zusammenstöße im Jahre 1932 Tagen.

Zu diesen Merkwürdigkeiten des Falles selbst kommt folgende: Der Gouverneur von New Jersey, Harold G. Hoffman, von dem man weiß, daß er an Hauptmanns Schuld zweifelt, hat am 27. Dezember erklärt: Mein derzeitiger Eindruck ist, daß ich kein Recht habe, Hauptmann zu begnadigen." Er le­gründet das so: Nach der Verfassung habe ich das Recht, einen Gefangenen innerhalb neunzig Tagen zu begnadigen. Bisher wurde dieser Passus so aus, gelegt, daß diese Neunzigtagefrist begann, wenn elle Möglichkeiten, an Gerichte zu appellieren, erschöpft waren. Meine Rechtsberater sagen mir aber, daß gemeint ist: neunzig Tage nach dem Ergehen des ersten Gerichtsurteils. Danach ist mein Begnadia gungsrecht am 14. Mai 1985 erloschen. Warum ist es bisher so gehandhabt worden, wie man ver­nünftigerweise annehmen muß, und warum sind die Rechtsfachleute im Fall Hauptmann auf einmal ter Ansicht, das Begnadigungsrecht erlösche zu einem Beitpunkt, zu dem in den wenigsten Fällen oder nie die Serie der Berufungs- und Revisionsanträge schon erledigt sein kann?

Wenn der deutsche Handwerker Bruno Richard| unter die Lupe genommen worden.( Hauptmann , Condom hat den Schlüssel zu diesem Hauptmann als Entführer und Mörder des behauptet: Lindbergh- Babys auf den elektrischen Stuhl kommt, all in der Hand und den Schlüssel zu meiner wird zwar ein Menschenleben, nicht aber der Fall Belle.") Ein wesentlicher Punkt des Indizienbeweis eriedigt sein. ses besteht im Ergebnis einer von einem Professor borgenommenen Holzanalyse. Sie ergab, daß die Leiter, die unter dem Fenster des Kinderzimmers ane Haus gelehnt war, aus Holz gefertigt war, das aus der Werkstatt eines Schreiners stammte, bei dem Hauptmann einmal gearbeitet hatte. Daß Haupt­mann dieses Holz von dort mitgenommen, die Leiter angefertigt und benutzt hat, ist nicht erwiesen. Haupt­manns Fußspuren sind auf der Leiter nicht zu fin­den, Das gefundene tote Kind ist nicht erkannt worden( es war nicht mehr erkennbar); es ist nur durch die bei ihm gefundene Kleidung als das Lindberghtindidentifiziert. Merkwürdig ist ferner das Verhalten ( Ein schweres Indiz, kein Beweis.) Die Frage, ob eindberghs. Als er im Prozeß vernommen nicht andere Leute am Verschwinden des Kindes ein wurde, wußte er so gut wie jeder andere, daß das Interesse gehabt haben können, ist nicht untersucht Gericht und die amerikanische Oeffentlichkeit von ihm worden. Glaubhafte Nachrichten aus Lindberghs Um eine fleine Gefte zugunsten Hauptmanns erwarten. gebung haben mitgeteilt, daß der Knabe, der Das Wort von ihm, das man erhoffte, hätte dem gegen drei Jahre alt war, noch nicht Gericht die Möglichkeit gegeben, ein Fehlurteil zu gehen und sprechen konnte; auch der in vermeiden oder doch eine nicht so irreparable Strafe der ganzen Weltpreffe veröffentlichte Diätzettel des wie den Tod auszusprechen; Hauptmann wäre zu Arztes hat bei vielen Befremden erregt: kann es sich lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt worden; eine bei einem Kind dieſes Alters nach diesen Diät- und spätere Aufklärung hätte ihm die verlorenen Jahre Medikamentvorschriften um ein völlig normales Kind nicht wiedergeben, aber ihn für den Rest seines handeln? Die Suche nach Komplizen Hauptmanns Lebens der Welt und seiner Familie wieder zuführen ohne Komplizen war nach der ganzen Sachlage fönnen. Lindbergh hat das Wort nicht gesprochen.. die Tat nicht durchzuführen ist nicht oder ober- Er muß von tiefer Rachsucht erfüllt sein oder bou sein­flächlich durchgeführt worden.

Dieser von der ganzen Welt verfolgte Fall würde Stoff zu einem Roman bieten, so spannend, Ein Kind episodenreich und geheimnisvoll ist er. wird geraubt; ein Freund der Familie Lindbergh zahlt einem Unbekannten 50.000 Dollars Löfegeld; das Kind wird nicht, wie versprochen war, zurück­gebracht, sondern man findet es eines Tages cls bereits stark verweste Leiche an einem Straßenrand; die Polizei feszt Himmel und Hölle in Bewegung, umsonst; der Staat erläßt, weil es sich um das Kind eines Nationalhelden handelt, ein Sonderge fe t, das für Entführung Todesstrafe androht; nach Jahren wird ein Schreiner entdeckt, der einen Zehn­dellarschein aus dem als Lösegeld bezahlten Geld­paket einwechselt; in seiner Garage findet man, ein­gegraben, fast den gesamten Restbetrag; Anklage und Prozeß: der Angeklagte bleibt vom ersten his zum letzten Tag dabei, er sei unschuldig; man weist ihm keine Widersprüche nach, führt einen Indizien­prozeß und verurteilt ihn zum Tode; nach Ableh­nung des legten Revisionsantrages flieht plöglich ber Vater des Kindes, der Nationalheros Lindbergh, mit seiner Familie in aller Heimlichkeit ins Aus­

land.

Der Indizienbeweis ist so fest wie die meisten

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Indizienbeweise; er deutet mit großer Wahrschein Furcht, daß, wenn nicht dieser ihm fernstehende lichkeit auf die Täterschaft Hauptmanns. Es gibt Fälle in der Kriminalgeschichte, in denen objektiv der Was die Urteilsfällung betrifft, so ist zu sagen: Anonyme als Täter amtlich festgestellt ist, eventuell Indizienbeweis hunderprozentig geglüdt war und Urteile werden in USA im allgemeinen nicht auf eines Tages unerwartet ein scharfes Licht auf Leute doch später die Unschuld des Verurteilten sich her Grund fodifizierter Gesetze, sondern fast ausschließ- fällt, die ihm näher stehen.( Was weiß Condom?) ausstellte: der Beweis gegen Hauptmann ist weitlich nach Präzendenzfällen gefällt. Dem subjektiven und nun, da alle Instanzen gesprochen und Haupt­bon dieser hundertprozentigen Schlüssigkeit entfernt Ermessen des Gerichts ist weiter Spielraum ge- manns Gesuche um Wiederaufnahme des Prozesses Er kann keinem gewissenhaften Beurteiler die feste geben. Die Grenze zwischen Mord ersten und abgelehnt haben, das Hinrichtungsdatum festgesetzt lleberzeugung verschaffen, daß Hauptmann der Mord zweiten Grads, zwischen Mord und Totschlag, ist, flieht Lindbergh mit den Seinen heimlich.:: f Täter ist; er erweist nur die hohe Wahrscheinlichkeit zwischen Todesurteil und lebenslänglichem oder einem in aller Stille gecharterten Schiff nach Europa seiner Täterschaft. langjährigem Zuchthaus ist haarfein und sehr vom wie ein Dieb in der Nacht! Als Grund wird ange­Von den vielen Merkwürdigkeiten des Eindruck des Gerichts abhängig. Absichtlicher geben, daß sein anderes Kind eines Tages von einem alles seien folgende erwähnt: Wesentliche Beu- Mord im Sinne europäischer Gesezgebung ist Auto aus photographiert worden ist; er habe Angst, gen sind nicht vernommen worden, so vor allem ein Hauptmann nicht nachzuweisen; ist über zum zweiten Male ein Kind auf die gleiche Weise zu skandinavischer Seemann, der als Freund einer der haupt unwahrscheinlich. Vermutlich ist das geberlieren wie damals den ältesten Sohn. Ein Sausangestellten Aussagen zu machen hatte; feine fundheitlich besonders gefährdete Vorwand: denn jene Aufnahme des Kindes, der Adresse ist der Behörde bekannt gewesen. Die even- kind gestorben, weil es, aus untennt- Mutter und des Kindermädchens ist zwar ohne Ein­tuelle Mitschuld des Hauspersonals ist nicht ernst- nis, nicht richtig behandelt und gewilligung Frau Lindberghs gemacht worden, aber lich untersucht worden. Die Rolle des Dr. Con pflegt worden ist. Die Todesstrafe für die bon Pressephotographen, und das Bild ist auch( in do m, der angeblich die 50.000 Dollars dem Kinds- Entführung selbst war zur Zeit der Tat noch nicht der Hearst- Presse) erschienen. Warum flieht räuber ausgehändigt hat, ist nicht geklärt worden. Gesetz; sie ist eine ausgesprochene er Lindbergh, d. Der Widerspruch zwischen der Tatsache, daß Dr. H. erst aus Empörung über diesen aktuellen Fall Condom den Empfänger des Geldes ursprünglich, eingeführt worden. In anderen Ländern gilt der nicht beschreiben konnte, später, als Verdacht und Sak: Nulla poena sine lege", b. b. eine Strafe Antlage auf Hauptmann konzentriert waren, aber in fann nicht ausgesprochen werden, wenn sie nicht( zu­diesem bestimmt zu erkennen behauptete, ist nicht bor) ausdrücklich auf die betreffende Tat gesetzt war.

Eine traurige Heimkehr

Ankunft eines Verwundeten- Transports im Hafen von Neapel. Eine lange Reihe Sanitäts­autos wartet auf ihre traurige Last.

also Lindbergh? Man kann keinen anderen Grund finden als den: er will unbedingt baben, daß auptmann auf den elefa trischen Stuhl kommt. Deshalb entzieht er fich allen eventuellen Bitten, ein gutes Wort für ihn einzulegen. Dieser Ansicht ist auch Senator M. M. Legan, Mitglied des Rates, der die Kriminalgejez­gebung der USA zu überwachen hat: denn er sagt: Oberst Lindbergh ist wahrscheinlich abgereist, um auf die Begnadigungskommission Eindruck zu machen und sie zu verhindern, Hauptmann Gnade zu era weisen." Logan lehnt es ab, daran zu glauben, Lindbergh sei aus Angst vor der Rache einer Kinds­räuberbande geflohen,( Hauptmann ist keinerlei Be ziehung zu solchen Banden nachgewiesen; das Photo­attentat, das als Erklärung für Lindberghs Flucht herangezogen wurde, ist, wie schon gesagt, nichts weiter als eine journalistische Attade gewesen.)

Lindbergh will durch seine Flucht das Mitleid für ihn, den schwer betroffenen Vater, erneut wach­rufen und den Entschluß der Behörden, Hauptmann hinzurichten, festigen. Er will, daß dieser Mann stirbt. Das ist der Grund dieser Flucht.

Aber warum wünscht er mit solcher Leiden­schaft Hauptmanns Tod? Ist er so felsenfest von seiner Schuld überzeugt und so bornier, daß er stur wie ein alttestamentlicher Jude am Grundsatz ,, Blut um Blut" festhält? Oder ist er unsicher und will den Fall endlich, endlich dadurch erledigt haben, daß vor der ganzen Welt einer als Täter festgestellt und die Tat durch eine Hinrichtung era ledigt und verrechnet wird? Und, wenn er unsicher ift: ist es nur eine allgemeine Unsicherheit, oder fürchtet er, durch einen Nichtabschluß des Falles fönnte eines Tages ein Standal entstehen, der ihn und seine Kreise in Mitleidenschaft ziehen würde?

Fürchtet er, man könnte eines Tages sagen: Hier endet der Fall Hauptmann und begann der Fall X? W. K. Bern.