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Samstag, 11. Jänner 1936

Braunes Massenelend

18,5 Prozent Bedürftige im Dritten Reich

dürftige verteilt.

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Wenn auch die Nazis selbstverständlich die Leistungen ihrer Winterhilfe möglichst großartig erscheinen lassen möchten, so haben sie natürlich

Nr. 9

Grazianis Offensive beginnt

Addis Abeba . Bei Dolo ist es zu sehr heftigen Kämpfen gekommen, wobei es auf beiden Seiten bedeutende Verluste gab. Nach einigen Meldungen sollen die Italiener um mehrere Kilo­meter vorgerückt sein. Ras Desta habe um Ver­stärkung ersucht. Ungefähr 35.000 abeffinische Soldaten sind im Vormarsch nach Sidomo und kommen dem Ras Desta zu Hilfe. London.( Reuter.) Die Telegramme aus

zeichneten, wie es scheint zu, daß die Italiener

im Jahre hunderte, ja tausende Interventionen durchführt, der sich kurz und gut um alles tüm mert, was in der Partei vorgeht. Man denke nur daran, was er in den letzten Jahren für die Presse der Partei geleistet hat. Er ist seit dem Jahre 1929, seitdem Genosse Dr. Czech in die Regie- Während der Leipziger Sender tagtäglich auch das zwingende Interesse, die Zahl der Be­rung eintrat, der Herausgeber unseres Zentral- und mit sehr häufiger Zitierung der Pra- dürftigen, die sich nicht aus eigenen Mitteln satt organs, er ist Mitglied und die Seele des Presse- ger Morgenpost" des Verlags Mercheffen können, möglichst herabzudrücken. So wird ausschusses, auf dem alle Sorgen für unsere über die Not in unseren Randgebieten zetert, haf die von Hilgenfeld angegebene Zahl der Bedürf­Parteipreffe lasten. Seit Dr. Czechs Ministerschaft der oberste Leiter der Nazi- Winterhilfe, Pg. Hil- tigen feinesfalls über die Wahrheit hinausgehen, ist er auch der Vertreter der Partei in der Inter- genfeld, öffentlich eingestanden, daß nicht weniger eher darunter liegen. Aber nehmen wir sie als nationale. Er ist es, der in der Tat mit Parteivorsitzenden Dr. Czech alle Sorgen der als z wölf Millionen ,, deutscher Volts richtig an, so besagt sie nicht weniger, als daß abeffinischer Quelle geben, obwohl sie behaupten, Partei teilt, an den sich alle wenden, die von der genossen" von dieser Sammelaktion unterſtützt bolle 18,5 Prozent der reichs dent- daß die Abessinier bei Kerelle einen Erfolg ver­Partei etwas wollen und für die er alle in seiner werden. Sie hat bisher, ſagt Hilgenfeld, u. ten Hitlerwinter darauf ange vorgerückt sind und daß Ras Desta Verstärkun­großen Geduld eine Antwort und einen Rat übrig 12 Millionen Meterzentner Kartoffeln an Be- wiesen sind, Lebensmittelspengen anfordert, was keineswegs auf einen abeſſi­den sich schenken zu lassen. Diese nischen Sieg hindeuten würde. Nichtsdestoweniger Tatsache beleuchtet die wirkliche Leistung" der waren die Bewegungen des Ras Desta bis zu Nazidiktatur allerdings ganz anders als ihre stän- einem bestimmten Maße von Erfolg gekrönt, da dige Selbstverherrlichung. seine Manöver den General Graziani veranlaß­ten, einige Abteilungen umzugruppieren und starfe im Zentrum und im Osten der Ogaden­Front operierende Einheiten abzuberufen, durch welche Umgruppierung die Fortsetzung des italie­nischen Vormarsches in der Richtung auf Dschid­fchiga und Harrar erschwert wurde. Die Armee Grazianis, welche Ras Desta gegenübersteht, seizt sich, wie der Berichterstatter des Reuterbüros aus Mogadiscio meldet, größtenteils aus weißen Truppen zusammen, denen Askari- Bataillone zugeteilt sind. Die Truppen Destas sind nicht so stark, wie die Italiener anfangs geglaubt haben. Die Italiener sind überzeugt, daß der Versuch des Ras Deita, den italienischen linken Flügel zu umfassen, gescheitert ist. Die Abessinier versuchen, wie verlautet, ein anderes Flankenmanöver, und zwar in der Richtung auf Ual- lal, doch mußten wegen Mangels an Wasser in diesem Gebiet die abessinischen Streitkräfte auf der erwähnten Linie vermindert werden. Nichtsdestowertiger dürften das italienische Oberkommando beabsichtigt, zum sie den großen italienischen Vormarsch, wie ihn Stehen bringen.

hat. Seine große Arbeitskraft quillt aus seinem tiefen sozialen Empfinden, die Leiden der deut­schen Arbeiter insbesondere seit dem Anbruch der großen Wirtschaftskrise haben ihn tief bewegt und spornen ihn immer wieder an, Hilfe zu suchen und Hilfe zu leisten. Auch die deutschen und österreichischen Emigranten können erzählen, mit welcher Wärme und Energie er sich ihres Schick­fals angenommen und wievielen er geholfen hat. Taub arbeitet aber auch nicht nur am grünen Tisch, er hält nicht nur im Sekretariat alle Fäden der Bewegung zusammen, er geht oft und oft als Redner in Konferenzen und Versammlungen der Partei und versteht es, durch die Wärme und Ueberzeugungskraft, die aus tiefem jittlichen Empfinden hervorkommt, die Menschen mitzu­reißen. Es ist wahrhaft das Bild einer umfassen­den Tätigkeit, einer unerhörten Geschäftigkeit und eines Fleißes, wie man ihn nur bei wenig Menschen beobachten kann, einer fruchtbaren und wahrhaft segensreichen Arbeit, die uns aus dem Leben und der Tätigkeit des nun Sechzigjährigen entgegentritt.

Wir haben uns darauf beschränkt, nur eine furze Skizze des Lebens und ein flüchtiges Bild der Arbeit des Genossen Taub zu geben. Jedes Wort, das wir hier schreiben, ist dem Jubilar in seiner übergroßen Bescheidenheit zu viel. Aber die Partei hat ein Recht darauf, daß unserer Parteimitgliedschaft und unserer Jugend, aber auch der gesamten Oeffentlichkeit das Bild eines borbildlichen Sozialdemokraten und Vertrauens mannes der Arbeiterbewegung hingestellt wird. Alle Worte, ihm zu danken, erscheinen uns, die vir ihn kennen und die seine unerhört große Leistung für die Partei zu schäzen wissen, seinen Bienenfleiß, seine Opferfreude, seine große Be gabung, seine hohe Sittlichkeit, sein warmes Ge= fühl für alle Bedrückten, zu schwach und deswegen wollen wir ihm einfach und schlicht, wie es seinem Wesen entspricht, sagen, daß wir ihn Tieben, daß wir den Wunsch haben, er möge der Partei noch viele, viele Jahre seine unersetz­liche Kraft zur Verfügung stellen und uns weiter führen auf dem Wege in eine hellere Zukunft. Wir werden ihm freudig folgen!

Die Schweiz gegen Devalvation

Bern. Der Nationalrat beschloß mit 120 bürgerlichen gegen 55 sozialdemokratischen Stimmen, das Finanzprogramm zu genehmigen, das das Budget ausgleichen soll. In seiner Rede über das Finanzprogramm erklärte Bundespräsi­dent Meyer, Vorsteher des Finanzdeparte­ments u. a.: Der Bundesrat steht einer A b= wertung der Währung mit aller Entschieden­heit entgegen und hält sie für einen unmög= Ii chen Weg, um aus der Krise herauszukommen.

Keine Gefahr für die

für die Demokratie

Koalition bleibt

In einer Betrachtung der gegenwärtigen politischen Lage befaßt sich das Právo 21= du" mit den Gerüchten, welche in verschiedenen Zeitungen über kommende politische Veränderun­gen enthalten sind und schreibt dazu:

Die Koalition der Regierungsparteien, die seit dem Jahre 1929 arbeitet, kann durch keine andere Koalition ersetzt werden, und selbst wenn wir ihre Tätigkeit nicht übereinstimmend beurtei­Yen würden, ist es unleugbar, daß sie in der Re­ publik innere Ruhe, bürgerliche Freiheit und De­mokratie/ zu erhalten vermochte und es verstand sich über die dringendsten Fragen des staatlichen und öffentlichen Interesses zu einigen. Auch wir kennen die Tätigkeit jener Leute in der Agrar­partei, denen manches von Faschismus sympathisch wäre, allein wir vergessen nicht, daß ihnen die Agrarpartei in bewegten Zeiten nicht unterlag. Heute, wo die Sonne wieder auf der demokrati­schen Seite des Zaunes zu scheinen beginnt, kann man ernstlich von einer derartigen Gefahr nicht

reden.

fratie allein nicht erhalten. Aber die zwei größten bürgerlichen Parteien haben sich zu demselben Glauben bekannt. Daraus erfließt die Lehre, daß wir uns nicht bestreben sollen die Demokratie ein­zig und allein durch irgend eine Arbeiterfront zu erhalten, sondern, daß wir zu diesem Zwecke wie bisher die breite Stoalition aller demokratischen Parteien benüßen sollen. Aus allen Prüfungen und Versuchen entwickelte sich zum Schluß eine große ausgesprochene demokratische Mehrheit, entschlos­sen fest zu regieren und zu den am solidesten ge­gründeten Regierungsformen in Europa gehörend. Im Slovenský Denit", dem Hodža nahe stehenden Blatt der slowakischen Agrarier, wird über den Jänner- Kongreß der Republikanischen allen jenen gegenüber führen wird, welche an der Partei geschrieben, daß er eine flare Sprache ungeschwächten Kraft des demokratischen Gedan­tens und dem Gewicht der breiten Volksmassen im tschechoslowakischen Agrarismus gezweifelt Markstein in unserer inneren Politik werden, haben und der Kongreß wird ein bedeutsamer welche auch weiterhin auf den Wegen der Zu­sammenarbeit und der Konzentration der kon­struktiven Elemente in unserem Staate zwecks innerer und auswärtiger Feſtigung der Republi schreitet." Das Blatt führt dann weiter aus, daß die verantwortlichen Faktoren der Partei die Not­wendigkeit der engsten Zusammenarbeit der Re­präsentanten aller Elemente der breiten Massen des Volks sich bewußt sind und keine grund­

äbliche Aenderung der inner­politischen Konstellation borberei ten. Aus dieser Stimme des slowakischen Agrarblattes ist zu sehen, daß das slowakische Element innerhalb der Agrarpartei auch weiter hin das mäßigende Element in dieser Partei und das Gegengewicht gegen den rechten Flügel dar­stellt.

Negus meldet Beute

Meldung besagt, daß bei den letzten Kämpfen zwis Addis Abeba ,( Reuter.) Eine abessinische ichen Militärabteilungen des Gouverneurs Bali und italienischen Abteilungen in einer Entfernung von zirka 50 Meilen westlich von Gorahai von den Abessiniern sechs italienische Tanks, neun Ma­schinengewehre und Munition erbeutet wurden.

Der Bankier des Todes

Washington.( Reuter.) Auf Grund der Zeu genaussagen, welche im weiteren Verlaufe der Verhandlungen vor dem die Waffenlieferungen untersuchenden Senatsausschüsse gemacht wurden, sind 84 Prozent des Kriegsmate= rials, welches die Verbündeten in den Verei­ nigten Staaten vor dem Eintritt derselben in den

Aehnlichen Optimismus äußert Ferdinand Peroutka in der Zeitschrift" Přitomnost": Durch Europa schleicht ein Gespenst mit der wil­den und unbarmherzigen Seele des Höhlenmen­schen: der Faschismus. Er sucht, was er verschlin­den könnte. Einige Zeitlang war die Frage, ob wir gelinde gesagt nicht auch in seine Sphäte einbezogen werden oder weniger zart aus­gedrückt, ob nicht auch wir gegenseitig im Bürger­Krieg angekauft haben, durch Vermitt triege uns an die Gurgel fahren werden. Zwei Iung I. P. Morgans geliefert worden. In faschistische Diktaturen in unmittelbarer Nach­den drei Vorkriegsjahren wurden aus den Ver­Der Präsident der Republik empfing Freitag einigten Staaten Waffen und Kriegsmaterial barschaft und vernichtender Einfluß der Wirt­den Minister für Nationalverteidigung F. Ma ch für 12534 Millionen Dollars er schaftskrise auf die Psychologie der Bewohner nik mit dem Generalinspektor General Sy= portiert, in den Jahren 1915, 1916 und das war keine Kleinigkeit... Aber langsam wird ro v ý, mit dem Untergeneralstabschef General 1917 aber für 21873 Millionen Dol­es nicht mehr notwendig sein, Bulletins über den Husárek und mit dem Ministerialrat Dr. I a r, demnach mehr als zehnmal soviel. Auf Gesundheitszustand unserer Demokratie heraus- orel vom Ministerium für Landesverteidigung das Ersuchen, den Einfluß der Kriegsgeschäfte auf in Anwesenheit des Vorstandes der Militärkanzlei die Bevölkerung Amerikas einzuschätzen, ewiderte zugeben: Temperatur und Puls normal. Es des Präsidenten der Republik General BI á ha. 3. P. Morgan: Die Amerikaner wollten diese scheint entschieden zu sein: wir bleiben Demokra- Es war dies die erste der nunmehr regelmäßig Geschäfte, sie wollten sich aber nicht ihnen zuliebe ten. Die Sozialisten würden vielleicht die Demo- stattfindenden Militäraudienzen. in den Krieg einlassen.

UNSER GESICHT

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Roman von Karl Stym

Copyright by Eugen Prager- Verlag, Bratislava

,, Die Schottergrube da draußen ist im Betrieb. Es arbei­ten aber nur Italiener. Ich sitze oft stundenlang hier am Fenster und sehe zu. Das darf auch ich!"

Später kommt die Mutter aus dem Schlafzimmer. Ich er­schrecke, so alt ist sie geworden.

,, Fritz, endlich kommst du nach Hause?" ,, Ja, Mutter!"

Tränen hocken dicht hinter meinen Augen. Sie schmerzen unsinnig, weil ich sie nicht weinen darf.

Mutter fragte nach diesem und jenem und ich weiß nicht, was ich dieser alten Frau sagen soll. Die vier Jahre haben aus ihr eine Greisin gemacht und was das furchtbarste ist, sie ist mir fremd geworden. Ich möchte so gerne ihre Hände streicheln, doch eine bange Verzagtheit hält mich

zurück.

Sie sitzt noch lange an meinem Bett und erzählt von der Zeit, die ich fort war. Ihre Stimme ist müde und tut mir weh. Ich war die ganze Zeit über bemüht, meine Hände so wenig wie möglich sehen zu lassen. Aber Mütter sehen an ihren Kindern alles.

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,, Fritz, du bist nicht angestellt?! Deine Hände sind hart und hast du dir weh getan?"

,, Ein bißchen!"

,, Armer Junge!"

Mutter frage nicht mehr. Quäle nicht uns beide! Und schließlich hast doch du mich in diese Welt gestellt... Ich presse mein Gesicht in den Polster. Mutter! Mutter!

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Vater ist noch immer der gleiche. Die Untätigkeit, zu der ihn seine Pensionierung zwingt, läßt er allen deutlich füh­len. Wir beide verstanden uns nie besonders aufeinander,

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und jetzt noch viel weniger. Er kann es mir nicht verzeihen, daß ich nicht angestellt bin und dadurch seine diesbezüg­lichen Hoffnungen zerstört habe.

Die Schwester geht mit eingezogener Brust und gelbem Gesicht umher. Sie ist in einer Glasfabrik beschäftigt. Die Arbeit hat ihr förmlich die Geschlechtlichkeit genommen. Nur der wiegende Gang erinnert in ihr an das Weibliche, sonst möchte man meinen, einen sehr mageren Jungen vor sich zu haben.

Ich gehe in die Stadt.

Bei Tag sehen die Häuser, Parks und Straßen etwas freundlicher aus, aber trotzdem habe ich das Gefühl, eine riesige Spinne hocke darüber und jeder, der mir begegnet,

ducke sich unter den Klauen.

Am Kai bleibe ich stehen und sehe zu den Fenstern über den Kanal hinüber.

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Es ist doch komisch, über welche Kleinigkeiten man im Leben stolpert. Und gerade solche Kleinigkeiten wühlen in uns am stärksten. Hinter diesen Fenstern dort wurde ich geboren, ging die ersten Schritte und es ist doch Blöd sinn, sich selbst zu quälen... Ein Straßenbahnführer ruft mich an. Ich sehe in ein be. kanntes Gesicht.

,, Komm'' rauf auf meinen Kasten!"

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Es ist Bauer, der mit Vorzug maturierte und jetzt Tram­führer ist. Er schimpft über die Zeit, das Studium und über das ganze zweibeinige Gesindel, aber zwischendurch bemerke ich, daß er allen Göttern dankbar ist, daß er den gelbroten Kasten durch die Stadt fahren darf.

Es ist fast Mittag, als ich aus Bauers Wagen klettere. Ich habe auf billige und obendrein bequeme Art in drei Stunden die ganze Stadt gesehen. Es ist doch gut, Freunde zu haben, auch, wenn sie nur in blauer Kluft stecken...

Abends sitzen in der ,, Paradeisstube" fünf Maturanten des Maschinenbaufaches, aber kein einziger tatsächlicher Techniker. Rand ist Altwarenhändler, Bauer Straßenbahn­führer, Meier Zugsführer bei der Wehr, Modelack ohne Be­schäftigung und ich Bergarbeiter,

Rand ist sehr splendid, fast, als wolle er damit etwas gut­machen. Als Student war er fanatischer Schöngeist. Jetzt aber scheint er sich seines Stammbaumes erinnert zu haben, hat einen schmierigen Lüsterrock aus seines Vaters Jugend­zeit angezogen und handelt als rassereiner Jude mit altem Zeug, haut die vertrauende Menschheit übers Ohr und lebt dabei sehr gut. Immerhin ist das auch besser, als ein arier­begeisterter, nichtarischer Hungerleider zu sein, wovon noch keiner satt geworden ist.

Modelack riecht Konjunktur und ,, borgt" sich für einige Wochen hinaus Zigaretten. Das ,, Borgen" ist überhaupt sein Element, schon als Student. Ich glaube, er hat sich selbst ausgeborgt, aber anscheinend das Pech als Gläubiger mitbe­kommen. Er ist ein armer Teufel und noch dazu ein wenig exzentrisch. Vor einigen Jahren las ich in einer Zeitung eine sehr große Dummheit von ihm. Er ,, borgte" sich in der Nacht eine Maschine aus dem städtischen Flugzeugschup­pen und wollte sie mit seinen dürftigen Chauffeurkenntnis­sen in die Höhe bringen. Das Ding aber war sehr störrisch und bohrte sich in einen Heuhaufen hinein. Resultat: eine verbogene Maschine, ein beträchtlicher Sachschaden und hinterdrein auch noch ein etwas ungemütliches Quartier. Modelack verteidigte sich mit seiner Notlage und behaup­tete, durch einen eventuell gelungenen Flug die Leute auf sich aufmerksam machen zu wollen. Der verständnislose Richter meinte aber, ein Zeitungsinserat hätte das gleiche getan und wäre jedenfalls weniger kostspielig und dumm gewesen. Daß aber Modelack einer Jause vor einem aus­sichtslosen Inserat den Vorzug gibt, war für das Paragra­phengehirn über dem Talar zu plebejisch gedacht.

Der Abend wird uns allen zu einem Erlebnis. Wir wer­den um vier Jahre jünger und sind ausgelassene Studen­ten. Modelack bestreitet fast allein die Unterhaltung. Wir andern haben mit Lachen genug zu tun. Sein Magen hat keinen Boden und sein welkes Gehirn ist ein staubtrockener Schwamm. Er versichert immer wieder, zuletzt sogar mit Tränen in den verschwommenen Augen, er habe seit vier Jahren nichts Schöneres erlebt und wäre sofort bereit, sein Flugzeugexperiment von neuem zu versuchen,