Sosialdemokra

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DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEI IN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK

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16. Jahrgang

Der feige Schurkenstreich der Kulturträger"

,, Eine woh überlegte

Dr. Hylander

Sonntag, 5. Jänner 1936

und gewollte Tat"

schildert den bestialischen Mord an Kranken und Verwundeten Addis Abeba  . Der Chefarzt der schwedischen eingelangte Pressemeldungen aus Addis Abeba  Krankenambulanz in Abessinien Dr. Sylan ergänzt.planetmušas Dr. Hylander führte u. a. ans, das zwei daß Verletzte, die im Augenblick des Bom­

der, der zusammen mit Dr. Smith, der sei­ner Ambulanz zugeteilt ist, in einem Sonder= flugzeug in Addis Abeba   eintraf, schilderte dem Reuter- Korrespondenten den Verlauf des Bom­bardements, bei welchem auch die schwedische Am­bulanz getroffen wurde. dam isd nobno! Dr. Hylander behauptet, daß es sich dabei um eine wohl überlegteund gewollte Tat der italienischen Flieger handelte.

Schon einige Tage vor dem Bombardement, führte der Chefarzt aus, schossen italienische Flug­zeuge mit Maschinengewehren in die nächste Um­gebung der Ambulanz. Am Tage des Bombar­dements, morgens, als ich mich gerade im Operas tionssaal befand, wurden wir plößlich von einem Bomben und Maschinen= gewehrfugelregen überschüttet.

Als ich aus der Ohnmacht erwachte, sah ich rings um mich eine schreckliche Szene des Blutvergießens, eine große Zahl von Dolen, Sterbenden und Verwundeten die rings herumlagen. Das Schreien und Stöh nen der Verwundeten, gemischt mit dem Krachen der brechenden Pfeiler der Zelte, vermehrten noch das Grauen dieser Szene.

Der Verantwortliche

bardements anf dem Operations: tisch lagen, anf der Stelle in Stude gerissen wurden.

bon Verletzten wurde durch den Lehm fast voll­ständig verschüttet, den die italienischen Bomben aus der Erde rissen und in große Höhe schleu­derten.

Nach dem Bombardement trat Ruhe ein, dann waren aufs neue das Motorengeräusch sich nähernder Flugzeuge und die Einschläge des Maschinengewehrfeuers in den Zelten zu hören. Bei dem Bombardement sollen 28 Kranke und etiva 50 Mitglieder des Pflegepersonals auf der Stelle getötet worden sein.

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Nr. 4

Die Deutschen  und Europa  

Von Dr. E. Franzel

• II.*)'

Die Form des Zusammenlebens und Zusam menwirkens, die dem preußisch- hitlerdeutschen Imperialismus entgegenzustellen wäre, ist nicht ohne historisches Vorbild, sie braucht nicht einfach tonftruiert zu werden. Europa   und die Deutsren brauchen sich nur auf das zu besinnen, was or Preußen da war.

Das Reich und Preußen

Ein schwedischer Samariter seinen Wunden erlegen Addis Abeba.  ( Renter.) Ein Mit­glied der schwedischen Ambulanz, die Montag von italienischen Flugzengen bombardiert worden war, namens Lundstrom, ist seinen Vereine Sonderstellung, mit der man als einem Bo legungen erlegen. In den früheren Nachrichten war Lundstrom nicht unter den Verletzten an­geführt gewesen.

Und wieder Bomben auf ein Spital!

Die Deutschen   haben ja seit je in Europa  blem rechnen muß, ob man dieses Problem ange nehm findet oder nicht. Die Deutschen   sind jahr­hundertelang die Hauptträger europäischer Ge­schichte gewesen. Vom 10. bis zum 13. Jahr­hundert haben sie die unbestrittene Führung des Abendlandes gehabt, bis zum 16. Jahrhundert bleiben sie ein beherrschender Faftor und immer noch die Herren in Mitteleuropa  . Sie sind bis an Addis Abeba  . Ein Kommu die Schwelle des 19. Jahrhunderts Kolonisten und niqué der abessinischen Regierung be. Stolonisatoren des Ostens und Südostens Europas  , sagt, daß Samstag früh die ägyptisch- vielfach herbeigerufen von den Fürsten der Ge­abessinische Rote- Kreuz- Ambulanz bei biete, die sie besiedelten. Von daher sind die gio­Daghabur von italienischen Flugzeugen ßen deutschen   Volksgruppen an der Wolga   und an bombardiert und aus Maschinen- der Donau  , im Baltikum   und in Siebenbürgen  , in gewehren beschossen wurde. Die Am. bulanz wurde schwer beschädigt, doch sind keine Menschenleben zu beklagen. Daghabur, in dessen Umgebung die Ambu­lanz beschossen wurde, wurde in den letzten Wo­chen häufig bombardiert, da es ein dedeutsames Abwehrzentrum der Abessinier bildet, das am Ostflügel der Südfront vorgescho­ben ist. Die Abessinier behaupten, daß diese Bom­bardements keine Menschenleben forderten.

,, Diktaturen eine Weltgefahr"

Ueber sich selbst teilt Dr. Hylander mit, daß Es ist absolut unmöglich, genau anzugeben, er sich nach dem Bombardement lange Zeit in wie viele Bomben geworfen wurden, doch dürften halbbewußtlojem Zustand befand, infolge des ihrer wahrscheinlich 20 gewesen sein. Das un- Rauches fast erstickte und infolge des Strachens unterbrochene Maschinengewehrfeuer der Explosionen fast ertaubte. Eine große Zahl ließ die Erde hoch aufsprizen. Man kann sagen, daß unsere gesamten Vorräte vernichtet wurden und daher mußten wir seit dem Bombardement zu den primitivsten Methoden bei der Behandlung unserer Verwundeten unsere Zuflucht nehmen. Dr. Hylander erklärte weiter, seiner Ansicht nach gebe es überhaupt keine Entschul­digung für das Bombardement der Ambulanz, da ihre Zelte durch das Rote Kreuz, das sehr gut sichtbar war und vollständig den Vorschriften der internationalen Konvention des Roten Kreu­zes entsprach, deutlich gekennzeichnet war. Die Behauptungen der Italiener, daß sich die Führer und die Mannschaften abessinischer Abteilungen in unserer Ambulanz versteckten, entbehren jeder Grundlage. Nicht einmal die Mitglieder der Begleitung des Ras Desta befanden sich in unse rer Ambulanz.

Roosevelt   kündigt volle Neutralität in allen künftigen Konflikten an

Washington  . In dem außenpolitischen Teil seiner Neujahrsbotschaft, die Präsident Roosevelt   am Freitag nachts persönlich dem Kon greß vortrug, unternahm Roosevelt   einen scharfen Borstoß gegen die autoritären Regime in Europa  , die eine große Aggressivität an den Tag legen und eine ernste Gefahr für den Frieden darstellen.

Für Amerika   selbst kündigte Roosevelt   für den Fall eines künftigen Krieges strenge Neutralität und das Verbot der Belie ferung beider Streitteile mit Waffen sowie über­haupt mit amerikanischen   Erzeugnissen an, soweit sie den. Durchschnitt der Lieferungen in normalen Zeiten übersteige.

Roosevelt   hob die gutnachbarlichen Be- gerischen Annahme zurückgekehrt, daß sie allein Das im Operationssaal anwesende Pflege- ziehungen unter den Staaten des amerikanischen   ausersehen seien, die Mission der Zivilisation zu personal erklärt, daß die italienischen Flug Sontinents hervor; im Gegensatz hiezu deuteten vollführen. seit dem Jahre 1933 die Stimmung und die staffeln sehr niedrig flogen, Biele der Häupter zahlreicher großer Nationen wahrscheinlich weil sie wußten, daß sie unse in Europa   nicht den Weg zum Frieden an, ja rerseits eine Schüsse zu befürchman müsse von dieser Seite einen ,, w a chien den bösen willen, weiters auf den An= ten hatten. griff abzielende Tendenzen, Tendenzen, anwachsende Rüstungen und leidenschaftlich aufgepeitschte Ge­müter, furz eine Tendenz zur Kenntnis nehmen, die an und für sich Elemente in sich schließt, die zu der Tragödie eines allge= meinen Krieges hinführen."

Die ,, Wilden"

Zahlreiche Völker anderer Erdteile, be­sonders kleine und kleinste Völker, seien fried­

den Sudeten   und in Polen   verblieben. Sie haben zugleich im Westen Land abgeben müssen, von das und in der Schweiz  . Sie waren jahrhundertelang her rühren die deutschen   Voltsgruppen im Elsaß  ein bindendes und kulturbringen des, ein friedliches und brüder liches Element in Europa  .

Die Form, i. der das Deutschtum damals po­litisch wirkte, war das alte Reich. Dieses Reich war auf dem föderativen Prinzip, auf weit­gehender Autonomie und Gleichbered tigung der Teile aufgebaut. In der Hand der Fürsten   wurde die Autonomie der Teile am Ende zum Verhängnis des Reiches. Aber rin Jahrtausend lang hatte das föderative und auto­nomistische Prinzip es ermöglicht, daß in diesem Reiche die Völker von Flandern   bis Livland  , hon Holstein bis Toscana  , von Burgund   bis Ungarn  , friedlich beieinander lebten. In diesem Reich gab es ein freies und gesichertes Königtum Bh  men, waren achimal die gekrönten böhmischen Könige zugleich erwählte Kaiser, und Prag   Haup. stadt des Reiches. So veraltet und lächerlich das Heilige Römische Reich   auch war, als es sich endlich auflöfte, so war sein föderatives Prinzip doch ras einzig dentbare europäische Orga nisationsprinzip überhaupt.

L

Daß dieses Reich durch Preußen gesprengt, durch Preußen abgelöst wurde, war die Ka.a strophe Europas   und des deutschen   Volkes. Ter Der Weltfriede und die Weltfreundschaft letzte Vertreter des alten habsburgischen Reichs­werde von zehn bis fünfzehn Prozent der gedankens, der Erzherzog- Thronfolger Frenz Weltbevölkerung verhindert. Deshalb ver- Ferdinand d'Este, hatte so unrecht nicht, wenn r fagen alle Bemühungen nach Abrüstung, des- 1913 sagte:„ Der Egoismus Preußens sägte den halb werden die Rüstungen zu Lande und in Aft ab, auf dem wir saßen, aber er wird den der Luft ungeheuer verstärkt. Amerika   ver- Hohenzollern   kein Glück bringen. Preußen üter­suche, seinen moralischen Einfluß geltend zu nahm als beneficium inventarii den Antagonis­machen gegen die Unterdrückung, Diskri- mus Frankreichs  , den es zum gefährlichen Genn minierung, Unduldsamkeit und Autokratie sowie faz der ganzen Welt ausbaute. Der deutsche für Redefreiheit, für Gleichheit vor dem Ge- Geist, zielbewußt und methodisch, von nicht er­fet, für religiöse Toleranz und für die Herr- lahmender bewunderungswürdiger Energie wäre schaft des Volkes. zum Größten berufen. Der preußis Ameritas Politik sei klar und folgerichtig. i che imperialistische Machtgedan liebend. Eben deshalb müßten die Herrscher Ez strebe eine Begrenzung der Rüstungen und zwängt ihn in gefährliche Bahnen: er dieser Nationen stets sorgsam die heutige eine friedliche Lösung von Streitigkeiten zwischen läßt den Deutschen   nicht die Frist zu ihrer vonen oder eine kommende Möglich allen Völkern an und verfolge eine doppelte Entfaltung. Preußens Sieg war ouch darum n feit eines Einfalles oder eines Neutralitätspolitit: erstens durch Unglück, weil er die föderative Entwicklung ab­Angriffes im Auge behalten, der durch die ein Verbot der Ausfuhr von Waffen und Muni- schnitt. Das föderative Prinzip, tas Oberhäupter anderer Staaten verübt wer­den könnte, die nicht gewillt feien, ihr Scherfion an Striegführende, zweitens durch eine Ver- unter Habsburgs   Herrschaft das Prinzip Deutsch­den könnte, die nicht gewillt seien, ihr Scherf hinderung der Benüßung amerikanischer Erzeug- lands geworden wäre, hätte sich von selber au f lein zu den Prinzipien der Verbesserung des nisse durch Kriegführende über den normalen Oesterreich übertragen; damit wäre Menschengeschlechtes beizutragen. Friedensbedarf hinaus zur Erleichterung ihrer Desterreich stark und lebensfähig geworden." Was da 1913 über das Verhängnis des Wir hoffen, erklärte Roosevelt  , daß wir preußisch- imperialistischer Machtgedankens gesagt nicht an der Schwelle eines neuen Welt- wurde, gilt auch heute noch. Das euro­frieges stehen, aber wenn wir einem Kriege päische Verhängnis begann mit dem Aufstieg gegenübergestellt werden, so wird Amerika Preußens unter Friedrich II.  , es seẞt sich fort durch eine geordnete Neutralität über Metternichs verfehlte Politik gegen Napo­und durch eine angemessene Landesverteidigung leon, es vollendet sich 1866 auf den Höhen von bemüht sein, sich vor der Verwicklung in einen neuen Krieg zu bewahren.

achten das Rote Kreuz! Der Sonderkorrespondent des Reuters  Bureaus war der einzige Journalist., der bei der Landung des greßen Flugzeuges, das die schwe= dischen Aerzte und mehrere andere Verletzte an Bord hatte, auf dem Flugplatz in Addis Abeba  arwesend war. Baron von Rosen, der das Flug= zeug lenkte, erzählte dem Reuterkorrespondenten nach der Landung, daß er und seine Genossen nach der Landung an der Südfront langsam weiter gingen, wobei sie mit einer großen Roten Kreuz­Fahne winkten. Während des ganzen Weges er­blidten sie, in Gebüschen versteckt, Eingeborene, die mit den Gewehren auf sie zielten. Von Rosen, Die Nationen, die eine. Ausdehnung ihrer welcher die Eingeborenensprache beherrscht, redete Gebiete oder eine Wiederguimachung des ihnen diese Eingeborenen an und, nachdem er ihnen er- in früheren Kriegen zugefügten Unrechtes oder flärt hatte, daß es sich um eine Rettungserpedi- Märkte für ihren Außenhandel juchen  , zeigen tion handle, gestatteten sie den Schweden   näher- leider nicht die erforderliche zukommen und geleiteten sie sodann an ihren Geduld, um vernünftige und legitime Ziele durch friedliche Unterhandlungen oder durch einen Bestimmungsort. Appell an die besseren Instinkte der Weltgerech­tigkeit zu erreichen, und seien zu dem alten Glau­ben an das Gesetz des Schtvertes und zu der trü

London.( Tsch. P. B.) Das Bild des Bom­bardements, das sich gegen die schivedische Ambu­lang richtete, wird durch verschiedene, in London  

Kriegführung.

* Siehe den Artikel in Nr. 2 vom 3. Jänner 1936